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  #1  
Alt 03.06.2005, 11:19
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Hallo!

Vielleicht kann sich der einer oder andere erinnern, ich habe öfter mal in das Angehörigen-Forum geschrieben. Mein Problem war, dass ich nicht genau wusste, ob ich trotz Krebs meiner Mutti ausziehen und studieren sollte. Genau das habe ich dann gemacht und auch wenn es im Forum nicht alle verstanden haben, war es eine gute Entscheidung. Meine Mutti hat sich über das alles sehr gefreut und sie war glücklich dass es mir so gefallen hat. Und für mich war etwas Abstand zu der Zeit nicht schlecht, es hätten ja nicht gleich 400km sein müssen

Nun ja. Ich bin mittlerweile im 2. Semester und meine Mutti ist im Januar an ihrem Krebs verstorben. Ich war im Januar und Dezember jedes Wochenende daheim, sie hat sich immer sehr gefreut. Brauchte mir auch keine Gedanken machen, meine beiden Schwestern haben sich gut um sie gekümmert und ich habe sehr oft angerufen. Mein Papa war zu der Zeit in Therapie, aber er durfte oft weg um meine Mutti zu besuchen...

So das alles war im Januar. Jetzt ist Juni, also gerade mal knapp ein halbes Jahr vergangen. Meine Schwestern und ich haben manchmal noch sehr damit zu kämpfen, das zu akzeptieren, dass meine Mutti nicht mehr da ist. Meine ältere Schwester ist in Therapie und meine kleine Schwester und ich haben manchmal eben so Phasen (kennt ihr bestimmt auch), in denen einem nur zum Heulen zumute ist und man ziemlich depressiv ist. Aber diese Phasen gehen dann auch wieder.
Bei meinem Papa ist es so, dass er starke Psychopharmaka bekommt und auch eine Therapie macht und auch zu so einer Gruppe geht. Finde ich ja alles gut, aber er geht schon seit Dezember nicht mehr zur Arbeit (ein Glück ist er Beamter sonst wären wir jetzt bestimmt schon arm!)... Ist auch zZ berufsunfähig geschrieben und ist eigentlich nur zu Hause. Ich kann ja verstehen, dass man da einsam ist, aber ich habe ihm oft gesagt, dass er mal rauskommen muss...

Hm jetzt hat er mir gesagt, dass er über Internet jemanden kennen gelernt hat, nach nicht mal einem halben Jahr!? ich weiß nicht so recht was ich davon halten soll. An sich möchte ich ja nicht dass er für immer allein ist, aber ich finde es zu früh... Vielleicht kann mir jemand von euch eine Meinung dazu sagen? Ich weiß so gar nicht wie ich damit umgehen soll...

Ganz liebe Grüße! Jenny
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  #2  
Alt 03.06.2005, 12:28
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Liebe Jenny!
Laß Dich erst einmal drücken! Ich habe damals Deine Postings als stille Mitleserin gelesen. Es ist gut, dass Du Dich entschieden hast, Deinen Weg zu gehen und das Du auch hinter Deiner Entscheidung stehst. Das nach einer so schweren Zeit, jedes Mitglied Deiner Familie lernen muß, mit dem Verlust klarzukommen und das das seine Zeit braucht ... es ist so und es ist gut, das Deine Schwester und Dein Vater professionelle Hilfe annehmen und ihr Euch auch gegenseitig unterstützt.
Nach sechs Monaten hat Dein Vater eine andere Frau kennengelernt? Hm - ich kenne diese Situation sehr genau, bei meinem Vater hat "es" nur drei Monate gebraucht, bis er eine Freundin hatte. So sehr ich ihm gegönnt habe, dass er die Möglichkeit hat, glücklich zu sein - aber so schnell? Ich habe hier im Forum gelernt, dass es wohl Menschen gibt, die einfach nicht alleine sein können und einen Partner brauchen. Dein Vater sucht keinen Ersatz für Deine Mutter und ich bin mir sicher, dass er noch immer sehr um Deine Mutter trauert.
Auch wenn es für uns Kinder (egal wie alt) schwierig ist, diese "Hast" nachzuvollziehen, jeder hat nach dem Tod eines Familienmitgliedes einen anderen Weg vor sich, dieses Erlebnis zu verkraften. Wir Töchter haben die Mutter verloren, unsere Väter ihre Partnerinnen, mit denen sie ihr Leben geplant haben - jeder steht vor anderen Aufgaben, jeder entwickelt in dieser Zeit andere Bedürfnisse. Mir fehlt meine Mutter, die mich auch mal tröstet, wie es nur sie es konnte oder unsere Gespräche - und es ist für mich noch nicht die Zeit da, das ich es zulassen würde, einen anderen Menschen auch nur in Teilbereichen auf "Mutter-Art" (anders kann ich es nicht ausdrücken) an mich herankommen zu lassen.
Dein Vater hat seine Partnerin verloren und vielleicht ist für ihn eine andere Partnerin der Weg, wieder ins Leben zurückzukommen, ohne Therapie und Tabletten. Aber es wird für ihn immer ein anderes Leben sein, als das, was er sich mit Deiner Mutter vorgestellt hat. Die Freundin meines Vaters verhindert, dass er abrutscht und nur noch zu Hause sitzt, zwischen all diesen Erinnerungen. Es geht ihm gut mit ihr - das ist, was zählt. Ich gönne es ihm, das es für mich zu schnell war ... manchmal muß man Dinge einfach akzeptieren, denn es geht, wenn er sich schon für eine andere Partnerin öffnen kann, in erster Linie um ihn.
Wichtig ist nur, dass Du und Dein Vater Regeln entwickelt, wie ihr mit dem Thema Partnersuche/andere Partnerin umgeht und auch offen miteinander redet und auch sehr vorsichtig. Das kostet sehr viel Überwindung und Feingefühl, weil sehr viel als Vorwurf aufgefaßt werden kann, aber man kann sich herantasten, z.B. bei solchen Fragen "ist es ok, wenn er von der anderen erzählt?", "wieviel willst Du von ihr erfahren?". Wichtig ist es, Respekt vor den Bedürfnissen Deines Vaters zu haben und bei Deinem Vater Sensibilität dafür zu wecken, wo Deine Grenzen bei diesem "Thema" sind. Das geht nur mit reden.
Es ist nicht leicht nach so einer dramatischen Zeit, auch noch mit so einem schwierigen Thema konfrontiert zu werden. Eigentlich ist nicht das "wie früh" die Frage, sondern "wie wird damit von allen Seiten und miteinander Umgegangen?".

so, das war jetzt aber auch schwierig zu formulieren. Vielleicht hilft das Dir ein wenig.
Liebe Grüsse tini
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  #3  
Alt 05.06.2005, 12:01
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Hi Tini!

Vielen lieben Dank für deine Antwort. Ich habe mir total viele Gedanken gemacht, als er mir das vor 3 Tagen gesagt hat. Und leider konnte ich auch mit meinen Schwestern noch nicht drüber sprechen.
Es kreisen einem dann so Gedanken im Kopf rum wie "Ob er sie schon vergessen hat?" - "Liebt er sie denn gar nicht mehr?" - aber auch "es ist gut wenn er jemanden hat, der ihn jetzt auffängt...".

Ich fand deine Antwort sehr schön. Wie hast du es denn verkraftet, dass dein Vater schon nach 3 Monaten eine neue Partnerin hatte? Bei mir ist es auch so, dass mir meine Mutter sehr fehlt, besonders wenn es um "Frauen-Probleme" geht. Das konnte eben nur sie mit ihrer Art mit mir besprechen, ohne dass ich mir dabei blöd vorkam. Oder wenn es um Männer ging...
Im Moment habe ich dafür eben niemanden. Und vielleicht dachte ich es müsste meinem Vater eben so ähnlich gehen.

Wie gehst du damit um? Mit der Situation, dass dein Vater eine neue Freundin hat? Konntest du das einfach so akzeptieren?
Ich würde mich freuen, wenn du mir noch ein bisschen erzählen könntest, denn (weil ich ja weiter weg studiere) ich war schon länger nicht zu Haus und bin mir nicht so sicher, wie ich darauf reagieren soll...
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  #4  
Alt 05.06.2005, 13:20
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Liebe Jenny,

es gibt hier auf Seite zwei einen Thread über das Thema "sie trifft sich nach 9 Monaten".... Das ist ein reger, auch heftiger Austausch gewesen.

liebe Grüße
Briele
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  #5  
Alt 05.06.2005, 14:25
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liebe jenny,

die frau meines nachbars verstarb vor fast einem jahr. vor zwei monaten lernte er eine nette junge frau kennen. er plant, sie vielleicht zu heiraten. und dies 10 monaten nach dem tod seiner frau. er hält es hier nicht mehr aus, will aus dem ort wegziehen, ein neues leben anfangen. er hatte feuchte augen als er mir das erzählte.
ich habe ihm gesagt, ich würde es genauso machen. das leben ist viel zu kurz...und man muss jede glückliche minute nutzen. er blickt nun nach vorn und ist trotzdem sehr traurig. glaube mir, seine frau vergisst er nie und nimmer.

lg, sonja
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  #6  
Alt 05.06.2005, 15:24
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Liebe Briele,
ganz lieben Dank für den Link, ich habe mir euren Meinungsaustausch gleich mal durchgelesen...

Ich denke ich werde mich noch ein bisschen dran gewöhnen müssen, aber vielleicht ist das für meinen Vater auch eine gute Möglichkeit wieder nach vorn zu sehen!
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  #7  
Alt 05.06.2005, 22:49
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Liebe Jenny,

es ist mir ein Bedürfnis Dir zu schreiben, auch ist es ein Thema das in meinem Freundeskreis seit einiger Zeit - ich muß sagen - schmerzhaft für viele - durchlebt wird. Es ist auch ein Thema in das ich mich (trotz meines Alters) sehr gut in den Part der Tochter hineinfühlen kann.

Als Kind, egal wie alt man ist, sieht man die Eltern oft als Einheit. Das sind sie natürlich nicht. Vielleicht ist der Tod eines Elternteils der Zeitpunkt,an dem man die Beziehung zu den Eltern neu überdenken muß, auch neu definieren muß. Meine Mama starb vor sechs Jahren, die Situation ist nicht mit Deiner vergleichbar, weil es eine alte Mama und ich, ein altes Kind bin. An der Trauer, dem Verlust ändert es nichts, die hängen von der Art der Beziehung ab. Nach einiger Zeit konnte ich meine Beziehung zu ihr auf eine neue Basis stellen. Die Liebe, die Nähe sind unverändert da, die Sehnsucht nach ihr, das Heimweh ist dazugekommen. Manchmal dachte ich es vor Sehnsucht nach einem körperlichen Kontakt nicht mehr aushalten zu können und mit der Zeit habe ich gelernt den "anderen" Umgang mit ihr zu haben. Es ist die gedankliche, gefühlsmäßige,spirituelle Ebene und es geht mir gut damit.
Ich habe meine Mama gut in mir.

Als Hinterbliebener hat man die Wahl wie man die Beziehung zu dem Verstorbenen fortsetzen möchte. Manchmal möchte man, daß die anderen der Familie es so machen wie man selbst. Es ist die Zeit der Mißverständnisse, oft auch des Kummers.

Bestimmt ist es nicht leicht diese Einheit "Eltern" ab einem gewissen Zeitpunkt getrennt zu sehen. Ich weiß nicht ob ich es gekonnt hätte.

Ich hoffe für Dich und Deine Schwestern, daß nach dem Verlust Eurer Mutter, Vater und Töchter einander erhalten bleiben. Ich denke, daß Kinder auch ein Anrecht auf Rücksicht haben. Mit Sicherheit hängt viel vom neuen Partner ab. Und ob man miteinander reden kann.

Ich wünsche Euch alles Gute.
Briele
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  #8  
Alt 06.06.2005, 12:38
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Hallo Jenny,

du hast schon ein paar schöne Antworten bekommen.

Ich habe zum Thema "sie trifft sich nach 9 Monaten" schon ein bisschen was geschrieben.

Es kommt sehr darauf an was für ein Verhältnis du vorher zu deinem Vater hattest. Habt ihr früher schon über persönliche Dinge gesprochen, hat er Anteil an deinem Leben genommen, interessiert er sich für deine Gefühle? Wenn dem so ist, werden du und deine Geschwister bestimmt offen mit ihm sprechen können, über eure Ängste und Vorstellungen. Und er wird bestimmt darauf eingehen, wovon letztendlich er selbst und seine zukünftigen Beziehungen profitieren werden.

Du hast auf jedenfall ein Recht auf deine Gefühle und darfst sie auch äussern, genauso wie dein Vater ein Recht auf eine neue Beziehung hat. Die Kunst ist dabei, auf alle Seiten Rücksicht zu nehmen.

Ich wünsche dir alles Gute!

Lieben Gruß
Tanja

http://www.elternlos.de
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  #9  
Alt 06.06.2005, 18:06
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Hallo Jenny!

Gut, dass Du was mit meiner Antwort etwas anfangen konntest.
Wie bin ich damit umgegangen? Das mein Vater drei Monate nach dem Tod schon eine feste Freundin hatte, und eigentlich schon viel früher zu suchen angefangen hatte, war für mich ein harter Brocken. Ich schwankte genauso zwischen "jetzt schon?" und "wenn er dadurch wieder glücklich werden kann". Und ich habe ihm von Anfang an gesagt, dass ich einer neuen Beziehung positiv gegenüberstehen werde und ihn da voll unterstützen würde. Leider ignorierte er vollkommen meine Grenzen: ich wurde mit seinen "Erfolgen" geradezu bombadiert und mit vielen anderen Dingen, die ich als Tochter nicht hören wolle - wir hatten nie so ein kumpelhaftes Verhalten miteinander. Er sagte mir Dinge, die er seinem besten Freund hätte sagen sollen - und auch auf deutliche Hinweise von meinem Mann und mir, was er zu unterlassen hätte, reagierte er nicht, oder nur kurz. Und daraufhin war er immer gekränkt und warf mir vor, dass ich ihm sein Glück nicht gönnen würde. Ich habe immer die Position vertreten, die Du aus meiner ersten Antwort kennst - aber mein Vater hat fast zwölf Monate einen unerträglichen Egotrip durchgezogen (und auch fast alle Freunde und Verwandte vor den Kopf gestoßen). Irgendwann habe ich dann mal den Kontakt zu ihm abgebrochen, weil mich sein Verhalten völlig fertig gemacht hat. Mittlerweile reden wir miteinander und er scheint so langsam zu verstehen, was schief gelaufen ist. Und seine Freundin? Ja, wir hatten schon ein paar Mal das "Vergnügen" - und es ist seltsam, dass sie so das absolute Gegenteil (besonders im Verhalten) von meiner Mutter ist. Irgendwie springt der Funke nicht über, besonders, weil sie nicht zu den Menschen gehört, die offen auf andere zugeht. Und da ich früher sehr schüchtern war, habe ich bei den ersten Treffen versucht, ihr es einfach zu machen, aber bis auf einsilbige Antworten kam da nichts. Sie gehört zu eine der wenigen Menschengruppen, zu denen ich keinen Zugang bekomme - so tolerieren wir uns, sie muß meinem Vater gefallen, nicht mir. Wichtig ist nur, dass es nicht zu Streitereien kommt.
Aber das Thema Partnerwahl ist sowieso ein heikles Thema, denn mein Mann und mein Vater sind sich auch nicht gerade grün... :-)
Meine Familienverhältnisse sind nicht gerade rosig. Meine Mutter war immer das vermittelnde Element zwischen mir und meinem Vater, wobei mein Vater nur durch sie relativ "sozialkompatibel" wurde.
Das muß bei Dir aber nicht so laufen - sei offen, was eine andere Partnerin für Deinen Vater angeht. Es ist für alle beteiligten Seiten schwierig und oft muß man sich überlegen, was der tatsächliche Grund für manche Gefühle ist, die da so auftauchen. Der dicke Klos in meinem Hals, als ich meinen Vater und sie zusammen Arm in Arm da so sitzen sah - der Grund dafür war weniger, dass mein Vater mit einer anderen Frau zusammen war (und für mich so schnell), sondern die Feststellung, dass wir alle ein Leben ohne meine Mutter leben müssen. Meine Mutter zu beerdigen ist eine Sache, aber ein Leben ohne sie zu führen, eine ganz andere.
Das ist so ein Knäuel an Gefühlen und Erkenntnissen, an dem wir wohl alle eine ganze Weile herumribbeln werden. Wichtig ist es wohl, dass Du manche Dinge erst einmal akzeptieren mußt, bis zu sie verstehst.
Und das mit den fehlenden Mutter-Tochter Gesprächen ist echt schwierig - da helfen mir in ein paar Dingen die Mädels hier aus dem Forum. Und ansonsten hoffe ich darauf, dass meine Mutter mir vielleicht irgendwann mal jemanden vorbei schickt, der mich mal mütterlich in den Arm nehmen kann... und außerdem hat mir meine Mutter so viel mitgegeben. Und manchmal fühle ich sie ganz deutlich bei mir.
Vielleicht verhindert die Sehnsucht nach unseren Müttern, dass wir diesem Leben allzu sehr verhaftet sind.

Bis bald tini
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  #10  
Alt 09.06.2005, 17:26
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Hi ihr Lieben!

Vielen vielen Dank nochmal für die ganzen Antworten!
Ich habe sie mir aufmerksam durchgelesen.

@Briele: <Die Liebe, die Nähe sind unverändert da, die Sehnsucht nach ihr, das Heimweh ist dazugekommen.> Ja das kann ich sehr genau nachvollziehen. Das sagt ziemlich gut aus, wie ich mich manchmal fühle... Und diese "andere" Nähe, die du zu deiner Mutter hast finde ich toll. Vielleicht kann ich für mich sowas auch erreichen...

@Tanja: Leider ist es so, dass mein Vater immer wenig Anteil an meinem Leben genommen hat, und sich auch wenig für meine Gefühle interssiert hat. Dafür war meine Mutter da, und wenn er sich mal für was interessiert hat, dann waren seine Kommentare meistens nicht sehr hilfreich. Deswegen habe ich etwas Bammel mit ihm über meine Gefühle, die die neue Frau betreffen, zu sprechen...

@Tini: Danke dass du das so ausführlich erklärt hast. Wie du eben vielleicht schon gelesen hast, habe ich auch nicht das tollste Verhältnis zu meinem Vater. Das liegt vorallem da dran, dass er lange Zeit Alkoholiker war (und das wurde mit der Krankheit meiner Mutter immer schlimmer). Meine Mutter hat ihn trotz allem und selbst kurz vor ihrem Tod immer noch unterstützt und versucht ihm zu helfen und der Dank dafür war, dass er noch einen Rückfall hatte und meine Mutter nicht mal in der Gewissheit sterben konnte, dass sich ihr Mann um die Kinder kümmern KANN. Ich glaube, dass ich ihm das sehr übel nehme.

Ich will ja wirklich nicht, dass er alleine ist, aber ich finde es schlimm, dass er es uns nicht freiwillig gesagt hat (das Auto mit den Beiden drin ist liegen geblieben und meine Schwester musste sie abholen) und vorallem finde ich es irgendwo undankbar meiner Mutter gegenüber.
Ich glaube zwar, würde sie heute noch leben, dass meine Eltern geschieden wären - sie wollte sich ja trennen, damit ihre Kinder nicht mehr länger mit einem alkoholkranken Vater aufwachsen müssen (er hat lange nichts dagegen versucht), aber ich kann sie verstehen, sie hat mal zu mir gesagt: "Ich möchte nicht alleine sterben"...

Hm, ich weiß, meine Situation ist nicht gerade einfach. Liebe Grüße, Jenny
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  #11  
Alt 10.06.2005, 15:58
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Liebe Jenny,
es berührt mich deine Zeilen zu lesen..du bist so traurig. Ich fühle Enttäuschung,Wut aber auch deine Zartheit. Ich kenne dich nicht und deine Geschicht geht mich vielleicht auch nichts an, aber unsere Wege haben sich nun einmal gekreuzt und ich muß einfach ein paar Gedanken loswerden...
Du sprichtst so liebevoll von deiner Mutter und ich höre daraus, dass sie eine sehr starke Frau war. Das hast du von ihr mitbekommen..sei dafür dankbar. Dein Vater hat sicher andere besondere Eigenschaften...Laß ihn seine Entscheidungen treffen..laß ihn seinen Weg gehen. Ich denke er ist schwach. Aber sicher auch liebenswert...für dich/euch sowieso. Es ist dein PAPA. Deine Mutter hat ihn trotz seiner Krankheit in ihrer Krankheit getragen. Es ist der Zeitpunkt gekommen wo er vielleicht aufwachen wird, wo ihm die Augen geöffnet werden müßen und er erkennt, was er für einen Engel an seiner Seite hatte. Er ist alleine... Deine Mutter hatte Angst alleine in der letzten Stunde zu sein,...ich versichere dir, sie wurde getragen. Engel werden von Engeln abgeholt.


Bitte versuche in dich zu hören und dann gehe die Schritte die du gehen willst. Es wird der richtige Weg sein. Ich wünsche dir von ganzen Herzen die Kraft und Liebe die du in dieser schweren Zeit brauchst...
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  #12  
Alt 12.06.2005, 21:57
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Lieber Johannes,

vielen Dank für deine Antwort. Ja du hast Recht, meine Mutter war eine unglaublich starke Frau. Sie hat jahrelang gegen ihren Krebs gekämpft, weil sie meiner kleinen Schwester versprochen hatte, dass sie bis zu ihrem Abitur durchhalten würde. Die Ärzte hielten das für ein unglaublich unrealistisches Ziel, gaben ihr 2 Jahre weniger. Jetzt am Dienstag bekommt meine Schwester ihre Abinoten... Und meine Mama hätte es immerhin fast geschaft

Und du magst auch Recht haben mit meinem Papa. Aber es war für uns Kinder eben nicht sehr einfach... Die Krankheit meiner Mutter war schlimm genug, dass sich in dieser Zeit seine Alkoholsucht so weiterentwickelt hat war für uns furchtbar. Es ist doch schon schlimm genug, wenn ein Elternteil krank ist. Bei mir waren es eben beide, das war für mich umso schlimmer...
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  #13  
Alt 13.06.2005, 11:47
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schön von dir zu hören...
Ich kann mir sehr gut vorstellen, was ihr durchmachen musstet. Ihr ward und seit mit eurem Schmerz und euren Ängsten alleine. Das ist unverzeilich...und es tut mir sehr leid. Leider gibt es soetwas immer wieder.. die Kinder werden alleine gelassen. Viele zerbrechen daran, werden niemals erfahren getragen zu werden. Deine Mutter wußte das...aber sie sah auch deine Stärke. Du trägst eine schwere Bürde. Pass auf dich auf und suche dir einen Menschen der dich trägt mit all deinen großen und kleinen Ängsten. Du wirst noch vielen Menschen ein Vorbild sein, eine Stütze, der Halt im Leben. Vergess dich nicht dabei. Denk auch an dich.
Manchmal ist das sehr schwer und es fällt einem nicht leicht sich zuerst zu sehen. Dennoch denke ich, dass du nur dadurch deinen Frieden finden kannst.
Ich freue mich vielleicht von dir zu hören...
Liebe Grüße Johannes
name@domain.de
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