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  #31  
Alt 17.07.2012, 22:14
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard Die liebe Mama ;-)

Ach Ihr Lieben,

was soll ich sagen? Ihr habt ja Recht!

Das ganze ist im Moment eine "Ausnahmesituation"; und ich hoffe, daß es besser wird. Was habe ich das letzte verregnete Wochenende genossen.
Habe Samstag & Sonntag im Schlabberlook mit mir selber und meinem alterschwachen Kater (21) auf der Couch verbracht. Das hat mir echt gefehlt.

Das ging aber nur, weil Mama gesagt hat "Ich gebe Dir dieses Wochenende frei. Rasen mähen geht nicht wegen des Regens". Das war MEINE Erlaubnis, einfach mal zu Hause zu bleiben. Wahrscheinlich muss ich auch noch dankbar sein. Und schon schwillt wieder der Puls am Hals an...ich merke das.

Mein Kreuz ist auch nicht allzu breit.

Ich liebe meine Mama über alles; keine Frage! Ich helfe ihr bei allem und kann auch gut verstehen, daß die Situation jetzt, wie sie ist, für jemanden der 40 Jahre lang 24-Stunden-Beistand hatte, ungewohnt ist. Neue Gewohnheiten entwickeln sich nicht von heute auf morgen. Es braucht Zeit!

Auch schäme ich mich manchmal, nicht jede Sekunde/Minute an meine Eltern bzw. meine Mutter zu denken.
Der Wortlaut ist nun auch ein anderer...ich fahre nicht zu meinen "Eltern", sondern zu meiner Mutter. Nicht meine Eltern haben xy, sondern meine Mutter.

Gestern noch habe ich mit meiner Mutter zusammengesessen und meinte (ich weiss nicht mehr in welchem Zusammenhang): "Ihr"......"Ihr habt doch", ...vielleicht könnt "ihr"......, "ihr wolltet doch", "Ihr habt mir immer gesagt", "Ihr habt doch sowas im Keller..kann ich das haben...".

Dabei fällt mir selber auf, daß ich immer noch von "beiden" spreche/denke. Die Eltern eben! Vieleicht habe ich es selber noch nicht so ganz begriffen, daß die eine Hälfte von "Ihr"/"Eltern" nicht mehr da ist. Aber im Moment kann ich eigentlich sagen, daß ich gut mit der Situation klar komme.

Durch die Krankheit meiner Mutter meine ich zusätzlich, Ihr mehr helfen zu müssen. Sie hat Atemnot und kann nun viele Dinge nicht mehr erledigen (die mein Vater sonst gemacht hat).

Heute hat mich eine Freundin angerufen, ob wir Sonntag Abend Essen gehen können. Mein erster Gedanke war "Hab ich da überhaupt Zeit? Und wenn Mama ins Kino will an dem Tag...."
Nächster Gedanke: "Ist MEIN Sonntag...klar geh ich mit Dir Essen..."
Ich sage es Mama morgen...nach dem Rasenmähen (ja, der Gärtner macht s besser...aber ich bin halt billiger, haha.)

Bin gespannt wie es weitergeht...
LG
Aqui
PS. Danke fürs Mitlesen!
__________________
Man sieht die Sonne langsam untergehen; und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #32  
Alt 17.07.2012, 22:26
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Aqui,

Deine Mutter will dich glaube ich auch nicht bewusst ausnutzen,
aber sie hat den Boden unter den Füßen verloren - und sucht einen neuen. Und das bist Du!

Du wiederum willst alles für sie tun, willst ihren Verlust auch irgendwie ausgleichen, aber du brauchst auch Zeit für "deinen Kram" und nicht zu vergessen, auch für DICH!
Denn auch du trauerst, nicht nur sie.

Die Grundbasis bei euch, nämlich dass ihr euch lieb habt, die stimmt doch, versuch dich aus diesen Verpflichtungen ein bisschen rauszuschleichen.
Z. B. mit dem Essen am Sonntag, kündige ihr das jetzt schon an, damit sie wieder merkt, dass auch du dein Leben hast und dann kann sie sich jetzt schon drauf einstellen.
Sollte das nicht funktionieren, dann musst du mir ihr ganz offen reden!

Viel Glück!

Monika
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  #33  
Alt 17.07.2012, 22:35
lyra lyra ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Aqui,
Deinen letzten Beitrag habe ich sehr genau gelesen-
ich sage noch mal: Gib auf Dich Acht.
Da sind so einige Muster, die mir mehrere "!!!" im Kopf machen...auch wenn es keinem bewusst ist...
Liebe Grüße
Lyra
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  #34  
Alt 17.07.2012, 23:07
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aqui,

ich sehe es ehrlich gesagt so wie Lyra... Und ich kann mich nur wiederholen und dir raten, offen mit deiner Mutter zu sprechen. Sonst ist es unweigerlich, dass es knallt... Leider sind nicht alle Mütter und Väter so wie Helmut und vielleicht neigen auch wir Töchter und Söhne manchmal dazu, unsere Mütter oder Väter zu betütteln. Aber du darfst nicht jeden Preis dafür zahlen und du hast ja bereits erkannt, dass es dir nicht gut damit geht. Ich wünsche dir, dass du das für dich klären kannst und dann ausreichend Zeit für dich hast...

Alles Liebe
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #35  
Alt 18.07.2012, 08:51
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Standard AW: Die liebe Mama ;-)

So. Jetzt hab ich hier einen Riesensermon geschrieben und wieder gelöscht.

Letztlich ist die Sache theoretisch "leicht" und praktisch schwer:

Du "musst" Grenzen setzen. Dein eigenes Leben leben. Tust Du es nicht, wirst Du von Deiner Mutter (versehentlich und aus Hilflosigkeit - versteht mich richtig) vereinnahmt.

Mein Vorschlag: Überleg Dir zB zu Beginn einer Woche wie oft Du zu Deiner Mutter fahren willst und wann. Kommt sie dann mit Zusatzbitten streichst Du einen anderen Besuch dafür...


Beispiel:

Plan aqui für die 30.Kalenderwoche:
Mama besuchen Montag, Mittwoch und Freitag. Jeweils für 2 Stunden. Montag zum Rasenmähen, Mittwoch zum Kaffeetrinken, Freitag zum Arztgang.

Dienstag ruft aqui-Mama an und sagt, dass die Fenster dringend geputzt werden müssen.

aqui: Mama, pass auf: Heute schaffe ich es nicht. Wenn Du willst, putze ich die Fenster morgen. - Aber eigentlich dachte ich, wir könnten da zusammen Kaffee trinken gehen... überleg Dir, was Dir wichtiger ist, ich habe nur zwei Hände...


Fährst Du doch Dienstag, bleibst Du dafür Mittwoch zu Hause usw.

Und ich wette Deine Mama wird selbst anfangen Lösungen für ihre Probleme zu entwickeln...dann hast Du nämlich mehr Zeit mit ihr ins Kino zu gehen...
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  #36  
Alt 18.07.2012, 21:44
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hach, mir fehlen die Worte....
Ihr seid sooooo lieb

Ich habe viel nachgedacht (meine Knirschschiene ist bald durch...die Nächte sind unruhig und nicht gerade erholsam).

Ich glaube, daß Grundproblem ist einfach, daß mir meine Mama sehr, sehr leid tut.
Ich versuche ständig, mich in Ihre Situation hineinzuversetzen; wie fühlt sich das alles an?
Wie fühlt man sich, wenn die bessere Hälfte unwiederbringlich verschwindet und nur ein Foto bleibt? Nach 40 Jahren?
Wenn die gewohnten Geräusche oder eine Stimme fehlt? Wenn man einen lieben Menschen NIE mehr wieder sieht?

Wer meinen Bericht (bzw. den Krankheitsverlauf) mitgelsen hat, weiss, daß meine Eltern im Streit auseinander gegangen sind....und das tut mir so leid für meine Mutter. Sie ist kein schlechter Mensch; klar hat sie ihre Macken und ist sehr "eigen". Löwe eben :-)

Also der Rasen ist gemäht und wegen Sonntag weiss sie auch Bescheid.
Sie war heute mit 2 Mädels zum Kaffee-Trinken und die nächste Städtetour ist in Planung. Sie mag aber gar nicht ständig auf Achse sein. Für sie ist das wegen Ihrer COPD-Erkrankung auch anstrengend; das kann ich gut verstehen.

Ich setze mich am Wochenende mit Ihr zusammen und werde einen "Besuchs"-Plan vorschlagen.

Ja, HIERFALSCH, ich selber bin der beste Theoretiker vor dem Herrn, habe für alles eine Lösung...theoretisch. Aber in der Praxis gibt es soviele unvorhersehbare Variablen.....

Ich möchte Ihr nicht weh tun; die "sensible" Schicht meiner Mutter ist etwas porös im Moment. Ihr Gemütszustand geht auf- und ab; und ich möchte auch nicht in Ihrer Haut stecken momentan.

Ich möchte an Ihrer Stelle nicht alleine zu Hause sitzen und in Erinnerungen versinken; egal welchen Schrank ich aufmache, schon steht die Remeber-Keule in der Türe. Sie räumt gerade nach und nach Papas Kleiderschrank leer. In dieser Hinsicht ist sie sehr stark.
Ich habe heute seinen Kleiderschrank aufgemacht; alleine der Anblick von seinen Anziehsachen, zum Teil der Geruch....das macht einfach traurig.
Dieses "Endgültige" und "Nichtwiederbringbare" ist schwer zu verdauen.

Oft habe ich Anfangs gedacht: "Hätte ich ihn nicht ins Krankenhaus gebracht und es wäre nicht an ihm rumgefummelt und rungestochen worden...vielleicht wäre er noch da; und es wäre nicht so rasant abwärts gegangen."
Es hat seine Zeit gedauert, bis ich mir heute mit gutem Gewissen sagen kann "Du hast alles richtig gemacht!".

Ich bin mir aber auch bewusst darüber, daß es sich nur um eine Frage der Zeit handelt was meine Mama betrifft..sie muss eine neue Struktur haben.

Ich möchte nicht, daß mein Papa in absolute Vergessenheit gerät; sondern daß auch ein Leben ohne ihn für meine Mutter möglich ist. Klar werden immer Momente auftauchen (Geburtstag, Weihnachten etc.) wo die Erinnerung "hochkommt"; und ich selber möchte auch nicht, daß er in Vergessenheit gerät. Die letzte Zeit verblassen sehr viele Dinge und das erschreckt mich selber.

Manchmal kommt es mir vor,als wäre es schon 3 Jahre he, daß er für immer gegangen istr, dabei ist es erst ein paar Wochen her.
Ich habe gedanklich einen "Haken" an das Thema gemacht; für meine Mutter ist es ein grosser "Ankreuz"-Katalog mit vielen Fragen, die noch offen sind.

Meine Antworten zu den ganzen Fragen kann ich ihr nicht zumuten.
Es sind zu viele Dinge ungeklärt, die mich beschäftigen...und auf die ich selber versuche, eine Antwort zufinden.
Manchmal denke ich "Hättest Du (Mama) besser auf ihn aufgepasst, wäre es nicht so weit gekommen. Wieso hast Du ihn nicht zum Arzt geschleppt? Wir waren Jahre zu spät."

Ich werde einen Plan mit ihr machen; anders geht es nicht.
Ich denke auch nicht, daß sie mich absichtlich "nervt" und in Beschlag nimmt. Sie hat halt niemanden mehr. Ihre Schwester ist vor 2 Jahren gestorben und ich selber bin Einzelkind. Manchmal glaube ich auch, daß Ihr einfach die Decke auf den Kopf fällt, weil sie immer zu Hause ist.

Am Wochenende wird "Tacheles" geredet. Versprochen!
Ich halte Euch auf dem Laufenden, OK?

LG
Aqui

PS. Irgendwie ist mein Schrieb etwas durcheinander..die Gedanken drehen sich und ich habe hier- und da zwischengefügt...sorry
__________________
Man sieht die Sonne langsam untergehen; und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #37  
Alt 18.07.2012, 22:19
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Aqui,

ich sehe das ganz genauso wie du!

Für mich bist du auf einem guten Weg...

Viel Glück.

Monika
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  #38  
Alt 18.07.2012, 22:29
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Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aquintos,
Danke...für Deine Gedanken, die Du uns mitteilst!
Es ist im Moment alles sehr schwierig...für Dich und Deine Mutter.
Ok...es fühlt sich schrecklich an...wenn die "andere Hälfte" einfach "WEG" ist.
(Quelle: ICH...mein Mann starb 2008).

Oh ja...für Deine Mutter wird es ein "Ankreuzkalender" werden...
Prima...dass Du ihr beiseite stehen wirst...und auch einen Plan hast...wie es für euch beide erträglich sein kann.
Oh...das "Ausräumen" nicht nur..Kleidernschrank...
ist ein Angang...muß ja nicht sofort...alles eliminiert werden...!

Ich wünsche Dir alles Liebe und viel Kraft alles gut zu bewältigen.


LG
Morgana
__________________
Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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  #39  
Alt 20.07.2012, 21:58
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard Die Mama...

Hallo und guten Abend zusammen,

ich war heute Abend wieder bei meiner Mama.

Irgendwie meint sie, immer mehr und mehr von Papa "loswerden" zu wollen/müssen. Das ist nicht böse gemeint. Sie räumt auf.
Sie muss nicht....sie soll sich Zeit nehmen, solange sie braucht. Ich habe auch nie ein Wort darüber verloren; es ist Ihre Sache!

Ich habe Menschen in der letzen Zeit kennengelernt, die nach Jahren noch alle Dinge des Partners in den Schränken hatten. Alles unverändert. Das muss jeder für sich selber entscheiden.

Ich finde es eigentlich nicht schlimm, Schränke auszuräumen mit Dingen die niemals mehr gebraucht werden. Aber Papas Kleiderschrank heute.....puh.

Schon als ich den Koffer aus dem KKH mit nach Hause genommen habe, war mir klar, dass die Zähne meines Papas keiner mehr brauchen kann; ebenso wie die Kleidung in der er gestorben ist (zusammengerafft in einem Plastikbeutel obendrauf....den Koffer haben die Pfleger der Palliativ-Station schon fertig gepackt nach Ihrem Schema...finde ich gut! Nicht jeder kann nochmal den Anblick ertragen oder in`s Zimmer gehen. Meine Mama konnte es nicht. Was wäre also mit den ganzen Sachen passiert? Wer hätte den Schrank ausgeräumt? Kleidung lag also unten im Koffer, Wertsachen (Uhr, Zähne, Geldbeutel) obenauf...zuklappen...fertig!)

Gedanklich habe ich mich die letzten Wochen in die Pfleger dieser Station versucht hineinzuversetzen. Es will mir einfach nicht wirklich gelingen. Eine Station, auf der fast nur gestorben wird. Die Schwester erzählte mir, daß eine wirklich Palliative-Versorgung kaum noch möglich ist heutzutage.
Die Patienen kommen viel zu spät, wenn wirklich ALLES zu spät ist. Das Ziel dieser Stationen wäre, die Menschen soweit "fit" zu machen, daß sie wirklich noch eine schöne Zeit zu Hause haben oder noch in ein Hospiz können.

Aber ich schweife schon wieder ab...

Also wurden heute ein paar Sachen in die Restmülltonne gepackt. Ich hatte (fast) jedes Teil in der Hand, das mein Papa gerne getragen hat. Wir haben gemeinsam alles begutachtet, darüber gelacht "Weisst Du noch, als er das anhatte....", haben hässliche Kravatten aussortiert, Socken und Unterhosen sortiert. Mama meinte "Jedesmal wenn die Müllabfuhr kommt, nehmen die einen Teil von Papa mit. Das kommt mir so unwirklich vor. Das ist so schlimm."

Wir hatten das letzte Paar Schuhe in der Hand (die restlichen hatte sie schon "entsorgt" vor Wochen) und sie meinte "Die hatte Papa noch nie an. Die sind ganz neu. Die habe ich extra verwahrt. Papa hatte nämlich Nagelpilz an einem Zeh; und die Afrikaner sollen das nicht auch bekommen. Die andern Schuhe habe deshalb in den Restmüll getan. Aber mit denen hier kann man doch noch was machen, oder?"

Ja klar. Wir haben sie wieder in den Schrank gestellt.

Die Afrikaner laufen barfuss mit leeren Kanistern auf´m Kopp 10 km zur nächsten Wasserstelle; da wäre so ein Nagelpilz tödlich, vor allem wenn der Träger dieser Schuhe immer Socken anhatte...aber SO ist meine Mutter eben.

Ich habe ihr vorgeschlagen, daß wir die Sachen, die noch "gut" sind, zu einer Kleiderkammer bringen; damit Männer, die nicht so viel Geld haben, Spaß an warmen Pullovern und Winterjacken im Herbst/Winter haben. Wir fangen mal klein an, also vielleicht 2 Jacken, 3 Pullover, fahren gemeinsam hin und schauen einfach, was mit den Sachen passiert und was das für eine Einrichtung ist.

Mama hat auch schon wieder einen Kurztrip mit Ihrer Freundin gebucht. Eine 4-tägige Busreise mit vielen Ausflügen etc. Soll sie machen! Ende August.

Für das Wochenende gab es noch keinen Plan. Morgen will sie zum Friedhof; die Mama meines Papas hat am Montag 19. Todestag. Da muss alles schön sein. Wir werden morgen Nachmittag telefonieren.

Ich möchte aber noch einen Nachtrag schicken. Ich habe einige PN´s bekommen, was meine Mama angeht.

Hier noch ein paar Fakten zum besseren Verständnis:
Sie ist 64 Jahre, hat COPD Stad. III, ein Lungenvolumen von 60%;
letztes Jahr war sie 2 1/2 Wochen im KKH wegen verschleppter Bronchitis, knapp an der Intensivstation vorbeigeschliddert, da Lungenvolumen nur noch 40%. Bei einer Größe von 1,65m wiegt sie noch 49 Kilos, Tendenz fallend (aus welchen Gründen auch immer). Sie kann sich nicht selber um den Garten kümmern, keine Getränkekisten schleppen. Das matschige Wetter macht es mit der Luft noch schlimmer. Sie kann keine Treppen steigen (wenn, dann nur mit Pausen) und keine langen Strecken gehen. Altersmässig (mit 64) gehört sie nicht zum "alten Eisen". Aber die Krankheit an sich macht Ihr/mir zu schaffen.

So, das war es für heute.
LG
Aqui
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Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #40  
Alt 20.07.2012, 22:18
lyra lyra ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aqui,
was die körperlichen Fakten Deiner Mama angeht-
bei COPD gibt es 2 verschiedene Typen, sie scheint Typ "pink puffer" zu sein (der andere ist "blue bloater"), daher das zunehmende Untergewicht.
Meiner Nachbarin geht es ebenso, deshalb kenne ich mich ein wenig aus.

Über all das andere, was Du geschrieben hast, werde ich mir erst mal Gedanken machen, aus Zeitmangel morgen-
aber wenn Deine Mutter von sich aus anfangen will, aus- und aufzuräumen-
warum nicht?

Liebe Grüße
Lyra
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  #41  
Alt 20.07.2012, 22:21
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hi Lyra,

danke für den Hinweis. Da werde ich mich mal mit beschäftigen.
Von den 2 Typen bzgl. COPD habe ich noch nicht gehört. Bin für jeden Tip dankbar.
LG
Aqui
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Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #42  
Alt 21.07.2012, 07:55
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aqui,

ich musste eben ganz laut lachen, als ich deinen Eintrag gelesen habe! Du hast wirklich einen tollen Humor! (siehe den Absatz mit den neuen Schuhen für die Afrikaner) Und vor allem sah ich dich und deine Mama gerade vor mir stehen...

Da seid ihr ja schon einen ordentlichen Schritt weiter. Meine Mama hat noch gar nichts aussortiert. Na ja, fast gar nichts. Sie meint, sie fühle sich in dem Haus mit all den Erinnerungen sehr wohl und geborgen. So habe sie immer das Gefühl, dass ihr Mann in ihrer Nähe sei. Sie sei noch nicht so weit, sich von Papas Kleidung zu trennen. Du hast recht, die Menschen sind da völlig unterschiedlich. Aber unser Plan ist genauso, alles, was noch in Ordnung ist, werden wir zur Kleiderkammer bringen, denn vielleicht kann es jemand anderes dringend gebrauchen.

Ich finde es großartig, dass deine Mutter eine Kurzreise mit ihrer Freundin geplant hat! Das wird ihr sicherlich gut tun. Ich persönlich finde immer, dass es hilft, mal die Perspektive zu wechseln und wenn es nur für ein paar Tage ist...

Schön, dass es bei euch beiden nun wieder etwas entzerrt ist! Zumindest habe ich diesen Eindruck

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende mit Zeit für dich (und wenn du magst, auch für deine Mama)!
Liebe Grüße
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #43  
Alt 21.07.2012, 09:17
franz1943 franz1943 ist offline
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Zitat von Aquintos Beitrag anzeigen
Ach Ihr Lieben,

was soll ich sagen? Ihr habt ja Recht!

Das ganze ist im Moment eine "Ausnahmesituation"; und ich hoffe, daß es besser wird. Was habe ich das letzte verregnete Wochenende genossen.
Habe Samstag & Sonntag im Schlabberlook mit mir selber und meinem alterschwachen Kater (21) auf der Couch verbracht. Das hat mir echt gefehlt.

Das ging aber nur, weil Mama gesagt hat "Ich gebe Dir dieses Wochenende frei. Rasen mähen geht nicht wegen des Regens". Das war MEINE Erlaubnis, einfach mal zu Hause zu bleiben. Wahrscheinlich muss ich auch noch dankbar sein. Und schon schwillt wieder der Puls am Hals an...ich merke das.

Mein Kreuz ist auch nicht allzu breit.

Ich liebe meine Mama über alles; keine Frage! Ich helfe ihr bei allem und kann auch gut verstehen, daß die Situation jetzt, wie sie ist, für jemanden der 40 Jahre lang 24-Stunden-Beistand hatte, ungewohnt ist. Neue Gewohnheiten entwickeln sich nicht von heute auf morgen. Es braucht Zeit!

Auch schäme ich mich manchmal, nicht jede Sekunde/Minute an meine Eltern bzw. meine Mutter zu denken.
Der Wortlaut ist nun auch ein anderer...ich fahre nicht zu meinen "Eltern", sondern zu meiner Mutter. Nicht meine Eltern haben xy, sondern meine Mutter.

Gestern noch habe ich mit meiner Mutter zusammengesessen und meinte (ich weiss nicht mehr in welchem Zusammenhang): "Ihr"......"Ihr habt doch", ...vielleicht könnt "ihr"......, "ihr wolltet doch", "Ihr habt mir immer gesagt", "Ihr habt doch sowas im Keller..kann ich das haben...".

Dabei fällt mir selber auf, daß ich immer noch von "beiden" spreche/denke. Die Eltern eben! Vieleicht habe ich es selber noch nicht so ganz begriffen, daß die eine Hälfte von "Ihr"/"Eltern" nicht mehr da ist. Aber im Moment kann ich eigentlich sagen, daß ich gut mit der Situation klar komme.

Durch die Krankheit meiner Mutter meine ich zusätzlich, Ihr mehr helfen zu müssen. Sie hat Atemnot und kann nun viele Dinge nicht mehr erledigen (die mein Vater sonst gemacht hat).

Heute hat mich eine Freundin angerufen, ob wir Sonntag Abend Essen gehen können. Mein erster Gedanke war "Hab ich da überhaupt Zeit? Und wenn Mama ins Kino will an dem Tag...."
Nächster Gedanke: "Ist MEIN Sonntag...klar geh ich mit Dir Essen..."
Ich sage es Mama morgen...nach dem Rasenmähen (ja, der Gärtner macht s besser...aber ich bin halt billiger, haha.)

Bin gespannt wie es weitergeht...
LG
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PS. Danke fürs Mitlesen!
super, deine Mutter gibt dir frei, erinnert mich an meinen Vater, der dachte, gesund, der komplette Sonntag wär für ihn reserviert, Samstag machte er den Kuli bei der Schwester, man muss einfach aufpassen, das man, grob gesprochen, nicht in die Rolle des Kulis fällt, auch in den Familie ist man froh, wenn man eine/n gefunden hat, der die Arbeit macht, dann kommen diese leutchen vorbei und es wird nur kritisiert, alles erlebt, grob gesagt: deine Mutter ist nicht in der Lage, dir freizugeben, dann muss sei dich als Abgestellte bezahlen, man muss einfach versuchen Distanz zu bekommen, ok, Mama ist krank, aber die Nummer Eins bin ich! aber leider ist man halt zu gutmütig und Gutmütig wird dann gleich in Dummheit umgemünzt, nach dem Motto: der/die macht das schon !
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  #44  
Alt 21.07.2012, 21:12
Aquintos Aquintos ist offline
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Hallo Zusammen,

ja, Mirilena, meinen Humor habe ich nicht verloren. Manchmal ist es zum Brüllen komisch was meine Mama für Gedanken hat. Und Ihre Logik zuweilen....astrein.

Ach, heute war ein netter Tag. Ich war nicht bei Ihr; wir haben nur ein paar mal telefoniert. Habe heute mal ausgeschlafen (und ihr gesagt gestern, daß sie nicht so früh anrufen soll) und Mama war in Action. Friedhof + Besorgungen hat sie alleine gemacht. Geht doch. Sie weiss aber auch, daß mir mein Wochenende "heilig" ist, da ich die ganze Woche arbeiten gehe.

Morgen habe ich eh keine Zeit, weil meine Freundin Abends kommt.
Für die nächste Woche gibt es auch, bis auf Rasenmähen, kein Programm.
Sie selber hat Mittwoch einen Termin beim Steuerberater; mehr ist nicht geplant.

So, ich gehe wieder auf die Couch und wünsche allen einen schönen Restsamstag. Alles wird gut. Aber es ist sicher nur so eine Phase....wer weiss, was noch kommt.

Lieben Gruß
Aqui
__________________
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Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #45  
Alt 24.07.2012, 08:13
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Zitat:
Zitat von Aquintos Beitrag anzeigen
Ach, heute war ein netter Tag. Ich war nicht bei Ihr; wir haben nur ein paar mal telefoniert. Habe heute mal ausgeschlafen (und ihr gesagt gestern, daß sie nicht so früh anrufen soll) und Mama war in Action. Friedhof + Besorgungen hat sie alleine gemacht. Geht doch. Sie weiss aber auch, daß mir mein Wochenende "heilig" ist, da ich die ganze Woche arbeiten gehe.

Morgen habe ich eh keine Zeit, weil meine Freundin Abends kommt.
Für die nächste Woche gibt es auch, bis auf Rasenmähen, kein Programm.
Sie selber hat Mittwoch einen Termin beim Steuerberater; mehr ist nicht geplant.
Na das klingt doch schon ganz anders Vielleicht kriegt ihr es auf diese Weise ja nach und nach normalisiert. Freut mich für Dich!!!
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