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  #1  
Alt 16.02.2008, 19:35
Kassiopaia Kassiopaia ist offline
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Standard Euer/eure Liebst(r) wird sterben / ihr werdet bald sterben....wie geht ihr damit um

Hallo!



Mir ist gerade nicht nach langen Erklärungen und Erläuterungen. Ich würde nur gerade in diesem Moment gerne wissen, wie ihr damit umgeht, wenn ihr wisst, dass entweder ihr selber bald sterben müsst (aufgrund eines verlorenen Kampfes gegen NHL oder Morbus Hodgkin) oder ein naher Angehöriger (Mutter, Vater, Kind..... sterben wird.

Meine Mutter hat wahrscheinlich den fast 1 1/2 jährigen Kampf gegen NHL verloren. Kurz vor Weihnachten sollte sie eigentlich in Isolation kommen und fremde Stammzellen erhalten. DOch kurz davor bekam sie einen Krampfanfall im Krankenhaus, redete wirres Zeugs und es wurde am nächsten Tag festgestellt, dass sie Tumore (denke mal Lymphome) im Gehirn hat.

Also alles wieder zerschmettert. WIeder warten, dass die Blutwerte in Ordnung sind. Lange VOrbereitung bis man mit Bestrahlungen begonnen konnte. Zwischendurch immer wieder schlechte Blutwerte, so das die eine oder andere Bestrahlung ausfallen bzw verschoben werden musste. Meine Mutter wiegt nur noch 48 kg bei etwa 1,70 . Sie ist nur noch Haut und Knochen. Sie kann nicht mehr alleine aufstehen und ist sehr schlapp und antriebslos, seit dem sie die Bestrahlungen bekommt. Vor einigen Tagen ging es nicht mehr. SIe und mein Vater entschlossen, dass sie ins Krankenhaus gehen sollte. Erstens damit man herausfindet, warum sie nicht mehr laufen kann und zweitens weil es eine sehr grosse Belastung für meinen Vater darstellte. 1 1/2 Jahre 24 Stunden am Tag mit anzusehen wie es dem liebsten Menschen immer schlechter geht und dieser fast nichts mehr alleine kann ist sehr sehr schlimm.

Gestern hab ich sie besucht. SIe lag dort mit einer Langzeitinfusion und Sauerstoff in der Nase. WIe ein Häufchen elend. Manchmal kommt es mir vor als ob sie nicht mehr ganz bei sich ist. ALs ob man mit einer 90 jährigen demenz kranken redet. Und dann ist wie auf einmal wieder ganz normal.
Ein Pilzmittel bekam sie gestern als INfusion, weil man denkt sie habe einen Pilz in der Lunge.

Heute kam mein Vater vorbei und sagte ... ich hoffe das kommt jetzt nicht falsch rüber......... "man hätte ihm gesagt.... man könnet sich jetzt wahrscheinlich schon mal mit der Beerdigung befassen"........... so im Sinne....

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich war sehr gefasst. Erstens da es noch nicht 100 prozentig feststeht. DIe Hoffnung stirbt ja zuletzt und zweitens (es mag komisch klingen...ODER auch nicht???????? ) aber diesen Gedanken...mit dem Tod hat man ja jetzt schon 1 1/2 Jahre. Stumpft man da ab????

Ich war also sehr gefasst und hatte auch nicht gross Zeit mir einen Kopf drüber zu machen, da ich noch was vor hatte, also bin ich los ...denn er kam zum Babysitten vorbei.

Nun sitzt ich haber hier und frage mich, wie einem, falls es sich jetzt wirklich bestätigt (was mich ehrlich gesagt nicht wundern würde....bitte nicht falsch verstehen) dass sie bald sterben wird..........wie man damit umgeht, als Betroffener...ob man damit rechnet, ob man etwas gleichgültiger wird, wenn man so lange , so schwer und so schmerzhaft gekämpft hat. Wie fühlt man sich da? Klar ist jeder Mensch verschieden, aber vielleicht könnt ihr von euren eigenen Erfahrungen berichten.

WIe geht oder seid ihr damit umgegangen als Angehöriger? Wie sollte man sich der Person denn gegenüber verhalten? In Tränen ausbrechen oder lieber gefasst und stark?

Ich hoffe ihr versteht wie ich das alles meint und könnt mir ein wenig weiterhelfen.

Ich hör jetzt auf. Mir steckt ein Kloss im Hals und es laufen die Tränen.........

Ich danke euch schon mal


Kassi
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  #2  
Alt 16.02.2008, 21:39
Äpfelchen Äpfelchen ist offline
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Standard AW: Euer/eure Liebst(r) wird sterben / ihr werdet bald sterben....wie geht ihr damit

Liebe Kassi

es tut mir sehr Leid, dass es Deiner Mama so schlecht geht. Ich habe keine Erfahrungen damit, wie es ist, wenn ein mir Nahestehender möglicherweise bald sterben wird und meine eigene Prognose ist nicht an diesem Punkt.

Ich denke auch, dass man es im voraus nicht wirklich wissen kann, wie man damit umgehen wird. Ich selbst würde - das weiß ich genau - egal ob es mich treffen würde oder einen Angehörigen, immer um Ehrlichkeit bemüht sein.
Um Offenheit, kein Drumrumreden. Sondern bei meinen Gefühlen bleiben und nichts verdrängen.

Ich glaube nicht, dass "man" abstumpft nach einer längeren Leidenszeit. Eher, dass das Ende entweder als Erleichterung angesehen werden kann, wenn der Patient sich sehr quält.
Wenn Deine Mama zeitweise wirres Zeug redet, dann könnte ich mir vorstellen, dass das mit den Lymphomen im Gehirn zu tun hat. Diese werden evtl. auf bestimmte Areale drücken, die Ausfälle verursachen.
Und sie ist wohl sehr schwach, 42 kg bei der Größe, sie wird nicht nur aussehen wie ein Häufchen Elend, sondern sich auch so fühlen.

Ich finde es ziemlich unsensibel ausgedrückt, wenn Deinem Vater gesagt wurde, er könne sich schon mal mit der Beerdigung beschäftigen...wie sind die Ärzte denn drauf???
Ich glaube nicht, dass Du abgestumpft bist, weil Du heute sehr gefasst reagiert hast. Ich denke eher, dass da zum einen der Schock den Schmerz etwas ausgeschaltet hat und zum anderen die lange bereits erfahrene Belastung, sowas wie einen Schutzmantel um Deine Seele gelegt hat.
Sag mal, habt ihr eigentlich psycho-onkologische Begleitung???
Das würde ich Dir und Deinem Vater und vielleicht sogar Deiner Mama anraten. Frag doch in der Klinik mal danach, die können Dir bestimmt weiter helfen, sie müssten darauf vorbereitet sein.

Wie gesagt, ich habe keine eigenen Erfahrungen, ich stelle mir vor, dass ich versuchen würde ganz offen damit umzugehen und keine falsche Scheu aufkommen lassen würde, wenn ich selbst betroffen wäre.
Ich lese seit einiger Zeit Bücher von Elisabeth Kübler-Ross, eine Sterbeforscherin, und alle sagen aus, dass Offenheit und Ehrlichkeit und ZUHÖREN was der Patient sagt, das allerwichtigste ist bei einer Sterbebegleitung.

Wenn Du weinen kannst, das ist schon mal gut. Denn das ist so ein bißchen wie das Überdruckventil, lass die Tränen raus wenn sie wollen.

Ich wünsche Dir, dass Deine Mama vielleicht doch wieder auf den Weg der Besserung kommen wird.

Alles Liebe für Euch
Beate
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  #3  
Alt 16.02.2008, 22:23
Andorra97 Andorra97 ist offline
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Standard AW: Euer/eure Liebst(r) wird sterben / ihr werdet bald sterben....wie geht ihr damit

Liebe Kassi,
ich habe meine beste Freundin durch ein NHL verloren. Sie hatte eine sehr seltene Form mit Zentrum im Gehirn und die Ärzte haben ihr keine Hoffnung gemacht. Es gibt wohl bei einem Lymphom im ZNS noch keine Therapie, die mehr als ein paar Monate Überleben bewirken kann. Wir hatten nicht sehr viel Zeit uns auf ihren Tod vorzubereiten. Sie bekam die Diagnose und war nur vier Wochen später tot.

Wie geht man damit um? Ich muss sagen, von allen betroffenen Personen damals, war meine Freundin selbst die Gefassteste. Sie redete viel mit uns. Vor allem natürlich ihrem Mann (sie war damals erst 35 Jahre alt und hatte gerade ihr zweites Kind bekommen), aber auch viel mit ihren Freunden. Sie sagte uns, was sie sich von uns wünscht, was sie sich vorstellt für ihre Kinder und was wir tun könnten, um ihrem Mann zu helfen. Es war eine sehr emotionale und sehr intensive Zeit. Rückwirkend war es wie ein Alptraum.

Trotzdem, nachdem wir diese Erfahrung gemacht haben, hat mein Mann mir gesagt, dass er sich wünscht, wenn seine Zeit kommt, dass es ihm bewusst ist. Und dass er nicht - wie man ja gemeinhin immer denkt, dass es der "schönste Tod" wäre - einfach eines Tages einschläft und nicht aufwacht. So schrecklich das damals mit meiner Freundin war: Wir haben noch Zeit gehabt uns zu verabschieden. Wir haben über Dinge gesprochen, die man sonst ungesagt gelassen hätte.

Gott sei Dank ist die Prognose meines Mannes gut. Trotzdem haben wir natürlich darüber gesprochen, was kommen kann. Wir haben ein Testament gemacht z.B., etwas, was wir bisher immer versäumt hatten. Wir sprechen viel darüber, wie wir uns das Leben unserer Kinder vorstellen, was wir ihnen mitgeben wollen an Werten usw. Auch wichtig sind solche Fragen, wie "Patientenverfügung" usw.

Niemand kann sagen wann er gehen muss. Ich kann heute ganz gesund sein und morgen aus dem Leben gerissen werden. Und egal wann es ist, es ist immer zu früh und immer traurig. Es tut mir so leid, dass du deine Mutter wahrscheinlich bald verlieren wirst. Ich glaube "vorbereiten" kann man sich nicht. Ich glaube aber auch nicht, dass es ein Zeichen für "Abstumpfung" ist, wenn du gefasst reagierst auf die Nachricht deines Vaters. Irgendwann erkennt man, dass man es nicht aufhalten kann und dass man das Schicksal so annehmen muss wie es kommt.

Ich hoffe, dass deine Mama -wenn ihre Zeit gekommen ist - friedlich sterben kann und ich hoffe, dass du ihr noch alles sagen kannst, was du ihr noch gerne sagen möchtest.
__________________
Einen schönen Tag wünsche ich euch!
Nicole

Mein Mann: NHL Diagnose 31.10.2007 / Glioblastom Diagnose 31.10.2008
Zur Zeit geht es uns gut.
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  #4  
Alt 16.02.2008, 23:01
Benutzerbild von Noddie
Noddie Noddie ist offline
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Registriert seit: 10.09.2006
Ort: Viersen
Beiträge: 1.240
Standard AW: Euer/eure Liebst(r) wird sterben / ihr werdet bald sterben....wie geht ihr damit

Hallo Kassi,
leider kenne ich Deine Situation sehr gut.Mein Vater wurde damals mit dem Hinweis aus dem Krankenhaus entlassen das er höchstens noch 6 Monate zu leben hat.(Schwere Herzerkrankung)Es wurden leider nur 2 daraus.
Es kommt auf den Kranken an will er drüber sprechen oder nicht , er ist der der den Ton angibt.
Wie geht der Betroffene damit um, durch meinen Beruf habe ich viele Leute beim Sterben begleiten dürfen, auch da verarbeitet jeder anders,von absoluter Verlegnung bis hin zur Vorbereitung der eigenen Beerdigung hane ich erlebt.Das wichtigste für Alle war das Sie keine Schmerzen hatten.
Liebe Kassi, viel mut für die nächste Zeit ,am schlimmsten ist die Hilflosigkeit die du fühlst, aber glaube mir am meisten kannst Du ihr helfen wenn Du für Sie da bist, sie wird es auch wenn Sie schläft merken.
Fühle Dich ganz lieb in den Arm genommen
Ulli
__________________
auf das unser Krustentier für immer verschwindet !!!!
Bitte Besucht meine Hompage und verewigt Euch im Gästebuch.
http://www.beepworld.de/members25/nodrugs/

Morbus Hodgin 2 a ,August 06
seid 19.3.07 Remission
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