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  #16  
Alt 08.04.2007, 03:14
Benutzerbild von Melanie79
Melanie79 Melanie79 ist offline
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Standard Für den besten Papa der Welt

Lieber Papa,

genauso wie ich es schreibe meine ich es auch...für mich warst Du der beste Papa der Welt. Erinnerst Du Dich an den Schlüsselanhänger mit der selbigen Aufschrift, den ich Dir vor circa 15 Jahren geschenkt habe? Ich hab gesehen, dass Du ihn immer noch an Deinem Schlüssel getragen hast. Du glaubst gar nicht, wie gerührt ich darüber war, doch spürte ich auch einen beißenden Schmerz. Jetzt baumelt der Schlüsselanhänger an meinem Schlüsselbund, zusammen mit dem vergoldeten 1 DM Stück, dass ich Dir zum Währungswechsel schenkte.

Papa Du fehlst mir so unendlich...nicht nur mir, auch A., M. und den Geschwistern. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass ich am meisten trauere. Für alle geht das Leben gewohnt weiter, Di. war gestern im Spielcasino, nachdem er sich auf einer Feier volllaufen ließ. Ich versteh es einfach nicht!!! Wie kann man nach dreieinhalb Wochen wieder zur Tagesordnung übergehen?
Ich habe eine so unendliche Wut auf alle, die Dich zu Lebzeiten "mochten", und jetzt aber das Gefühl vermitteln, als wärst Du nie dagewesen.

Es verging bisher kein Tag, an dem ich nicht um Dich weinte. Ich denke immerzu an unsere letzten Momente. Du sagtest zu B, die am Tag vorher seit langem mal wieder bei uns war, dass es Dir besser gehen könnte, aber Du zufrieden bist, wie es momentan ist.
Es ist unglaublich, zuerst der blöde Krebs und am Ende, als es Dir nach all den Qualen wieder besser ging, reißt Dich der plötzliche Herztod aus dem Leben. Da machen wir uns über ein Jahr Tag für Tag Gedanken, wie es mit Deiner schweren schlimmen Krankheit weitergeht, und dann reißt Dich etwas von uns, womit wir gar nicht gerechnet haben. Warum mußtest Du dann noch die Schmerzen, die der Krebs mit sich brachte, ertragen? Über ein Jahr lebtest Du mit der Angst, dass es jeden Tag vorbei sein könnte, und genau an diesem Tag hattest Du gar keine Angst in Dir. Du hast Dein Handy über Nacht aufgeladen, Deine Odset Scheine lagen bereit zum aufgeben auf dem Tisch, Du hattest Pläne für's Wochenende und wie immer ein bißchen Bammel vor Deiner Nachsorgeuntersuchung, die 1 Woche später gewesen wäre. Weißt Du, ich hatte auch richtig Angst vor der Untersuchung. Sie wäre am Tag meines Geburtstags gewesen und ich hatte so schreckliche Angst, dass es vielleicht der schlimmste Geburtstags meines Lebens werden könnte, falls die Ärzte schlechte Nachrichten gehabt hätten. Nun ja, es wurde wirklich der schlimmste Geburtstag meines Lebens, ironischerweise aber nicht wegen meiner Ängste, sondern weil Du an dem Tag schon 8 Tage nicht mehr bei uns warst. Um Mitternacht habe ich nur geweint und geweint. Wie schön wäre es gewesen, wenn wir wie jedes Jahr zusammengesessen wären, Du mich umarmt-, mir gratuliert-, und mir die obligatorische Tüte gegeben hättest. Es war ein so einfaches Ritual, dass ich mir erst jetzt schätze, wo es nie wieder so stattfinden wird.
Papa ich kann den Moment nicht vergessen, in dem ich Dich da so liegen sah. Du sahst zwar so friedlich aus, aber Du warst tot, Du warst von einer Sekunde auf die andere von uns gegangen, obwohl es niemand wollte. Auch Du wolltest nicht gehen, das weiß ich. Und wir wollten Dich noch viel weniger gehen lassen.
Ich war so hilflos, als ich Dich da liegen sah, versuchte beinahe mit Gewalt, Dich zu "wecken" und war einen kurzen Moment sogar wütend, weil ich dachte Du lässt Dich hängen. Verzeih mir das! Ich wollte einfach nicht glauben, dass Du tatsächlich tot bist. Du warst für mich der Inbegriff der Stärke. Ich kenne so viele Krebskranke und weiß wie kraftraubend diese Krankheit ist. Du aber hast gekämpft wie ein Löwe und Dich nicht einen einzigen Moment unterkriegen lassen.
Ich lebe gerade die schwerste Zeit meines Lebens. Vielleicht mögen manche denken, dass man mit 28 alt genug ist um ohne Papa zu leben, aber ich hätte Dich noch so sehr gebraucht. Niemand kann mir helfen und ich will auch gar niemanden an mich ranlassen, weil ich weiß, dass mir niemand helfen kann. M. ist nicht fair zu mir, sie ist so ungerecht und teilweise gemein...vielleicht ist es ihre Art, mit der Trauer umzugehen, aber für mich macht es die ganze Situation noch schwieriger. Ich glaube Di. lacht sich sogar noch insgeheim in's Fäustchen, dass Mama und ich im Moment nicht miteinander klar kommen. Vielleicht eine Art Befriedigung, dass ich jetzt nicht mehr Papa's Liebling sein kann und auch mal was abbekomme. Ich fühl mich so alleine. A ist so klein, aber neben Da. die einzige, die versucht mich zu trösten. Aber ich bin manchmal ungerecht zu ihnen, weil mir alles zuviel wird. Im Gegensatz zu M. gebe ich das aber hinterher zu und entschuldige mich bei ihnen. Ich versteh ja, dass ihre Nerven genauso blank liegen wie meine, aber warum versteht sie mich nicht ein bißchen? Für mich ist der Verlust mindestens genauso schmerzhaft wie für sie. Und Du wolltest doch immer, dass wir zusammenhalten. Es ist alles so furchtbar! Ich überlege wirklich ganz im Ernst zu Da nach Italien zu gehen. Am liebsten würde ich alle Brücken hinter mir abreißen und ganz von vorne anfangen, vor allem jetzt, wo M. immer nur versucht Streit mit mir anzuzetteln. Das einzige was mich zögern lässt ist, dass Du das wahrscheinlich nicht gewollt hättest. Du wolltest, dass ich mich um M. kümmer und ich denke Du hast gesehen, dass ich das seit Deinem Tod wirklich gemacht habe, ohne wenn und aber. Aber ich habe keine Kraft mehr, ich fühl mich total alleine und hilflos. Am meisten aber macht mich die Tatsache verrückt, dass Du noch hierbleiben wolltest. Ich kann nicht damit leben, dass Du über ein Jahr gekämpft hast, die letzten Monate, angesichts Deiner Krankheit, gut beisammen warst, und dann so plötzlich gehen mußtest.
Klar kann man sagen, dass es für Dich besser war, weil Dir so der Krebstod erspart blieben ist, aber trotzdem, oder gerade deswegen, ist es so schwer, es zu akzeptieren. Die Angst, dass Dich der Krebs langsam aus dem Leben reißt, saß uns allen permanent im Nacken, vielleicht ist es deswegen für uns Angehörige noch schlimmer, dass es am Ende so plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung passierte.

Papa, wir beide waren keine Personen von großen Worten und wir waren auch keine Gefühlsredenschwinger. Du hast mir auf Deine Art immer gezeigt, wie sehr Du mich liebst und ich hab es Dir auf meine Art gezeigt.
Aber jetzt sage ich es Dir ganz klar und deutlich...ich liebe Dich! Ich bin so glücklich, dass ich Dich, den besten Papa der Welt, haben durfte und ich danke Dir aus tiefstem Herzen für alles, was Du für mich und A. getan hast!
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  #17  
Alt 08.04.2007, 13:14
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Melanie79 Melanie79 ist offline
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Standard AW: Für den besten Papa der Welt

Lieber Papa,

wo immer Du jetzt auch bist, ich wünsche Dir ein schönes, frohes Osterfest.
Du weißt wie gern ich normal immer die Wohnung nach Jahreszeit dekoriere, aber dieses Jahr kann ich einfach nicht. Dafür habe ich Dein Grab ein bißchen osterlich geschmückt.
Du fehst mir unendlich...
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  #18  
Alt 15.04.2007, 18:00
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Melanie79 Melanie79 ist offline
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Standard AW: Für den besten Papa der Welt

Hallo Papa,

Gestern war es genau ein Monat her, dass Du uns verlassen hast. Es ist unfassbar, mir scheint es wie 1 Woche.
Draußen scheint die Sonne (gestern hatten wir 28 Grad) und eigentlich könnte man sich an so vielem, was der Frühling mit sich bringt, erfreuen...wenn Du nicht so unsagbar fehlen würdest.
Es verging noch kein Tag, an dem ich nicht um Dich geweint habe und es vergeht keine Minute, in der ich nicht an Dich denke.

Die Welpen sind schon so groß geworden, zu schade dass Du sie nicht sehen kannst. Gestern haben sie das erste mal selbst gegessen. Ich denke, dass ich sie in 3 Wochen hergeben werde. Du weißt ja, dass B. das Weibchen nimmt, sollte sich für das Männchen nix ergeben, behalten wir ihn selbst. Ich weiß, was Du jetzt sagen würdest..."Noch ein Hund??? Du mußt ja nen Schlag haben".
Aber ich bring es einfach nicht über's Herz, ihn an "irgendjemanden" abzugeben.

Morgen beginnt für A. wieder die Schule. Ich denke, dass es ihr gut tun wird, so ist sie abgelenkt.

Papa Du fehlst uns allen so sehr...wo immer Du auch bist, ich hoffe, dass es Dir gut geht und Du die Ruhe gefunden hast, die Du hier auf Erden nie hattest.
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