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  #16  
Alt 27.11.2008, 10:48
Tochter1980 Tochter1980 ist offline
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Standard AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?

Liebe Blume,

auch ich möchte Dich stützend in Empfang nehmen.
Verweile mit uns in der Trauer und in den Erinnerungen an unsere Lieben.

Jedem wird zugehört und jeder wird aufgefangen. Es tut mir sehr leid, was Dir wiederfahren ist und ich ziehe meinen Hut vor so viel Kraft.

Komm mit unter unsere Decke und wärme Dein geschundenes Herz bei uns auf.

Ich drück Dich ganz doll
Susi
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In Erinnerung an unsere geliebte und starke Frau und Mama
*28.02.1958 +18.10.2008
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  #17  
Alt 27.11.2008, 13:05
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?

Ach Mensch...jetzt sitze ich hier, und bin total gerührt...ich danke euch von Herzen!

Liebe Susi - danke für die "Decke", ja, ich würd gern mal dort unterkriechen, wenn ich darf...


Und Regina - daß du ausgerechnet mit dem Ausdruck "Beet" kommst - ja, du hast bei mir gelesen, stimmts?

Und dann - meine liebe Daggi! Hast mich also hier gefunden - das ist schön! Da möchte ich doch gleich, aus MEINER Sicht, auf eine deiner Fragen antworten:
"Ich weiß nicht, wie Menschen reagieren, wie ihnen zumute ist, wenn sie ein solches Erlebnis hatten... „Verlangt“ man danach nicht nach mehr, weil man diesen geliebten Menschen so sehr vermisst?"

Als mein Papa da war, da war ich sehr froh darüber. Ich hatte es nicht erwartet - vielleicht kam er deshalb. Und, da bin ich mir sicher, weil ich es zulassen konnte, annehmen. Also - daß es sowas gibt.
Das wäre meiner Ma oder meiner Schwester, möglicherweise, anders gegangen.

Ich war froh, und habe das weitergegeben, was er uns mitteilen wollte.
Nein - ich habe nicht nach "mehr verlangt". Ich war so dankbar für seinen Besuch - mehr habe ich einfach nicht "erwartet", das war ja schon soviel. Direkt danach habe ich es aufgeschrieben, von Hand, und für meine Familie aufbewahrt. Mit vielen habe ich nicht darüber gesprochen, weil ich es nicht zerreden wollte, Angst hatte vor Kommentaren wie "das hast du ja nur eingebildet", oder "das gibts ja gar nicht".

Vielleicht schreibe ich ein andermal noch etwas dazu - habe jetzt nicht soviel Zeit. Es tut mir gut, mich mit euch austauschen zu können. Ich wünsche euch allen viel Kraft und einen guten Tag heute!

Liebe Grüsse
Blume
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  #18  
Alt 27.11.2008, 18:39
Ronnya Ronnya ist offline
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Standard AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?

Hi Blume....
Richtig ,hab ich bei dir gelesen,das mit dem Beet....
Fand es einen schönen Gedanken und dachte du fühlst dich dadurch ein wenig heimelischer .....(sagt man das so???)

einen angenehmen Abend noch....
Einen Gruß schick ich dir...
Regina
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  #19  
Alt 27.11.2008, 19:22
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?

Heimischer?...lächel...wie auch immer "man sagt"...ich danke dir. Ich fand es eine wunderschöne Idee.

Ganz liebe Grüsse an dich, gucke später nochmal rein.

Blume
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  #20  
Alt 27.11.2008, 21:52
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wiebra wiebra ist offline
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Standard AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?

Hallo Blume, hallo ihr Lieben anderen,

in euren Aussagen finde ich ein Stück von meinen Gedanken und Erfahrungen, wie auch tröstende, Hoffnung gebende Worte. Ein Tod ist eine so vielschichtige und weitreichende und verändernde Erfahrung - er ist eine ganz einschneidende Lebens-Wegänderung.
Leben - nach dem Abschiednehmen?
Ich nehme Abschied, wahrscheinlich (m)ein Leben lang bis zum Wiedersehen.

Vor dem Tod unserer Tochter Annika (18) war Leben für mich Ziele setzen, Ziele erreichen, neue Ziele planen, vorwärts, weiter, alles ist machbar, was ich will, das schaffe ich! - Jetzt mag ich das nicht mehr - 1 Jahr und acht Monate ohne Annika. Nicht plötzlich, aber unvorbereitet für uns starb sie innerhalb von drei Tagen; obschon viele Anzeichen vorher immer sichtbarer wurden - vielleicht nur für uns unsichtbar?
Ewing Sarkom im Okt. 05 diagnostiziert, 6 Chemos, 4 Wochen Münster wegen Becken-OP, Hochdosis, 2 Wochen Münster wegen Lungen-OP, Schuljahr übersprungen und in die 12. Klasse mit Engagement hoch3, Bestrahlungen am Becken, Krankengymnastik, Nachhilfe, Psychotherapie und Leben, Leben, Leben "Mama, lass mich, wenn es mir gutgeht" Sept. 06 erneute Metastasen in der Lunge, Verzweiflung weggedrückt - neue Chemo und Schule, Krankengymnastik, ..., ... Chemo schlägt nicht an. Anfang Dez. Irinotecan und Temodal. Rückenschmerzen nehmen zu, Schule wird immer beschwerlicher, keiner weiß Hilfe. Heiligabend 06 - vor Schmerzen und nur noch liegend ins Krankenhaus. Schmerzmittel sollen eingestellt werden. Am nächsten Tag trägt Axel, mein Mann, sie ins Haus. Annika kann nicht mehr richtig laufen, kein Toilettengang, Beine nicht mehr bewegen, alles kribbelt.Lähmung bis zum Zwerchfell. 24 Std. später Diagnose:Guillain-Barré-Syndrom (Autoimmunerkrankung). Ärzte: sie stirbt innerhalb der nächsten Std. - sie erlebt Silvester nicht - doch! Sie lebt und ist vollgepumpt mit Morphium und spielt mit uns: Stadt-Land-Fluß! Ich lebe mit ihr seitdem im Krankenhaus.
Akribische Suche im Internet nach der Ursache. Axel und Lennard (unser Sohn) finden sie im "Waschzettel": Irinotecan darf nicht gegeben werden, wenn vorher eine Hochdosis Therapie gemacht wurde und bestrahlt wurde. Die Ärzte geben Annika auf (nur noch ein viertel Jahr, weil keine Chemo gegeben werden kann). Dann wollen sie doch noch eine Chemo geben; für Annika und uns unverständlich. "Ich lass doch nicht Russisch Roulette mit mir spielen!" Suche nach einer Alternative: Hyperthermie! 17. Januar 07 in die Gisunt-Klinik (Privatklinik). Innerhalb eines Monates wird sie von 192 mg Morphium/ Tag entwöhnt, Aufbau ihres kaputten Immunsystems (Vitamin A bis Zink, das ganze Alphabet durch), Hyperthermie an Lunge und Ganzkörper - körperlich ging es aufwärts trotz eines riesigen Dekubitus vom Liegen. Annika war entmutigt ("ich will doch nur wieder laufen können"), tief enttäuscht von den Ärzten im Krankenhaus, die Welt wurde kleiner und kleiner. Annika wollte immer weniger Besuch, ....... Die Lähmung ging endlich, wenn auch langsam zurück. Dann Atembeschwerden ! Was ist los? Annis Herz macht nicht mehr mit. Die Metastasen in der Lunge zersetzen sich nachweislich (Dienstag) und Annika kann trotzdem nicht mehr richtig durchatmen. Sie erhält wieder etwas Morphium, um Angst zu senken. Unter Atembeschwerden (Mittwoch)"Was muss ich tun, damit ich offiziell aufgenommen werde?" Annika fragt zweimal - ich ahne,ich weiß, sie fragt, weil sie sterben wird- ich erlaube es ihr und stehe neben mir "Du brauchst nichts zu tun, so wie du bist, wirst du aufgenommen.Es ist in Ordnung." Nierenversagen, Leberversagen, die Sicherung knallt durch als ich auf Toilette gehe - Annika liegt im Koma. Es ist, als wenn jemand einen unsichtbaren Mantel um mich gelegt hat- ich bin ruhig, ganz ruhig. Herze und küsse sie ab und an, spreche mit ihr. Um 0.25 Uhr(Freitag 23.3.07) der letzte Atemzug.

Welches Ziel jetzt? Leben - nach dem Abschiednehmen?
Weiterleben und Suche nach Anzeichen von ihr aus der geistigen Welt. Annika fehlt, meine Tränen sind immer im Auge, auch wenn ich lache. Zwei geteiltes Leben: Arbeiten und berufliche Bestätigung erhalten - Traurig sein und such nach ..... ?

Ihr Lieben im Forum - ein Hauch unserer Geschichte - puh und so lang.

Bis heute hat mich mein Leben im Abschiednehmen zum Reiki geführt, zur christlich-spirituellen Kirche in München, zu vielen Gesprächen mit gleicherlebenden Menschen - das tut gut.

Allein den Weg der Trauer gehen, aber nie allein sein.

PARDON - so viel habe ich noch nie hier im Forum geschrieben.

Uns allen wünsche ich Träume und Erinnerungen, die aufbauen und trösten

fühlt euch umarmt von
Renate
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"Manchmal ist es ganz gut, am Fuß des Berges nicht zu wissen, wie hoch er wirklich ist; denn mit dem Wissen über die gesamte Strecke lässt es sich meist schlechter wandern als wenn man einfach bis zum nächsten Grashalm schaut" Annika 11/2006

Geändert von wiebra (28.11.2008 um 11:53 Uhr)
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  #21  
Alt 27.11.2008, 22:48
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?

Liebe Renate,

soviel Leid - ich kann es nachfühlen, wie es dir geht. Meine Mama hat ihren Sohn verloren - er war älter als deine Annika, trotzdem - es ist wohl eines der schlimmsten Dinge, wenn Eltern ihre Kinder verlieren...ich habe es bei meiner Ma miterlebt, auch, wie sie gesundheitlich danach abgebaut hat. Eins kam zum anderen.

Ich finde es gut, daß du eine Möglichkeit der Unterstützung gefunden hast - das Reiki. Auch wenn es deinen Schmerz nicht mildern kann, ich denke, man fühlt sich wenigstens verstanden, wenn man den Schmerz mit anderen teilen kann. Leider hat meine Mama all das eher mit sich allein ausgemacht (zunächst den Verlust ihres Sohnes noch mit uns und ihrem Mann, dann, als ihr Mann starb, fast ganz allein - abgesehen von uns Kindern.)

Es hat mir gezeigt, wie wichtig es ist (und MIR wäre), Menschen ausserhalb der Familie zu haben, die einem nahestehen - oder ein Forum wie dieses.

Danke für das Erzählen von Annika...
Blume
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  #22  
Alt 28.11.2008, 11:05
Ronnya Ronnya ist offline
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Standard AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?

Liebe Renate.....

Ich danke dir das du uns von Annika erzählt hast.....
Leider fehlen mir die(richtigen) Worte...
Das Leid und die Trauer ,die über euch reingebrochen sind, müssen unermesslich sein....
Ich selbst habe einen Sohn also kann ich im entferntesten(!!!!!) nachempfinden ,was eure Familie durchgemacht hat....

Ich habe meinen Papa verloren...
Die Trauer überwältigt mich manchmal,trotzdem spüre ich ,das es richtig ist,wenn die Eltern vor ihren Kindern gehen(die Reihenfolge einhalten??????)

Es ist ungerecht und nicht richtig ,was euch passiert ist.
Es tut mir unendlich leid....

Ich wette, ich konnte nicht die richtigen Worte finden
Trotzdem wollte ich etwas an dich schreiben,weil es schön ist ,das du von Annika erzählt hast....
Ich hatte Tränen in den Augen....
Alles Gute für dich und deine Familie wünsch ich dir
Regina
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  #23  
Alt 01.12.2008, 17:59
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Ramonali Ramonali ist offline
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Standard AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?

Liebe Blume,
zunächst einmal möchte ich dir mein tiefes Mitgefühl aussprechen! Hast ganz schön viel mitgemacht in den letzten Jahren, da sind wohl deine Verlustängste vollkommen normal!
Mein Paps starb dieses Jahr im Januar, 6Monate nach der Krebsdiagnose. Er fehlt mir heute noch jeden Tag, war auch relativ schnell wieder arbeiten, habe mir drei Tage genommen und merke immer mehr, dass ich es nicht verarbeitet habe! Nächsten Monat ist es bereits ein Jahr her und ich habe das Gefühl, als wäre es gestern erst gewesen!
Habe nach der Beerdigung immer wieder schlimme Träume gehabt, viel von der Beerdigung geträumt und ich bin jedesmal panisch wach geworden!
Habe in diesem fast ganzen Jahr funktioniert, war arbeiten, hab versucht weiterzumachen und stehe jetzt Ende des Jahres so scheint es mir vor einem Scherbenhaufen...Versuche mich immer wieder hochzurappeln, positiv zu denken und zu fühlen, aber der Schmerz ist da! Dafür ging alles zu schnell!
Irgendwann spüren wir wieder wenn die Sonne auf uns scheint, irgendwann können wir auch wieder lachen ohne uns schuldig zu fühlen aber in unserem Herzen da bleiben es immer unsere Liebsten!
Ich wünsche dir auf deinem Weg alles erdenklich Gute und viel Kraft,
Ramonali
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  #24  
Alt 02.12.2008, 12:49
Ronnya Ronnya ist offline
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Standard AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?

Hu HU Blume.....
wollt mal hören,wie es dir so geht......

Hat der Vorweihnachtsstress dich im Griff?
Ich fand diese ganze Rennerei schon immer schrecklich,ich steh nicht darauf durch überfüllte Kaufhäuser zu rennen(und dann diese Musik),
und dieses Jahr möcht ich mich am liebsten schlafen legen und nach Silvester wiueder aufwachen.....

Ich hoffe dir geht es einigermaßen gut...
Einen lieben Gruß
Regina
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  #25  
Alt 10.12.2008, 19:34
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?

Hallo.
Ich wollte mich mal wieder melden.
Regina schrieb so schön (was ich sofort bejahen kann!):
"..dieses Jahr möcht ich mich am liebsten schlafen legen und nach Silvester wieder aufwachen..."

Weihnachten hat für viele Menschen eine wunderschöne Bedeutung, gibt ihnen ein tolles Gefühl, führt Familien zusammen, soll Ruhe und Frieden bringen.
(Ich möchte niemandem zu Nahe treten, der diese Zeit gerne mag und sich freut)

Ich möchte nichts verallgemeinern, aber ich denke im Moment (und kann auch nur für mich sprechen):
Muss ich, die vor nicht allzulanger Zeit einen geliebten Menschen verloren hat, jetzt einen extra Batzen "besinnliche" Zeit auf mich nehmen?
Muss ich diese Zeit genießen müssen? Kommando: Freude; Kommando: gegenseitige Liebe; Kommando: Familienzusammenführung; Kommando: Frieden...
Niemand verlangt, dass ich das tue, keiner erwartet es. Und doch fehlt bei einigen das Verständnis, dass ich besonders diese Zeit mindestens als oberflächlich empfinde.
Bin ich seit dem großen Verlusten nicht sowieso schon besinnlicher, nachdenkender, andenkender, friedvoller geworden?
Hat dieser Verlust die Familie nicht eh schon enger aneinander gebunden, weil es umso mehr gilt, das Erlebte zu verarbeiten und zusammenzuhalten?
Gibt uns diese durch unsere Dramen neu-erlebte Verbindung als Familie nicht den Halt, die Unterstützung, die wir so sehr brauchen?

Ich habe schon Jahre mit dieser Art von Feierlichkeiten nichts mehr am Hut. Ehrlich: mein Gefühl wird nicht berührt, wenn ich die 7. Servierschale oder den 4. Kerzenständer auspacke.
Ich wäre genausowenig berührt, wenn ich Dinge bekäme, die ich noch nicht habe, die wunderschön sind und mir zu Nütze sein sollen.
Ich erkenne dankbar an, dass der Schenker sich Gedanken um meinen Geschmack und Bedürfnisse dieser Art gemacht hat.

Doch was bringen mir diese Dinge, die eben nur Dinge sind?
Ich werde niemals vergessen, was mein geliebter Paps durchmachen musste, bis ich ihn gehen lassen konnte.
Materielle Dinge sind für mich schon während Papas Krankheit nicht wichtig gewesen. Seit seinem Tod haben sie fast vollends an Bedeutung für mich verloren.

Ich lebe mein Leben gefühlsbetonter, vielleicht auch zurückhaltender für meine Mitmenschen, aber fordernder für mich. Ich versuche, meine Ziele umzusetzen, versuche, mich noch mehr zu behaupten, versuche, auf mein Innerstes zu hören... was brauche ich grade, was ist mir jetzt wichtig, was kann ich mir gutes tun?!
Und wenn ich diesen inneren "Hunger" stillen, meine dunkelste Stelle mit Helligkeit füllen kann, dann kommts nicht mehr so darauf an, was später mal ist.

Diese Sichtweise beschreibt nur einen Teil meines Lebens nach dem Abschiednehmen von meinem Papa.
Innerlich habe ich Abschied genommen, als er im Hospiz verstorben ist.
Aber sonst... noch immer ist alles so weit weg, so fern...

Vielleicht ist das eine Phase, die ich durchlebe - aber vielleicht wird es auch mein neues Stück im Theater des Lebens.
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Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007

Geändert von Annika0211 (11.12.2008 um 06:41 Uhr) Grund: *uups*
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  #26  
Alt 10.12.2008, 22:40
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Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?

Hallo Annika0211,
ich kann Dir zustimmen...
Ich fände es schon lange sehr schön, wenn ich einen langen Winterschlaf bis April des neuen Jahres halten könnte.
Den November halte ich gut aus, ist halt November, wird Winter....
Am 01.12. habe ich jedes Jahr Geburtstag
Am 09.12.1964 starb mein Großvater
Am 12.12.1990 starb mein damaliger Lebensgefährte an Bronchialkarzinom
Am 06.12.2003 starb unser(1) Kater Maurice
Am 25.12.2006 starb unser(2) Kater Ghizmo...mein Mann hatte seit Okt. 2006 Diagnose retroperitoneales Liposarkom...

Dieses Jahr "arbeite ich auf".... dass, meine liebe Freundin im Januar 2007 (89 Jahre, Darmkrebs mit Lebermetastasen) mein Schwiegervater im Juni 2007 (90 Jahre, schwere Demenz) gestorben ist und mein Mann am 28.08.2008 (siehe oben, nach Kompikationen der Krebs-OP) eben auch gestorben ist...
Weihnachten...wie auch immer...nichts gegen Menschen, die dieses Fest begehen möchten...kann ich nicht für mich sinnvoll empfinden... Nutzt auch nix, mich mitleidsvoll anzuschauen und zu fragen "Was machst Du Weihnachten?" Das Ding funktioniert nicht. Habe auch nur wenige positive Erinnerungen daran...habe es durchaus in der Vergangenheit versucht, dem Fest was Positives abzugewinnen...Aach ja: 1982, das letzte Weihnachten mit meiner Mutter: Ich bekam Geschenke, die "völlige Fehlgriffe" waren; ich war entsetzt...sie starb schnell verlaufende 3 Monate später an einem Gehirntumor.
So sieht es aus...Dennoch freue ich mich auf die arbeitsfreien Tage. Freue mich halt, wenn die "Besinnlichkeit" zu Ende ist. Besinnlichkeit...habe ich das ganz Jahr über...jetzt besonders...dennoch: Laßt mich einfach mein Leben finden! Lebe halt gerade so ein 1/2 -amputiertes Leben...Laßt mir Zeit.


LG
Morgana
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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  #27  
Alt 10.12.2008, 23:10
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?

Hallo Regina,

lieb, daß du fragst (hab es gerade erst gesehen).
Nein, kein Vorweihnachtsstress.

Annika0211 (hallo meine Liebe ) hat meine Gefühle mit-beschrieben. Weihnachten ist mir dieses Mal nicht wichtig - zumindest das, was sonst und bei anderen Weihnachten ausmacht. (Konsumterror gab´s bei uns eh nie. Schöne Stunden, Liebe, Nähe und Gemeinschaft war immer wichtiger.)

Wir ziehen um - darum hab ich etwas weniger Zeit, hier hereinzuschauen. Es ist viel vorzubereiten, und bald zu packen. Wir ziehen in Mamas Häuschen. Im "Packwahn" komme ich manchmal weniger zum nachdenken - aber auch nur manchmal. Letztes Jahr waren mein Mann und ich sowohl Weihnachten, als auch Silvester mit meiner Mutter zusammen. Das war noch, bevor sie von ihrer Krankheit wusste. Ich habe es zweimal auf den Weihnachtsmarkt geschafft dieses Jahr, es ging auch - bis von irgendwo W.-Musik dudelte, oder ein Männergesangsverein ein schönes Lied anstimmte - dann war es vorbei mit der Beherrschung. Es sind eben diese täglichen Dinge, mit denen man lernen muß, zu leben.
Geburtstagsfeier letztens - der Sohn (erwachsen) hält eine kleine, schöne, lustige, aber auch liebevoll-ernste Rede für seinen Vater. Endet mit den Worten:
"Alles, was mir wichtig ist zu sagen: Schön, dass es dich gibt!"

Ich hätte am liebsten stehenden Fusses die Feier verlassen - ging aber nicht.

Ich werde das nie mehr sagen können. Und es zerreisst mir das Herz.

Mir gehts wie Annika: "besinnlich" bin ich genug. Manchmal auch zu wenig - vielleicht. Gewollt zu wenig. Ich wäre sonst nicht in der Lage, weiterzumachen. In ein tiefes Loch plumpsen, und nicht mehr hochkrabbeln können. Gerade jetzt, in dieser Zeit. Bei jedem Teil (das mit Vergangenheit zu tun hat, oder geschenkt war, oder oder oder), das ich wegen des Umzugs aussortiere, kommen Erinnerungen hoch - ich lasse sie vorbeiziehen, kurz, überlege, ob ich es wirklich brauche, benutzt habe die letzten Jahre, und gebe es notfalls weg. Ich käme keinen Schritt mehr voran in meinem Leben, würde ich der Trauer jetzt richtig nachgeben. Irgendwann wird es kommen - es muß noch warten.
Amputiert - ein guter Ausdruck, weiter oben. Ja, so fühle ich mich auch. Wir waren immer eine fröhliche, unkomplizierte Runde daheim, gerade zu Weihnachten. Was ist davon übrig geblieben...?

Entschuldigt, wenn es zu lang war jetzt. Alle, die ähnlich tapfer mit ihrem neuen Leben kämpfen, umarme ich einfach mal ganz lieb.

Blume
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Geändert von Blume68 (11.12.2008 um 08:43 Uhr) Grund: (Tippfehler)
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  #28  
Alt 18.12.2008, 13:44
Benutzerbild von Bianca-Alexandra
Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?

Liebes Blümchen,

mir ist wichtig dass Du folgendes weißt: Ich habe Dich hier gelesen und erkenne (auch ganz ohne die Hinweise Blume, Beet...) dass es der liebende Mensch ist, der bis zum Schluss seiner Mama die beste STütze war, die es geben konnte. Amputiert - das Wort hast Du aufgegriffen und ich saß hier und habe zustimmend genickt. So fühlte ich mich auch als es um meinen Vater damals ging.

Erzählte ich Dir, als ich im Auto saß, gerade auf die Autobahn auffuhr, nach links auf die Spur einscheren wollte und mein Vater in seiner üblich autoritären Art rief "BIANCA !!!"? Ich war geschockt, machte direkt den Schulterblick (den ich sonst geschlampt hätte, mein Vater war Fahrlehrer) und in dem Moment hupte schon links der LKW! Ich hatte ihn nicht gesehen und wie mans so macht, während dem Spiegelgucken schon blinker links und langsam richtung fahrspur.

Ich weiß nicht blume, für mich wars real. Und ich glaube (und hoffe) nach wie vor, dass wir nie wirklich alleine sind, dass über uns gewacht wird. Und ich glaube, dass wir warme gedanken senden können. Ich habe keine Vorstellung wie unten oder oben. Vielleicht ist es auch nur so, dass ich nicht daran denken möchte, dass dann alles vorbei sein soll. Vielleicht ist es das. Ich wäre dann ja genauso ohne Familie wie Du. Und das möchte ich nicht. Wenn ich in den Spiegel sehe, dann sehe ich jetzt schon viel von meiner Ma. Sehe ich Fotos an und lege sie nebeneinander - Oma, Mama, ich - ein Gesicht mit vielen Varianten. Genau das ist es doch, oder? Wir sind nicht allein. Unsere Eltern haben uns vieles mitgegeben, Aussehen, Redensarten (von denen man sich jahrzentelang ermahnt hat, sie niemals zu verwenden und tuts dann doch!), Art und Weise, Dinge anzugehen, dazusein, das Verständnis von LIebe, FAmilie, fürenander da sein. All das. In all den Dingen leben sie weiter. Die Eltern, die Geschwister. Ohne sie wären wir nicht das, was wir sind.

Bitte scheu Dich jetzt nicht, weiterhin Dein Herz auszuschütten. Ich denke Du weißt, dass dies hier Dein Eckchen ist. Solltest Du ein seltsames Gefühl dabei haben, mich hier zu wissen, dann bitte sag mir Bescheid. Ich wollte sehen wie es hier ist. Aus Angst, den Mut sonst später nicht zu haben. Schnuppern wollte ich, sehen ob ich jemanden kenne.... Ich denke, Du verstehst was ich meine.

Ich herz Dich meine Liebe, Du warst mir eine ganz, ganz große Stütze und bist es immer noch.
__________________
Liebe Grüße - Bibi
*********************
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  #29  
Alt 23.12.2008, 23:32
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?

Liebe Mama,

nun ist es soweit - morgen ist Heiligabend. Irgendwie unwirklich für mich -
wir haben so viel zu tun, und zu erledigen, was nichts mit Weihnachten zu tun hat - darum wohl kommt die Trauer nicht immer hoch, und das ist gut so. Ich konnte manches Mal die traurigen Gedanken wegsperren. Wenn sie doch mal hochkamen, war es aber doch schlimm, ja.

Mir ist letztens deine kleine Geschichte in die Hände gefallen, in der du für uns das letzte Weihnachten bei uns aufgeschrieben hast. Ich musste sie schnell weglegen - es tat weh, daran zu denken. Dieses Jahr gab es keine Diskussionen, wer wann wohin fährt, wann abgeholt wird, wer wo was kocht -keine Abstimmung, keine Telefonate. Keine Adventssonntage mit selbstgebackenem Stollen, Kerzen, und weihnachtlicher Musik.
Es fehlt mir. Du fehlst mir. Sehr. Manchmal möchte ich zum Hörer greifen (ist mir letztens passiert), und dich anrufen, weil ich grad denke...naja.

Weihnachten dieses Jahr wird anders sein. Für mich, für uns...

Aber du bist mit deinem lieben Schatz und deinem Sohn zusammen, und manchmal meine ich zu spüren, daß du dich darüber freust. Und darum bemühe ich mich, nicht allzu traurig zu sein. Du hast dich oft nach ihnen gesehnt.

Ich werde morgen immer wieder zwischendurch fest an dich denken. Ich hoffe, du kannst es dann ganz warm spüren.
Es wird keine Geschenke geben, weil wir gemerkt haben, dass das so unwichtig ist. Es ist wichtiger, die Nähe der Menschen zu spüren, die uns lieb sind. Das Zusammensein zu geniessen. Und da ist es mir auch unwichtiger als früher, dass mir der Weihnachtsbraten, den ich heute schon vorbereitet habe, erstmalig misslungen ist. Ich höre dich im Geiste rücksichtsvoll sagen, dass er gut schmeckt, aber doch ziemlich hart geraten ist..."gut durch", quasi. Früher wäre mir das nicht passiert.

Dieses Jahr sind die unserer Familie in der Überzahl, die nicht mehr hier auf Erden wandeln. Manchmal fühle ich mich sehr allein. Ich bin aber froh, dass DU nicht allein bist, sondern von einem Teil unserer Familie umgeben.

Ich wünsche dir ein friedliches, glückliches Weihnachtsfest. Ich hab dich lieb - grüss die beiden!

Deine Blume
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Geändert von Blume68 (23.12.2008 um 23:35 Uhr)
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  #30  
Alt 23.12.2008, 23:48
Polyglotte Polyglotte ist offline
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Standard AW: Leben - nach dem Abschiednehmen?

Liebe Blume,
ich lese Deine Worte an Deine Mama mit Tränen in den Augen, möchte Dich einfach nur kurz drücken. Ich wünsche Dir und Deinen Lieben morgen ein schönes Beisammensein.
Sei lieb gegrüßt,
Sarah
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