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  #91  
Alt 05.07.2002, 19:16
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... ach ja, was den Umgang mit "Betroffenen" angeht:

HANDELT DANACH, WAS EUER HERZ EUCH RÄT!!

Manchmal kein leichter Weg, aber er ist der Richtige.

*küsse*

Jana
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  #92  
Alt 05.07.2002, 19:31
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... Nachschlag:

stark verzögert auch noch ein Buchtipp (vielleicht auch was für das Känguru): Marlene Haushofer "Die Wand"
Kurzbeschreibung (von mir eigenhändig kopiert)
Verdutzt streckte ich die Hand aus und berührte etwas Glattes und Kühles: einen glatten kühlen Widerstand an einer Stelle, an der doch gar nichts sein konnte als Luft. Dann hörte ich lautes Pochen und sah um mich, ehe ich begriff, daß es mein eigener Herzschlag war, der mir in den Ohren dröhnte.« Eine Frau wacht eines Morgens in einem Jagdhaus in den Bergen auf und findet sich, allein mit ein paar Tieren, in einem Stück Natur eingeschlossen von einer unüberwindbaren gläsernen Wand, hinter der offenbar keine Menschheit mehr existiert. Aber sie will und kann weiterleben.

Die Autorin war selbst Krebskrank und es ist sehr faszinierend.

... jetzt aber Schluss

Jana
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  #93  
Alt 05.07.2002, 23:01
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Hallo Ihr Lieben,
nun konnte ich eine ganze Weile nicht bei Euch reinschaun und habe mich erst mal wieder reingelesen.
Zum Thema Prognose muß ich sagen, dass ich panische Angst davor habe, dass irgend ein Arzt kommt und sagt, solange hat er noch. Schon den Schlag "nicht mehr heilbar" konnte er und auch wir kaum ertragen. Soviel Hoffnungen sind geplatzt, soviel Kraft verloren gegangen. Ich glaube nicht, dass er noch so kämpfen könnte und mich hätte die Angst wahrscheinlich so verrückt gemacht, dass ich die Zeit mit ihm nicht genießen könnte. Ich habe oft das Gefühl, dass mein Dad jetzt wesentlich mehr Kampfgeist hat, als noch nach der Erstdiagnose, die ja eigentlich noch recht zuversichtlich klang.
Liebe Tina, dass mit dem Heulen kenn ich nur zu gut. Bin mittlerweile zur vollen Mimose geworden. Manchmal echt schon peinlich. Da ich oft in Situationen anfang zu heulen, in denen ich eigentlich mit der Faust auf den Tisch hauen sollte. Selbst im Kindergarten, als die Kindergärtnerin mir sagte, irgendetwas stimmt mit ihrem Sohn nicht (weil er nicht so wollte wie sie) stand ich heulend da. Früher hätte ich gesagt, sie soll ihn doch in Ruhe lassen und hätte das Thema abgehakt.
In zwei Wochen ist Nachuntersuchung (ob die Chemo was genutzt hat oder nicht). Ich weiß nicht was mir lieber ist, dass die zwei Wochen morgen um sind oder nie kommen. Mir wird schon ganz schlecht bei dem Gedanken daran. Wie muss es meinem Dad erst gehen. Ich wach gerade mit den Fragen: Was ist wenn.. auf und gehe damit ins Bett. Jeden Tag wird der Kloss im Hals dicker. Vorallem, weil es ihm zur Zeit nicht so gut geht.
Liebe Jacqueline, ich bewundere dich. Du findest auch in absoluter Dunkelheit noch ein Licht.
Bis bald Lilly
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  #94  
Alt 06.07.2002, 00:36
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Hach, das Känguruh kann nicht schlafen, es hat noch so einen ollen Thriller-Film im TV geguckt, und jetzt ist es noch ganz zappelig!

Hi Jana, Du PUMA! Boh-eh, schönes Tier!
Das stimmt, was Du schreibst. Es gibt ZWEI Aspekte.
Der eine ist die reine Krebsdiagnose. Jene, wo Du als Tochter das kindliche Vertrauen verlierst, dass Deine Mutter nicht ewig leben wird. Und Du wirst in dieser Situation selber wieder so hilflos wie ein Kind. Und trotzdem musst Du Dich damit auseinander setzen, dass dieser Krebs am Ende der Sieger sein könnte. Also tust Du alles, was Du tun kannst, um zu helfen. Damit Deine Mutter nicht leiden muss. - Das ist die Seite dieses Aspektes der ANGEHÖRIGEN.
Für den BETROFFENEN jedoch ist diese Krebsdiagnose bereits schon ein halbes Todesurteil. Aber auch er fühlt sich oftmals wieder wie ein Kind, so hilflos und wehrlos. Und er wird dann alles versuchen zu tun, um wieder gesund zu werden.
Jetzt kommt der ZWEITE Aspekt, das ist die zeitliche PROGNOSE eines Arztes. DER kommt dann aber noch HINZU! - Du als Tochter und Angehörige kannst hier aber diesen Teil besser ertragen, weisst Du. Obwohl es schrecklich ist und nicht zu fassen. Trotzdem wirst Du es eher verarbeiten können, denn DEINEN Anteil dazu ist lediglich (verzeih mir bitte) das ABSCHIED-NEHMEN!
Aber als Betroffener SELBST diese PROGNOSE noch zusätzlich zu erhalten, ... bedeutet eine doppelte Verarbeitung: Nämlich das Abschied-Nehmen ... UND den EIGENEN "termingerechten" Tod vor Augen akzeptieren zu müssen!

Darum meine ich auch, es wäre besser, die Ärzte reden nicht von "sechs Monaten" oder von "zwei Tagen", (und das IST ein festgelegter Termin!) sondern besser von "schwierig zu sagen" oder wenigstens "die Chancen stehen nicht gut", oder halt auch "ein paar Monate". - Verstehst Du? Damit können BETROFFENE selber wenigstens ein bisschen besser klar kommen. Angehörige hingegen haben vielleicht ein bisschen weniger Mühe, wenn da Prognosen wie "sechs Monate" oder "zwei Tage" gesagt werden. - Obwohl es hart für alle Seiten ist, das ist klar.

Scheint mir, im Moment bin ich hier die einzige Krebsbetroffene, die da die Seite der Kranken beschreibt? Irgendwie "wühle" ich mich da durch, ... und fühl mich irgendwie trotz Euch Lieben ... ein bisschen alleine damit, ehrlich. Würde mir schon wünschen, dass hier noch ein paar andere Betroffene mitplaudern. Hm-hm!

Hallo Lilly, schön, dass Du wieder da bist.
Dieses "Was ist wenn ..." denke ich JEDEN TAG, ... weisst Du das? Wenn ich mal NICHT daran denke, kann ich geradezu glücklich darüber sein. Aber am schlimmsten ist es IMMER bei den Zwischen- oder Nach-Untersuchungen. Und das kann dann schon Wochen VORHER anfangen, diese ewige Fragerei "Was ist wenn ...". Abends, wenn ich ins Bett gehe, morgens, wenn ich aufwache, irgendwann im Laufe des Tages, wenn ich mir die Zähne putze, wenn ich Dusche, wenn ich Esse, wenn ich andere Menschen sehe ... !
Natürlich denkt man da nicht ununterbrochen daran. Aber eben immer WIEDER.

Soviel zu der Sicht einer Betroffenen, Ihr Lieben.
Jetzt versuch' ich nochmal zu schlafen ... schliesse meinen Beutel zu, lege meine Ohren an ...

Das "krasse" Känguruh
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  #95  
Alt 06.07.2002, 08:13
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Hallo

lese zur Zeit nur etwas quer mit - und kenne nicht alle Postings...
aber zu Brigittes Mail würde ich kurz Stellung nehmen, will sie ja nicht "alleine" unter den Angehörigen lassen - wobei das nicht böse gemeint ist. Ich hoffe ihr versteht es.

Im Gegensatz zu Brigitte wäre mir z.B. eine ungefähre Prognose - z.B. 6 MOnate um ein vielfaches lieber, als so unbestimmte Angaben wie: sieht schlecht aus oder;

Klar würde ich bei 2 Tagen wohl im Keller seitzen, wobei ich auch denke, wenn das Sterben so nah ist, spürt man es selber und braucht solche Prognose dann auch nicht mehr. Aber wenns um einige Monate geht - würde ich wissen wollen, weil dann das Abschiednehmen wichtig wäre für mich; die letzte Zeit des Lebens mir so zu gestalten, wie ich es mir wünsche und leisten kann - einfach noch mal alles mitnehmen kann.
Mir ist klar, das nie jemand sagen kann, so und so ist es.
Es kann trotzdem ne Menge anders werden, aber wie gesagt - mit dem Drumerherumreden kann ich weniger anfangen.

Ich glaube, das es wichtig ist das auch individuell zu entscheiden.

Als ich vor 3 Jahren ungefähr alle meine behandelnden Ärzte gewechselt habe, war der wichtigste Wechsel hin zu meiner jetztigen Hausärztin/Internistin. Damals wußte ich natürlich noch nichts von meiner jetztigen Krebserkrankung, allerdings kannte ich mein Risiko aus familiären Gründen. Ausserdem habe ich viele andere Erkrankungen, wo eben die Abmachungen auch gelten. Und ich habe die Zeit zwischen Diagnose und Sterben meiner Schwester vollkommen miterlebt. Die Odysee zu den Ärzten -
Also wurde bereits im ersten Gespräch von meiner Seite aus dieses Thema angesprochen, und ich bekam ihr versprechen, wenn mich mal der Krebs erwischt - dann würde ich grundsätzlich alles wissen wollen; grundsätzlich alle Unterlagen einsehen wollen und/oder in Kopie haben - und sie müsste mir immer die Wahrheit sagen.
sie guckte mich damals zwar etwas irritiert an, aber das ganze hatte eben auch einen ernsten Hintergrund.
Ich vertraute ihr aus irgendwelchen Gründen - und heute weiß ich, das es genau das richtige Gespräch gewesen ist. Wir reden offen über die Möglichkeiten;
natürlich ist immer der erste Part mein Part. Das heißt, ich muss und darf sie alles fragen - und dann gibts auch Antworten. Keine WischiWaschi antworten, bekomme Infomaterial, Informationen usw. Wenn ich was nicht wissen will, dann gibts auch keine Antworten.

mmh - wollte ich nur mal dazu sagen - und ich versuche mal etwas nachzulesen. Denke mal, ich kann da noch einige Antworten geben...

viele Grüße
elisabeth
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  #96  
Alt 06.07.2002, 09:20
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Gut's mörgele, Elisabeth,
danke, dass Du mir ein bisschen beistehst. Es hat schon was, denn wenn ich alleine mit etwa sieben Angehörigen hier plaudere, (was ich ja GERNE mache), wird schon eher die Sichtweise der Angehörigen betrachtet, und meine "betroffene" Seite geht hier ein bisschen unter. - Oder empfinde ich es nur ein wenig so?

Mit den Prognosen der Ärzte meinte ich eigentlich nicht, sie sollten UNEHRLICH sein. Es geht ja schon alleine darum, dass die Ärzte es nicht mal den Patienten sagen, sondern den Angehörigen! Also weiss der Patient in der Regel schon gar nichts davon.
Und dieses "noch sechs Monate" ist keine UNGEFÄHRE Prognose, sondern eine fixe Zeit. Wenn Dir ein Arzt diese Zeit nennt, wirst Du Dich wahrscheinlich auch darauf einstellen und nach sechs Monaten sterben. (Ausser jene speziellen Fälle, die wir erwähnt haben, wie der Yogameister zum Beispiel, der überlebt hat.)
Tatsache ist doch schon mal: WENN ein Arzt eine Prognose (eine Prognose ist keine Diagnose) stellt, ... dann hat ER aufgegeben! - Und es ist einfacher für ihn, dies den Angehörigen zu sagen, anstatt dem Betroffenen. Weil der Betroffene in der Regel TUT, was der Arzt sagt!

Zeitlimit! Das hat man doch auch SO schon, wenn man Krebs hat! Aber muss man immer alles so genau wissen?
Ich versuche schon seit Beginn meiner Diagnose noch DAS zu tun, was ich gerne tun möchte, wie der Yogameister, der wohl irgendwie die Möglichkeit gehabt hat, seine Chance zu realisieren. Okay, ER hatte vom Arzt ein Zeitlimit erhalten. Ich nicht! - Aber spielt das eine Rolle? Kommt es denn am Ende nicht auf das selbe raus? Muss man deswegen noch ein genaues Datum nach sechs Monaten oder so kennen?
Wenn ich meinen Tag X nicht kenne, heisst das doch noch lange nicht, dass ich deswegen NICHT handeln soll und ABWARTEN soll, oder?

Aber das ist ja das verrückte! Genau mit diesem Denken kämpfe ich gegen Windmühlen!
Verstehst Du, was ich meine, Elisabeth?

So, jetzt muss ich erst mal einen Kaffee haben!
Bis später!

Liebe Grüssli
vom "krassen" Känguruh
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  #97  
Alt 06.07.2002, 09:29
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Hallo ihr Lieben!
Also ich glaube, ich kann euch zu diesem Thema einiges erzählen...Im März 2000 hatte ich doch meine 1. grosse OP. Naja, sie konnten lediglich ein paar Lymphknoten in der Leiste entfernen und machten alles wieder zu.Inoperabel.Vor der OP fragte ich ja auch, sah ales sehr positiv aus, die Ärzte machten mir echt Hoffnung.Aber irgendetwas stimmte nicht.Das sagte mir mein Gefühl aber ich verdrängte das.Als ich nach der OP zu mir kam und kein Stoma vorfand, war ich als erstes erst einmal erleichtert.Denn so im Innern dachte ich damals, ich könne nicht damit leben. Die Ärzte erzählten mir daß ich eine Entzündung im Bauchraum haben und die erst heilen müsste.Es kam viel Besuch, mein Schatz kam jeden Tag, auch das Personal las mir jeden Wunsch von den Augen ab.Ich erholte mich gut, aber irgendwas stimmte nicht!Irgendwas irritierte mich.Dann bemerkte ich, es waren die Augen, die Blicke...und eigentlich genau da begann mein aufbäumen, mein Kampf. Noch wusste ich nicht, was denn eigentlich mit mir war.Ich fing an zu fragen, zu löchern, zu bohren.Holte mir stückchenweise meine Informationen. Ich sprach mit meinem Schatz und da brach es aus ihm heraus, er weinte!Da begriff ich was nicht stimmte! Ich ging zu meinem Arzt in der Klinik und verlangte, daß er mir alles aber auch alles sagen sollte! Er druckste herum, sagte ich sei doch noch viel zu jung für so einen Befund, sie würden alle überlegen und nach etwas suchen, was mir helfen könnte.Dann informierte er mich über alles, fragte mich danach ob ich ein Beruhigungsmittel haben wolle. Ich nahm es erst mal an, aber nach 4 Tagen setzte ich es ab. Es half mir nicht, im Gegenteil.Ich brach wegen Lappalien in Tränen aus, zum Beispiel weil ich die Kaffeetase umschüttete. Das begriff ich nicht.Also nahm ich keine Beruhigungsmittel mehr, tigerte aber in der Klinik rum, dachte bei mir: Nein, das kanns nicht ewesen sein! ich will leben!Ich kann doch jetzt nicht mitten drin einfach sterben!Nach 4 Wochen durfte ich für 14 Tage nach Hause. Wenn ich allein war , brüllte ich die Wände an. Fing mich aber nach einer Zeit ab und wurde soetwas wie trotzig.Ja ich fing sogar an mit dem Tumor zu reden. Ich weiss das klingt eigenartig, aber es war so! Die Chemo begann. Sie dauerte ein halbes Jahr. Ich wusste, es kann zu Nebenwirkungen kommen, schiefgehn, daß der Tumor nicht reagierte. Mittlerweile wurde mir immer die Wahrheit gesagt. Wenn sich jemand rausreden wollte, blickte ich ihm in die Augen, danach kam dann die Wahrheit und keine Ausreden.Ich hatte große Angst in dieser Zeit meine Uhr könne doch abgelaufen sein. Redete mit dem Tumor, macht ihm klar, daß er auch sterben müsse, wenn er so weiter wuchs, redete oft mit mir selbst, heulte wenn ich allein war, war verzweifelt.Aber irgendwie fing ich mich immer wieder.In der Klinik war ich für meinen "Galgenhumor" bekannt. Dann war die Chemo zu Ende und mein Professor bat mich zu einem Gespräch. Er teilte mit mit, daß so schnell wie möglich operiert werden musste, gab mir auch sehr wenig Zeit, nur 5 Tage. Heute weiss ich warum: Ich wäre, wenn es sich, wie ich es wollte, um 14 Tage freie Zeit gehandelt hätte, verrückt geworden! Und jetzt kam ein anderes Gefühl auf mich zu: Ich hatte panische Angst nie mehr aufzuwachen.Ich spürte auch bei meinem Schatz diese Angst, eigentlich bei Allen die mir nahe standen. Aber bei mir war sie sehr groß...inerlich, ohne daß es jemand merkte, verabschiedete ich mich von allem. Ich was sowas von traurig, aber nicht wütend, wie vorher.Ich flehte irgendetwas an, mir doch zu helfen, daß ich dies überstand, aber das Gefühl, das ich alles zum letzten Mal sehe, blieb. Es blieb bis die Narkosespritze wirkte. Dann war alles Dunkel....und irgendwann hörte ich die Stimme von meinem Schatz. Ich hörte sie nochmals, dann wieder...mein erster Gedanke war: Ich bin wieder da! ich lebe! ich lächelte, oder ich dacht eich tu es und öffnete die Augen. Ich war wieder da! In diesem Augenblick wusste ich, daß ich überleben würde. Wielange weiss ich nicht, das steht in den Sternen. Aber ich geniesse jeden Moment. Und das Verabschieden war auch in Ordnung vorher, denn ich lebe jetzt ein ganz anderes Leben, ehrlicher, intensiver, dankbarer, offener,gefühlvoller! Und auch mit meiner Beziehung passierte etwas: Sie lebte auf! Wir waren sogar intensiver miteinander verbunden, wie jemals zuvor! Bei meiner Mutter musste ich lächeln, ich war wieder ihr Baby, ihre Erstgeborene, ihr Wuschkind...sie fing an viel von früher zu erzählen, vorher tat sie das nie. Auch die Beziehung zwischen mir und meinem kleinen Bruder, er ist 17 Jahre jünger wurde enger.Ich "verlor" in der Zwischenzeit viele Freunde, musste sieben, war aber gut so! Ich gewann neue, ehrlichere!Und ich schwor mir etwas: Jedem Betroffenen, jedem Angehörigen beizustehen, seelisch, wann immer ich das konnte!Denn ich sah inzwischen auch, wie sehr meine Angehörgien gelitten hatten unter dieser Situation. Manchmal denke ich, es ist schlimmer hilflos daneben zu stehen, nicht helfen zu können, als selbst betroffen zu sein.
Nein, nein, ich sehe nicht alles rosarot...auch ich habe Angst es könnte wieder irgendetwas sein, Angst bei jeder Nachsorge, Angst vor jedem Zipperlein, es ist etwas dazugekommen in meinem Leben, was ich vorher verdrängt habe, ich bin nicht unsterblich! Keiner von uns! Und meine Angehörigen haben das auch erleben müssen, leben jetzt auch mit dieser Gewissheit, daß irgendwann die Zeit abgelaufen ist. Man erlebt vieles bewusster als vorher. Als Betroffener und als Angehöriger.
Und wenn ein Arzt mir ncht alles sagt, mir nicht alle Informationen gibt, spüre ich das und wechsle ihn aus. Es geht schliesslich um mich, um mein Leben! Da möchte ich alles wissen und nicht mit ein paar Brocken abgespeist werden!
Das Leben ist ein ewiger Lernprozess....
So, nun weiss ich im Moment nicht weiter...
Alles Liebe für euch alle
viele liebe Grüße von Ruby
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  #98  
Alt 06.07.2002, 09:44
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Hallo an alle,

vielleicht sollten wir in den einzelen Foren (verschiedener Krebsarten) mal ein bisschen "Werbung" für dieses Forum machen, damit Brigitte und Elisabeth sich hier nicht so alleine fühlen, und in der Masse unserer Angehörigen-Fragen untergehen!?

Ich habe schon irgendwo mal die folgende Adresse in einem posting angegeben, und möchte es nochmals tun. Mich würde eure Meinung dazu interessieren:
www.morbus-hodgkin.de/infoserv/abschied.htm

In Österreich scheint es ein wettermäßig strahlendes Wochenende zu werden. Ich hoffe bei euch ist es ebenso schön, und ihr könnt die Tage trotz der Sorgen gut verbringen!

Alles Liebe
Eure Afra
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  #99  
Alt 06.07.2002, 09:52
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Hallo Elisabeth,

meine Ma denkt genauso: keine WischiWaschi Antworten, sagen was ist, damit sie dagegen kämpfen kann. Sie bekommt von den Ärzten die Wahrheit gesagt (auch wenn die sich zuerst dagegen gesträubt haben), wenn sie danach fragt (und das tut sie). Die Statistiken kennt sie selbst (es gibt genügend Bücher und das Internet), da sie in der ersten Phase, als sie die ersten Vermutungen mitgeteilt bekam, auch gleich Informationen zusamengesucht hat. In der Klinik hat sie die Peilwerte bekommen, wie wenig Monate sie im schlimmsten Fall noch hat. Auch wir reden offen über diese Krankheit und was passiert und passieren kann. Ihr Ziele sind ganz eng gesteckt: mal sehen, was die Chemo bringt. Was danach kommt, klammert sie erst mal aus. Allerdings strahlt sie eine Zufriedenheit und Energie aus, die gar nicht vermuten lassen, das sie so krank ist. Man sieht ihr gar nichts an...

Liebe Brigitte,
ABSCHIED nehme ich dann, wenn meine Ma im Sterben liegt, nicht früher.
Ich habe miterleben müssen, wie andere sie schon abgeschrieben haben und jeder Besuch so eine Abschiedsvorstellung war - damit wird man ihr und DIR nicht gerecht. Du hast Recht: als Angehörige trifft mich nicht die Aufgabe, mich mit meinem (bewußt gemachten) bevorstehendem Tot auseinander zusetzen und abzufinden. Aber ich habe genug geliebte Menschen verloren (und das in einem Alter, als ich gerade mal sowas verstehen konnte, aber nicht damit umgehen konnte), das ich diesen Abgrund der Verzweiflung, Wut , Trauer und Hilflosigkeit sehr gut kenne. Das ist nichts, was sich mit Deinem/Ihrem Erleben dieser Situation messen kann. Aber seit ich zehn war, habe ich mich vor diesem Abschied gefürchtet. Aber ich werde meine Ma nicht zur lebenden Toten machen.
Sie lebt - und solange SIE Hoffnung hat und kämpft habe ich nicht das Recht, von ihr Abschied zu nehmen und ihr und mir die Zeit, die wir miteinander verbringen, damit zu vergiften, das ich sie mit dem Schatten des Abschieds verdunkle. Neben ihr den Sonnenuntergang beobachten, unter dem Motto: das wird nicht mehr oft vorkommen. Das wäre die Pervertierung des Spruchs: Lebe jeden Tag, als wäre es Dein Letzter.
Vielleicht ist die Reaktion etwas heftig - sorry, vielleicht habe ich Dich mißverstanden. Aber ich habe noch eine Aufgabe mehr: an meine Mutter zu glauben und sie auf ihrem Weg zu begleiten.
Und ganz ehrlich: ich wünschte, ich könnte ihren Platz einnehmen, damit sie nicht sterben muß. DAS könnte ich eher ertragen.


Jana
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  #100  
Alt 06.07.2002, 10:44
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Hallo Afra, habe deinen angegebenen Link gelesen. Richtig, bin voll damit einverstanden: Es kommt nicht darauf an wie LANGE man noch lebt, sondern WIE man lebt!
Genau! Deswegen sage ich ja: Eine KrebsDIAGNOSE reicht schon dazu! Dazu braucht es nicht noch eine zeitliche PROGNOSE.

Hi Ruby! Das ist auch das, was ich hier immer wieder zu erklären versuche: Ein Betroffener "spürt" auch OHNE Prognose die Wahrheit. (Jedenfalls wenn er offen genug ist und nicht selber die Dinge verdrängt.)

Vielleicht macht es aber einen Unterschied, wie "weit" eine Krebskrankheit bereits fortgeschritten ist. Das müsste man hier auch noch betrachten.
Bei mir war also bloss die Diagnose alleine da, die OP, ... und das hat MIR schon gereicht, obwohl soweit alles gut bei mir aussieht. Aber da die Chancen bei Frauen mit Brustkrebs eins zu eins sind, ... hindert mich eben nichts daran, TROTZDEM zu handeln, und mir zu sagen, es kommt jetzt nicht mehr darauf an, wie LANGE ich noch lebe, sondern WIE ich lebe! Ich kann in einem halben Jahr einen Rückfall haben, ich kann aber auch erst in zehn Jahren einen haben, ... oder vielleicht auch nie. Aber sollte der Fall eintreffen, dass es BALD so weit ist (auch wenn mir da kein Arzt eine Prognose stellt! Ich meine, sie rümpfen ja eh schon alle ihre Nase bei mir, weil ich auf alle üblichen Behandlungen wie Bestrahlung und Chemo VERZICHTET habe!), bereite ICH mich darauf vor, bereits VORHER das WIE zu leben! Jawoll!

Liebe Jana, Du bist wirklich ein kleiner Puma!
Ich weiss, dass Du Angst davor hast, dich von Deiner Mutter verabschieden zu müssen. Und dass Du es ja auch erst DANN machst, wenn es wirklich soweit ist.
Ich meine damit ja auch nicht, dass Du jetzt schon winke-winke machen sollst. Trotzdem "arbeitet" es in Dir (ich kenn das doch von meiner Mutter), und selbst wenn Du kämpfst und an das Gute glaubst und hoffst, "arbeitet" es weiter in Dir. Das macht aber nichts, denn selbst wenn Du Dich innerlich auf einen Abschied vorbereitest, MUSS es ja nicht so kommen, oder?

Ich habe bei meiner Mutter nicht daran GLAUBEN wollen. Ich dachte, sie lebt IMMER. Selbst mit Leukämie. Ich dachte, sie kriegt sogar DAS in den Griff. Sie war immer so "stark". Ich habe mir in den zwei ganzen Jahren NIE Gedanken darüber gemacht, dass sie sterben könnte. Weil ich es nicht wollte. Weil ich nicht daran glauben wollte. - Aber an jenem Tag, als ich ihr diesen Brief schrieb und ihr verzieh, ... da muss irgendwas unbewusstes mich dazu getrieben haben. Obwohl ich WÄHREND dem Briefschreiben noch immer nicht daran glaubte, dass sie sterben könnte! Und es war KEIN Abschiedsbrief! Aber es war jenes, was ich ihr schon immer habe sagen wollen.
Am Ende war es halt trotzdem ein Abschied. Im Guten. Ich wusste es nur nicht!

Du machst es schon richtig, liebe Jana. Das Känguruh hüpft um den Puma rum und will ihn zu einem Tanz in der Steppe auffordern ...

Liebe Grüssli
vom "krassen" Känguruh
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  #101  
Alt 06.07.2002, 13:29
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... hat das Känguruh Boxhandschuhe? :-)

Afra, eine tolle Idee, so´n bisschen Werbung zu machen und andere - verdammt noch mal, gibt´s denn keinen anderen Begriff ?- Betroffene anzusprechen. Ich bin mir aber auch sicher, das hier einige Bpunkts regelmäßig mitlesen. Ich hoffe, das der ein oder andere sich mal das Herz fasst (so wie Ruby), ein paar Zeilen zu schreiben.

Hm, wie sich die Fälle doch gleichen, Ruby.
Meine Ma ist auch in die OP gegangen und obwohl Tage vorher es so aussah, das es doch nicht Krebs ist, fühlte sie, das diese Aussage nicht stimmt und als sie aus der Narkose aufwachte und man ihr nicht dirket antwortete, war ihr alles klar. Natürlich gibt es Leute, die nicht alles wissen wollen, aber es gibt auch Menschen, die brauchen die
ungeschminkte Wahrheit. Meine Aufgabe als Angehörige ist, in ihrem Sinn zu handeln - dem Arzt klar zu machen, das sie die Wahrheit vertragen kann.

Känguruh - ist Dir aufgefallen, das es in unserem Kulturkreis (egal ob D, A oder CH), es kaum noch eine "Tradition" oder Umgehensweise mit Krankheit oder den Tod gibt? Im Gegenteil - denk mal an die Diskussionen hier über Schuld oder das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben. Die einzige gesellschaftliche Norm ist: Gesund ist normal, Krankheit ist eine Abweichung, eine Fehlfunktion. Es gibt keine Hilfen in der Erziehung (selten zu Hause, gar nicht in der Schule), wo man beigebracht bekommt, sich mit Krankheit auseinanderzusetzen. Natürlich nimmt man das erst so richtig ernst, wenn man selbst direkt od. nicht ganz direkt davon betroffen ist, aber es ist kein THEMA. MAN spricht nicht DARÜBER. Nur so´n Gedanke, vielleicht seht ihr das ja anders.

vor sich hingrüssend
Jana
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  #102  
Alt 06.07.2002, 13:39
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Richtig, liebe Jana, ... habe ich doch schon lange mal gesagt hier.
Deswegen sollten wir lernen, VORHER darüber zu sprechen. VORHER zu LEBEN. Und VORHER keine Schuldgefühle haben zu müssen.

Das Känguruh hat übrigens keine Boxhandschuhe an. Es tänzelt nur um den Puma. In Freude. Weil es in der wundervollen Steppe ist. Und fordert den Puma auf, mit zu tanzen ...

Bis später, ich krieg gleich Besuch!
Grüssli vom Känguruh

PS. HIER bei mir regnet's! Wie DAS?
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  #103  
Alt 06.07.2002, 13:47
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Ach ja, das Wort "Betroffene" stört mich jetzt eigentlich weniger. Worte wie "Krebskranke", "Kranke" hingegen gefallen mir weniger. Weil für uns das Wort "Krank" soviel wie "Schlecht" heisst, und das Wort "Gesund" soviel wie "Gut" heisst.
Dann bin ich doch lieber "betroffen".

Tschüssli!
Das Känguruh
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  #104  
Alt 06.07.2002, 14:05
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...taaaaaaanzen!! Mit knirschendem Sand unter den Pfoten und Grasbüschel, auf die wir treten....

Hier regnet es auch - welch wunder!!!
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  #105  
Alt 06.07.2002, 14:06
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LISAAAA! Wie geht das mit Deiner email adresse (manchmal bin ich trottellig)

Grüsse
Jana
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