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Alt 15.07.2008, 11:56
Benutzerbild von fee-morgana
fee-morgana fee-morgana ist offline
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Registriert seit: 15.07.2008
Beiträge: 14
Standard Abschied auf Raten

Hallo Ihr Lieben!
Auf der Suche nach Informationen rund um BK, bin ich vor kurzem auf dieses Forum gestoßen. Ich finde es sehr beeindruckend, wie ihr - Betroffene, wie Angehörige - euch gegenseitig Mut zusprecht und euch in dieser unglaublich schweren Situation gegenseitig unterstützt! Beim Lesen der Beiträge konnte ich nur immer wieder meinen Hut ziehen. So viel Mut und Lebenswille auf einem Haufen ist wirklich beeindruckend.
Nun, ich bin nicht ohne Grund auf der Suche nach Informationen gewesen, denn vor knapp sechs Wochen haben wir für meinen Vater die Diagnose BK bekommen.
Damit ihr euch ungefähr vorstellen könnt, worum es geht, hier ein kurzer Abriss seiner Krankengeschichte:
Vor 14 Jahren, im Alter von 71, erkrankte er an Darmkrebs. Ein sehr großer Tumor, der sich wie ein Netz beinahe durch den gesamten Bauchraum zog sowie ein großes Stück Darm, konnten erfolgreich entfernt werden. Zurück blieb nur ein winziges Stück Tumor in der Bauchdecke. Eine Chemo war, ebenso wie ein künstlicher Ausgang, unnötig. Seither ging er regelmäßig zu den Kontrolluntersuchungen - zuletzt im April - die allesamt kein Ergebnis brachten. Er lebte vollkommen beschwerdefrei.
Vor ungefähr 8 oder 9 Jahren hatte er zwei Mal hintereinander einen Tumor an den Stimmbändern, der jedoch problemlos durch einen relativ kleinen Laser-Eingriff entfernt werden konnte. Auch diese Kontrolluntersuchungen waren jedes Mal ohne Befund. Lediglich seine Stimme klang heiser, doch das war normal und letztendlich ein kleiner Preis für ein unbeschwertes Leben.

Im März dieses Jahres litt er unter einer Bronchitis und bekam entsprechend Medikamente. Da klagte er das erste Mal über Bauchschmerzen. Natürlich wurden die zuerst einmal den Medikamenten zugeschrieben. Weil die Beschwerden jedoch nicht nachließen und die Routineuntersuchung des Darms wieder einmal auf dem Programm stand, ging er zum Arzt. Die Diagnose lautete auf eine leichte Bauchspeicheldrüsenentzündung. Alle anderen Werte sowie die Darmspiegelung ohne Befund.
Es ging ihm mithilfe von einigen Medikamenten bald wieder besser und er fuhr zusammen mit meiner Mutter in Urlaub. Dort begannen dann unerträgliche Bauchschmerzen und Übelkeit. Essen war kaum noch möglich.
Sie kehrten nach Hause zurück. Im Krankenhaus wurde bei einer Magenspiegelung Geschwüre im Magen und Zwölffingerdarm gefunden und Proben entnommen.
Nachdem es ihm zuerst unter der medikamentösen Behandlung deutlich besser ging, kam die Hiobsbotschaft: die entnommenen Proben waren bösartig.
Ein darauffolgendes MRT zeigte das katastrophale Ausmaß: Adenokarzinom der Bauchspeicheldrüse, inoperabel. G2 T4 N1, Metastasen zahlreich vorhanden. Eine Chemo mit Gemcitabin wurde empfohlen.
Eine hat er vor gut zwei Wochen erhalten. Danach ging es ihm für zwei Tage schlecht, anschließend für zwei Tage sehr gut. Seither geht es bergab.
Jeder Schluck Wasser kam wieder zurück, sodass er wieder ins Krankenhaus musste.
Nach einigen Untersuchungen wurde ein Stent in Erwägung gezogen. Gestern allerdings wurde entschieden, dass der Stent nicht sinnvoll ist, weil die Ärzte befürchten, dass dieser aufgrund der Tumorgröße und -lage in Kürze wieder zu/verschoben ist und dann seine Aufgabe nicht mehr erfüllen kann.
Nun soll er operiert werden, um eine Art "Bypass" zu legen. Leider weiß ich darüber gar nichts und möchte euch nun darum bitten, mir etwas dazu zu erzählen. Hat jemand von euch damit Erfahrung? Was bringt es wirklich?

Ich hoffe sehr, dass ihm diese Operation wieder ein klein wenig mehr Lebensqualität zurückbringt. Wie schlimm diese Situation ist, brauche ich euch ja nicht zu sagen, denn da verfügt ihr über genügend eigene, traurige Erfahrung.
Mein Vater wird in zwei Wochen 85. Seine sonstige körperliche Verfassung ist bewundernswert gut. Trotz Schmerzen und allen unangenehmen Begleiterscheinungen weigert er sich, den ganzen Tag im Bett zu liegen. Notfalls nimmt er sein gesamtes "Equipment" an Schläuchen und Beuteln mit, um sich am Krankenhauskiosk selbst eine Zeitung zu besorgen. Anstatt auf den Klingelknopf zu drücken, macht er sich auf den Weg zum Schwesternzimmer, um den Schwestern dort mitzuteilen, dass der Tropf durch ist.
Er hält sich unglaublich tapfer, lässt den Kopf nicht hängen und bringt immer noch viele Leute mit seinem staubtrockenen Humor zum Lachen.
Geistig ist er sehr fit, lässt sich alles genaustens auseinandersetzen und weigert sich notfalls auch beharrlich, wenn er mit Ausreden abgespeist werden soll. ("Und wenn sie sich auf den Kopf stellen! Ich gehe hier nicht eher weg, bis sie genau festgestellt haben, warum ich mich ständig Übergeben muss und irgendetwas dagegen unternehmen!!")
Nur deswegen hat er erreicht, dass sie ihn nicht schon längst mit Medikamenten - die gar nichts nützen - nach Hause geschickt haben, sondern ihn stattdessen operieren werden. Denn - so ist es leider im deutschen Gesundheitssystem - ab einem gewissen Alter wird sehr sorgfältig abgewogen, ob sich diese Investition überhaupt noch lohnt ...

Zu mir sagte er, er hätte eigentlich noch soviel vor gehabt. Auch mein Bruder ist der Meinung, dass er noch nicht bereit wäre zu gehen. Ich hoffe sehr, dass diese Operation ihm nun die Zeit verschafft, die er noch braucht - und vielleicht lässt sich das eine oder andere seiner Vorhaben doch noch in die Tat umsetzen.

Vielen Dank an euch fürs Zulesen!
Liebe Grüße und viel Kraft für alle, die es brauchen!
fee
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Das Schicksal mischt die Karten und wir spielen
(A. Schopenhauer)
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