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Alt 26.10.2008, 15:34
Benutzerbild von enchilada
enchilada enchilada ist offline
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Registriert seit: 21.02.2008
Ort: Bayern
Beiträge: 46
Frage Erfahrung mit Tumorzellen im Nervenwasser..?

Hallo
Ich habe lange überlegt, ob ich dieses Thema hier ansprechen soll oder nicht..da es jetzt in dem Sinne auch nichts mehr bringt...
Mein Vater hat uns am 14.10 leider für immer verlassen

Doch irgendwie lässt mir das Ganze keine Ruhe und mich würde interessieren ob es noch andere gibt, die damit Erfahrung haben.

Kurz zu unserer Geschichte:
Diagnose Januar`08 Kardiakarzinom uT3N+M1, Lungen,- Leber,- u. Lymphknotenmetastasen...inoperabel.
Palliative Chemotherapie zuerst mit DCF (Docetaxel, Cispaltin, 5-FU)
Dauer ca. 5 Monate...Tumor leicht zurück gegangen, Lungenmetastasen keine mehr nachweisbar, Lebermetas haben sich leider vermehrt.
Ab Juni EOX-Schema (Epirubicin, Oxaliplatin, Xeloda) nach 1. Kontrolluntersuchung hieß es es ist alles konstant geblieben, Lebermetas haben sich sogar zum Teil zurückgebildet.
Letzte Untersuchung Anfang Oktober...Schockdiagnose: Tumor hat sich vergrößert, genauso wie die Lebermetastasen, ausserdem neue Metastierung an der kleinen Magenkurve, Metastase an Niere und am Rücken (Lendenwirbelbereich)

Meinem Vater ging es die letzte Woche, die er noch Zuhause war total mies, er lag nur noch im Bett, hatte sehr starke Rückenschmerzen...wir dachten, das käme vom vielen Liegen, weil ja auch nicht mehr viel an ihm dran war...er bekam Schmerzmittel, die aber nicht viel brachten. Hinterher mussten wir erfahren, das diese Schmerzen von der Metastase am Rücken kam. Er klagte ständig über Übelkeit, hatte keinen Appetit mehr, ihm war ständig schwindelig und litt total an dieser inneren Unruhe, er konnte Nachts nicht mehr schlafen usw. Plötzlich fing es an, das wenn er was aß, er es nicht mehr hinunter brachte...er musste es sofort wieder hochwürgen...wir hatten Angst, das evtl. der Mageneingang zu ist oder...?
Am 1. Okt hatten wir mit ihm einen Termin in der Uni...dort bekamen wir die CT Ergebnisse (siehe oben) und es wurde besprochen wie es nun weiter geht.
Der Doc meinte das es noch eine Chemomöglichkeit gäbe (FOLFORI) und wenn mein Vater damit einverstanden wäre, würden sie diese auch beginnen. Natürlich war mein Dad damit einverstanden und wir wurden wieder nach Hause geschickt..vorgesehener Chemobeginn 14.10.
Doch bis nach Hause hat es mein Vater leider nicht mehr geschafft...ihm wurde es beim Laufen ständig schwindelig, er musste sich ständig hinsetzen usw. Ich konnte das Leid nicht mehr länger mit ansehn und lief zurück zum Arzt, der ihn dann stationär aufnahm. Naja, nun lag mein Vater wieder im Krankenhaus, er selber sagte noch: "Jetzt bin ich wieder da, wo alles angefangen hat". Keiner wußte bis dahin, das es auch leider dort enden würde
Es wurde sofort eine Magenspiegelung gemacht, da der Verdacht vorlag, das evtl. der Mageneingang komplett zu ist...doch dies war zum Glück nicht der Fall. Der Arzt meinte, es wäre alles frei und er müsste eigentlich normal alles essen können...hmm...Nach der Spiegelung fing es plötzlich mit Heiserkeit und leichten Sprachstörungen an. Er konnte Wörter mit Sch u. St nicht mehr aussprechen...wir mussten noch darüber lachen und er selber hat sich gewundert, warum dies nun der Fall ist. Wir dachten das läge an der Spiegelung, das evtl. die Stimmbänder oder...verletzt wurden. Doch es wurde von Tag zu Tag schlimmer, so das er plötzlich kein gescheites Wort mehr heraus bekam..er konnte nicht mehr sprechen Wir hatten den Verdacht, das er evtl. einen kleinen Schlaganfall hatte, da sein Blutdruck ständig viel zu hoch war. Er wurde dann auf die Neuro verlegt, dort musste er sämtliche Untersuchungen über sich ergehen lassen wie CT Aufnahmen vom Kopf und eine Lumbalpunktion. Bei der Lumbalpunktion stellte sich heraus, das sich Tumorzellen im Nervenwasser befanden, doch in welchem Ausmaß konnte man uns noch nicht sagen...wir mussten auf den Befund der Pathologie warten.
Sein Zustand wurde von Tag zu Tag schlechter...er wurde künstlich ernährt, da er nichts mehr schlucken konnte, dann stellte sich heraus das er eine Stimmbandlähmung hatte dadurch auch die Sprachstörungen. Sie mussten einen Luftröhrenschnitt machen, da er sonst erstickt wäre...bei diesem Eingriff traten dann Komplikationen auf...denn die Narkose die er bekam (laut Ärzten eine ganz normale leichte Narkose für solche kl. Eingriffe) war zu stark für ihn, da er körperlich sehr geschwächt war. Er war dann kurzzeitig weg und sie mussten ihn wieder zurückholen, was ihnen zum Glück gelingte. Ausserdem kam es zu Blutungen, so das Blut in die Lunge lief und es zu einer angehenden Lungenentzündung kam, die sie gleich mit Antibiotika behandelten. Sein Zustand war sehr kritisch und die Ärzte sagten uns, das es sehr schlecht aussehe und sie denken, das er nicht mehr aufwache....Wir waren alle bei ihm auf der Intensiv, haben mit ihm gesprochen, gehofft und gebetet das er wieder aufwacht. Wir mussten die ganze Nacht hoffen und bangen und wie ein Wunder wurde er wieder wach
Er konnte dann am nächsten Tag wieder auf die normale Station verlegt werden...die Lungenentzündung bekamen sie mit dem Antibiotika super in den Griff...Es sah alles ganz gut aus und es wurde ein Termin zur Kernspintel vereinbart um zu sehn in wie weit das Nervenwasser befallen ist und ausserdem wegen der Metastase im Lendenwirbelbereich. Es sollte mit Bestrahlungen angefangen werden um das Nervenwasser wieder in den Griff zu bekommen und vorallem wegen den starken Rückenschmerzen, die mit Morphiumpflaster gestillt wurden. Leider musste man aber noch warten, da im Blutbild eine Entzündung festgestellt wurde..wahrscheinlich hatte dies noch mit der Lunge zu tun...die Ärzte wollten noch ein paar Tage warten. Der Zustand meines Vaters wurde immer schlechter...schon alleine das er nicht mehr sprechen konnte und durch dem Luftröhrenschlauch waren ja die Stimmbänder total lahm gelegt so das wir ihm von den Lippen ablesen mussten..was nicht immer einfach war...teilweise konnte er uns noch ein paar Wörter aufschreiben, was uns beim Verständigen etwas weiter half....doch dies ging dann mit der Zeit auch nicht mehr, da der ganze Körper das Zittern anfing...seine Arme und Beine waren wie gelähmt er konnte sie ohne Hilfe nicht mehr richtig bewegen...ausserdem brachte er das rechte Auge nicht mehr auf, das war wie zugeklebt...wir dachten zuerst er habe sich vom Transport einen Zug geholt...doch leider hatte das auch mit dem Nervenwasser zu tun, wie alles andere auch....Wir und auch die Ärzte setzten unsere ganze Hoffnung in die Bestrahlungen, ausserdem war hinterher noch eine Chemo geplant...die Ärzte meinten, das sie jetzt noch alles versuchen was in ihrer Macht stecke...sie machten uns ziemlich viel Hoffnung....

Für den 14.10 war dann die Kernspintel vorgesehn...doch zu dieser Untersuchung ist es dann leider nicht mehr gekommen....mein Vater ist früh um 4:25 Uhr ruhig und friedlich eingeschlafen....Wir und auch die Ärzte waren total geschockt...keiner war darauf vorbereitet...es kam alles so plötzlich und unerwartet...selbst die Ärzte standen vor einem Rätsel.

Ich bin total traurig und vermisse meinen Vater...ich war seit der Diagnose fast jeden Tag bei ihm und stand ihm immer zur Seite. Ich hab mich sehr viel mit der Krankheit auseinander gesetzt und wußte auch über die Prognosen der Krankheit bescheit...doch ich ließ mich davon nie beeinflussen...für mich waren das nur Statistiken...Ich dachte immer, mein Vater ist so stark und wird die Krankheit auf jeden Fall besiegen...doch das es dann so und vorallem so schnell geht...darauf waren wir auf keinen Fall vorbereitet.

Das Einzige was mich beruhigt ist, das mein Vater ohne Schmerzen und ohne Kampf eingeschlafen ist, was man auch am Sterbebett sah..er lag ganz friedlich mit einem leichtem Lächeln da....er sah total entspannt aus und wenn ich ehrlich bin sah er sogar besser als die Tage zuvor aus...
So hart wie es auch klingt, aber ich denke für ihn war es wohl das Beste...wer weiß, was er noch alles hätte ertragen müssen...wie hätte er wohl die Bestrahlungen und die bevorstehende Chemo vertragen...?
Vorallem..hätte das Alles überhaupt was gebracht..??? Das alles sind Fragen über Fragen, die uns jetzt keiner mehr beantworten kann....
Mein Vater wurde von seinem Leid erlöst und ich wünsche mir, das es ihm da wo er nun ist, gut geht....auch wenn es für uns Angehörige total schmerzhaft ist

Gibt es hier Leute, die auch diese Erfahrung mit dem Nervenwasser gemacht haben...? Ich war eigentlich auf ziemlich alles vorbereitet, doch darüber habe ich weder hier noch sonst wo was gelesen oder gehört

Über Antworten würde ich mich sehr freuen

LG
Enchilada
__________________
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Mein Papa
+ 14.10.2008

Wenn wir Dir auch die Ruhe gönnen,
ist voller Trauer unser Herz;
Dich leiden sehen und nicht helfen können,
das war unser größter Schmerz


Als die Kraft zu Ende ging, war`s kein Sterben, war`s Erlösung

http://de.youtube.com/watch?v=ePyRrb2-fzs

Geändert von enchilada (26.10.2008 um 22:15 Uhr)
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