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  #1  
Alt 05.02.2010, 11:56
Giaccomo Giaccomo ist offline
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Registriert seit: 28.01.2010
Beiträge: 22
Standard Christoph ist tot

Mein Sohn Christoph ist am 4. Februar 2010 um 12:25 Uhr gestorben. Am 26. Januar ist er 33 Jahre alt geworden.
Anfang Oktober letzten Jahres klagte er über diffuse Kopfschmerzen. Der Hausarzt schickte ihn in die Neurologie der benachbaren Universitätsklinik. Dort wurde am 16. Oktober ein massiver Hirntumor festgestellt. Am 19. und 20. Oktober wurde er opieriert. Die Pathologie stellte wenige Tage danach ein hochmalignines B-Zell-Lymphom fest. Danach wurde er auf die Onkologie verlegt und mit Chemotherapie behandelt.
Nach Weihnachten entnahm man ihm Stammzellen für eine geplante Stammzellentransplantation nach einer Hochdosischemotherapie. Nach der Stammzellenentnahme fühlte er sich ziemlich "platt", wie er sich ausdrückte.
Etwa eine Woche danach wurde wieder eine normale Chemo durchgeführt. In der folgenden Aplasiephase gingen die Leukozyten auf 0,1 zurück. Nach einer Erholungsphase sollte er noch einige Tage nach Haus dürfen, bevor er dann zur Stammzellentransplantation wieder in die Klinik sollte. Aber es kam anders. Er wurde kurzatmig. Bei einem Lungenfunktionstest Ende Januar wurden sehr schlechte Werte festgestellt. Eine CT-Aufnahme der Lunge ergab eine großflächige Lungenentzündung. Die entsprechenden Werte im Blut lagen im Normbereich.
Am 30. Dezember wurde er auf die Intensivstation verlegt, in der Nacht zum 31. Dezember intubiert, also künstlich beatmet. Am letzten Dienstag konnte eine stabile Phase erreicht werden. Leider verschlechterte sich sein Zustand am folgenden Tag dramatisch. Wir machten uns schon auf das Schlimmste gefasst. Am Donnerstag wurden wir morgens von der Klinik angerufen, dass es ihm sehr schlecht ginge und wurden gebeten, zu kommen.
Die komplette Familie (außer mir und meiner Frau noch seine beiden Geschwister) versammelten sich um sein Krankenbett. Man konnte an den Geräten sehen, wie es mit ihm zu Ende geht. Es war kein Todeskampf, es war ein Versickern, ein Auslaufen des Lebens.
Bei unserem Kommen lag der Blutdruck schon bei 40 : 35 und sank langsam, aber kontinuierlich ab. Der Puls war bei 130.
Als der systolische Wert von 30 unterschritten wurde, wurde auch der Puls allmählich langsamer. Bald waren die 100 unterschritten. Die Blutdruckanzeige unterschied auch nicht mehr zwischen systolisch und diastolisch, sondern zeigte irgendwas um 25 an, ständig fallend.
Der Blutdruck fiel schließlich auf 20, die Pulsfrequenz auf 60. Und dann, um 12:25 Uhr, stand auf der Pulsanzeige 0. Und das war es dann.
Während der ganzen Zeit haben wir zu ihm gesprochen, haben ihn berührt, ihn gestreichelt. Und wir haben um ihn geweint.
Das Weinen ist noch nicht vorbei.
Ich weiss, es gibt hier Menschen, die ähnliches oder gar schlimmeres erlebt haben. Aber für mich, meine Frau, meine beiden anderen Kinder, war es das schlimmste, was man sich vorstellen kann. Dem Sterben eines geliebten Menschen hilflos zuzuschauen.
Der Oberarzt kam ständig vorbei und tröstete uns während des Sterbevorgangs. Der Krankenhausseelsorger hielt sich längere Zeit bei uns auf und fand stets die richtigen Worte des Zuspruchs.
Warum schreibe ich dies alles?
Ich möchte meinen Schmerz über den Verlust meines Sohnes hinausschreien in die Welt, nicht in mich hineinfressen. Und ich hoffe, dass mein Schrei von Menschen gehört bzw. gelesen wird, die mich verstehen können, weil sie ähnliches durchgemacht haben.
Um rational an die Sache heranzugehen, fehlen mir augenblicklich die Nerven. Und ich glaube nicht, dass ich es jemals ganz rational sehen kann.
Gestern ist ein Teil von mir gestorben. Das gleiche gilt auch für meine Frau.
Sprechen kann ich derzeit nur wenig. Die Stimme bleibt oft weg, wird unterbrochen von Weinkrämpfen. Nur Schreiben, das funktioniert noch einigermaßen.
Um was ich euch bitte, ist nicht euer Bedauern, sondern euer Verständnis.

Geändert von Giaccomo (05.02.2010 um 12:55 Uhr) Grund: Tippfehlerberichtigung
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  #2  
Alt 05.02.2010, 12:07
Benutzerbild von Desi
Desi Desi ist offline
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Registriert seit: 03.12.2007
Ort: NRW
Beiträge: 3.658
Standard AW: Christoph ist tot

Hallo Giaccomo
Es tut mir sehr leid, das du deinen Sohn verloren hast.
Ich verstehe nur zu gut, was du schreibst, wie du fühlst.
Es ist schlimm wenn ein geliebter Mensch so früh gehen muss.
Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft für die nächste Zeit.
__________________
In Liebe Daddy geb. 27.02.54 gest. 08.02.2008
Du wirst für immer in meinem Herzen sein.
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  #3  
Alt 05.02.2010, 12:23
Mariesol Mariesol ist offline
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Registriert seit: 18.05.2009
Beiträge: 1.280
Standard AW: Christoph ist tot

Lieber Giaccomo,

ich möchte auf diesem Wege mein aufrichtiges Mitgefühl ausdrücken.
All die Gefühle die Du aufgeschrieben hast, kenne ich sehr gut.
Ich denke es ist unglaublich schwer sein Kind zu verlieren....sind es doch die, in denen wir beabsichtigen weiter zu leben.
Den Schmerz werde ich mit meinen Worten nicht lindern können...die Worte sind zu klein ! Ich denke an Dich und an Deine Familie...sei warm gegrüßt Mariesol
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  #4  
Alt 05.02.2010, 12:48
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
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Registriert seit: 20.09.2008
Ort: Fürstenfeldbruck
Beiträge: 165
Standard AW: Christoph ist tot

lieber giaccomo,

mir fehlen leider die worte. und ich weiss auch nicht, was die richtigen worte gegenüber einem vater, der seinen sohn verloren hat, sind.

deswegen tue ich das, worum du gebeten hast: verstehen. deinen schmerz, deine trauer, deine verzweiflung, deine fassungslosigkeit, deine ohnmacht und deine wut auf das leben, das dir deinen sohn viel zu früh entrissen hat.

ich wünsche dir und deiner familie unendlich viel kraft und deinem sohn den frieden nach dieser schweren krankheit.

mitfühlende grüße

susanne
__________________


Für meine geliebte Mama
13.06.1964 - 16.12.2008
http://de.youtube.com/watch?v=PP_NQPrbRvM
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  #5  
Alt 05.02.2010, 13:01
Chrisengel Chrisengel ist offline
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Registriert seit: 01.12.2009
Beiträge: 165
Standard AW: Christoph ist tot

Lieber Ciaccomo und Familie,

es stehen mir die Tränen in den Augen, Euren Schmerz kann ich fühlen. Auch wir haben Söhne in dem Alter von Christoph,alleine die Vorstellung das ihnen etwas passieren könnte, undenkbar. Euch ist das schlimmste passiert was Eltern und einer Familie zustossen kann, da gibt es keinen Trost, zumindst noch nicht jetzt. Last Eure Trauer und Euren Schmerz zu, versucht ihn nicht zu unterdrücken, ich wünsche Euch, das der Schmerz mit der Zeit erträglicher wird.
Ich möchte Dir, Deiner Frau und den Geschwistern von Christoph mein herzliches Beileid aussprechen.

Christiane
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  #6  
Alt 05.02.2010, 13:49
mollie mollie ist offline
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Registriert seit: 08.07.2009
Beiträge: 109
Standard AW: Christoph ist tot

lieber chiaccomo,

mein aufrichtiges beileid. worte können dich und deine familie nicht trösten, deshalb schicke ich euch eine feste umarmung. dir und deinen lieben viel kraft für die kommenden tage.
glaub mir, hier findest du immer verständnis, zuspruch und offene ohren.

liebe grüße, mollie
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  #7  
Alt 05.02.2010, 14:15
Viki Viki ist offline
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Registriert seit: 07.09.2007
Ort: Süddeutschland
Beiträge: 174
Standard AW: Christoph ist tot

Lieber Giaccomo,

mein herzliches Beileid an dich und deine Familie. Wenn ich an meine Kinder denke, kann ich mir vorstellen, welcher Alptraum dich und deine Frau getroffen hat. Niemand sollte erleben müssen, dass seine Kinder vor ihm gehen.
Ein Trost ist nicht möglich, aber ich denke an euch und wünsche euch viel Kraft.

Viki
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