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  #1  
Alt 17.02.2006, 14:55
dapostrophe dapostrophe ist offline
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Registriert seit: 10.01.2006
Ort: trier
Beiträge: 42
Standard ????

Hallo,
ich bin seit ein paar Wochen hier im Forum, seit etwa 5,6 Wochen wissen wir, daß mein Papa Lungenkrebs hat...
Ich hatte von Anfang an ein mieses Gefühl, er kam mit dem RTW ins KKH und, klar, am Anfang denkt man noch, na ja, wird nicht so schlimm sein, aber es war doch relativ schnell klar, das es mehr als nur ne Erkältung war.
Ich war wie von Sinnen im Internet unterwegs um mich über jedes neue Wort zu informieren, ja alles zu lesen was es zu lesen gibt über die Krankheit.Für ein paar Wochen war ich der absoluten Überzeugung,da ich nur so mit der Situation klar kommen kann und ich damit als Tochter gaaaanz Coool umgehen kann.
Ich hab dabei nur nicht bemerkt, daß ich mich immer mehr in mir verkrochen habe und meine gesamte Umwelt von mir vertrieben habe.
Am letzten Wochenende hab ich meinem Freund sogar gesagt, er solle sich doch von mir trennen, wenn ers mit mir nicht mehr aushalte.
Dann hat mich eine gemeinsame Freundin ins Gebet geholt und daraufhin hatte ich dann sowas wie nen Nervenzusammenbruch, weil ich gemerkt habe, daß es so nicht weitergehen kann und ich regelrecht unter Schock stehe.
Ich hatte in denn letzten Wochen ständig Angst und Panikattacken, mit denen hatte ich zwar immer schon mal zu tun, aber niemals so heftig, bis hin zu Todesängsten und mittlerweile fast täglich.
Das nimmt ja keiner Ernst, der sowas nicht selbst schon mal erlebt hat, und mein Freund ist zwar sehr geduldig zur Zeit mit mír, aberso wirklich verstehen kann er das nicht.
Mein Gott, ich hab das Gefühl so langsam drehe ich durch, ich fühle mich absolut überfordert, sobald jemand irgendwelche Anforderungen an mich stellt, und ich empfinde alles als Kritik, kann überhaupt nichts annehmen von meinem Freund und verliere sofort die Geduld und werde gemein und Ungerecht zu Ihm.
Danach tut es mir dann unendlich leid, denn ich weiß und sehe das ja auch, daß er ganz schön traurig darüber ist, wie ich zur Zeit zu ihm bin.
Dann denke ich immer wieder, ich hab sie ja wohl nicht mehr alle, wie ich mich anstelle, ich bin ja wohl der letzte der sich das erlauben darf, denn ich bin schließlich gesund, nicht ich muß um mein Leben kämpfen,sondern mein Papa! und der ist im Augenblick bemerkenswert Stark und nicht im geringsten bereit, sich aufzugeben.
Wer von Euch kennt das??
Ich will das gar nicht,ich weis nur nicht, wie ich aus diesem merkwürdigen Verhalten rauskomme, wenn das so weiter geht, ist meine Beziehung bald beendet.
Und das will ich gar nicht.
Ich erkenne mich nicht selbst nicht mehr.

LG an alle
Claudia
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  #2  
Alt 20.02.2006, 22:27
Benutzerbild von kleiner Bär
kleiner Bär kleiner Bär ist offline
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Beiträge: 20
Standard Aw: ????

Hallo Claudia!

Ich hab lange überlegt, ob ich Dir antworten soll - eigentlich kann ich Dir nämlich keine "kluge" Anwort geben. Aber ich bin in einer ähnlichen Situation wie Du, deshalb versuche ich es mal.
Mein Vater hat auch Lungenkrebs, wie Deiner. Wir wissen es seit Anfang Januar - es hat uns wie ein Schlag getroffen, weil er Nichtraucher war, keiner Risikogruppe angehörte. Wir wissen nicht mal, ob er nächstes Weihnachten noch bei uns ist.
Und genau wie Du habe ich einen Freund, den ich auf keinen Fall verlieren möchte, obwohl ich am Anfang auch das Gefühl gehabt habe: jetzt geht nichts mehr weiter, ich kann mich auf nichts mehr konzentrieren, nichts ist mehr wichtig außer meinem Vater...
Es ist, glaube ich, nicht "blöd" oder sowas, wenn man sich als "Nicht-Kranker" und "Nur-Angehöriger" hundeelend fühlt. Ich selbst habe immer wieder Momente, in denen ich mich nur noch weinend verkriechen möchte. Es ist mein Vater verdammt, und ich liebe ihn. Er ist immer da gewesen, und jetzt soll er vielleicht bald nicht mehr da sein? Natürlich fühle ich mich schrecklich! Es wäre ja seltsam, wenn es anders wäre.
Die Ratschläge, die mir etwas weitergeholfen haben, kamen von meinem Vater selbst!

1) "Natürlich gehst Du weiter am Wochenende zu Deinem Freund" sagte er... er bestand ausdrücklich darauf. Er meinte, unser Leben würde weitergehen - auch ohne ihn, und es sei ihm sehr wichtig zu wissen, dass wir Kinder damit zurecht kommen würden. Dazu würde auch gehören, dass wir unsere Beziehungen nicht vernachlässigen, seinetwegen. Das hat mir persöhnlich etwas das schlechte Gewissen genommen, wenn ich Zeit mit meinem Freund verbracht habe, statt zu Hause bei ihm zu sein. (Und es hat meinem Freund das Leben wieder leichter gemacht ).

2) Weitermachen mit den alltäglichen Problemen (Abwasch machen, kaputten Herd reparieren, Rechnungen zahlen, meine Magisterarbeit schreiben, Bücherregale zusammenschrauben...) die auf einmal so profan scheinen, die sich ja aber - leider - nicht von selbst erledigen
Das beseitigt die fürchterliche Traurigkeit nicht, und man hat immer noch kleinere und größere "Zusammenbrüche" - aber man bekommt wieder Boden unter den Füßen. Wenn ich mich Schritt für Schritt am Alltag entlanghangele, wenn ich versuche, die unmittelbaren Probleme, die mein Vater durch seine Therapienebenwirkungen hat, für ihn zu lösen, soweit es geht (z.B. zusammen mit meiner Mutter immer neue "bekömmliche" Rezepte austüfteln) - das hilft einem, Hoffnung zu haben. Man hat das Gefühl, dass es doch irgendwie weitergeht. Weiterhgehen könnte. Es hilft auch meinem Vater, nicht aufzugeben - sagt er zumindest.

Ob das für Dich und Deine Familie umsetzbar ist, weiß ich natürlich nicht. Es kommt auch sehr auf Deinen Vater an. Wie er mit der Situation umgeht. Aber ich wollte die Ratschläge trotzdem einfach mal weiterleiten.

Gruß und viel, viel Glück für Euch!

Dein Kleiner Bär.
__________________
"Wenn die Strömung gegen dich ist und du am Ende deiner Kräfte bist, hör auf zu denken, hör auf zu sehen und zu hören, hör meinetwegen auch auf zu hoffen, aber hör niemals auf zu atmen und zu schwimmen!"
(Jörg Kastner)

Geändert von kleiner Bär (20.02.2006 um 22:36 Uhr)
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