Meine Mama ist erstickt- wie schrecklich!!!

[MeinMädchen]

Hallo,

meine Mama ist schon seid acht (unfassbar) Jahren tod! Ich habe wohl in den ganzen Jahren versucht das Geschehene zu verdrängen. Nun arbeite ich das alles Mühsam mit Hilfe einer Therapie auf.

Leider war unser Abschied recht unglücklich...so vieles blieb ungesagt...so viele Frage auf die es nie eine Antwort geben wird. Aber neben dem ganzen Zwischenmenschlichen quält mich eigentlich ihr Ende am Meisten.

Mama war zwei Jahre vor ihrem Tod an Brustkrebs erkrankt und hat die ganze Prozedur mit OP, Chemo und Bestrahlung über sich ergehen lassen. Schließlich ist der Krebs dann in die Knochen gewandert und ihre Lunge lief immer voll Wasser. Diese wurde immer wieder punktiert und bei einer dieser Punktionen ist ihre Lunge dann kollabiert, sprich sie ist erstickt....
Mein Papa und ich waren dabei...und dieses Erlebnis hat mich anscheinend total Traumatisiert.
Durch die Therapie kommt gerade alles hoch... wie sie nach Luft ringen mußte...wie schrecklich muß das sein!!! Die Erinnerung quält mich so...

Kann irgendjemand dazu was sagen?? War dieser Tod für sie so schrecklich, wie ich es mir vorstelle???? Hat jemand ähnliches erlebt???


Vielen Dank für eure Antwort

Traurige Grüße
MeinMädchen

[Mirilena]

Liebe MeinMädchen,

ich finde es sehr gut, dass du die Geschehnisse nun aufarbeitest, was bestimmt schwer fällt. Es tut mir unendlich leid, dass auch du deine Mama verloren hast. Das ist ein so unbegreiflicher Verlust, wenn man einen geliebten Menschen gehen lassen muss, dass sicherlich viele ähnlich wie du reagieren und versuchen, das Geschehene zu verdrängen. Doch damit gibt sich deine Seele nicht zufrieden... Sie fordert, dass du dich mit dem Tod deiner Mutter auseinandersetzt und trauerst.

Auch wenn es schmerzlich für dich ist und nun womöglich die Trauer in die emporsteigt, ist es der Weg, den du gehen musst. Aus eigener erfahrung kann ich dir nur sagen, dass es durchaus passieren kann, dass du meinst, in ein tiefes schwazes Loch zu fallen, aus dem es keinen Ausweg gibt. Du könntest das Gefühl haben, dass die Welt nur noch grau ist und dass alles keinen Sinn ergibt... Aber du wirst es schaffen, aus diesem schwarzen loch wieder empor zu klettern ans Licht. Nur es braucht Zeit und du musst Geduld mit dir haben.

Auch mein Vater hatte Knochenmetastasen und unglaubliche Schmerzen und kurz, bevor er starb, bekam er sehr, sehr schlecht Luft. Ich empfand das als grauenhaft und seinen schweren Atem zu hören tat mir sehr weh (der Atem röchelte und rasselte nur noch). Manchmal hatte er auch Atemaussetzer... Er bekam dann eine sogenannte terminale Sedierung von Palliativarzt, damit er sich beruhigte und keine Schmerzen mehr haben musste. Dies hat ihm geholfen, ruhig zu werden und auch seinen Atemvorgang beruhigt. Der Arzt erklärte meiner Mama und mir, dass es "sich für uns schlimmer anhöre, als es sei." Er habe keine Schmerzen mehr, tief in der Lunge bzw. in den Bronchien säße ein sehr zäher Schleim und der verursache dieses Rasseln und Röcheln. So ist mein Vater dann nach weiteren 24 Stunden (er wurde nicht mehr wach) gegangen und ich habe mich für ihn gefreut, dass er endlich befreit war. Ich hatte ihn losgelassen, damit er seine Reise antreten konnte.

Was bei deiner Mama passiert ist, kann ich aus medizinischer Sicht natürlich nicht beurteilen. Denke jetzt vor allem daran, dass sie es geschafft hat. Sie muss sich nie wieder quälen und hat keine Schmerzen mehr. Ihre Krebserkrankung war offensichtlich auch so weit fortgeschritten, dass sie keine Heilungschance hatte.

Wenn es sehr viel Ungesagtes zwischen euch gibt, dann kannst du es immer noch sagen. Du kannst in Gedanken mit deiner Mutter sprechen oder eben hörbar, wenn du allein bist. Oder du kannst ihr einen Brief schreiben. Ich bin mir sicher, dass es bei ihr ankommt! Frag mich nicht weshalb, doch ich glaube ganz fest, dass die Grenzen zwischen unseren Welten oft sehr durchlässig sind und deine Worte und Gedanken daher bei deiner Mutter ankommen. Und sie würde nicht wollen, dass du jetzt am Leben so leidest und dich noch immer mit diesen Gedanken quälst.

Ich wünsche dir, dass du deinen Weg findest!
Alles Liebe
miriam

[MeinMädchen]

Liebe Mirilena,
danke für deine liebe Antwort! Ja ich bin auch froh mich auf den Weg gemacht zu haben. Es ist zwar kein Spaziergang aber ich ich hoffe daß ich irgendwann mal durch das Tal durch bin und dann endlich weiter gehen kann. Die ganzen Jahre habe ich die Trauer und auch viele Gedanken einfach nicht zugelassen und sie irgendwo eingesperrt. Es tut gut meinen Gefühlen Raum zu geben, sie zuzulassen.
Ich hoffe ja auch daß ich durch die Therapie Frieden schließen kann mit der Art ihres Todes. Und den anderen Umständen. Sodaß wir beide loslassen und unseren Frieden bekommen.
Liebe Grüße
MeinMädchen

[AnnaSue]

Hallo MeinMädchen!

Du machst das grade schon ganz richtig! Gib' Dir selbst Zeit - so ein Trauma verarbeitet sich nicht innerhalb von ein paar Tagen.
Ich glaube aber zwischen Deinen Zeilen lesen zu können, dass Du da durchaus Geduld mit Dir hast.

Ich wünsche Dir, dass Du endlich Deinen Frieden machen kannst mit dem Abschied von Deiner Mama. Dann ist in Deinem Kopf und Herz bestimmt auch noch viel mehr Platz für liebevolle Erinnerungen an sie!

Kopf hoch - Du schaffst das! Auch, wenn es vielleicht noch ein wenig dauern wird. Nimm' Dir Zeit...

Alles Liebe,
AnnaSue

[MeinMädchen]

Liebe AnnaSue,
danke für deine Aufbauenden Worte! Ich bin echt froh, daß es dieses Forum gibt, denn nach 8 Jahren hat kaum jemand in meinem Bekanntenkreis wirkliches Verständnis für meinen "Zustand". "Das ist doch jetzt schon so lange her", "Grübel nicht so viel drüber nach, laß los" usw. Aber es ist ja soo leicht daher gesagt wenn man selbst noch nicht sowas durchgemacht hat.

Tja, das mit der Geduld geht mal besser, mal gar nicht. Ich weiß, daß es eine Zeit dauert bis die Trauer und das Traume wirklich verarbeitet sind, aber es gibt Zeiten, da will ich endlich damit durch sein, denn schließlich sind acht Jahre auch echt eine lange Zeit wo die Trauer immer untergründig da war. Ich möchte endlich wieder leben, so richtig leben!
Außerdem habe ich das Gefühl, naja, hört sich vielleicht blöd an, aber als wenn ich sie dadurch irgendwie hier halte...möchte also meinem Engel endlich seine Flügel geben!

Viele liebe Grüße
MeinMädchen

[Mirilena]

Ja, das ist eine lange Zeit, aber vielleicht brauchtest du diese Zeit... Und was deinen Engel angeht... du brauchst nicht loslassen. Du brauchst nur die Beziehung ändern, da sich ja die Umstände geändert haben. Du kannst mit deiner Mama reden, du kannst ihr einen Brief schreiben, sie an deinem Leben teilnehmen lassen und du kannst ihr jederzeit sagen, dass du sie hier loslässt und alles gut ist, wenn du an diesem Punkt angelangt bist.

Du bist sehr viel stärker als du denkst! Und ich weiß, dass du es schaffen wirst!!!


Miriam

[MeinMädchen]

Liebe Miriam,
danke für den Tip, ich werde es mal versuchen sie in mein Leben zu integrieren. Habe sie einfach nur verdrängt, besonders in den letzten Jahren Ich werd mal mit ihr "telefonieren".
Aber dein Papa ist ja auch noch nicht lange tod! Es scheint so, als wenn du das soweit schon ganz gut verarbeitet hast. Aber ich denke es liegt auch viel daran, wie die Beziehung war und wieweit der Sterbende seine Lieben an dem Prozeß hat teilhaben lassen.

Danke daß du teilnimmst!

Viele liebe Grüße
Michaela

[Mirilena]

Liebe Michaela,

das finde ich gut... Wenn du magst, dann berichte mal davon. Ich telefoniere auch oft mit meinem Vater. Oft kommt er gar nicht zu Wort Aber ernsthaft, wenn ich wieder (was sehr häufig der Fall ist) Stress in der Firma habe, dann wende ich mich an ihn und erzähle ihm das alles. Früher hat er sich das geduldig angehört und mir dann oft Tipps gegeben, wie ich damit umgehen soll. Heute erzähle ich ihm das immer noch und horche dann in mich hinein. Was hätte Papa jetzt wohl gesagt? Oft steigen dann seine Worte empor und das hilft mir auch ein wenig.

An manchen Tagen komme ich besser mit der Trauer zurecht, an anderen schlechter. Mir hat es immer geholfen zu wissen, dass ich hier meine Seele erleichtern kann, dass es so viele Menschen gibt, die ähnliches durchstehen und dass ich hier auf Verständnis stoße. Vielleicht wird es dir hier ähnlich ergehen?! Ich wünsche es dir!

Liebe Grüße
Miriam

[AnnaSue]

Liebe Michaela!

Ich finde, Du kämpfst Dich ganz schön tapfer durch die Trauer! Und Du hast erkannt, um was es geht, an was Du arbeiten willst, was Du am Ende für ein Ziel hast: Nämlich Deinem Engel seine Flügel zu verleihen..

Und ich bin mir sehr sicher, dass Dir das gelingt!

Nur Mut! Und Geduld!

Liebe Grüße,
AnnaSue