Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 18.09.2005, 04:02
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.02.2003
Ort: Im Süden
Beiträge: 3.328
Frage Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo zusammen,

Jeder von uns hier hat einen (oder mehrere) geliebte(n) Mensch(en) verloren, gehen lassen müssen.

Nachdem die ersten Tage vorüber sind, aller Papierkram erledigt, setzt die große Leere und oft Hilflosigkeit ein. Die Menschen um uns gehen nach der Trauerbekundigung recht schnell in das normale Leben über, einige bleiben an unserer Seite.

Ich weiß, daß jeder von uns anders mit der Trauer umgeht, auch die Zeit stark unterschiedlich ist. Doch um wieder zu "funktionieren" haben wir alle etwas gefunden, das uns den kommenden Tag neu beginnen läßt.

Es wäre schön, wenn viele ein wenig davon erzählen, um all denjenigen, die den Weg hierher finden, vielleicht für sich das eine oder andere umsetzen könnten.

Mein Weg sind die Worte, ich begann Gedichte und Briefe zu schreiben, in die ich meine gesamte Trauer legte. Als mein Pa ging, war ich noch wort- und sprachlos, ich fraß meine ganze Trauer um ihn in mich hinein, denn ich mußte für meine Ma und meine Familie "stark" sein. Da wir eine sehr innige Beziehung hatten, dachte ich, daß ich trotz älterer Brüder nun seinen Platz einnehmen muß und mich um alles kümmern. Erst mit dem Tod meiner Ma ein paar Jahre später, und der folgenden Diagnose meiner allerbesten Freundin, konnte ich den inneren Druck loslassen. Ich begann während der Begleitung meiner Freundin meine ganze Trauer und den großen Schmerz in Worte zu legen. An manchen Tagen schrieb ich seitenlange Briefe an jeden, das rauslassen der Gefühle hat mir sehr geholfen.


Was hat Euch geholfen?
__________________
Jutta
_________________________________________




Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 18.09.2005, 11:48
Benutzerbild von ela68
ela68 ela68 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 12.03.2004
Ort: NRW
Beiträge: 881
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Guten Morgen liebe Jutta

es ist sehr schön,dass du solch einen Tread eröffnest,weil es geht ja wirklich jeder anders mit der Trauer um.

Mir hat meine Familie und einige Freunde geholfen,es war sehr wichtig fü mich über meinen Papa zureden und jeder der unseren Vater kannte,weißt das es bei solchen Gesprächen nie ernst zu ging,wir mußten immer lachen,weil Papa einfach zu cool war-hatte meine Schwester mal gesagt-.

Am Anfang mußte ich mich zwingen,seine letzten Tage zusehen,es kamen immer nur die gesunden Tage und dann konnte ich es nicht begreifen das er nicht mehr da ist.

Und wenn ich seine letzten Tage sah,war ich einfach nur froh,das er nicht mehr leiden muß nie mehr Angst haben muß auch wenn er mir sehr fehlte,dann gab es aber auch wieder Tage an denen ich total egoistisch war,ich wollte ihn um alles in der Welt wieder haben,es hätte Jahre so weiter gehen können,die Hauptsache wäre,das er bei mir ist,aber das war kein Leben für meinen Papa,er war oft so traurig,weil er auf uns angewiesen war.

Wir reden auch nach fast 16 Monaten noch sehr viel von ihm,mein Mann meinte vor ein paar Monaten,dass er uns noch nicht verlassen hat und das soll auch so bleiben.
Es hilft mir auch sein Grab schön zu bepflanzen,weil es das Letzte ist,was ich noch für ihn tun kann,auch wenn er nichts mehr davon hat,aber ich finde da durch können wir immer noch unsere Liebe für ihn ausdrücken und das wir ihn nicht vergessen werden.

Und unsere HP hat mir geholfen nochmal eine sehr schmerzhafte Trauerarbeit zu leisten,es hat sehr viel Kraft gekostet, alle Gefühle der letzten 2,5 Jahre
kamen wieder hoch aber seitdem geht es mir auch etwas besser

Es gibt zwar immer noch Tage,da würde ich alles dafür geben ihn noch einmal sehen zu dürfen.Aber ich habe das Gefühl,er ist sowieso immer bei uns....
Und ich gönne es auch meiner Mama,seinen Eltern und Brüder,dass sie ihn jetzt wieder haben...


Wünsche Euch alles Liebe
Ela
__________________
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 18.09.2005, 21:32
Benutzerbild von little_watergirl
little_watergirl little_watergirl ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.08.2005
Ort: Kiel
Beiträge: 21
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hey!

Es ist schon länger her, dass ich meinen Thread hier verfasst habe "Mam...warum nur?"
Diese Frage wurde mir bis heute nicht beantwortet.
Meine Mutter ist am 31. Juli 2005 (2 Tage vor meinem 15ten Geburtstag) an Lungenkrebs gestorben. Aber da sie seit dem 1ten Juli wieder einmal im Krankenhaus war, habe ich das jetzige Fehlen von ihr im Haus in den letzten Tagen ein Stück mehr registriert, registriert, dass sie wirklich nie wieder für uns MIttag machen würde, dass sie mich nie wieder irgendwohin fahren kann, dass sie mich morgens nichtmehr aus dem Bett schmeißt, wenn ich verschlafe...dies wird mir nur Tag für Tag klar und irgendwie denke ich immer wieder...es kann nicht sein, sie kann nicht einfach weg sein...
Ich werde nun den Ratschlag meines Arztes annehmen und zu einer Jugend-Selbsthilfegruppe in meiner Nähe gehen...und ich hoffe es hilft mir und ich kann mit gleichaltrigen darüber reden.
Ich verkrafte den Verlust meiner Mutter in den letzten Tagen schwerer als zum Beispiel vor zwei Wochen...aber ich glaube dass es daran liegt, dass man erst mit der Zeit registriert, dass dieser wichtige Mensch ganz weg ist...so plötzlich!

Liebe Grüße
__________________
Manchmal denke ich,
ich habe es geschafft,
habe den Gipfel fast erreicht.
Doch dann kommen die Erinnerungen wieder.
Ein Lied! Ein Wort! Ein Gedanke!
Und schon rolle ich den Berg wieder hinab.
Vergessen werde ich Dich nie!
Denn in meinem Herzen
trage ich immer noch unsere schönen Stunden,
die schönsten Stunden meines Lebens.
Mam, ich liebe Dich!
Für immer!!!
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 19.09.2005, 09:43
Benutzerbild von AndreaS
AndreaS AndreaS ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.02.2005
Ort: SB
Beiträge: 962
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Wie verarbeitet man den Verlust? Kann man es überhaupt? Was mir auf jeden Fall hilft ist, wie Dani es auch schon geschrieben hat, die Gewissheit, dass er nicht alleine war auf seinem letzten Weg. Dass wir unser Leben, wenn es auch zu kurz war, sehr intensiv gelebt haben - Vorahnung? Ich weiß nicht warum es so war - manche Bücher, die ich gelesen haben, scheinen eine Antwort dafür parat zu haben, letzte Zweifel bleiben dennoch. Wir haben jedenfalls - auch schon sehr früh ein Paar - schnell für uns beansprucht, zu "leben", nicht alles nur auf die Arbeit und Geld verdienen ausgerichtet, auch der Haushalt konnte öfter warten, wenn das Wetter einen gemütlichen Aufenthalt im Garten ermöglichte. Die jährlichen Urlaube, obwohl wir, wenn sparsamer unser Haus hätten schneller abbezahlen können, all das sind Dinge, die mir heute Kraft geben, die mich glücklich machen, diese Gewissheit, kaum etwas aufgeschoben zu haben auf einen Zeitpunkt, den wir heute leider nicht haben.

Das von der Seele reden können, ganz offen über seine Gefühle und Ängste, Verzweiflung Hoffnung Wut und was auch immer in einem rumort, war und ist für mich eine ganz ganz große Hilfe. Dieses Forum hier war und ist mein Therapeut. Hier fühle ich mich verstanden, hier brauch ich keine Hemmungen zu haben, hier ist es erlaubt immer wieder einen "Rückfall" zu durchleben und am Anfang zu stehen. Eure Beiträge, meine Beiträge, oftmals lese ich sie wieder, alles was geschrieben wurde in der Anfangsphase und ich merke beim Lesen, dass es sich ganz allmählich verändert hat, dass man mal besser, mal schlechter, lernt damit zu leben.

Überhaupt ist es für mich sehr hilfreich, meine Gefühle zu formulieren. So schreibe ich meinem Mann regelmäßig Briefe, schütte ihm mein Herz aus, wenn ich Sorgen habe, erzähle ihm und frage ihn um Rat. Und ganz oft passiert es mir, dass die Lösung eines Problems plötzlich vor mir liegt, ganz offensichtlich, ganz klar und einfach. Es ist, als würde Claus mir meine Fragen beantworten. Ein schöner Gedanke!

Aber wie gesagt, eine der größten Hilfen für mich seid Ihr.

LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 19.09.2005, 19:20
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.02.2003
Ort: Im Süden
Beiträge: 3.328
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Liebe Danny,

mir erging es beim Tod meines Papas ebenso, ich schob alles so weit als nur möglich von mir, schmiß mich in alle möglichen Aktivitäten, ein Umzug stand an, ich meldete mich für eine Weiterbildung im Ausland an usw. Alles um nur nicht den Schmerz und die Trauer aus mir raus zu lassen, es geschehen zu lassen, bis ich kurz vor dem Zusammenbruch stand.

Meine Ma, meine Familie (Mann und Jungs) und ich pflegten ihn monatelang zu hause bis er erlöst wurde. Es war eine sehr sehr harte und anstrengende, aber trotzdem wunderschöne Zeit, denn das nahmen wir uns, Zeit füreinander. Nach einiger Zeit vergingen die Bilder der Krankheit, und mehr und mehr kamen die schönen Zeiten in der Erinnerung hoch.

Liebe Danny, gebe Dir Zeit, alles kommt wie es kommen soll, und wie Du es verkraften und verarbeiten kannst.


Liebe Andrea,

mir ergeht es mit meinem Papa so, auch heute noch rede ich ganz intensiv mit ihm, wenn eine große Entscheidung ansteht. Ich bin und war immer sehr selbständig, aber ich fand es schön mit meinem Vater auch alles besprechen zu können, ohne daß er mir sagte, wie und was ich tun sollte. Sondern Anregungen oder neue Seiten aufzeigte, die ich vielleicht übersehen hatte.



Für mich gibt es nichts wundervolleres, als einem geliebten Menschen die letzte Zeit mit Würde, Liebe und Geborgenheit zu umgeben. Auch wenn es sich geschwollen anhört, so fühlte ich eine gewiße Ehre, daß sich meine Eltern und meine Freundin von mir begleiten ließen, und wir diese Zeit trotz allem Leid genießen konnten. Die Intensität all der Gefühle während dieser Zeit gaben mir auch wieder neues Vertrauen zum und im Leben.
__________________
Jutta
_________________________________________




Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 20.09.2005, 02:22
kleine krabbe kleine krabbe ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 20.09.2005
Beiträge: 1
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Liebe Jutta,
Mein Vater ist im Januar 2002 im Kreise seiner lieben an Lungenkrebs zuhause gestorben...
Seine Enkeltochter hat mit 4 Monaten neben ihm gelegen und wir alle haben ihn die Hand gehalten. Anschließend konnten sich seine Freunde und der rest der Familie von ihm verabschieden. Das hat mir in der ersten Zeit sehr geholfen. Doch je länger es her war, desto schwerer war es für mich. Ich schmachtete nach körperlicher nähe, und zerbrach fast daran das er nicht mehr da war.
Ich habe dann hilfe bekommen von unserem Pastor im Dorf. In der Kirche konnte ich kraft finden, auch wenn ich nicht verstehen kann warum Gott meinen Vater bei sich haben wollte. Aber meist sterben ja die guten zuerst. Trotzdem war die Kirche für mich ein zufluchtsort. Dort wurde ich von unserem Pastor angesprochen. Zuerst führten wir zwei Gespräche allein, welche mir schon sehr geholfen haben. Später eröffnete er eine Gruppe für Tauernde, die ich dann regelmäßig besuchte. Inmoment bin ich recht gefestigt. Vermissen werde ich ihn immer, aber vermissen werden wir alle, denn uns ist etwas genommen worden...Aber wir werden alle wieder begegnen. Und hin und wieder komme ich des Nachts, wenn alles im Haus schläft auf die Seiten des KK zurück, auf denen ich stets hilfe bkommen habe.
Vergieße stille Tränen und fühle mich stets verbunden mit denen die auch trauern.
Liebe Grüße an Euch alle, fühlt euch gedrückt!
Rita
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 28.09.2005, 14:50
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.02.2003
Ort: Im Süden
Beiträge: 3.328
Standard Umgang mit dem Verlust

Umgang mit dem Verlust



Der Idealzustand ware ja, daß es jeder schafft, die Trauer und den Schmerz zuzulassen wie es sich ergibt, ohne Rechenschaft ablegen zu müssen.

Ich wünsche jedem die Zeit, welche er/sie braucht um die Trauer zu leben und zu erleben, liebevolle und verständige Menschen an der Seite, die auffangen, wenn der Schmerz zerreißt. Aber auch in einer Zeit, in der ein Leben danach beginnt, ein neues Leben für den Hinterbliebenen. Ein Leben ohne Gewissensbisse und Schuldgefühle, daß wir noch am Leben sind, daß wir wieder beginnen uns an vielen Dingen zu erfreuen, und evtl. sogar ein neuer Partner ins Leben tritt.

Hier ein paar Gedanken:

Gebe Dir die Zeit all die Trauer und den Schmerz zu fühlen. Unterdrücke ihn nicht.

Habe Geduld mit Dir selbst, und Deinen Lieben. Setze Dich nicht mit bestimmten Erwartungshaltungen unter Druck.

Akzeptiere Deine persönliche Art mit dem Schmerz umzugehen, Deine eigene Art den Weg zur Besserung zu finden. Jeder leidet anders, vergleiche Dich mit niemand.

Laß Deinen Gefühlen und Gedanken freien Lauf, ebenso den Tränen, dem Zorn und der Wut.

Finde Menschen, welche auch einen geliebten Menschen verloren haben. Erzähle ihnen von Deinem Verlust, sage ihnen, wenn Du sie brauchst um Dir zuzuhören, für Dich da zu sein. Versuche nicht der Übermensch zu sein, teile Deine Trauer.

Versuche Dich selbst zu verwöhnen, sei es nur ein wohliges Bad. Beginne jeden Tag spazieren zu gehen, betrachte die Natur, fang an Sport zu treiben.

Vergesse nicht, daß Du um gesund zu bleiben, regelmäßig essen sollst, auch wenn der Bissen im Hals stecken bleibt. Versuche neue Rezepte aus, die Dich nicht an gemeinsame Stunden erinnern.

Verzeihe Dir für Worte die in Wut gesagt wurden, oder Dinge, welche Du nicht getan hast. Schreibe einen Brief und bitte darin um Verzeihung, aber verzeihe Dir gleichzeitig. Schuldgefühle sind eine schwere Last während der Trauer.

Gebe Dir Momente ohne an den geliebten Menschen zu denken. Gehe mit Freunden essen, ins Kino, schwimmen und laß das Lachen dabei zu.

Anstehende Festtage sind immer sehr sehr schwierig. Versuche schon einige Zeit vorher Pläne dafür zu machen, wie man sie gestaltet um nicht von ihnen überrollt zu werden.


Sucht virtuelle oder reale Gleichgesinnte, das teilen und verstanden werden hilkft ungemein.


Das sind nur ein paar Gedanken zum Umgang mit dem Verlust eines geliebten Menschen. Jeder einzelne Punkt kann beliebig erweitert und für sich selbst modifiziert werden.
__________________
Jutta
_________________________________________




Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 29.09.2005, 11:19
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.02.2003
Ort: Im Süden
Beiträge: 3.328
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Liebe dani,

Ich bin kein Neurologe oder Psychologe, aber ich denke, daß bei Deinem Sohn das Tourett Syndrom durch den Verlust des Vaters verstärkt wurde. Es ist gut, daß Du mit ihm sofort zum Neurologen gehst, vielleicht bekommt er jetzt eine leichte Behandlung, die ihn wieder ruhiger werden läßt. Ich wünsche es mir für Euch.

Mein jüngster Sohn (fast 19), kann auch nicht "offen" mit seiner Trauer umgehen, bzw. auf mich damit zukommen. Er sagt, er möchte mich nicht noch zusätzlich belasten. Als sein bester Freund letzten Sommer bei einem Unfall ums Leben kam, machte ich einen Termin bei einem Psychologen, da ich Angst hatte, daß er an allem zerbricht. Er ging 2x hin, und für ihn war es das dann. Inzwischen hat er sich außerhalb der Familie jemand gesucht, wo er ab und zu über sich selbst und seine Gefühle redet.

Ich drücke Euch ganz fest die Daumen, daß der Neurologe einen Weg findet, um Deinem Sohn zu helfen, und eventuell jemand findet, der ihm ein wenig Sicherheit zurückgibt.
__________________
Jutta
_________________________________________




Mit Zitat antworten
  #9  
Alt 29.09.2005, 12:48
Sonny Sonny ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.09.2005
Beiträge: 10
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo,
habe vor einem halben Jahr meine Freundin an metastierendem BK verloren. Wir hatten eine wunderbare Freundschaft, als Jugendliche vor 27 Jahren geschlossen. Zwölf Jahre lang war es ein auf und ab mit dieser Krankheit. Die letzten 10 Monate- sie waren die Hölle. Aber jetzt, wo sie nicht mehr da ist, ist es noch viel, viel schlimmer. Als es ihr ganz schlecht ging , dachte ich, dass der Tod die Erlösung sein wird, aber für wen ? Sie fehlt mir so schrecklich! Gestern hat mir mein Sohn (14) sein neues Thema in Religion gezeigt: Krankheit-Tod-Auferstehung. In seinem Buch wurde die Geschichte eines jungen Mädchens mit Krebs geschildert (es sind auch Bilder drin: vor der chemo, nach der Chemo). Ich war unfähig einen klaren Gedanken zu fassen- ich bekam einen regelrechten Weinkrampf. Wie oft denke ich an dich, liebste Freundin und es schmerzt noch genauso wie am ersten Tag. Das Gedicht von Little Watergirl hat mich sehr betroffen- genauso geht es mir auch. Ich denke, es wird mein ganzes Leben lang weh tun, meine Freundin verloren zu haben. Es geht hier allen gleich- danke, Jutta, dass du diesen Thread eröffnet hast.
Liebe Grüße an euch alle
Sonny
Mit Zitat antworten
  #10  
Alt 01.10.2005, 00:37
naddel naddel ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.08.2005
Beiträge: 27
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo Jutta!
Meine über alles geliebte Mama ist am 11.Juni weggegangen.
Von dem Moment an begann für uns eine neue Zeitrechnung.Ich komme mit meinem unerträglichen Schmerz nur klar,weil ich weiß,das ich sie wiedersehen werde...
Und das sie da,wo sie jetzt ist,ihre Eltern,3 Schwestern,1 Bruder und viele Bekannte und Verwandte hat.
Ich vermisse sie mit jeder Faser meines Körpers und ich mache momentan alles mit dem Hintergedanken,das meine Mama verdammt stolz auf mich ist...
naddel
Mit Zitat antworten
  #11  
Alt 01.10.2005, 10:48
Imke Imke ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Ort: Hamburg
Beiträge: 53
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo Ihr !

Also, ich habe da für mich glaube ich eine ganz gute Möglichkeit gefunden.
Meine Mama ist am 18.Juli am Plasmozythom (und deren Begleiterscheinungen) gestorben.
Sie lag erst 3 Wochen im Krankenhaus, danach noch 4 Wochen zu Hause.
Wir (mein Vater, meine Schwester, und ich 30 J.) wußten das es nur noch eine Frage von Tagen/Wochen war.
Die letzte 5 Tage war ich ganz bei ihr, bis zum Schluß.......

Ich habe danach eine Art Tagebuch geschrieben. Mal Oberflächlicher, mal ganz im Detail. Bestimmte Sätze oder Gesten vergisst man einfach nicht.
So wie der Satz, einen Tag vorher "ICH WILL LEBEN !"
Das Buch fängt an kurz bevor sie ins Krankenhaus kam und endet mit ihrem letztem Athemzug....

Was mir und warscheinlich auch sehr vielen anderen hier gehofen hat ist dieses Forum !
Einfach mal lesen oder auch selber etwas schreiben, ich habe immer gemerkt das ich nicht alleine bin. Auch wenn es eine traurige Gemeinschafft ist, aber wir sind alles gleichgesinnte.....

Dann habe ich angefangen mir alte Fotos aus den Alben meiner Eltern zu scannen oder nachzumachen und habe somit ein (wie ich finde) sehr schönes Fotoalbum hergestellt.
Die Bilder und auch andere Dinge haben bei mir einen ganz anderen Stellenwert bekommen. Wenns vielleicht auch blöd klingt, aber man sieht sich diese Dinge mit ganz anderen Augen an.
Angefangen habe ich mit einem Babafoto meiner Mutter (das ich vorher nicht einmal kannte) dann über die Jahrzente verschiedene Bilder, bis zum "Sterbeprozess" die letzte 4 Wochen. Zum Schluß dann die Sterbeanzeige und Fotos von der Beerdigung.
Meine Schwiegermutter wollte mir noch abraten das zu machen, aber mir hat es gut getan.

Es war ein Stück Trauerverarbeitung für mich.
Natürlich weine ich auch viel wenn ich mir dann das Album ansehe oder gar das Tagebuch durchlese. Ich habe aber nicht das Gefühl das ich alles wieder hochhole damit, sondern das ich es so besser verarbeite.
Ich weine auch so, also da brauche ich kein Album für, denn die Gedanken an unseren geliebten Menschen sind ja eh immer in uns.........

Jeder geht anders damit um und jeder braucht seine Zeit dafür,
ich wünsche uns allen das wir es eines Tages schaffen !

Seid alle gegrüsst und umarmt,
Imke !!!
Mit Zitat antworten
  #12  
Alt 02.10.2005, 10:52
tto tto ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 30.09.2005
Ort: C
Beiträge: 1
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Zitat:
Zitat von Jutta
Was hat Euch geholfen?
Hallo,

ich weiss nicht, ob ich jetzt schon davon sprechen kann, dass etwas geholfen hat. Meine Mutti ist vor fuenf Tagen an Krebs gestorben. Wir waren die letzten Tage rund um die Uhr bei Ihr. Sie war nicht allein und hatte das Glueck nicht in irgendeinem Krankenhaus, sondern daheim in ihrem Bett in Anwesenheit Ihrer Familie und ohne Schmerzen einzuschlafen. Sie war eigenstaendig fast bis zum Ende, nur die letzte Woche wollte/musste sie sich pflegen lassen. Nie wollte Sie uns, ihre Familie, belasten. Sie hat jeden einen Abschiedsbrief hinterlassen, die Sie waehrend ihrer Krankheit vor einigen Jahren geschrieben hatte. Zu Beginn ihrer Krankheit, sagte man ihr sie haette noch zwei Jahre - sie hat acht daraus gemacht. Sie hat gekaempft bis zum Schluss, hatte sich Ziele gesetzt die sie noch erreichen wollte und diese auch erreicht - sie war gluecklich mit ihrem Leben. Wir hatten Zeit uns zu verabschieden und dennoch ging dann alles so schnell. Einerseits schlimm, andererseits ist das ein Trost, weil sie nicht so lange leiden musste.

Jetzt zuende ich jeden Abend eine Kerze an. Mir helfen auch das Forum hier und die Geschichten anderer Leute. Es hilft sehr ueber sie zu reden. Freunde, die sich melden und ihre Unterstuetzung oder ein offenes Ohr anbieten, geben mir das Gefuehl doch nicht so allein zu sein - trotz meiner lieben Freundin, meines Vatis, meiner Schwester und der restlichen Familie, ueberkommt mich dieses Gefuehl staendig. Bisweilen, glaube ich Mutti koennte mal wieder anrufen und im gleichen Moment wird mir klar, dass das nicht mehr geht. Wenn es zu schlimm wird, verfalle ich in Aktionismus und putze oder raeume auf oder sonstwas... nur um etwas zu tun zu haben und nicht gruebeln zu muessen. Ich glaube nicht, dass das wirkliche "verarbeiten" ist, aber zumindest hilft es fuer eine Weile. Das ploetzliche Real-Werden des Todes laesst mich auch mein Leben neu bewerten und andere Ziele setzen. Nur habe ich da momentan zuviele Gedanken und die muessen erstmal geordnet werden.



"Das schoenste Denkmal, das man einem Menschen bauen kann, steht in den Herzen seiner Mitmenschen."
Mit Zitat antworten
  #13  
Alt 02.10.2005, 11:54
mcb mcb ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 02.10.2005
Beiträge: 1
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

hi leute, ich hab hier damals was geschrieben, ich glaub ich hab mich da auch in meiner wortwahl was falsch ausgedrückt, ist halt so, sorry. hatte halt viele offene fragen weil ich von dem ganzen zeug keine ahnung habe.
naja nachdem alle sagten "es wird alles gut" bekam ich am 5.7. den anruf das meine mutter verstorben ist. ich hab keine ahnung wie ich zum krankenhaus gekommen bin.... egal. die halbe verwandschaft sass schon da. da ich der älteste ihrer kinder war habe ich versucht meinem vater so viel wie möglich von der "arbeit" abzunehmen. ich habe meiner mutter am sterbebett versprochen sie zu vertreten.
im moment merke ich aber das ich dies nicht schaffe, ich versage.
erst jetzt wird mir erst klar das sie nie wieder zurück kommen wird, ich sie nie wieder um rat fragen kann wenn ich mal nicht mehr weiter weiss.
ich versuche die familie zusammen zu halten doch da ich selbst nen anstrengenden beruf und ne familie habe ist dies nicht leicht.
ich werd oft nachts schweissgebadet wach weil ich wieder von ihr geträumt hab, ihre letzten tage, ihr letzten besuch vor augen sehe.
ich drehe fast durch.
ich persönlich weiss nicht wie es weiter gehen soll. ich merke nur immer mehr das unsere familie kaputt geht und ich kann nichts dagegen tun.
ich bin auch der meinung das da im kh was schief gelaufen ist, das passt alles nicht so ganz zusammen was die erzählt haben.
aber ich halte darüber meinen mund weil ich die familie nicht noch mehr damit belasten will.

wir hatten noch so viel vor.....
Mit Zitat antworten
  #14  
Alt 03.10.2005, 09:20
Sandra6 Sandra6 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.05.2005
Ort: Erftstadt, bei Köln
Beiträge: 103
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

es ist erst 4 Tage her... er sah aus als würde er schlafen... als würde er jeden Moment die Augen auf machen und was sagen... ich würde ihn gerne in den Arm nehmen... in drücken... mit ihm reden... seine Stimme hören... er war so kalt als er auf der Trage lag...
__________________
... er ist immer in meinem Herzen ...
Mit Zitat antworten
  #15  
Alt 04.10.2005, 23:03
gaertner gaertner ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Ort: Saarland
Beiträge: 169
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo,


gestern ist es ein halbes jahr , daß unser 16-jähriger robert gestorben ist.

hab heute schon öfter angesetzt , darüber zu schreiben, denke hier paßt es jetzt ganz gut. nach einer zeit des nichtverstehens kam die zeit einer völligen ohnmacht, jetzt im moment fühl ich mich einfach nur leer. nachdem ich im august so neben mir stand, dass meine arbeit und vor allem auch das familienleben völlig auf der kippe stand , habe ich mich entschlossen mich ärtzlich behandeln zu lassen. morgen ist der zweite termin beim phsychologen.

der k.k. hat mir geholfen über den anfänglich übermächtigen schmerz überhaupt wieder auf die "erde" zurückzufinden.etwas mit anderen zu teilen, lindert die eigene not. indem man über die eigene erfahrungen schreibt, begreift man erst , was passiert ist. vielleicht konnte man mit den eigenen worten auch anderen trost geben.

ich muß aber auch zugeben, dass mir das schreiben, lesen und auch chatten nicht helfen konnten, die massiv auftretenden probleme, die sich mit dem verlust von robert eingestellt hatten und haben , in den griff zu bekommen.
andererseits weiß ich auch noch nicht, wie mir ein phsychologe da weiterhelfen kann. beim letzten termin sagte sie nur, es gäbe viel aufzuarbeiten. während des gespräches fragte sie , ob ich den schon trauerarbeit gemacht hätte. ich fragte dann gleich zurück, was das ist.

jeder muß bestimmt seine trauer und die damit verbundenen probleme auf seine weise bewältigen, ich hoffe ich finde mit hilfe der psychologin heraus, welches der beste weg für mich ist.

und ich werde weiterhin dieses forum nutzten und gegebenfalls auch über fortschritte berichten. nur diese leere, die muß erstmal weg.

lg gaertner
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 13:01 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55