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  #31  
Alt 22.04.2005, 21:11
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Standard Nicht nichts ohne dich, aber nicht dasselbe.......

Hallo Briele,

Als ich las,wie deine Mama sich auch den lästigen Alltagsbesorgungen konzentriert und aufmerksam widmete ( ich könnte solchen Menschen stundenlang dabei zusehen !) musste ich schmunzeln. Da lese ich doch gerade in einem Zen-Buddismus- Buch,dass es eine der wichtigsten Lektionen auf dem Weg zur Erleuchtung ist, den täglichen Verrichtungen des Alltags volle Aufmerksamkeit und Liebe zu schenken. Dann standen noch seitenlange Erklärungen und Anleitungen dazu .Deine Mama war nicht zufällig ein Zenmeisterin? *gg* Eine gute Lebenslehrerin war sie aber sicher allemal,denn sonst wäre auch ihre Tochter nicht so lebensklug geworden.

Oh je, da gibt es nun wirklich ein Rezidiv bei deinem Mann, das tut mir so leid( Worte sind manchmal so ungenügend )Dass dein Mann einen wertvollen Beistand in dir hat,da bin ich - und sicher alle,die deine Einträge lesen,sicher. Du hast einfach, so mein Eindruck,durch den Verlust deiner Eltern so "willig" gelernt, auch wenn es immer wieder anders und neu ist.Kübler-Ross bezeichnet den Angehörigen, der mit seinem Kranken durch dick und dünn geht, als "Therapeut des Kranken". Und du bist sicher eine gute Therapeutin für deinen Mann,Briele !
Bei meinem Papa wird erst am 9.5. geschaut, wie es weitergeht. Er hat erhöhte PSA Werte, um die 5, er ist 67 Jahre alt und seine Prostata ist doch sehr vergrößert.Jetzt hat er Antibiotika genommen und per Blutbild wird geschaut,ob es nicht doch eine Entzündung sein könnte. Momentan verdränge ich noch, lese nun aber immer wieder mal im Prostata-Forum. Eine Biopsie werden sie wohl so oder so machen wollen, obwohl ich da auch schon gelesen habe, dass das wegen Streuungsgefahr nicht ungefährlich ist ? Sollte es ganz schlimm kommen, ja,dann mache ich mich auch auf die Suche nach dem Königsweg,mit Unterstützung von oben,wie ich hoffe.( Lustiges Detail am Rande:die Straße, in der ich wohne,heißt Königsweg).

So, Briele, du Zenmeisterintochter,melde mich wieder,muss jetzt noch zu einer Geburtstagsfeier ( das macht schön langsam wieder Spaß, es wird ein wenig leichter mit meiner Trauer um Mama ) und mit fast 40 dauerts schon ein wenig länger,wenn man sich "schön macht".

Liebe Grüße, auch an euren Schtzengel,
Alina
  #32  
Alt 24.04.2005, 21:27
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Liebe Alina,

hast Du schon etwas von THICH NHAT HAN gelesen? Er ist Buddhist aus Vietnam und versucht den Buddhismus Europäern nahe zu bringen, er hat auch ein Buch "Buddhismus-Christentum" geschrieben.

Geht es Deinem Papa mit seinen anderen Beschwerden besser? Ich glaube mit der Untersuchung der Prostata ist das wirklich ein Problem. Ob es Krebs ist kann man nur mit einer Biopsie feststellen, da werden von mehreren Stellen Proben entnommen und wenn dann Krebs festgestellt wird, dann muß man auch operieren. Es gibt aber auch die Meinung, daß man mit so einem Krebs leben kann. Ich glaube in so einer schwierigen Entscheidung ist man gut beraten wenn man eine zweite, dritte Meinung einholt.

Ach weißt Du, ob ich eine gute Therapeutin für meinen Mann bin, das ist fraglich, aber er hat keine andere! Ich habe, wie jeder Mensch sicher die eine, oder andere Tugend, um eine muß ich immer ringen, die habe ich nicht und das ist: die Geduld.
Meine Eltern hatten mich als Chef ihrer Krankheit eingesetzt, das war nicht immer leicht,es war eine große Verantwortung, aber irgendwie waren die Fronten klar, die Wege abgesteckt. Bei meinem Mann gibt es eine hauchdünne Linie, auf der einen Seite ist der Mangel auf der anderen das Zuviel. Gott sei Dank können wir aber lachen, uns selbst über die Schulter schauen. Als der Arzt von der Möglichkeit einer Hormontherapie sprach, meinte er dann zu mir, na gut, vielleicht bekommen dann deine Neffen zwei Tanten!

Wir haben einmal das Thema "Träume" begonnen, wie ist es bei Dir mit dem träumen?
Als ich von der Geburtstagsfeier las, erinnerte ich mich, daß nach Mamas Tod auch eine Geburtstagsfeier so eine Art kleine Initialzündung war. Erst wollte ich nicht gehen, es war eine größere Sache in einem Restaurant. Dann waren meine Vorbereitungen à la Mama und als ich aus dem Haus ging wußte ich,daß sie mit mir,meinem Äußeren, meinen Geschenken zufrieden war.

Eine andere Sache war ein Jahr nach Mamas Tod. Wieder eine kleine Wende und der Anlaß war so banal, ich verstehe eigentlich noch immer nicht, daß das ganze eine Auswirkung auf meine Trauer hatte. Es ging mir nicht gut, ich war bei einem Arzt, als er mich nach Streßgründen fragte, erzählte ich ihm von meiner Trauer. Er sagte, ja, das ist natürlich traurig, aber daß ihre Mutter tot ist, ist nun eine Tatsache an der sich nichts ändern läßt. Das wußte ich natürlich auch, aber so nüchtern, kühl und auch korrekt ausgesprochen, hat es in mir etwas bewirkt. Ich bin irgendwie weitergekommen in meinem Trauerweg. Ich konnte nicht nur vom Verstand,sondern auch vom Gefühl mir sagen, so wie meine Beziehung mit Mama war, kann sie nicht mehr sein, ich kann jetzt nur froh und dankbar sein für die Vergangenheit, die Gegenwart muß ich neu gestalten und auf eine Zukunft mit ihr will ich hoffen. Natürlich gab es und gibt es nach wie vor wildeste Sehnsuchtsattacken nach ihrer Körperlichkeit, ihrer Stimme, ihrem Lachen, ihrem Geruch.

Für heute, liebe Grüße, einen guten Wochenbeginn
Briele
  #33  
Alt 26.04.2005, 21:34
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Standard Nicht nichts ohne dich, aber nicht dasselbe.......

Hallo,liebe Briele,

wie geht es euch,dir und deinem Werner ? Habe gerade auch deinen Thread im Prostataforum besucht und werde dort auch immer mitlesen.Versprichst du, dass du dich auch mal ein wenig ausweinst, wenn dir danach ist ? Dass du eine ganz Starke bist, Briele, ist mir sowieso klar.
Ganz schön finde ich, dass ihr beide auch mal lachen könnt. Werner,die Tante- das hat was.Habe überhaupt den Eindruck ( du hast früher mal deinen Mann zitiert),dass auch er ein ganz Reifer,Gescheiter ist!

Wie es meinem Papa geht,ist nicht so einfach zu beantworten. Er sagt ja immer:" Es geht schon ", will meinen Bruder und mich nicht beunruhigen und kann auch nicht gut über seine Gefühle reden. Wenn er aber kränklich und schlecht aussieht, schnürt es mir vor Angst das Herz zusammen. Mama war meine Seelengefährtin, er war immer der "Fels in der Brandung" und "Retter in der Not". Der Felsen bröckelt schon lange,und er kann uns "Kindern" kaum seine andere, verletzliche,ängstliche Seite zeigen.Habe halt große Angst um ihn und wir warten auf die Untersuchung am 9.Mai.

Von Mama träume ich schon so lange nicht mehr. Es hat bereits drei Wochen nach ihrem Tod aufgehört. Dafür waren es aber ganz besondere,sg.luzide Träume mit der Botschaft von ihr: Ich bin nicht tot !Nach diesen beiden Träumen dachte ich, dass es jetzt so weitergeht,dass sie sich sozusagen "ein Mal wöchentlich meldet"bei mir.Aber nein, nix war mehr- das tat weh !Anfangs hat mich das wieder so zweifeln lassen an meinem Jenseitsglauben, aber jetzt denke ich mir,dass sie wohl drüben andere Aufgaben gestellt bekommt und auch weiß, dass ich zurecht komme, ein Auge auf meinen Bruder ( ihr Sorgenkind) habe und dass es zwischen uns auch so "passt",weilwir uns rechtzeitig ausgesprochen und lieb gehabt haben.
Am 28.7. ist sie dann ein Jahr tot-ich kanns gar nicht glauben und die halbe Zeit davon verschwindet in meiner Erinnerung im Nebel.Es wird mit der Trauer einerseits leichter, aber ganz viel meiner Kraft und Lebendigkeit ist noch gebunden.
Aber eines bin ich ganz intensiv,nämlich meiner Mama so dankbar. Es war letztlich nicht ganz so schwer, einen Menschen wie meine Mama zu begleiten, denn sie war so tapfer und hat so genau gewußt, wann es zu Ende geht (obwohl es ihr doch relativ gut ging )Die letzten Tage hat sie "verwendet",um mich vorzubereiten,mir immer wieder zu sagen, dass sie keine Angst vor dem Sterben hat, dass sie neugierig ist auf "drüben" und dankbar,dass sie doch 62 J.alt geworden ist, wo sie doch auch so viele krebskranke Kinder und Jugendliche kennengelernt hat.Sie hat mir so viele trostreiche Worte gesagt, die ich mir nun wie ein Pflaster auf die Trauerwunde legen kann.

Jetzt habe ich aber vielgeschrieben. Danke für´s Zuhören, obwohl du doch momentan sicher sehr beansprucht bist.
Eine gute Nacht und einen lieben Gruß an Werner,
Alina
  #34  
Alt 28.04.2005, 13:42
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Liebe Alina,

um mit Deinem letzten Absatz zuerst zu beginnen: nein, ich bin (noch) nicht sehr beansprucht mit Werners Diagnose. Es ist jetzt in unserem Leben, aber das Leben ist noch breit gefächert. Gestern erhielt ich eine E-mail einer Freundin, die fragte, ob ich noch lesen könne, das hat mich nachdenklich gemacht. Lesen konnte ich eigentlich immer.Manchmal frage ich Werner, was denkst du, dann sagt er nichts und das hat mein Papa auch immer gesagt. Ich kenne keine Frau, die nicht ständig an etwas denkt und ich frage mich, können das nur Männer, sind die imstande ohne langjährige Übungen diesen Zustand der Leere zu erreichen?

Ist Dein Papa - abgesehen von der neuen Prostatasorge - sonst in einem besseren Zustand? Was das Prostataforum betrifft, da bin ich froh die Antworten bekommen zu haben, aber es ist ja nicht ein gerade häufig besuchtes Forum. Ich denke mir es liegt daran, daß die Erkrankung hauptsächlich ältere Herren trifft und die schreiben nicht unbedingt darüber.

Wenn ich lese daß Deine Mama erst 62 Jahre alt war, in der Krankheit und im Sterben so tapfer war, noch trösten konnte, dann bin ich voll Respekt und Bewunderung. Ich werde 58 und ich hoffe nur, daß ich das annähernd so hinkriege wie Deine Mama oder meine Eltern. Manchmal denke ich, in einem Punkt habe ich es leichter. Ich habe keine Kinder. Lange bevor Mama erkrankte sagte sie immer wieder, sie habe keine Angst vor dem Sterben, wenn ihr etwas Kummer mache, dann
mein Kummer, meine Angst um sie. Sie hat immer wieder versucht mich darauf vorzubereiten. Ich habe ihr dann - hoffentlich glaubhaft - gesagt, daß sie gehen kann.

Wir haben oft über das "Danach" gesprochen. Wir sind dann für uns zu dem Schluß
gekommen, wir wollen hoffen, daß es etwas gibt und wenn es nichts gibt, dann ist es auch nicht die schlechteste Variante.
Einerseits fühle ich mich, will ich mich von ihnen beschützt fühlen. Andrerseits sehe ich natürlich diese vielen unbeschützten Kinder, die ja auch Angehörige in der anderen Welt haben.Wenn meine Gedanken dann hin und her galoppieren, dann rufe ich mir zu, es ist wie es ist und was sein wird werden wir wissen.

Das ist so ein schöner Satz von Dir .... trostreiche Worte, die Du Dir wie ein Pflaster auf die Trauerwunde legen kannst ......

Alles Liebe
Briele
  #35  
Alt 30.04.2005, 23:28
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Standard Nicht nichts ohne dich, aber nicht dasselbe.......

Hallo Briele,

danke dafür,dass du mich immer wieder mal zum Lächeln bringst, dieses Mal mit deiner Bemerkung über die Männer, die wegen ihrer "gedanklichen Leere " alle Meister in Yoga und Meditationstechniken sind. (= nicht bös gemeint ).

Briele, du schreibst, es wäre nicht die schlechteste Variante, wenn es nach dem Tod nichts mehr gäbe.Wenn ich diesen Gedanken mal zulasse, bekomme ich Angst.Ich frage mich dann, was das jetzige Leben für einen Sinn hat ? Wonach soll man es letztlich ausrichten ? Vielleicht ist es auch eine Art von Eitelkeit, die den Gedanken nicht aushält, dass wir alle eben einfach verlöschen könnten wie eine ausgebrannte Kerze und dann gibt´s nichts mehr von uns ? Natürlich richte ich mein Leben auch nicht auf das "Danach" aus, ich versuche auch nicht, mir " den Himmel zu verdienen " und was die "Religion als Opium für das Volk " angerichtet hat, wissen wir. Aber ich versuche doch, möglichst viel zu lernen, die Lektionen des Lebens so gut es geht willig zu akzeptieren, ein halbwegs guter Mensch zu sein,u.a. weil ich glaube, dass es weitergeht, dass wir ev. sogar eben mehrere Leben haben, um dann reif zu werden für ??? das Licht, für Gott oder Göttin.
Es imponiert mir aber gewaltig, wenn dich die Möglichkeit des völligen Aus nach dem Tod nicht aus der "Mitte" bringen kann.

Spannend, dass auch du das Thema Kinder und Sterben angesprochen hast, weil ich auch darüber nachdenke.Ich habe es ja bis zu Mamas Erkrankung und ihrem Tod nie bereut, keine Kinder zu haben, es war einfach so und in Ordnung für mich.Jetzt beschleicht mich schon manchmal der Gedanke:" Wird auch jemand bei mir sein, wenn ich gehen muss ? Mir die Hand halten und Mut zusprechen ?" Sicher, Kinder zu haben ist keine Gewähr, dass sie dann auch da sind und ich darf/kann das als Eternteil auch nicht einfordern . Aber na ja,wenn ich hier im Forum dann so die Einträge von besorgten und liebevollen Töchtern und Söhnen lese, werde ich manchmal ein kleines bißchen traurig darüber, keine Kinder zu haben ( aber dieses Thema gehört nicht wirklich hier her und vielleicht habe ich ja "nur" eine Midlifecrises ?)

Ach ja,noch kurz was zum Leben danach und Zeichen. Gestern beim Einschlafen ging mir eben gerade dieser Gedanke, wer bei mir sein wird, wenn ich sterbe, durch den Kopf. In wirklich exakt diesem Moment fiel ein Buch aus dem Bücherregal, das gleich neben Mamas Gedenkecke steht ! Da dachte ich mir, aha, egal, ob und wer vor demTod da ist,Mama ist sicher die erste, die mich drüben begrüßt und darauf freu ich mich.Kann natürlich ein Zufall gewesen sein,komisch ist es trotzdem,dass mitten in der Nacht einfach so ein Buch herunterfällt, gerade bei diesem Gedanken.

Zum Schluß noch eine Anmerkung: Mein Bruder( der übrigens NIE über Mama spricht oder mal zum Grab geht) und manche Freunde können es gar nicht verstehen, dass ich hier im Krebsforum lese und manchmal schreibe.Sie meinen, dass ja nun alles vorbei sei und ich Abstand gewinnen soll- sie haben wirklich keine Ahnung. Ich lebe ja mein Leben,aber ich möchte eine Ecke davon reservieren für die Erinnerung an Mama,für das Verarbeiten und für das Bewußtmachen und hier schreiben Menschen ( Briele z.B.), die mir schon viel gegeben haben und die ich mag
( das geht auch virtuell ).

So,genug für heute, das waren wohl recht wirre Gedanken heute.

Briele,ich hoffe es geht dir und Werner gut und eure Tage sind " breite Fächer ",
Schlaf gut,
Alina
  #36  
Alt 01.05.2005, 23:23
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Liebe Alina,
der Gedanke, daß das NICHTS nicht die schlechteste Variante sein könnte ist Mama und mir gekommen wenn man über die verschiedenen Phantasien, Religionen, Vorstellungen liest. Da gibt es so ensetzliche Visionen,daß man gerne denkt, dann ist mir lieber das NICHTS.

In diesem Zusammenhang beschäftigt mich seit einigen Jahren eine Frage für die ich keine Antwort finde: wir Menschen in der westlichen Welt bekommen mehr und mehr die Vorstellung, eigentlich sogar den Wunsch und die Hoffnung, mehrere Leben zu haben. In jenem Teil der Welt, in dem das wesentlicher Teil der Religion ist, ist es das Letzte was sich die Menschen wünschen.
Manchmal denke ich das ist so gekommen weil wir plötzlich ein Leben führen, in dem alles wiederholbar ist. Früher hatte man eine Arbeit für das ganze Leben, oft auch nur eine Matratze und einen Kochtopf, nur einen Partner, es war nicht nur das Leben sondern bereits vieles im Leben endgültig und end-lich. Es ist so schnell gekommen, daß wir ganz anders leben. Mehrere Ausbildungen, mehrere Berufe, Entfernungen spielen keine Rolle mehr, mehrere Heime, ein neuer Partner, Lebensabschnitte werden neu inszeniert, sogar seine Erscheinung kann man immer wieder neu gestalten! Wenn alles wiederholbar wird, dann wird die Vorstellung, das Leben nicht auch wiederholen zu können, schmerzhaft.

Für mich habe ich jetzt einmal die Hoffnung, daß ich in irgendeiner Weise wieder mit meinen Eltern und anderen Lieben zusammen sein kann.
Unlängst habe ich von Papst Benedikt einen Ausspruch gehört, den ich schon einmal gelesen hatte: jeder Mensch ist ein Gedanke von Gott und wenn er stirbt kehrt dieser Gedanke zurück zu Gott.

So wie Du Dein tägliches Leben beschreibst, Deine Bemühungen, so versuche ich auch zu leben. Thats my way. Aber ich frage mich ob der Sinn des Lebens vielleicht viel einfacher ist, nämlich: zu leben?

Liebe Alina, der Gedanke wie wird das sein wenn ich sterbe, wer wird bei mir sein, der kommt mir schon auch. Ich kann es nicht begründen, aber ich habe (jetzt einmal, so etwas kann sich ja ändern) Zuversicht in mir, daß entweder jemand da ist, oder ich diesen einen Schritt gut alleine machen kann und dann aufgefangen werde. Was Kinder betrifft, meinte ich, daß mein "Gehen" leichter ist, weil ich nicht so viel Trauer hinterlasse.

Das ist schön, das Erlebnis mit dem herunter gefallenen Buch. Ich habe auch einen Altar!

Als Mama tot war und mir Leute ihr Beileid aussprachen, brachen viele Frauen in Tränen aus, die weder zu mir noch zu meiner Mama ein nahes Verhältnis hatten. Erst dachte ich sie sind angerührt von meiner Trauer, dann wurde mir klar, die weinen alle um die eigene verstorbene Mutter.Zum Teil lag das 20-30 Jahre zurück. Ich glaube man muß sich damit abfinden, daß Menschen verschieden trauern, gar nicht trauern, es wegschieben. Ich habe mittlerweile kapiert, daß viele Männer - ich sage es einmal so - anders trauern. Es macht mich aber traurig, wenn die Schwester meiner Mutter sie nie mehr in einem Brief erwähnt, oder eine Freundin von mir, die gleich alt ist wie ich und deren Mutter vor einem Jahr starb, mir schreibt ich solle vorausblicken, dabei hatte ich nur gesagt, heute ist Mamas Geburtstag! Aber das ist halt so.Und daher bin ich auch sehr froh und dankbar hierher gefunden zu haben und im speziellen Dich gefunden zu haben.

Alles Liebe
Briele
  #37  
Alt 04.05.2005, 23:44
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Liebe Briele,

wollte dir heute noch ausführlicher schreiben, jetzt fallen mir aber die Augen schon fast zu und ich schreib dir lieber, wenn ich wieder fitter bin.
Ist mir aber wichtig, dir eine ganz gute Nacht und morgen einen schönen,bunten Feiertag zu wünschen. Wie geht es Werner? Papa hat dann am Montag seinen Untersuchungstermin, weiß aber nicht,ob er gleich was erfährt oder ob wir noch auf die Wartebank müssen.Heute hat mir meine Arbeitskollegin anvertraut, dass ihr 41-jähriger Lebensgefährte an Prostatakrebs erkrankt ist,er weiß es erst seit gestern. Sie ist verzweifelt,wenigstens konnte ich sie für´s erste ein wenig mit Informationen versorgen.Irgendwie ist es schon auch seltsam, dass seit Mams Erkrankung das Thema Krebs so oft um mich ist bzw.in meinem Bekanntenkreis ( bei meiner Stiefschwester , so alt wie ich,wurde Brustkrebs diagnostiziert, 2 Wochen nach Mams Tod )Noch vor zwei Jahren kam Krebs in meiner Welt nicht vor.Ich freue mich aber, wenn all mein Lesen und Nachdenken und Informieren vielleicht anderen nun ein bißchen hilfreich sein kann.

So, jetzt aber wirklich ins Bett,melde mich wieder,
Schlaf gut,
Alina
  #38  
Alt 08.05.2005, 12:53
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Liebe Alina,

heute ist für Dich der erste Muttertag ohne Deine Mama und alle diese erstmals "ohne sie" durchlebten Tage fordern einen.
In letzter Zeit habe ich einige Beiträge von Dir gelesen, Du hast eine so liebe, achtsame, behutsame Art, daß mir ganz warm im Herzen wird. Ich habe auch wieder etwas über Deine Mama erfahren, ihren Umgang mit Krankheit und dem Tod. Ich glaube, ich wäre gerne still bei Euch in einer Ecke gesessen.

Welches Bild hast Du vor Dir, wenn Du ganz schnell an Deine Mama denkst?
Ich sehe meine Mama immer im vollen Leben und muß mir die Krankenbilder erst geistig heranholen.

Wie ist es Dir in den ersten Monaten beim Erwachen ergangen, hattest Du manchmal die Illusion sie sei noch da? Davor hatte ich immer ein wenig Angst, aber selbst wenn ich von ihr träumend erwache, weiß ich gleich, daß sie tot ist.

Als mein Papa - viele Jahre vor seinem Tod - einen Schlaganfall hatte, war ich erstaunt, wie viele Menschen mittelbar und unmittelbar davon betroffen waren. Nach einiger Zeit habe ich verstanden, daß es so ist, weil es auch MEIN Thema geworden ist. Was allerdings Krebs betrifft, da glaube ich wirklich, daß es nichts mehr mit meinem zunehmenden Alter zu tun hat, oder gesteigerter Sensibilität dem Thema gegenüber. Mich erschreckt, daß so viele junge Menschen daran erkranken, wenn allein in Deiner Nähe gleich zwei Fälle sind....In diesem Zusammenhang fällt mir aber auch ein kleines positives Beispiel ein: seit ich Tante von zwei kleinen Neffen bin, sehe ich plötzlich überall Kinder! Mit Sicherheit waren die vorher auch da!

Ich wünsche Deinem Papa alles Gute, natürlich auch Deiner Stiefschwester. Übrigens ist in einem der letzten threads beim Prostatakrebsforum eine Adresse unter der man viele Informationen findet. Ich kann sie jetzt nicht hier hinschreiben weil ich nicht weiß wie ich aus meinem Text rauskomme und wieder rein ohne das alles weg ist!

Heute werde ich noch eine Bellinioper hören, für und mit Mama. Denk Dir, ich stehe heute noch oft vor Schaufenstern und in Geschäften und sehe mir ganz ernsthaft Textilien für sie an! Nach wie vor kaufe ich Bücher die mehr ihre Interessen abdecken als meine, lese sie sogar.

Am 12. Mai ist dann Werners Termin beim Onkologen. Es geht uns recht gut. Es erkranken und sterben viele Menschen. Es ist wie es ist, aber ich bin bei allem froh und dankbar, daß wir einander haben, in dieser Ecke der Welt leben und unter keinen existenziellen Sorgen leiden. Dazu und das will ich auch nicht vergessen,sind wir nicht mehr jung. Das hat nicht immer etwas mit dem subjektiven Empfinden zu tun, ist aber schlicht und ergreifend eine Tatsache.
Hie und da sag ich das meinem Werner und er sieht es auch so.

Alles Liebe und gute Wünsche
Briele
  #39  
Alt 08.05.2005, 22:48
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Liebe Briele,

du hast mir heute so eine besondere Freude gemacht damit, dass du an diesem doch schwierigen Tag an mich gedacht hast, danke dir sehr dafür. Und wie schön wäre es gewesen, wenn es das wirklich gegeben hätte,nämlich dich,mich und unsere Mütter zusammen beim Gedankenaustauschen ! Ich bin sicher,dass sich deine Mutter, so wie ich sie aus deinen Erzählungen kennengelernt habe und meine Mutter einiges zu sagen gehabt hätten.Das wäre eine tolle Frauenrunde gewesen und ein schönes Bild, das ich mir zum Einschlafen mitnehme. Weißt du,Mama und ihre 6 Schwestern, das waren/sind schon ganz tolle Frauen mit viel Power und alle haben/hatten einen Sinn für Mystik und ein Gespür für Dinge/ Situationen,die mit Logik nicht zu erklären sind.Ein gewisses "hexisches" Talent ( im positiven Sinn, Hexen waren ja ganz tolle, weise Frauen )haben/hatten sie alle !Deine Mama und du auch ?

Tja, Briele, momentan ist es noch nicht so, dass ich wie du schon gesunde Erinnerungsbilder von meiner Mutter habe.Ich bin doch noch sehr am Verarbeiten, das ganze Krankheitsjahr kommt in kleinen und großen Portionen über mich und will nochmal durchlebt und durchfühlt werden.Doch da waren ja so viele schöne, intensive Momente dabei, da fühl ich ganz viel Zärtlichkeit für meine kleine,tapfere Mama in mir- das ist schön und schmerzlich zugleich. Tapfer war sie wirklich- sie hatte nämlich eine Krebsart, die ihr Gesicht langsam entstellte und ihr linkes Auge zerstörte.Ihr Krebs war also für alle sichtbar,jeder starrte sie an. Manche Leute waren da besonders gefühllos, sie konnten sich von ihrem Anblick gar nicht losreißen. Das hat ihr so weh getan und ich,ich hätte sie so gerne beschützt vor diesen zusätzlichen Verletzungen. Ich gebe ehrlich zu,in solchen Situationen habe ich diese taktlosen Menschen wirklich gehaßt ! Mama ist trotzdem mit mir in die randvolle Krankenhauskantine marschiert, das hat sie sich bzw.uns Kaffeetanten nicht nehmen lassen. Einen so sichtbaren Krebs zu haben ist irgendwie doppelt schlimm,denn Mama konnte nicht wie andere mal die Krankheit verdrängen oder verleugnen, denn jeder Blick in den Spiegel erinnerte sie an ihren Krebs. Und sie musste ihm hilflos beim Wachsen zusehen, die "Beule" auf ihrer Stirn wurde immer größer und ich hatte solche Angst, dass die Haut platzen könnte und der Tumor durchbricht. Es war wie eine Zeitbombe, die wir beide, Mama und ich ticken hörten.
Das sind so Bilder, die mich doch immer wieder mal einholen und nur sehr langsam Schrecken verlieren.
Mama war letztlich auf das Sterben gut vorbereitet, sie schien es gut zu wissen, als nicht mehr viel Zeit blieb und hat sich selbst und mich darauf durch Gespräche " eingestellt". Ein Wunsch von ihr ging nicht in Erfüllung.Es war ihr irgendwie sehr wichtig, dass ich meinen Geburtstag groß feiere mit einer Gartenparty und all den Freunden, die mich- wie sie wußte- so toll unterstützt haben. Sie machte dauernd Pläne und freute sich darauf,mir bei den Essensvorbereitungen zu helfen.Ich habe mich sogar gewundert, dass ihr mein Geburtstag bzw. das Fest dazu so wichtig waren,mir war mein Geburtstag in dieser Situation völlig egal, feiern wollte ich schon gar nicht.Es kam aber ohnehin anders und an meinem Geburtstag war ihr Begräbnis ! Ich glaube, das hat sie ziemlich " gestört" da drüben ,deshalb sage ich ihr oft, dass das schon gepasst hat und dass sich halt mit ihrem Begräbnis an meinem Geburtstag der Kreis des Lebens geschlossen hat.

Ach,Briele, da schreibe und schreibe ich und es tut so gut, dir von meiner Mutter erzählen zu können. Es ist so schlimm, niemand spricht mehr über sie,nicht mal erwähnt wird ihr Name- es ist, als wäre sie nie gewesen ! Das tut mir so weh, ich habe kaum je Gelegenheit, über sie zu reden, weil es niemanden, nicht mal meinen Bruder zu interessieren scheint. Deshalb Briele,danke dir sehr für dein geduldiges, verständnisvolles "Ohr" !

Die nächste Woche, was wird sie uns bringen? Papa hat morgen Untersuchungstermin,dein Werner 4 Tage später. Ich habe Angst und gleichzeitig denke ich, dass wohl schon alles vom Schicksal beschlossen und vorbestimmt ist, was wird.Aber hoffen, wünschen und beten können wir.Und wenn es anders kommt bzw. schlimm kommt,dann beten wir, dass uns die Kräfte wachsen !

Ich denke fest an dich ( und sehe dich bei mir in der Küche sitzen zum Gedankenaustausch und Kaffeetrinken ),

Alles Liebe
Alina
  #40  
Alt 10.05.2005, 20:29
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Liebe Alina,

danke für diesen schönen Brief den ich mehrmals gelesen habe. Wenn Du schon etwas über die Untersuchungen Deines Papas weißt, dann schreib mir das bitte. Werner meinte gestern ich mache ein bißchen viel Trara um den 12. Mai und er hat wirklich recht! Wir wissen ja schon alles und es geht nur darum wann, was, wie,
beginnt.

Liebe Alina, ich muß Dir sagen, daß ich nicht so "Kummerkastentantenmäßig" ein offenes Ohr habe, ich höre (bzw. lese) Dir wirklich gerne zu wenn Du über Deine Mama sprichst, über Euch beide und vor allen Dingen hoffe ich ehrlich noch viel mehr zu hören! Und ich hoffe, daß auch Du weiterhin über uns "Geschichten" hören willst.

Der Krebs den Deine Mama hatte, der hat all das Schreckliche was so eine Krankheit mit sich bringt wirklich noch überhöht. Umso mehr ist sie zu bewundern und auch Dich bewundere ich Dich, daß es Dich nicht verhärtet hat.
Meine Mama hatte Eierstockkrebs. Von der Diagnose an lebte sie noch drei Jahre. Die Operation steckte sie locker weg, es war unglaublich, immerhin war sie 78.

Ja, es ist schlimm, wirklich schlimm, es ist unglaublich, nicht zu begreifen, man ist fassungslos, daß es bald einmal so ist, als wäre der Mensch nie da gewesen. Ich habe ein paar Freundinnen die meine Mama sehr lieb gehabt haben, mit denen kann ich nicht nur über meine Mama reden, die vermitteln mir glaubhaft, daß auch sie meine Mama vermissen. Der Mensch, mit dem ich am liebsten über sie reden würde, verweigert sich mir wie auch Dir: der eigene Bruder. Als wir nach ihrem Begräbnis heimkamen sagte er, so für mich ist das jetzt abgeschlossen. Dabei war er ein lieber Sohn,er hat die Mama gern gehabt, aber wenn ich nur einen Satz sage wie ... ach, wenn doch die Mama ....dann reagiert er immer gleich. Er sei froh, daß die arme Mama sterben konnte, er würde ihr nicht wünschen, so weiterzuleben. Wir können kaum über sie sprechen und weil das so ist,kann ich leider auch nicht mehr viel mit ihm sprechen.

Als ich vor ein paar Monaten ein paar von Mamas Tischdecken bügelte war eine dabei von ihrer Tante, schöne Weißstickerei, mit Monogramm der Tante. Ich hab dann zurück gerechnet, also die Tischdecke ist gut und gerne 80 Jahre alt und wenn man aufpaßt ist sie noch ein paar Jahrzehnte zu verwenden. Es ist bizarr, daß jede blöde Tischdecke, jedes noch so sinnlose Ding einen nicht nur überlebt, sondern eine Geschichte erzählen könnte.

Mama hatte zu jedem Geburtstag und Sterbetag ihrer Toten eine Kerze angezündet. Das habe ich immer eine schöne Idee gefunden und ihr gesagt, das will ich fortsetzen. Ich bin froh, daß wir diese Idee nicht aufgeschoben haben. Ich hab ein hübsches Kalenderbücklein gekauft und sie hat mit ihrer schönen runden Schrift all die Daten hineingeschrieben. Leider mußte ich selbst schon einige neue dazuschreiben. Unlängst hatte ihr Bruder Erwin Geburtstag. Erwin, der als 21jähriger zu Kriegsende gefallen ist. Ein Foto habe ich von ihm, hinten steht in seiner Schrift... "als Erinnerung an deinen Bruder". Ich weiß nicht viel von ihm, ich weiß er war ein paar Monate vor Kriegsende auf Urlaub daheim. Soll am Fenster gesessen sein, hat zu seinen geliebten Bergen hingesehen, viel geweint und gesagt er wisse, daß er nicht wiederkomme.Ja und wenn ich dann an Erwins Geburtstag sein Foto zu meinem "Gedenkaltar" hinlege, die Kerze anzünde dann weiß ich, daß kein Mensch, wirklich kein Mensch an ihn denken wird wenn ich es nicht mehr tu.

In diesem Zusammenhang muß ich nun "Das Echolot" von Walter Kempowski erwähnen, in dem ich immer wieder lese. Wenn ich Kempowski sehe und höre, wenn er mit seiner leisen, etwas monotonen Stimme über seine Beweggründe schreibt dieses Wahnsinnswerk über 20 Jahre lang bearbeitet zu haben, dann weiß ich und verstehe ich was ihn dazu getrieben hat.

Nun liebe Alina werde ich zu einem Ende kommen. Ich muß ja nicht ALLESheute schreiben. Über die Hexen das nächste Mal. Heute möchte ich dazu nur sagen, Mama dachte das über mich, ich über sie, und keine von uns von sich selbst.

Alles Liebe und ich sitze gerne in Deiner Küche.
Briele
  #41  
Alt 11.05.2005, 21:22
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Hallo,liebe Briele

danke dir auch für deine schönen Zeilen,manchmal weine ich auch ein bißchen beim Lesen und Schreiben, was aber recht gut und erleichternd ist für mich.
Zu vielen Dingen möchte ich noch was sagen, aber heute war der Arbeitstag zu lange,müde,müde !

Mit Papas Termin am 9. 5. war es so,dass er keine Klarheit brachte. Bei Papa möchten die Ärzte nämlich eine Biopsie so lange wie möglich hinausschieben. Er bekam Antibiotika, die jetzt abgesetzt sind, in 14 Tagen werden die Werte wieder überprüft. Es soll also herausgefunden werden,ob er vielleicht doch nur eine chronische Entzündung der Prostata hat.Also wieder warten ! Papa selber ist aber derzeit recht guter Dinge und da gehts mir auch gleich besser.

Während ich schreibe,sitzt meine Hündin neben mir und schaut mir geduldig beim Tippen zu.Ach,ich hätte nie gedacht, dass sie,als sie als Welpe zu uns kam,meine Mama überleben wird.

Briele,morgen müsst ihr ja ins Krankenhaus. "Ohne Trara"
( Augenzwinkern zu Werner)denke ich fest an euch, es werden ja morgen die Weichen für die Behandlungsschiene besprochen,oder ?
Habt ihr ein Krankenhaus in der Nähe eures Wohnortes ( wegen des Besuchens )? Meldest du dich, wenn es für dich passt ? Dann mache ich Kaffee oder Tee und wir setzen uns in die Küche,okay ?

So,jetzt wünsche ich euch eine trotzdem gute Nacht, euch beiden und morgen begleiten euch gute Wünsche,
in Gedanken dann bei euch,
Alina

PS: Hast du schon Saphir´s liebe Zeilen gelesen ? Werde ihr morgen schreiben.Also, sie ist mit ihren 29 J.schon ein ganz tolle,starke und reife Frau !
  #42  
Alt 12.05.2005, 22:15
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Liebe Alina,

Heute bitte Tee, keinen Kaffee, eine Migräne ist im Anzug, selber schuld, als Werner heimkam habe ich während seinem Bericht unentwegt Schokolade gefuttert. Und ich weiß doch beides geht nicht: Aufregung UND Schokolade.

Er wird eine niedrig dosierte Bestrahlung bekommen, zwei Monate lang dauert das und der Onkologe ist guter Dinge.Nächste Woche sind zwei Untersuchungen angesetzt und dann wird es bald losgehen. Die Therapie wird ambulant durchgeführt, ich glaube das ist meistens so.

Was die "Rahmenbedingungen" in unserem Leben betrifft, da dürfen wir wirklich nicht klagen. Wir leben in einer Großstadt. Aber ich weiß wie das auch sein kann wenn man auf dem Land lebt. Da gibt es Sammeltransporte, die beginnen um 06.00, gegen Mittag ist man in der Strahlenklinik und der letzte ist dann am Abend daheim. Schrecklich.

Ich hoffe Dein Papa hat oder hatte "nur" eine Entzündung der Prostata. Es ist bestimmt gescheit wenn in dieser Körpergegend nicht zu viel herumgestochert wird, vor allem nicht zu früh.

Liebe Alina,auch bei mir rinnt immer wieder ein Tränchen. Bei Musik geht das rasend schnell. Allerdings sind es nicht mehr so riesige Kullertränen, die fast waagrecht aus den Augen schießen.

Ich drück Dich und sag Dir noch was: Saphir ist erst 25!
Briele
  #43  
Alt 12.05.2005, 23:50
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Hallo Briele,

da bist du ja- ich mache mal Kräuertee ( muss ja nicht Kamille sein,oder ?) und gebe dir virtuell Tigerbalsam auf die Schläfen, das hilft mir immer.
Beim Lesen deiner Zeilen war mein erster Gedanke:"das klingt ja doch positiv, was Werner da berichtet hat, vor allem der guter Dinge Onkologe macht doch Mut und Zuversicht ". Und meine Mutter hat die Bestrahlungszeit ( 30 x) recht gut verkraften können,ebenfalls ambulant.
Wie geht es euch jetzt ,Briele ? Verzeih mir bitte die blöde Ausdrucksweise, ich will dir auch nicht ungebeten in die Seele kriechen. Mir geht nur folgender Gedanke durch den Kopf:
" Briele schreibt immer so trost-und hilfreiche Worte.Ob sie sich wohl selber auch was holen kann, wenn es ihr mal nicht so gut geht, sie Angst hat oder Trost braucht?" Vielleicht schließ ich aber auch nur von mir auf dich,denn ich habe schon so meine Probleme mit dem Nehmen ( typisch Sozialberuflerin halt)

Für heute Briele versuche ich mich in Telepathie und Wunschkraft,damit deine Migräne abzieht - nimm aber bitte sicherheitshalber doch eine Tablette für den Fall, dass es nicht klappt.

Liebe Grüße, auch an deinen Werner und
bis bald,
Alina
  #44  
Alt 14.05.2005, 20:13
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Liebe Alina,

Du bist wirklich eine liebe Vorsichtige und eine vorsichtige Liebe, daß Du Dir bei der Frage "wie geht es euch" Gedanken machst.

In der Schulzeit werden einem literarische Werke mehr oder weniger aufgezwungen, ich hatte das Glück in den wirklich wichtigen Fächern gute Lehrer zu haben; eine sehr engagierte Deutschlehrerin ließ uns als 13-14jährige Parzifal lesen.Daß Parzifal dem leidenden König nicht die erlösende Frage stellte weil man so etwas nicht tut, die ganze Geschichte hat mich damals nicht nur unwahrscheinlich beeindruckt, das Thema ist ganz fest in mir drinnen.
Es ist für mich ein stetiges Abwägen wie sehr soll und will ich mich einlassen, ist ein Wegsehen, Nichtfragen vielleicht manchmal hilfreicher, inwieweit wird meine Anteilnahme, meine Hilfsbereitschaft erwartet, lästig empfunden, halt die ganze Palette von widersprüchlichen Gefühlen und Gedanken.
Heute denke ich mir,was ich ehrlich und liebevoll mache, kann nicht verkehrt sein und manchmal sag und frag ich ganz offen, daß ich nicht weiß, wie ich was machen soll.

Du fragst wie es uns geht und ich kann Dir sagen, es geht uns gut. Vielleicht sind wir zu blöd alles zu begreifen, ich weiß es nicht. Es gelingt mir nicht immer, aber nach Mamas und Papas Kranksein und Sterben, hab ich mir fest vorgenommen mich in Zukunft nicht schon vorher schrecklich zu sorgen was alles sein kann.Ich hatte bei Mama drei Jahre lang eine wahnsinnige Angst vor einem Darmverschluß und bei Papa vor anderen Dingen, auch, daß ihm ein Bein abgenommen wird.Ich meine, es waren ja schon viele begründete Sorgen und Kümmernisse, und dann noch all das was vielleicht sein kann.

Werner hat keine Schmerzen, ein Weh hat in seinem Alter wohl jeder mal, er sieht gut aus, die Ärzte sind zuversichtlich, unsere Lebensbedingungen sind gut UND (ich sage da immer WIR) wir sind alt, oder linder ausgedrückt, nicht mehr jung.
Das macht wirklich einen Unterschied! Ich hatte mit 28 eine Brustoperation (nicht bösartig), dieser Operation sind fast zwei Jahre mit ständigen Untersuchungen voran gegangen und ich war mürbe vor Sorge und Angst. Es war eine unglaubliche Zäsur in meinem Leben, ich habe danach mein Leben ziemlich geändert. Nicht mit Plan, oder bewußt, mehr so aus dem Bauch heraus, vieles ergab sich einfach. Dieses Thema wurde ja erst später in tausenden Büchern und Vorträgen behandelt.
Nun, einige Jahre habe ich weiter brav meine Untersuchungen gemacht und dann habe ich es viele Jahre schleifen lassen. Als ich vor ca. 10 Jahren (so Mitte, Ende 40) wieder bei einer Mammographie war und dann den Befund abholte,dachte ich, das ist jetzt ein großer Unterschied in meiner Empfindung. Ich habe Angst, aber keine Panik, es kann ziemlich gut sein, daß es jetzt heißt, ...es tut uns sehr leid, aber....Ich war 20 Jahre älter und nun bin ich noch älter. Wenn ich die Krebsstatistiken ansehe, dann ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, daß ich einmal Krebs bekomme. Vor dem Einschlafen denke ich manchmal,danke, bis jetzt ist alles gut gegangen und das ist eigentlich viel wenn man die Geschichte und das Weltgeschehen betrachtet.

Vielleicht fühl ich mich auch recht gut, weil mir dieses Forum ein Gefühl der Sicherheit, der Geborgenheit gibt. Oh ja, ich kann das, um Hilfe bitten, mich ausweinen, jemanden durchaus beanspruchen.

Zum Schluß will ich noch auf unsere lieben Mamas zurückkommen und auch meinen Papa. Ich könnte seitenlang all die Situationen aufschreiben bei denen ich sie rasend vermisse. Aber es gibt eine Sache, die ist wirklich schlimm. Daß ich nicht mit ihnen über ihr Sterben, ihren Tod reden kann. Daß wir uns nicht austauschen können darüber wie es für sie war und wie für mich. Das ist unglaublich.
Es gibt einen Satz, den ich nur sinngemaß zitieren kann:
der Tod der Mutter ist der erste Kummer den du ohne ihren Trost erleiden mußt.
Empfindest Du auch so?

Alles Liebe, erhol Dich und schlaf Dich richtig aus!
Briele
  #45  
Alt 15.05.2005, 15:40
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Liebe Alina,

Ab Dienstag, 17. Mai bin ich für 10-14 Tage ohne Laptop, das möchte ich Dir sagen, damit Du Dich nicht über ausbleibende Antworten wunderst.

Ist es nicht seltsam! Bis vor ein paar Monaten habe ich ausgeschlossen je einen Computer haben zu wollen, nun ist es schwer vorstellbar zwei Wochen ohne einen zu sein.

Behalte bitte trotzdem einen Platz für mich in Deiner Küche. Aber man kann ja immer einen weiteren Stuhl dazustellen, nicht?

Alles Liebe, liebe Alina
Deine Briele
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