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  #1  
Alt 28.06.2005, 08:38
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Standard wie soll es ohne ihn weitergehen

Am 13.06.2005 ist mein Mann an Krebs gestorben. Im Januar bekam er die Diagnose. Krebs!! Unheilbar!! Viele Organe, das Gehirn und unzählige Knochen waren betroffen. Alles ging so schnell. Er hat lange einen scheinbar aussichtslosen Kampf gekämpft und doch verloren. Am 13.06. ist er in meinen Armen gestorben. Es ist so furchtbar. Ich habe keine Ahnung, wie es weitergehen soll.
Wir haben eine 5 1/2 Jahre alte Tochter. Sie ist im Moment mein ganzer Halt. Sie hat natürlich die Krankheit hautnah miterlebt. Sie weiß, dass ihr Papa gestorben ist und nie wieder kommen wird. Sie hat sorgar selbst den Wunsch geäußert, bei der Beerdigung dabei sein zu wollen. Vor ein paar Tagen erschreckte sie mich. Sie sagte, dass die Menschen, die nicht an Gott glauben, sterben müssen und alle die an ihn glauben, weiterleben werden. Sie macht inzwischen mich und meine Mutter dafür verantwortlich, dass ihr Papa nicht mehr da ist. Sie meint er wäre gestorben, weil wir nicht an Gott glauben. Ich habe mit Religion bisher nicht viel zu tun gehabt. Ich glaube nicht an Gott und anderes. Und leider weiß ich im Moment auch nicht, wie ich ihr klarmachen soll, dass niemand etwas dafür kann, dass mein Mann gestorben ist. Weder Sie noch ich. Sie hat gegenüber meiner Mutter gemeint, dass sie nicht sagen kann, von wem sie diese Ansichten hat, da sie es versprochen hat, es nicht zu verraten.
Kann mir irgend jemand einen Rat geben? Ist jemand unter euch, der damit Erfahrungen hat? Ich bin für jeden Rat dankbar.
e-mail:simone_lademann@web.de
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  #2  
Alt 28.06.2005, 09:00
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Standard wie soll es ohne ihn weitergehen

liebe simone,

mein herzliches beileid zum tod deines mannes. es ist alles schon schrecklich genug. wie weh muss es dann noch tun, wenn eure tochter euch verantwortlich macht. sie weiß es nicht besser. woher hat sie das? geht sie in einen kindergarten? habt ihr komische nachbarn?
eine möglichkeit wäre, ihr zu erklären, dass der satz anders gemeint ist.
wer an gott glaubt, der kann nicht sterben, denn er lebt ewig in unseren herzen und die seele bleibt für immer bei uns. frage sie, ob sie ihren papa in ihrem herzen hat. sie wird zustimmen und du kannst ihr sagen, dass es daran liegt, dass alle an "gott" glauben. es ist ganz wichtig, dass ihr ein team seid. sie soll doch ihrer mami vertrauen und nicht dummschwätzern. was muss das für ein mensch sein, der so etwas erzählt...
deine tochter ist vielleicht gerade in der wutphase. wütend, weil papi sie verlassen hat. jemand muss doch schuld sein. die phase wird mit viel reden vorübergehen. wichtig ist sprechen sprechen sprechen. sich immer wieder anbieten. oder auch einfach einen kleinen monolog halten vor ihr, so nebenbei.

alles gute für euch, sonja
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  #3  
Alt 28.06.2005, 12:04
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Standard wie soll es ohne ihn weitergehen

Liebe Simone,

Ich kann wahrscheinlich nicht einmal erahnen, wie sehr dich das belastet so kurze Zeit nachdem dein Mann gestorben ist.
Ich denke, Sonja hat ein paar sehr gute Sachen gesagt, vor allem das mit der Wut und daß die Phase vorbeigehen wird. Das wird sie nämlich ganz sicher.
Nur am Rande: der Gedankengang deiner Tochter ist natürlich unlogisch, eigentlich müsste sie glauben, daß ihr Papa gestorben ist, weil ER nicht an Gott geglaubt hat. Vielleicht tut sie das auch, aber es ist natürlich naheliegend, daß sie das jetzt auf euch überträgt. Hoffe, ich habe mich nicht zu kompliziert ausgedrückt.
Ich könnte mir vorstellen, daß sie das ganz schlicht falsch verstanden hat, vielleicht wurde es auch von einem anderen Kind gesagt, das es selber nicht verstanden hat.
Ich würde es nämlich so interpretieren, daß mit weiterleben das Leben NACH dem Tod gemeint ist ('Wer an mich glaubt, hat das ewige Leben' oder so ähnlich).
Vielleicht erzählst du ihr ja mal was vom Papst.

Es gibt genügend Stellen in der Bibel, in denen es um Liebe, Nachsicht und vor allem Vergebung geht. Vielleicht wäre es eine Idee, dich mit deinem Problem an einen Pfarrer zu wenden? Ich bin selbst ungläubig bis ins Mark, aber ich habe vor nicht allzulanger Zeit festgestellt, daß es wundervolle Menschen gibt, die - obwohl selbst gläubig - meinen Atheismus einfach so akzeptiert haben. Und sie haben mir sehr geholfen. Echte Christen halt.

Ich wünsch dir alles Gute. Denk immer daran: es ist nur eine Phase. Es wird sich geben. So hart es imm Moment auch sein mag.
Liebe Grüsse
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  #4  
Alt 28.06.2005, 14:56
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Liebe Simone,
Mein herzliches Beileid. Die richtigen Worte zu finden, sind nicht leicht.
Ich glaube auch, dass deine Tochter den Satz falsch verstanden hat. Vielleicht hat jemand gesagt, ' Wer an Gott glaubt , wird auf ewig leben.
(Zitat aus der Bibel, glaube ich ).
Aber wer auch immer das einem 5 jährigen Kind erzählt hat, unverantwortlich. Vielleicht war es ja gut gemeint, aber Kinder nehmen vieles wörtlich.
Ich hatte als Kind grosse Angst vor der Hölle usw, ein alter Pfarrer hat uns diese Angst eingejagt.
Vielleicht wollte sie auch deswegen mit auf die Beerdigung, weil sie jetzt durch diesen Spruch an Gott glauben will. Vielleicht hat sie sogar Angst euch auch jetzt zu verlieren.
Ich akzeptiere Atheisten voll und ganz, aber vielleicht braucht das Kind die Hoffnung dass der Papa noch da ist, irgendwo weiter lebt.
Und, wie schon erwähnt worden ist, die Kleine will irgendjemand die Schuld geben, weil sie es nicht versteht. Das wird vorübergehen. Ich weiss, leicht gesagt.
Aber wie gesagt, vielleicht solltet ihr über euren Schatten springen, und dem Kind diesen Glauben lassen, vielleicht sogar darin unterstützen.
Wenn ich an deiner Stelle wäre, wollte ich den Namen dessen Menschen, der das gesagt hat, auch unbedingt wissen. Er sollte Bescheid wissen, was er angerichtet hat. Aber dann wird das Kind noch mehr bedrängt, also...
Ich wünsche dir ganz viel Kraft.
Alles Liebe
Viv
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  #5  
Alt 28.06.2005, 17:25
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Liebe Simone,

zunächst möchte auch ich dir mein Mitgefühl aussprechen.

Es ist unfassbar, wie leichtfertig manche Menschen etwas daher sagen und keinen Gedanken daran verschwenden, welcher seelische Schaden einem Kind zugefügt werden kann.

Es schrecklich, dass du zu deinem eigenen Schmerz auch noch die Kraft aufbringen musst, dem entgegenzuwirken,.

Mit dem Tod kommt offenbar zwangsweise das Thema Gott auf. Ich habe es versucht so zu erklären, dass ich nicht denke, dass der "liebe Gott" - so ich mich dann eines Tages doch von seiner Existenz überzeugen werde - mir übel nimmt, dass ich mit ihm gehadert habe. Sonst hätte er ja seinen Namen zu Unrecht. Liebe bedeutet, alles zu verstehen. Dass der liebe Gott auch nicht belohnt oder bestraft.Die Liebe ist das Wichtigste überhaupt, die Liebe zwischen Dir, deinem Mann und eurer Tochter. Das findet der "liebe Gott" wichtiger, als Sonntags in die Kirche zu gehen und nach außen zu erklären, dass man an ihn glaubt. (So ähnlich habe ich mit unserem Jüngsten das Gespräch nach dem Tod seines Papas geführt, hilflos aber ein Versuch...)

Außerdem habe ich das Buch von Barbara Dietrich: Abschied von Papa (Auf dem Weg ins Licht) gekauft. Wir haben abends im Bett meines Sohnes gekuschelt und das Buch gemeinsam gelesen. Es ist wirklich ein Trostbuch. Für deine Tochter gewiss auch, nicht nur weil sie merkt, dass auch andere kleine Kinder einen solch schweren Verlust erleben müssen, sondern weil es sehr phantasievoll und einfühlsam beschreibt, wie es denn sein könnte, dort wo Papa jetzt ist...

Liebe Simone, ich wünsche dir ganz viel Kraft und ganz viel Liebe für deine kleine Tochter. Und vielleicht hilft auch dir das Schreiben hier im Forum. Das Wissen, dass du nicht alleine bist, auch wenn wir dir nicht wirklich helfen können.

LG
Andrea
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  #6  
Alt 28.06.2005, 18:45
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Standard wie soll es ohne ihn weitergehen

Liebe Simone, auch mein herzliches Beileid. Ich war in den letzten schlimmen Monaten und Stunden bei meinem Vater, auch meine beiden Töchter (damals knapp 3 und 6 Jahre) haben das Sterben, den Zerfall und den Tod selbst "miterlebt". Kinder müssen trauern, jeder tut es anders, jedes Kind, jeder Mensch. Aber ich kenne Wut in diesem Sinne bei mir, ich war traurig, dann wütend, später enttäuscht, dann wieder traurig. Es gibt sehr gute Bücher über den Tod. Vielleicht wäre dies etwas für Deine Tochter? Wenn Du magst, kann ich Dir welche emfephlen.
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  #7  
Alt 29.06.2005, 10:32
Nicole10 Nicole10 ist offline
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Beiträge: 3
Standard wie soll es ohne ihn weitergehen

Liebe Simone,

heute, vor zwei Jahren, starb mein Mann. Auch wir hatten vom Erstverdacht Mitte Januar 2003 bis zu seinem Tod am 29.06.03 nur wenige Monate. Auf Deine Frage gibt es nur eine Antwort:

Ohne ihn geht es nicht weiter - aber mit ihm, jeden Tag, jede Stunde, jeden Moment in Deinem/Eurem Leben geht es weiter - mit ihm in Euren Herzen.

Voller Mitgefühl
Nicole
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  #8  
Alt 29.06.2005, 11:10
Katharina Katharina ist offline
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Beiträge: 950
Standard wie soll es ohne ihn weitergehen

Hallo,
ein wunderschönes Buch zu dem Thema Sterben/Leben nach dem Tod ist auch das Buch "Die Möwe Jonathan".
Als mein Bruder damals starb war ich 10 und dieses Buch hat mir sehr geholfen.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft.
Katharina
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  #9  
Alt 30.06.2005, 16:32
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Ich danke euch vielmals für eure lieben Worte. Wenn man gesund und alles in Ordnung ist, macht man sich keine gedanken um den Tod. Krebs war immer ein Thema, dass man zwar wahrgenommen hat aber nie hätte ich gedacht, dass so viele menschen daran erkranken, geschweige denn, dass so viele menschen daran sterben. Als mein Mann erkrankt ist, war es ein Schock für mich. Er, der immer stark und gesund war, hatte Krebs. Zusehen zu müssen, wie sich sein Körper veränderte, war schrecklich. Zusehen zu müssen, wie aus einem lebenslustigen Menschen ein Häufchen Elend wurde, war unerträglich für mich. Mein Mann ist im Alter von 50 Jahren gestorben. Ich bin 29. Kennen tuen wir uns schon seitdem ich vier bin. Er war mit meinen Eltern befreundet. Als Teanager habe ich gemerkt, dass ich Gefühle für ihn habe, die sehr stark sind. Immer wieder habe ich für meine Liebe zu ihm gekämpft. Ich wusste, dass er der Mann ist, mit dem ich mein Leben teilen möchte. Nach fast zwei Jahren Kampf hat er mir gestanden, sich auch in mich verliebt zu haben. Von da an waren wir zusammen. Nach fünf Jahren Beziehung kam unsere Tochter zur Welt und noch ein Jahr später haben wir geheiratet. Ich liebe ihn so sehr und sein Verlust ist so schmerzhaft. Ich fühle mich leer. Ausgelaugt, durch die anstrengenden letzten Monate. Nie wieder wird er mich in seine starken Arme nehmen, mich festhalten und mir sagen, dass er mich liebt. Nie wieder werde ich diese Wärme und Geborgenheit spüren. Ich verfluche jetzt jede einzelne Sekunde, in der ich nicht bei ihm war. Ich habe so viele offene Fragen, die mir niemand beantworten kann. Ich hatte keine wirkliche Gelegenheit mich von ihm zu verabschieden. Ich war zwar in den letzten Stunden vor seinem Tod bei ihm, aber ich weiß nicht, ob er mich wahrgenommen hat. Er war so vollgekumpt mit Medikamenten. Hat er gespürt, dass ich seine Hand gehalten, sein Gesicht gestreichelt und mit ihm gesprochen habe. Hat er gespürt, dass ich ihm immer wieder gesagt habe, dass er loslassen und gehen kann. Dass ich mich um unsere süße Maus kümmern werde. Dass wir ihm niemals vergessen, sondern immer in Erinnerung behalten werden. Ihn sterben zu sehen, war das furchtbarste Erlebnis meines Lebens. Bis jetzt. Wie soll ich die Beerdigung überstehen? Ich bin so allein. Er fehlt mir so unglaublich doll. Ich liebe dich von ganzem Herzen mein Hase und ich werde dich nie vergessen.
simone_lademann@web.de
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  #10  
Alt 30.06.2005, 16:41
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Liebe Simone, ich kenne das Gefühl, die Überlegungen, die einen fast verrückt werden lassen, "hat er gemerkt, dass ich da war", "was hat er gespürt", auch mein Vater war vollgepumpt mit Medikamenten, allerdings glaube ich daran, daß es nach dem Tod etwas gibt, in welcher Form und wie auch immer, ich habe "Zeichen" bekommen, Sachen, die passiert sind, die mich plötzlich "an so etwas, was ich früher nie gedacht hätte, glauben lassen"; auch dies half mir sehr. Bücher für Dein kind wären z.B. "Wenn Kinder nach dem Sterben fragen" oder auch "Tod und Sterben Kindern erklärt". LG
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