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  #46  
Alt 19.07.2014, 08:10
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo Mimi,
zunächst einmal mein herzlichen Beileid. Ich denke, dass Dein Vater mit Deiner Entscheidung zufrieden ist. Die Enkelin meiner Tochter wird auch bald studieren. Sie hätte es gerne miterlebt, aber sie wollte auch, dass ich nach Ihrem Tod die Enkelin weiter unterstütze Die Frage nach dem Sinn stellt sich mir häufig auf verschiedenen Ebenen, zum Beispiel wenn ich nach dem Sinn meines eigenen Lebens frage. Nach 63 Lebensjahren bleiben wahrscheinlich keine 20 Jahre mehr übrig- Nur zu leben, reicht nicht. Irgendwann betrachtet man sein Leben und findet einiges, mit dem man zufrieden ist und anderes mit dem man unzufrieden ist. Bei Deinem Vater wird zur positiven Seite gehören, dass er eine Tochter hat, die beruflich erfolgreich ist.
Die nächste Zeit wird sicherlich schwer für Dich. Ich wünsche Dir viel Kraft und liebe Freundinnen und Freunde, die Dich unterstützen.
mit besten Grüßen
Hermann
ps.
Daria hat einen Studienplatz in Medizin;Tanja, ich weiß, dass Du Dich darüber freust.

Geändert von hermannJohann (20.07.2014 um 08:00 Uhr)
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  #47  
Alt 21.07.2014, 11:29
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Zitat:
Zitat von hermannJohann Beitrag anzeigen
Es kann nicht sein dass sie schlechter sind als die anderen.
Hallo Hermann, hallo Mimi,

mein Mitgefühl für dich, Mimi.

Mit gut oder böse hat das absolut nichts zu tun und mit dem alten Mann mit Bart da oben auch nicht. Wir sind Teil der Natur. Genau wie eine Giftschlange, eine Blume oder Krebszellen. Letzteren ist es gleichgültig, wen sie gerade erwischen. Das ist nichts persönliches sondern eine logische Folge diverser natürlichen Faktoren, die sich unserer Erkenntnis (noch) verschließt.

Zitat:
Zitat von hermannJohann Beitrag anzeigen
Aber wenn meine Angehörigen sich aufgeben würde, würde mir das überhaupt nicht helfen. Vielleicht gibt es ein Leben nach dem Tode. Dann möchte ich, dass meine Frau zufrieden mit mir und der Familie ist.
Das kann ich unterstreichen. Wir leben jedoch nicht nur, damit andere (auch unsere Verstorbenen) zufrieden sind oder es ihnen gut geht, sondern auch für uns selbst. Nur Beides zusammen macht Sinn und sollte sich die Waage halten. Dann kann es ein zufriedenes Leben werden. Egal, wieviel Zeit einem noch bleibt.

Hermann, wir sind fast gleich alt (bin 2 Jahre 'jünger'). Ich für meine Person will Beides für den Rest meiner Tage. Ich arbeite fleißig daran.


Liebe Grüße,

Helmut

PS: Glückwunsch an Daria für den Studienplatz.
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Geändert von HelmutL (21.07.2014 um 11:31 Uhr) Grund: PS
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  #48  
Alt 23.07.2014, 13:00
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo Helmut,
vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich gehe davon aus, dass sich die Wünsche meiner Frau, der Enkelin und von mir nicht widersprechen. Natürlich ist in erster Linie wichtig, was die Enkelin will. Es ist ihr Leben.
Mit dem Glauben ist das so eine Sache. In den Monaten vor dem Tod meiner Frau haben wir gebetet. Jetzt betete ich nicht mehr. Wenn es einen Gott gibt, der Leben retten kann, kann er auch Leben nicht retten. Dann fragt man sich warum?
Liebe Grüße
Hermann

Geändert von hermannJohann (24.07.2014 um 08:03 Uhr)
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  #49  
Alt 28.07.2014, 01:21
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Zitat:
Zitat von hermannJohann Beitrag anzeigen
Wenn es einen Gott gibt, der Leben retten kann, kann er auch Leben nicht retten. Dann fragt man sich warum?
Hallo Hermann,

meinst du mit dem 'Warum', es wäre ihm vielleicht egal, was mit uns passiert? Oder vielleicht Willkür, dass er das eine rettet und das andere nicht? Ein Würfelspiel? Oder ob diese Wahlmöglichkeit für einen (guten) Gott überhaupt Sinn macht? Wie kann es sein, dass ein guter Gott so ein Sterben zulässt? Oder fragst du, warum er andere gerettet hat und deine Frau nicht?

Ähnliche Fragen habe ich mir auch gestellt.

Denk mal über folgendes nach: vielleicht sind unsere Vorstellungen von einem guten Gott nur etwas zu 'kindlich'?


Ich wünsche dir eine gute Nacht,

Helmut
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  #50  
Alt 28.07.2014, 20:02
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo Helmut,
ich erinner mich an meine Schulzeit. Der Mythos des Sysiphos von Camus. Ist man frei, wenn man die Sinnlosigkeit akzeptiert? Eines kann ich zumindest sagen. Mich an die weltlichen Dinge des Lebens zu klammern, ist absurd. Was ist mein Stein?
Liebe Grüße
Hermann
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  #51  
Alt 28.07.2014, 23:05
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo Hermann,

dein Stein? Gute Frage. Jedenfalls keine Strafe der Götter für irgend etwas, wie bei Sisyphos.

Ich denke, es ist nicht unser Ding, Sinnlosigkeit an sich in Frage zu stellen oder sie generell zu akzeptieren. Sinnlosigkeit besteht darin, nicht zu erkennen, dass das eine oder andere eben sinnlos ist und auch, dass wir unsere Grenzen nicht erkennen. Es gilt also nicht die Sinnlosigkeit eines Tuns oder Seins zu akzeptieren, sondern unsere Grenzen.

Das ist sinnvoll. Das beseitigt zwar nicht die Sinnlosigkeit einer Sache, macht sie jedoch für uns lebbar indem wir unsere Grenzen akzeptieren. Günter Grass sagt: „Sisyphus ist nichts anderes als das Wissen, dass der Stein oben nicht liegen bleibt - und dann das Jasagen dazu." ->

Im übrigen kann man einen zu dicken Stein auch in kleine Stücke klopfen. Ist allerdings sehr mühselig und manche dieser kleinen Steine geben dann vielleicht trotzdem keinen Sinn. Die anderen schon und aus diesen Steinen kann man sich ein neues Haus bauen. Das hätte doch Sinn. Oder?


Liebe Grüße,

Helmut
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  #52  
Alt 29.07.2014, 17:28
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo Helmut,
ich glaube, es ist die Nähe des Todes, die mich veranlasst, radikale Fragen zu stellen. Aus meinem Tagebuch 2013
Dienstag war ein schlechter Tag für sie. Der Oberarzt mit dem griechischen Namen kam auf Visite. Sie meint, er habe sich skeptisch über ihren Zustand geäußert. Die Schmerztherapie wurde umgestellt. Unter anderem wurde die Schmerzpumpe und der Zugang am Rücken entfernt. Dadurch hatte sie erheblich mehr Schmerzen und war schlechter Stimmung. Ich rief Schwester Elke an. Sie sagte, es könne auch daran liegen, dass der Oberarzt gesagt habe, der künstliche Darmausgang werde erst einmal bleiben. An diesem Tag war ich sehr traurig.
Der Tod war schon da, ich habe ihn damals nur noch nicht gesehen bzw. gedacht, dass er erst später kommt.. Der Oberarzt hat ihn gesehen, meine Frau auch. Wenige Tage später habe ich ihn auch gesehen. Tanja kam auf die Intensivstation, dann zurück auf die Normalstation. Man brachte sie ins Hospiz, wo sie gestorben ist. Danach ist der Tod nicht einfach weg gegangen. Er kommt immer mal wieder und dann frage ich mich nach dem Sinn. Ich bin traurig wegen Tanja, aber Angst habe ich vor ihm nicht.
Liebe Grüße
Hermann

Geändert von hermannJohann (30.07.2014 um 08:03 Uhr)
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  #53  
Alt 30.07.2014, 09:01
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Zitat:
Zitat von hermannJohann Beitrag anzeigen
Er kommt immer mal wieder und dann frage ich mich nach dem Sinn.
Moin Hermann,

genau so, wie den Sinn des Lebens, kann man auch den Sinn des Todes suchen. Im Prinzip läuft da auf das Gleiche hinaus. Ist das dein Stein? Darauf wirst die nie eine Antwort finden. Den könntest du getrost unten liegen lassen und dich anderen, radikaleren Fragen widmen. Das ist die Schere zwischen Verstand und Natur. Die kann man öffnen, doch nie mehr schließen. Glücklich die Menschen, die diese Schere nie öffnen.

Der Professor meiner Frau sagte zu mir: "Wenn ich drüben bei den Neugeborenen den Geburtsschein unterschreibe, liegt darunter als Durchschlag bereits der Totenschein. Da fehlt lediglich noch das Datum." Deprimierend? Nein. Nüchtern und sachlich.

In der Natur hat der Tod durchaus einen Sinn. Ihr Ziel ist die Veränderung, die Weiterentwicklung und ohne den Tod könnte sie dieses Ziel nicht erreichen. Ihr Prinzip: Versuch und Irrtum und die Vielfalt. Der Mensch kann dank seiner Intelligenz regulierend in die Natur eingreifen, sie verändern. Um sich herum und in sich selbst. Sogar soweit, das er in ihr nicht mehr leben kann. Der Natur ist das egal. Dann stirbt er halt aus. Seine Art der Intelligenz war ein Irrtum und ein anderer Zweig der Evolution wird die Lücke schließen. Die Natur hielt sich in dieser Hinsicht noch immer ein Hintertürchen offen.

Der Glaube des Menschen hingegen ist wie eine Leiter, die um eine Sprosse länger ist als das Leben. Dank seiner Intelligenz konnte er sich diese Leiter bauen. Was ist schlimm daran, wenn er damit leben und sterben kann? Wie diese Leiter geschmückt ist oder welche Farbe sie hat, ist dabei vollkommen egal. Wenn man diese Leiter nach oben klettert, da hilft einem niemand. Der alte Mann mit Bart (ob Gott, Manitou oder Allah) hilft einem nur auf der allerletzten Sprosse. Wie gesagt: wenn man glaubt.

Sucht nicht jeder nach so einer Leiter? Leider ist sie manchmal zu kurz. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, diese Leiter könnte auch vor den Gefahren des Lebens schützen. Das kann sie in keiner Weise.

Zitat:
Zitat von hermannJohann Beitrag anzeigen
Was ist mein Stein?
Weißt du, irgendwann trennten sich die Wege meiner Trauer. Zu dem Zeitpunkt, als mir klar wurde, um wen oder was ich eigentlich trauere.

Zu Anfang hatte ich um das 'Wir' getrauert. Ein riesiger Felsbrocken, den ich nicht mal bewegen konnte. Ich habe versucht, ihn wenigstens zur Seite zu rollen, um den Weg freizumachen. Ging nicht. Habe ihn gestreichelt und verflucht. Unter großer Anstrengung bearbeitet ... bis er in zwei Teile zerbrach.

Zitat:
Zitat von hermannJohann Beitrag anzeigen
Ich bin traurig wegen Tanja
Den einen Teil trage ich in einem Rucksack auf meinem Rücken. Den werde ich nicht mehr los. Das ist die Trauer um Myriam. Dass sie nicht mehr leben durfte. Um das, was sie verloren hat. Ich kann ihn tragen nach langem Training. Er bremst mich nicht mal aus. Er stärkt sogar die Muskeln.

Zitat:
Zitat von hermannJohann Beitrag anzeigen
Was ist mein Stein?
Das andere Stück lies sich mit viel Mühe den Berg hinauf rollen. Das ist die Trauer um mich und um das, was ich verloren hatte. Nun liegt er da oben, dieser Brocken. Gut verkeilt.


Liebe Grüße,

Helmut
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  #54  
Alt 31.07.2014, 11:07
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Eigentlich weiß jede Frau und jeder Mann, dass er/sie sterben muss. Man blendet es nur gerne aus und einige Unternehmen verdienen gut daran. Wenn man nur genug Prävention betreibt und eine private Altersversicherung hat, ist alles gut. Meine Frau hat gesund gelebt, eine Alterssicherung hatten wir auch. Was hat das genutzt? Seit ihrem Tod begegne ich dem Tod öfters in Gedanken. Irgendwann kommt er nicht nur zu Besuch, sondern um mich zu holen. Ob er in 20 Jahren in dieser Absicht kommt oder nächstes Jahr weiß man nicht Tanja hat es erlebt.
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  #55  
Alt 01.08.2014, 10:52
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Guten Morgen Hermann,

ja, eigentlich weiß das jeder. Auf der anderen Seite weiß niemand wann. Das wird nicht nur gerne ausgeblendet, es ist in jüngeren Jahren bis zu einem gewissen Maß auch durchaus sinnvoll. Wer mit 30 gesund ist und schon auf den Tod wartet, warum soll der noch arbeiten, gesund bleiben und vielleicht Kinder in die Welt setzen wollen und sich fürs Alter etwas zurücklegen? Ich hätte gerne auf so manches verzichtet, könnte meine Frau noch leben. Du sicher auch. Ich denke, wir alle. Wir, sie ... es lag nicht in unserer Macht, ihren Tod zu verhindern. Niemand konnte das. Auf den Tod zu warten macht keinen Sinn, mit ihm zu rechnen schon.

Mein Einkommen, mein Sparbuch, beides hat sich von einer Sekunde auf die andere quasi verdoppelt. Auch das hat weh getan, hat doch meine Frau einen nicht unbedeutenden Anteil daran, dass es uns Beiden zusammen hätte gut gehen können. So habe ich jetzt zwei Äpfel vor mir liegen. Der eine schmeckt gut, der andere hat einen bitteren Beigeschmack. Soll ich den einen oder vielleicht sogar beide deshalb wegwerfen? Nein. Den ihr vormals zugedachten Apfel esse ich morgen in Dankbarkeit.

Es war auch mal der Gedanke: "Ich profitiere von ihrem Tod." Eigentlich wollten wir zusammen alt werden und die Früchte unseres Lebens gemeinsam genießen. Würde ich mich besser fühlen, hätten wir damals nicht vorgesorgt? Es hätte ja auch anders kommen können und sie hätte weiterleben dürfen. Ich hätte ihr die zwei Äpfel mehr als gegönnt. Hätten wir nicht vorgesorgt, ginge es mir heute ja auch besser, denn das Wenige, was mir geblieben wäre, müsste ich dann ja nicht noch teilen.

War das gemeinsame Leben weniger glücklich, weil wir vorsorgten fürs Alter und uns Gedanken machten? Nein! Auf den T-Shirts glänzte kein Krokodil, Urlaub war Nordsee statt Südsee und das Auto war eine Nummer kleiner als das des Nachbarn. Ja und? Unser gemeinsames Leben war glücklich und wir haben es genossen. Ich kann nicht ändern, dass es so gekommen ist. Ein schlechtes Gewissen habe ich nicht.

Kann es sein, dass du verbittert bist? Ich kann es verstehen.


Liebe Grüße,

Helmut
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Geändert von HelmutL (01.08.2014 um 10:54 Uhr) Grund: Rechtschreibung
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  #56  
Alt 02.08.2014, 09:12
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo Helmut,
ich glaube nicht, dass ich verbittert bin.
Sicherlich könnte man sagen, dass die Tochter, die Enkelinnen und ich von dem Tod materiell profitiert haben. Aber: "Die schönsten Dinge im Leben erlebt man immer gemeinsam" So steht es auf der Geburtstagskarte, die mir meine Frau zu meinem Geburtstag schenkte. Die Karte mit den beiden Möwen liegt vor mir auf dem Schreibtisch. Materielle Dinge waren mir nicht so wichtig. Mein Golf reicht mir. Gestern war ich mit Daria in Hamburg, der Wagen ist alt, läuft aber noch gut. Meine Frau meinte vor ihrem Tod, ich würde wohl viel reisen. Das werde ich wohl nicht tun.
Liebe Grüße
Hermann

Geändert von gitti2002 (19.10.2014 um 00:16 Uhr) Grund: angesprochene Userin omondi hat ihren Beitrag gelöscht
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  #57  
Alt 02.08.2014, 14:26
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo Hermann,

genau so habe ich das gemeint. Auch ich lege keinen besonderen Wert auf Besitz. Es muss nicht das schnellste, schönste, dickste Auto sein. Zwei Nummern kleiner tun es auch. Ich hätte auf diesen 'Profit' auch nur zu gerne verzichtet und ich bin mir sehr bewusst, wem ich das zu verdanken habe. Eine zeitlang hatte ich tatsächlich so was wie ein schlechtes Gewissen, bis ich dachte: "Es ist nicht meine Schuld. Niemandes."

Ich war sehr viel unterwegs. Zum Teil, weil mich die leere Wohnung erdrückte, keine Luft zum atmen, zum Teil war es Flucht. Zum Teil der Parkplatz im Wald, wo ich stundenlang im Auto saß, zum Teil Tagesausflüge. Morgens weg und spät am Abend müde ins Bett. Bis ich dann eines Tages tatsächlich Neues entdecken wollte.

Ich habe noch einen Brief von meiner Frau, den sie mir nie gegeben hatte. Sie hatte ihn lange vor ihrer Krankheit geschrieben. Ich habe ihn in ihrer Handtasche gefunden. Meine Gefühle beim Lesen kannst du dir sicher vorstellen. Es stimmt, die besonderen Momente im Leben werden erst wirklich besonders, wenn man sie teilen kann: geteilte Freude ist doppelte Freude. Ich hatte die Erfahrung gemacht, dass ich sie 'teilhaben' lassen kann oder auch 'mitnehmen'. Bei diesen Gelegenheiten habe ich auch viele Antworten erhalten.

Wenn heute etwas besonderes passiert, ist es dann ein Unterschied, wenn man fragt: "Schade, dass wir das nicht mehr zusammen erleben dürfen" oder "Schade, dass du das nicht mehr erleben kannst"?


Liebe Grüße,

Helmut
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Geändert von gitti2002 (19.10.2014 um 00:16 Uhr)
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  #58  
Alt 02.08.2014, 19:04
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Hallo Helmut,
Du hast in vielem Recht. Aber Verbitterung klingt so hart. Ein einsamer Mensch, der sich und die Welt hasst. so bin ich nicht. Mein Selbstmitleid hält sich auch durchaus im Rahmen. Zum Beispiel haben wir beide eine Versicherung für Darias Ausbildung abgeschlossen.Wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, erlebt Tanja jetzt auch, das Daria Erfolg hat. Vielleicht aber auch nicht. Wer weiß wo ihere Seele gerade ist. Besser wäre, sie würde noch leben. Daria hat uns jedes Jahr besucht. Jetzt ist sie auch hier, aber es ist anders
Liebe Grüße
Hermann
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  #59  
Alt 20.08.2014, 21:09
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

"Diesen Weg muss ich ohne meine Frau gehen, dass will sie sicher auch so. Aber wohin soll der Weg führen?"

Hallo Hermann,
diese Frage stelle ich mir jetzt auch und ich denke es bleibt nicht mehr so viel Lebenszeit, das ich sie vergeuden sollte. Es stellt sich die Frage was wirklich wichtig ist und ob es mir noch gelingt bewusster wahrzunehmen, was im Moment richtig oder eher unangebracht ist. Das habe ich mir schon während der Krankheit meines Mannes gewünscht , denn gerade da wäre es besonders hilfreich gewesen.
Immerzu habe ich mich abgelenkt im positiven und negativen Sinn, es fehlten Übung und Geduld.

Ehrlich? Ich weiß auch nicht wo der Weg hinführt, möchte jetzt das die Zeit schnell vergeht und ich irgendwann mal wieder ein bisschen Freude und Sinn
spüre, damit ich weiß wofür es sich lohnt weiter zu machen.-

Ich wünsche euch eine gute Nacht.

Liebe Grüße

Jutta

Geändert von gitti2002 (19.10.2014 um 00:18 Uhr) Grund: angesprochene Userin wurde gesperrt
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  #60  
Alt 21.08.2014, 00:49
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Hallo Jutta,

es geht doch nicht darum, in Selbstmitleid zu baden, sondern zu erkennen das Selbstmitleid ein ganz normales Gefühl ist. Ich nenne es die Trauer um sich selbst. Schließlich hat man ja auch selbst verloren. Den Mann, die Frau, Vater, Mutter oder einen anderen Angehörigen. Die Frage ist nicht, ob man dieses Gefühl zulässt oder zulassen darf, sondern wie man damit umgeht. Die Schwester dieser Trauer ist die Trauer um das, was der oder die Verstorbene verloren hat. Beide sind miteinander aufs Engste verflochten. Mir selbst wurde das erst so richtig bewusst, als mein jüngste Enkeltochter auf die Welt kam. "Schade, dass DU das nicht mehr erleben kannst" ging mir damals durch den Kopf.

Gefühle und Gedanken lassen sich nicht einfach abschalten. Sie kommen oder auch nicht und sind zunächst weder positiv noch negativ. Was man jedoch tun kann, ist das aus diesen Gefühlen und Gedanken resultierende Handeln zu kontrollieren. Erst das Handeln ist dann positiv oder negativ.

Hallo Hermann,

niemand weiß, wo der Weg hinführt. Man kann nur versuchen, die Richtung zu beeinflussen. Bereits das Nichtstun beeinflusst sie. Ob so ein Versuch auch zielführend ist, das weiß man erst hinterher. Einmal haben wir das ja bereits bitter erfahren müssen. Was jedoch kein Grund ist, zu resignieren.


Eine gute Nacht und liebe Grüße,

Helmut
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