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  #1  
Alt 29.10.2008, 05:23
tina jakubassa tina jakubassa ist offline
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Registriert seit: 17.08.2006
Ort: Nordfriesland
Beiträge: 10
Ausrufezeichen Es Ist Vorbei Aber Nicht Das Ende

Nun ist mein Papi fortgegangen.Ich habe mich erst trennen können,als die körpertemperatur, das entsetzen in mir aufkommen lies,das er nicht aufwachen wird.habe ihn vorher in die Augen geschaut und ihm eine gute Reise gewünscht,ohne jegliche Komplikationen,denn davon gabs genug.

Ich habe nie an irgendetwas geglaubt,auch heute nicht,aber ich weiss,das ich ihn wiedersehen werde und das er auf mich wartet.Nicht in diesem (meinem)Leben ,doch bestimmt wenn die Zeit es zulässt...........


Ich habe noch nie einen Menschen so vermisst und wahrhaben kann ich es einfach nicht.
Wie soll man es begreifen und was könnt ihr mir raten um das Unbegreifliche begreiflich zu machen?????
würde mich freuen wenn ich tipps bekomme !!!!!!!!!!!!!
Liebe grüsse Tina
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  #2  
Alt 29.10.2008, 07:28
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Beiträge: 884
Standard AW: Es Ist Vorbei Aber Nicht Das Ende

Liebe Tina,
es tut mir sehr leid, dass auch du deinen Papa verlieren musstest.
Das zu begreifen, ist nur sehr schwer und unbeschreiblich...

Mein Papa starb Silvester 2007.
Ich möchte dir zeigen, wie ich einen Weg gefunden habe, mit diesem Verlust zu leben.

2 Tage nach Papas Tod bin ich direkt in den Alltag eingetaucht, hab gearbeitet, mich gekümmert und organisiert, bin zu dieser Zeit auch noch umgezogen und muss sagen, dass mich diese ganzen Aktivitäten komplett abgelenkt haben.

Meine Mama (78) brauchte mich ganz stark und wir haben jeden Tag über den Papa gesprochen, um ihn geweint, auch gemeinsam gelacht – aber immer flossen zuerst die Tränen. Wir waren auch „froh“, dass er seine Reise endlich angetreten ist und an einem anderen Ort auf uns herabschaut und uns beschützt.

Ich weiß, dass mein Papa immer bei mir ist – egal, wo ich stehe und was ich tue.
Er ist in jeder bunten Blume, die bei mir auf dem Balkon wächst, er ist in jedem Sonnenstrahl, den ich so unendlich genieße, in jeder geglückten Aufgabe, die mir gestellt wurde.
Und meine Mama sieht das auch so.
Sie war anfangs sehr, sehr ängstlich, unsicher, nervös, Dinge alleine regeln zu sollen. Aber ich sagte ihr, dass sie niemals alleine irgendwohin gehen muss, denn der Papa steuert sie schon dahin, wo sie an der richtigen Stelle ist. Er wird ihr helfend zur Seite stehen, damit sie Menschen begegnet, die ihr die Hand reichen und ihr helfen.
Und nach ein paar kleinen Hürden hat sie gemerkt, dass alle Gänge, die sie gehen musste, nicht so schlimm waren, wie sie dachte – denn der Papa war bei ihr.

Vor ca. 8 Wochen kam bei mir die Traurigkeit raus.
Ich dachte noch mehr an Papas letzte Woche, in der es ihm zusehends schlechter ging. Ich dachte an alle Gespräche, die wir in der Familie und mit ihm geführt haben, um Entscheidungen für sein Wohl zu treffen. Ich dachte an schmerzvolle Abschiede, als er von Zuhause ins Hospiz transportiert wurde. Ich dachte an die Stunde, als er seine Reise antrat und so friedlich und mit einem kleinen Lächeln auf dem Weg zu einem anderen Ort war.

Ich dachte wieder daran, dass er nun keine Schmerzen mehr haben muss und trotzdem bei uns ist, auch wenn wir ihn nicht mehr sehen.

Liebe Tina, diese Gedanken schmerzen so sehr, dass ich mich oft wie „taub“ fühle, manchmal bin ich zu keiner Regung, keinem Gefühl fähig. Ich denke dann, ich stehe neben mir und beobachte mich und mein Leben – allerdings ohne den Blick in mein Inneres... Als würde ich unter einer Glocke stehen, die alles um mich herum verschwommen wiedergibt und Lärm abschwächt.
Nichts kommt wirklich an mich ran. Nichts lasse ich wirklich an mich ran.
Vielleicht will ichs immer noch nicht wahrhaben...

Ich habe vor 4 Wochen eine für mich unglaublich schöne Erfahrung machen dürfen:
In meinem Urlaub an der Ostsee habe ich mir vorgenommen, am kilometerweiten Sandstrand zu laufen und allen meinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf zu lassen... wenn Tränen raus wollen, soll’n sie kommen...
Der Wind wehte stark, das Meer schlug kleine Wellen, der Himmel war bewölkt und ich stapfte mit nackten Füßen im Wasser herum.
Ihr könnt jetzt raus, ihr Gedanken...
Und was ist passiert? Nichts. Ich habe mich bemüht, die Geschehnisse nochmal Revue passieren zu lassen, um sie verarbeiten zu können. Um sie an diesem Ort mal anders denken zu können. Doch nichts ist passiert.
Ich habe mich wieder auf Einzelheiten konzentriert, um noch einen Versuch zu starten, den Kopf frei zu kriegen...
Das Ende vom Lied war ein schöner Strandspaziergang, von dem ich wirklich zufrieden, entspannt und irgendwie frei zurück ins Haus bin.
Ich war glücklich an diesem Ort, der nicht zuließ, dass ich versinke... und der mir mit seiner Natur auf seine Art meine dunklen Gedanken erhellte.

Jeder Mensch erlebt und lebt die Trauer um einen geliebten Menschen auf seine Weise.
Wenn ich mir „einrede“, dass mein Papa überall um mich und bei mir ist, dann erleichtert mir das mein Leben und meine Aufgaben.

Ich wünsche dir, dass du auch einen Weg für dich findest, deinen Papa immer und überall bei dir zu sehen und zu spüren. Lass deinen Schmerz und deine Trauer raus, wenn du es kannst. Wenn du nicht weißt wo, dann schreib deine Gedanken hier auf.
Mir hat es sehr geholfen, mich hier zu beteiligen. Ich durfte aus dieser Erfahrung hier zu schreiben viele liebenswerte Menschen kennenlernen, die mein Sichtfeld erweitert und meine Gefühlswelt bestätigt haben.

Wenn du Entscheidungen triffst, frage dich, ob sie dein Papa genauso getroffen hätte... wenn du Wege gehst, frage dich, wie sie dein Papa gegangen wäre... und wenn du bittre Tränen weinst und dich vergraben willst, frage dich, ob dein Papa dich so sehen wollte...

Ich schicke dir ganz viel Kraft und Stärke, dein neues Leben anzunehmen und es auch leben zu wollen, weil dein Papa ganz sicher auf dich herabschaut und dir einen kleinen Schupps in die richtige Richtung gibt. Du brauchst nur etwas Mut, den neuen Weg zu gehen, aber das wirst du schaffen, wenn du es nur zulässt.
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007

Geändert von Annika0211 (29.10.2008 um 16:23 Uhr)
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  #3  
Alt 29.10.2008, 11:35
Shivanarama Shivanarama ist offline
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Registriert seit: 24.09.2007
Ort: Berlin-Kreuzberg
Beiträge: 108
Standard AW: Es Ist Vorbei Aber Nicht Das Ende

Hallo Tina,- hab' grad gelesen,- daß Dein Paps seine große Reise angetreten hat.................mein herzliches Beileid für Dich und Deine Angehörigen.........................man kann so schwer trösten.....findet nicht die richtigen Worte,- wir-unsere Familie hat das was grad bei Euch passierte noch vor sich,- mein Vater kämpft auch auf verlorenem Posten,- ist von diversen Metastasen besiedelt und kann z.Zt. nicht mehr aufstehen und am Rollator laufen,- weil seine Oberschenkelmetastasen das nicht zulassen.....zu groß ist der Schmerz.

Schön,- daß Du bei ihm warst,- als er sich aufgemacht hat..........seinen angegriffenen Körper zu verlassen................natürlich fällt eine Last von ihm ab,- aber Euch damit zu.

Wie geht man mit seinem Schmerz um.

@Dani..................hat das so treffend beschrieben,- von Ihrem Bericht war ich zutiefst berührt und er läßt mich nach vorne denken,- wie es mir so gehen wird,- wenn mein über alles geliebter Paps nicht mehr weiter kann und wir ihn loslassen müssen.

Ich glaube auch,- jeder wird seinen eigenen Weg finden müssen,- wie er/sie mit der Trauer umgeht.....Patentrezepte gibt es nicht,- da jeder ganz eigen in seinen Empfindungen ist und handelt.

Auf jeden Fall wünsche ich Dir ganz viel Kraft und auch ich bin mir sicher-obwohl nicht wirklich gläubig veranlagt- daß Dein Dad von irgentwoher stets und ständig auf Euch schaut um immer sicher zu sein,- daß ihr das Richtige tut..................er wird seine Hände schützend über Euch halten.........daran glaub ich ganz fest.

Alles alles Liebe und wann immer Du Dich mitteilen möchtest und nicht weißt wem,- dann schreib Deine Gedanken hier immer weiter rein...............wir werden so gut es geht für Dich da sein.

Aus dem so furchtbar grauen,- total verregneten Berlin die besten Grüße und viel viel Kraft für alles was jetzt auf Euch zukommt.

Tschüß,- auf bald....................die Marion.
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  #4  
Alt 29.10.2008, 18:53
Benutzerbild von _Viola_
_Viola_ _Viola_ ist offline
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Standard AW: Es Ist Vorbei Aber Nicht Das Ende

Liebe Tina,

auch von mir ein ganz herzliches Beileid. Es tut mir sehr Leid, dass auch Du Deinen geliebten Vater verloren hast.

Meinen Vater mussten wir vor 2 Jahren gehen lassen, aber in Gedanken ist er immer bei uns. Bis jetzt ist nicht ein Tag vergangen, wo ich nicht an ihn gedacht habe. Ich weiß ganz genau, dass er immer bei uns ist und über uns wacht.

Mit dem unendlichen Schmerz umzugehen ist sehr schwer. Gerade in der ersten Zeit ist es fast unmöglich. Um zu begreifen, dass der geliebte Mensch nie wieder kommt, vergeht viel Zeit.

Genau wie Du, konnte ich mich damals vor 2 Jahren nicht von meinem Vater trennen. Er lag friedlich in seinem Bett, erlöst von seinen Leiden. Zu meiner Mutti sagte ich, dass wir doch nicht einfach gehen können und ihn dort allein zurück lassen können. Wir saßen noch über 2 Stunden bei ihm. Der schlimmste Moment war, als wir das Zimmer verlassen haben, nochmal ein Blick und ein Kuss. Ich dachte mir wird das Herz rausgerissen.

Trösten kannst Du Dich nur damit, dass er da, wo er jetzt ist, keine Schmerzen mehr hat. Ihm geht es jetzt gut und er muss nicht mehr leiden.

Ich habe auch nie an übersinnliche Dinge geglaubt, aber als mein Vater gestorben war, sind einige seltsame Sachen passiert, was mich dann doch zum Zweifeln gebracht hat. Einbildung kann es nicht gewesen sein, denn ich habe es nicht nur allein erlebt. Es hat mir geholfen mit dem Schmerz besser umgehen zu können.

Nach nun über 2 Jahren ist der Schmerz ein Anderer. Das heißt nicht, dass es nicht mehr weh tut. Wir können jetzt über ihn reden ohne gleich in Tränen auszubrechen. Das passiert zwar auch ab und zu mal noch. Ich bin dankbar für die schöne Jahre, die ich mit meinem Vater erleben durfte und ich weiß, er ist immer bei mir.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie ganz viel Kraft für die kommende Zeit.

Traurige Grüße
Viola
__________________
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