6 Wochen...

[Hasi1965]

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[Hasi1965]

...immer wieder Dienstags. Ich werde von Dir erzählen und heute erzähle ich eben mal von den Zeichen ganz offiziell:

"Einen morgen kurz vor dem wachwerden - das ist jetzt 2 Wochen her - träumte ich von Mama. Sie saß auf einer schönen Lichtung , umrahmt von BÄumen, in einem Rollstuhl, mit Ihrer Perrücke auf, einer Decke über den Beinen und den Kleidungsstücken, die sie trug als sie mich an meinem Geburtstag besucht hatte und winkte mir glücklich zu. Das WEtter war toll, Sie wirkte glücklich und lächelte unentwegt und dabei hat sie gewunken. Ich entfernte mich immer weiter von ihr nach oben? (eigentlich stellt man sich das normalerweise umgekehrt vor - 3 Tage später bekam das nach oben aber noch eine weitere Bedeutung) und sie winkte und winkte. Dieses Bild kann ich mir immer wieder vor Augen rufen. Was an diesem Morgen gemeint war, war klar - es bedeutete "Tschüss - Du kannst mich jetzt gehen lassen - ich bin immer bei Dir". Das war Donnerstags. Samstags stand ich dann bei Mama am Gedenkstein auf dem Friedhof, um ihr wie immer eine Sonnenblume an das anonyme Areal zu stellen. Da schießt es mir in den Kopf." Kind, das nächste Mal bringst Du mir einen Kopfsalat vom Forsthof mit und legst mir den hier hin." Ich musste kichern und sagte dann laut:" Mama, ich kann Dir hier doch keinen Kopfsalat hinlegen." In dem Moment dreh ich mich um und neben mir steht eine ältere Dame und guckt mich an als hätte ich sie nicht mehr alle beisammen. Das war lustig. Den Kopfsalat habe ich ihr noch nicht gebracht - das traue ich mich einfach noch nicht.
Sonntags drauf bekam dann der "Winke"Traum wieder eine Bedeutung. Wir machten einen Motorradausflug und fuhren durch ein Tal bergauf, das wir noch nicht kannten. Ich schaue nach links während ich so die Serpentinen rauffahre und sehe die Lichtung aus meinem Traum und ich bewege mich mit meinem Moped ja tatsächlich über die Serpentinen immer weiter nach oben.... Ich musste lächeln, denn auch das war ein Zeichen. "

Nun, den Kopfsalat habe ich immer noch nicht geholt. Das werde ich wohl am Samstag nachholen und dann passe ich ein Momentchen ab, in dem ich unbeobachtet bin und ZACK - da liegt er dann....

Als wír Anfang des Jahres auf dem Areal waren und Du mir zeigtest wo die anonymen Urnen beigesetzt werden, zeigtest Du mir die Knöpfe am Holzkreuz auf der Wiese. Die würdest Du dann drücken, wenn Du etwas bräuchtest, weil schließlich hättest Du ja Vollpension gebucht......(auf so eine Idee muss man erst einmal kommen). Und ich wette Du tust das auch, gelt ?

Am Tag der Trauerfeier nahm Deine Schwester mich an die Hand und ging mit mir zum Kreuz , um mir die Story mit den Knöpfen auch zu erzählen.... wir mussten beide unter unseren Tränen lachen....

Das war es doch , was Du wolltest. Gute Erinnerungen und Spuren hinterlassen. das ist Dir absolut gelungen, die Tageszeitungen haben am nächsten Tag einen Nachruf auf Dich gebracht. In Deinem Monheim warst Du richtig bekannt durch Dein Schreiben. Deine Freundinnen haben mich ziwschenzeitlich angerufen und mich gefragt wie es mir geht, Deine beste Freundin und ich, wir schreiben uns... bei ihr hast Du auch eine große Lücke hinterlassen....Auch wenn Du sie immer wieder in Frage gestellt hast, Du warst Ihre beste Freundin !!! Und sie hat sich um Dich gesorgt...

Ich bin Deine markanteste Spur.....und ich gehe davon aus, das ich dieser Welt noch etwas erhalten bleibe - also keine Sorgen wir haben garkeine Chance Deine Spuren zu übersehen.

Du fehlst mir unendlich...Ich werde Dich immer lieben !

Deine Ulli

[Mariesol]

Liebe Ulli,

meinem Vater geht es erstaunlich gut!
Auch wenn dies jetzt ungewöhnlich klingt...es verwirrt mich, dass es ihm sooo gut geht.
Er sieht ganz gut aus und ich muss sagen....mein "Essen auf Rädern" scheint ihm ganz gut zu bekommen.
Denkst Du die Erkrankten denken, wir Angehörige mischen uns zu arg ein?
(ist mir jetzt mal gerade so ein und aufgefallen)

Herzlich Mariesol

[Hasi1965]

meinem Vater geht es erstaunlich gut!
Das freut mich ganz doll - genieße die Zeit, die es ihm so gut geht.

Denkst Du die Erkrankten denken, wir Angehörige mischen uns zu arg ein?
(ist mir jetzt mal gerade so ein und aufgefallen)
Ganz pauschal geantwortet denke ich "Ja". Man neigt dazu viel zu viele Dinge zu machen, die die Betroffenen eigentlich noch wunderbar selber erledigen können. Man nimmt ihnen damit ihre Selbstständigkeit zu einem Zeitpunkt, wo es viel zu früh ist. Man tut das ja nicht böswillig, man meint es ja nur gut. So ähnlich wie unsere Eltern früher uns die Dinge aus der Hand nahmen, weil sie ja nur unsere Bestes wollten. Das hat uns ja auch nicht gefallen, oder ?
Meine Mama hat mir das dann aber auch immer zu verstehen gegeben. So lange der Zustand noch nicht so schlecht ist, das die Kranken keine eigenen Entscheidungen mehr treffen können, muss man sich eigentlich weitestgehend raushalten. Man kann so hintenrum agieren. Ich habe das oft gemacht - ich habe dann im Krankenhaus angerufen und mit der Ärztin telefoniert, wenn bestimmte Dinge passiert sind, von denen ich wusste, Mama wird sie nicht erzählen und so weiter. Die Ärztin hat auch immer dicht gehalten... das hat gut funktioniert. Und so hatte Mama immer wieder auch äußerst positive Erlebnisse mit den Leuten, die sich um sie kümmern mussten ambulant oder stationär - denn die konnten Dank meiner "Eingaben" ja alles berücksichtigen.

Nutze die gute Zeit mit Deinem Papa...
Ich wünsche Dir alles Gute.

LG Ulli

[Mariesol]

Liebe Ulli,

ich mache das meiste auch "hintenherum".
An sonsten sorge ich dafür, dass er ordentlich isst und dass Dinge mit der Krankenkasse abgeklärt sind.
Ich lassei hn gerne herumwurschteln. Das ist sehr wichtig....Du weist ja die Tomaten und so....
Auch wenn ich manchmal verzweifle weil er es schafft innerhalb eines Tages eine heillose Unordnung zu schaffen.
Aber das schöne ist.... ich kann ja nach Hause gehen!
Ich hoffe, Du hast heute einen guten Tag...wie auch immer dieser aussehen sein mag.

Liebe Grüße von Mariesol

[Blume68]

Liebe Ulli,

du wirst ihr unbedingt einen Kopfsalat mitbringen! (lächel)

Einen ähnlichen "Traum" wie du hatte ich, nachdem mein Vater gestorben war. Eigentlich war es kein Traum - er war da. Aber ich nenne es Traum, weil das ja nicht viele so sehen können. Ich habe seinen Besuch aufgeschrieben, und ihn meiner Schwester und meiner Mama gegeben. Die sagte daraufhin: schade, dass er bei dir war, und nicht bei mir." Ich tröstete sie damit, dass sich die Seelen vielleicht jemanden suchen, der zugänglich ist dafür...vielleicht war sie es noch nicht? Er ist später zu ihr gekommen.

Es ist ein schöner Traum, Ulli, und vor allem die Parallele mit der Motorradfahrt, das hat mich sehr bewegt.

"Ich bin Deine markanteste Spur.....und ich gehe davon aus, das ich dieser Welt noch etwas erhalten bleibe - also keine Sorgen wir haben gar keine Chance Deine Spuren zu übersehen."

Besser kann man es nicht beschreiben.
Hast du Kinder, Ulli? Ich habe keine. Manchmal finde ich es traurig, dass ich keine (solchen) Spuren hinterlassen werde.

Fühl dich umarmt, und danke für deinen "Besuch" bei mir!
Blume

[Hasi1965]

Hallo liebe Blume,
ich habe leider auch keine Kinder. Muss ich also anders sehen , wie ich der Nachwelt erhalten bleiben kann, aber da fällt mir sicher noch etwas ein....

Und die sache mit dem Kopfsalat ist klar... das tue ich am Samstag einfach. Wünsche Dir noch eine schöne Restwoche.

Wie war das mit dem besuch von Deinem Papa, was ist da genau passiert ?

LG ULli

[Blume68]

Liebe Ulli,

das erzähl ich dir mal in Ruhe. Heute hab ich leider keine , muss ein bischen packen. Hab dir eine PN geschrieben. Wir lesen uns!

Blume

[claudiqml]

Ulli,

ich hoffe, es geht Dir besser. Ich bin in Gedanken bei Dir....

liebe Grüße
Claudia

[Hasi1965]

Hallo Claudia,
danke, ja mir geht es langsam besser. Dir wünsche ich mein herzliches Beileid. Viel Kraft !
Übrigens den Spruch, den Du unten benutzt hast, hatte ich auf den Traueranzeigen und Karten.

LG
ULLI

[Hasi1965]

.... wieder nach oben zu holen.
Heute, 28.07.2009, sind es acht Wochen....ich vermisse Dich...
Die Tränen werden weniger...Sie kommen aber immer wieder...
Im Moment kann ich von den tagen nicht genug bekommen .... ich will leben, alles mitnehmen, was mir nie aufgefallen ist, bevor Du so krank geworden bist....
Überall höre ich von neuen Krebs-/Lungenkrebsfällen... ich hasse diese Krankheit...

Ich liebe Dich !
Ulli

[Hasi1965]

....wieder nach oben zu holen.
Heute, 28.07.2009, sind es acht Wochen....ich vermisse Dich...
Die Tränen werden weniger...Sie kommen aber immer wieder...
Im Moment kann ich von den tagen nicht genug bekommen .... ich will leben, alles mitnehmen, was mir nie aufgefallen ist, bevor Du so krank geworden bist....
Überall höre ich von neuen Krebs-/Lungenkrebsfällen... ich hasse diese Krankheit...

Ich liebe Dich !
Ulli[/QUOTE]

[Hasi1965]

Liebe Gabi-Diana,
ebenfalls einen lieben Gruß zurück. Ich hoffe, Dir geht es etwas besser.
LG Ulli

[Mariesol]

Liebe Ulli,

es freut mich, dass Du die Tage so bewusst erlebst.
Das fühlt sich sehr positiv an.
Das Leben will gelebt werden...sein Licht und sein Schatten.
Zur Freude gehört auch Trauer..leider wird die Trauer in unserem Kulturkreis nicht so sehr gelebt und daher können viele Menschen mit Trauernden nicht so gut umgehen.Als meine Freundin starb, haben wir am Abend nach der Beeerdigung zusammen gesessen und geweint und gelacht.Wir haben alte Geschichten erzählt und waren uns sehr verbunden...sie hätte es geliebt.
Wir haben dann auch laut gelacht!!! Da kam die Mutter aus dem Nachbarhaus und meinte was uns einfiele... Ihr Lebensgefährte ist einige Monate später zu einem Fest gegangen und hat dort Threater gespielt...ganz schlimm...er sitzt heute noch an ihrem Grab nund bringt täglich Blumen...da sagen die Leute er sei ein Heuchler, weil er bereits eine andere hat,so wird seine Trauer in Frage gestellt....ich weine noch heute an manchen Tagen um sie...gibt es Trauerregeln? Muss Trauer nach Tagen, Wochen eventuell nach dem Trauerjahr einfach vorbei sein? Ich hab manches mal gesagt bekommen.."Na, jetzt müsstest Du doch drüber weg sein...aber bitte!" darf ich nach dem Trauerjahr nicht mehr um die tote Freundin weinen?
Liebe Ulli was ich sagen wollte ist es gibt viele Wege..verschiedene...keine sollten mit falsch oder richtig bemessen werden! Das wäre zu einfach.Jeder Mensch hat das Recht so lange zu trauern wie er/sie möchte.Den eigenen Schmerz kann kein andere fühlen...das ist einfach so.Fühle Dich umarmt von Mariesol

[Lorina]

Liebe Ulli,

kennst du mich noch aus dem Lungenkrebs-Forum? Wir haben uns da manchmal geschrieben...Jetzt habe ich dich hier wieder gefunden, nachdem ich auch in diese Ecke umziehen musste. Mein Vater ist am 14.7. - selbst für seine Ärzte überraschend schnell - gegangen. Ich habe mir gerade alles durchgelesen und so vieles, was ihr hier schreibt trifft auch auf mich zu. Ich habe auch eine verdammte Wut auf diese Krankheit, manchmal denke ich, dass meine Wut momentan meine Trauer überwiegt. Aber wenn ich mit Freunden über meinen Vater spreche, kann ich sogar schon wieder über Anekdoten, die ihn betreffen, lächeln. Wegen des Kopfsalates musste ich schmunzeln - Freunde meines Vaters haben ihm, dem begeisterten Gärtner, zum Begräbnis statt Blumen Pfefferoni mitgebracht. Das hat ihm glaube ich sehr gefallen.
Ich wünsche allen, die noch gegen diese besch....Krankheit kämpfen, mehr Glück als unsere Mütter/Väter gehabt haben.

Lg,
Lorina