mama, nun bist du ein engel

[fraunachbarin]

Liebe Kathi..
danke für Deine Wünsche. Es geht mir jeden Tag besser und meine Kräfte kehren allmählich zurück. Da ich grad sehr viel ehrenamtlich engagiert bin, muß ich etwas damit haushalten. Klappt aber ganz gut und außerdem nehme ich von jedem "Klient" selber was mit.
Wünsche Dir ein schönes Pfingstfest..
Ganz liebe Grüße von Tine

[fraunachbarin]

Für meine Mami und all die anderen, die schon voraus gegangen sind.
https://www.youtube.com/watch?v=djsf5wnWliY#t=10

Ein wunderschönes Lied, für jeden, der geliebte Menschen hier auf Erden loslassen mußte.

[fraunachbarin]

Liebe Mami..
morgen ist Dein zweiter Todestag. Ich fasse es nicht, wie schnell dieses Jahr vorrüber ging.
Heute abend vor zwei Jahren hat S, meine Schwester, gesagt, sie bleibt die Nacht über da. Ich war so froh, denn ich war von den Nächten davor bei Dir sehr platt. Und außerdem spürten wir, daß Du bald gehen wirst. Du lagst zwar schon paar Tage im Leberkoma, aber hattest Dir wohl den längeren Weg ausgesucht. So sagten zumindest die lieben Helfer im Hospiz. Ich muß zugeben, ich war auch nach 11 Tagen und Nächten bei Dir ziemlich energiearm. So haben S und ich noch eine Weile bei Dir gesessen und dann bisserl geschlafen neben Dir. Und als ich auf einmal um 3 Uhr aufwachte und sah, daß auch S schon wach war,spürte ich es.. du bist am Gehen. Wir gingen nochmal eine rauchen.. komischer Gedanke heut.. und dann waren wir bei Dir. Dein Atmen wurde immer langsamer und Du hattest oft Aussetzer. Der Pfleger war bei uns und S und er unterhielten sich. Und dann sah ich auf einmal, wie Du Deinen Mund so spiralförmig verdreht hast und dann ausgeatmet hast. Ich legte meine Hand auf Dein Herz und zweimal ganz leicht spürte ich es. Und dann warst du tot, weg, für immer. Um 4.02Uhr hörte ein Mutterherz auf zu schlagen. Es war furchtbar und wir haben sehr viel geweint. Wir riefen dann noch V, unseren Bruder an, und er kam sofort. Du lagst da im Bett, einfach so, einfach tot. Ich hab deinen Kopf ein bisserl gerade rücken wollen und erschrak, denn Du warst sooo schnell kalt.
Ach liebe Mami.. diese Bilder werde ich bis zu meinem Tode bei mir tragen. Ich bin dankbar, daß ich bei Dir sein konnte. Auch die 12 Tage zuvor. Es war eine harte, aber auch sehr intensive Zeit.
In den letzten zwei Jahren ist viel passiert, aber ich bin mir sicher, dort wo Du jetzt bist, bekommst Du alles mit.
Aber eins hat sich nicht verändert: ICH VERMISSE DICH SEHR OFT!
In Liebe, die durch den Tod hinaus geht, Deine Tochter Tine

[fraunachbarin]

Hallo ihr Lieben..
heute ist der zweite Todestag meiner Mami. Zwei Jahre und wenn ich dran denke, ist es als sei es erst gestern gewesen. So nah ist mir das alles noch.

Was hat sich in den zwei Jahren in puncto Trauer getan?
Nun, ich würde sagen, sehr viel. Es gab viele verschiedene Phasen und jede empfinde ich heut als wichtig. Ich habe, wann immer es ging, darüber geredet. Es liefen unsagbar viele Tränen und oft war auch ein lautes, schmerzhaftes Rufen nach meiner Mami dabei.
Die ersten Tage nach ihrem Tod war einfach nur der Schock da. Klar, wir Kinder wußten, daß sie den Krebs nicht überleben wird und wir haben uns viel über den Krankheitsverlauf informiert. Wir wußten, daß irgendwann das Leberkoma kommen wird und es danach kein zurück gibt. Doch als es dann eintrat, war es schlimm, sie nur noch mit geschlossenen Augen zu sehen. Und ihr Tod war etwas auf was man sich nicht vorbereiten kann. Ihre Beerdigung war furchtbar und dann kam diese Leere. Auf einmal war diese riesen Sorge um sie weg. Ich wußte oft nicht, wohin mit mir. Ich weinte viel und wollte es nicht wahrhaben. Auch eine Trauerphase. Ich durchlebte Sprachlosigkeit, Wut und dann auch die Erkenntnis des Endgültigen. Letzteres kommt auch heute immer wieder hoch.
Ich muß nicht mehr soviel weinen. Ich habe eine schöne Holztruhe, in der viele Dinge von Mami sind... ihre Brille und Lieblingsparfüm, ihre Ketten und auch ihr Handy. Am meisten aber berührt mich ihr Kleid,daß sie 6 Wochen vor ihrem Tod zu unserer Hochzeit anhatte. Lange hat es nach ihr gerochen und ich habe oft daran geschnuffelt und mich weinend reingekuschelt.Letztens hat meine Tochter mir Mamis Ausweiß und Führerschein gegeben. Sie hatte es noch vom Wohnung-Ausräumen bei sich. Das war nochmals heftig.
Im Moment habe ich nicht das Bedürfnis zu weinen. Ich bin sehr ruhig in mir. Sitze vorm Laptop und schau während dem Schreiben immer wieder ihr Bild an. Es ist natürlich Schmerz dabei, aber auch so eine Verbundenheit, die es zu ihren Lebzeiten nicht gab. Es ist anders, tiefer und unerschüttlich.
Mittlerweile bin ich hier im Hospiz zweiter Vorstand und auch die Schulung zur Sterbebegleiterin macht mir sehr viel Freude.Ich weiß, daß meine Mami stolz auf mich ist. Ihr Tod hat diese Berufung in mir erweckt.
Dafür bin ich dankbar.
Ich wünsche jedem hier, vor allen denen, die erst ganz frisch einen geliebten Menschen verloren haben, ganz viel Kraft und auch Zuversicht.
Eure Tine

Für meine Mami noch unser gemeinsames Lieblingslied:
http://www.youtube.com/watch?v=RYuuYrZuZpw

[HelmutL]

Guten Morgen liebe Tine,

zu diesem Tag wünsche ich dir alles Liebe. Für manchen mag sich das seltsam anhören, doch ich weiß, dass du genau verstehst was ich meine. Noch immer schwingt die Traurigkeit mit bei dir, doch auch die Gewissheit, dass das Leben endlich ist und wir als Hinterbliebene damit leben (lernen) können.

Meine Erfahrung ist ähnlich und ich möchte mich dir anschließen in dem Sinne, dass man nicht die Hoffnung verlieren darf. Auch nicht den Mut und die Kraft, Dinge zu tun und zu denken, die vorher unvorstellbar waren.

"Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen"

... das ist das Leben. Es ist möglich, weil man lieben kann und geliebt wird und wurde.


Liebe Grüße,

Helmut

[Tiina]

Liebe Tine,
es ist schön zu lesen, mit welcher tiefen Liebe und welchem Frieden Du von Deiner Mami sprichst und an sie denkst.

Ich bin voller Bewunderung für Deinen Weg und bin mir ganz sicher, dass Du wundervolle Arbeit leisten wirst als Sterbebegleiterin.
Alles Liebe,
Anja

[fraunachbarin]

Lieber Helmut..
danke für Deine Zeilen.. und ja, ich verstehe sehr wohl. Wie auch Du verstehen wirst, wenn ich sage, alles ist rund :-)

Liebe Anja..
auch Dir ein Danke für Deine Worte. Ja, ich bin mir sehr sicher, daß diese Berufung meine ist und ich freue mich schon darauf.

Diesen Tag habe ich nicht bei meiner Mami am Grab sein können, denn mein Mann hatte gestern eine OP und brauchte mich.
Aber seltsamer Weise war das auch nicht schlimm für mich. Letztes Jahr ein unvorstellbarer Gedanke und jetzt ist es ok. Es liefen keine Tränen, es war ein wunderschöner Frieden in mir, denn ich spürte den Frieden, den meine Mami nun hat. Und schon muß ich wieder lächeln.
Fühlt Euch umärmelt von Tine

[Almnixe]

Liebe Tine,

ich schicke Dir einfach eine Umarmung zurück. Ich finde mich in Deinen Worten wieder und hoffe, dass auch ich einmal so gut mit dem Endgültigen umgehen kann.

Auch kann ich mich nur Anjas Worten anschließen und bin voller Bewunderung für Deine Arbeit im Hospiz.

LG! Tina

[fraunachbarin]

Liebe Tina..
Danke für Dein Kompliment. Ich bin da sehr demütig und dankbar, daß ich diese Berufung in mir finden durfte. Menschen zu helfen war mir schon immer eine Freude. Zwanzig Jahre habe ich nun Ihnen beim Kommen geholfen und nun will ich sie auch beim Gehen begleiten.
Ganz liebe Grüße von Tine

[nala1810]

liebe Tine,

schön mal wieder von dir zu lesen, tja es gibt immer ein auf und ab. Und auch ich habe lernen müssen, das die Zeit nicht alle Wunden heilen kann.

Unsere Mütter sind ein Teil von uns, ein Teil unseres Lebens, und somit werden wir wohl immer wieder mit verschieden Starken Trauerwellen und Phasen konfrontiert werden.

Schön das du dich im Hospiz so wohl fühlst und deine Aufgabe gefunden hast. So geht es mir in meinem Beruf auch. Du weit ich bin Friseurin und habe mehrmals in der Woche mit Chemopatientinnen zu tun, wenn die Haare ausgehen, sie ihre Perücken aussuchen und fast den Tränen nahe sind, versuche ich so gut wie es geht ihnen bei zu stehen und Mut zu machen.

Alles liebe Angie

[fraunachbarin]

Liebe Angie..
Danke für Deine Zeilen. Ich sehe es mittlerweile auch so, daß manche die Chance haben, aus dem Verlieren eines geliebten Menschen doch noch irgendwas positives zu machen. Ich habe schon viele schwere Schicksale in meinem Leben erfahren müssen und selbst ein schweres Trauma aus meiner Kindheit gab mir irgendwann die Chance, auch anderen Betroffenen damit helfen zu können. Somit bin ich mittlerweile der Meinung, daß nichts umsonst passiert. Dieser Glaube gibt mir Kraft und Zuversicht.
Auch Dir wünsche ich weiterhin schöne Erfahrungen in Deinem Beruf.
Ganz liebe Grüße von Tine

[papillon0110]

Hallo liebe Tine,

ab und an les ich hier noch mit und Deine Beiträge hab ich auch während der Krankheit von meiner Mama immer gerne gelesen und mich immer darin wiedergefunden.
Auch ich hab jetzt ein Jahr und zwei Monate nach Mamis Tod eine ganz tiefe Verbundenheit, unendliche tiefempfundene Liebe und meinen Frieden mit ihrem viel zu frühen Weggehen gefunden. Alle Phasen der Trauer durchlebt und es auch zugelassen. Stilles Weinen, viele viele Tränen, lautes Rufen nach ihr und es war gut und wichtig es rauszulassen diese unterschiedlichsten Gefühle, denn sonst hätte ich nicht dieses unerschütterliche Gefühl der Verbundenheit. Auch bei mir laufen nicht mehr so viele Tränen. Ich kann mir ihre Bild anschauen und schmunzeln.
Wie Du, seh ich einen Sinn in Ihrem Tod. Ich mach seit März eine Ausbildung zur Hospizbegleiterin und möchte dies, was wir für Mama getan haben, versuchen andren mitzugeben. Zeit zu schenken, Da sein, den Weg ein Stück weit mitzugehen und ich weiß Mama freut sich darüber und es ist eine dankbare Aufgabe.
Liebe Tine, ich wünsch dir ein schönes Wochenende und fühl Dich gedrückt.
Yv.

[fraunachbarin]

Liebe Yv,
danke für Dein Antworten.
Es freut mich sehr, daß auch Du soviel postives daraus siehst und umsetzt.
Ich weiß, es ist ein Prozess bis dahin, doch ist er auch sehr wichtig.
Wie lange geht denn Deine Ausbildung? Bei uns dauert es ein Jahr. Die Theorie hab ich soweit fertig, jetzt kommt der praktische Teil,worauf ich mich sehr freue.
Auch ich umärmel Dich und wünsch Dir ein schönes Wochenende,
Grüßle von Tine

[papillon0110]

Hallo, Guten Morgen liebe Tine,

ja, ein Jahr dauert die Ausbildung. Sind dann Ende März nächsten Jahres fertig. Der praktische Teil beginnt auch jetzt bei uns. Werd ein Praktikum im Pflege und Altenheim von meinem Papa machen. Die sind mir alle so ans Herz gewachsen und viele haben keine Angehörigen mehr. Ich hab sie alle "adoptiert"
Es machen sich neue Wege auf, die ich bereit bin zu gehen und bin gespannt, wo sie mich noch hinführen.

Drück Dich feste und wünsch Dir eine gute Woche.
Bleiben in Verbindung !!!

Bis dann
Yv.

[fraunachbarin]

Gerne Yv... würde mich sehr freuen.
Morgen gehen wir einen Bestatter besuchen, bin gespannt drauf.
Ich habe auch einen gaaaanz lieben Opi, den ich betreue.
Ja, es tun sich neue Wege auf, und es braucht seine Zeit, bis man dazu bereit ist. Jeder hat da sein eigenes Tempo.
Ich umärmel Dich herzlich, Tine