Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Krebsarten > Darmkrebs

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 23.12.2011, 13:38
Linschen Linschen ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 23.12.2011
Beiträge: 1
Standard Und nun?

hallo ihr alle!

ich hab die letzten tage schon viel in diesem Forum gelesen und bin unheimlich froh hier her gefunden zu haben.

Ich hab schon seit ich 19 bin mit meinem darm zu kämpfen. chronische entzündung, ständige und nervige untersuchungen und ewige kortisonbehandlungen... aber im grunde konnte ich damit gut leben.
Nun wurde bei einer kontrolluntersuchung ein tumor in meinem mastdarm gefunden. und ich bin aus allen wolken gefallen. Direkt vom Internisten zum onkologen, weitere Untersuchungen und dann ein wirres durcheinander von facharzt sprache... und ich bin total durcheinnader, shockiert und ... ich kann die gefühle gar nicht beschreiben. Am Dienstag habe ich wieder einen termin bei dem Onkologen um genau zu besprechen wie jetzt vorgegangen wird. Aber nach der ersten gedankenlähmung kommt der drang nach informationen. Und ich hoffe das hier jemand meine Fragen vllt zum teil beantworten kann, damit ich etwas entspannter antreten kann am dienstag.

Also ich soll operiert werden. vorher aber chemo und strahlentherapie bekommen und danach dann auch wieder O.o. vorher um den Tumor vorm weiteren ausbreiten zu hindern und ihn einzudämmen?! und hinterher um eventuell noch vorhandene krebszellen abzutöten. Soweit ist es jedenfalls zu mir vorgedrungen.
Die chemo würde ich gern ambulant machen, damit ich trotzdem weiter zur arbeit kann. ist sowas möglich? kann ich überhaupt dann noch arbeiten? Im moment geht es mir relativ gut. jedenfalls an beschwerden ist es auszuhalten. wird das viel schlimmer werden? Ich arbeite im Labor. kann ich das dann noch?
Und die operation wird vermutlich nicht ambulant gemacht, oder? ich will so wenig zeit wie möglich in krankenhäusern oder ähnlichem verbringen. möchte gern soweit es geht normal weiter leben. Ich bin jetzt 22, habe eine Tochter, stecke gerade mitten im Umzug und wie ich meiner Mutter beibringen soll das ich Krebs habe, weiss ich noch überhaupt nicht. (sie steht mir sehr sehr nahe)...
wie ist das so? klar läuft die behandlung etc bei jedem anders ab, jeder reagiert anders, empfindet es anders. aber wie ist das während der chemo so mit den normalen alltagsdingen?

Liebe Grüße
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 23.12.2011, 15:52
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.02.2003
Ort: Im Süden
Beiträge: 3.321
Standard AW: Und nun?

Hallo Linschen,

also so aus der Ferne können dir die User nur pauschal antworten.
Es kommt immer darauf an welche Chemo du bekommen wirst, darin bestehen schon gravierende Unterschiede.

Eine ambulante Chemo in diesem Sinne wird so durchgeführt werden, daß du dich für einige Stunden ins KH begibst, deine Infusionen und Chemo bekommst und danach wieder nach Hause gehen kannst. Das sind aber Entscheidungen, welche auf das Tumorstadium und der histologischen Auswertung ankommen.

Je nachdem welche Inhaltsstoffe eine Chemo hat, so werden sich mehr oder weniger auch Nebenwirkungen zeigen. Gerade beim Mastdarmkrebs kenne ich keine Betroffenen, welche nebenher arbeiten gehen konnten. Der Darm wird dir recht schnell zeigen und begreiflich machen, daß während der Behandlung kaum ein Leben wie davor einige Zeit nicht unbedingt möglich sein wird. Ich möchte dich nicht beängstigen, aber der Darm spielt für das Wohlbefinden eine große Rolle, was du durch vorherige Krankheitsbilder wissen müßtest.

Chemo und Bestrahlung vor der OP sind Standard, um den Tumor so klein wie nur möglich zu bekommen, was eine gute Ausgangsbasis für die OP sein wird.
__________________
Jutta
_________________________________________




Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 25.12.2011, 19:55
cypher61 cypher61 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.01.2010
Ort: NRW
Beiträge: 76
Standard AW: Und nun?

Hallo Linschen,

es tut mir leid zu hören dass ein so junger Mensch vom Krebs heimgesucht wird. Ich war 39 als ich an derselben Form von Darmkrebs (Rektumkarzinom) erkrankt bin. Heute, zwei Jahre nach der OP, geht es mir wieder ganz gut. Der Weg war aber bisweilen steinig. Ich kann Dir als erstes nur raten, Dich umfassend zu informieren und eine Krankenakte anzulegen. Du solltest Dir nach jedem Arztbesuch und jeder Behandlung die Unterlagen in Kopie geben lassen (Du hast ein Anrecht darauf), damit Du jederzeit über Deinen Zustand im Bilde bist und den Ärzten auf Augenhöhe begegnen kannst. Du musst Dir selbst eine Meinung bilden und die Behandlung kontrollieren, denn in unserem Gesundheitssystem bist Du ansonsten leider manchmal aufgeschmissen. Insbesondere Staging (das TxNxMx, näheres im Thread "Informationen zu Darmkrebs") und Grading (Gx) solltest Du für Dich wissen, damit wird man Deine Therapieoptionen wählen.

Ein guter Startpunkt für die Informationssammlung sind die S3-Leitlinien zum Kolorektalen Karzinom (Stand 2008, findest Du durch Googeln). Daran sollten sich die Ärzte bei Ihrer Behandlung halten, denn sie entsprechen dem State-of-the-Art bei der Krebstherapie. Ist ne Menge Fachchinesisch, kann man aber durch Googeln alles "übersetzen" und die Lektüre lohnt sich. Wenn man Dir etwas empfiehlt, was nicht der Leitlinie entspricht, frag den Arzt warum. Er sollte einen guten Grund dafür haben, andernfalls eine Zweitmeinung einholen!

Beim Rektumkarzinom wird in fortgeschrittenen Stadien zunächst, also vor der OP, eine Chemotherapie plus Bestrahlung durchgeführt, um den Tumor zu verkleinern und leichter operieren zu können. Manchmal kann man den Tumor damit bereits vollständig zerstören (wie beim Kollege Monschie hier im Forum), die Heilungsaussichten sind dann besonders hoch. Diese Behandlung nennt man "neoadjuvant". Die der OP nachgelagerte Chemo heisst hingegen "adjuvant", diese dient dazu, evtl. nach der OP noch im Körper befindliche Krebszellen zu vernichten. Die Chemos basieren meist auf 5-FU, bei höheren Stadien evtl. auch mit Oxaliplatin oder weiteren Mitteln (FOLFOX, FOLFIRI Regimes).

5-FU kann man als Infusion oder Tabletten (XELODA) verabreichen. Letzteres geht natürlich prima ambulant, Infusionen sind aber auch ambulant machbar (über einen Ballon). Es ist meist gut verträglich, die Nebenwirkungen sind in der Regel überschaubar. Wenn Platin hinzu kommt, wird es aber heftiger, kannst Du in einigen Threads hier nachlesen. Da jeder anders auf die Chemo reagiert, kann man aber keine Prognose abgeben, ob Du unter der Chemo noch arbeiten gehen kannst.

Bei mir war auch eher die Bestrahlung das Problem, ich hatte eine üble Proktitis und ziemlich häufigen und quälenden Stuhlgang. Da Dein Darm bereits vorgeschädigt ist halte ich es für wahrscheinlich, dass auch in Deinem Fall unangenehme Nebenwirkungen auftreten könnten. Insofern würde ich von der Arbeit unter der Vorbehandlung vielleicht eher Abstand nehmen. Und jeder vernünftige Arzt würde Dich dafür auch krankschreiben.

Die OP kann nicht ambulant gemacht werden. Dürften so um die zehn Tage im KH werden. Lass Dich bitte nur in einem zertifizierten Darmzentrum behandeln, da die Prognose entscheidend von den Fähigkeiten und der Erfahrung des Chirurgen mit bestimmt wird.

Arbeite an den Dingen, die du ändern kannst, und akzeptiere die Dinge, die sich nicht ändern lassen.

Viel Glück
Frank.
__________________
Adenokarzinom des Rektums, ED August 2009
Neoadjuvante Radiochemo, Oktober 2009
Operation Dezember 2009 (ypT2 pN0(0/12) G2 R0 L0 V0 cM0)
Adjuvante Chemo Januar - April 2010
Stoma RV Ende Mai 2010
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 16:21 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55