Meine Schwiegermutti....

[ErikaS]

Liebe Melin,
mit den Sachen durchsehen ist so eine Sache. Ich habe da auch meine Probleme mit. Als ich jetzt da war, habe ich nur ein kleines Notizbüchlein mitgenommen. Es bedeutet mir was, die Handschrift meiner Mama zu sehen, anzufassen das was sie so behütet. Stehen zwar nur Geburtstage drin(das war so ein Steckenpferd, sie kannte alle Geburtstage von Verwandten und Bekannten), aber sie hat es gehütet 60 Jahre lang. An den anderen Sachen hängt ja auch meine Erinnerung dran, meine Kindheit. Einiges möchte ich schon mitnehmen. Mal shen wie ich mich mit meiner Schwetser einige.
Als meine Schwiegermutti starb, konnten wir lange ihre Wäsche nicht wegrmachen. Nach einer Weile haben wir ihre Lieblingskleidungsstücke in einen Koffer gelegt und den Rest haben wir dann entsorgt. Es war dann wie: ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Nur ihren Kalender, den sie jeden morgen einen Tag weiter gestellt hat, den können wir bis heute nicht abhängen. Der hängt noch so, wie sie ihn an ihren letzten Tag gestellt hat.
Ist schon manchmal komisch. Manche schmeißen gleich alles weg. Eben jeder wie er es verkraftet.

Liebe Grüße
Ilona

[HeikeW.]

Ja, ihr habt so recht. Der Ehemann meiner Schwiegerma hat z.B. fast alle Sachen schon vor ihrem Tod weggeräumt. Mir und meiner Schwägerin hat er nach der Trauerfeier Schmuck von ihr gegeben. Den trage ich jetzt fast jeden Tag und denke immer wieder an sie. Die Sachen allerdings, die sie im Heim hatte stehen noch so zusammen gepackt, wie wir sie abgeholt haben. Ich kann sie nicht wegräumen. Es sind eigentlich viele Sachen für den Müll. Die Anziehsachen sind alle hinten aufgeschnitten, weil sie sie ihr sonst nichtmehr anziehen konnten. Die angefangenen Hygieneartikel usw. aber ich schaffe es noch nicht, sie zu " entsorgen". Es ist, als wenn noch ein Stück von ihr geht. Auch jetzt nach mehr als zwei Wochen, kann ich es glaub ich immer noch nicht realisieren. Ein lieber Mensch ist einfach nichtmehr da?!

Ich drück euch....

[Dre]

Liebe Heike,
ich habe kommenden Freitag vor 8 Wochen meine Schwester beim sterben begleitet, habe sie wochenlange gepflegt. Auch ich horte und hüte alles was ihre Kinder nicht haben wollten bei mir. Ein Terminkalender aus dem Jahre 2004, ich kann ihn nicht einfach wegschmeißen, auch andere Dinge die für andere keinen Wert haben weil sie kein Geld bringen, bewahre ich auf. ICH selbst entscheide für mich und mein Gefühl wann es an der Zeit ist mich von einigen Dingen zu trennen. Jeder wie er es für sich möchte und mit sich vereinbaren kann.Mach auch du das, was du für dich als richtig und angenehm empfindest. Auch nach 8 Wochen muß ich sagen, bin ich in psychologischer Behandlung, weil ich mit dem Tode meiner Schwester nicht klar komme. Tja, es geht sogar soweit, dass ich Schuldgefühle habe.
Ich wünsche dir viel Kraft und das du deine Erinnerungen für dich behalten kannst.
LG Dre

[ErikaS]

...ist schön zu lesen dass es euch auch so geht mit den Erinnerungen an eure Lieben. Irgendwie will man da Letzte von ihnen nicht verlieren. So die Anwesenheit erhalten. Es braucht eben alles seine Zeit. Es ist auch richtig so. Mit dem Tod wird ja nicht gleich alles ausgelöscht. Jeden noch so kleinen Zipfel möchten wir festhalten, in Erinnerung an sie.

Liebe Dre, das mit den Schuldgefühlen kann ich verstehen. Aber du bist doch nicht Schuld. Nein! Was hättest du tun können? Vor manchen Dingen steht man eben Machtlos daneben. Wenn wir Wissenschaftler wären......sind wir aber nicht. Und auch die haben noch nichts gefunden um die Krankheit erträglicher zu machen oder zu besiegen.
Rede dir keine Schuld ein....
Liebe Grüße an euch zwei
Ilona

[melin]

Hallo Ihr lieben,

Ihr habt recht und trotzdem fällt mir es schwer die Sachen meiner Schwester mit zu nehmen denn dies ist ein weiterer Abschied von ihr.
Wir haben uns für Samstag verabredet. Mein Schwager machtPizza und dann werde ich mit den Kinder die Sachen durchsehen und sie sollen sich nehmen was sie behalten wollen den Rest nehm ich mit. Was ich dann damit mache weiß ich noch nicht. Meine Eltern wollen alles aufheben.
Mal sehen.

Liebe Dre, warum glaubst Du, du hättest Schuld.
Das einzige was ich mir immer wieder Frage , warum sie, die gebraucht wird und nicht ich. Ich habe keine eigenen Kinder und mein Mann ist groß und könnte alleine Leben aber sie hatte kleine Kinder.

Liebe Heike,
es ist schön das Du ein Erinnerungsstück hast welces Du immer bei Dir tragen kannst.
Ich habe ein kleines Foto immer bei mir. Wenn ich es ansehe werd ich zwar traurig aber weg legen will ich es nicht.

Gruß Melin

[HeikeW.]

Jetzt sind schon drei Wochen vergangen. Ich habe Angst....... denn bis jetzt war ich ja noch beschäftigt und abgelenkt durch den Umzug meiner Ma. Jetzt ist alles fertig und zu allem Überfluss, fährt meine Grosse morgen früh für eine Woche nach Frankreich zum Schüleraustausch. Das heißt, ich habe Zeit über alles nachzudenken...mir Gedanken zu machen....Ich habe Angst, das es mich dann umhaut. Ich habe sie so sehr lieb gehabt und erst jetzt wird bewusst, wie sehr es war. Sie war wie meine eigene Ma...sogar noch näher, vertrauter.Sie fehlt mir so....

[Sani]

Hallo Heike,
mir fiel spontan ein-es sollte so sein- alles ist geregelt,jetzt bist du dran,leider...
Heike,es ist deine Chance dich auseinanderzusetzen,mit dir ,mit der Situation mit der näheren Zukubft.Ich verstehe deine Angst nur zu gut,als Schwiepa starb,es waren neun J.enorme Pflege und dann...Ja,da mußt du für dich allein jetzt dne Weg finden damit leben zu lernen.du kannst Briefe schreiben,eine Art Tagebuch um alles für dich aufzuarbeiten,das wäre eine Möglichkeit,du kannst viel für dich tun und trotzdem aufarbeiten,denn,darum wirst du ,dein Körper ,deine Seele nicht kommen.Heike,nutze die Zeit,gönnedir was tolles,und sehe Ende der Woche vielleichtetwas klarer,wie es für dich weitergehen wird.Die Liebe zu ihr wird dir helfen,den Weg zu erkennen,davon bin ich überzeugt,drück dich,susanne

[Desi]

Hallo Heike! Möchte dir nachträglich mein Beileid aussprechen. Ich habe öfters in deinem Thread gelesen, ich glaub du hast noch einen wo du über die Erkrankung deiner Schwiegermutter schreibst wenn ich mich jetzt nicht irre. Ich fand es sehr schön das du so ein gutes Verhältnis zu deiner Schwiegermutter hattest. Das ist ja bei Schwiegertöchtern und Müttern nicht unbedingt immer so. Ich weiss das es jetzt verdammt hart für dich ist.

[Ela4811]

Hallo Heike,

ich möchte dir den Tröste- vorbei schicken. Vielleicht hilft er dir ein wenig...

Es ist kein Trost im Moment, aber deiner Schwiegerma geht es jetzt besser ohne Schmerzen und Leid.
Sie wird immer bei dir sein in deinem Herzen.



Ela

[HeikeW.]

Mich lassen die Bilder nicht los. Ich sehe sie immer wieder...Wie sie dort liegt, meine Herz klopfte bis zum Hals. Ich hatte Angst in ihr Zimmer zu gehen. Ist es die Angst gewesen, in ein Zimmer zu gehen, in dem ein Toter Körper liegt? Oder war es die Angst, sie zu sehen? Ich weiß es nicht. Was ich weiß ist, das sie aussah, als würde sie nur schlafen und im nächsten moment wieder aufwachen. Ich ahbe an ihr Bett gesetzt , sie in den Arm genommen und nur noch geweint. Habe ihr Gedankt, für alles.....

Ich kann es immer noch nicht glauben, das sie nichtmehr da ist....sie fehlt überall. Bald ist Muttertag und wir können sie nichtmal mehr besuchen...sie war immer so voller Elan, wie wir immer sagten, hatte sie immer Hummeln im Hintern. Sie wollte immer alles perfekt machen. Und jetzt??? Es tut weh.


Und gestern abend kam dann noch das I- Tüpfelchen. Meine Grosse(13) ist am Montag zu einem Schüleraustausch gefahren. Gestern abend rief sie mich an und weinte. Sie vermisst uns und würde am liebsten wieder nach Hause kommen. Die Gastfamilie ist zwar nett, aber es ist eben alles fremd. Fremde Menschen, fremde Umgebung, eine fremde Sprache.....Am liebsten wäre ich sofort losgefahren und hätte sie abgeholt, aber dazu ist Frankreich etwas zu weit weg.Es tut weh, zu wissen, das eigene Kind weit weg ist und traurig ist.

Oh, warum muss ich immer so melancholisch sein....

[Ela4811]

Ich glaube, es ist normal, dass man melancholisch ist. Ich bin sehr sensibel geworden und fange wegen jeder Kleinigkeit an zu weinen.

Das mit den Bildern kann ich gut verstehen. Ich war beim letzten Kampf (und es war nichts friedliches!) dabei. Ich kann diese Bilder auch nicht vergessen, aber mit der Zeit kann man besser damit umgehen. Meine Mam ist zu Hause gestorben und die Bilder mit dem Arzt und das Bestattungsinstitut war auch schlimm (der Sarg passte nicht durchs Treppenhaus): Aber wie hätte ich sie auch allein lassen können, wo sie doch immer für mich da war, selbst als es ihr schon so schlecht ging?

Deine Große muss auch den Tod ihrer Oma verarbeiten. Vielleicht wird ihr das alles jetzt bewußt. Es ist ja auch nicht so einfach und für Kinder noch weniger.
Ich wünsche ihr, dass es ihr vielleicht doch noch ein wenig gefällt und dort viel schönes erlebt.

Ich drück dich

Ela

[ErikaS]

Liebe Heike, ich kann dich so gut verstehen. Ich bin ja auch immer melancholisch. Habe dicht am Wasser gebaut. Wenn ich in Gedanken meine Mama sehe, so wie ich sie sah, als ich das letzte Mal bei ihr war.....
Gestern habe ich einen Film bearbeitet, da war sie drauf und lebte und redete...und meine Tränen liefen. Es war aber auch schön irgendwie...Eigentlich kann ich es noch nicht richtig fassen. Da sind alltägliche Sachen und plötzlich ist der Gedanke an meine Mama da.
Ich denke mal dir wird es ähnlich gehen.
Ein Glück dass man hier seine verwirrten Gedanken aufschreiben kann. Es gibt immer wen, der es trotz dem Durcheinander versteht.

Liebe Grüße
Ilona

[HeikeW.]

Hallo Moni....


jetzt sind schon 4 Wochen vergangen, seitdem du gegangen bist. 4 Wochen ohne dich. Es ist immer noch komisch, wenn ich an dich denke.Du fehlst.

Ich weiß ja,das es dir jetzt besser geht...aber es tut trotzdem weh.

A.-K. hat gestern wieder aus Frankreich angerufen, sie vermisst uns alle.Sie hat so doll geweint, ich musste sofort mitweinen. Sonst ist sie doch auch nicht so weinerlich. Sie ist einfach auch sehr traurig, das ihre Omi nichtmehr da ist. Ich habe beim aufräumen einen Brief von ihr gefunden. Sie schrieb, das sie sich in deiner Nähe immer so wohl gefühlt hat und das sie hofft, das du ihr Kraft gibst, um über Deinen Tod hinweg zu kommen. Sie verdrängt alles, frisst es in sich rein. Tief drinnen ist sie sehr, sehr traurig und lässt mich ihr nicht helfen. Es ist alles so verdammt schwer. Warum konntest du nicht gesund sein und wir alles so fröhlich sein, wie wir es mal waren.Irgendwie ist im moment die Stimmung um uns herrum so getrübt. Ich habe jetzt die Depri-Tabletten abgesetzt und werde eine Gesprächstherapie beginnen. Allerding ssind alle hier so ausgebucht, das ich bei dreien nur auf der Warteliste stehe. das kann 8-10 Wochen dauern.

Achja....du fehlst und warst die beste Schwiegermutti, die ich mir wünschen konnte....

[Ela4811]

Liebe Heike,

es tut mir leid, dass es euch so schlecht geht.

Ich kann deine Tochter verstehen. Als meine Oma starb, konnte ich es auch nicht glauben und es tat weh.

Gib bei deiner Tochter nicht auf. Irgendwann wird sie mit dir darüber reden, denn die Mutter ist die wichtigste Person.

Ich drück dich

Ela

[HeikeW.]

Danke Ela......



ich werde immer für meine Töchter da sein. Das habe ich ihnen schon oft gesagt. Mich beruhigt ein bisschen, das die Grosse ja zu einer Phsychologin geht und eigentlich auch ein gutes und vertrautes Verhältnis zu ihr hat. Ich weiß, das sie dort über ihre Trauer und über ihre Ängste redet.
Die Krankheit meiner Schwiegerma hat unser aller Leben aus dem Gleichgewicht geworfen. Bis auf die Kleine ( zumindest im moment), brauchen alle prof. Hilfe. Diese 2 grausamen Jahre ( es sind ja noch 3 liebe Menschen aus unserem näheren Umkreis gestorben) waren einfach zuviel. Jetzt, wo meine Schwiegermutti erlöst ist und wir wieder nach vorne schauen könnten, kommt nun das mit meinem Vater.Es ist doch einfach zum kotzen...

Kann man uns nichtmal ein bisschen ruhe gönnen?