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  #1  
Alt 06.12.2009, 14:43
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Blume68 Blume68 ist offline
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Lächeln Ein bunter Weihnachts-Quilt

Das Weihnachtsfest ist nicht mehr weit entfernt. Vielen von uns fällt es schwer, sich eben dieses ohne einen Menschen vorzustellen, der bisher zu unserem Leben gehörte.

Es ist verständlich, Weihnachten ausblenden zu wollen. Die Hetzerei, das Weihnachtsgedudel in jedem Kaufhaus, das klassische „Frohe Weihnachten“, das wir manchmal nicht mehr hören mögen. Man kann aber auch den Mut haben, genauer hinzuschauen. Sich an die Dinge erinnern, die eigentlich Weihnachten ausgemacht haben, ehe wir es ausblenden wollten. Ein kleine Oase im bunten Treiben, ein paar Minuten Stille.

Es gibt immer Dinge, die uns mit unseren Lieben verbinden. Es kann ein Gedicht sein, oder ein Liedtext. Ein Plätzchenrezept, das wir ausprobieren, obwohl wir eigentlich keine Plätzchenesser sind. Kleine Rituale, die früher selbstverständlich waren, und einen Menschen oder das Leben mit ihm ausmachten. Wir schauen diese Dinge an, und entdecken sie vielleicht für uns ganz neu. Natürlich mit dem Risiko, dass hier und dort mal ein paar Tränen laufen könnten.

Möglicherweise zaubert aber eben jene Besinnung darauf ein Lächeln in unser Gesicht, und nimmt ein bischen die Angst vor dem bevorstehenden Weihnachtsfest. Wenn wir uns darauf einlassen, lebt durch diese Rituale ein Mensch in uns weiter.

Worauf mögt ihr euch besinnen? Welches Rezept ist eines „von früher“? Welches Gedicht, welche Geschichte möchtet ihr gerne einmal aufschreiben, für oder von euren Lieben, vielleicht auch für euch selbst?

Wenn Ihr Lust habt, lasst euren Gedanken doch einfach freien Lauf. Ernst oder mit Humor, lang oder kurz, heute oder morgen, oder so oft euch etwas einfällt.

Liebe Grüße
Blume
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  #2  
Alt 06.12.2009, 15:41
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Ein bunter Weihnachts-Quilt

Kurz nachdem meine Mutter ihre Diagnose erhielt, da kam die Trauerbegleiterin, welche bereits meine Mutter nach dem Verlust ihrer Brüder begleitet hatte, zu mir.

Wir sprachen über die Erkrankung und darüber, was zum damaligen Zeitpunkt, noch von Hoffnung gestützt, in weiter Ferne liegen sollte - wenn Mama nicht mehr ist. Wir redeten darüber, dass die Dinge sich ändern würde - ja...für immer anders wären. Für immer anders?! In diesem Zusammenhang betrachtet, konnte ich damals nicht recht verstehen, wie dieses "andere" positiv behaftet sein könnte. Unmöglich!

Heute ist die Welt nicht mehr so, wie sie noch vor einiger Zeit war. Ich lebe ohne meine Mama und auch ohne meine Oma, die ebenfalls in diesem Jahr verstarb. Es ist anders.

Nun steht Weihnachten vor der Türe, und ich bin oftmals betrübt und traurig und so recht nach Weihnachten...ja...nach dem Weihnachten wie es bisher war, kann mir ja auch gar nicht mehr sein. Denn es wird anders werden.

Und nun, vor einigen Wochen, da verlangten meine Kinder, nach der üblichen, stimmungbringenden Weihnachtsdeko, nach den Vorbereitungen, die eben das Gefühl des nahestehenden Weihnachtsfests vermitteln.

Ich habe dekoriert, die Fenster geschmückt, sogar übermäßig viel dekoriert . Eben anders! Und trotz aller Bemühungen lassen sich die Bindeglieder zur Vergangenheit so überhaupt nicht ausschalten. Und man sitzt abends da, blickt verträumt in das Kerzenlicht...und dann denke ich an die Menschen, die Weihnachten für mich zu dem gemacht haben, was es auch bis heute noch für mich ist. Und dann begreife ich, dass ich mich noch so anstrengen kann, ich kann noch so viel tun, um es "anders" zu gestalten - sich selber um´s Liebhaben zu betrügen, das gelingt nicht.

Als ich klein war, wirklich meine jüngsten Erinnerungen, die sind bei Oma. Oma und Opa hatten damals immer furchtbar viel getan, um die Kinderaugen zum Leuchten zu bringen. Und die Weihnachtszeit, die bietet sich hierfür ja geradezu an. Und ich weiß noch, dass es einen wunderbaren "Zauberstein" gab, der in vielen Farben leuchtete, jede einzeln für sich. Ein Dreiecksstein in rot, einer in orange, einer in gelb, ein anderer in blau. Und wenn man vor dem Zauberstein saß, und lange genug träumte, dann vermischten sich die Farben.

Zum ersten Mal, seit fast 20 Jahren, funkelt der Zauberstein. Und Kinderaugen erfreuen sich daran. Aber nicht nur die....auch meine. Beim Putzen des Steins, da musste ich weinen, so wundervoll geprägt sind all die Erinnerungen. Und es tut weh, ja! Aber nicht nur das. Es wird eben anders in diesem Jahr, aber nicht ganz anders.


Geändert von annika33 (06.12.2009 um 17:53 Uhr)
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  #3  
Alt 06.12.2009, 18:07
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Ein bunter Weihnachts-Quilt

Vor zwei Jahren schrieb meine Mutter ein Gedicht für uns. Es hatte beides in sich – ihre Sehnsucht nach denen, die nicht mehr bei ihr waren, und die Liebe zu uns. Ich schreib mal ein paar Zeilen ab. Wenn ich es lese, weiß ich, sie ist wirklich bei uns - alle Zeit.


Fenster spiegeln Kerzen
in der dunklen Zeit
Liebe in den Herzen
Weihnacht ist nicht mehr weit.

Einsam musst du gehen
durch die weiße Pracht
Gedanken dich umgeben
in der schönen Nacht.

Glocken in der Ferne
Frieden weit und breit
Ach, wie bin ich gerne
bei Euch, alle Zeit.
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  #4  
Alt 07.12.2009, 22:42
Mapa Mapa ist offline
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Standard AW: Ein bunter Weihnachts-Quilt

Liebes Blümchen,
welch schöne Idee, diesen Faden aufzumachen.
Ganz ausblenden kann man Weihnachten meiner Meinung nach nicht. Aber es ist eben anders. Es lebt mehr von den Gedanken und Erinnerungen. Als Alle noch da waren, was man gemacht hat, was gegessen wurde, usw. Obwohl es mehr als schmerzlich ist, mit diesen Erinnerungen zu leben, so gibt es einem doch andererseits auch ein "warmes" Gefühl, also mir jedenfalls. Nämlich einfach ein gewisses "Sicherheitsgefühl", dass die einem so lieb und wichtig gewesenen Menschen in der Erinnerung immer bei uns sind. Ich habe nichts vergessen, was sie ausmachte: die Stimme, die Gestik, den Geruch, gewisse Eigenheiten, kleine Macken, ihre Ecken und Kanten, Worte die sie zur Antwort geben würden, Fragen, die sie stellen würden, nichts ist vergessen. Alles ist noch da, als ob es gestern war. Genau dieses macht es natürlich auch wiederum sehr traurig, weil man ja weiß, dass aus der Erinnerung nie mehr Realität werden wird. Und dann überlege ich mir, was ich früher für Weihnachtswünsche hatte. Früher als Kind, dann als Teenager und später als erwachsene Frau. Was hatte man alles für seltsame Wünsche aus heutiger Sicht. Heute hätte ich nur noch einen einzigen, der sowohl für dieses als auch alle zukünftigen Weihnachtsfeste ausreichen würde: Die Erinnerungen sollen wieder Wirklichkeit werden. Und so wie einem früher alle Wünsche erfüllt wurden, so weiß ich heute, dass genau dieser einzige Herzenswunsch unerfüllt bleiben wird. So werde ich denn Weihnachten vielleicht eine oder zwei Kerzen anzünden und in deren warmes, helles Licht eintauchen und in meiner kleinen Erinnerungswelt von früher leben und dann werde ich Tränen vergießen über meinen unerfüllten Weihnachtswunsch.
Eine schöne, besinnliche Adventszeit wünsche ich Dir, liebes Blümchen und auch allen Anderen, die hier lesen.
Liebe Grüße,
Mapa
__________________
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  #5  
Alt 08.12.2009, 02:47
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
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Standard AW: Ein bunter Weihnachts-Quilt

hallo miteinander

tja... eine sehr schöne Idee, dieses Thema - und gleichzeitig doch mit sehr viel Wehmut und auch Trauer verbunden.

Adventszeit letztes Jahr und Weihnachten.... ich hatte das Haus geschmückt, wie ich es seit Jahren tat - eigentlich in der Form nur noch für meine Mama, die ihre Freude dran hatte. Habe kurz vor Heiligabend den Christbaum aufgestellt und geschmückt, hab extra gutes Essen eingekauft für die Feiertage... usw.
An Heiligabend haben wir uns schön angezogen, den Baum angemacht, Papa hat noch die Weihnachtsgeschichte gelesen, wir haben gesungen... Bescherung war schon in den letzten Jahren ganz klein ausgefallen, denn... wir haben ja alles, und was wir brauchen, das kaufen wir auch unterm Jahr. Kleine Kinder sind nicht mehr im Haus... waren nur meine Eltern und ich.
Nach der Bescherung haben wir an festlich gedecktem Tisch gegessen und sind dann anschließend noch bissele zusammen gesessen.

Letztes Weihnachten hätte ich im Traum noch nicht dran gedacht, daß Mama das nächste nicht mehr erleben wird. Zu diesem Zeitpunkt gab es - zumindest für mich - noch gar keinen Hinweis da drauf. Ob Mama es schon gespürt hat? Ich weiß es nicht und glaube eher auch nicht dran.

Dieses Jahr Adventszeit... klar... den Baum im Garten hab ich wieder angemacht. Mehr zu meiner eigenen Freude, denn Papa ist es im Prinzip egal. Das Haus ist auch nur mäßig geschmückt, denn Papa ist es nicht wichtig, er registriert es noch nicht mal richtig.
Wir werden einen Christbaum haben, aber wir werden nicht mehr singen, Papa wird die Weihnachtsgeschichte nicht mehr lesen, denn er kann es nicht mehr - er ist fortgeschritten dement - und Mama's Tod hat ihn einen großen Schritt rückwärts machen lassen.
Ich werde auch Papa nicht in einen schönen Anzug stecken und den Tisch festlich decken, denn Papa ist es eigentlich egal - nur den Christbaum, denn will er und den kriegt er.
Wir werden ganz gemütlich zusammen essen, wie wir es jeden Abend tun - und dann wird er früh ins Bett gehen, wie er es die letzten Wochen immer getan hat.
Mama war diejenige, die die alten Traditionen aufrecht gehalten hat bis zum Schluß. Ich mag die alten Traditionen sehr - und eigentlich finde ich es schade. Aber für wen? Nur für mich allein und die Hunde?
Papa ist auch die letzten 2 oder 3 Jahre immer nur aufgeblieben, weil Mama das so wollte. Eigentlich hätte er lieber seine Ruhe gehabt dann, obwohl er da noch weit besser drauf war, als er heute ist. So übrigens auch an Silvester.

Das erste Weihnachten ohne Mama - Papa und ich alleine. Ich werde mich in Verdrängung üben und weiß, daß ich das so ganz nicht hinkriegen werde.
Aber was hilft es? Wir werden das Beste draus machen... was immer das sein wird.
An Heiligabend werde ich mit Papa auf den Friedhof gehen und das Grab besuchen, eine Kerze aufstellen....
Weihnachten 2009..... danke für's zuhören!

Ich wünsche euch allen eine frohe Adventszeit, ein gesegnetes Fest - und freut euch, wenn ihr Kinder oder Enkel habt, die euch das Fest ein Fest werden lassen. Freut euch an glücklichen Kinderaugen, was immer euch auch bedrückt....
Euch allen auch ein gutes Neues Jahr, möge es euch vorallem Gesundheit und Frohsinn bringen. Möge das Neue Jahr für uns alle besser sein, als es das alte war.....
__________________
Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009
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  #6  
Alt 08.12.2009, 10:57
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Lächeln AW: Ein bunter Weihnachts-Quilt

Guten Morgen,

ein bunter Weihnachts-Quilt? In diesem Bereich des Forums? Ein Quilt ist doch eher gedacht, etwas zu verstecken, zu verhüllen? Sollte man Weihnachten verstecken, verdrängen? Sollten wir uns verstecken? In dem Sinne: Weihnachten ist nicht mehr, da nicht mehr (und nie wieder) wie früher.

Stimmt! Weihnachten ist nicht mehr wie früher. In vielerlei Hinsicht. Ein für uns ganz wichtiger Mensch ist gestorben. Hinterlässt eine tiefe Traurigkeit. Das ist das Trauma, das uns dabei verfolgt. Doch das ist noch lange nicht alles, wenn auch das Wichtigste, was für uns Weihnachten verändert hat. Wir wünschen uns so oft, es wäre wieder wie früher, das Weihnachten.

Wollen wir dabei wirklich, dass Weihnachten wird wie früher? Das Leben hat seine Spuren in und an uns hinterlassen. Manche metertief, andere sind nicht mehr als Kratzer auf der Haut, dazwischen ist alles möglich. Weihnachten verkörpert für uns sowas wie Frieden, Leichtigkeit, Unbesorgtheit, Unbekümmertheit, Freude. Da das, scheinbar, nicht mehr ist, lautet die Konsequenz: weg damit! Weg mit Weihnachten, hinein in die Trauer und die Trübsal! Weihnachten, das Fest der Lichter - dunkel soll es werden, trist und öde! Oder wollen wir selber wieder werden wie früher? Kleine Kinder, ohne Sorgen und Ängste?

Nicht Weihnachten hat sich verändert - WIR haben uns verändert.

Weihnachten: Das Fest der Kinder! - - - Wir sind älter geworden. Sind selber Mama, Papa, Oma, Opa, Tante oder Onkel.

Weihnachten: Das Fest der Besinnung! - - - Wir haben die Muse dazu, die Reife, die Erfahrung.

Weihnachten: Das Fest der Liebe! - - - Wir können sie neu entdecken.

Weihnachten: Ein Fest aus Tradition! - - - Wir können sie hochhalten. Dafür sorgen, dass die guten Seiten des Festes nicht in Vergessenheit geraten.

Weihnachten: Ein Familienfest! - - - Meine Familie, die gibt es immer noch. Da sind meine Enkel, die natürlich, genau wie wir selbst in unserer Kindheit, ihre Erwartungen an das Fest knüpfen. Da sind meine Kinder, die noch viele Weihnachtsfeste feiern möchten, in ihrer anderen Welt. Meine Kinder, die selbst noch am Suchen sind.

Viele gute Gründe Weihnachten so zu feiern, wie früher. Ich, für mich, habe beim Lesen eurer Beiträge und beim Schreiben entschieden, auch dieses Jahr einen Weihnachtsbaum zu haben. Warum? Weil ich dieses Fest liebe und damit auch alles drumherum. Ich werde einen Zaun um diese metertiefen Spuren errichten, damit ich nicht hineinfalle. Ich kann dann sicher am Zaun stehen und sie mir betrachten.

Warum sich von etwas verabschieden, was man über lange Jahre liebgewonnen hat? Ist Weihnachten nur ein Fest für andere? Ein Fest, welches man für andere feiert? Nö, auch ich geniesse für mich ganz alleine diese Zeit. Aus mehreren Gründen. Zwei davon sind für mich persönlich wichtig. Soll ich alleine zu Hause Trübsal blasen?

Der Zweite, viel wichtigere Grund: Weihnachten ist ein Versprechen an uns, welches wir nur zu oft vergessen in dem ganzen Rummel.


Eine frohe, besinnliche Adventszeit

Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
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  #7  
Alt 08.12.2009, 13:08
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Ein bunter Weihnachts-Quilt

Lieber Helmut,

ein schöner Beitrag von dir, mit vielen Denkanregungen. Danke!

Meine Vorstellung vom Quilt war eine andere als zu „verstecken/zuzudecken“.

Mit dem „bunten Weihnachtsquilt“ stellte ich mir eine Mischung aus „bunten“ Beiträgen zum Thema vor – verschiedene Erlebnisse, Sichtweisen, Erinnerungen, kleine Rituale, die natürlich meistens mit Menschen verbunden sind. Die aber vielleicht - wenn Trauer und der Schmerz nicht mehr übermächtig sind - erhaltenswert wären, und trösten könnten.

Im weitesten Sinne eine Art „Nachbarschaftshilfe“, wie nachfolgend beschrieben.
„Im 18. und 19. Jh war Nachbarschaftshilfe eine Selbstverständlichkeit, sowohl bei den Bürgern als auch bei den Farmern. Man versammelte sich, um eine Scheune zu bauen, um Wolle zu zupfen oder zu reinigen ....und in gleicher Tradition auch fürs Quilten. Quilten war oft mit Festen verbunden.“

Nun ist vielen zur Zeit sicher nicht nach „Fest“ und „feiern. Vielleicht gelingt dennoch das Auseinandersetzen mit dieser Zeit, und das Herausfinden für uns selbst, was wir damit verbinden und „mitnehmen“ wollen – wie von dir so schön beschrieben.

Dass dieser Quilt auch wärmen könnte - hier mal seelisch gemeint – das würde ich mir wünschen mit diesem Strang.

Liebe Grüße an alle,
Blume
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  #8  
Alt 09.12.2009, 10:37
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
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Standard AW: Ein bunter Weihnachts-Quilt

Zitat:
Zitat von Blume68 Beitrag anzeigen
Welches Gedicht, welche Geschichte möchtet ihr gerne einmal aufschreiben, für oder von euren Lieben, vielleicht auch für euch selbst?

Liebe Blume,

dieser Thread ist eine wunderschöne Idee. Erst musste ich drei mal schlucken, aber dann kamen mir doch auch schöne Erinnerungen an die Weihnachtszeit.

Heute erscheint so vieles anders.
Die Hektik, die uns in den letzten Wochen des Jahres begegnet,
auf den Straßen, im Büro und in den Gesichtern so vieler Leute.
Der Kauf-Wahn: immer mehr, immer größere Geschenke, Geschenke um des Wertes wegen.
- ich finds befremdlich, aber es ist nicht neu und ich werde mich dem auch in diesem Jahr wieder entziehen.

Aber dieses Jahr wirds ein Weihnachten ohne Papa. Wir haben die letzten Jahre immer bei uns gefeiert.
Mein Vater war für die Lichterketten am Weihnachtsbaum "zuständig".
Dieses Jahr wird alles anders - und dem kann ich mich nicht entziehen.

Und doch möchte ich Deine Gedanken aufgreifen, mich erinnern, mit einem Lächeln,
an die Weihnachten mit Papa, denn es sind gute Erinnerungen.
Und deshalb möchte ich SEIN Lieblingsgedicht hier hinterlassen.
Auch für mich gehört es zu den schönsten Texten zur Weihnachtszeit.
Ein Apell an die Ruhe, die Stille und den Frieden.
Kirsten.


Weihnachten
von Joseph von Eichendorf

Markt und Straßen stehn verlassen,
still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend' geh ich durch die Gassen,
alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld
Hehres Glänzen, heil'ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt's wie wunderbares Singen-
O du gnadenreiche Zeit!




__________________
Mein Papa: Diagnose BSDK mit Lebermetastasen Ende Mai 2008
Den schweren Kampf verloren am 05.04.2009


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  #9  
Alt 10.12.2009, 21:40
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Ein bunter Weihnachts-Quilt

Liebe Annika,
es war schön, dass du uns hast teilhaben lassen an deinen Gefühlen und Gedanken. Die Geschichte mit deinem bunten Dreiecksstein hat mich sehr berührt. Ich hoffe, er leuchtet gerade in dein Herz hinein in diesem Jahr.

Liebe Mapa,
auch für dich ist dieses Weihnachten schwer. Ich wünsche dir einen neuen Weihnachtswunsch, der sich für dich erfüllt. Ich wünsche es dir sehr, und eine nicht zu traurige Advents- und Weihnachtszeit.

Liebe Cori,
ich kann gut verstehen, wie zwiespältig dein Blick auf Weihnachten ist. Glaubst du, es kann dir gelingen, ein paar kleine Traditionen aufrecht zu erhalten, die dir wichtig sind – auch wenn dein Vater sich damit schwer tut? Ja, auch und gerade für dich, und für die Hunde.

Liebe Kirsten,
dein Gedicht hat bei mir ein paar Tränchen ausgelöst. Es ist ein so schönes Gedicht! Ein Appell an die Ruhe, die Stille, und den Frieden...ja, das passt sehr gut. Das gehört unbedingt dazu.
Genau wie die kleinen Dinge, dir wir mit in ein anderes Leben, ein anderes Weihnachtsfest nehmen.



Die Sache mit den Porzellanglöckchen

Irgendwann fing sie an, die Sache mit den Porzellan-Weihnachtsglöckchen. Also, dass unsere Mutter uns welche schenkte, meiner Schwester und mir. Sie hatte selbst eines geschenkt bekommen, das Jahr drauf wieder eines. Irgendwann fragte sie mich, ob ich die vielleicht gern hätte...? Och ja, warum nicht. So bekam ich jedes Jahr ein neues.

Natürlich wollte meine Schwester dann auch unbedingt sammeln!
Die ausgleichende Gerechtigkeit erforderte nun das Besorgen von zwei Glöckchen für die Töchter.
Es wurde zu einem kleinen Ritual – jede wusste, was in dem kleinen Päckchen an Heiligabend war, das, noch eingepackt, ganz leise bimmelte. So ging das über viele Jahre. Bis es im letzten Jahr keine Mutter mehr gab, die dieses Ritual aufrecht erhalten konnte...

Kurz vor Weihnachten rief mich meine Schwester an. „Wie machen wir das denn nun mit den Glöckchen?“ Unsicherheit, einmal schlucken an beiden Enden der Leitung. Weihnachten und diese kleinen Porzellanteilchen mit dem roten Band gehörten irgendwie zusammen. Nicht aus materiellen, sondern aus gefühlsmäßigen Gründen. Wir hätten jede selbst ins Geschäft gehen und uns die aktuelle Ausgabe besorgen können...aber die Vorstellung begeisterte uns beide nicht wirklich. Oder es ganz sein lassen? Noch weniger Begeisterung. Wir waren selten so schnell einer Meinung, wie in dieser Frage.

Mag uns mancher für verrückt erklären...wir schenken sie uns nun weiterhin, gegenseitig.
Jede weiß, was leise bimmelt in dem kleinen Päckchen beim Überreichen – jede weiß schon beim Einkaufen, wie es aussieht. Na und? Das macht nichts. Wir freuen uns, dass wir dieses über Jahre entstandene kleine Weihnachtsritual in unser weiteres Leben mit hinüber nehmen konnten.
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  #10  
Alt 10.12.2009, 22:55
gemüsegarten gemüsegarten ist offline
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Standard AW: Ein bunter Weihnachts-Quilt

Ich versuche ohne fehler zu schreiben.Ich werde meinen vati verlieren es ist das letzte Weihnachten mit ihm und ich will eine geschichte erzählen: vati mochte dies ganze drum und dran nicht, aber zu weihnachten ließ er es sich nicht nehmen den baum zu kaufen und zu schmücken,er kaufte immer nur silbernes lametta und auch nie bunte sachen für den baum.Dann passierte meiner mutti etwas und zwar fiel ihr der karton mit den silbernen kugeln runter und alle waren kaput.Sie wollte es vati nicht sagen und bat ihn darum auch mal den Baum schmücken zu dürfen.Nach viel gezeter gab vati das okay und mutti und ich fuhren los und kauften neue kugeln so richtig schöne bunte. Ich war damals 12 jahre und fand alles schön nur keine silbernen kugeln mehr.Zuhause gingen wir gleich ans werk und schmückten den baum und waren so stolz auf unser ergebnis.Ich wurde dann zu oma geschickt wie immer weil meine eltern dann alles vorbereiteten und irgendwann ging ich mit oma zu uns um die bescherung zu erleben.Aber was erlebte ich: einen baum mit nur silbernen kugeln und lamette.Wo war unser schöner bunter baumschmuck? Mutti lachte und erzählte das vati den baum sah und heimlich alles neu besorgte und das so hässliche kugeln nur noch bekam,aber sie waren silber das werde ich nie vergessen und wir erzählten es jedes jahr und lachten darüber.Dies jahr ist vati alles egal und wir sind alle nur traurig da wird es keine fröliche stimmung geben.aber ich werde meinen kindern mal diese geschichte erzählen denn ich seh immer noch das lächelnde gesicht von vati.Maik
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  #11  
Alt 12.12.2009, 23:15
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Ein bunter Weihnachts-Quilt

Lieber Maik,

es macht sicher niemandem was aus, wenn sich hier und dort ein Schreib- oder Tippfehler einschleicht!

Deine Geschichte hat mich lächeln und ein bischen wehmütig-traurig werden lassen...auch ich wurde am Heiligabend zur Oma geschickt, während meine Eltern alles für´s "Christkind" vorbereiteten. Ich danke dir dafür, und hoffe sehr, dass ihr ein schönes, doch nicht zu trauriges Weihnachten erleben dürft. Werde in Gedanken bei euch sein.

Alles Liebe
Blume
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