Mein Schatz ich vermisse dich

[rowa]

liebe Marianne,

auch Dir wünsche ich viel Kraft, die kommenden schwere Zeit durchzustehen.

Sage Deinem Mann alles, was Du ihm sagen möchtest. Das ist so wichtig und verlebt die Zeit, die ihr noch habt, so intensiv wie möglich.

Ich hätte meinem Schatz noch so vieles sagen wollen, hatte keine Gelegenheit mehr dazu gehabt. Wäre ich nur früher ins KH gefahren, die Vorwürfe kommen und die Schuldgefühle. Deshalb ein Rat von mir, sage Deinem Schatz wie sehr Du ihn liebst, wie traurig Du bist, halt alles was Du sagen möchtest. Noch hast Du die Gelegenheit dazu, denn das kann ganz schnell anders sein, innerhalb von Tagen.

Lass Dich auch drücken, Du bist nicht allein. Wir haben hier immer ein offens Ohr. Schau, wie Anemone schon vorgeschlagen hat, mal in den Thread Stammtisch rein.

liebe Grüße
Rowa

[waldi52]

Hallo Rowa,

danke für deine netten Worte und die lieben Wünsche. Ich muss mich noch daran gewöhnen, bin noch ein bissel fremd hier, obwohl ich täglich das Bedürfnis habe, hier mitzulesen.
Die Veränderungen, die der Lungenkrebs in unser Leben gebracht hat, geben mir oft das Gefühl, dass alles so unwirklich ist. Nichts hat mehr Bestand. Auf einmal lebe ich nicht mehr nur mit dem Kopf, ich muss mich auf mein Herz verlassen. Und das ist so traurig, denn ich bin dabei, das Liebste zu verlieren, ohne mich dagegen wehren zu können.
Aber du hast wirklich recht, noch kann ich ihm alles sagen, alle Gefühle zeigen und sie werden beantwortet. Liebe kann auch wehtun.
Er hat noch so viel Zuversicht, weil er vieles einfach nicht zur Kenntnis nimmt. Ich lasse ihm sein Tempo, aber ich muss ja immer alles genau wissen. Natürlich kennt niemand den tatsächlichen Verlauf. Aber ich bin soweit Realist, dass ich einfach weiß, dass die Aussichten bei einem so weit fortgeschrittenen kleinzelligen BC (Metas in Leber, Lymphdrüsen, Wirbelsäule - zur Zeit Zweitlinienchemo) nicht berauschend ist. Und ich könnte manchmal schreien, wenn ich ihn im Arm halte und denke - wie lange noch? Ich weiß, dass man die verbleibende Zeit nutzen soll. Aber gegen meine Verzweiflung komme ich oft nicht an. Dann muss ich weinen. Er tröstet mich dann, obwohl ich nicht immer ausspreche, dass ich die Kürze der verbleibenden Zeit fürchte.
Wir machen seit kurzem (bisher 2 Std.) gemeinsam eine Gesprächstherapie bei einer sehr guten Therapeutin. Dort kann ich viele Sachen aussprechen, die ich zu Hause zurückgehalten habe. Bei meinem Mann ist es genau so. Das tut uns beiden gut. Ich denke, das ist eine vorgezogene Trauerarbeit.
Rawo, du legst mir den Stammtisch ans Herz. Ich dachte, dort ist ein Treffpunkt für Hinterbliebene. Deshalb habe ich mich dort noch nicht geäußert. Aber mitgelesen habe ich schon. Es herrscht so ein wohltuendes Miteinander dort. Das könnte mir gefallen.
Ich habe, um dich ein wenig kennenzulernen, deine bisherigen Beiträge gelesen. Als ich das Bild der beiden Piepmätze auf dem Grab deines Liebsten sah, fühlte es sich so an, als würde ich dich schon lange kennen.
Es tut mir so leid, dass du schon so viele Monate alleine bist. Aber ich spüre, dass du die Menschen und das Leben liebst. Und das freut mich.
Daher nochmals danke, dass du mir geschrieben hast.
Liebe Grüße, Marianne

[skorpion1965]

Hallo Anemone,

ich danke dir für dein Kraftpaket, das kann ich wirklich gut gebrauchen. Du hast recht, DAS Leben geht weiter, aber Mein Leben derzeit nicht. Zurzeit überwiegt die Verzweiflung jeden Vernunftgedanken, aber dagegen will ich mich auch gar nicht wehren, warum sollte ich? Ich habe den wundervollsten Menschen verloren und sehe derzeit kein Weiterkommen.

Ich schicke dir eine Umarmung und liebe Grüße

Ute

[skorpion1965]

Liebe Marianne,

ich danke dir zutiefst für deine mitfühlenden Worte. Ich kann deine Verzweiflung, deinen Kummer verstehen. Ich gebe rowa Recht, verbringe so viel Zeit, wie du nur kannst, mit deinem Schatz. Rede mit ihm über alles, auch über die kleinste Kleinigkeit. Es wird euch beiden gut tun. Nehmt euch so oft es geht in den Arm.

Ich sende dir eine liebe Umarmung und wie schon rowa geschrieben hat, hier hat man immer ein offenes Ohr für dich.

Liebe Grüße
Ute

[skorpion1965]

Liebe rowa,

ich kann so gut nachempfinden, wie du dich fühlst. Es vergeht kein Tag ohne unendlich viele Tränen. Ich vermisse meinen Schatz so sehr. Unsere Liebsten waren mit Sicherheit die Allerbesten. Nur, warum müssen die Besten jung sterben? Ich denke auch, dass die Wunden nie heilen werden, wir werden lernen damit umzugehen, aber das ist auch schon alles.

Ich denke auch, dass unsere Liebsten lachen würden, aber so wie ich meinen Schokohasen kenne, versteht mir mich und weint mit mir. Ich würde auch viel lieber den Kummer, den Schmerz und die Tränen hinter mir lassen und wieder von Herzen lachen. Aber genau das konnte ich nur mit meinem Schatz. Er wüsste auch jetzt genau, was zu tun wäre, damit es mir wieder besser geht. Aber es ist leider nicht mehr bei mir.

Liebe rowa, natürlich halten wir Mädels zusammen, den wir haben eines gemeinsam, wir durften die wahre Liebe erleben.

Ich umarme dich und schicke dir einen Teil des Kraftpaketes zurück, denn du brauchst ja auch noch Reserven, es muss ja für uns beide reichen.

Liebe Grüße
Ute

[rowa]

Hallo Ute,

Danke für Deine lieben Worte, ich sitze hier am Laptop mit Tränen und frage mich, was soll ich Dir schreiben, all Deine Gedanken und Gefühle entsprechen 100%tig der meinen. Alles was Du so schön formulierst, könnte ich nicht besser schreiben. .....Pause.... Du denkst wie ich, Du fühlst wie ich.

Heute sind es 16. Wochen her. Ich frage mich, wie habe ich es so lange ohne meinen Schatz ausgehalten und wie soll ich mind. weitere 25 Jahre aushalten. Unvorstellbar. Ich werde wahrscheinlich wahnsinnig werden.
Ich rufe öfters in den Raum: "Nun ist Schluß, Du kann jetzt wieder reinkommen. Hör auf mit dem Versteckspielen. Komm zurück zu mir, es reicht jetzt!"
Manchmal wünschte ich mir, ich würde sterben, dann wäre ich wieder bei ihm und wir wären zusammen.
Und immer wieder dieses WARUM????
Ich wünsche mir jeden Tag an seinem Grab, er möge doch wenigsten im Traum zu mir kommen, aber es passiert nicht. Ich möchte so gern von ihm träumen, es passiert einfach nicht. So was lässt sich nicht erzwingen, ich weiß. Es würde mir besser gehen, wenn ich von ihm träumen würde, denke ich.

Heute war ich 2x auf dem Friedhof, heute früh und heute nachmittag. Ich muß einfach hin, es geht nicht anders. Rede dann mit ihm und weine, wenn ich ungestört bin.
Dann immer die tollen Sprüche von den anderen:
Du mußt ruhiger werden.
Denke mal an Dich.
Geh nicht so oft zum Friedhof, das lässt sowieso nach mit den Besuchen.
Eß mal was.
Geh mal unter Leute.
Wie können die so was sagen!
Das Umfeld versteht mich nicht. Für die meisten geht das normale Leben weiter, für mich nicht, mein Leben ist kein Leben mehr, ohne meinen Schatz. Dann der Spruch: Die Zeilt heilt..... oder das Leben geht weiter...

Ich versuche mich ständig zu beschäftigen, denn komme ich zur Ruhe, grübel ich und heule, was das Zeug hält (starke Trauer-Depression lt. Psychologin) Aber ich möchte keine Medikamente nehmen, ich hab ja gesehen, wohin das führt.(Vergiftung des Körpers) Außerdem habe ich was in Kopf, da bin ich sowieso vorsichtig mit der Einnahme von Tabletten.

Ich habe zum Andenken an meinen Schatz ein riesen großes Fotoalbum gemacht (33cmx33cm), habe ich gestern noch die Restarbeiten gemacht und nach fast 4 monatiger Arbeit fertig bekommen.
http://www.krebs-kompass.org/Forum/a...1&d=1156193976
http://www.krebs-kompass.org/Forum/a...1&d=1156194062
Und eine Musik-CD mit 17 Titeln. Das habe ich vorher noch nie gemacht. Ich staune selbst.
http://www.krebs-kompass.org/Forum/a...1&d=1156195197

Ja liebe Ute, unsere Männer sind was ganz besonderes gewesen und sind es immer noch und wir hatten das große Glück, die wahre Liebe erfahren zu dürfen. Und eben diese fehlt mir so sehr, mit allem drum und dran, seine Art, sein Wesen, seine Stimme, seine Ausstrahlung, sein Geruch, die Person mit eben allem drum und dran. Kein Hallo Dickit (so nannte er mich), kein guten Morgen-Kuss, kein Gute Nacht-Kuss, kein zärtliches übern Kopf streicheln, kein nettes Wort mehr, keine Schulter zum Anlehnen, kein gemeinsames Frühstücken, kein Spaziergehen mehr. Nie mehr, nichts mehr. Was ist mir oder uns geblieben? Was nur, wofür es sich zu leben lohnt?

Ich mache jetzt schluß, bin voll in der Depression, nur trübe Gedanken in meinem Kopf. Die hast Du sicher allein genug, da muß ich Dich nicht noch vollquatschen. Heute ist Montag und dieser Tag ist immer schlimm bei mir.

Lass Dich in den Arm nehmen und drücken ,von einer die auch gern in den Arm genommen werden möchte und zwar von ihrem lieben Schatz.

Ich gehe jetzt schlafen, vielleicht habe ich heute Glück mit einem Traum, das wäre schön. Ich wünsche Dir, dass Dir Dein Schokohase auch im Traum erscheint.

Rowa

PS: Mein Schatz hat seine Tränen vor mir verborgen, er wollte es mir nicht zeigen, dass er traurig war. Er war immer ein lustiger Typ.

[skorpion1965]

Liebe Rowa,

ich hoffe, dass ich nicht lange ohne meinen geliebten Schatz weiterleben muss. Ich kann dich, wegen deiner Gedanken ans Sterben, so gut verstehen. Ich würde am liebsten Einschlafen und nie wieder aufwachen müssen. Das ganze Leben ist die reinste Qual geworden. Im Büro bin ich zu einer Maschine mutiert. Ich spreche mit den Kollegen kein einziges Wort, mache nur meine Arbeit.

Ich kann sein Grab leider nicht besuchen, denn er wurde nicht hier begraben. Ich rede jeden Tag mit ihm, aber ich bekomme einfach keine Antwort. Ich wünsche mir von ihm, dass er mir in meinen Träumen erscheint, damit wir reden können, aber auch das funktioniert nicht. Ich träume einfach nicht von ihm.

Ein Mensch, der wie du trauert, der würde nie solche Sprüche zu dir sagen. Die Menschen, die solche Dinge von sich geben, haben kein Gefühl und wissen nicht, was tiefe Trauer bedeutet. Sie wissen nicht, wie es ist, wenn man in ein tiefes Loch fällt und keinen Ausweg mehr sieht. Ich fürchte mich schon vorm Herbst und Winter, denn da haben wir immer ausgiebig gekuschelt. Jezt bin ich alleine. Was soll ich bloß machen? Wie geht es weiter?

Liebe Rowa, ich weiß von mir selbst, dass es gut tut, sich seinen Kummer von der Seele zu reden bzw. zu schreiben. Ich bin froh, wenn du mir schreibst.

Liebe Grüße
Ute

[skorpion1965]

Mein geliebter Schokohase,

ich sitze im Büro, aber es wird immer mühevoller, sich aufzuraffen und hierher zu gehen. Ich bin überhaupt kein Mensch mehr, hier funktioniere ich wie eine Maschine.

Schatz zu fehlst mir so sehr. Warum musstest du mich alleine lassen? Wie fühlt sich eine Umarmung von dir an? Wie klingt deine Stimme, wenn du sagst: "Prinzessin, ich liebe dich!" Warum kann es nicht wie früher sein, als wir noch glücklich waren? Dieses Leben ohne dich, ist kein Leben. Es ist eine Qual und hat jeglichen Sinn verloren.

Heute nach der Arbeit werde ich Vanessa zu ihrem 17.Geburtstag zum Essen einladen. Wir werden in unser Lieblingslokal gehen. Ich weiß aber jetzt schon, dass es für mich sehr schwer werden wird, denn du bist nicht dabei. Dein Versprechen gegenüber Vanessa habe ich heute eingehalten. Ich habe ihr, obwohl sie Urlaub hat, um 6.00 Uhr morgens "Go shorty, it's your birthday" vorgesungen.

Ach mein Schokohase, warum kannst du nicht mehr bei mir sein? Was bin ich denn ohne dich? Wie soll es nur ohne dich weitergehen?

Ich liebe dich mehr als mein Leben und ich vermisse dich so sehr mein Schokohase.

Deine dich liebende Prinzessin *innigerKuss*

[skorpion1965]

Mein geliebter Schokohase,

so sehr ich auch versuche mein Leben wieder in den Griff zu bekommen, ich schaffe es nicht. Ich will und kann einfach nicht mehr. Was würdest du an meiner Stelle tun? Ach mein Schatz, es ist so schwer ohne dich. Ich kann es einfach nicht verstehen, warum du mich verlassen musstest. Wir haben doch nichts unrechtes getan. Wir haben uns doch so sehr geliebt. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.

Wie vorhergesagt, war das Essen gehen gestern ein Horror. Schon das sitzen dort, ohne dich war für mich die Hölle und das Essen selbst, das sonst immer sehr gut geschmeckt hat, schmeckte nach nichts. Wo soll das alles noch enden? Ich brauche dich doch so sehr.

Gestern hatte ich einen sehr kurzen, aber eigenartigen Traum: Ich sagte zu einer Person, ich weiß nicht, wer es war, denn ich habe sie nicht richtig gesehen: "Rede bitte mit mir!" Und die Person antwortete: "Nein!" Warst du diese Person? Wenn ja, warum willst du nicht mit mir reden? Schokohase ich bin so verzweifelt!!

Ich liebe dich so sehr und ich vermisse dich schrecklich mein Schokohase.

Deine dich für immer liebende Prinzessin *innigerKuss*

[rowa]

Hallo Ute,

es kommen wieder liebe Grüße aus der Ferne. Sei nicht traurig!
Dein Schokohase und auch mein Schatz sind bei uns.
Vielleicht stehen sie neben uns, wir können sie nur nicht sehen.
Vielleicht streicheln sie uns über's Haar und wir spüren es nicht.
Vielleicht flüstern sie uns ins Ohr wie sehr sie uns lieben, nur wir hören sie nicht.
Du hast geschrieben, dass Du nicht zu seinem Grab gehen kannst, weil er nicht bei Dir begraben ist. Darf ich fragen, wo Dein Schokohase beerdigt wurde? Wenn Du ihn besuchen könntest, würde Dir der Abschied gewiss etwas leichter fallen. So hast Du ja keine Stelle, wo Du hingehen und mit ihm reden kannst.
Bei mir ist der Besuch fest in meinen täglichen Ablauf integriert. Es geht nicht ohne, es sei, es geht wirklich nicht, wenn ich z.B. übers WE (Fr.-So) in unseren Garten fahre, dann fällt es am Sam. aus.

Ute, Dein Schokohase ist erst vor kurzem ins Regenbogenland gegangen, es ist noch nicht lange her. Du stehst noch unter Schock.
Ich staune, dass Du arbeiten gehen kannst. Ich konnte nicht arbeiten gehen, war mit den Nerven fertig. 4 Wo war ich wegen Depressionen krank geschrieben. Es stimmt schon, dass Arbeit ablenkt, aber nach Arbeitsschluß ist man allein, fährt nach Hause - man ist allein, der Abend kommt - man ist allein. Man geht zu Bett - man ist allein. Kein Wort wird man los - man ist allein. Morgens steht man auf - man ist allein. Das Frühstück will nicht schmecken - man ist allein. Und dann geht die gleiche Chose wieder los, tagtäglich. Ich kann Dich gut verstehen. Ich könnte mich gehen lassen, bekomme keine Ordnung in meinem Haus. Das hätte es nicht gegeben, wenn mein Schatz noch da wäre. Wen stört es denn? Nur mir selbst und ich kann mit dem Chaos leben. Aber irgendwann muß man sich zusammen reißen und anfangen aufzuräumen. Der Tag erscheint mir kürzer denn je. Die Zeit verfliegt im Nu und ich schaffe nichts. Auf der einen Seite kann es mir nur recht sein, dann kommt schneller der Tag X für mich (mein jüngster Tag), wo wir uns wieder sehen und wieder vereint sind. Auf der anderen Seite muß ich noch hier bleiben, klar kommen und das Beste draus machen (vielleicht das Chaos beseitigen). Bin dazu aber meistens nicht in der Lage, weil ich mit meinen Gedanken bei meinem Schatz bin.
Ich nehme mir nur ganz kleine Stückchen vor, nicht das große Ganze, sondern fange mit dem Kleinen an. Und wenn es 4 Monate dauert, bis ich was fertig bekomme. Aber da freut man sich, dass man das schon geschafft hat. Das ist ein Anfang, ein ganz kleiner, aber ein Anfang.

Lass die Trauer zu, Du darfst sie nicht verdrängen. Es ist schwer und unerträglich, ich weiß. Es tut gut, wenn Du Dir Deinen Kummer von der Seele schreibst, ich höre Dir zu bzw. lese mit, fühle mit. Lass Dich in den Arm nehmen.

Hab Geduld, vielleicht kommt heute im Traum Dein Liebster zu Dir. Dies wünsche ich Dir und auch 'ne Portion Kraft um den nächsten Tag zu überstehen.

LG
Rowa

[rowa]

Hallo Marianne,

Wie geht es Dir und Deinem Mann? Du meldest Dich nicht mehr. Ich gehe davon aus, dass es ein gutes Zeichen ist und es Euch gut geht und Ihr ganz viel Zeit miteinander verlebt.
Das wäre super.
Ich würde mich freuen, wieder von Dir zu hören.
Liebe Grüße
Rowa

[waldi52]

Hallo Rowa,

ich bin lediglich unsicher, weil ich mich nicht in Utes Beitrag einmischen will.
Ja, wir verbringen viel Zeit miteinander und das ist zugleich schmerzlich und doch wunderschön.
Ich stelle fest, dass mein Mann plötzlich nicht mehr in großen Zeiträumen plant. Vor seinem Rückfall hat er das immer noch getan. Er war so sicher, noch viele Jahre leben zu dürfen. Auch wenn die Prognosen schlecht sind, er war überzeugt, zu den wenigen Ausnahmen zu gehören, die den Lungenkrebs besiegen können. Er verliert zusehends seine Kraft und das macht ihm wohl deutlich, dass es durchaus ernst um ihn steht. Mir tat es weh, als er auf einmal begonnen hat, mir Verschiedenes zu erklären. Wie man einen Dimmer im Wohnzimmer repariert, wie die einzelnen Geräte funktionieren, die bisher in seinen Arbeitsbereich gehörten. Ich weiß, das gehört auch dazu, denn wenn er gehen muss, dann bin ich alleine für alles verantwortlich. Aber es tut so weh, zu erleben, dass er das was ihm wichtig war, selber nicht mehr tun kann und dass irgendwann die Zeit kommt, wo ich ihn nicht mal mehr fragen kann.
So ein Abschiednehmen auf Raten ist schlimm, aber ich will auf keine Minute verzichten.
Rowa und auch du, liebe Ute, hoffentlich gehe ich euch nicht auf die Nerven mit meinem Gejammer. Ich habe schließlich meinen Schatz noch um mich. Und ich weiß, was ihr dafür geben würdet, eure Liebsten nochmals in den Arm nehmen zu dürfen. Darum habe ich mich auch gescheut, hier etwas dazu zu schreiben. Ich möchte euch nicht wehtun und nicht undankbar erscheinen. Manchmal denke ich, wenn ich nachts wachliege - schon wieder ein Tag weniger. Ich kann nichts dagegen machen. Habe solche Angst, wie es weitergeht.
Aber gerade durch eure anrührende Zwiesprache mit euren Männern habt ihr mir die Kraft gegeben, diesen Zustand zu ertragen und die Zeit hoch zu schätzen, die uns bleibt.
Ich möchte euch danken dafür.

Liebe Grüße, Marianne

[skorpion1965]

Liebe Rowa,

leider ist mein Schokohase in Tunesien begraben. Er wurde zwar hier in Österreich geboren, aber er wollte am gleichen Friedhof wie sein Papa, der vor 2,5 Jahren starb, begraben werden. Mein einziges Ziel, das ich in meinem Leben noch habe, ist, dass ich eines Tages nach Tunis fliege um das Grab zu sehen und um nachzuschauen, ob mein Schokohase den Ausblick hat, den er immer wollte.

Ich gehe zwar ins Büro, aber ich arbeite nicht wirklich, denn ich sitze eigentlich meine Zeit bloß ab. Leider ist mein Hausarzt, der meine Geschichte kennt, zur Zeit im Urlaub. Anfang September kommt er zurück und dann werde ich gleich zu ihm gehen und ich denke mal, dass er mich auch eine gewisse Zeit krank schreiben wird.

Seit mein Schatz von mir gegangen ist, vergeht die Zeit für mich eigentlich viel langsamer, vermutlich um mich noch mehr zu quälen. Ich hoffe, dass der Tag X bald kommt, denn ich halte es ohne meinen Schatz nicht mehr aus. Mit dem Erledigen von Dingen geht es mir wie dir. Ich denke mir, wozu soll ich überhaupt noch etwas tun.

Ich danke dir für dein Kraftpaket, deine lieben Worte und für das offene Ohr. Ich umarme dich und schicke dir liebe Grüße

Ute

[skorpion1965]

Hallo Marianne,

es macht mir nichts aus, wenn du hier schreibst. Ich möchte doch erfahren, wie es dir und deinem Schatz geht. Einerseits bin ich sicherlich neidisch, dass du deinen Schatz in die Arme nehmen kannst, andererseits freue ich mich für dich, dass du die Möglichkeit hast um mit deinem Schatz zusammen zu sein.

Du jammerst nicht und gehst mir auch nicht auf die Nerven. Wenn es jemandem nicht passt, was du schreibst, der braucht es ja nicht zu lesen. Du tust uns nicht weh, sondern der Tod unserer Liebsten hat uns weh getan und uns aus der Bahn geworfen.

Ich wünsche dir und deinem Schatz alles Gute und möget ihr noch viel Zeit miteinander verbringen können.

Liebe Grüße
Ute

[waldi52]

Liebe Ute,

es war/ist für mich sehr wichtig, die Zwiesprache mit deinem Liebsten mitzuerleben. Ich kann mir dein Leid nur ansatzweise vorstellen, aber indem du andere, auch mich, daran teilhaben lässt, zeigst du mir, was auf mich zukommen wird. Ich kann Anteil nehmen. Es hilft mir dabei, mit der jetzigen Situation fertig zu werden.
Bisher war es schlimm für mich, dass etwas Unaussprechliches, Unbegreifliches auf uns zukommt. Alles, was ich mir nicht vorstellen kann, ist wie eine undurchdringliche Wand, die mich erdrückt.
Weil ich deine Trauer miterleben darf, deine Verzweiflung und gleichzeitig deinen Mut, weil ich sehe, wie du kämpfst, bekomme ich eine Ahnung, dass dies auch meine Aufgabe sein wird.
Ich habe mich eine Zeitlang mit dem Gedanken getragen, zusammen mit meinem Mann ein Ende zu setzen. Jetzt erkenne ich, dass meine Aufgabe das Weiterleben sein wird. Das Weiterführen unseres gemeinsamen Lebensentwurfes und gleichzeitig die Suche nach dem eigenen Entwurf.
Ich habe zwei wunderbare Töchter (Zwillinge mit 30 Jahren), die auch als Erwachsene ein Recht haben, wenigstens einen Elternteil zu behalten. Das ist mir jetzt auch klar geworden.
Ute, ich habe großen Respekt vor der Wahnsinnsaufgabe, die du (genau wie alle anderen in dieser Lage) bewältigen musst, nämlich ein neues, eigenes Leben aufzubauen, auch wenn alles, was du dir gewünscht hast, ein Fortbestehen der gemeinsamen Zeit war.
Ich möchte dich nur still umarmen und dir Erfolg auf diesem Weg zu dir selber wünschen.

Liebe Grüße, Marianne