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  #1  
Alt 11.05.2011, 10:04
Michael23 Michael23 ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
Beiträge: 2
Standard Weiß nicht mehr weiter!

Hallo zusammen!

Ich wende mich mit einer für mich kaum noch zu ertragenden Situation an Euch. Auch denke ich, dass ich hier auch für den ein anderen Gedanken verurteilt werde, aber keine Sorge, dass tue ich selber schon genug.

Ich habe von ca. 8 Monaten meine Freundin kennengelernt und Sie hat mir früh gesagt, dass sie an BK erkrankt ist und mitten in einer Chemo. Sie ist übrigens 29 Jahre alt. Im ersten Moment war ich zwar natürlich geschockt, aber es war für mich kein Grund mich nicht mit ihr zu treffen, so oberflächlich wollte ich auch nicht sein.

In den vergangenen 8 Monaten war es mit dem Krebs ein ständiges auf und ab, es wurden vers. Therapien begonnen, aber immer wenn wir Hoffnung hatten, dass es wieder etwas besser wird, gab es immer wieder einen Rückschlag, den letzten gerade ganz frisch. Sie hat Lymphknotenmetastisierung und muss nun die 4. Chemo beginnen. Und ob allles nicht schlimm genug wäre, komme ich jetzt auch noch hinzu.

In den 8 Monaten habe ich sie zwar unheimlich lieb gewonnen und sie bedeutet mir sehr viel, aber ich liebe sie einfach nicht. Ich galube nicht dass dies etwas mit der Krankheit oder ihr zu tun hat, sondern an einer Geschichte, die mich vorher einfach für "richtige Liebe" erstmal unfähig gemacht hat. Ich habe ihr die ganze Zeit so gut es geht beigestanden, sie zu Terminen begleitet und versucht ihr Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Allerdings habe ich eigentlich immer gewusst, dass es nicht die "echte Liebe" ist (die ich halt auch kenne). Ich wollte es aber nie beenden, da wir immer in einer Phase waren, wo ich dachte, ich sei es dann schuld wenn sich ihre Prognose verschlechtert, wenn ich sie auch noch "alleine lasse".

Ich bin jetzt aber an einem Punkt angelangt, an dem ich nicht mehr stark sein kann. Ich habe unglaubliche Angst um sie und leider auch egoistische Ängste, d.h. ich sehe zum ersten Mal den Gedanken, dass ich mein eigenes Leben einschränken muss (Kinder, Zukunft, Karriere im Ausland usw.). Ich weiß, dass das schlimm ist, hier stirbt vielleicht ein lieber Mensch, aber was soll ich tun. Ich würde immer für sie da sein, aber halt eben als Freund oder Bruder, aber ich weiß nicht, ob ich dies als Partner, mit allen Konsequenzen kann. Ich würde alles tun, damit es ihr besser geht, aber ich glaube auch, sie merkt dass es nicht die wirkliche Liebe ist, so etwas hat sie auch schon mal angedeutet.

Ich hab das Gefühl, je länger ich die Wahrheit hinauszöger, desto schlimmer wird es im Endeffekt und desto schwieriger wird es auch für alle Beteiligten.

Ich weiß gar nicht was ich fragen soll, wäre aber über jeden Kommentar erstmal dankbar, damit ich wenigstens mal ein paar Gedanken bekomme ...

Danke und tut mir leid wegen des Egoismusses, ich kann mich selbst dafür nicht mehr ansehen ...
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  #2  
Alt 11.05.2011, 11:12
tatjana2208 tatjana2208 ist offline
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Ort: Dortmund
Beiträge: 199
Standard AW: Weiß nicht mehr weiter!

hallo..

erst mal willkommen hier im forum..
es tut weh die geschichte deiner Freundin zu lesen..
den sie ist ja auch noch sehr jung.
mal zu dir.. ich denke garnicht das es egoismus ist..
wenn man jemanden nicht mehr liebt kann man das auch leider nicht erzwingen..
kannst du den nicht als guter Freund ihr ein wenig zur seite stehen ? ich denke das würde ihr vielleicht auch helfen..
ich wünsche euch auf jeden fall viel kraft und ich hoffe ihr bekommt alles im griff
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  #3  
Alt 11.05.2011, 12:56
Elik Elik ist offline
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Beiträge: 241
Standard AW: Weiß nicht mehr weiter!

Hallo Michael,

nach Deiner Schilderung kann ich nicht finden, daß Du übertrieben egoistisch denkst oder handelst. Gefühle hat man oder man hat sie nicht. Vielleicht kann man daran arbeiten, einen Menschen nicht (mehr so) zu hassen, aber daran arbeiten, daß man einen Menschen liebt und nicht nur gern hat oder achtet, kann man wohl nicht.
Anders steht es natürlich mit Äußerungen und Handlungen, für die ein Gesunder sehr wohl verantwortlich ist, auch wenn starke Gefühle mitspielen, und mit denen er sich daher auch schuldig machen kann.
An Deinen Überlegungen kann ich aber nichts Negatives finden, im Gegenteil! Seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse sollte man immer mit bedenken. Sie auf lange Zeit zu unterdrücken macht krank und davon hat letztlich auch derjenige nichts, zu Gunsten dessen man seine Belange zurückgestellt hat.

Was das jetzt im Einzelnen für dich bedeutet, das mußt Du selbst entscheiden. Dafür sind zu viele Faktoren zu berücksichtigen, die für einen Außenstehenden nicht erkennbar und einzuschätzen sind: wie schwer ist die Erkrankung Deiner Freundin, wie kommt sie damit klar, gibt es noch andere Personen, die ihr helfen können (Familie, Freundinnen, ...), wenn nicht, läßt sich eine neue Hilfe aufbauen (Selbsthilfegruppen, Psycho-onkologische Betreuung etc.)? Wie sieht es auf Deiner Seite aus? Wie konkret sind die Alternativen? Ist der Auslandsaufenthalt eine einmalige Gelegenheit oder läßt er sich in ein, zwei oder drei Jahren nachholen? ...?

Egal wie Du dich entscheidest, spiel mit offenen Karten und laß Deiner Freundin Zeit, sich auf Deine Entscheidung einzustellen.

Ich wünsche Euch viel Glück und Kraft für die nächste Zeit, Du wirst schon eine Entscheidung treffen, die für Euch beide annehmbar ist.

Liebe Grüße

Elik

P.S. Ich bin selbst an BK erkrankt: ED Okt. 06 mit OP, Chemo und Antikörpertherapie.
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  #4  
Alt 11.05.2011, 15:52
Michael23 Michael23 ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
Beiträge: 2
Standard AW: Weiß nicht mehr weiter!

Hallo ihr!

Erst mal schon mal vielen Dank für Eure Antworten. Um Euch die Situation noch ein bisschen genauer zu beschreiben:

Die Krankheit ist grundsätzlich schwerwiegend, also nicht mehr heilbar sondern nur noch verzögerbar. Grundsätzlich geht sie aber äußerst positiv damit um, wir versuchen dies so wenig wie möglich Thema sein zu lassen, damit sie ein "normales" Leben führen kann. Sie hat eigentlich keine Einschränkungen und wir unternehmen auch sehr viel. Aúßerdem ist sie ein sehr lebensfroher Mensch und hat unheimlich viel Unterstützung durch ihre Familie, viele Freunde und auch durch mich.

Das Problem was ich habe ist, dass ich sie eher liebe wie eine Verwandte oder als "Freund", aber eben nicht als Partnerin. Dies hat auch wirklich nichts mit der Krankheit und mit der Entwicklung derer zu tun, richtige Liebe war nie da, aber ein wirklich tiefes Gefühl der Zuneigung. Nur gehen wir bald in einen Bereich rein, in dem es in einer Beziehung normal wäre den nächsten Schritt zu tun (z.B. zusammenziehen usw.). Ich weiß auch ganz genau, dass sie merkt, dass es keine 100%ige Liebe bisher war, ich glaube Frauen haben einen Sensor dafür. Nun möchte ich ihr auf der einen Seite natürlich viel schöne Dinge mit ihr tun, aber die wirkliche Intensivierung unserer Beziehung macht mir insofern Angst, dass sie sich irgendwann mal komplett fallen lässt und ich es somit nur noch viel schlimmer mache.

Egal was passiert, ich wäre immer für sie da, sie gehört mit zu meiner Familie und ich möchte alles in meiner Macht stehende tun um ihr zu helfen, aber eben halt nicht als liebender Partner, der seine ganze Lebensplanung völlig über den Haufen wirft (O Gott hört sich das schrecklich an ).

Ich will Ihr doch nicht nur noch mehr kummer machen, si kann doch für alles nichts ...
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  #5  
Alt 12.05.2011, 11:07
Benutzerbild von Asi
Asi Asi ist offline
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Ort: Rheinland
Beiträge: 893
Standard AW: Weiß nicht mehr weiter!

Hallo Michael,

warum sagst Du Deiner Freundin diese Worte nicht genau so, mit all Deinen Überlegungen.
Wenn sie doch selber spürt, dass es nicht die richtige Liebe ist, denke ich, dass sie es versteht.
Mir wäre ein klärendes Gespräch lieber, als eine Vorgaukelei.
Gib Dir einen Ruck und los geht's

LG Asi
__________________
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  #6  
Alt 12.05.2011, 20:42
Sternchen12 Sternchen12 ist offline
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Ort: Hamburg
Beiträge: 68
Standard AW: Weiß nicht mehr weiter!

Lieber Michael,

auch ich denke, dass deine Freundin es verdient hat die Wahrheit zu erfahren, ich finde es nicht egoistisch sondern ehrlich. Egoistisch wäre es , ihr weiterhin etwas "vorzugaukeln" aus Angst ihr die Wahrheit zu sagen.
Aber du darfst nicht vergessen: Du hast ja nicht vor sie mit all dem nun alleine zu lassen - als Freund ("Kumpel" wie auch immer) bist Du (wenn sie es zulässt) ja weiterhin für sie da...und ein lieber Freund der einen durch die schlimme Krankheit begleitet ist Balsam für die Seele.

Nur bitte sei ehrlich zu ihr, ich denke wenn Du es ihr so erklärst wie du es hier erklärt hast, dann wird sie es verstehen, du kannst nix für nicht vorhandene Gefühle, und dass du sie dennoch nicht alleine in der Krankheit lassen wird spricht für dich.

Für deine Freundin alles alles Gute!!!
__________________
~Nach Sternen muss man greifen, soweit sind sie nicht entfernt...~

Mein lieber Papa:

Lungenkrebs (Plattenepithelkarzinom) mit 3 Hirnmetastasen und Metastasen im Darmbein

- ED des Lungenkrebses (Plattenep.): 22.01.2011

Gestorben am 09.08.2011

~Begrenzt ist das Leben, doch unerschöpflich die Liebe~
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  #7  
Alt 13.05.2011, 20:00
Benutzerbild von Wasser13
Wasser13 Wasser13 ist offline
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Beiträge: 138
Standard AW: Weiß nicht mehr weiter!

Nun geb' auch ich meinen Senf noch dazu ...


Lieber Michael,

es ist schön, wenn sich die Wege zweier Menschen kreuzen und man sich gut versteht. Noch schöner, wenn es unter den gegebenen Umständen passiert. 8 Monate sind seither vergangen und Du siehst es so, dass Ihr vor der Überlegung, "nächste Schritte zu tun" (Überlegung zusammen zu ziehen) steht. Liebe ist Deinerseits nicht im Spiel.

Michael: warum dann zusammenziehen? Glaubst Du, dass DU mit der sich dann ergebenden Lebenssituation "zufrieden" wärst, damit leben könntest ... ? Und wenn DU unzufrieden wirst ... was wird DANN aus ihr? (Und wie Du schreibst: eine Chance auf Heilung scheint es nicht zu geben, nur niemand kann sagen, wie lange die derzeitige Situation bleibt und wann sie sich verschlechtert ... was ist wenn sie sich - und dafür kann sie dann ja nichts - sich von einer anderen, einer böseren Seite zeigt? Auch das kann passieren)

Na, und dann stell' Dir mal vor, plötzlich triffst Du auf DIE Frau Deines Lebens (alles ist möglich) und lebst mit Deiner Freundin zusammen ... Wie würdest Du ihr das erklären? Von Deinen beruflichen Wünschen einmal ganz abgesehen.

Ich schließe mich meinen Vorschreibern an - geh's an, sprich mit ihr. Noch ist es vielleicht nicht "zu spät", das Thema anzufassen, ohne sich weh zu tun. (Was, wenn es ihr schlechter gehen sollte? - Ist ein solches Gespräch dann noch möglich?) Und vielleicht ist das ja sogar eine Chance für Euch beide ... nämlich auch weiterhin "nur sehr gute Freunde" zu bleiben.

Alles Gute für Euch beide ... viele Grüße ... wasser13
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