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  #166  
Alt 02.02.2011, 21:39
Kamuffel Kamuffel ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Hallo,
bin genau Deiner Meinung möge der Herr seine Hände über die Menschen halten, damit sie wieder sicher in ihren Häusern leben können in Freiheit und in Sicherheit ohne Angst.
Nun ich denke, ich werde meiner Kollegin irgendwan dieses Land mit seiner Kultur zeigen können, sie besser wir hatten uns sehr darauf gefreut, aber wer weiß für was das gut ist, daß wir zuhause bleiben mussten. Wir sind dann heute wieder ins Geschäft um zu arbeiten, was zu einem großen rüffel geführt hat von unserem Chef, Motto: genehmigter Urlaub hat man zu nehmen, egal wie. Wir dachten: Personaldecke dünn, Kolleginnen freuen sich, wenn wir wieder da sind, und da wir telefonisch gefragt haben, ob es recht ist, daß wir wieder ins Geschäft kommen, dachten wir uns, das geht in Ordnung.Aber war wohl nicht so.
Vor lauter Frust habe ich heute abend eine Flasche Sekt geköpft, was wieder zum Thema Handwerk und Frauen lenkt.
Also Sektkorken saß bombenfest, trotz Drehen und Drücken, kein Vorwärtskommen. Ich runter in den Keller und war beeindruckt wie viele Zangen und Kneifzangen etc. mein Mann im Keller geordert hat, also ich Zangen in die Hand, so ein bis zwei, wieder hoch in die Küche und Flasche mit Sekt anfixiert, mit Drücken, Drehen, Ächzen, Fluchen dem Sektkorken zu Leibe gerückt. Glücklich mir dann ein Glas Sekt eingeschenkt, vor lauter Glück der Flasche einen Stoß gegeben, was zur Folge hatte, daß Sektflasche mit Inhalt auf den Boden fiel und ich das Ganze vom Boden dann aufwischen konnte. Aber immerhin: Sektkorken mit Kneifzange zu Leibe gerückt. Erfolg auf der ganzen Linie, egal wie.
Machts Gut meine Lieben und verliert nie den Mut.
Ilonka
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  #167  
Alt 02.02.2011, 23:41
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Hinterblieben, nur wo?

Ilonka,

pruuuuuuuuuuust ....... Sooooo, hab ich noch nie ne Sektflasche aufgemacht. Hut ab, dass es dir gelungen ist. Du hattest wenigstens ein Glas ausgeschenkt, bevor die Flasche zu Boden fiel . Prost.

Naja, vielleicht ist dein Chef ja auch ein bischen angesäuert, weil er jetzt die Personalplanung wieder neu machen muss? Dünne Decke hin oder her?


Maria,

es geht mir immer noch so auf Feiern, vorallem Familienfeiern. Nur, mit der Zeit lernt man damit um zu gehen. Ich geh dann meist mal kurz raus eine rauchen oder so. Das fällt nicht so auf. Meine Töchter merken das schon. Sie haben ein feines Gespür dafür. Ich seh es an ihren Blicken. Oft kommen sie dann auch nach draussen und wir reden über Gott und die Welt.

Ein Eigenbrödler zu werden, davor hatte ich auch Angst. Allerdings auch Angst unter Leute zu gehen. Ein Dilemma, welches sich mit etwas Willenskraft recht gut bewältigen lässt. Mein Onkel war so ein Eigenbrödler nachdem zuerst der Sohn, dann die Frau gestorben war. Er möge es mir verzeihen, dass ich ihn jetzt als negatives Beispiel sehe.


Heute war ein guter Tag, obwohl meine ältere Tochter krank war. Ich hab meine Kleine bei ihr abgeholt und ihre Schwester von der Schule. Bei mir zu Hause gabs dann Cordonbleu und Nudeln. Eins ihrer Lieblingsgerichte. Schulaufgaben wurden erledigt, Bilder gemalt. Dann kam der Wunsch: Bilder gucken von früher, als sie klein waren. Am PC. OK. Kein Problerm. Dann hab ich noch Videos gefunden, wo auch Oma drauf ist. Wir haben etliche durchgesehen. Es war schön. Zu Anfang etwas ernst, dann haben wir auch viel dabei gelacht.

Auch die Renovierung ist heute gut gelaufen. In der Dusche musste ich ja nach dem Rohrbruch einen Teil der alten Fliesen abklopfen. Zart strukturiert, ein helles Beige und Dekorfliesen mit einem wunderschönen () Blümchenmuster. Naja, war auch mal modern und meinen Schwiegereltern hat es damals so gefallen. Nur, was da einflicken? Diese Fliesen gibts natürlich nicht mehr. Gleicher Farbton? Kannste vergessen. Also was ganz anderes. OK, die Fugen sind dunkelbraun. Mein Fliesenleger und ich haben also ein Fliese gefunden. Format 30 x 60 (die alten sind 20 x 30). Name: Metallica Gold. Dunkelbraun mit einem goldig/silbrigen Schimmer meliert. Nicht glatt, sondern rauh. Absolut passgenau. Also nur minimale Fuge. Die wird auch dunkelbraun, fast nicht zu sehen. In eine musste ein Loch von 110 mm rein wegen dem Dunstabzug aus der Küche (wird durchs Bad nach aussen geleitet). OK, nach zwei gescheiterten Versuchen hats dann bei der dritten Fliese geklappt. Sitzt perfekt. Die Wand ist jetzt verlegt, nur der Absatz unten an der Duschwanne muss noch gefliest werden. Der Aufbau dazu wurde heute fertig. Darauf kann man/frau dann Duschgel, -shampoo oder was weiss ich ablegen. Eine neue Duscharmatur ist auch installiert.

Ich steh also davor, betrachte mir das Ganze und finde es einfach .... geil! Fügt sich perfekt ein ins Bild. Dann ...... ja, dann kommt das, was schon andere angesprochen haben. Mit wem diesen Stolz teilen? Da kommt nur Eine wirklich in Frage. Myriam.

Der Absturz. Es tut weh. Verdammt weh. Ich erinnere mich an frühere Gelegenheiten. An strahlende Augen: "Das sieht gut aus!" ...."Hast du toll gemacht!" .... Eine Berührung, ein Kuss ...... "Komm, das Essen ist fertig. Ruh dich aus. Morgen ist auch noch ein Tag."

Ich höre: "Nein! So nicht!" und "Du kannst zufrieden sein. Es ist schön geworden. Steh auf. Keine Gedanken an früher. Das war einmal." Ok ..... ich geh nach oben und bin tatsächlich zufrieden mit mir.


Alles Liebe

Helmut
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Geändert von HelmutL (02.02.2011 um 23:52 Uhr) Grund: Fleisen???? Öhm, Fliesen, Fliesenleger .......
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  #168  
Alt 02.02.2011, 23:54
ulphin ulphin ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Na , das kannst Du ja wohl,

lieber Helmut,

zufrieden sein, mit dem was Du da gerade geleistet hast kannst Du - und – das denke ich gerade so beim Tippen dieser Zeilen – auch mit Deinem Weg ohne Deine Frau. So schmerzlich er sicherlich ist, aber dann auch wohltuend, mit den Enkels alte Fotos zu gucken, dann zusammen traurig und auch fröhlich sein können...

Herzlich

ulphin

Geändert von ulphin (02.02.2011 um 23:55 Uhr) Grund: was vergessen
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  #169  
Alt 03.02.2011, 21:13
silverlady silverlady ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

lieber Helmut
lange habe ich nicht mehr bei dir geschrieben aber ich hätte überhaupt nicht gewußt was ich schreiben soll.

Heute tue ich es dennoch. ich musste micht während meiner zwangsweisen Untätigkeit mich mit mir selbst beschäftigen. Das erste mal seit dem mein Männe gehen musste.

Vieles ist auch heute noch für mich zu schmerzhaft aber an ganz winzigen Kleinigkeiten zeigt sich doch, ich kann meinen Weg weitergehen, ohne mich zu sehr zu vergraben.

kleinigkeiten die sich verändern, Möbel die ausgetauscht werden, ein Bekanntenkreis der sich langsam erweitert. Nur zum Feiern habe ich immer nooch keine Lust.

Aber ich werde mich mal von dir und Marian inspirieren lassen und mich mal mit meiner Stichsäge bewaffnen.

alles Liebe auf deinem Weg und das dich das Lachen der Enkelkinder immer begleitet

silverlady
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  #170  
Alt 08.02.2011, 00:07
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Liebe Ulphin, Silverlady, Mollie,

niemand hat jeh behauptet. das Leben sei einfach. Und ganz bestimmt nicht dann, wenn ein geliebter Mensch verstorben ist. So vieles, was mir heute noch passiert, hätte ich mir in meinen wildesten Alpträumen nicht vorstellen können. Am schlimmsten ist es oft beim Schlafnegehen und vorallem: morgens alleine aufwachen. Da muss man sich dann selbst in den Arxxx treten, um überhaupt das Bett verlassen zu können.

Dass man dann trotzdem noch was leisten kann, sieht man an vielen hier in diesem Forum. Es geht. Manchmal gut, manchmal weniger gut. Langsam wird es besser. Bei mir könnt ihr unten das Ergebnis sehen. Ich bin stolz darauf. Nicht, weil es so gelungen ist, sondern weil ich die Kraft dazu hatte. Trotz aller Rückschläge. Und das macht mir Mut. 3 Beispiele vorher/nachher seht ihr hier:



Alles Liebe

Helmut
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  #171  
Alt 08.02.2011, 16:33
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Boh, sag Helmut du hast nicht zufällig noch Kapazitäten frei?????

LG
Andrea, Renovierungen sind einige geplant und dringend notwendig
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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  #172  
Alt 08.02.2011, 20:23
Kamuffel Kamuffel ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

das sieht ja super aus. Klasse. Kannste wirklich stolz auf Dich sein.

Gruß Ilonka
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  #173  
Alt 08.02.2011, 21:15
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

leider nicht. Zuerst kommt meine neue/alte Wohnung an die Reihe, das Heizungssystem muss auch etwas erneuert werden. Geht jetzt aber nicht, da Winter. Viele meiner Nachbarn hatten Schnee auf dem Dach liegen. Ich kaum und das gefällt mir garnicht. Das ist dann das nächste: das Dach. Mach ich allerdings nicht selbst, das müssen andere tun.

Bin ja auch stolz. Warum auch nicht. Da fliessen Erfahrungen aus 35 Ehejahren rein. War schliesslich mit einer Frau verheiratet, die voller Ideen steckte wie ein alter Backofen . (Ist so ein Spruch bei uns)


Eine gute Nacht

Helmut
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  #174  
Alt 12.02.2011, 08:16
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Guten Morgen,

da sitz ich nun, schlürfe meinen Tee, Tabletten sind geschluckt .... eine böse Grippe hat mich erwischt. Langsam wird es wieder besser. Nur in den Knien scheint noch Butter zu sein. Auf meinem Tisch sieht's aus wie in einer Apotheke. Seit Montagabend fast nur im Bett. Also so richtig aus dem Verkehr gezogen. Gestern Nachmittag musste auch mal ein Einkauf sein. Vorallem Obst und was sonst noch in den Kühlschrank gehört. OK, für Hühnersuppe und Anrufe haben meine Töchter gesorgt.

Ja und? Wie mein Hausarzt erzählt, hat es viele erwischt. Sehr tröstlich! Naja, er kann ja nix dafür. Unten sind zum Glück alle meine Arbeiten erledigt, die Mieter sind fleissig am Einrichten. Die ganze Familie hilft. Es gefällt mir, was ich bis jetzt gesehen hab. Für meine alte/neue Wohnung kann ich da bestimmt die eine oder andere Idee abzweigen.

Ich rede mal wieder um den heissen Brei. Schon lange hab ich die Stille, das Alleinsein nicht mehr so laut und plastisch gespürt, wie in den letzten Wochen. Besonders jetzt, als ich halbdösend und schwitzend im Bett lag. Genauer gesagt seit Mitte Januar, als es auf ihren Geburtstag los ging. Abends fast schon Angst in's Bett zu gehen, morgens der erste Gedanke. Nicht richtig geschlafen und doch raus. Oder bis zum Mittag geschlafen. Nur mit Anstrengung raus, die Wohnung muss fertig werden! Tage, an welchen ich keinen Handgriff mehr tun konnte. Am Abend, manchmal bis in die Nacht, fix und alle. Kaum fähig noch was zu essen. Selbst meine Musikanlage, sonst oft strapaziert, hatte Sendepause. Dann diese Grippe. Sie hatte leichtes Spiel mit mir. Rumms! So tief war ich schon lange nicht mehr. Wollte nichts hören, nichts sehen. Niemand hören/sehen.

Du liegst im Bett, wirst wach. Es ist hell, es ist dunkel. Dem Kreisel im Kopf ist das verdammt egal. Es tut weh .........


Helmut
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  #175  
Alt 12.02.2011, 09:33
silverlady silverlady ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

nae beieinanderlieber Helmut

ich wünsche dir eine gute Besserung und hoffe, du bist bald wieder fit.

Ich kenne das. Seitdem mein Rücken ( und auch noch das Verhalten meines Kompagons) mich aus dem Verkehr gezogen hat frage ich mich oft: wozu, ist doch egal wann und ob ich aufstehe. Und oft würde ich liegenbleiben. Aber meine Rasselbande zwingt mich gott sei dank dazu.

Stille ist oft furchtbar. Sie ist so laut. Sie erdrückt und lähmt. Aber merkwürdigerweise nicht immer. Manchmal kann ich die Stille genießen. JNichts stört meine gedanken, nichts mein tun.

Irgendein schlauer Mensch hat mal gesagt " Einsamkeit ist entweder ein Fluch oder ein Luxus den man sich leisten kann."
Und dieser Mensch hatte Recht. Diese Gefühle liegen so nahe beieinader.

Lieber helmut, lasse dich von deiner Familie verwöhnen und freue dich über die kleinen Aufmerksamkeiten von ihnen. Und übertreibe nicht gleich wieder, sonst liegst du bald wieder auf der nase.
Ich kenne das.

deine
silverlady
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  #176  
Alt 15.02.2011, 00:36
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HelmutL HelmutL ist offline
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Lächeln AW: Hinterblieben, nur wo?

Liebe Silberlady,

inzwischen geht es mir wieder besser. In der Wohnung unten ist meine arbeit erledigt. Jetzt lege ich erstmal die Füsse hoch und faulenze. Der Rest an Arbeit im Haus läuft mir ja nicht weg. Ich glaube, ich hab mir auch eine Pause verdient.

Vor mir steht ein guter Tropfen aus dem Haut-Médoc. Heute mal ein Franzose . Mit ihm zusammen hab ich mir ne DVD angeschaut.

DVD einlegen, Licht aus, drei dicke Lerzen erhellen spärlich die Wohnung, meine Katzen lassen die Seele baumeln. Eine hingegossen auf dem Heizkörper, eine zusammengerollt auf dem Sofa. Was gibt es? Herr der Ringe, Die Gefährten. Ich liebe diesen Film. Die Charactere, die Bilder, die Geschichte und den Sound. Ein ahnungsloser, schwacher, kleiner Mensch, der unfreiwillig zum Helden wird. Ein winziger Mensch, der an seiner Aufgabe wächst, auch mal Schwäche und Angst zeigt, sein Ziel dabei nicht aus den Augen verliert und manchmal über sich selbst hinaus wächst. Das ist die eine Geschichte.

Neben ihm seine drei Gefährten. Genau wie er selber in diese Geschichte hinein geschlittert, ohne es zu wollen. Trotzdem stellen sich alle der ihnen aufgedrückten Verantwortung und gehen gemeinsam durch dick und dünn: jeder gäbe sogar sein Leben, um die anderen zu schützen. Besonders eine Szene gefällt mir da: mit dem Waldläufer Streicher auf dem Weg ins Elfental, als sie in der Ruine des alten Wachturms angegriffen werden. Eine kleines Häuflein zitternder, erbärmlicher, ängstlicher Menschlein. Da ist nichts heldenhaftes zu sehen. Mit vor Angst weit aufgerissenen Augen drehen sie sich hin und her, denn sie wissen ja noch nicht, von wo der Angriff kommt.

OK, was soll das jetzt heissen?

Sie stehen nicht einzeln oder nebeneinander. Nein, sondern Rücken an Rücken, egal wohin sie sich bewegen. Einer versucht den anderen zu schützen. Dem Gefährten den Rücken freihalten, damit sich der nach vorne richten kann. Jeder einzelne seinen Part um so gemeinsam der Gefahr zu trotzen. Nicht ein Held. Nein, vier normale Menschen, jeder mit einem grossen Herzen.

Das ist kein Haudrauf-Film, kein Mantel- und Degenfilm, kein Abenteuerfilm, kein Kitsch oder was auch immer: das ist ein wunderschönes Märchen. Erzählt in ebensolchen wunderschönen Bildern, untermalt von herrlischer Musik. Dieser Film hat nicht von ungefähr mehrere Oskars erhalten. Da hat sich jemand was bei gedacht, bei der Geschichte. Keineswegs neu, das Thema, doch auch sicher noch nie so gut in Szene gesetzt.

Sich einer Aufgabe, die einem das Leben so vor die Füsse knallt, stellen und es finden sich Menschen, die einen unterstützen, denn nur gemeinsam sind wir stark.





Wie war das bei uns, als uns das Leben den Boden unter den Füssen weg zog?





Sassen wir nicht auch an einem Sommertag an einen starken, schattigen Baum gelehnt auf einer idyllischen Blumenwiese und lasen in einem schönen Buch?





Eine gute Nacht wünsche ich euch

Helmut
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  #177  
Alt 15.02.2011, 21:46
Kamuffel Kamuffel ist offline
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Mist, mein ganzer Text ist weg, den ich Dir gerade eben geschrieben habe.
Ich sehe Dich im Geiste vor Deinem Wein, mit deinen Katzen......... . Als du die kleinen Leute beschrieben hast, wurde mir klar, woher ich die kleinen Freunde kenne. Danke Dir. Plötzlich war für mich klar: Furcht, Angst, Mut, einer für alle und einfach der Satz: Ich bin für dich da und kämpfe mit dir.
Das ist genau, daß was uns im Moment so beherrscht. Einfach das körperliche Fühlen des Alleine sein. Krankheit und alles was man tut und macht nicht mit einem teilen können.
letzten Sonntag habe ich eine Freundin besucht im Krankenhaus, neben ihr lag eine junge Frau, 27 Jahre alt, Krebs und Metastasen, im ganzen Körper verteilt. Zerplatzte Träume lagen da im Bett. Kinderwunsch, der nie erfüllt wird, Abschiednehmen in langen Raten. All dies ging in meinem Kopf herum und beschäftigt mich schon seit drei Tagen aber ....., auch der Gedanke, Mensch Ilonka, kneif endlich die A....backen zusammen, dir geht es gut, lebe die Sekunden..... . Der Wunsch, dass das alte Leben wieder auferlebt tut so weh..... Diese Einsamkeit, die einem anspringt wie eine Katze mit ausgeklappten Krallen tut weh...., .....
Lieber Helmut, werde wieder gesund, und freue dich, dass wieder etwas Leben in deinem Haus einzieht.
Gruß Ilonka
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  #178  
Alt 16.02.2011, 16:17
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HelmutL HelmutL ist offline
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Liebe Ilonka, liebe Mollie,

mit Tränen in den Augen in herzzerreissenden Szenen wünschen sich auch diese kleinen Leute wieder zurück in ihre alte Heimat. Zurück zu den Menschen, die sie lieben. Zurück in die scheinbare Geborgenheit ihrer Heimat. Zurück in die Sorglosigkeit, Heiterkeit ihrer Vergangenheit. Sie wissen jedoch, dass, selbst wenn ihr Abenteuer gelingen sollte, nie mehr so sein wird. Die Unschuld und Unbekümmertheit ihrer vergangen Welt wird für sie nie mehr zu erreichen sein. Nie mehr werden sie unbekümmert ihre Streiche ausführen können. Nie mehr werden sie so unbekümmert auf einer Blumenwiese sitzen können. Sie wissen das ganz genau.

Also richten sie schweren Herzens den Blick nach vorne und fassen ihr Ziel ins Auge. Mit aller Kraft machen sie einen Schritt nach dem anderen. Für eine bessere Zukunft als das Jetzt.

Zitat:
Zitat von mollie Beitrag anzeigen
"ich bin für dich da und kämpfe mit dir"..... es ist mehr als ein satz
Was glaubt ihr denn, was wir hier tun?


Alles Liebe

Helmut
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  #179  
Alt 16.02.2011, 19:40
Kamuffel Kamuffel ist offline
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Du bist einfach Spitze...., danke du hast mich gerade auf ein super munteres Pferd gesetzt, werde mit den kleinen Leuten für etwas Liebe und Geborgenheit kämpfen.
Gruß Ilonka
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  #180  
Alt 17.02.2011, 02:55
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Zitat:
Zitat von mollie Beitrag anzeigen
ich glaub, ich versteh dich erstmals nicht....

Das glaub ich dir. Meine Frage, was wir hier tun, ist ja auch ziemlich provokant.

Du selber hast den Satz, welchen ich von dir zitiert hatte, auch ganz anders gedacht als ich das im Zitat gemeint hab. Dein "wir" liegt in der Vergangenheit. Mein "wir", jetzt, das sind wir hier im Forum. Auch mein "wir" war mal ein anderes. Genau, es war!

Damals sass auch ich auf einer "grünen Wiese", las ein "gutes Buch" und hatte einen "grossen, starken Baum" zum Anlehnen. Dann passierte es: diese Idylle wurde brutalst zerstört. Ein Spiegel für das frühere Leben. Auch ich sehe in meinen Schlaf- und Wachträumen trauernt dieses Leben, das mal war und das ich schmerzlich vermisse, wo ich nur zu gerne wieder hin möchte. Doch auch ich weiss, genau wie diese kleinen Leute in dem Film, dass das Vergangenheit ist. Nie mehr zu erreichen!

Zur Erklärung: Frodo, die Hauptperson, sitzt in der Eröffnungsszene auf einer wunderschönen Blumenwiese in einem lichten Wald an einen Baum gelehnt und liest entspannt in einem Buch, die Sonne scheint, alles friedlich und gut. Heile Welt., die jäh zerstört wird durch die Ereignisse. Ab da wird es sie nie mehr geben in dieser Form.

Sein Ziel ist klar: den Ring des Bösen zerstören um damit seine Welt zu retten. Was ist mein/unser Ziel? Wenn ich das so genau wüsste. Ausserdem kann dieses Ziel für jeden ein anderes sein. Egal. Wie es auch aussieht.

Was tun wir hier? Genau wie im Film finden wir hier Menschen, die uns den Rücken stärken, auf die wir uns verlassen können. Genau so unfreiwillig hinein geschlittert. Die trotzdem für uns da sind in der Gefahr, wenn wir mal wieder in ein Loch fallen. Die uns bei der Hand nehmen, wenn wir blind durch die Gegend stolpern. Die ein Stück ihres Lebens mit uns teilen. Die die gleichen Sorgen, Nöte und Ängste haben wie wir. Rücken an Rücken. Die für uns da sind, wenn sie gebraucht werden. Nicht mit dem Schwert in der Hand, sondern mit wissenden Worten und meist aus der Ferne ..... und doch sehr oft ganz nah.

Das ist dieses reale, jetzige "wir". Tröstlich, das zu wissen. Oder?

Und sollte ich jemals wieder auf so einer grünen Blumenwiese sitzen dürfen: sie kann nicht die gleiche sein wie damals, selbst wenn sie es derselbe Ort wäre. Das Wissen um das, was geschehen ist, wie mein Leben geschehen ist, hat ihre Unschuld zerstört. Was nicht heissen soll, ich könnte mich unter dem Baum nicht mehr wohlfühlen.


Alles Liebe

Helmut
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