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  #1  
Alt 28.04.2012, 18:53
lilala lilala ist offline
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Registriert seit: 28.04.2012
Beiträge: 1
Standard Wird der Schmerz weniger?

Hallo.
Meine Mama ist vor 2 Jahren relativ jung verstorben. Einen Monat vorher hatte ich noch fest daran geglaubt, dass meine Mama wieder gesund werden würde. Früher oder später. Aber dass sie sterben könnte? Daran habe ich nie gedacht. Daran wollte ich auch nicht denken.

Nachdem sie dann verstorben war habe ich versucht, damit abzuschließen.
- Das hört sich so furchtbar an -
Aber statt an schöne Momente mit ihr zu denken habe ich versucht überhaupt nicht an sie zu denken. Ich habe mir keine Bilder mehr von ihr angeschaut. Ich habe alles verdrängt, was mich an sie erinnert. Ich rede mit niemandem über meine Mutter. Generell rede ich mit niemandem über meine Gefühle, da ich sonst sofort in Tränen ausbreche. Ich dachte mir immer - vielleicht lässt der Schmerz nach? Aber jetzt, zwei Jahre nach ihrem Tod, geht es mir immer noch genau so. Der Schmerz wurde kein bisschen weniger..
Ich vermisse sie so sehr!!
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  #2  
Alt 28.04.2012, 21:20
Benutzerbild von Petra_S
Petra_S Petra_S ist offline
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Registriert seit: 28.09.2005
Ort: Thüringen
Beiträge: 342
Standard AW: Wird der Schmerz weniger?

Liebe Lilala,

ich antworte dir jetzt mal spontan, auch ohne die übliche "Es tut mir so leid"-Floskel.

Ich befinde mich nun selbst wieder in einer "akuten" Trauerphase durch den Abschied von meinem zweiten geliebten Lebenspartner und Freund. Mit 24 Jahren habe ich auch schon meinen Vater nach langer, schwerer Krankheit loslassen müssen.

Ich kann dir nur einen Versuch ans Herz legen, ob er dir nutzt weiß ich nicht. Mir schnürrt es auch alles zu, wenn ich über alles nachdenke. Oft stellt sich mir die Sinnfrage des ganzen Hokuspokus, der sich Leben nennt. Dann bin ich drauf gekommen, mal zu überlegen und auch aufzuschreiben, was ich alles gelernt habe durch diese mir so nahen Personen. Egal ob durch bewußte Erziehung, Vorleben der Person oder auch durch Streits und unangenehme Geschehnisse. Meist ging es mir besser und ich fühlte mich dankbar, dass ich sie hatte - wenn auch für viel zu kurze Zeit. Oft verstärkt es das Gefühl sie zu vermissen, aber es brachte mich mir etwas näher und machte mich selbstbewußter, diese guten Dinge von ihnen in meiner Person verinnerlicht zu haben. Ich weiß nicht ob man sagen kann, es wird besser... Aber es ist nicht sooo sinnlos, wenn ich mir bewußt mache, welche positiven dauerhaften Spuren sie in meinem Leben, in mir selbst hinterlassen haben, genau so wie ich in ihrem Leben und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung.

Darf ich fragen wie alt du bist und deine Mam war?

Alles Gute - Petra
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  #3  
Alt 28.04.2012, 22:26
sjarissa sjarissa ist offline
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Registriert seit: 23.06.2011
Ort: in der Peripherie von Antwerpen/Belgien
Beiträge: 130
Standard AW: Wird der Schmerz weniger?

Liebe Lilala,

ich weiß nicht wie alt du bist...wahrscheinlich noch sehr jung.

Du hast das getan was in dieser schrecklichen Situation für dich möglich war und das ist Verdrängen. Verdrängen, um diesen tiefen Schmerz nicht fühlen zu müssen. Uns Trauernden wird immer gesagt das es nach einer gewissen Zeit besser wird, und so halten wir uns daran fest, denkend das es nach 2 Jahren doch "geschafft" sein muß.
Meine Erfahrung ist das Trauer gesehen und durchlebt werden will um ihr dann einen Platz im Leben einzuräumen. Deine Trauer spricht nun ganz deutlich zu dir: stoß mich nicht weg, nimm mich in den Arm sodaß ich Teil ausmachen darf von deinem Leben.

Der erste Schritt ist der schwierigste und den hast du schon gesetzt.

Ich hoffe das dir die Anonymität dieses Forums hilft all deine Gedanken und Gefühle rauszulassen, viele von uns sitzen im gleichen Boot und gemeinsam rudert es sich einfacher.

Viel Mut und Vertrauen

Sjarissa

PS: dein Username klingt sehr leicht und fröhlich, Zufall?
__________________
Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe.

Guido * 25.12.1953 + 03.01.2012
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  #4  
Alt 28.04.2012, 22:38
monika100 monika100 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 14.10.2009
Beiträge: 1.792
Standard AW: Wird der Schmerz weniger?

Hallo Lilala,

ich kann mich Sjarissa nur anschließen:
Du hast den Tod deiner Ma bisher nur durch Verdrängung ertragen können.

Aber es ist wichtig, dass du auch das Vermissen, den Schmerz, die TRAUER zulässt - nur dann kannst du das ein wenig besser abschließen.

Schreib dir hier ruhig alles von der Seele, vielleicht hilft es dir. Hier gibt es Viele, denen es genauso geht wie dir.
Und wenn du merkst, du schaffst es nicht alleine, dann hol dir psychotherapeutische Hilfe.

Alles Liebe,

Monika
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  #5  
Alt 29.04.2012, 07:43
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.519
Standard AW: Wird der Schmerz weniger?

Liebe Lilala,

auch ich kann mich nur Sjarissa und Monika anschließen. Es ist gut, wenn du die Trauer zulassen kannst. Sjarissas Bild ist doch sehr schön und vor allem sehr hilfreich: nimm die Trauer an und in den Arm. Sie ist nun einmal ein Teil von dir und wird dich wohl den Rest deines Lebens begleiten. Das bedeutet nicht, dass du immer traurig sein wirst und es dir schlecht geht. Wichtig ist aber, dass du diesen Schmerz erst einmal zulässt, ihn dir bewusst machst und dass du dich öffnest. Wir sind alle unterschiedlich und natürlich lachen, weinen und empfinden wir auch unterschiedlich. Insofern gibt es keine allgemeingültigen Aussagen über die Trauer und wie man sie bewältigt. Aber eines weiß ich, wenn du verdrängst, dann kommt sie wie ein Bumerang um so heftiger zu dir zurück... Und das jetzt seit zwei Jahren.
Mein Vater ist vor zwei Monaten verstorben. Das ist eine kurze Zeit. Ich habe das Glück, dass ich dieses Forum bereits hatte. Es bzw. ihr habt mich durch die schwere Zeit der Krankheit begleitet bis zum Tod meines Papas. Und auch danach habe ich festgestellt, wie wichtig es ist, sich nicht zu verschließen. Ich habe hier ständig über meinen Papa geschrieben. Und in meinem realen Umfeld tue ich das auch. Ich erzähle gern von ihm und mit meiner Mutter erinnern wir uns mittlerweile wieder an die schönen Momente, an die Zeiten, als mein Papa gesund war. Beides ist wichtig und wichtig ist vor allem, dass wir uns erinnern, seinen Namen aussprechen und er weiterhin seinen Platz in der Familie hat. Ich wünsche dir, dass du in kleinen Schritten deinen Trauerarbeit beginnen kannst. Vielleicht magst du dir doch einmal ein Foto anschauen oder mit einem dir nahe stehenden Menschen über deine Mama sprechen? Und hab keine Angst vor den Bildern, die da in dir hochsteigen mögen und auch nicht vor dem Schmerz. Der Schmerz wohnt dir ja eh inne, nun geht es darum, einen Weg zu finden, der dich mit all der Trauer und dem Verlust deiner Mama leben lässt.

Alles Liebe für dich
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #6  
Alt 29.04.2012, 08:54
carla44 carla44 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.06.2011
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 530
Standard AW: Wird der Schmerz weniger?

Liebe Lilala,

Mein Papa ist nun schon 9 Monate nicht mehr bei mir, aber die Trauer wird nicht weniger, denn es sind auch erst 9 Monate. Bei mir verändert sich die Trauer. Ich muss nicht mehr jeden Tag weinen. Aber in Gedanken bin ich jeden Tag mit meinem Papa verbunden. Und es kommen auch immer wieder Momente, wo mich die Trauer regelrecht überfällt. Dann sind alle Schleusen offen und das muss dann einfach auch sein.

Ich versuche nicht, diese Gedanken zu verdrängen, weil ich glaube, dass das mehr Kraft kostet, als sie zuzulassen. Mein Papa wird immer Teil meines Lebens sein. Jeden Tag, wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich auch Ähnlichkeiten mit ihm. Er lebt ja auch in mir weiter.

Hast Du schon mal an eine Therapie gedacht? Oder eine Trauergruppe? Dort sind dann auch Menschen, die Dich genau verstehen können und wo Du Dich aussprechen kannst.
Vielleicht hilft Dir das ja ein wenig.

Liebe Grüße
Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
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  #7  
Alt 29.04.2012, 09:58
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.03.2007
Ort: Dreiländereck
Beiträge: 2.020
Lächeln AW: Wird der Schmerz weniger?

Guten Morgen Lilala,

niemand von uns kann wissen, was dir gut tut. Das weisst nur du alleine. Wir können nur von unseren eigenen Erfahrungen erzählen.

Von einer Erfahrung kann ich dir sagen, dass sie den meisten hier viel geholfen hat: reden, schreiben von dem, was passiert ist. Schreiben über deine Art der Trauer über deine Angst, deine Sorgen, deinen Weg bis heute.

Wenn du magst, dann erzähl uns deine Geschichte. Die Zeit davor, die Zeit danach. Und vorallem auch die Geschichte deiner Mutter. So können wir dich kennenlernen und dir von unserem Weg erzählen.


Einen guten Sonntag,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
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