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  #1  
Alt 27.11.2005, 20:33
Krabbe Krabbe ist offline
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Standard Demenz, Depressionen und Krebs

Hallo,

ich will mich im Angehörigenforum zunächst einmal vorstellen und meine Geschichte erzählen.

Der Grund meines Schreibens ist, dass mein Mann schon vor seiner Krebserkrankung an Depressionen und einer beginnenden Demenz litt, so dass sich die Geschichte vielleicht von anderen unterscheidet. Sie ist leider etwas länger, aber vielleicht findet sich jemand im Forum, der eine ähnliche Konstellation hat.

Ich bin 43 Jahre alt und seit 12 Jahren mit meinem Mann (60 Jahre) verheiratet. Kurz vor unserer Hochzeit hatte er einen schweren Herzinfarkt von dem er sich nie wieder so richtig erholt hat. Vor 3 1/2 Jahren hat er dann einen Schlaganfall erlitten. Er hatte zwar keine Lähmungserscheinungen, jedoch war sein Kurzzeitgedächtnis und das Sehen eingeschränkt. 1/2 Jahr nach dem Schlaganfall hat sich die zuvor latente Depression sehr verstärkt, so dass er 1/4 Jahr in einer psychiatrischen Klinik war. Dazu kam eine Angsterkrankung. Leider konnte die psychische Situation nicht wirklich verbessert werden. Aufgrund der Einschränkung des Kurzzeitgedächtnisses war eine Gesprächstherapie nicht möglich, denn zwischen den Sitzungen hatte er immer alles wieder vergessen. So konnte die Psychotherapeutin lediglich helfen, bestimmte Situationen zu meistern, z.B. wenn wir längeren Besuch bekamen. Er hatte immer Angst, dass er es nicht aushält, wenn der Besuch dann aber da war, hat er es genossen. Bis zum nächsten Besuch hatte er dies jedoch auch wieder vergessen, so dass alles wieder von vorn begann. So war es mit allem. Ich kam kaum noch raus und Freundschaften lösten sich auf, wobei meine Freundinnen, die ich überwiegend über die Arbeit kennengelernt habe, viel Verständnis dafür haben und sich immer wieder melden.

Wir haben also bis dahin unser Leben Stück für Stück verloren.

Im April diesen Jahres fielen dann deutlich erhöhte Lipasewerte auf. Man ging zunächst von einer Pankreatitis aus. Mein Mann war 3 Wochen im Krankenhaus und unter der Therapie besserten sich die Werte. Im Mai jedoch bekam er eine Gelbfärbung, so dass ein Gallengangsverschluss vermutet wurde. Er kam wieder ins Krankenhaus. Zunächst konnte weder mittels ERCP, CT oder Kernspintomographie eine Diagnose gestellt werden, da jedoch die Tumormarker leicht erhöht waren, bestand schon der Verdacht auf eine Krebserkrankung. Nach ca. 14 Tagen wurde dann in einem anderen Krankenhaus ein s.g. Endoschall durchgeführt. Direkt im Anschluss daran wurden wir mit der Diagnose Pankreaskopfkarzinom konfrontiert, wobei mein Mann aufgrund seiner eingeschränkten Möglichkeiten dies zunächst gar nicht so realisiert hat. Er wurde dann nach Bochum verlegt, wo zunächst weitere Untersuchungen gemacht wurden, da mein Mann aufgrund seiner vielen Vorerkrankungen ein deutlich erhöhtes OP-Risiko hat. Am 20.06.2005 dann die OP, die er eigentlich recht gut überstanden hat. Da jedoch der Tumor wichtige Gefäße ummauert hat und es immer wieder zu Blutungen kam, wurde die OP verkürzt. Wenigstens konnten die Gallenwege und auch den Magenausgang verlegt werden, so dass es von der Seite keine Beschwerden mehr gab.

Eigentlich war im Anschluss eine Chemo geplant, da jedoch zunächst die Wunde nicht heilte (eigentlich hat es bis heute gedauert), konnte damit nicht begonnen werden, zumal mein Mann körperlich in einem sehr schlechten Zustand war. Als er nach Hause kam, war er ein kompletter Pflegefall. Er erholte sich langsam, jedoch seine Psyche verschlechterte sich zunehmend. Es hat fast 3 Monate gedauert, bis ich ihn überreden konnte, mit vor die Tür zu gehen. Dem schönen Wetter im Oktober sei dank. So waren wir jedoch Tag Eis essen und Leute gucken. Ich war so froh, weil ich mir wünschte, dass sich seine Lebensqualität doch noch wieder verbessert und wir noch einige Tage geniessen könnten. Von seiten der Krebserkrankung geht es ihm eigentlich noch recht gut und er hat "nur" die nach einer solchen Operation üblichen Verdauungsbeschwerden. Vor ca. 3 Wochen ist auch noch der Bruder meines Mannes an einem Herzinfarkt plötzlich gestorben. Wir hatten zwar nicht viel Kontakt, aber trotzdem hat es vor allem meinen Mann und natürlich seine Mutter (82 J) schwer getroffen.
Vor ca. 1 1/2 Wochen erlitt er einen weiteren kleinen Schlaganfall. Seitdem hat er sich wieder sehr verändert. Er wirkt sehr verwirrt, wobei dies auch eine Folge von den vielen Medikamenten in Verbindung mit den Durchblutungsstörungen sein kann.

Obwohl er lebensbedrohlich an Krebs erkrankt ist, steht diese Erkrankung im Hintergrund, da wir nicht darüber reden können und er jetzt immer mehr vergisst.

Aufgrund seiner langen Krankheitsgeschichte und der damit verbundenen Einschränkung unserer Lebensqualität glaube ich schon, dass ich loslassen werde können. Sicher habe ich Angst vor dem Weg, aber ich habe meinen Mann nie im Stich gelassen und werde es jetzt auch nicht tun, obwohl ich vieles allein machen muss, denn meine Familie wohnt weit weg und die Mutter meines Mannes unterstützt micht zwar, ist aber mit ihren fast 83 Jahren und dem jetzt erlebten auch nicht mehr so belastbar.

Ich hoffe, die Geschichte ist nicht zu lang geworden, aber es tat sehr gut, sie einfach mal aufzuschreiben.

Ich habe schon viel im Forum gelesen und finde die gegenseitige Unterstützung absolut klasse. Ich weiß, dass mein Bericht nicht dazu geeignet ist, Mut zu machen, aber vielleicht findet sich jemand in einer ähnlichen Situation, der/die gern darüber sprechen möchte.

Krabbe
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  #2  
Alt 27.11.2005, 22:09
Benutzerbild von DaskleineÄnnchen
DaskleineÄnnchen DaskleineÄnnchen ist offline
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Standard AW: Demenz, Depressionen und Krebs

Hallo Krabbe....
oh man, ihr habt ja wirklich viel durchmachen müssen und müsst es immer noch....
Mein Vater hat vor drei Monaten die Diagnose Krebs bekommen, er konnte damit nicht umgehen, wurde zunehmend depressiver.....
Am 10.11. dann der Suizidversuch...ich konnte ihn retten, aber er wurde ebenfalls in eine Psychiatrie eingewiesen. Dort ist er seit zwei Wochen und es geht ihm langsam aber sicher besser....
Das war die Kurzfassung meiner Geschichte...
Ich finde es auch toll dass es den Krebskompass gibt, ich bekomme hier unheimlich viel Unterstützung und kann mir alles von der Seele schreiben...
Ich wünsche dir viel Kraft....
Anna
__________________
Dies ist ein
Akt der Verzweiflung
Ein stummer Schrei
Eines Menschen voller Leid und
seiner Wunde die nicht heilt
Es ist ein
letzter Kampf gegen das woran es liegt
Wie ein Vogel mit nur einem Flügel der bestimmt nicht fliegt
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  #3  
Alt 28.11.2005, 20:43
Krabbe Krabbe ist offline
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Standard AW: Demenz, Depressionen und Krebs

Liebe Anna,

vielen Dank für deine lieben Zeilen. Man kann schon verstehen, dass eine solche Diagnose voll in die Psycho schlägt. Bei meinem Mann bestanden ja schon vorher Depressionen. Es war uns sofort klar, dass er nicht kämpfen konnte. Dazu hatte er einfach keine Kraft. Also versuchen wir, es ihm so gut wie möglich gehen zu lassen. Er ist halt viel auf Hilfe angewiesen, da er durch die zunehmende Demenz alles vergißt. Außerdem ist er manchmal hypernervös, was mich dann auch nervös macht, dabei nimmt er schon jede Menge Psychopharmaka und Beruhigungstabletten.

Es ist halt schwer, da es auch mein Leben so einschränkt, da ich nur zur Arbeit rauskomme. Jetzt ist mein Mann noch einmal aufgestanden, so dass ich erst einmal Schluss machen muss.

Vielen Dank noch einmal und ich drücke deinem Vater die Daumen, dass er die Kraft für diesen Kampf findet.

Liebe Grüße

Krabbe
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  #4  
Alt 29.11.2005, 12:50
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Demenz, Depressionen und Krebs

Hallo Krabbe,
da hast Du ja einiges zu "meistern"!
Dein Mann ist wirklich sehr krank, dazu noch dement, da frage ich mich, wo Du die Kraft hernimmst das alles zu bewältigen?
Helfen kann ich Dir nicht und in einer ähnlichen Situation bin ich auch nicht.
Mein Mann ist vorletztes Jahr an Krebs erkrankt, es geht ihm aber wieder gut.
Ich stelle es mir sehr schwer für Dich vor, vor allem ist es sicher sehr anstrengend für Dich, gerade durch die Demenz Deines Mannes.
Da ich Dein Jahrgang bin und mich noch immer sehr jung fühle, frage ich mich wie Du dich in dieser Situation fühlst?
Wer kümmert sich denn um Deinen Mann wenn Du arbeiten gehst?
Kann er alleine bleiben?
Liebe Grüße!
Sanne
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  #5  
Alt 29.11.2005, 19:37
Krabbe Krabbe ist offline
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Standard AW: Demenz, Depressionen und Krebs

Liebe Sanne,

es freut mich, dass es deinem Mann wieder gut geht ud ich hoffe, ihr genießt das Leben.

Tja, wie fühle ich mich eigentlich? Meistens verdränge ich es wohl, da es sonst nicht auszuhalten wäre. Ich arbeite 6 Stunden täglich und nach sehr viel Ärger im Büro hat es sich aufgrund der Krebserkrankung dort wenigstens beruhigt. Sie nehmen sehr viel Rücksicht auf meine Situation und ich kann recht flexibel arbeiten. Eigentlich müsste ich bis 14.00 Uhr arbeiten, aber um 13.30 Uhr ruft Matthes an, wann ich denn nach hause komme. Mit der Wahlwiederholung klappt es noch. Wir wohnen mit meiner Schwiegermutter in einem Haus und sie schaut morgens nach ihm, wobei er die meiste Zeit, wenn ich weg bin im Bett liegt.

Wenn ich zu hause bin, dreht sich aber alles um seiner Krankheit, wobei die Krebserkrankung sehr im Hintergrund steht. Häufig beschäftigt er sich mit seinem Blutdruck, denn er manchmal in Minutenabstand misst oder jetzt auch um die Blutzuckerwerte, die aufgrund der Krebserkrankung jetzt ansteigen. Anfangs habe ich immer versucht, die Messungen hinauszuschieben, aber die Diskussionen kosten so viel Energie, die ich gar nicht mehr habe. Er hat schon ganz zerstochene Fingerkuppen.

Da Problem ist, dass ich nur noch das Leben von Matthes lebe und meins ganz auf der Strecke geblieben ist. Von daher ist es für mich auch sehr wichtig, dass ich arbeiten gehe. Wenigstens ein Stück "gesundes Leben". Ich fühle mich natürlich auch noch jung (sind wir ja auch noch!) und vieles fehlt mir auch, so z.B. ein Besuch bei meinen Eltern, die leider weiter entfernt leben.
Endlich mal wieder am Strand rumtoben und mal so richtig ausgelassen sein, das wär schon was. Meine Geschwister, die leider auch alle nicht in der Nähe leben, besuchen uns jetzt in unregelmäßigen Abständen und vorletztes Wochenende waren meine Eltern da. Das war richtig schön.

Mal sehen, am Samstag habe ich Konzertkarten für Runrig (machen schottischen Folkrock), hoffe, dass ich hingehen kann, mal einmal wieder abschalten.

Ich hoffe, das war jetzt nicht zu ausführlich, manchmal quell ich einfach über und es tut gut hier zu schreiben.

Liebe Grüße und weiterhin alles erdenklich gute für euch

Krabbe (im wirklichen Leben Maike, aber der Name war schon vergeben und auf die Nummerierung bin ich nicht gekommen)

Geändert von Krabbe (29.11.2005 um 19:39 Uhr)
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  #6  
Alt 11.12.2005, 17:06
Krabbe Krabbe ist offline
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Unglücklich AW: Demenz, Depressionen und Krebs

Hallo,

heute muss ich mal was schreiben, da ich sonst platze.

Es ist im Moment so schwer. Matthes ist so auf seinen Blutdruck fixiert, der eigentlich nie so schlecht ist, aber er misst ihn andauernd, manchmal im Abstand von 1 min. Hinzu kommt, dass er ja immer sofort wieder vergisst, wie hoch der Wert jetzt war. Gestern hat er dann mit dem zweiten Gerät immer noch mal gegengemessen, ob die Werte auch korrekt sind. Ich weiß, dass es eine Zwangshandlung ist, aber trotzdem fällt es mir schwer es hinzunehmen, da es mich so traurig macht, das er die ihm verbleibende Zeit nicht besser nutzen kann.

Auch ist es so schwer, dass ich kaum weg kann. Wenn ich nur mit dem Hund spazieren gehe, geht nach 1/2 Stunde das Handy, wann ich denn wieder zurück sei. Mit dem Konzert hat es nicht geklappt, aber das läuft mir ja nicht weg. Da ich ja arbeite, geht spätestens um 13.00 Uhr das Telefon, ob ich nicht nach hause kommen könne.Das führt dazu, dass ich immer ein schlechtes Gewissen habe. Gehe ich, habe ich ein schlechtes Gewissen meinem Arbeitgeber gegenüber, bleibe ich, habe ich es Matthes gegenüber. Es geht schon über so viele Jahre so. Jedes Weggehen ist mit Kampf verbunden und immer ein schlechtes Gewissen. Es kostet viel Kraft und
manchmal ist es wirklich schwer zu ertragen und heute ist so ein Tag.

Morgen bekommen wir die Blutwerte der letzten Untersuchung. Beim Ultraschall ist der Tumor weiter gewachsen, was ja auch zu erwarten war. Matthes fragt wenig nach und manchmal denke ich, er lenkt sich mit seinen Blutdruckmessungen von der Krebserkrankung ab.

Am Telefon kann ich kaum darüber reden, da Matthes es förmlich riecht, wenn ich telefoniere und mir dann auch nicht von der Seite weicht.

Es tat gut, es einfach niederzuschreiben.

Wünsche allen alles gute und trotz aller Widrigkeiten einen schönen 3. Advent.

Maike
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  #7  
Alt 11.12.2005, 17:18
SusiSonnenschein SusiSonnenschein ist offline
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Standard AW: Demenz, Depressionen und Krebs

Hallo Krabbe !

Da fehlen einem echt die Worte.... Du machst grad eine sehr schwere Zeit durch wie viele von uns, aber bei Dir ist es nicht nur der eine "Feind" Krebs sondern ihr müsst es auch noch mit zusätzlichen Belastungen aufnehmen
Es ist bestimmt schwer für Dich das Leben eines Kranken zu führen obwohl Du ja gesund bist aber ich wünsche Dir alle erdenkliche Kraft diesen Weg mit Deinem Mann zu gehen !
Vor allem wünsche ich Dir dass Dich ab und zu jemand entlastet oder Dir jemand zu Weihnachten einen freien Tag schenkt an dem Du was für Dich tun kannst und Du gleichzeitig Deinen Mann gut aufgehoben weißt !

Alles Liebe Susi
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  #8  
Alt 23.12.2005, 17:58
Krabbe Krabbe ist offline
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Unglücklich AW: Demenz, Depressionen und Krebs

Hallo,

es hat sich so viel geändert in kurzer Zeit, dass ich gar nicht zum schreiben gekommen bin.
Matthes Zustand hat sich akut verschlechtert, er hat ein Leberkoma und ist jetzt sehr verwirrt. Außerdem ist er in eine akute Depression geraten. Ich habe kaum eine Minute Ruhe, nachts weckt er mich jede 1/2 Stunde und ich bin am Ende meiner Kraft.
Eigentlich wollte ich es Matthes ermöglichen, bis zum Ende zu hause zu bleiben, aber ich werde mein Versprechen nicht halten können. Diese Woche war ich krankgeschrieben, aber in der nächsten Woche muss ich wieder arbeiten. Aber auch meine Schwiegermutter kann mich nicht mehr unterstützen, weil sie ebenfalls vollkommen fertig ist.
Wir haben uns daher entschlossen, Matthes am Dienstag in Krankenhaus auf eine Palliativstation zu bringen, zum Glück haben wir eine hier vor Ort, so dass ich ihn ganz viel besuchen kann.
Ich hoffe, dass er sich aufgrund seines Zustandes bis Dienstag entschließen kann, unserem Wunsch zu folgen. Es ist sicher auch in seinem Sinne, denn eine adäquate Pflege kann ich ihm nicht bieten. Ich bin mit meiner Geduld am Ende und es ist sicher nicht gut für ihn, wenn ich ihn ständig anfahre, aber wenn man keine Auszeiten bekommt, ist es unmöglich, dies bis zum Ende durchzuhalten.
Es tut mir unendlich leid für Matthes, aber wenn ich zusammenbreche, ist damit auch nichts gewonnen. Ich bin jetzt schon so viele Jahre für Matthes da und es stimmt mich traurig, dass ich es ihm nicht ermöglichen kann, die Zeit, die ihm noch verbleibt, zu Hause zu verbringen.

Ich bin unendlich traurig, aber ich habe keine Kraft mehr

Maike
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  #9  
Alt 19.01.2006, 10:53
Krabbe Krabbe ist offline
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Standard AW: Demenz, Depressionen und Krebs

Hallo stille Mitleser,

habe mich lange nicht mehr gemeldet, was ich jetzt gern einmal wieder tun möchte.

Matthes ist nicht in KH gekommen und immer noch zu hause. Irgendwie ist es mir gelungen aus diesem Tief hinauszukommen und auch mehr Sicherheit bezüglich der notwendigen Pflege zu gewinnen. Es gibt jetzt immer noch Nächte in denen er mich in halbstündigen Abständen weckt, aber es gibt auch welche in denen ich nahezu durchschlafen kann. Außerdem habe ich meine Arbeitszeit nochmals reduziert, so dass ich Mittwochs frei habe. Dies dient hauptsächlich der Entlastung meiner Schwiegermutter, die wirklich am Ende ihrer Kraft ist. Matthes ist bis auf wenige Ausnahmen dauerhaft verwirrt und mir fällt es leichter als ihr damit umzugehen und ihn zu beruhigen.

Sein körperlicher Zustand verschlechtert sich kontinuierlich und trotz aller Schwierigkeiten hoffe ich, dass wir den Weg gemeinsam zu hause zu ende gehen können.

Dieses Forum gibt mir immer wieder Kraft, leider schaffe ich es zur Zeit kaum, andere zu unterstützen. Es gibt unglaubliche Menschen hier und auch wenn Matthes Lage von Anfang an aussichtslos war, hat mir die Erfahrung der anderen im Umgang mit einer solchen Situation Mut gemacht. Hoffnung bezieht sich sicherlich zu recht meist auf die Genesung unserer Angehörigen aber manchmal kann die Hoffnung sich eben auch auf ein menschenwürdiges Ende und den Umgang damit beziehen.

Ich wünsche allen ganz viel Kraft und bedanke mich bei euch, dass ich hier immer Kraft tanken darf.

Maike
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  #10  
Alt 19.01.2006, 11:08
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Demenz, Depressionen und Krebs

Hallo Maike,
ich bewundere Dich, wie Du das alles aushälst, wie Du Deinem Mann zur Seite stehst!
Es ist eine ganz schwierige Situation für Dich und trotzdem gibst Du nicht auf!
Ich wünsche Dir ganz ganz viel Kraft und auf das bald schönere Zeiten für Dich kommen! Hört sich merkwürdig an, kann es aber leider nicht besser ausdrücken.
Herzliche Grüße!
Sanne
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  #11  
Alt 20.01.2006, 10:09
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: Demenz, Depressionen und Krebs

Liebe krabbe,

ich habe immer mitgelesen in deinem thema.
habe mir gedanken gemacht und mir gewünscht das du auch mal zeit fuer dich findest.
ich kann mir nur im entferntesten vorstellen wieviel kraft dich das alles kosten muss. Koerperlich sowie psychisch.
Ich weiss was es bedeutet Menschen zu pflegen (wir haben meine uroma jahrelang nach ihrem schlaganfall gepfelgt und zudem arbeite ich ja im krankenhaus)
Es ist nicht einfach und ich finde du hast dafuer viel bewunderung und respekt verdient!
Es tut mir wahnsinnig leid,dass du soviel durchmachen musstest und musst. Dershalb ist es gar keine Frage wer hier wem Kraft spenden soll.
Ich wuenschte nur ich koennte mehr tun als ein paar Worte die mir irgendwie sehr banal vorkommen..
Ich hoffe,dass ihr beide noch einige schoene Momente miteinander erleben duerft und seien es nur Sekunden.
Und ich hoffe auch das du mal kraft tanken kannst, dass du auch mal Zeit fuer dich findest.
Fuehl dich gedanklich ganz feste umarmt und schreibe sooft es dir moeglich ist !

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  #12  
Alt 21.01.2006, 08:18
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wuschi wuschi ist offline
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Standard AW: Demenz, Depressionen und Krebs

Hallo liebe Maike (Krabbe),
bin nicht mehr so oft im Chat, denke aber trotzdem viel an Dich und Matthes. Du schreibst in den Threads nicht so oft, aber heute habe ich es gefunden. Wuensche Dir viel Kraft und Staerke, es ist bestimmt nicht einfach das Alles zu bewaeltigen. Ich hoffe, dass Du wenigstens ab und zu ein wenig Hilfe hast.
Wuensche Euch eine "liebe" Zeit miteinander und nur das Beste fuer Deinen Matthes. Liebe Gruesse sendet Euch Ute
Wenn die Luft mal wieder "rein" ist schaue ich bestimmt mal wieder vorbei. Ansonsten meine Gebete begleiten Dich u. Matthes. Habe gerade eine Kerze brennen, welche bestimmt auch Licht in Eure Herzen scheint.
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  #13  
Alt 21.01.2006, 11:30
Krabbe Krabbe ist offline
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Standard AW: Demenz, Depressionen und Krebs

Liebe Sanne, liebe Ylva, liebe Wuschi,

vielen Dank für eure lieben Worte.

Ja, wir sind wohl wirklich am Ende unseres gemeinsamen Weges angekommen.

Matthes ist ganz ruhig und entspannt. Nachdem er Dienstagnacht bereits Blut erbrochen hat, ist es gestern erneut dazu gekommen. Sein Hb-Wert liegt nach seiner Blässe zu urteilen nur noch bei ca. 5. Das macht ihn natürlich schläfrig. Sollte es so zu Ende gehen, bin ich dankbar, dass Matthes nie Schmerzen erleiden musste, was gerade bei Bauchspeicheldrüsenkrebs sehr selten ist. Ich versorge ihn mit den notwendigen Medikamenten wie Morphin und Diazepan über die Infusion. Ich bin froh, dass Matthes den Port hat, ohne könnte ich es gar nicht. Gestern war unser Hausarzt da. Er hat mir die Angst genommen, ich könnte irgendetwas falsch machen. Das hat mir sehr geholfen.
Wir haben aufgrund der Erkrankungen von Matthes schrittweise Abschied nehmen müssen und jetzt folgt der letzte Schritt, den wir aber gemeinsam gehen können. Matthes wird nicht mehr ins Krankenhaus müssen. Ich habe jetzt erst einmal unbezahlten Urlaub, so dass ich mich ganz um Matthes kümmern kann. Meine Familie, die ja weiter weg wohnt, kümmert sich aus der Ferne liebevoll um mich, immer ist jemand für mich da und wenn ich es wünsche, macht sich einer auf den Weg hierher. Es ist für mich jedoch besser, auch Zeit für meine Gedanken zu haben, was schwierig ist, wenn noch jemand permanent hier ist.

Trotz aller Traurigkeit bin ich dankbar, dass ich Matthes begleiten kann, wie er es sich gewünscht hat.

Seit in Gedanken ganz lieb umarmt und vielen Dank für die liebenvollen und warmherzigen Worte.

Maike
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  #14  
Alt 21.01.2006, 13:47
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Demenz, Depressionen und Krebs

Liebe Maike,
leider habe ich jetzt erst Deinen Bericht gelesen und Dir vorher eine pn geschickt die nun überhaupt nicht zu der jetzigen Situation passt!
Ich wünsche Dir viel Kraft! Dein Mann hat es sicher bald geschafft, er hat Dich an seiner Seite, schöner kann es für ihn nicht sein, als das Du ihn auf seinem letzten Weg begleitest!
Du bist all die Zeit sehr tapfer gewesen!
Ganz liebe Grüße!
Sanne
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  #15  
Alt 21.01.2006, 13:54
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: Demenz, Depressionen und Krebs

Liebe Krabbe,

ich kann mich sanne nur anschliessen.
Es wird ein schwerer letzter Schritt - fuer ihn und fuer dich - aber du bist an seiner Seite und du weißt das du jederzeit fuer ihn da warst.
Meine liebe Krabbe gerne wuerde ich dich mal ganz feste druecken und dir ein bisschen Kraft von mir abgeben.

Ylva
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