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Alt 01.08.2015, 17:16
Servala Servala ist offline
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Registriert seit: 27.04.2015
Ort: Aerzen
Beiträge: 32
Standard AW: Verlust

Hallo,

nach einigen guten Tagen, ich möchte sogar fast sagen sehr guten Tagen ist es jetzt mal wieder richtig schlimm. Ich finde das so verwirrend, das die Trauer so von jetzt auf gleich zurück kommt und mich so sehr lähmt.

An den besseren Tagen frage ich mich manchmal, warum es sich so in Ordnung anfühlt, warum ich es schaffe, alles einfach so hinzunehmen und weiter zu machen. Heute frage ich mich das nicht, denn ich schaffe nichts. Ich kann nur weinen, sitze hier und nichts macht mir Spaß, ich schaffe es nicht einmal mich per Whatsapp bei jemandem zu melden und zu sagen: hör zu es geht mir nicht gut, ich brauche jemanden.

Romy fehlt mir so sehr. Ich breche sogar in Tränen aus wenn ich unseren Kater ansehe oder er zum kuscheln kommt.

In solchen Momenten weiß ich manchmal nicht wie ich damit umgehen soll und hoffe nur, das sie - wie bisher auch - wieder vorbei gehen.

Geht es euch auch oft so das ihr gerne nochmal einen bestimmten Moment zurück hättet?
Bei mir ist das der Moment als wir gemeinsam bei der vorletzten Blutuntersuchung gewesen sind. Alle Werte waren wirklich super und wir waren so glücklich. Ich kann mich noch daran erinnern, das ich ein kleines Stofftier gekauft hatte das Romy irgendwie witzig fand. Ein kleiner Drache.

Dieses Glück hätte ich gerne noch ein einziges Mal gefühlt. Diese Hoffnung die in mir aufkam obwohl ich es hätte besser wissen müssen - nein obwohl ich es ja besser wusste. Das wünsche ich mir wirklich, denn dieses Gefühl kann ich mit keinen Worten beschreiben.

Und mein Wunsch, meine Romy auf dem Friedhof zu besuchen wird immer größer und doch ist es im Moment nicht möglich. Stralsund ist so weit weg von meinem Wohnort. Manchmal wünsche ich mir, das ihr Urnengrab hier auf unserem Friedhof wäre, dann bräuchte ich einfach nur aus der Haustür gehen und einen kleinen Spaziergang machen. Es ist merkwürdig. Vor ihrem Tod hat es mich nicht interessiert, jemanden auf dem Friedhof zu besuchen. Nicht bei meinem Papa, nicht bei meinen Großeltern, nicht bei meiner Tante und auch bei meiner Mutter nicht. Ich sagte mir immer: Das was dort auf dem Friedhof liegt, hat ja mit dem Menschen nichts mehr zu tun. Nichts ist übrig von ihm.

Bei Romy ist das anders. Soviel ich ihr auch Schreibe, ich spüre diesen Wunsch nach einem Besuch auf dem Friedhof immer stärker. Ich weiß nur nicht genau warum. Denn schließlich ist sie ja auch in meinem Herzen. Ich kann an viele Orte gehen die mich an sie, an uns erinnern und das tue ich auch. Aber es kommt mir nur wie ein schwacher Ersatz vor.

Ich hoffe nur, das sie ein klein wenig stolz auf mich wäre für das, was ich bisher schon alles geschafft habe. Ich bin wesentlich aktiver als vorher und nutze meine Zeit um zu joggen, Rad zu fahren und zum schwimmen gehen. Ich habe es auch geschafft endlich bei der Rentenversicherung anzurufen und um einen Beratungstermin gebeten. Denn ich möchte dringend weg von meiner EU-Rente und wieder einen Einstieg ins Berufsleben finden. Wie der letztendlich aussehen wird - ob ich zurück zu meinem erlernten Beruf muss oder ob ich evtl. sogar eine Umschulung machen könnte weiß ich noch nicht. Vorher muss ich mich mit einem Seitenlangen Antrag herumschlagen und mit meinem Therapeuten und der Krankenkasse die fehlenden Unterlagen zusammen tragen. Die Sachbearbeiterin sagte mir, das so ein Antrag gut und gerne 2 - 3 Monate Bearbeitungszeit benötigt. Ich wünschte wirklich, ich hätte das alles schon hinter mir. Im Moment geht alles so schleichend voran und ich habe nicht wirklich viel Einfluss drauf.

Warum kommt mir das heute alles so wenig vor? So klein? Wenn ich bedenke wie viel Zeit ich bisher nicht wirklich genutzt habe bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Wahrscheinlich hätte ich schon viel weiter sein können. Aber mir ist auch bewusst, das ich mir Zeit nehmen muss, nichts überstürzen darf denn ich brauche auch die Trauer, bzw muss sie zulassen. Manchmal ist das so furchtbar schwer und ich habe Angst, mich darin zu verlieren. Ohne ihre Stärke, nur ich alleine mit meinen ohnehin ständig kreisenden Gedanken. Es gibt niemanden der mich auf die Art auf den Boden der Tatsachen zurück holen könnte wie sie es konnte und das macht mir Angst, schreckliche Angst.
__________________
Ich werde dich/euch immer lieben und so in Erinnerung behalten, wie du/ihr war(s)t.

Romy, mein Schatz 27.04.1981 - 26.04.2015
Gedenkseite

Meine Mama 23.10.1952 - 23.05.2005

Mein Papa 14.04.1946 - 20.02.1984

Geändert von Servala (01.08.2015 um 17:52 Uhr)
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