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  #1  
Alt 18.03.2010, 21:56
faimo faimo ist offline
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Registriert seit: 16.02.2010
Beiträge: 15
Standard Rückblick nach nur 4 Monaten

Hallo..

ich hab mich entschieden auch die Geschichte meines Papas zu schildern.

Mein Papa hatte sich in den letzten Jahren leider unheimlich an seinem Job aufgerieben. Soweit, dass alles nur noch in Stress ausartete, er kam
kaum mehr dazu die Dinge wahrzunehmen die ihm Spaß bringen, und auf
seine Gesundheit zu achten.
Er bekam dann ende November 09 eine akute Gelbsucht. Sein Hausarzt überwies ihn ans Uniklinikum, wo eine Endoskopie durchgeführt wurde. Der durchführende Arzt erkannte schon da zwei Geschwüre am Pankreaskopf. Ich hatte schon da große Angst und kein gutes Gefühl. nach ein Paar Tagen kamen dann endlich die Ergebnisse vom Ct und der Gewebeprobe.
Die Diagnose Pankreaskrebs mit mutiplen Lebermetastasen, versetzte mir (obwohl schon erwartet) den schwersten schock meines Lebens bis dahin.
Nun begann auch unser kurzer Kampf gegen den Krebs. Meine Schwester hatte grade erst ihr Studium begonnen und ich mein Abi gemacht.
Wir hatten versucht unser möglichstes zu tun um unseren Papa zu unterstützen, und ich war so stolz auf ihn wie er das mitten in der Weihnachtszeit alles in Angriff nahm. Er bekam chemo und parallel eine biologische intensivtherapie, mit hyperthermie, mistel usw. . leider stellte man nach rund 7 Wochen und abschluss der alternativ therapie fest, das es alles nichts gebracht hatte, Tumor und metastasen waren weitergewachsen. Meinen papa hatte das völlig niedergeschlagen, da er sich große hoffnungen gemacht hatte, das die beiden therapien wenigstens etwas bringen.er hatte sich auch so unheimlich doll gefreut wieder nachhause zu kommen, seine alternativ therapier war in düsseldorf. es ist unfair dass ihm diese freude so schnell wieder kaputt gemacht wurde...
Ich hoffte zu diesem Zeitpunkt, das wie noch weitermachen mit chemo oder was sonst möglich ist, und war überhaupt nicht darauf gefasst was folgte.
Als er Anfang februar seine biologische therapie fertig hatte und wieder dauerhaft zuhause war, verschlechterte sich sein zustand radikal, innerhalb von wenigen wochen wurden seine werte immer schlechter, aufgrund von blutarmut hat er keine chemo mehr gemacht und wollte auch nie wieder eine haben.
Er bekam thrombosen in den beinen, massive kreislaufprobleme, herzrasen, kurzatmigkeit. Sein hausarzt bei dem er zuletzt war, meinte dass er nicht erwartet dass mein papa noch viel länger als 2 wochen am leben bleiben kann.
auch mein papa spürte es wohl kommen, und er wollte auf keinen fall ins krankenhaus. er wollte zuhause sterben, selbst vom hospiz hielt er nichts.
er bekam noch mal eine lebertransfusion und war einige wenige tage ein bischen stärker und bekam noch mal besuch von einer großen gruppe von freunden, was ihn sehr glücklich gestimmt hatte.

am 8 märz, nur einen tag nach seinem großen besuch, war er aber bereits morgens unheimlich schwach.. ich war noch einmal mit ihm beim hausarzt wegen einer lebertransfusion. doch diesmal brahcte die bei seinem zustand auch nichts mehr. er sollte dann noch mal geröngt werden, um zu kontrollieren ob wasser in der lunge war. wir bekamen dann einen termin in einer orthopädischen Praxis. wir kamen nicht mehr zum röntgen. der arzt dort holte sauerstoff um ihn zu beatmen. mein papa bekam große angst, hatte schmerzen und bekam schlecht luft. sie hatten ihn dann schon in einen rollstuhl befördert. er musste unbedingt zur toilette. wir brachten ihn dann dahin. Ich war mit seiner freundin mit ihm in dieser praxis. letztlich passierte es noch in dem toilettenraum. ich bin im nachhinein dankbar dass es da passierte, auch wenn ich die bilder nie vergessen werde. wir hatten so gott sei dank zwei ärzte aus der praxis dabei, die auch noch sofort seinen wunsch akzeptierten, sterben zu dürfen und keine maßnahmen zu erhalten.
mein trost ist deshalb dass es ganz schnell ging, unheimlich schnell, und das wir bei ihm waren.

Ich weiß immer noch nicht wie ich damit umgehen soll, das er vor meinen augen starb, wie ich diese bilder verarbeiten soll. und dass er nur 4 monate hatte.
wir haben alles getan um seine trauerfeier heute so zu gestalten, wie er es gewollt hätte. trotzdem fällt es mir immer noch schwer das ganze zu realisieren.

ich bitte zu entschuldigen dass da so ein roman draus geworden ist.
ich kann es einfach gut gebrauchen das nochmal loszuwerden

liebe grüße
jan
__________________
Mein Papa - BSDK erkannt am 6. Dez '09
am 8. März '10 den Kampf verloren

Geändert von faimo (18.03.2010 um 22:12 Uhr)
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  #2  
Alt 18.03.2010, 23:15
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Rückblick nach nur 4 Monaten

Hallo Jan,

mein tiefstes Mitgefühl für dich und deine Schwester. Schreib dir von der Seele, was dich bedrückt und du wirst, soweit das geht, auch Trost und Hilfe erhalten.

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
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  #3  
Alt 19.03.2010, 22:37
Moni Hirsch Moni Hirsch ist offline
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Registriert seit: 28.08.2005
Beiträge: 254
Standard AW: Rückblick nach nur 4 Monaten

Jan

Ich nehme Dich jetzt mal ganz doll in den Arm .........

__________________
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