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  #1  
Alt 06.05.2010, 13:03
rosch rosch ist offline
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Registriert seit: 02.02.2009
Beiträge: 3
Standard Wie geht es nur weiter mit uns ???

Ich suche Hilfe für meinen Sohn, der vom Tod der Mutter aus der geordneten Bahn geworfen wurde.
Ich (62) bin Vater eines 12 jährigen Sohnes. Meine Frau starb im März des vergangenen Jahres im Alter von 53 Jahren nach einem 12jährigen Krebsleiden. Johann-Philipp war unser einziges gemeinsames Kind. Unser ehemals sensibler, verspielter und fröhlicher Junge kann diesen Schmerz nicht verkraften und hat sich seitdem verschlossen. Er lässt seit dem niemanden an sein Inneres, möchte nicht über die Krankheit der Mutter und den Verlust sprechen. Nur einige Monate nach dem Tod der Mutter starb auch das geliebte Baby meiner Tochter und ein Jungvogel, den er fand und pflegen wollte überlebte ebenfalls nur eine kurze Zeit…-Ich habe immer noch seinen Aufschrei im Ohr … „alle, die mit mir zu tun haben sterben... ich will auch nicht mehr leben!“ – und das mit 12 Jahren!
Mein Sohn besucht die 6. Klasse eines Musikgymnasiums. Bereits ab 2008, aber vor allem nach dem Tod der Mutter, verschlechterten sich die bislang guten schulischen Leistungen meines Sohnes und sein Verhalten deutlich. Er wurde z.B. streitbar, jähzornig und rechthaberisch gegenüber Klassenkameraden und störte mit seinem aufsässigen Verhalten den Unterricht. Er fertigte seine Unterrichtsmaterialien nicht mehr in der gewohnten Sorgfalt, konzentrierte sich nicht mehr im erforderlichen Maße auf ein Thema oder eine Aufgabe, stritt mit den Lehrern und wollte einfach nicht mehr lernen…. Die Lehrer, von mir rechtzeitig auf zu erwartende Verhaltensänderungen aufmerksam gemacht, waren mit der Situation überfordert. In dem halben Jahr nach dem Tod der Mutter verschlechterten sich seine schulischen Leistungen bis zur jetzigen Versetzungsgefährdung. Seinen schlechten Zensuren und den Aussprachen zur mangelnden Leistungsbereitschaft begegnete er mit Trotzreaktionen.
Einziger Ausweg schien für die Lehrer ein Besuch beim Schulpsychologen zu sein. Das Testergebnis bestätigte viele Erkenntnisse eines „Hochbegabtentests“ der Uni Rostock in der 3. Klasse. (IQ 125, rasche Auffassungsgabe, schnelles Verstehen von Zusammenhängen, ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit auf interessierende Themen und Aufgaben … Der Schulpsychologe empfahl eine heilpädagogische Einrichtung zur Vermittlung eines systematischen Lernens…. Da die Kosten vom Jugendamt getragen werden, stellte ich umgehend einen diesbezüglichen Antrag. Nur wenige Tage danach hatten wir einen bereits im Herbst vereinbarten Termin beim Kinderpsychologen. Der riet von der heilpädagogischen Maßnahme ab und veranlasste die umgehende Einweisung in eine Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie ab Februar 2010 (nach unserem im Februar geplanten Urlaub. Das Jugendamt informierte mich zwischenzeitlich, dass deren Gremium ebenfalls zu der Auffassung gelangte, dass mein Junge z.B. vom Druck der Schule befreit werden müsse, indem er keine Zensuren mehr erhält …. Das Amt bewilligte für 12 Monate einen Familienberater vom Verein „Kellerkinder eV“, der uns seitdem einmal in der Woche besucht.
Eine Hilfe zur Trauerbewältigung, wenige Tage nach dem Tod der Mutter beginnend, wurde nach 3 Monaten wegen Erfolglosigkeit abgebrochen, weil diese Zeit voller Veränderungen war. Wir verkauften unser Haus, bezogen eine Wohnung in einem ihm völlig fremden Wohnumfeld … Das Kind meiner Tochter verstarb, der anfangs erwähnte Vogel überlebte nur zwei Tage ….
In der vergangenen Woche wurde auch die Therapie in der Tagesklinik abgebrochen. Der Grund: Die Verweigerungshaltung meines Sohnes in Gesprächen und in der hauseigenen Schule … Die Leitung der Tagesklinik empfahl seine stationäre Aufnahme und Behandlung. Ein erstes Gespräch fand in der Kinderpsychiatrischen Klinik Röbel statt. Das Ergebnis: Mein Sohn weigerte sich, dort hin zu gehen. Und die Stationsärztin meinte, er sei vom Verlust traumatisiert / depressiv und müsse zunächst erst einmal wieder „festen Boden unter die Füße“ bekommen, seine Verlustängste sollten abgebaut und „neue Strategien zum Umgang mit den Problemen“ entwickelt werden. Eine Therapie zur Trauerbewältigung könne später erfolgen…. Im Ergebnis seiner Ablehnung einer stationären Aufnahme wurde mein Sohn nun aus der Tagesklinik entlassen und uns eine „Vater-Kind-Kur“ empfohlen….
Übereinstimmend rieten mir die aufgesuchten Psychologen, meinen Jungen auf dem gymnasialen Weg zu belassen, da ich durch eine künftige „Unterforderung“ ähnliche Probleme wie die Jetzigen erwarten könne. Jedoch empfehlen das Gymnasium und die Tagesklinik-Schule den sofortigen Wechsel in eine Schule für verhaltensauffällige Kinder, um die 6. Klasse erneut zu durchlaufen…. Diese Empfehlung habe ich nach reiflicher Überlegung und Information abgelehnt. Einen für mich akzeptablen Kompromiss sehe ich in der Wiederholung der 6. Klasse in einer sogenannten „Projektklasse“ dieser Schule, die in einer „normalen“ Schule angesiedelt ist, die meinem Sohn die Möglichkeit bietet, den Weg bis zur 12. Klasse an dieser Schule zu gehen. An der Lösung dieser Problematik arbeite ich.
Gestern informierte mich seine ehemalige Klassenleiterin über die erwogene Möglichkeit, eventuell mit begrenzter Stundenanzahl die 6. Klasse am Gymnasium zu beenden … Auch diese Lösung erscheint mir besser als der Besuch einer speziellen Schule für Verhaltensauffällige …
Seit vergangenen Montag ist mein Sohn krankgeschrieben. (Schulpflicht / ungeklärte o.g. Situation bis ich eine Lösung gefunden habe)
Meine Anfrage bei der „Kur + Reha GmbH des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes des BW“, von der ich im Auftrage der Tagesklinik Antragsunterlagen erhielt, wurde mir eröffnet, dass es für diesen speziellen Fall (Kind muss behandelt werden – Vater Begleitperson) keine Angebote gibt. Daraufhin habe ich mit der Krankenkasse meines Sohnes Verbindung aufgenommen, um eine solche Möglichkeit zu klären und erwarte deren Rückinformation …
Mein Sohn erlebte die Krankheit der Mutter bis zum letzten Tag mit (ich pflegte sie zu hause in den letzten Monaten), war jedoch durch uns nicht darüber informiert, dass sie sterben würde. Das wussten nur die 27, 30, und 33 Jahre alten Geschwister – und auch sie erfuhren es erst im Dezember… Ich mache mir große Sorgen um die weitere Entwicklung meines Jungen. Sein gegenwärtiges Verhalten würde ich wie folgt beschreiben: keine Leistungs- bzw. Anstrengungsbereitschaft, depressiv, ängstlich, mutlos, in sich gekehrt, ohne Interessen, benötigt viel Hinwendung und meine körperliche Nähe. Stark schwankende Emotionen von äußerst sensibel bis zum aggressiven Verhalten, leicht erregbar, zur Selbststeuerung unfähig.
Mir liegt auch eine homeopatische Empfehlung vor: Ignatia D12 Glob in Ergänzung mit Natrium muriaticum C200 Glob. Hat jemand damit Erfahrungen?
Welche weiteren Schritte kann / sollte / muss ich gehen, um ihm zu helfen ?
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  #2  
Alt 06.05.2010, 15:09
TMKG TMKG ist offline
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Registriert seit: 06.05.2010
Ort: Graz-Umgebung
Beiträge: 4
Standard AW: Wie geht es nur weiter mit uns ???

Hallo,

deine Probleme mit deinem Sohn scheinen echt gravierend... ich kann leider keine professionellen Ratschläge geben, sondern lediglich mit meiner erst kürzlich erlebten Erfahrung dienen, welche ich gemacht habe als meine Schwiegermutter vor 2 Monaten gestorben ist.

Ich persönlich denke, eine Schule für verhaltensauffällige Kinder, Psychotherapien, Klinikaufenthalte ... so etwas könnte eher dazu führen dass dein Kind sich vorkommt, als hätte er eine Krankheit, welche dich und andere dazu veranlasst, ihn "gesondert" zu behandeln. Am allerwichtigsten finde ich, ist es, zu reden reden reden. Er soll mit dem Tod seiner Mutter und dem damit herrschenden Schmerz umgehen lernen und das kann er nur von dir. Es gibt (zumindest habe ich davon gehört) Selbsthilfegruppen für Kinder und Jugendliche, die einen Elternteil verloren haben. Suche im Internet nach Gleichgesinnten - vielleicht hilft es dem Jungen sich mit jemanden in seinem Alter unterhalten zu können, der/die ebenso Mutter und/oder Vater verloren hat - vielleicht jemand bei dem diese Erfahrung schon eine Zeit zurückliegt und der das Kind hier ein bisschen durchschleppt. Vielleicht hilft es ihm, wenn er seiner Mama Briefe schreibt oder mit ihr, wenn er allein ist, spricht. Sag ihm, dass seine Mutter ihn hört und sieht, wo immer er ist und wann immer er es möchte. Nur weil er sie nicht sehen kann, heißt das nicht dass sie nicht bei ihm ist.

Kurz als meine Schwiegermama gestorben ist, haben mein Mann und ich uns ein altes Fotoalbum genommen und Fotos von ihr angesehen als sie noch gesund war. Mein Mann hat bittere Tränen geweint aber es hat ihm gut getan.

Ich bin leider kein Profi und kann keine medizinischen Ratschläge geben, aber ich hoffe ich konnte dir wenigstens ein kleines bisschen helfen.
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  #3  
Alt 06.05.2010, 16:08
Viki Viki ist offline
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Registriert seit: 07.09.2007
Ort: Süddeutschland
Beiträge: 174
Standard AW: Wie geht es nur weiter mit uns ???

Hallo,

vielleicht kann dir, und vor allem deinem Sohn, da weitergeholfen werden.

http://www.nicolaidis-stiftung.de/startseite/

Alles Gute

Viki
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  #4  
Alt 06.05.2010, 17:45
vintage vintage ist offline
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Registriert seit: 29.05.2009
Beiträge: 745
Standard AW: Wie geht es nur weiter mit uns ???

hallo rosch,

da sind ja gleich mehrere "probleme", also trauer, evtl. depression und hochbegabung -
und das alles in der fast-schon-pubertät (das kommt ja auch noch hinzu).
an und für sich ist eines davon schon genug.

aber du wirst hier hilfe und unterstützung finden, von jeder/jedem ein bißchen.

also mir fielen erst einmal ein paar internetseiten ein,
die sich an trauernde jugendliche und kinder richten.

http://www.allesistanders.de/

www.nicolaidis-stiftung.de
Die Nicolaidis Stiftung setzt sich für die Belange von verwitweteten Müttern und Vätern ein.
(hat meine vorschreiberin schon erwähnt)

www.verwitwet.de
Diese Seite richtet sich an verwitwete Männer und Frauen und deren Kinder.

http://www.geocities.com/prettyswiss...e_Muetter.html
Eine Seite für Töchter, die ihre Mutter verloren haben

www.elternlos.de
Diese Homepage richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, die einen oder beide Elternteile verloren haben.

http://www.young-creatives-nicolaidis.de/site/
Ein Filmprojekt für (Halb)waisen von 12 - 18 Jahren.


tja, und ansonsten, so aus dem bauch, hätte ich mein kind auch nicht an die schule
mit verhaltensauffälligen kindern gegeben.
aber ich kann es nicht wirklich einschätzen, habe da keine erfahrung.

ich denke ein stabiles umfeld,
viele nähe,
kuscheln,
gespräche (mit dir, den geschwistern und/oder anderen trauernden gleichaltrigen),
aktive trauer,
auch rituale

können deinem sohn helfen.

ich wünsche dir hier noch viele gute infos und so schritt für schritt wieder einen weg zu einem lebbaren leben.

das dein sohn das gefühl hat, "alles was ich liebe/ mir was bedeutet" stirbt, finde ich sehr schlimm.
da muss man unbedingt ansetzen, das er wieder freude und vertrauen wiederfindet.

und ja, es gibt auch homöopathische mittel für schock/trauerzustände.
ich würde sie auf alle fälle unterstützend einsetzen.


bachblüten ist eines der vielen homöopatischen mittel.
von einem/einer heilpraktiker/in unabhängig kann man sich bachblüten besorgen.
sie machen nicht abhängig/ süchtig etc.

es gibt zum beispiel bachblüten für die stimmungen/ situationen/ zeiten:

- man hat eine seelische oder körperliche erschütterung noch nicht verkraftet: bachblüten 29 star of bethlehem

- man glaubt, die grenze dessen, was ein mensch ertragen kann, sei nun ereicht. innere ausweglosigkeit und verzweiflung: bachblüten 30 sweet chestnut


unter den so genannten "kalifornischen essenzen" der bachblüten gibt es bachblüten für die situationen:- veränderunsprozesse akzeptieren und bewältigen. sterbehilfe. hilft, den tod als teil des menschseins zu verstehen: angels trumpet (engelstrompete)

- selbstvertrauen aufbauen, stärke gewinnen. nach schweren verletzungen, missbrauch oder verlust eines menschen. seine identität finden und würde erlangen: echinacea (roter sonnenhut)


nur eine auswahl; es ist auch besser, wenn man sich die selbst raussucht, was man braucht. da lässt man sich vom eigenen gefühl bei leiten. bachblüten kann man online einkaufen. (kommerzielle links sind hier nicht erwünscht.
)



alles gute für euch, jana.
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...

Geändert von vintage (06.05.2010 um 18:05 Uhr)
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  #5  
Alt 06.05.2010, 17:53
rosch rosch ist offline
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Registriert seit: 02.02.2009
Beiträge: 3
Standard AW: Wie geht es nur weiter mit uns ???

.... danke für Deine Worte. Sie treffen bei mir auf vorbereiteten Boden. Ich denke, ich habe zu lange schon auf all die "Weisen" in weißen Kitteln gehört ...
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  #6  
Alt 06.05.2010, 22:59
Benutzerbild von IreenS
IreenS IreenS ist offline
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Registriert seit: 04.05.2008
Ort: Oberfranken
Beiträge: 448
Standard AW: Wie geht es nur weiter mit uns ???

Hallo Rosch,

ich würde mich da jetzt Vintage anschließen.

Bachblüten sind absolut nebenwirkungsfrei.

Mir helfen sie zuverlässig,
z. B. während der gesamten Krankheit meines Mannes
und auch jetzt noch.

Man muss sie nicht regelmäßig nehmen, kann nach Bedarf sein.

Und einen Schulwechsel fände ich auch nicht die Lösung,
außer er würde auf eine total andere Schiene wechseln,
wie z.B. Walddorf.

Bei uns hier gibt es ein DSZ (Diakonisch Soziales Zentrum)
dort bekommt jeder kostenlose Hilfe von prof. Leuten.
Das wäre für deinen Sohn auch nicht schlecht.
Da wird nach einigen Gesprächen vereinbart:
er kann jederzeit wiederkommen und ein
unbeteiligter Gesprächspartner ist ja oft ganz gut.

Ich kann verstehen, du schwankst zwischen:
ich mochte ihn mal schütteln und
ich möchte ihn in den Arm nehmen und trösten.
Und zu diesem ganzen Dilemma kommt noch sein Alter.

Ich wünsche dir ganz viel Geduld

Ireen
__________________
http://www.myvideo.de/watch/4892460/...ume_leben_ewig


Wolfgang *03.04.1947 - +18.10.2008

Christel *17.05.1950 - +12.04.2011
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  #7  
Alt 07.05.2010, 11:54
rosch rosch ist offline
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Registriert seit: 02.02.2009
Beiträge: 3
Standard AW: Wie geht es nur weiter mit uns ???

Hallo, danke für eure lieben Zeilen. Ich möchte meinen ersten Beitrag zu aus heutiger Sicht zwei wichtigen Dingen ergänzen. 1. Zur Vater / Sohn - Beziehung und 2. zum aktuelle Stand unserer gemeinsamen Zukunftsplanung.

Zu 1: Mein Sohn hatte ein total inniges Verhältnis zur Mama, die ihn von "vorn bis hinten behütete". Er war ihr ganzer Stolz. Sie kaufte die schönsten Sachen, putzte ihn heraus, lobte seine Begabungen, fertigte mit ihm die Schularbeiten .... Beide sind auch gefühlsmäßig ähnlich: Emotional, ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit, sehr empfindsam und verletzlich (beide verweigern bei Streit das Entgegenkommen), unsicher dem Unbekanntem gegenüber aber dieses stets verbergend hinter einer mutig herausgekehrten Fassade oder durch stark erscheinende Freunde....
Ich bin mehr der rationale, praktische Typ, der es liebt, aufeinander zu zu gehen und über zu Klärendes zu reden, der Kompromisse Suchende nach einer Auseinandersetzung, einer der stets Auswege in einer verfahrenden Situation sucht und findet...
Mein Sohn und ich haben ein intaktes Verhältnis mit kleinen Mängeln: Ich Ordnungsliebend - er nicht, ich sehe gern alles geregelt - er lebt in den Tag ohne eigene Planung, ich erledige Aufgaben engagiert - er oft ohne eigene Leistungsbereitschaft Die Trauerbewältigung erfolgte bei mir, indem ich immer neue Aufgaben suchte und fand .... es gab ja sooo viel zu bedenken und zu erledigen. Denn das Leben musste auch ohne meine Frau funktionieren.... Vieles gelang, einiges erst nach mehreren Anläufen. Eigene Schwächen/Unfähigkeit/Unvermögen eine Situation zu meistern belasten mich, wenn ich abgelenkt werde konzentriert eine Lösung zu suchen. Deshalb stand mein Sohn während der Krankheit und Monate danach nicht im Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit, obwohl ich doch alles tat, um unser gemeinsames Leben in sicheres Fahrwasser zu bringen. Die direkte "Arbeit" mit meinem Sohn überließ ich gewissermaßen der Frau von der Trauerbewältigung, Psychologen, Therapeuten, dem Familienberater.... im Vertrauen darauf, dass sie die Veränderungen im Verhalten analysieren und korrigieren würden - bis zur vorigen Woche. Jetzt weiß ich, dass mein Sohn in erster Linie mich, den Vater und meine Nähe benötigt. Ich weiss heute, dass er sehr, sehr verunsichert ist und all die Aufsässigkeit, Ablehnung, ja auch Aggression gegenüber all diesen fremden Menschen, die auf ihn einredeten, seine Nähe und sein Vertrauen wollten, in dieser Unsicherheit begründet ist. Er ist nicht Krank. Und als ich ihm das sagte, leuchteten seine Augen wie einst. Wir sprechen jetzt jeden Tag über unser beider Probleme und erst gestern sagte er mir, dass er darüber nachdenkt, wieder Fussball zu spielen in seiner alten Mannschaft, die er bis dato mied....
Die Erkenntnis meines eigenen Versagens in dieser so wichtigen Sache ist schmerzlich für mich...
Heute weiss ich die Erklärung auch für sein bisweilen "aufsässiges Verhalten" mir gegenüber zu deuten. Er spürte eben, dass ich immer "beschäftigt" war und viel zu wenig Zeit für ihn hatte und entnahm diesem Umstand sicherlich, dass er nicht der Mittelpunkt auch meines Lebens ist...
Zu 2: Ich lehne seine Versetzung in eine Schule für verhaltensauffällige Kinder strikt ab. (Empfehlung der Tagesklinik / dessen Schulleiters) Habe ihn zunächst einfach krank gemeldet und mit der Klassenleiterin seiner alten Klasse am Gymnasium vereinbart, dass er ab der kommenden Woche mit einer verringerten Stundenzahl am normalen Unterricht teilnimmt. Mit seiner Krankenkasse vereinbarte ich eine Kur. Die Unterlagen werde ich sicher heute erhalten. Da eine Wiederholung der 6. Klasse in seinem Gymnasium nicht möglich ist, wird er dies in einer neuen Schule tun, die er bis zur 12. klasse besuchen kann. Eine an dieser Schule bestehende "Projektklasse" wird durch speziell ausgebildete Pädagogen geführt. Es werden Kinder mit "leichten Verhaltensauffälligkeiten" im normalen Schulbetrieb unterrichtet. Am kommenden Montag habe ich dafür einen Gesprächstermin beim Direktor. ---- Und nun bereite ich alles für seine Kur vor - wenn es möglich ist, werde ich diese mit ihm gemeinsam erleben. Ich denke, so kann ich einige meiner und seienr Fehlentwicklungen korrigieren...

Mit freundlichen Grüßen

Rolf Schendel
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  #8  
Alt 07.05.2010, 12:10
mollie mollie ist offline
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Registriert seit: 08.07.2009
Beiträge: 109
Standard AW: Wie geht es nur weiter mit uns ???

lieber rolf,
deine zeilen haben mich sehr bewegt. ich bin selbst mutter dreier mädels und kann in etwa ermessen, was in dir vorgeht, wenn du deinen sohn so leiden siehst. ratschläge kann ich dir keine geben, doch ich denke, dass du auf einem guten weg bist.
kinderseelen sind so leicht zu verletzten und grade in einer phase, in der die kids sich selbst neu finden müssen wiegt der tod eines geliebten menschen sicher doppelt schwer. fehler machen wir alle, wir alle sind mesnchen und keine maschinen. du musstest deine trauer verarbeiten, das leben danach regeln, warst sicher froh, wenn du soviel zu tun hattest, dass du nicht nachdenken musstest. ich kenne das aus eigener erfahrung. schuften bis zum umfallen um danach zu kaputt zu sein um nachdenken oder grübeln zu können.
mag sein, dass dein sohn sich auch von dir in dieser zeit allein gelassen gefühlt hat, hintenangestellt. vielleicht hat er weitere verlassensängste aufgebaut...erst die mama, der vogel, das baby...jetzt der papa (wenngleich auch auf eine andere weise). meine kids hatten das auch, wenngleich sie es anders äußerten.
die kur wird deinem sohn sicher gut tun. mal was anderes sehen, hören. schön wäre es, könntest du ihn begleiten.
von herzen wünsche ich euch beiden einen guten gemeinsamen weg in dieser so schweren zeit. nehmt euch am tag ein wenig zeit nur für euch beide, das kann auf keinen fall schaden.
meine guten wünsche und gedanken begleiten euch.
alles liebe,
mollie
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  #9  
Alt 07.05.2010, 15:55
Antara-01 Antara-01 ist offline
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Registriert seit: 23.06.2008
Ort: Niederrhein
Beiträge: 56
Standard AW: Wie geht es nur weiter mit uns ???

Lieber Rolf,

auch mich haben deine Zeilen sehr bewegt. Es ist sehr viel, was dein Sohn alles auf einmal zu bewältigen hat, viel zu viel. Hinzu kommt der Druck der Schule, der in unserer "Leistungsgesellschaft" ja enorm zugenommen hat. Einer Versetzung auf eine andere Schule würde ich an deiner Stelle auch nicht zustimmen. Gäbe es keine Möglichkeit, ihn für eine begrenzte Zeit aus der Schule zu nehmen, vielleicht im Rahmen einer Kur oder einer Therapie? So würde er nur etwas Zeit "verlieren" ohne gleich seine gesamte schulische und berufliche Zukunft zu riskieren.

Es ist schwer, dir etwas zu raten. Ich hoffe, du findest an entsprechender Stelle (vielleicht bei der Nicolaidis-Stiftung) Hilfe und Unterstützung.

Den Tipp zu den Bachblüten halte ich für sehr wertvoll für dich und auch für deinen Sohn. Im Internet gibt es eine Bachblüten-Apotheke, von der du Bachblüten auch in Globuliform bestellen kannst. Da gibt es auch Formulare, die man durchklicken kann, um relativ schnell einige Bachblüten ermitteln zu können, die vielleicht helfen könnten. Ich habe mir erst vor wenigen Wochen auf diese Art 5 Blüten ausgesucht und mischen lassen, und diese haben mir und auch meinem Vater binnen weniger Tage schon sehr geholfen (und zumindest mein Vater hat an die Wirkung dieser Globuli nicht "geglaubt", dennoch helfen sie). Einen Versuch ist es sicherlich wert.

Ich wünsche euch viel Kraft,

Yvonne
__________________
Mama 21.11.1941-09.08.2009 (Zungenkrebs)
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