Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 10.12.2002, 11:35
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Respekt

Hallo,seit ich dieses Forum regelmäßig besuche und eure beiträge lese. Habe ich wahnsinnigen Respekt vor Krebserkrankten und deren angehörigen.Wo nehmt ihr nur diese kraft her? Mir fällt es immer schwerer stark zu sein und zuversicht aus zustrahlen,vorallem wen ich weis das es für meine Mutter zuspät ist. Sie liegt mit Lungenkrebs und Gehirnmetastasen im Krankenhaus und hofft das alles wieder gut wird ,keiner traut sich ihr die wahrheit zusagen,nicht einmal die Ärzte.
Weis nicht wie das noch weiter gehen soll.
Ich fühle mich einfach beschissen sie so anzulügen.
Soll man ihr sagen wie es um sie steht oder sollman sie im ungewissen lassen. Was meint ihr dazu?
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 10.12.2002, 11:37
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Respekt

nur die hoffnung stirbt zuletzt!
ich würds nicht sagen,sonst hört sie auf zu kämpfen.
alles gute
karin
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 10.12.2002, 12:19
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Respekt

Liebe Flo,
ich habe am Anfang auch nur Angst gehabt und konnte mit der Situation nicht umgehen. Respekt hatte ich auch, weil ja doch viel Mut dazu gehört, über diese Krankheit und seine eigenen Ängste zu schreiben. Was mich total beeindruckt hat, ist der Zusammenhalt hier im Forum. Als erstes wollte ich vor einem halben Jahr wissen, was alle von Selbsthilfegruppen halten. Schon nach 2 Einträgen wußte ich, dass ich hier bestens aufgehoben bin.

Oft wollte ich aufgeben, aber ich habe mir hier die Kraft geholt, die ich dann an Paps weitergeben konnte und er hat dann auch irgendwann angefangen, etwas zu kämpfen.

Mein Rat auf Deine Frage: Bleib hier im Forum, holt Dir die Kraft, die Du benötigst, zeig Deiner Mum, dass Du sie liebst und dass Du sie gehen läßt, wenn ihre Zeit gekommen ist. Verbringe soviel Zeit wie nur möglich mit bzw. bei ihr. Auch würde ich mich Karins Meinung anschließen - der Kampf gegen das Ungetier ist enorm wichtig.
Und noch was, gebe nichts auf Zahlen, denn alles kommt anders als es Zahlen ausdrücken. Bei meinem Paps sah es auch nicht rosig aus, er hat es geschafft! Sein kleinzelliger Lungentumor ist weg, die Chemo hat gewirkt und noch vor ein paar Monaten haben die Zahlen und Ärzte eigentlich immer nur was anderes ausgesagt.

Ich drücke Dich und wünsche Dir viel Kraft! Und auch ein Wunder, so wie ich eins erlebt habe. Alles Liebe
Silke
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 10.12.2002, 12:45
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Respekt

Hallo Flo,
mein Vater ist vor 16 Jahren an Lungenkrebs gestorben. Wir haben auch nichts gesagt. Ich konnte damals auch so schlecht lügen, habe mich aber den Ärzten und meiner Mutter gebeugt. Ich glaube heute, dass ich doch die Wahrheit hätte sagen müssen. Ich bin vor 8 Jahren an Brustkrebs erkrankt. Ich wusste eigentlich sofort, dass das etwas bösartiges war. Ich habe bis heute überlebt und habe auch nichts mehr. Aber ich bin mir bewusst, dass jederzeit wieder etwas auftreten kann.
Ich denke, dass Deine Mutter weiss, wie es um sie steht. Aber vielleicht will sie Euch nicht belasten. Auch die Medikamente, die sie bekommt, lassen die Welt nicht so traurig erscheinen. Ich glaube, wenn ich mit meinem Vater gesprochen hätte, hätte vieles noch geklärt werden können. Diese Gelegenheit haben wir leider verpasst.
Und wenn sie nicht weiss, wie es um sie steht, hat sie ja garnicht die Möglichkeit zu kämpfen.
Ich wünsche Dir viel Kraft für diese schwierige Entscheidung.
Und wenn Deine Mutter denn sterben soll, gebt ihr alle Liebe und Beistand, den ihr nur aufbringen könnt.
Brigitte
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 10.12.2002, 15:51
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Respekt

Hallo Flo,
ich schließe mich der Meinung von Brigitte 2 an. Ich bin im übrigen der Meinung, daß es fast ein Menschenrecht ist zu erfahren, wie es um einen steht. Aber sogar Leute mit Gehirnmetastasen können noch auch mit Erfolg behandelt werden. Ich weiß allerdings nicht, wie das im Fall Deiner Mutter ist (in der Regel würde ich immer raten, eine Zweitmeinung einzuholen).
Vor allem ist es ja so, daß mittlerweile Patienten, auch selbst, wenn sie gar nichts so Gravierendes haben, ihren Angehörigen und Ärzten wegen der dauernden Lügerei nichts mehr glauben und sich so manchmal auch die schwersten Krankheiten einbilden. Dies ist ein weiterer Grund, warum ich für Ehrlichkeit bin.
Außerdem stimme ich Brigitte 2 auch vollkommen in dem Punkt zu, daß es gerade für Todgeweihte oft noch sehr wichtig ist, einige Dinge zu klären und auch ihre letzten Angelegenheiten zu regeln. Mein Großvater z.B. wollte, während er im Sterben lag, andauernd aufstehen, um noch einige Schriftsachen zu regeln. Er kam allerdings nicht zu mehr als die Bettdecke beiseite zu ziehen und ein Bein halb aus dem Bett zu bekommen. Wir wollten sein Sterben einfach nicht wahrhaben und sagten immer: "Erledige das doch, wenn es Dir wieder besser geht". Wir haben ihm dadurch vieles erschwert und im seine letzten Tage fast zur Hölle gemacht, anstatt ihn zu unterstützen.
Ich würde nur solchen Kranken nicht die Wahrheit sagen , die diesen Wunsch vorher deutlich signalisiert haben.Wenn Du die letzten gemeinsamen Jahre vor Deinem Auge Revue passieren läßt, müßtes Du Dich an Hinweise erinnern können. Wie hat sie z.B. auf das Sterben anderer reagiert? Meinte sie, daß man die Wahrheit sagen sollte? Ist sie ein Mensch, der lieber nicht mit Problemen belastet werden will, oder fühlt sie sich dann nicht ernstgenommen, wenn man Probleme verschweigt? Wenn Du Dir das ganze vor Augen führst, müßtest Du zu einer Lösung kommen.
Ich habe im übrigen meiner Mutter die Wahrheit gesagt, sprich, daß die Prognose in ihrem Fall alles andere als rosig aussieht. Die genaue Statistik fand ich dann doch etwas zu hart. Und wie sie darauf reagiert hat: Tina mach Dir doch nicht so viele Sorgen. Ich habe in den letzten Jahren so vieles besser überstanden als die Prognosen annehmen ließen. Warum sollte es nun gerade diesmal schlecht ausgehen? Ich glaube nicht, daß dies eine "Vogelstrauß" -verhaltensweise ist, sondern es zeigt einfach, daß sie trotzdem einen enormen Überlebenswillen hat. Ich versuche auch natürlich weiterhin neue Therapien ausfindig zu machen, die ihre Überlebenschancen bessern.
Ich weiß aber, daß sie trotzdem, was sie für nötig erachtet, machen wird. Dieser unverkrampfte ehrliche Umgang erleichtert eigentlich für uns beide vieles.
In der Hoffnung, daß Du die beste Lösung findest, verbleibe ich mit den besten Wünschen
Tina
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 10.12.2002, 17:31
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Respekt

Hallo Flo,
ich kann nachvollziehen, dass Du Deiner Mutter nicht die Hoffnung nehmen willst, dass alles gut wird oder dass Du glaubst, ihr damit zu helfen.
Gehe in Dich und versuche Dir darüber klar zu werden, wem Du tatsächlich mit dieser Verschwiegenheit helfen möchtest: macht es Dir die Situation einfacher, Deiner Familie oder Deiner Mutter?
Du hast diesen Threat "Respekt" genannt - dann versuche Dich zu erinnern, was Deine Mutter über eine solche Situation gesagt hat, welche Wünsche sie vielleicht mal geäußert hat. Oder versuche es herauszufinden - so schwer es fällt auch mit direkten Fragen. Ob sie es wissen will oder nicht - sie wird es Dir signalisieren. Wenn Du weißt, dass sie es will, zeige ihr den Respekt, den sie verdient und sage es ihr. Wenn sie deutlich macht, dass sie das nicht will - dann folge ihrem Willen. In dieser Situation ist es oft so, dass die Angehörigen sich auf einmal anmaßen, zu wissen, was für den Betroffenen gut ist und ihn entrechten. Tu das nicht: höre DEINER Mutter zu und werde ihr "Anwalt" gegenüber den verzweifelten Angehörigen, es ist IHR Leben und SIE sollte bestimmen können, was sie wissen will. Das ist der schwierigste Weg. Ich mußte einige Kämpfe durchstehen, bis meine Ma alles erfahren hat (und sie wußte vorher, dass man ihr nicht die ganze Wahrheit sagte) - aber das war es wert.
Gib Ihr Die Möglichkeit zu entscheiden.
Ich wünsche Dir viel Kraft.
Jana
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 10.12.2002, 17:46
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Respekt

...ach ja, manchmal hilft Visualisierung, um seine Position zu finden:
meine Ma kämpft als Ritter gegen dieses Ungeheuer und ich bin ihr (manchmal trauriger) Knappe, der ihr zur Seite steht.
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 10.12.2002, 21:03
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Respekt

Erst einmal DANKE für eure Nachrichten. Es hilft mir sehr zuwissen das man nicht alleine ist mit seinen problemen.Das mit meiner Mutter ist alles garnicht soeinfach.Man kann uns nicht sagen was es genau für ein Lungentumor es ist. Man kann auf Grund ihrer Körperlichenverfassung keine Biobsie machen( die Ärzte sagten nur das er bösartig ist).Ausserdem hatte sie wohl zudem einen Schlaganfall(laut Artz)ihre linke Seite ist komplett gelähmt.Die Metastase im Gehirn ist jetzt ca.4cm gross und liegt vorne(in der nähe vom Atemzentrum).Sprechen kann sie fast garnicht mehr wenn dann ist es unverständlich.Schreiben geht auch nicht,zusätzlich sieht sie jetzt kaum noch was.Es ist schrecklich mit anzusehen wie sie versucht uns etwas zusagen,doch wir verstehen sie nicht.Wie gesagt es ist alles garnicht so einfach.
Mit Zitat antworten
  #9  
Alt 10.12.2002, 22:14
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Respekt

Flo, dann sei einfach für Deine Mutter da und traue Dich auch, ihr zu sagen, daß Du Angst um sie hast und was Du tatsächlich fühlst. Es tut mehr weh, wenn man merkt, dass sich selbst die Menschen, die man liebt und denen man vertraut, versuchen sich zu verstellen. Die Angst wird nicht weniger, aber es wird für sie klar, dass sie nicht alleine ist.

Keiner, der diesen Ort hier findet, ist mit seinen Problemen alleine.
Mit Zitat antworten
  #10  
Alt 11.12.2002, 14:55
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Respekt

Lieber Flo
die Geschichte mit deiner Mutter erinnert mich sehr daran, was ich diesen Sommer mit meinem Mann erlebt habe. Er hatte eine Hirnmetastase (Adenokarzinom) von einem Lungentumor(Plattenepithelkarzinom/Adenokarzinom gemischt). Auch er hatte Lähmungserscheinungen in der linken Körperseite. Zuerst erhielt er Cortison zur Abschwellung des Hirnödems(=Flüssigkeitsansamlung durch den Tumor), was schon eine Besserung brachte. Er wurde dann operiert am Kopf. Die Operation verlief sehr gut!
Schon nach 8 Tagen konnte er nach Hause! Er wurde dann 4 Wochen am Kopf bestrahlt, was er sehr gut ertrug. 2 Wochen später begannen die Bestrahlungen der Lunge (Keine Operation, weil schon Fernmetastase vorhanden). Diese Bestrahlungen dauerten länger und waren recht schmerzhaft. Aber die Aerzte haben Hoffnung, dass sie den Tumor ganz eliminieren konnten. Seit 5 Wochen hat er alles hinter sich. Er hat noch Schmerzen an der Speiseröhre, als Nebenwirkung vom Bestrahlen. Sonst geht es ihm gut, eben ist er im Garten am Holzbeige umschichten! Du siehst, die Diagnose kann noch so schwer sein, es gibt Wunder! Man kann sie zwar nicht einfordern, aber man kann darauf hoffen. Was später sein wird oder nicht, blenden wir einfach aus (so gut es geht).
Ich wünsche deiner Mutter , sowie dir und deiner Familie von Herzen alles Liebe
Hanna
Mit Zitat antworten
  #11  
Alt 11.12.2002, 15:15
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Respekt

Hallo,
ein kleines Wunder ist heute schon geschehen meine Mutter kann seit heute wieder schlucken und somit endlich wieder etwas trinken und essen(sie wird aber weiterhin zusätzlich mit der Magensonde ernährt .Es ist ein kleiner schritt aber wir sind sehr sehr glücklich.
Mit Zitat antworten
  #12  
Alt 12.12.2002, 11:07
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Respekt

Heute hat man ihr auch die Magensonde entfernt.Auch ihre Sprache wird wieder etwas besser.Mein Mann war übernacht bei ihr im Krankenhaus und er sagt das es erstaunlich ist wie sich in den letzten Tagen verändert hat.Ich glaube inzwischen das sie ganz genau weis wie es um sie steht.Wir sind jeden Tag bei ihr ,noch am Sonntag hat es nicht sehr gut ausgesehen und heute die entfernung der Sonde.In den nächsten Tagen wird noch mal ein CT gemacht ,um zusehen ob der Tumor und die Metastasen weiter gewachsen sind.Auch das Cortison ist reduziert worden(weis nicht ob das positiv ist).Leider reden die Ärzte immer um den heisen Brei.
Mit Zitat antworten
  #13  
Alt 12.12.2002, 14:50
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Respekt

Hallo Flo - wenigstens ein bisschen Hoffnung und gute Nachrichten, tut gut, oder?
Um mit den Ärzten mal Klartext reden zu können, laß Dir einen Termin geben, denn so zwischen Tür und Angel ist nicht die richtige Gelegenheit. Frage sie direkt und bitte sie, Dir genau zu sagen, was los ist - ohne irgendwelche Beschönigungen. Manchmal muß man sich in die Situation der Ärzte versetzen: in der Regel treffen sie auf Menschen, die mit der Situation überfordert sind und mit der nackten Wahrheit (nach ihrer Einschätzung) nicht klarkommen würden.
Unter diesen Bedingungen müßtest Du ein offenes Gespräch mit ihnen führen können.
Vielleicht hast Du bis dahin herausgefunden, ob Deine Mutter auch alles erfahren will und wissen möchte, gegen was sie zu kämpfen hat.
Liebe Grüsse Jana
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 01:51 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55