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  #1  
Alt 05.10.2013, 16:02
Mathias974 Mathias974 ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Ich möchte als betroffener zum Thema Kampf etwas schreiben.
Meine Diagnose ist gerade mal 6 Monate alt. Ich habe Gallenblasenkrebs plus Lymphknotenmetastasen, wurde zweimal operiert, wobei die letzte Radikal war. Zwei Segmente der Leber raus, Gallenblase raus, Lymphknoten raus u.s.w.
Erst hieß es ich wäre zu jung für diese Krebsart, dann sie haben Krebs aber noch glück gehabt und dann halt die befallenen Lymphknoten.
Ich befinde mich nun seit 12 Wochen in der Chemo und habe noch mindestens 14 Wochen vor mir. Diese ganze Situation ist "KAMPF", egal wie man es sehen will. Die Chemo alleine fordert einen alles ab, mit jeden Zyklus wird es schlimmer. Jedesmal hängt man fünf Stunden an der Nadel bis alle Infusionen drin sind, das steckt man physisch und psychisch nicht einfach so weg und wer es sagt verdrängt da wohl mehr.
Ich habe mich zum Kampf entschieden und auch ich werde es sein der sich irgendwann, gegebenenfalls dagegen entscheiden wird, denn niemand trägt die eigenen Schuhe.
So gut ich die Angehörigen verstehen kann aber letzten Endes ist es meine Entscheidung wie und in wie viel Würde ich etwas beenden will.
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  #2  
Alt 05.10.2013, 21:59
simi1 simi1 ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Zitat:
Zitat von Mathias974 Beitrag anzeigen
Ich habe mich zum Kampf entschieden und auch ich werde es sein der sich irgendwann, gegebenenfalls dagegen entscheiden wird, denn niemand trägt die eigenen Schuhe.
So gut ich die Angehörigen verstehen kann aber letzten Endes ist es meine Entscheidung wie und in wie viel Würde ich etwas beenden will.
Und diese Entscheidung mussten letztlich wir für unsere Tochter treffen. Genau dies quält mich seit Monaten.
Natürlich gab es viele gemeinsame Gespräche mit und ohne Ärzte zu diesem Thema. Sie hat sich auch sofort für das Kämpfen entschieden und diese Entscheidung aufrechterhalten, bis es aussichtslos wurde.
Aber stellt man in einer solchen Situation die Alternativen wirklich objektiv und wertfrei gegenüber? Wohl kaum ....

Viele Grüße
Simi
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  #3  
Alt 05.10.2013, 22:28
Mathias974 Mathias974 ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Hallo Simi,

klar tut mir das leid für euch, ist sicherlich keine einfache Entscheidung gewesen.
Ich werde alles soweit abklären mit Patientenverfügungen, denn ich will nicht das sich andere darum kümmern müssen. Als schwer kranker Patient stehen dir ja heute Gott sei dank vielerlei Hilfen zur Verfügung. Auch das sind dann leider die unangenehmen Sachen über die man sich Notfalls Gedanken machen muss.

Was ich noch dabei sagen muss, ich habe da eh eine sehr scharfe Einstellung zu, ich habe selbst meinen Vater vor 3 Jahren verloren. Auch da war im Vorfeld geklärt wann Schluss ist, denn eines der größten Probleme ist die Angst vorm loslassen. Ich war froh als nach drei Tagen Todeskampf alles vorbei war, weil ich mich im Vorfeld schon damit auseinandergesetzt habe das es bald vorbei sein wird. Für einige hört sich das Herzlos an, was es mit Sicherheit aber nicht ist, ich habe nur im Leben schon vieles mitmachen müssen.

Geändert von Mathias974 (05.10.2013 um 22:32 Uhr)
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  #4  
Alt 05.10.2013, 22:46
simi1 simi1 ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Hallo Mathias,

ich war damals auch froh, als mein Vater "endlich" gestorben ist. Er hatte eine unheilbare neurologische Erkrankung und konnte gar nichts mehr selbst tun - auch nicht sprechen.
Wobei ich sagen muss, dass sein Tod nur für uns, als pflegende Angehörige, eine Erlösung war. Er hatte trotz seines vollkommen hilflosen Zustandes einen unbändigen Lebenswillen. Wollte so lange durchhalten, bis die medizinische Forschung diese Krankheit heilen kann.
Im gesunden Zustand war er sogar ein Befürworter von Sterbehilfe bei aussichtslosen Prognosen. Als er selbst in dieser Situation war, wollte er nur leben leben leben.

Alles Gute für dich
Simi

Geändert von simi1 (05.10.2013 um 22:52 Uhr) Grund: Wort vergessen
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  #5  
Alt 06.10.2013, 03:50
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Zitat:
Zitat von Mathias974 Beitrag anzeigen
So gut ich die Angehörigen verstehen kann aber letzten Endes ist es meine Entscheidung wie und in wie viel Würde ich etwas beenden will.
Hallo Mathias,

das ist richtig . Die Patientenverfügung drückt das aus, was der Vollmachtgeber 'will'. Sie gibt den Angehörigen (bzw. den Bevollmächtigten) und Ärzten allerdings nur Rechtssicherheit für den Fall der Fälle. Der Vollmachtgeber gibt seinen Willen kund und übergibt die Entscheidung in vollem Umfang an die Bevollmächtigten, sobald er (oder sie) nicht mehr selbst entscheiden kann.

Die Patientenverfügung nimmt den Bevollmächtigten jedoch keineswegs die Verantwortung ab, bzw. die Entscheidung, was dann tatsächlich getan wird. Der Bevollmächtigte im speziellen ist keineswegs gesetzlich, sondern lediglich moralisch verpflichtet, den Willen des Vollmachtgebers zu erfüllen. Außerdem wird sich bei bestimmten Entscheidungen, z.B. das Recht auf Leben, das Amtsgericht einschalten (bzw. muss eingeschaltet werden) und zum Ersten die Patientenverfügung selbst überprüfen und zum Zweiten, ob die Voraussetzungen für das Umsetzen der Verfügung überhaupt gegeben sind. Das zum Schutz des Patienten vor falschen und/oder willkürlichen Entscheidungen von Bevollmächtigten und Ärzten.

Der Vollmachtgeber sollte sich bewusst sein, welche Bürde und Verantwortung er den Bevollmächtigten auflastet. Denn sie sind es, die letztendlich eventuell über Leben oder Tod eines anderen Menschen bestimmen müssen.


Liebe Simi,

ich mag mir gar nicht auszumalen, wie das für mich wäre, solche Entscheidungen wie ihr als Eltern fällen zu müssen. Sicher habt ihr den Willen eurer Tochter respektiert, doch musstet ihr letztendlich die Entscheidungen unterschreiben und damit die volle Verantwortung übernehmen. Obwohl nach dem Willen eurer Tochter, kann ich mir Gewissenskonflikte, Zweifel, Angst, Trauer und durchwachte Nächte vorstellen. Vor allem auch jetzt noch, da eure Tochter nicht mehr zu kämpfen braucht.

Das ist der Kampf gegen den Krebs, dem die meisten Angehörigen ausgesetzt sind. Ein Kampf, in dem man oft nur hilflos an der Seite stehen kann. Schlimmstenfalls ist es so, dass dieser Kampf nicht damit endet, dass der des Betroffenen vergebens war. Denn während der Betroffene kämpft, kann dieser in der Regel seine Entscheidungen, oft mit der Unterstützung von Angehörigen/Ärzten, selbst treffen bzw. eine Fehlentscheidung eventuell revidieren. Ist dieser Kampf jedoch vorbei, müssen Hinterbliebene mit ihren Entscheidungen und, wenn auch sehr oft nur vermeintlichen, Fehlentscheidungen leben.

Ich finde es gut, dass sich Vertreter/Vertreterinnen aller Gruppen beteiligen und das sachlich und in gegenseitigem Respekt. Vielleicht hilft es dem oder der Einen oder Anderen mal für einen kurzen Augenblick über den eigenen Tellerrand zu schauen. Es kann nichts schaden.


Alles Liebe und eine gute Nacht,

Helmut
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  #6  
Alt 06.10.2013, 13:12
J.F. J.F. ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Hallo zusammen,

nun, ich begebe mich doch wieder in diese Gesprächsrunde (mit dem Begriff Diskussion verbinde ich andere Dinge = Assoziationen).

Mathias, Du befindest Dich mitten in der Therapiephase, also in der aktiven Zeit des Handels. Deine Gedanken über den letzten Weg ist normal, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass nur das Gespräch mit demjenigen, der die Vollmacht erhalten hat, wirklich klar und deutlich werden lässt was Du an Wünschen hast.

Evelyn, Du hast 2011 und dann erst wieder 2013 hier geschrieben, also immer außerhalb Deiner aktiven Krankheitsphase. Dein Weg erinnert mich ein bisschen an eine Bekannte, die ebenfalls sehr esoterisch angehaucht ist. Ein Weg. Ich bin erdverbunden . Aber dies ist völlig unwichtig, solange Dein Weg Dir hilft. Und das tut es wohl . Aber aus Deinen Beiträgen kann man sehr wohl erkennen, dass auch Du Kämpfe ausgefochten hast. Bis hin zu diesem - Deinen Weg.

Du siehst, ich habe mir Deine Beiträge angeschaut.
Nur so nebenbei, ich bin ein weiblicher Schreiberling
Und noch etwas. Du hast mir die Frage gestellt, ob das Leben nur Kampf sei. Mmmh, da hast Du dann einen Satz wohl überlesen:
Zitat:
Und geniesse in den Zwischenzeiten das Leben
. Ich musste mich zwar von einigen Hobbys, wie dem wandern, schweren Herzens verabschieden, aber bei der Vielzahl der Hobbys fällt das dann wiederum nicht ins Gewicht

Helmut hat vieles, was ich in anderen Worten ausgedrückt habe, ausführlicher dargelegt. Ja, Helmut, Du bist ein Akrobat des Wortes. Und das mit einer scheinbar leichten Feder. Bei Dir darf man davon ausgehen, dass Du nichts unüberlegtes schreibst . Deswegen hast Du mich mit zwei Sätzen schon überlegen lassen, ob und was es mir und den anderen eventuell sagen soll. Gerade vorher habe ich in einem Thread gelesen, dass sich jemand gefreut hat einen Marathon wieder zu laufen. Und so die Hoffnung auf ein normales Leben gerade wieder einen Sprung nach vorne gemacht hat. Jeder hat so seine Ziele, die er mit Normalität verbindet. Wünsche, die er gerne wieder aufnehmen möchte, weil es ihm Spaß und Freude macht. Manche Hoffnungen sind klein, aber sie sind da. Wangi weiß genauso wie ich, dass selbst die kleinsten wiedergewonnenen Bewegungen einen Sieg darstellen. Selbst nach bald sieben Jahren gibt es Momente, da halte ich inne und denke, wau, das konnte ich gestern noch nicht. Diese stillen Momente sind Gold wert . Werden aber vom Umfeld ggf. entgeistert wahrgenommen, weil man eben die Problematik nicht kennt, denn der Betroffene geht damit nicht hausieren. Warum auch? Denn nach sieben Jahren mit vielen großen und noch mehr kleinen Operationen ist man müde von seinen Auas ´s zu erzählen.

Kerejon, Du weißt schon, dass Ihr Chirurgen von vielen als ihr Schutzengel bezeichnet werdet? Mal davon abgesehen, auch Du bist ein Held.

Simi, auch hier hatte ich, wenn auch in meiner Art der Kurzform, hingewiesen, dass Angehörige Entscheidungen treffen müssen, die für alle letztendlich die Möglichkeit aufbietet weiter machen zu können. Was wäre wenn, warum habe ich das gemacht und viele andere Fragen werden Dich immer begleiten. Leider. Wir ein Volk der Dichter und Denker, wir denken manchmal zu viel. Grübeln würde man dann für die negativen Gedanken sagen. Die Diskussion mit sich selber bringt nichts, sie zieht nur runter. Denn bei einer Diskussion will einer der Gesprächsparteien Recht behalten, als Sieger vom Platz gehen. Lass es. Auch wenn es Dir jetzt nicht viel hilft, so ist eins sicher, Du hast ein offenes Auge und Ohr. Sonst hättest Du in Deinem Posting nicht schreiben können, was die Familie des Mitpatienten ausgestrahlt hat. Es wird ein langer Weg bis Du erkennst, dass es in diesem Moment die Entscheidungen waren, die getroffen werden mussten. Ansonsten bist Du bei der to-do-Liste von Helmut (Punkt 1 oder 3).

Chili, die (Chemo-)Threapien sind so unterschiedlicher Natur . Ich komme aus dem Hautkrebsforenteil. Hier darf der Betroffene dreimal die Woche selber für (i.d.R.) 18 Monaten die Spritze setzen, da gibt es niemanden, der das macht. Also hat es der Betroffene zirka 216 x in der eigenen Hand eine Entscheidung zu treffen. Für oder gegen. Wer Infusionen bekommt, wird ebenfalls bei jedem Gang aus dem Haus vor der Entscheidung stehen: gehe ich oder gehe ich nicht. Das sich in den Stuhl setzen, auf die Liege legen etc ist dann die Folge der Entscheidung. Also auch wieder aktiv geworden.

Und wie wir alle mehr oder minder geschrieben haben, so gefällt mir Kerejon´s Aussage am Besten:
Zitat:
An der Krankheitsakzeptanz werde ich mich dann versuchen, wenn ich wieder auf trockenem Boden stehe.
Genauso so ist es. Nur dauert es bei manch einem länger bis er wieder auf trockenem Boden steht.
Und sich neu orientiert hat. Manche Dinge muss man von der Lebensliste streichen, manche kommen neu dazu, andere bekommen eine neue Gewichtung. Das gilt auch für die Menschen, die einen begleiten

Und da wäre ich bei Ilse. Du schreibt häufig und gerne, dass Deine Familie und Dein Umfeld Dich unterstützt. Ich denke, dass hier auch das Lebensalter, in dem der Krebs auftritt, eine wesentliche Rolle spielt. Junge Menschen, Teenager, wollen nicht unbedingt mit Krankheit konfrontiert werden, ihr Schwerpunkt liegt im Leben erfahren, nicht ums Leben kämpfen. Wird man älter, so werden die Erfahrungen sich mehren und man hat mit seinen Freunden schon das ein oder andere gestemmt. Trotzdem gibt es Weggabelungen in allen Altersgruppen. Und dann ist wieder eine Entscheidung fällig. Mit oder ohne Kampf

In diesem Sinne
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Geändert von J.F. (07.10.2013 um 08:31 Uhr) Grund: Schreibteufelchen
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  #7  
Alt 06.10.2013, 18:15
evelyn-wieda evelyn-wieda ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Wie immer ein nettes Hallo in die Runde,

nachdem mein lieber Besuch weg ist und ich wieder Zeit für den PC finde, besuche ich das Forum und bin einfach erstaunt, denn es ist ja hier richtig viel Interessantes, Nachdenkens wertes geschrieben worden. Wirklich schön, wie offen hier alle diskutieren.

Ach ja, und da streite ich wieder mit mir selber wegen diesem Wort „Kampf“, was ich für mich irgendwie nicht mag. Jedoch bin ich nach dem Lesen und auch gerade wegen Ilses trefflichen Worten etwas nachdenklich geworden, musste über mich selber schmunzeln. Ich habe wohl gekämpft und kämpfe nach wie vor, nur, ich nenne es anders – für mich ist es ein Handeln, ein vielleicht manchmal straffes Vorwärtsgehen auf meinem Weg oder so etwas. So möge man es mir nachsehen, wenn ich nach wie vor das Wort kämpfen für mich selber nicht verwende, es eventuell mit meiner Benennung jedoch meine.

@ Kerejon
Schön wieder von dir zu lesen und dieses Mal klingt es für mich mutiger, weil es mutig macht, kraftvoller, weil es Stärke vermittelt und Raum fürs Vorwärtsgehen lässt. Und Helden sind wir irgendwie alle, jeder auf seine Art und Weise und du bist auch ein Held, der seinen eigenen Lebensweg meistert.

@ Ilse
Herzlichen Dank noch einmal für deine Worte und das Augenzwinkern, es hat mich über mich selber schmunzeln lassen und ja, Du hast Recht. Ist schon manchmal niedlich, wie man über sich und die Dinge nachdenkt und hingewiesen wird.

@ Simi
Mein tiefes Mitgefühl für dich und deine Familie. Du beschreibst sehr intensiv, wie sich Angehörige fühlen, wie sie leiden und oft an ihre Grenzen stoßen und dann noch schwerwiegende Entscheidungen treffen müssen. Und ja, liebe Simi, du, ihr musstet Entscheidungen treffen so oder so – weil eure Tochter das noch nicht konnte. Und eure Entscheidung war die Entscheidung für die Hoffnung.

Im Nachhinein sieht es vielleicht falsch aus, doch es hätte auch anders ausgehen können, dann würde die Entscheidung richtig aussehen.

Von Herzen wünsche ich dir, dass du mit dir und deinen Entscheidungen irgendwann Frieden schließen kannst und dein tägliches Gefühlschaos aufhört sich zu drehen.
Alles erdenklich Liebe und viel Kraft für euch.

@ Helmut
Wie immer mag ich deine Diskussionsbeiträge sehr gerne lesen. Du drückst dich sehr gut aus und sprichst ehrlich an, was du empfindest und wissen möchtest.
Du schreibst z. B.
Zitat:
"Dazu muss man sich als Angehöriger/Betroffener/Arzt sehr wohl in die Psyche und die Lage des oder der (anderen) Erkrankten hinein versetzen oder es zumindest versuchen.“
Das ist ein heikles Thema. Es gab eine Zeit, da wollte ich z. B. nicht, dass meine Lieben mich im desolaten Zustand sehen, dass ich vor ihnen jammere oder so und meine Lieben wiederum wollten nicht, dass ich ihre Ängste kenne, dass ich ihre Schuldgefühle wahrnehme. Ein Drama auf beiden Seiten. Bis wir uns ausgesprochen haben, bis wir offen miteinander geredet haben. Heute gehen wir alle sehr offen mit unseren Gefühlen um. Doch ich von mir kann nicht sagen, dass ich mich wirklich in die Psyche oder die Lage von meinen Kindern, meinem Freund, meinen Lieben … hinein versetzen kann, ich kann sie erahnen. Aber wir haben in dieser Zeit viel voneinander gelernt, ja sind sogar mehr zusammen gewachsen und wir achten und respektieren einander sehr. So ist für mich mein persönliches Umfeld einfach schön, harmonisch trotz vieler unterschiedlicher Meinungen und es trägt halt mit dazu bei, dass ich meinen Weg gehen kann.

Noch schwieriger wird es ja mit den Ärzten und Therapeuten. Ein offener, guter Arzt, der sich Zeit nimmt, der sich ehrlich mit mir auseinander setzt ist gar nicht so einfach zu finden. So bin ich ganz sehr dankbar, dass ich einen tollen Hausarzt gefunden habe, dass mich eine gute, taktvolle Onkologin begleitet, dass ich einen Internisten habe, der an mich glaubt, und ich Therapeuten an meiner Seite weiß, die mich alle so nehmen wie ich bin, die mich respektieren und achten und mit mir diskutieren und meine Einstellung kennen und anerkennen. Aber ich würde nicht behaupten, dass sie sich in mich hineinversetzen können und auch wollen oder müssen, jedoch finden sie oftmals die zur rechten Zeit die rechten Worte.

Und was mir persönlich total wichtig ist, ich vertraue ihnen total.

Ferner schreibst du:
Zitat:
„Das Ziel? Friede. Mit sich, dem Krebs, dem Leben. Glückwunsch an jeden, der das schafft. Auch dann, wenn es so ausgeht: es war schwer, aber auch sehr schön.“
Wunderbar ausgedrückt. So wünsche ich, Frieden in sich spüren, in der Mitte sein und gut leben trotz all der Umstände, die so sind, wie sie sind und dann am Lebensende nicht nur an der letzten Phase gemessen zu werden, sondern als Person gesehen zu werden, die gerne gelebt hat, die das Leben genossen hat und glücklich war.
Danke.

@ Matthias
Ja, du, ich, wir entscheiden einzig und alleine, wie es weitergeht, ob es weitergeht.

@ J.F.
Schön das du wieder dabei bist, deine Beiträge bereichern die Diskussion und sorry, wenn ich in dir einen männlichen Schreiberling gelesen habe. Soll nicht noch einmal vorkommen, versprochen.
Da kannst du einmal sehen, dass ich mir wenig Mühe gegeben habe, herauszufinden, wer hinter J.F. steckt. Du hast dir hingegen verdammt viel Mühe wegen mir gegeben. Mir ist ja gar nicht bewusst gewesen, welchen „Schreibrhythmus“ ich hier im Forum zu Tage lege.

Doch warum denkst du, das hat etwas mit meiner aktiven Krankheitsphase zu tun? Hm, und überhaupt, was verstehst du unter einer „aktiven“ Krankheitsphase?
Und wenn du mit „esoterisch“ Glauben meinst, dann ist mein Weg nicht nur angehaucht, sondern dann ist er so. Ja, ich glaube und stehe auch dazu.

Nun möchte ich noch allen einen guten Abend wünschen, viele Momente, die einem gut tun.

Alles Gute
Evelyn

Geändert von evelyn-wieda (06.10.2013 um 18:17 Uhr) Grund: Fehlerteufel
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  #8  
Alt 06.10.2013, 22:43
Kerejon Kerejon ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Liebe Evelyn,

Vielen Dank für Deinen Beitrag, ja für alle Deine Beiträge. Es ist in meinen Augen schon interessant, wie sehr dieses Thema und folgende Beiträge einen großen Zuspruch bringen. Ich lese Beiträge von Angehörigen ( teils trauernd) und Betroffenen, doch ein Muster in den niedergeschriebenen Gedanken sehe ich nicht, teils, weil es meine Situation nur unzureichend wiedergibt und ich mir auf keinster Weiße anmaßen möchte, diese zu beurteilen. Darum der Satz mit den Helden, denn... Um ehrlich zu sein, kostet es mich ein jedes mal eine nicht unerhebliche Überwindung hier etwas zu schreiben. Kämpfen oder nicht? Ist das überhaupt ein Kampf? Machen meine Zellen nicht sowieso was sie wollen? Ich stecke mittendrin in diesem Zwist und warte nur noch auf die Richtung in die sich die Waage neigen wird... Dann sehe ich weiter...

Euch meine besten WÜnsche und liebe Grüße

Kerejon

Geändert von Kerejon (06.10.2013 um 22:46 Uhr)
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  #9  
Alt 07.10.2013, 00:55
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Naja, Kerejon,

es schadet bestimmt nicht, wenn man auf die Waage mal ein kleines Gegengewicht legt, um sie für sich günstiger zu stimmen. Deine Zellen machen nur scheinbar das, was sie wollen. Höchstens das, was sie nach den Regeln von Chemie und Physik tun müssen. Leider sind uns diese Abläufe, die Regeln, nicht so genau bekannt, als dass wir immer genau das richtige Gegengewicht fänden. Ein Gegengewicht gibt es, welches immer passt: das mentale, emotionale. Nicht zu unterschätzen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man als Betroffener oft mitten im Wald steht und nicht weiß, für welchen Baum man sich entscheiden soll. Versteht mich nicht falsch. Ich meine das in dem Sinne: welchen Baum verarbeite ich zu Brennholz, damit die Suppe am köcheln bleibt.

Das ist auch genau das Gegengewicht von dem Evelyn und andere schreiben: "Sich nicht bestimmen lassen", "sich auf das Leben konzentrieren". Im Prinzip ist es ja auch ziemlich egal, wie man das ausdrückt. Ob so oder so. Der Weg ist das Ziel und da sind viele Mittel einfach nur recht.

Oben irgendwo hab ich mal von Wortbedeutung gesprochen. Oft lohnt sich auch die Mühe, mal bei Tante Wiki oder ihren Verwandten rein zu schauen, woher ein Wort kommt und was es im eigentlichen Sinne bedeutet. Der heutige Gebrauch, bzw. der persönliche Sinn, kann sich davon gewaltig unterscheiden.

Evelyn, ich gebe dir recht, was das Hineinversetzen in die Psyche anderer betrifft. Das ist ne gefährliche Kiste und Irrtümer können fatale Folgen haben. Ich bin ja kein Psychologe oder ähnliches und selbst die liegen manchmal daneben. Nur, ich habe eine wichtige Erfahrung gemacht: wenn man es zumindest versucht, sich der Gefahr bewusst ist, sich bewusst ist, vielleicht den anderen zu verletzen und/oder auch sich selbst und die eigene Angst davor beherrschen kann ... wie kann man sonst jemandem ernsthaft helfen? Im realen Gespräch schaue ich meinem Gegenüber in die Augen: sie sind das Fenster zur Seele. Ich beobachte ihn (oder sie) und mit etwas Erfahrung kann man durchaus sehen, ob man richtig oder falsch liegt und entsprechend reagieren und ganz vorsichtig weiter tasten oder einen Rückzieher machen. Das braucht schon etwas Mut. Hier, im geschriebenen Leben, ist das schon wesentlich schwieriger, manchmal unmöglich.

Zum Thema Entscheidungen. Eine Entscheidung ist immer richtig, wenn sie nach bestem Wissen und Gewissen gefällt wurde. Selbst dann, wenn sie falsch war.

Für mich ist das eine eiserne Regel geworden. Hat lange gedauert. Ohne diese Regel hätte ich heute noch an so manchen Dingen gehörig zu knabbern. Nur die wenigsten Betroffenen oder Angehörigen sind Mediziner oder gar allwissend. Der Arzt hat seinen Beruf studiert und besitzt entsprechende Erfahrung und ein großes Fachwissen. Der Betroffene oder Angehörige ist meist absoluter Laie und soll von Null auf Hundert quasi zum Arzt werden? Man sollte sich dieses Umstandes schon bewusst sein oder es zumindest später werden. Natürlich gibt es Betroffene, die nach einiger Zeit in Bezug auf ihre Erkrankung so manchem Facharzt mehr als nur das Wasser reichen können. Doch das ist nicht die Regel.


Eine gute Nacht,

Helmut

PS: Übrigens, J.F., die Blumen behalte ich, die bekommst du nicht mehr zurück.

Nochn PS: Wieso nur zwei (2) Sätze?
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  #10  
Alt 07.10.2013, 10:15
J.F. J.F. ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Zitat:
Zitat von HelmutL Beitrag anzeigen
Oben irgendwo hab ich mal von Wortbedeutung gesprochen. Oft lohnt sich auch die Mühe, mal bei Tante Wiki oder ihren Verwandten rein zu schauen, woher ein Wort kommt und was es im eigentlichen Sinne bedeutet. Der heutige Gebrauch, bzw. der persönliche Sinn, kann sich davon gewaltig unterscheiden.

PS: Übrigens, J.F., die Blumen behalte ich, die bekommst du nicht mehr zurück.

Nochn PS: Wieso nur zwei (2) Sätze?

Hallo Helmut,

och , ich weiß die Definition von Diskussion schon und bin mir auch nicht zu schade Begriffe nachzuschlagen. Und sie dann trotzdem aus meiner Sicht nicht zu mögen und dies auch zu erläutern .
Und ist dies nicht gerade der Grund dieses Threads? Definitionen, Auslegungen zu besprechen, Vergleiche heranzuziehen?

Keine Angst, die Blümchen darfst Du getrost behalten . Ich habe Dir diese schon des öfteren offeriert Wer kann, der kann ...

Ja, ich habe mich nur zweimal gefragt, hmmm, watt soll mir das sagen
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  #11  
Alt 07.10.2013, 16:25
simi1 simi1 ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Hallo,

vielen Dank für eure Beiträge, die mich zum weiteren Nachdenken angeregt und auch ein wenig Entlastung für mein Gewissen gebracht haben.

Zitat:
Zitat von evelyn-wieda Beitrag anzeigen
Im Nachhinein sieht es vielleicht falsch aus, doch es hätte auch anders ausgehen können, dann würde die Entscheidung richtig aussehen
Du hast natürlich recht, Evelyn: Wir haben bei Erstdiagnose und den beiden vorangegangen Rezidiven im Nachhinein nie überlegt, ob unsere Entscheidung richtig war. Sie war ja in Remission, es ging ihr besser und wir hatten die Hoffnung, dass die Leukämie nicht wieder kommt. Im übertragenen Sinne galt das alte Sprichwort: Wer heilt hat recht!

Dennoch lassen sich Zweifel und Schuldgefühle nicht unterdrücken. Es drängt sich stets die Frage auf, ob uns die Hoffnung blind für die Realität gemacht hat. Oder um bei den Sprichworten zu bleiben: Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.

Haben wir es vielleicht doch zu "weit getrieben"? War unser Handeln durch und durch verantwortlich? Gab es nicht im Therapieverlauf Stationen, an denen wir hätten innehalten und eventuell unsere Entscheidungen revidieren müssen?
Und die Kernfragen: Hat unser Verhalten möglicherweise unserer Tochter das Gefühl vermittelt, für uns kämpfen zu müssen? Haben wir sie unbewusst unter Druck gesetzt - ihr eine selbstbestimmte Entscheidung unmöglich gemacht?

Mit dem Wissen um den Ausgang, haben wir jedenfalls ganz klar zu lange gekämpft. Sie hatte keine Lebensqualität mehr. Wir konnten langgehegte Wünsche nicht mehr erfüllen.
Das sei alles nicht wichtig, meinte sie in ihren letzten Tagen, Hauptsache wir seien bei ihr und ließen sie nicht alleine. Alleine dieser Wunsch hat Erfüllung gefunden.

Lieben Dank und alles Gute euch allen
Simi

Geändert von simi1 (07.10.2013 um 16:35 Uhr) Grund: Tippfehler
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  #12  
Alt 07.10.2013, 19:31
evelyn-wieda evelyn-wieda ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Einen netten Gruß in die Runde,

Lieber Kerejon,
ich glaube, ein Muster wirst du auch nicht finden können. Weißt du, wir alle, ob Betroffene, Angehörige, Behandelnde sind alle anders mit eigenen Vergangenheiten, unterschiedlichsten Gedanken, Gefühlen, Diagnosen und all das prägt das JETZT des jeweiligen.

Genau aus diesem Grund sind für mich Krebsformeln, Prognosen oder Statistiken so was von wurscht, es ist für mich ein Zahlensalat, der mir nicht schmeckt. Ich bin kein Zahlenmix, ich bin ein Mensch und Menschen fallen aus all den festgeprägten Mustern heraus oder passen nicht hinein, weil sie so unterschiedlich sind wie Regentropfen und ja, auch hin und wieder Wunder erleben. Und davon gibt es glaube ich mehr, als wir denken.

Vielleicht magst du ja auch ein wenig Glaube, Hoffnung, Vertrauen in die eine Waagschale deiner Lebenswaage legen und aus der anderen Seite etwas Zahlensalat, Angst, Kopfkino nehmen.
Dein gemaltes Bild mit der Waage ist schön und treffend und ich male einfach einmal weiter. Denn ich weiß, wie schwer es war, sich überhaupt zu bewegen, weil ich eine Heidenangst hatte, in welche Richtung die Waagschale ausschlagen könnte.
Ich habe auch ausgeharrt, ich war versteinert.
Dann erkannte ich, dass das nur ein Stillstand war, ein immer tieferes Versinken und das wollte ich nicht mehr, ich wollte vorwärts gehen – egal wohin, nur vorwärts gehen und aus dem schwarzen Tal wegkommen. Und siehe da, schon mit einer kleinen Veränderung meiner Position sah ich Sonnenlicht – sprich, ich veränderte meine Einstellung und meinen Fokus.

So wünsche ich dir von Herzen, dass du ein ganz klein wenig die Waagschale beeinflusst und freue mich sehr, wieder von dir zu lesen.

Lieber Helmut
Na, was soll ich schon schreiben, wie: du hast dich wieder perfekt ausgedrückt. Bist ein Meister des Wortes und es ist gut, dass du hier bist.

Was du über das Hineinversetzen in die Psyche anderer schreibst ist höchst interessant und ja, es gehört eine gehörige Portion Mut und Fingerspitzengefühl dazu. Selber bin ich auch gerne so eine Zuhörtante und gebe meinen eigenen Senf kund. In einem anderen Thread habe ich einmal darum gebeten, dass mir die Beteiligten erklären, warum sie so denken. Ich konnte es nicht verstehen und wollte es unbedingt. Eine Frau antwortete mir sinngemäß: Du musst das auch nicht verstehen, weil du es auch gar nicht verstehen kannst, sondern es ist schon gut, wenn du es akzeptierst.
Und richtig. Sie hatte recht. Ich kann gar nicht wie andere fühlen und denken, aber ich kann sie achten, respektieren und akzeptieren. Dabei ist für mich wichtig, dass ich ungeheuer viel lernen kann und dass mich solche Diskussionen zum Nachdenken anregen und mir wieder neue Wege eröffnen.

Dafür möchte ich mich herzlich bedanken.

Ferner schreibst du:
Zitat:
Eine Entscheidung ist immer richtig, wenn sie nach bestem Wissen und Gewissen gefällt wurde. Selbst dann, wenn sie falsch war.
Dem möchte ich mich einfach nur gerne anschließen.

Liebe Simi,

deine Zeilen berühren mich und ich kann es mir gar nicht vorstellen, wie schwer es ist, ein Kind zu verlieren. Aus all deinen Worten geht Traurigkeit und Ohnmacht hervor, die euch begleitet. Ich bin voller Mitgefühl für eure Situation, für dich.

Was ich lese, ist Liebe zu euer Tochter, große tiefe Liebe und das man um das Leben eines Kindes ringt, das man nicht verlieren will. All deine vielen Fragen, die du als Mutti stellst, verstehe ich.

Doch weißt du, wir sind Menschen mit Gefühlen und du kannst nicht einfach als Mutter mit einem Schalter deine Gefühle, deine Liebe zu deinem Kind ausschalten und plötzlich völlig rational denken und handeln. Das geht nicht. Hier sind andere Partner gefragt, wie Ärzte, Pflegepersonal, Therapeuten – sie sollten den anderen, klaren Blick haben und beratend zur Seite stehen. Es ist und war eine Ausnahmesituation, die so viele Entscheidungen gefordert hat und wo ihr einfach nach euren Empfindungen mit eurem Kind entscheiden musstet.

Keiner weiß, wie viel mehr und wie lange sie wirklich Lebensqualität gehabt hätte, wenn ihr euch anders entschieden hätte.

So erlaube ich mir einfach, dich zu umarmen. Danke, dass du so offen bist und ich ein Stück von deinem Weg spüre.

Ich wünsche dir liebevolle Erinnerungen mit deinem Kind und Kraft dafür, dass du irgendwann dein Kopfkino ausschalten kannst.

Alles Liebe
Evelyn

Und allen anderen wünsche ich eine Lebenswaage, die sich meistens in der Waage hält, und immer das eine oder andere Gewicht für einen positiven Ausgleich.

Evelyn
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  #13  
Alt 08.10.2013, 07:57
eldo eldo ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Ihr Lieben Alle,

es ist wohltuend, Eure Beiträge zu lesen und zu verarbeiten.

Dem, was die Evelyn geschrieben hat, ist nichts hinzuzufügen.

Ich wünsche Euch eine gute Zeit mit viel Kraft und auch Mut.

Manfred
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  #14  
Alt 18.10.2013, 00:20
Kerejon Kerejon ist offline
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Beiträge: 24
Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Ihre lieben,

Ich würde gerne ein nicht so ganz geliebtes Thema anschneiden, welches mIch gerade betrifft, aber zu dem ich leibend gerne eine Antwort hätte.

Aufgabe, bzw. Aufgeben. Wie bereits erwähnt setzt mir die Tablettenchemo extremst zu und ich bin gerade an einem Punkt gekommen, an dem mir das Leben einfach keinen Spass mehr machen will. Bisweilen tue ich gar nichts mehr, halte mich von Laboruntersuchungen fern. Verweigere selbst ärztliche Hilfe und esse kaum noch irgendetwas. Es ist ja gar nichts weltbewegendes passiert aber so ganz langsam und schleichend ist bei mir so etwas wie Resignation eingekehrt. Ich nehme meine Chemos und nicht mehr am Leben Teil. Um ganz ehrlich zu sein verlässt mich auch die Lust am Leben.

Wie ist das bei Euch? Gab es gleiche Phasen in Eurer Krankheitsbewältigung?

Liebe Grüße

Chris
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  #15  
Alt 18.10.2013, 01:46
Wangi Wangi ist offline
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Beiträge: 1.389
Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Hallo Chris,

mir kamen zum Ende der Bestrahlung/Chemo auch solche Gedanken. Mir ging es sehr schlecht, ich konnte kaum noch etwas machen, war da schon 3 Wochen im Kh und konnte mich noch gerade so aufs WC schleppen.
ABER, meine beide erwachsenen Söhne waren zu der Zeit im Ausland, konnten mich nicht besuchen und ich hatte sie dadurch ja auch länger nicht gesehen. Und die wollte ich unbedingt wiedersehen und deshalb habe ich nicht aufgegeben!
Ich hatte regelrecht immer ein Bild vor Augen wie ich mich selber an den Haaren aus dem "Mist" heraus ziehe.
Ich kann deine Gedanken also verstehen, aber gib denen nicht nach so lange es sich lohnt weiter zu kämpfen.
Die Beschwerden der Behandlung gehen vorbei und danach ist das Leben meist wieder Lebenswert!
ich bin froh es überstanden zu haben und freue mich über jeden neuen Tag!

Liebe Grüße
Wangi
__________________
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