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Alt 11.05.2007, 16:40
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Kertin Kertin ist offline
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Registriert seit: 11.05.2007
Beiträge: 6
Unglücklich Mut fassen

Hallo habe heute erst den Mut gefunden und schreibe nun einfach vor mich hin.Ich bin 38 Jahre und heiße Kerstin
Im Sommer 2005 kam meine Mum zu uns mit der niederschmetternden Nachricht Speiseröhrenkrebs.Meine Familie hat sich sofort mit aller Liebe und Zuneigung um unsere Omimi (wie wir sie heute noch liebevoll nennen) gekümmert.Sie zog auch erst mal bei uns ein,da sie Angst hatte alleine zu sein.Ich habe sie mit meinem Mann ins Krankenhaus begleitet und mit der Ärztin über den Gesundheitszustand meiner Mum geredet.Aber ich war eigentlich gar nicht dabei.Ich habe alles von mir geschoben und mich nur noch voll um unsere Omi gekümmert.Das Gespräch mit der Ärztin ,die mir sagte das unsre Omimi sterben würde und die Ärzte alles tun werden damit sie nicht leiden muß habe ich bis vor kurzem vergessen.
Mein kleiner Sohn und ich waren bei ihrer ersten Chemo dabei.Sie weinte ich hielt ihre Hand und der Pfleger begann mit der Chemo.Es war ein schmerzlicher Moment für mich und meine Mum.Aber ich bin froh,dass ich in diesem Moment mit meinem kleinen Sohn(er war 3) bei ihr war.Omimi fand es als Erleichterung nicht alleine sein zu müssen.Jeden Tag war ich bei ihr und habe ihr Mut versucht zu machen.Meine Kinder und mein Mann standen Tag für Tag zu mir und meiner Mum.Nach dem Krankenhaus war sie wieder für knappe 3Wochen bei uns zu Hause.Es war trotz der schweren Krankheit in Verbindung mit dem Haarausfall der Gewichtsabnahme meiner Mum eine sehr schöne Zeit für uns alle.Jeder hat sich intensiv mit Omimi unterhalten und gelacht und gestritten.Wir haben noch mal alle zueinander gefunden und dieses genossen.Dann kam wieder Krankenhaus Chemo und wieder zu uns.
Das ging etwas über 3 Monate so.Dann sagten uns die Ärzte (wir wußten es eigenlich auch),dass unsere Omimi wieder in ihr eigenes Leben in ihre eigene Wohnung muß.Sie soll versuchen ihr Leben so weit wie möglich wieder zu leben.Schweren Herzens haben wir dem nachgegeben.Aber es war gut so.
Wir haben uns fast täglich gesehen sie oft eingeladen und mit angesehen wie es Berg auf und Berg ab ging.
Die einzigen die ich in dieser schweren Zeit hatte und die zu mit und meiner Mum standen waren Klaus mein Mann,mein Bruder,meine große Tochter(heute18)mein Sohn(heute14)und unser kleiner Sonnenschein(heute5).
Ohne sie hätte ich die Kraft nicht gehabt und ich glaube unsere Omi auch nicht.
Anfang letzten Jahres ging es meiner Mum immer schlechter.Sie mußte öfter ins Krankenhaus.Bekam eine Lungenentzündung und nur mit viel Überredung konnte ich sie dazu bringen mit mir und den Notärzten ins Krankenhaus zu fahren.Aber immernoch wollte ich nicht wahrhaben das meine Mum unsere liebe Omimi sterben würde.
Ich habe mich weiter um sie gekümmert.war für sie da.Wir haben versucht ihr Freude zu machen.
Einige Wochen vor Ostern war unser Jüngster krank.er bekam eine darminfektion.Und um meine Mum zu schützen sind wir nicht zur ihr gegangen.Nur den Einkauf haben wir ihr schnell gebracht.Aber wir haben viel telefoniert.Mindestens 3 mal am Tag.Ich habe nur gemerkt das sie immer müde war und habe das auf die Medikamente geschoben.
Dann kam dann der nüchterne Schock für uns.Unsere Omimi war im Endstadion angekommen.Alles ging so schnell.Wir mußten einen Pflegedienst holen.14 Tage haben wir zusammen mit dem pflegedienst versuch alles für unsere liebe Omi zu tun.Aber von Tag zu Tag wurde es schlimmer.
Ich versprach ihr,dass sie nie in ein Pflegeheim kommt.Dafür werde ich sorgen.Und ich versprach ihr bei ihr zu sein wenn sie die augen schließt.Beide Versprechen konnte ich einhalten.
Am 13.04.2006 um 16:07 hat sie die Augen geschlossen und ist für immer eingeschlafen.Ich war an ihrere Seite habe sie gestreichelt,ihr gesagt das wir sie alle lieb haben und das sie keine Angst haben muß.Ich bin mit meinen Geschwistern und meinem Mann bei ihr.Einige Minuten später hat sie den Kampf gegen den Krebs verloren.
Sie fehlt mir so sehr.Ich bin tief traurig aber kann nicht weinen.Nur selten,wenn die Sehnsucht nach ihr zu groß ist ,dann weine ich für mich alleine.Der Gang zu ihrem Grab fällt mir unendlich schwer.Lieber sehe ich mir ihr Bild an und rede mit unser lieben Omimi.
Ich fühle mich so leer und hilflos.Jeden Tag denke ich an sie und wei sehr ich sie vermisse.Ihr Lachen .Ja sogar unsere kleinen und großen Zickereien fehlen mir.Aber ich fühle nur eine Leere und kann meiner Trauer keine Tränen geben.Dabei würde ich es doch gerne.Mein Leiden geht weiter.Und meine Familie leidet unter meinen Gefühlsschwankungen.
An manchen Tagen fühle ich rein gar nichts.Nicht einmal Liebe für meinen mann der alles für mich ist.Meine Kinder liebe ich aber auch da fehlen mir manchmal Gefühle.
Ich denke dann,dass die 4 auch ohne mich zu recht kommen würden,dann könnte ich den Weg zu meiner geliebten Mum gehen.
Das macht mir Angst.Aber ich liebe und vermisse meine Mum so sehr.
Doch das bisschen Gefühl was noch da ist rüttelt mich wach und ich lebe mein Leben weiter und versuche so gut wie möglich für meine Familie da zu sein.

Ich bin froh heute endlich den Mut zu haben das zu schreiben.Ich denke das ist für mich ein Schritt in die richtige Richtung.
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