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Alt 04.01.2010, 20:58
Benutzerbild von TomysGirl
TomysGirl TomysGirl ist offline
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Registriert seit: 21.07.2009
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Standard der schlimmste Tag meines Lebens.. Papa is nun ein Engel

Hallo zusammen..

Ich bin hier schon ein bissel länger angemeldet aber fand bisher nicht wirklich zeit zu schreiben, bzw hielt ich mich in einem anderen Forum auf, wo ich leider nicht das bekam was ich mir so erhofft hatte..
Jemanden zum austauschen...

Ich möchte euch gern von dem Mann meines Lebens, meinem Papa erzählen..
Seine geschichte, seine krankheit, sein leid, unsere Trauer...


Es war im April 2006, als die schlimme Nachricht kam.. Mein geliebter Papa hat Krebs. Darmkrebs.. Am 12. April stand die Op vor der Tür..Ich saß zuhause und wartete darauf das sich das KH meldet...Nichts kam.. Ich fuhr dann dahin um zu gucken wie es um ihn stand. Mein Papa hat sich nie was anmerken lassen, immer runter geschluckt.. Tapfer wollte er sein..
Ich kam auf die Zwischenintensiv und als ich ihn sah, war ich erleichtert das es ihm soweit gut ging...Durch die Narkose war er noch sehr schlapp..Ich ging langsam zu ihm und er hat sich so gefreu tmich zu sehen..Im gleichen augenblick liefen ihm die tränen..wir haben einfach das gesessen und geweint..
Es verlief alles gut..Die narbe heilte, ihm gings den umständen entsprechend..Er hat sogar aufgehört zu rauchen..Mein papa..ohne zigarette..dachte das wird nichts..aber er hat es voll durchgezogen..Hat sogar seine letzten Zigaretten an seine Besucher verteilt..
Das Ergebnis ließ nicht lang auf sich warten..Bösartiger Darmkrebs, zusätzlich Lebermetastasen.
Er bekam Chemo, tabletten und es ging ihm recht gut.. So gut das er sogar ne stunde später nach der Behandlung mit meinem Sohn, sein über alles geliebter Enkel, spazieren ging...Wir haben uns gefreut das er das so gut durchsteht und stolz das er sich nicht hängen läßt..
Wochen/Monate vergingen, mal gings ihm sehr gut, aber an manchen Tagen war mit ihm nichts anzufangen..Verständlich... Ist ja nun auch kein Zuckerschlecken..Die Metastasen wurden kleiner... Gut,wir wissen alle das Krebs eine Achterfahrt is..mal gut,mal schlecht.. auch wir sollten diese Hürden überspringen..
Irgendwann kam dann nach einer Computertomografie das ergebnis... Metastasenbefall der nebenniere und milz.. Und weitere neue auf der leber...
Zweieinhalb jahre ging alles gut...
Und dann kam die schwere zeit..Zusehends ging es papa schlechter.. er nahm ab, hatte atemnot (nebenwirkung vom rauchen aufhören), konnte nicht viel essen, war viel am schlafen...wir gaben die hoffnung nicht auf. auch wenn er oft im Kh war..
Und dann kam die niederschmetternde Nachricht..am 04.mai 2009.
Die ärzte können medizinisch nichts mehr für meinen Papa tun...Ich war so verzweifelt... wir wussten das der tag mal kommen wird, aber so schnell?? warum er??? wofür wird er so bestraft...Ich hielt es zuhause nicht aus und fuhr zu ihm..Wir haben uns in den armen gelegen und geweint..Man sagte ihm er müsse ins KH, sterbestation.. DAmit kam ich gar nicht klar..bis man uns genau aufklärte.der krankkenhausaufenthalt sollte lediglich zur medikamentenumstellung dienen, damit es ihm die letzte zeit besser geht. es war nicht die rede davon das er sofort sterben wird...man wüsste nicht wie lang er noch bei uns sein kann..
Am 7. Mai war es soweit..Er kam ins kh und die umstellung begann..
Sie schlug auch sofort an, er konnte besser essen und fühlte sich auch so gut..Ich war sehr stolz auf ihn..Auch wenn man sah wie hart es für ihn war, versuchte er immer noch für andre da zu sein..Auch spürte man das er langsam aufgab... Ist es denn ein wunder?? er litt, hatte schmerzen und auch keinerlei kraft mehr..
drei verschiedene chemo´s bekam er, haufenweise starke tabletten... das hält doch keiner auf dauer durch.. Auch net der starke papa...
Er erholte sich immer und immer mehr.. natürlich sprachen wir auch darüber was sein wird wenn er gehen muss, wie er verabschiedet werden möchte, sein testament schrieb er dann auch am 11.05.09. DA waren wir bei ihm und wir waren einfach nur froh bei ihm zu sein..natürlich liefen tränen und wir waren dennoch positiver dinge..
Ich rief seinen ehemaligen arbeitskollegen noch an und sagte ihm das papa im kh sei und sich über nen besuch bestimmt freuen würde.. er kam auch sofort nach der arbeit..
Kurz bevor wir gingen sagte ich ihm noch wie lieb ich ihn doch hab und gab ihm einen kuss.. er erwiderte es mit nem "ich dich auch püppie"
Da wusste ich noch nicht das ich es ihm ein letztes mal richtig sagen konnte...
Dienstag morgen (der 12.05.09) kam der anruf aus dem KH. Wir sollen doch bitte kommen, es würde nicht gut aussehen,papa ginge es sehr schlecht..
wir fuhren hin, die ärztin fing uns ab und suchte das gespräch mit uns.
Sie bedauerte es, uns mitteilen zu müssen das sich der zustand nicht gebessert hat. Mein dad hat einen darmverschluss, so schlimm das er alles was sich im darm befand ausgebrochen hat, sie mussten ihm eine magensonde legen, er bekam starkes schmerzmittel und war in nem schlafzustand damit er sich net aufregt und verspannt.Er würde aber alles mitbekommen und zwischendurch auch mal wach werden.. Auch sagte sie das es so schlimm is das es n paar tage dauert oder nen paar stunden, so leid es ihr täte aber ein damverschluss endet oft tötlich. Auf meine frage ob wir die hoffnung aufgeben können das er nochmal nach hause kommt kam ein trauriges ja..
Wir gingen zu ihm.. so schnell wie ich im zimmer war, war ich auch wieder draussen...Es war ein schock.. er lag da, auf der seite, schlauch in der nase,mund offen und schwer am atmen... Ich konnte es net sehen.. ich bekam nen heulkrampf... ich rief meinen freund an und sagte es ihm, er machte sofort feierabend, und holte meinen jüngeren Bruder ab.
auch papas kollegen rief ich an.. sowie viele andre familienmitglieder..
Ich war seelisch und körperlich am ende..
immer diese frage warum mein papa...wieso er.. er is doch noch so jung ( 56 jahre)..
warum jetzt..wie soll es weiter gehen... ich/wir können doch gar net ohne ihn..
Wir (meine mama, mein älterer bruder und ich) waren bei ihm..er wurde einmal wach, guckte uns nach der reihe an und fragte mich dann ob es nun zuende geht... ich war so geschockt das ich nichts sagen konnte, nur seine hand streichelte..Ich konnte es einfachnicht fassen..realisieren...
nach einigen stunden (mit dem gedanken im kopf.hoffentlich muss er bald nicht mehr leiden) fuhren wir kurz nach hause, um uns zu erholen. Ich sagte ihm (auch wenn er schlief) das ich nochma vorbei komme...
Es darte nicht lang, wir waren zuhause,klingelte das telefon.. meine tante.. mein papa sei eingeschlafen *heul*..das kh hätte angeblich versucht anzurufen...wir sofort wieder hin..sein kollege war da mit frau, meine tante, oma.. Sie wuschen meinen papa und zogen ihm das hemd an..wir durften dann rein.. er sah so friedlich aus...hatte nen kleines lächeln im gesicht..
es war vorbei..das kann doch nicht sein..Mein papa soll einfach nicht mehr da sein...mir schossen soviele sachen im kopf rum... wusste gar net wie mir geschah..es war unfassbar..
Wir waren lange bei ihm, auch sein bruder und dessen frau kamen noch (sie waren nachmittags noch da)..
Ich machte mit meinem Handy das foto von seiner und meiner hand.. ich musste ihn die ganze zeit anfassen, streicheln...Ich war ein paar minuten mit ihm allein, denn ich war des papakind.. ich sagte zu ihm, er war der beste papa der welt und er soll nu gut auf uns aufpassen..das ich immer an ihn denken werde..
meine tante,die schwester und ich zogen ihn dann an..seine lieblingssachen.. und dann bekam er ein foto meines sohnes in die hand.. damit er nicht so allein is..
Dann nahmen wir abschied und gingen..
Ich hatte so ein komisches gefühl im bauch... er war nicht allein, als er von uns ging.. ich als tochter hab das getan was ich als letztes für ihn tun konnte.. ihn angezogen und schick gemacht...
Wir saßen noch sehr lange bei meiner ma.haben was getrunken und über früher geredet..geweint...gelacht.. ein totales chaos der gefühle..
Dann ging alles ganz schnell... der bestatter kam am nächsten tag, nahm anzeige und die formalitäten der beerdigung auf...
wie es eben so is...

Und ich vergess die worte von ihm nicht.. "Ich dich auch".. wie er da lag... wie er zu unsrer hausärztin sagte das es für seine tochter am schlimmsten sein wird...
Ich komm damit einfach nicht klar... denke immer es is ein böser traum... der nicht enden will..
Fast 27 jahre war mein papa da...hat alles für uns (seine familie) getan...
Ich kann es einfach nicht begreifen, das wir uns erst "irgendwann" mal wieder sehen werden..
Mein herz is gebrochen, hab oft das gefühl nicht wirklich glücklich sein zu können...
auch wenn es das is was er will..das es uns gut geht..aber der verlust is so schlimm...

Warum is der liebe gott so fies und hat mir meinen Papa genommen...
Ich werd es nie verstehen... *wein*


Mittlerweile is einiges passiert..
Die geburtstage von uns alles sind durch.. Auch papas.. da haben wir und alle getroffen zum kaffee trinken..
die feiertage vorbei.. wie hat er gefehlt..so schlimm..

Ich hab ein video von meinem papa gemacht..
ich würde es euch gern zeigen...

http://www.youtube.com/watch?v=Q47dYhb1zSQ


Vor einer woche, am 29.12. hab ich meinen Freund geheiratet.. Mein papa konnte den tag leider nicht mehr erleben.. auch die geburt seines 2 enkels nicht...

Manchma denk ich, es geht nicht weiter..
Hab bisher erst 2 ma von ihm geträumt.. der erste traum war ein abschied...
und das letzte ma,eine nacht vor meiner trauung, hab ich im traum fotos von ihm angesehen...ich glaub das war ein gutes zeichen..das er bei mir is.. auch auf meiner hochzeit...

Papa ich lieb & vermiss dich soooo...
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