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  #1  
Alt 02.11.2006, 09:12
Krummkralle Krummkralle ist offline
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Standard Vater ist von uns gegangen

Letzten Sonntag ist es passiert: Mein Vater ist für immer eingeschlafen. Es ist für alle unfassbar.

Meinem Vater wurde im August ein Kleinzeller in der Lunge mit Metastase im Kopf diagnostiziert. Allerdings im fortgeschrittenem Stadium. (s. Beitrag Vorstellung/Befund). Er hat die Krankheit mental und auch körperlich super verkraftet. Die Chemo und die Kopfbestrahlung hatten ihm zwar die Haare genommen, aber nicht die Zuversicht. Die Blutwerte waren spitzenmäßig. Er hat schon für das nächste Jahr Pläne geschmiedet. Bis es letzten Donnerstag zum tragischen Anfang vom Ende kam.

Er ist gestolpert (aber nicht aufgrund eines epilept. Anfalls) und auf die Brust und die Hände gefallen. Die Nase war aufgeschrammt und hatte ebenfalls geblutet. Im Krankenhaus sagte man ihm, es wäre alles o.k. In der Nacht auf Freitag hatte er wahnsinnige Schmerzen im Brustbereich, so dass er selbst ins KH wollte (das heißt schon was). Freitag im Krankenhaus ging es ihm besser. Wir hatten vermutet, dass er sich bei dem Sturz ein starke Prellung im Brustbereich zugezogen hatte, die einige Tage dauert. Am Samstag morgen hatte ich ihn besucht, da klagte er über starke Schmerzen in den Beinen. Leider war es nicht möglich einen Arzt zu sprechen, da Wochenende. Die Schmerztropfen hatten keine Wirkung gezeigt. Die Schwestern konnten die Dosis auch nicht erhöhen, da sie mit einem Arzt Rücksprache nehmen müssen, der nicht greifbar war. Als ich dann am Abend bei meinem Vater war, habe ich die Welt nicht mehr verstanden. Aus meinem Vater war innerhalb weniger Stunden ein Pflegefall geworden. Er konnte sich vor Schmerzen nicht bewegen, nichts essen und hatte Pampers um. Er lag nur da und war am stöhnen. Ich werde dieses Bild nie vergessen. Kein Arzt hat sich trotz Bitten meinerseits um ihn gekümmert. Die Schwestern sagten nur, dass es der Krebs wäre.

Am Sonntag hatten sich der Zustand und die Schmerzen noch verschlechtert. Ich habe darauf gedrängt , einen Arzt umgehend zu sprechen. Jetzt ging es. Angeblich hatte es mit dem Sturz nichts zu tun, sondern mit dem Krebsstadium. Es wurden keine Untersuchungen durchgeführt, die diesen Schluß bestätigten. Für mich war Vater fit, ist gestolpert und dann fingen die Schmerzen an.

Erst jetzt wurden starke Schmerzmittel eingesetzt, die endlich gewirkt haben. Erst jetzt habe ich registriert, dass das Ende naht. Ich habe die engsten Verwandten benachrichtigt und auch den Pfarrer. Vater ist dann am Abend ruhig und,wie ich meine glücklich eingeschlafen. Sein Leidensweg war kurz aber heftig.

Was ich nicht verstehe, und wir werden es nie erfahren. War es eine Sturzverletzung oder der Krebs, der ihn von uns nahm. Eine nähere Untersuchung wollte meine Mutter nicht zulassen. Ich bin total enttäuscht von den Ärzten sowie vom Gesundheitssystem, das an allen Ecken und Enden knirscht. Ich will hoffen, dass ich nie am Wochenende ins Krankenhaus muss.

Wir sind alle unendlich traurig.
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  #2  
Alt 02.11.2006, 10:49
Salva Salva ist offline
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Beiträge: 12
Standard AW: Vater ist von uns gegangen

Ich speche dir mein tiefes Mitgefühl aus.
Leider ist es bei meiner Frau alles ähnlich ergangen.

Wo waren die noblen Ärzte als dein Vater Sie brauchte?

Ich habe eine unglaubliche Wut auf dieses unmenschlich System.
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  #3  
Alt 02.11.2006, 10:58
Jennie Jennie ist offline
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Beiträge: 62
Standard AW: Vater ist von uns gegangen

Hallo Krummkralle,

es ist traurig zu hören, dass Dein Vater nicht mehr bei Euch ist. Ich sende Dir mein aufrichtiges Beileid. Gut ist, dass er nicht so lange leiden mußte, wie ich es von manchen hier lese. Ich kann gut nachempfinden, was Du schreibst.
Auch mein Vater ist im Sommer gestorben. Auch sein Leidensweg war kurz. Für die Hinterbliebenen ist es deshalb oft unfassbar. Mein Vater hatte im Garten schwer gearbeitet. Dann hat er plötzlich gesehen, dass sein Fuß anschwoll. Dann ist er gleich zum Arzt gegangen. Kurz vorher waren noch
Blutuntersuchungen gewesen - alles o.k. Der Arzt hat ihn zum CT überwiesen
(10.7.) Dort hat er allergisch auf das Kontrastmittel reagiert. Danach ging es ihm schlecht. Heftige im Brustbereich fingen an. Es ging ihm nur noch schlecht. Diagnose an dem Tag: vermutlich Lungenkrebs. Zwei Tage später wurde er im Klinikum Minden aufgenommen - Befund: Kleinzeller T4N1MX extensive desease. 8 Wochen Überlebenchance ohne Chemo, max. 1 Jahr mit Chemo. Verlegung in die Onkologie: 3 Tage intensiv Chemotherapie dann zunächst Entlassung nach Hause. Wiederaufnahme war 3 Wochen später geplant. Kaum Ärztekontakt, abwimmelnde Telefonate mit dem Klinikarzt, Hausarzt im Urlaub ... übrigens ohne Schmerzmittel zu verschreiben, 1 Woche später nachts Schmerzen, brennene Zunge, von einer Sekunde auf die andere in den Armen meiner Mutter zusammengesackt und tod. (Sekundentod, Lungenembolie). Das war am 01.08. also 3 W nach der Diagnose. Wir waren fassungslos. Für meinen Vater war es gut, so schnell zu sterben, aber wie bei Dir ist es für die Hinterbliebenen schlimm so schnell verlassen zu werden, denn man hat den Menschen noch so "fit" im Kopf und im Herzen, oder?

Alle guten Wünsche für Dich. Wenn ich mit meinem Beitrag erreichen konnte, dass du dich nicht so ganz alleine fühlst mit dieser unfassbaren Endgültigkeit, dann ist es gut.

Liebe Grüße
Jennie
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  #4  
Alt 02.11.2006, 11:33
Benutzerbild von Antigen
Antigen Antigen ist offline
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Beiträge: 37
Böse AW: Vater ist von uns gegangen

Liebe Krummkralle, ich spreche dir hiermit mein Beileid aus.

Als ich deinen Text las, bin ich unheimlich sauer und WÜTEND geworden!!! Mit Verlaub: das war ne riesen Schweinerei (sorry), die da abgelaufen ist.

Ich habe übers WE selber mit fiesen Schmerzen im KH gelegen - und weiß daher, dass sich am Wochenende kaum ein Arzt auf der Station blicken lässt - doch es gibt sie! In der Notaufnahme müssten doch wenigstens ein/zwei Assistenzärzte telefonisch "greifbar" sein?

Wenn bei mir (chronisch Schmerzkrank) Oxygesic - fällt unters Betäubungsmittelgesetz - 5mg morgens und 5mg abends mal gerade für je 3 Stunden - auch nur schwach - gewirkt UND zusätzlich 4 x 30 Novalgin-Tropfen pro Tag so gut wie gar nicht gewirkt haben - mag ich mir gar nicht vorstellen, was dein Vater mit "Tropfen" (Novalgin oder Tramadolor?) gelitten haben muss. Echt, sowas darf einfach nicht sein.
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  #5  
Alt 02.11.2006, 12:14
franzl76 franzl76 ist offline
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Beiträge: 2
Standard AW: Vater ist von uns gegangen

Hallo Krummkralle,

es tut mir leid für euch. Deinem Vater gehts jetzt aber besser.
Mein Vater ist am 23.September diesen Jahres gestorben.
Der Verlauf war ziemlich gleich. Er war bei Bekannte und ist dort gestürzt.
Von da an gings bergab. Die Metastasen hatten auch schon den Kopf erreicht.
An meinem Geburtstag kam er erneut ins Krankenhaus.
Dort wurde aber auch nicht mehr viel unternommen. Er war eben ein Krebspatient....
In der folgenden Woche gings ihm wieder kurz besser. Aber er konnte nicht mehr sprechen (Kehlkopfkrebs), nichts essen, nicht schreiben. Er konnte sich nicht mal selbst im Bett umdrehen.
Er drängte immer nach Hause und die Ärzte wollten ihn aber nicht entlassen. Als dann am Donnerstag meine Mutter dem Krankenhaus mitteilte, dass wir ihn jetzt mit nach Hause nehmen war es plötzlich OK. Am Freitag nachmittag bekamen wir ihn nach Hause. Bei uns am Land gibts leider nicht sehr soziale Dienste aber das Hilfswerk und die Palliativhilfe standen uns zur Seite.
Die Arbeit der Personen dort muss man echt loben!
Seine letzte Nacht war sehr unruhig.
Am Samstag vormittag ist er dann verstorben.
Obwohl wir uns schon damit abgefunden haben war es doch zu früh für uns.
Wir vermissen ihn so sehr.

Traurige Grüße
Sylvia
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  #6  
Alt 02.11.2006, 13:42
La Luna La Luna ist offline
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Beiträge: 242
Standard AW: Vater ist von uns gegangen

Hallo Krummkralle

Mein aufrichtiges Beileid. Es ist jedesmal schlimm, wenn man mitbekommt, daß wieder einer gegangen ist. Ich schick dir ein großes Kraftpaket

Ina
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  #7  
Alt 02.11.2006, 14:35
Benutzerbild von Beachmaus13
Beachmaus13 Beachmaus13 ist offline
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Beiträge: 69
Standard AW: Vater ist von uns gegangen

Hallo Krummkralle,

sende dir auch mein aufrichtiges Beileid. Habe deine/eure unfassbare Geschichte verfolgt und bin sowas von wütend geworden!!! Oh man! dafür finde ich fast keine Worte!! Das KH bzw. die Ärzte gehören verklagt, grenzt ja schon an unterlassene Hilfeleistung. Naja, aber das bringt dir deinen Papa ja auch nicht wieder, trotzdem bin ich stocksauer!!!
Ein Kloß im Hals bei mir macht sich bemerkbar, denn bei meinem Dad (61) wurde letzten Freitag auch ein Kleinzeller diagnostiziert. Anfangs war ich sehr traurig und auch wütend. Warum immer wir, was haben wir getan, dachte ich mir. (Wir, meine Geschwister und ich haben bereits vor 4,5 Jahren unsere liebe Mutter aufgrund eines Herzinfarktes verloren). Auch 4 von 5 Geschwistern meines Vaters sind bereits an Lungenkrebs gestorben, davon meine Tante erst vor 2 Jahren (das sitzt noch tief)... Naja, aber dann bin ich auf dieses Forum gestoßen, habe negative Nachrichten, aber auch ein paar positive gelesen, die mir zum Teil Mut, zum Teil aber auch Angst machen. Auf einmal bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil ich hier gemerkt habe, es geht nicht nur uns so schlecht, sondern vielen anderen auch, manchen sogar noch viel schlechter. Deswegen habe ich mir jetzt vorgenommen aufzuhören zu jammern und anzufangen zu kämpfen. Für meinen Vater, für mich selber aber auch für dich und all die anderen... Ich wünsche dir alles erdenklich gute und das du gut über deinen schweren Verlust hinwegkommst. "Die Zeit heilt alle Wunden"... Das ist wirklich so, da spreche ich aus Erfahrung... trotzdem darfst und wirst du immer mal wieder traurig sein... Lieben Gruß, Nadin
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  #8  
Alt 02.11.2006, 17:23
AndreaU AndreaU ist offline
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Ort: Kreis Böblingen
Beiträge: 212
Standard AW: Vater ist von uns gegangen

Hallo Krummkralle,
auch ich möchte Dir mein Beileid zum Tod Deines Vaters ausdrücken.
Schlimm wie das im KH gelaufen ist und daß Du dich jetzt damit auseinandersetzen mußt.
Aber Deinem Vater ist ein langer Leidensweg erspart geblieben.
Viel Kraft für die nächsten Tage und Wochen
Andrea
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  #9  
Alt 03.11.2006, 08:41
Krummkralle Krummkralle ist offline
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Registriert seit: 18.08.2006
Beiträge: 24
Standard AW: Vater ist von uns gegangen

Ich danke Euch für die tröstenden Worte.

Ich habe mich dabei ertappt, dass ich diese Situation mit schlimmeren vergleiche. Wahrscheinlich ist dies eine natürliche Abwehrreaktion, um die Trauer zu kompensieren. So kommen Gedanken auf wie z.B. was wäre, wenn Vaters Hirntumor sich ausgedehnt hätte und er geistig verwirrt geworden wäre, oder wenn er hätte leiden müssen.

Es wird noch eine schwere Zeit, vor allem Weihnachten steht vor der Tür. Aber das Leben geht weiter. Wir haben uns von meinem Vater intensiv verabschiedet, ich glaube so etwas hilft, um mit der Situation besser umgehen zu können.
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  #10  
Alt 10.11.2006, 15:19
Benutzerbild von milki1
milki1 milki1 ist offline
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Beiträge: 528
Standard AW: Vater ist von uns gegangen

Liebe Krummkralle!

Ich bin sehr schockiert über den plötzlichen Tod Deines Vaters zu lesen!

Wenn etwas womit man nicht rechnet, so plötzlich eintritt, ist es wahrscheinlich noch schwerer damit umzugehen, es zu verarbeiten.... man sucht wahrscheinlich noch antworten auf soviele Fragen, die sich daraus ergeben. Es tut mir sehr leid, dass Du nicht mehr Zeit mit Deinem Vater verbringen konntest, es ist in dem Moment einfach unfassbar. Bitte zermater Dir nicht Deinen Kopf, über das wieso, weshalb, warum... die nächste Zeit wird so schon der schwerste Weg den Du gehen musst.

Mein aufrichtiges Beileid für Dich und Deine Familie. Ich wünsche Euch ganz viel Kraft für Euren weiteren Weg.

Sei fest umarmt,
Milki
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