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Alt 19.12.2014, 12:46
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Stadtkatze Stadtkatze ist offline
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Registriert seit: 19.12.2014
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Standard Entscheidung bei BSDK?

Hallo,
ich wende mich jetzt Rat suchend an euch hier im Forum, da ich mir von Betroffenen Tipps und Ratschläge erhoffe.

Bei meiner Mutter wurde vor ca 10 Tagen ein Tumor am Pankreaskopf diagnostiziert. Zuerst sprachen die Ärzte von einer Zyste, danach dass man den Pankreas total entfernen müsste. Ich hatte diese Infos nur von meiner Mutter und wollte auch mit einem Arzt sprechen, da ich auch aus dem medizinischen Bereich komme. Meine Mutter war sofort gegen die OP. Bei diesem Gespräch wurde dann recht um den heißen Brei geredet und gemeint, die OP wäre halt die einzige Chance. Da hakte ich dann nach und wollte wissen, ob wir von einem Pankreas Ca reden - die Antwort war: sehr wahrscheinlich. Natürlich weiß man von der Bildgebung ohne Punktion nicht so genau ob gut- oder bösartig. Aber sie vermuten eine bösartige Tumorerkrankung, die offenbar noch nicht Metastasen gestreut hat und nur durch eine Whipple Op in Schach zu halten wäre. Der Gesprächstermin beim Chirurgen war auch schon fixiert und überschnitt sich dann mit dem Gespräch des Internisten. Der Chirurg war sehr nett und erklärte ausführlich die Schritte bei der OP, allerdings beantwortete er die Fragen meiner Mutter, die doch zum teil kritisch waren, etwas schnippisch. So in etwa:Wie es den Patienten nach dieser OP so gehe, mit: Sie leben alle noch! bzw auch: Ob sie, da es doch eine sehr große OP sei, da nicht auch verbluten könnte: Bei mir nicht, denn es blutet bei mir nie! Im großen und ganzen drängten sie uns, recht bald die Op durchzuführen und die Unterlagen zu unterschreiben. Meine Mutter braucht aber noch Bedenkzeit, noch dazu will sie vorher einige Dinge regeln und auch vor Weihnachten nichts überstürzen. Eine 2tmeinung einzuholen wurde uns auch angeraten. Auf meine Frage hin, welche Alternativtherapie man hätte, wenn sie sich nicht operieren lasse wurde mir gesagt, es gäbe nicht wirklich eine. Den Pankreas biopsieren sie nicht, das wäre zu riskant. Im Befund las ich später, dass der Radiologe aber eine Biopsie anrät. Mittlerweile weiß ich auch, dass in manchen Spitälern sehr wohl eine Pankreaspunktion durchgeführt wird. Da sich meine Mutter zur OP so schnell sowieso nicht entschließen kann, waren wir noch in einem 2ten Krankenhaus.

Dort wurde schon sehr Tacheles geredet. Vom Internisten dort bekamen wir die Auskunft, dass seiner Meinung mach auch die OP die notwendige Therapie wäre, da es operabel ist und derzeit keine Metastasen zu sehen wären, der Gallengang schon etwas eingeengt und die Chance ohne OP sehr schlecht stehen würden, nämlich wenige Monate noch zu leben. Die OP sehe er in kurativer Absicht. Wir hatten dann noch ein Gespräch mit dem Onkologen, der im Grunde das selbe sagte.
Meine Mutter meint, es wäre egal wie sie sich entscheiden würde, sie weiß dass es so oder so schlecht ausgehen würde.

Sie sagte mir schon vor 3 Monaten, dass sie glaube sie habe Krebs. Sie spüre dass etwas in ihr wächst, was da nicht hin gehöre. Ins Krankenhaus zum durch checken wollte sie aber nicht. Bis sie vor 3 Wochen immer wieder kolik- artige Schmerzen hatte, wo sie glaubte sie hätte kleine Steinchen im Gallengang (die Gallenblase wurde schon vor Jahren entfernt) und die Schmerzen halt der Gallensteinkolik ähnlich waren. Sie wollte trotzdem nicht zum Arzt bis ich sie nötigte sich eine Überweisung zu holen um das ansehen zu lassen. So wurde man fündig beim Tumor am Pankreas.

Sie nimmt die Diagnose teils abgeklärt, teils traurig und schwankt zwischen der OP und der palliativen Therapie. Jetzt nimmt sie nur Tramaltabletten gegen die Schmerzen, mit diesen kommt sie gut aus, allerdings geht es ohne Schmerztabletten nicht.
Von außen kommen natürlich gute Ratschläge, wie sie soll zu alternativen Heilern gehen, ja keine Chemo machen lassen, irgendeine Saftdiät usw. Das wiederum macht mich wütend, weil die Leute gar nichts über die Diagnose wissen, nur dass sie ev Krebs hat und ihr so unvernünftige Dinge einreden.

Meine Bedenken bei der OP sind eher, die Komplikationen. Ich habe Angst vor Anastomoseninsuffizienz, Fisteln, Entzündungen, undichte Nähte usw und weiß nicht ob sie die verlängerte Lebenszeit nicht mehr im Krankenhaus unter Schmerzen und Leiden verbringt. Dazu muss man halt sagen, sie ist jetzt 75 Jahre und von natur aus eher robust und immer fest am arbeiten. Sie hat ihre Tiere und ihren großen Garten wo sie sehr viel arbeitet. Ohne diese Selbständigkeit und diese Arbeit hätte sie keinen Lebensinhalt mehr. Und sie weiß, dass sie das nach dieser OP nicht mehr in dieser Form ausüben könnte. Das macht ihr halt auch sehr zu schaffen. Vor einigen Tagen war sie noch eher für die OP, heute hat sie mich angerufen und gesagt, sie will sich nicht operieren lassen, weil sie jetzt mit den Tabletten annähernd schmerzfrei ist und alles arbeiten kann. Und danach geht das nicht mehr so - das möchte sie nicht. Ich selber, kann ihr nur beratend zur Seite stehen, aber ihr keine Entscheidung abnehmen (wie sie schon gefordert hätte) da ich selber hin und her gerissen bin. Wenn das eine rationale Entscheidung wäre, allein mit den Fakten die vorliegen und ich keinen emotionalen Bezug hätte, würde ich auch sagen: natürlich, wenn die OP in kurativer Absicht ist, muss man das Risiko eingehen. Aber so einfach ist es nicht. Mit meinen 25 Jahren Berufserfahrung in Intensivpflege habe ich alle Möglichkeiten im Kopf die mich leider nicht klar denken lassen.

Danke für's zuhören (lesen)
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