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  #136  
Alt 07.01.2005, 00:29
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Beatrix,
die Bilder der Flutkatastrophe sind wirklich sehr schlimm. Mir tun die Leute sehr leid aber es hilft mir halt auch nicht daß es denen noch schlechter geht.
Ich bin momentan wirklich in einem großen Loch aber es wird dir ja nicht anders
gehen. Bin zur Zeit sehr viel im Büro (wegen Jahreswechsel u.s.w.) das ist für mich momentan die beste Abwechslung. Gott sei Dank sind die Feiertage endlich vorbei. Manchmal denke ich mir warum man sich so viel zumutet. Mein Mann ist verstorben und trotzdem läuft alles weiter, fast so wie vorher. Er hat immer gearbeitet, kaum Freizeit. Und jetzt ist er nicht mehr da und es geht trotzdem weiter.
Gestern habe ich eine Einladung der Palliativstation erhalten, wo mein Mann verstorben ist. Es findet dort eine Andacht statt. Weiß noch nicht ob ich die Kraft aufbringe um dorthin zu gehen.
Wünsche Dir und Deiner Tochter mit Familie vor allem Gesundheit für das Jahr 2005. Wir wissen ja jetzt daß Gesundheit das Wichtigste überhaupt ist.
Bleib wie du bist!
Gitte
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  #137  
Alt 07.01.2005, 10:39
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Gitte,
vielen Dank für Deine lieben Wünsche, auch an meine Tochter und Familie. Werde sie weitergeben. Ja, Gesundheit ist wohl das Wichtigste. Da hast Du recht. Obwohl mir im Augenblick gar nichts an meiner Gesundheit liegt. Bin zur Zeit so depressiv, dass ich mich am liebsten ins Bett legen und nie mehr aufstehen würde. Jeden Tag muß ich mich neu zwingen, den Alltag zu bewältigen. Aber wem sag ich das, Du kennst das sicher genauso gut.
Am Sonntag ist es 13 Wochen und am Montag genau 3 Monate her, dass mein Uli mich verlassen hat. Mein Herz schreit vor Sehnsucht nach ihm, aber es kommt keine Antwort. Hoffentlich wird es im Frühjahr besser. Es kann einfach nicht so weitergehen.
Du hast ja mit Eurer Firma jetzt zum Jahresende/-anfang jede Menge Arbeit. Trotzdem solltest Du Dir doch überlegen, ob Du die Einladung der Pallitativ-Station zur Andacht nicht annehmen willst. Auch ich habe solche Einladung, allerdings schon im November, bekommen und bin mit einer Freundin hingegangen. Leider sind nicht viele Angehörige der Verstorbenen gekommen. Wir waren nur zu max. 10 Angehörigen von über 70 Verstorbenen. Ist das nicht traurig? Die Andacht war sehr schön. Es wurde alle Verstorbene mit Namen genannt und dazu wurde für jeden Namen ein brennendes Teelicht auf den Altar getragen. Habe furchtbar geweint und war froh, dass meine Freundin dabei war. Anschließend sind wir beide dann noch schön essen gegangen und haben viel geredet. Im Nachhinein muß ich sagen, dass mir dieser Abend sehr sehr gut getan hat. Es war auch wieder so eine Art Abschluß. Abschied von der Palliativ-Station und von den Schwestern, die Uli bis zum Schluß begleitet haben.
Obwohl Uli dort sehr gut aufgehoben war - er war zweimal stationär dort zur Schmerzeinstellung und wurde ansonsten nur ambulant von dort betreut - ist es wichtig, von diesen Ärzten und Schwestern Abstand zu gewinnen und dazu gehört ein richtiger Abschluß.
Hier im Bonner Raum ist es ein richtiges Palliativ-Zentrum, dass einem Krankenhaus angeschlossen ist. Wie ist es bei Euch? Dabei fällt mir ein, dass ich gar nicht weiß, aus welcher Gegend Du kommst. Willst Du mir das nicht einmal schreiben?
Nun habe ich noch eine Bitte, liebe Gitte:
Du schreibst immer unter meinem Namen, also Beatrix. Das macht das Ganze etwas unübersichtlich. Es wäre besser, wenn Du hier unter "Antwort schreiben" "Name" Deinen Namen eintragen würdest, dann wüßte ich gleich, aha, Gitte hat geantwortet.
So, liebe Gitte, für heute lass ich es genug sein.
Viele liebe Grüße und ein angenehmes Wochenende
Beatrix
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  #138  
Alt 17.01.2005, 22:23
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Hallo Beatrix!
Es ist mir noch gar nicht aufgefallen daß ich immer unter deinem Namen schreibe.
Stehe zur Zeit einfach neben mir. Gestern z.B. habe ich eine Bekannte im Krankenhaus besucht. Wie ich wieder heimfahren wollte habe ich meinen Autoschlüssel nicht mehr gefunden, habe meine Tasche umgestülpt, nichts zu machen. Als ich mein Auto erreicht habe sah ich dass es nicht abgesperrt war und der Schlüssel ist doch tatsächlich gesteckt. Da bin ich über meine Schusseligkeit selbst erschrocken. Hoffentlich gibt sich das wieder.
Morgen ist nun die Andacht in der Palliativstation. Du hast mich tatsächlich überredet dort teil zunehmen. Der Gedanke mit dem richtigen Abschluß machen
hat mich zu dem Entschluss gebracht.
Ich komme aus dem Raum Regensburg. Dort ist unter anderem das Krankenhaus der
Barmherzigen Brüder, daß das einzige in der Gegend mit einer Palliativstation ist. Habe dort wirklich sehr viel Unterstützung bekommen, da ich meinen Mann ja nicht nach Hause holen konnte (wegen Erstickungsgefahr).
Gestern waren es 6 Wochen daß mich mein Charly verlassen hat. Es tut schon sehr weh! Besonders wenn das Wetter so schön ist wie zur Zeit bei uns dann ist es gleich noch schlimmer.
Ich hoffe daß es dir wieder etwas besser geht und du nicht mehr so depressiv bist. Es heißt ja immer die Zeit heilt Wunden aber wer hilft einem bis es so weit ist?
Würde dich gern in den Arm nehmen und trösten. Ich denke mir immer es gibt so viele die dass gleich Schicksal hinter sich haben und wir werden es auch schaffen.
Also liebe Beatrix halte die Zähne steif (sagt man so bei uns in Bayern).
Werde dir wieder schreiben wenn die Andacht vorüber ist.
Liebe Grüsse
Gitte
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  #139  
Alt 18.01.2005, 15:38
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Liebe Gitte,
das mit dem Nebensichstehen geht mir jetzt noch oft so. Auch ich habe solche Dinge gemacht, bin zum Dienst gefahren und habe im ersten Stock das Schlafzimmerfenster sperrangelweit offen stehen lassen und ähnliches. Ich wußte nie, habe ich jetzt mein Auto abgeschlossen, oder nicht. Mittlerweile bin ich so vorsichtig geworden, dass ich immer zweimal alles kontrolliere, damit mir nicht solche Sachen passieren, wie Du z.B. geschrieben hast. Es ist wohl normal, dass der Kopf so voll mit Trauer ist, dass für anderes kein Platz mehr bleibt.
Ja sicher werden wir es auch schaffen und die Zeit heilt alle Wunden. Aber bis dahin haben wir noch einen weiten Weg vor uns. Ich will Dir keine Angst machen, aber ich habe festgestellt, dass es nach 2-3 Monaten immer schlimmer wurde. Jetzt, nach 3 1/2 Monaten habe ich auch schon einmal einen Tag, an dem es mir ganz gut geht. Gestern habe ich die alten Liebesbriefe meines Schatzes zum Teil gelesen. Dabei hatte ich ein trauriges, aber auch schönes Gefühl, als ich las, was ich schon lange vergessen hatte. Immerhin sind die Briefe schon 30 bis 36 Jahre alt. Heute, erst mit Verspätung, kommen mir die Tränen, wenn ich daran zurückdenke. So ist es jeden Tag anders.
Heute ist bei Dir ja die Andacht. Gehst Du ganz alleine hin oder hat sich jemand gefunden, der Dich begleitet? Es ist schöner, wenn jemand dabei ist. Es ist ja doch sehr traurig und Du brauchst viel Kraft. Aber ich hatte danach ein gutes Gefühl. Hoffentlich geht es Dir auch so.
Du wohnst ja ganz schön weit weg, liebe Gitte, wohnst da, wo Uli und ich schon mal Urlaub gemacht haben. Eine sehr schöne Gegend. Jetzt musst Du nur noch lernen, die Schönheit alleine zu genießen. Das wird ein schwerer Weg. Vielleicht findet sich mal irgendwann jemand, der Dir dabei hilft. Du bist ja noch so jung. Aber setze Dich deshalb nur nicht unter Druck. Viele kommen in dieser Zeit auf einen zu mit gutgemeinten Ratschlägen. Hör einfach nicht hin. Du wirst schon Deinen eigenen Weg finden.
Für heute abend wünsche ich Dir alle Kraft. Ich werde in Gedanken bei Dir sein.
Viele Grüße
Beatrix
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  #140  
Alt 21.01.2005, 21:40
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Hallo Beatrix.
Wie versprochen möchte ich von der Andacht berichten.
Meine Mutter hat mich Gott sei Dank begleitet. Die Andacht war sehr feierlich.
So wie bei dir haben wir auch für jeden Verstorbenen eine Kerze angezündet.
Plötzlich konnte ich seit langer Zeit einmal richtig weinen, es hat mich alles total berührt. Anschließend gab es Kaffee und Kuchen und man konnte sich noch etwas unterhalten. Es war aber für mich trotzdem sehr schwer in die Räume zurück zu kehren wo mein Mann verstorben ist. Es stimmt wie du geschrieben hast, die Trauer wird immer schlimmer. Ich vermisse Charly so sehr, es tut mir
schon fast körperlich weh. Aber daß brauche ich dir ja nicht erzählen, du bist mir ja schon an Erfahrung voraus.
Gestern besuchte mich eine Bekannte, die sich seit 10 Jahren mit dem Leben nach dem Tod beschäftigt. Wir haben fast die halbe Nacht über dieses Thema ge-
sprochen und ich muß sagen, es hat mich sehr interessiert. Wie stehst eigentlich du zu diesem Thema? Meine Söhne sind total dagegen, daß ich mich mit so etwas beschäftige.
Finde es schön daß du die Liebesbriefe von deinem Uli gelesen hast, hat dir bestimmt auch einiges an Überwindung gekostet. Daß sind halt Erinnerungen die nur dir und ihm gehören und die dir auch keiner nehmen kann.
Es freut mich für dich daß es auch Tage gibt an denen es dir schon besser geht.
Die wirst du aber auch dringend brauchen um dich wieder etwas zu erholen.
Für mich ist heute einer der schlimmsten Tage, warum weiß ich nicht. Beim Aufstehen heute morgen wurde mir sofort bewußt daß dies heute bestimmt nicht mein Tage wird
Habe vorher wieder 2 Kerzen für unsere Männer ins Fenster gestellt.
Wünsche dir nun ein erholsames Wochenende und keine zu trüben Gedanken.
Liebe Grüße
Gitte
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  #141  
Alt 24.01.2005, 18:19
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Liebe Gitte,
gut, dass Du die Trauer-Andacht so gut überstanden hast und vor allem, dass Du Deine Mutter mitgenommen hast. Am 19. Februar ist hier vom Hospizverein ein Gedenk-Nachmittag, da werde ich auch hingehen. Diesmal allein. Mal sehen, wie es wird.
Schön, dass Du die Kerzen im Fenster stehen hast. Bei mir brennen auch immer die Kerzen. Zusätzlich habe ich jetzt noch ein paar Primelchen ins Fenster gestellt, es leuchtet so freundlich, auch wenn es zur Zeit bei uns schneit.
Ich glaube ganz fest, dass unsere Männer nur auf die andere Seite gegangen sind. Wenn ich nicht an das Leben nach dem Tod glauben würde und hoffe würde, dass ich meinen geliebten Uli irgendwann wiedersehe, könnte ich das Leben überhaupt nicht mehr aushalten.
Leider kann ich im Augenblick nicht viel schreiben. Ich bin für zwei Wochen krankgeschrieben und komme daher nicht an meinen PC. Jetzt sitze ich am Computer meiner Tochter, die im Nachbarhaus wohnt. Ist aber nicht optimal, kann mir doch nicht so viel Zeit nehmen, als wenn ich an meinem PC im Büro sitze. Daher werde ich mich erst wieder nach dem 6.2. bei Dir melden, wenn ich wieder gesundgeschrieben bin. Nicht böse sein.
Bis dahin lass es Dir gutgehen.
Viele liebe Grüße
Beatrix
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