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  #1  
Alt 05.08.2011, 19:56
Micha1974 Micha1974 ist offline
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Standard Meine Mama ist nun ein Engel!

Erstmal mein tief empfundenes Beileid für alle hier, die einen Menschen durch diese fiese, hinterhältige und skrupellose Seuche verloren haben! Es ist der absolute Horror und ich fühle mit Euch allen mit!

Bis vor zwei Wochen war ich noch im Forum für Angehörige unterwegs! Vor ca. 10 Wochen hat meine Mama die Diagnose Lungenkrebs im letzten Stadium (inkl. multipler Lebermetas) bekommen! Ich weiß nicht, ob sie die Wahrheit verdrängt hat oder ob ihr wirklich nicht klar war, was das heißt! Jedes Gespräch über die Krankheit, ihre möglichen Folgen und Details (wie z.B. eine Patientenverfügung) wurde von ihr und von ihrem Mann (mein Stiefpapa Werner) direkt im Keim erstickt. Sie wollten es einfach nicht wissen. Also habe ich aufgehört, darüber reden zu wollen und sie in ihrer Welt in Frieden zu lassen!

Obwohl mir irgendwie klar war, dass dies nicht gut enden würde, habe ich mich an jeden noch so kleinen Hoffnungsschimmer gekrallt, die Wahrheit verdrängt und mit wildem Aktionismus dagegen gekämpft!

Nach der ersten Chemo ging es ihr soviel besser und sie musste drei Wochen lang nicht punktiert werden! Dieses drei Wochen konnte sie zuhause mit ihrem Mann und ihrem Hund genießen! Nachdem die zweite Chemo aufgrund von zu schlechten Leukos verschoben werden musste, nahm der Albtraum seinen Lauf..... und ließ sich einfach nicht mehr aufhalten!

Das Wasser in der Lunge kam immer öfter, so dass sie am Ende jeden dritten Tag zur Punktion musste! Jede einzelne Punktion war für meine Mama die Hölle! Sie hatte so große Angst vor Schmerzen... Wenn es soweit war, fing sie immer an zu singen, um sich selbst zu beruhigen. Sie hat sich krampfhaft an die Bettkante gekrallt, so dass ihre Arme gezittert haben! Die letzten gefühlten 10 mal habe ich sie auch hier begleitet, ihre Hände gehalten, sie beruhigt und versucht, sie abzulenken... Diese Bilder, wie sie halbnackt, krank vor Angst vor mir sitzt und mich ansieht.... werde ich niemals vergessen! Anschließend ging es immer viel besser und so sind wir danach immer in den Park und haben Kaffee und Kuchen genossen!

Am 18.07.2011 kam dann die zweite Chemo und ich habe WIRKLICH gehofft, dass es ihr danach wieder besser geht, sie wieder nach Hause kann und wir mindestens noch ein paar Monate hat...

Doch es ging ihr jeden Tag schlechter. Seit dem 20. Juli hat sie nicht mehr essen, trinken oder schlafen können. Sie hatte Schmerzen, schlimme Atemnot und ihr war total schlecht! Fast 24/Tag saß sie nur noch auf der Bettkante, da sie nicht mehr liegen konnte... Sie hatte kaum noch Haare und auch die Mütze, die wir ihr geschenkt hatten, trug sie nicht mehr!

Obwohl ich irgendwie nicht gläubig bin, hat es mich in die Kapelle gezogen, habe dort eine Kerze angezündet und einen "Brief" an Gott geschrieben! Die pure Verzweiflung suchte sich ihren Weg und ich suchte Hilfe! Leider vergeblich!
Dann ging es ganz schnell,.... am Donnerstag bat mich der Oberarzt zum Gespräch! In diesem Moment hatte ich das Gefühl, mir zieht jemand den Boden unter den Füßen weg, alles in mir verkrampfte und raubte mir den Atem. Ich habe den Schmerz in meinem Herzen gefühlt! Der Oberdoc riet mir von einer weiteren Aufnahme in die Intensiv-Station ab, da der Zustand meiner Mama aufgrund von saurem, metabolischen Blut sehr schlecht und eine Verbesserung nicht mehr zu erwarten sei! Stattdessen empfahl er, meiner Mama mit Morpium die letzten Tage so wenig quälend wie möglich zu machen! Ich habe dieses Gespräch nur durch einen Schleier von Tränen und einer Flut von Angst und Traurigkeit erlebt und letztendlich dem Doc zugestimmt.... wollte aber noch mit Mama darüber reden!

Schweren Herzens und dem festen Plan, ruhig zu bleiben und meiner Mama keine Angst zu machen, ging ich zu ihr zurück! Ihre Reaktion auf meine Worte und Fragen, hat mir endgültig das Herz zerrissen... Sie sah mich mit großen, ängstlichen Augen an und fragte ... So schlimm steht es um mich?

Boh, sorry, geht grad garnicht mehr, muss kurz Pause machen und schreibe später weiter!

Michaela
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  #2  
Alt 05.08.2011, 20:17
Rosinchen Rosinchen ist offline
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Standard AW: Meine Mama ist nun ein Engel!

hallo. liebe Michaela

ich bin auch ein Lungenpiper, hatte bis jetzt aber Glück, noch zu überleben.
Ende 2009 die 2. Krebsdiagnose Lungenkrebs, Adenokarzinom, 1996 schon mal Brustkrebs und der Schock, er ist wieder da, der übermächtige Feind und nichts ist mehr , wie es einmal war.
Es tut mir so leid, das deine Mama gleich eine so schreckliche Vorschau bekommen hat, furchtbar und meine Mama , die an Leberkrebs gestorben ist, wollte auch nichts von ihrer Erkrankung wissen und ist innerhalb von 3 Monaten gestorben. Ich bin 59 , aber als sie vor 25 Jahren bei uns zu Hause starb, kann ich heute noch all die Stunden aufzählen, die ich an dem Sterbetag erlebt habe. Mein Vater war schon lange tot und nun war ich niemandes Kind mehr. keiner konnte mir mehr aus meiner Kindheit erzählen!!und das ist schlimm.
Ich drücke dich ganz doll und wünsche dir ganz viel Kraft, das alles zu gut wie möglich auch für deine Gesundheit zu verkraften
Rosi
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  #3  
Alt 05.08.2011, 20:19
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Meine Mama ist nun ein Engel!

Liebe Michaela,

eher zufällig kam ich bei deiner Geschichte aus, sie treibt mir die Tränen in die Augen. Es tur mir so leid, was deine Mutter und auch Du mitmachen musstest.
Ich kann dich nur in den Arm nehmen ...

LG Monika
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  #4  
Alt 13.08.2011, 19:15
jessi410 jessi410 ist offline
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Standard AW: Meine Mama ist nun ein Engel!

Liebe Micha..

Das, was du da alles schreibst, lässt mir die Tränen in die Augen schießen..

Du hast am Anfang geschrieben

Zitat:
Schweren Herzens und dem festen Plan, ruhig zu bleiben und meiner Mama keine Angst zu machen, ging ich zu ihr zurück! Ihre Reaktion auf meine Worte und Fragen, hat mir endgültig das Herz zerrissen... Sie sah mich mit großen, ängstlichen Augen an und fragte ... So schlimm steht es um mich?
Genau dasselbe hat meine Mama auch damals am Sterbebett gesagt.. Ich weinte an ihrem Bett und sie fragte: " Ist es so schlimm?"
Ja das ist und war es..

Meine Mama ist nun schon fast 5 Monate nicht mehr bei uns..und ich habe das Gefühl das es jeden Tag schlimmer wird..im moment habe ich ein dickes Tief..Die Bilder von ihrem Sterben gehen mir nicht aus dem Kopf..Wie sie da lag und nur noch an die Decke gestarrt hat.. Das macht mir heute noch Angst..wie sie kurz vor ihrem Tod die Augen aufgerissen hat und versucht hat mit der Hand auf die Tür zu zeigen .. ( Sie wollte nicht das wir dabei sind wenn sie geht..und das wollte sie uns wohl damals damit zeigen).. Aber wir blieben..und haben sie auf ihrem letzten Weg begleitet... Ich habe meine Mama sterben gesehen..Ein schrecklicher Satz..und tut auch genauso weh...

Ich wünsche dir alles alles Gute und viel Kraft die Trauer zu überwinden..

Fühl dich gedrückt..
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  #5  
Alt 22.10.2011, 22:36
Micha1974 Micha1974 ist offline
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Standard AW: Meine Mama ist nun ein Engel!

Hallo Ihr Lieben!

Nun ist es schon 3 Monate her, dass meine Mama den kurzen aber schlimmen Kampf gegen den Lungenkrebs verloren hat!

Nach außen hin führe ich seither mein normales Leben doch in mir sieht es ganz anders aus. Ich kenne mich und mein Seelenleben sehr gut und mir war / ist die ganze Zeit bewußt, dass mein Herz versucht, mich vor den Bildern in meinem Kopf zu schützen und eine dicke Mauer drum rum gebaut hat... Doch immer mal wieder stemme ich mich gegen diese Mauer und provoziere meine Trauer!

So wie gerade jetzt! Dann höre ich die Lieder von der Trauerfeier und gehe all die Wochen von der Diagnose bis zum letzten Moment Bild für Bild durch. Mir ist nun klar, dass dies alles ein großes Stück aus meinem Herzen gerissen hat, was nie wieder nachwachsen wird!

Ich denke jeden Tag so oft an sie und kann es im Grunde immer noch nicht fassen, dass sie nicht mehr da ist und so schlimm gelitten hat. Dass sie solche Angst vorm Tod hatte und am Ende so schnell abgebaut hat ist für mich noch schlimmer als dass sie nicht mehr da ist! Denn Eltern sterben nun mal!

Meine Mama hatte wirklich kein schönes Leben, von Kindheit an, und dass sie nicht einfach friedlich einschlafen durfte, läßt mich an der Güte und Barmherzigkeit unseres Gottes stark zweifeln. Ich war zwar noch nie ein gläubiger Mensch, doch ein Funke Hoffnung, dass es ihn gibt und er gerecht ist, war irgendwo immer da! Jetzt klammer ich mich an die Hoffnung, dass sie irgendwo ist, wo sie nicht mehr leiden muss, wo es ihr endlich gut geht! Vielleicht sitzt sie grade mit meinem Papa, der schon vor 17 Jahren gestorben ist, meiner geliebten Katze Nessie und meiner Schwiegermama irgendwo zusammen, und beobachtet mich! Diese Hoffnung lasse ich mir auch von niemanden nehmen!

Nach wie vor mache ich mir große Vorwürfe, dass ich nicht da war, als sie gegangen ist! Aber nach all den Wochen, an denen ich immer bei ihr war und sie bei allem begleitet habe.... Als klar war, es ist fast vorbei, habe ich gekniffen! Ich bin einfach davon gelaufen.... Ich weiß nicht, was sie wegen der starken Morphiumdosen noch mitbekommen hat, aber ich bin überzeugt davon, dass ihre große Angst nicht eine Sekunde betäubt war! Ich hoffe, sie verzeiht mir meine Feigheit! Ich konnte nicht länger da sein und ihr beim sterben zusehen, es ging einfach nicht!

Ich habe "damals", als noch alles gut war, mindestens einmal am Tag mit ihr telefoniert und wirklich alles mit ihr geteilt! Nun rufe ich jeden Tag meinen Stiefpapa an, der ja nun ganz alleine ist! Werner kommt, glaube ich, nur mit der Situation klar, weil er alles komplett verdrängt! Wannimmer wir telefonieren oder ich ihn besuche ist es, als ob meine Mama nie da gewesen wäre! Ich nehme ihm das inzwischen nicht mehr übel, weil ich verstanden habe, dass er es anders einfach nicht verpacken kann.

Bei ihnen im Wohnzimmer zu sitzen und immer den leeren Platz zu sehen, aber nicht darüber zu reden ist sehr hart für mich, aber ich werde es akzeptieren! Ich weiß, dass er weint und leidet, wenn er alleine ist, aber wenn er diese Gefühle nicht teilen oder zeigen will, ist dies seine Entscheidung.

Tut wirklich gut, mal wieder hier zu sein! Wie ist es Euch in den letzten Monaten ergangen?

Liebe Grüße
__________________
Meine geliebte Mama
kleinzelliges Bronchialkarzinom mit Lebermetas
27.11.1945 - 23.07.2011


"Wenn Engel einsam sind
in ihren Kreisen,
dann gehen sie von Zeit zu Zeit auf Reisen.

Sie suchen auf der ganzen Welt nach ihresgleichen,
nach Engeln,
die in Menschengestalt durchs Leben streichen.

Sie nehmen diese mit
zu sich nach Haus -
für uns sieht dies Verschwinden
dann wie sterben aus."


von
Renate Eggert-Schwarten
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  #6  
Alt 21.11.2011, 17:53
Micha1974 Micha1974 ist offline
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Standard Angst vor Weihnachten!

Inzwischen sind 4 Monate vergangen, seit meine Mama nicht mehr da ist!

Noch immer denke ich jeden Tag, ah, ich muss noch Mama anrufen, ... doch sie geht nicht mehr ans Telefon. Telefoniere jetzt jeden Tag mit meinem Stiefpapa...

Seit sich nicht mehr verdrängen lässt, dass bald Weihnachten ist, wird meine Angst vor den nächsten Wochen jeden Tag schlimmer!
Meine Mama hat Weihnachten geliebt und schon im August immer mit ihren Planungen angefangen! Sie hat grundsätzlich immer viel zu viel eingekauft und gekocht, sie wollte es einfach perfekt haben! Nach der Diagnose hat sie einmal gesagt, dass sie unbedingt Weihnachten nochmal erleben will....

Jetzt sitzt mein Stiefpapa ganz alleine da und verliert nach wie vor kein Wort über seine geliebte Frau! Ich denke, daran wird sich auch nichts mehr ändern, jetzt weiß ich überhaupt nicht, was ich machen soll!?

Soll ich ihn fragen, wie es dieses Jahr mit Weihnachten aussieht? Was, wenn wir wie jedes Jahr dorhin fahren und ich mit meiner Heulerei seine Verdrängungsfassade angreife? Aber wir können Weihnachten doch auch nicht einfach ignorieren, das ist ja faktischh auch nicht wirklich möglich,... Aber Weihnachtslieder hören? Ohne sie im Wohnzimmer unterm Tannenbaum sitzen? Am 27.11. wäre ihr 66. Geburtstag gewesen und auch dieser Tag rückt unaufhaltsam näher....

Meine Güte, am liebsten würde ich schlafen gehen und erst im Januar wieder aufwachen!!!

Alleine schon der erste sichtbare Jahreszeitenwechsel hat mich ganz schön runter gerissen!

Wie geht Ihr alle damit um?

Liebe Grüße
Michaela
__________________
Meine geliebte Mama
kleinzelliges Bronchialkarzinom mit Lebermetas
27.11.1945 - 23.07.2011


"Wenn Engel einsam sind
in ihren Kreisen,
dann gehen sie von Zeit zu Zeit auf Reisen.

Sie suchen auf der ganzen Welt nach ihresgleichen,
nach Engeln,
die in Menschengestalt durchs Leben streichen.

Sie nehmen diese mit
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für uns sieht dies Verschwinden
dann wie sterben aus."


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Renate Eggert-Schwarten
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  #7  
Alt 05.08.2011, 20:40
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Meine Mama ist nun ein Engel!

Liebe Michaela,

es tut mir sehr sehr leid, dass Du so etwas erleben mußtest.
Ich schicke Dir eine liebe Umarmung.

Deine Mama hat jetzt keine Schmerzen mehr.
Ich kann Dich nicht wirklich trösten. Sende Dir nur ganz liebe Grüße
Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
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  #8  
Alt 05.08.2011, 21:45
Sonnenschein78 Sonnenschein78 ist offline
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Standard AW: Meine Mama ist nun ein Engel!

Liebe Michaela, auch dich nehme Dich virtuell in die Arme. Treibe mich wegen meiner Ma im Angehröigenforum umher - auch LK. Kann deine Gefühle bei Diagnosenstellung so sehr nachvollziehen. Hoffnung, Angst, Wut, Verdrängung usw.

Als du die letzten Tage geschildert hast, überkamen mich meine Gefühle. Mein Papa ist vor knapp 2 Jahren an nem Zungenrandkrebs gestorben, auch er sass nur noch im Bett, er war so unruhig, und wollte es dennoch nicht wahrhaben. Verdrängung - vielleicht eine der besten Medizin. Wie bei so vielen traumatischen Erlebinssen - auch das möglche Wissen des eigenen Todes-(zeitpunkts) - setzt Verdrängung ein und schützt uns Menschen, dass überwältigend Schreckliche nicht zulassen zu müssen.

Ich denke, dass bei Dir häufig die Bilder vor Augen treten, der schrecklichen letzten Stunden. Ich weiss nicht, ob es ein Trost ist, aber auch ich hatte wochenlang meinen totkranken, sterbenden Papa vor Augen, das war schrecklich. es hat gedauert, aber irgendwann, wenn ich an ihn gedacht habe oder von ihm geträumt habe, hatte ich wieder meinen vollkommen gesunden Papa vor Augen. Und das hilft mir, in meiner Trauer um ihn weiterzukommen, es fassen zu können, den Schmerz zulassen zu können und schöne Erinnerungen - an gesunde Zeiten - abrufen zu können.
Ich wünsche Dir viel Kraft, Liebe Grüße, Sunny
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  #9  
Alt 05.08.2011, 21:49
MavoLiMa MavoLiMa ist offline
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Standard AW: Meine Mama ist nun ein Engel!

ich bin sprachlos möchte dich einfach nur in den arm nehmen! ich finde keine worte

alles liebe
annika
__________________
betroffen: meine mama (1952)
diagnose 20.05.2010: epitheliales pleuramesotheliom rechts - T3N0M0
Für immer eingeschlafen: 07.07.2011
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  #10  
Alt 05.08.2011, 22:12
Micha1974 Micha1974 ist offline
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Standard AW: Meine Mama ist nun ein Engel!

Da bin ich wieder....

Höre mir nun schon seit 1,5 Stunden in Schleife die 3 Songs an, die gestern auf der Trauerfeier gelaufen sind (Herbie / Der Weg, Unheilig / An Deiner Seite orchester version und K.D.Lang mit Halleluja)...

Mußte dringend mal was raus lassen und mich so richtig gehen lassen! Hat geholfen..

Könnte hier ganze Romane schreiben, werde aber versuchen, mich etwas zurückzuhalten...

Carla44: Ich glaube, wir sind uns schon im Forum für Angehörige begegnet! Nochmals mein herzliches Beileid! Dass meine Mama jetzt nicht mehr leiden muss, lindert zwar meinen Schmerz, doch die letzten Bilder haben sich so in meine Seele gebrannt, dass es richtig weh tut und ich hoffe, dass ich diese Bilder irgendwie loswerden kann und meine Mama vor der Erkrankung in meinem Herzen ist!

Rosinchen: Es beeindruckt mich, dass Du soviel Kraft hast, hier fremden Menschen tröstende Worte zu spenden! Wenn ich glauben könnte, würde ich Gott fragen, wie er es wagen kann, einzelnen Menschen eine solche Bürde aufzulegen und zuzulassen, dass diese Seuche so viele Leben zerstört und sich immer weiter verbreitet! Auch ich habe jetzt keine Eltern mehr (mein Papa starb vor 17 Jahren am Herzinfarkt) und langsam, jetzt wo die Betäubung nachlässt, wird mir schmerzlich klar, was das heißt! Wenn es auch bei meiner Mama zu spät ist, so gibst Du doch Hoffnung, dass sich kämpfen lohnt! Ich wünsche Dir ganz ganz viel Kraft und Lebensmut, auch Deine jetzige Erkrankung zu überstehen!

Mama75: Als ich gelesen habe, dass Dein Sohn erkrankt ist und wieviele Liebste Du schon verloren hast, habe ich gemerkt, dass mein Herz doch noch nicht ganz zerrissen ist... so schlimm das mit meiner Mama auch ist, aber wenn der Feind ein Kind und damit die Eltern befällt, muss es das schlimmste Gefühl sein,... ich glaube, das kann ich, die keine Kinder hat, nicht mal ansatzweise nachvollziehen! Ich denke an Euch und hoffe inständig, dass es gut ausgeht! Irgendwann muss ja mal Schluss mit Leiden sein.

Ich Euch alle und bin sehr dankbar, mich hier mit Euch austauschen zu können... Man sagt ja, schreiben reinigt die Seele und obwohl ich in meinem Umfeld viel Hilfe und Verständnis erfahre, ist es doch was anderes, mit Menschen zu "sprechen", die das Gleiche mitgemacht haben...

Werde dies hier schonmal "posten" und mich dann später nochmal melden...

Liebe Grüße
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  #11  
Alt 05.08.2011, 22:32
Micha1974 Micha1974 ist offline
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Standard AW: Meine Mama ist nun ein Engel!

Sonnenschein78:

Dass Du Deinen Vater bereits an diese Seuche verloren hast und nun Deine Mama den Kampf aufnehmen muss, tut mir sehr leid! Das muss die Hölle sein!

Ich hoffe inständig, dass es bei Deiner Mama anders ausgeht und sie den Kampf gemeinsam mit Dir gewinnen wird! Wir alle wissen, wie schwer und schmerzhaft es ist, einen liebsten Menschen hier begleiten zu müssen und wieviel Kraft man braucht! Aber wie Du wahrscheinlich schon bei Deinem Papa gemerkt hast, entwickelt man in solchen Zeiten Kräfte, die man zuerst nicht erwartet....

Auch Dir MavoLima vielen Dank für die Worte und !
Unsere Mama´s und alle lieben Menschen (und Tiere), die wir verloren haben, sind jetzt an einem besseren Ort und sehen uns zu, wie wir weiterhin unser Leben meistern! Sie haben keine Schmerzen, keine Angst und werden für immer an unserer Seite sein! Davon bin ich überzeugt und daran glaube ich ganz fest!

Ganz liebe Grüße und

Michaela
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  #12  
Alt 05.08.2011, 22:46
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Meine Mama ist nun ein Engel!

Liebe Michaela,

die Bilder der letzten Tage und Stunden am Bett meines Vatis habe ich auch immer wieder gesehen. Und dann irgendwann hatte ich ja diesen Traum, wo er noch relativ jung und auf alle Fälle gesund war, gegessen und gelacht hat.

Da wußte ich, dass diese Bilder der früheren Erinnerungen doch stärker werden. Natürlich sehe ich auch heute noch die letzten Minuten vor mir, kann jedes Geräusch und jeden Geruch, jede Bewegung und jeden Atemzug wie einen Film immer wieder ablaufen lassen. Aber es macht mir jetzt keine Angst mehr, dass ich vielleicht nur noch diese Bilder sehen könnte. Ich weiß, dass die anderen Erinnungen ebenfalls da sind. Sie waren nur die ersten Tage unter all dem Schmerz verborgen.

Ich konnte mir jetzt sogar schon mal meine alten Fotoalben ansehen. Es gibt so viele Bilder von Papa und mir zusammen. Das war mir gar nicht so bewußt vorher. Mir kamen bei einigen Erinnerungen nur die Tränen, weil es eben nie wieder so sein wird. Aber es ist schön, diese Erinnerungen zu haben.

Muss schon wieder Taschentücher holen...
Liebe Grüße
Carla

Es sind eben erst knapp 4 Wochen her, alles noch so frisch und doch ist er schon so lange nicht mehr hier.
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
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  #13  
Alt 05.08.2011, 23:12
Micha1974 Micha1974 ist offline
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Standard AW: Meine Mama ist nun ein Engel!

Liebe Carla.

auch ich musste nun wieder die Taschentücher holen,...

Habe Deine Geschichte ja etwas mitverfolgt (im Forum für Angehörige) und muss Dir meine tief empfundene Anerkennung ausdrücken, dass Du bei Deinem Papa warst, als er eingeschlafen ist!
Ich habe meine Mama im Stich gelassen und sie war ganz alleine als sie starb!
Die Tage davor und auch die davor war ich meistens den ganzen Tag bei ihr im Krankenhaus, habe alles für sie getan, was in meiner Macht stand und einfach bei ihr zu sein. Ich war die ganze Zeit stark und habe mich zusammen gerissen, nicht an ihrem Bett zu weinen, ihr stattdessen irgendwie Mut zu machen und sie abzulenken!
Seit dem Gespräch mit dem Oberarzt jedoch bröckelte meine Mauer stündlich, so dass ich immer wieder aus dem Zimmer gehen musste, damit sie mich nicht weinen sieht! Sie sah so schlimm aus, die Angst vor dem Tod immer im Blick! Trotz hoher Morphiumdosen war sie sehr unruhig, schreckte immer wieder auf, riss ihre Augen auf, versuchte, mit der Hand etwas zu greifen und stöhnte... Dieses Stöhnen und diese Augen konnte ich immer schlechter ertragen. Eine Schwester holte einen Seelsorger, bei dem ich mich erstmal richtig ausgeheult habe... und danach mit etwas mehr Kraft zurück zu Mama..

Am Samstag Nachmittag kam dann der Pfarrer um ihr die letzte Salbung zu geben... Dieser Moment hat meine restliche Mauer mit einem mal komplett zerstört, ich bin weinend zusammmen gebrochen und konnte mich kaum bremsen! Ich weiß ja nicht, ob und was sie zum Schluss noch mitbekommen hat, aber ich glaube, jetzt war ihr klar, dass sie bald sterben wird! Auch das viele Morphium konnte ihr diese Angst (verständlicherweise) nicht nehmen!

Ich war dann noch einige Stunden bei ihr und habe ihr für alles gedankt, ihr gesagt, wie sehr ich sie liebe und dass sie gehen kann, dass es okay ist, die Augen zu schließen und einzuschlafen! Irgendwann kamen noch 2 meiner Geschwister und so haben wir uns am Bett abgewechselt!

Irgendwann wurde sie ruhiger und schreckte nur noch selten hoch! Dann kam eine weitere Seelsorgerin und ihre Worte haben veranlasst, dass ich aufgegeben und meine Mama in ihrem schwersten Moment alleine gelassen habe!

"Helga, du kannst jetzt loslassen, der Herrgott erwartet Dich, hab keine Angst..." Da war es bei mir vorbei, ich musste da raus, das war zuviel, kein Verdrängen und hoffen mehr möglich, alles so nah und real... In dem Wisssen, dass meine Geschwister (die sich die letzten Wochen so gut wie nie haben blicken lassen) mich nun endlich mal ablösen und der, im Nachhinein total kranke Plan, nach Hause zu fahren um für den nächsten Tag Kraft zu schöpfen, ließen mich nach Hause fahren. Ich konnte und wollte nicht wahrhaben und glauben, dass sie morgen nicht mehr da ist! Ich habe sie im Stich gelassen!!!

Später haben mir meine Geschwister gesagt, dass sie nun auch zuhause sind, da Mama nun ganz ruhig schlafen würde und ....
2 Stunden später kam der Anruf!!!
Von da ab kreiste erstmal nur ein Gedanke durch meinen Kopf.. ich habe sie alleine gelassen... in ihrem Todeskampf alleine gelassen! Das werde ich mir niemals verzeihen!

Ich kann nicht mehr, muss aufhören, melde mich bald wieder..
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