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  #1  
Alt 01.05.2007, 18:21
mjo mjo ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 25.07.2006
Beiträge: 8
Standard Unendliches Selbstmitleid???

Am 6 März hat mich mein Mann nach fast 34 Ehejahren im Alter von nur 57 für immer verlassen. Nach einem Jahr Kampf gegen seinen Gallenblasenkrebs haben wir verloren. In den letzten 8 Wochen habe ich unsere gemeinsam aufgebaute Firma verkaufen müssen und habe bei dem neuen Besitzer gekündigt. Im Gegensatz zu vielen von Euch fühle ich mich von einem Teil unserer gemeinsamen "Freunden" total verlassen, und an Tagen wie heute und an den langen endlosen Wochenenden zerfließe ich vor Selbstmitleid und suche Trost im Forum. Wir alle haben das gleiche Schicksal, einen geliebten Menschen verloren zu haben.
Anstatt um meine Mann, weine ich manchmal um mich selbst.
Vielleicht kann mich jemand verstehen?
Mjo
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  #2  
Alt 01.05.2007, 18:36
Gloria-Beetle Gloria-Beetle ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 08.03.2006
Ort: Hessenland
Beiträge: 1.024
Daumen hoch AW: Unendliches Selbstmitleid???

hallo mijo,

alles ist noch sehr frisch und deshalb verständlich, wenn du die situation noch nicht verarbeiten kannst.

lass dir zeit, alles braucht zeit, auch sich auf neue gegebenheiten einzulassen.

das schicksal stellt uns manchmal vor schier unlösbare aufgaben, dazu gehört sicher auch der tod eines geliebten menschen. aber irgendwann und irgenwie gibt es immer eine lösung.

ich wünsche dir sehr, dass du an dich glaubst und den weg ins leben wieder findest.

eine umarmung und liebe grüsse von

gloria
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  #3  
Alt 01.05.2007, 19:55
Smail Smail ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.02.2007
Ort: Raum Aachen
Beiträge: 158
Standard AW: Unendliches Selbstmitleid???

Hallo Mijo,
mein aufrichtiges Beileid zum Tode Deines Mannes. Mach Dich bitte nicht verrückt, jeder Mensch reagiert anders in so einer schlimmen Situation.
Nimm Dir die Zeit zu Trauern und zu weinen. Und Freunde lernt man kennen, wenn sie in so einen moment bedingungslos zu Dir stehen, Du wirst schnell erkennen wer Deine Freunde jetzt sind.
Mein Mann starb im Februar 2007 im Alter von 59 Jahre an BC, er war die andere Hälfte meiner Seele. Ich weiß also wie es Dir jetzt geht.
Der Schmerz vergeht irgendwann, vielleicht, aber die Liebe bleibt
Gruß Babs
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  #4  
Alt 01.05.2007, 19:56
Anemone Anemone ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 24.11.2005
Beiträge: 530
Standard AW: Unendliches Selbstmitleid???

Hallo mjo,
Du fragst, ob Dich jemand verstehen kann. Aber sicher, gerade hier in diesem Forum können Dich viele verstehen. Mein lieber Mann ist vor 16 Monaten gestorben und oft tut es noch genauso weh wie am ersten Tag. Selbstmitleid? Ja, vielleicht. Aber wir dürfen das, uns selbst bemitleiden. Ich schreibe Dir hier einen Text von Jörg Zink. Der trifft es meiner Meinung nach so ziemlich auf den Punkt:

Ich will dir sagen,
was dir hilft:

Weinen, weil du verlassen bist, denn du bist es.
Weil dir kalt ist. Es ist wirklich kalt.
Weil dir das Weh das Herz zusammenzieht,

mehr, als irgendeiner von uns ermisst.
Du brauchst nicht unter der Eisdecke zu leben.

Schreien. Auch wenn es jemand hört.
Ich verstehe es, wenn du zornig bist

über das Unrecht, das dich getroffen hat.
Wenn du wütend bist auch auf Gott,
der das zugelassen oder gar gewollt hat.
Auch Hiob klagte Gott mit harten Worten an.


Verstummen, wenn du das Gefühl hast,
der andere könne dich nicht verstehen.
Wenn du zu müde bist, zu reden,

oder wenn du dich, auf eine seltsame
und grausame Weise, schuldig fühlst.

Eines Tages wird es nicht mehr so wichtig sein,
zu weinen oder zu schreien. Aber jetzt ist es gut.
Und jetzt soll es dir niemand verwehren...

Liebe mjo, ich weiß, dass Worte Dich nicht wirklich trösten können, aber Du sollst wissen, dass Du mit Deinem Schmerz nicht alleine bist.
Ich wünsche Dir viel Kraft und schicke Dir liebe Grüße,
Anemone

P.S. Schau doch mal hier im Forum in den Stammtisch. Dort triffst Du viele liebe Menschen, mit denen Du "reden" kannst.
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  #5  
Alt 01.05.2007, 21:09
martinaIna martinaIna ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.12.2006
Ort: Nordhessen Knüll
Beiträge: 221
Standard AW: Unendliches Selbstmitleid???

Liebe Mjo,

Selbstmitleid?
Warum nicht?
Findest Du nicht, dass Du Mitleid verdienst?
Wenigstens von Dir selbst, wenn andere Dich jetzt nicht tragen.

Du hast soviel verloren, soviel aufgeben müssen. Mir tut es leid um Dich (- und auch um mich, denn ich werde ja auch noch mein Haus verkaufen und mein Leben entsprechend umkrempeln müssen.)

Nein, das ist schon ok.
Bloß verbuddeln musst Du dich nicht drin. Dein Schreiben hier ist ein guter Schritt in die richtige Richtung.

Ich drück dich!
martina

@Anemone
Finde den Text von Jörg Zink wunderschön und absolut treffend!
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  #6  
Alt 01.05.2007, 21:21
Benutzerbild von AndreaS
AndreaS AndreaS ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.02.2005
Ort: SB
Beiträge: 837
Standard AW: Unendliches Selbstmitleid???

Hallo Mjo,

Selbstmitleid? Nein, ich denke das trifft es nicht wirklich. Selbstmitleid hat etwas Negatives, ich denke dabei auch eher an Menschen, die Rumjammern über Dinge, die sie eigentlich ändern können.

Bei dir/ uns ist es etwas anderes. Wir haben unser Leben verloren, auch wir, die wir zurückgeblieben sind. Und wir haben Grund zu weinen und zu leiden wie kein anderer auf der Welt. Ein gemeinsam gelebtes Leben, ein Leben, das wir geliebt haben ist ungefragt beendet worden, wir wollten es nicht, wir wollten genau das Leben weiterleben. Und in jeder Stunde am Tag fehlt die andere Hälfte, das andere ich, ohne das wir gar nicht gewohnt sind zu leben.

Nein, ich denke nicht, dass es Selbstmitleid ist, wenn du um dich zu weinen glaubst, weinst du doch natürlich gleichzeitig um deinen Mann, denn schließlich warst du und er ein WIR. Der Weg, der nun vor dir liegt ist unglaublich schwer, dein ich wiederfinden, wer du alleine sein willst, wer du alleine sein kannst. Vielleicht hilft dir das Lesen, die verschiedenen Wege, die eingeschlagen werden, die Gedanken und Gefühle, die hier ausgetauscht werden. Vielleicht kannst du an guten Tagen sogar Kraft daraus ziehen, dass der Schmerz nie ganz vergehen wird, er wird immer zu dir gehören, aber dass du Hoffnung haben kannst, dass er sich gnädiger verhält, dass du lernst, damit umzugehen, ihn als neuen Teil von dir anzunehmen.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Geduld und Mut, dein Leben und jetzt primär deine Trauer so zu leben, wie es sich für dich richtig anfühlt.

LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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