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  #61  
Alt 23.04.2009, 14:23
Schneekugel Schneekugel ist offline
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Standard AW: Papa hat Flügel bekommen...

Ich habe es überlebt, aber leider nicht so viel Zeit zu schreiben. Ich melde mich dann wohl morgen mit einem richtigen Beitrag. Danke aber Dir Mosi, dass Du an mich gedacht hast und natürlich an alle anderen.

LG
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*1949 +2009
Mein lieber Papa durfte nur 60 Jahre jung werden

31.07.2008: Überweisung ins Krankenhaus
13.08.2008: Diagnose "Nasopharynx CA T4N2M0 G3". Chemo und Bestrahlung!
09.01.2009: 60.und letzter Geburtstag
02.02.2009: Diagnose "Frühprogression" und Einleitung einer Antikörpertherapie.
01.04.2009: Schlaganfall als Nebenwirkung der Antikörpertherapie. Papa hat Flügel bekommen

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  #62  
Alt 23.04.2009, 14:28
Schneekugel Schneekugel ist offline
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Standard AW: Papa hat Flügel bekommen...

Lieber Papa,

nun bin ich schon über 3 Wochen ohne Dich und habe es sogar schon geschafft, Dich zu Grabe zu tragen. Ich hoffe, dass alles zu Deiner Zufriedenheit gewesen wäre. Wir haben uns große Mühe gegeben es individuell zu gestalten. Ich glaube meine Bitte hast Du erhört. Du warst bei mir, hast vielleicht direkt neben mir gesessen und mir unglaublich viel Kraft gegeben. Und zwar soviel, dass ich heute behaupten kann, dass Du eine schöne Beerdigung hattest. Ich hatte sogar die Kraft bei allem genau hinzusehen. Das habe ich nie für möglich gehalten.

Ich vermisse Dich dennoch unendlich

In Liebe Deine Irina
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  #63  
Alt 23.04.2009, 23:43
dani33 dani33 ist offline
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Standard AW: Papa hat Flügel bekommen...

Liebe Irina,
Dein Papa war bei Dir und hat Dich gestärkt!!!
Ich drücke Dich mal.
Das blöde ist, ich weiß auch noch nicht,
wie mann diese Leere und Sehnsucht weg bekommt.
Sobald ich was gefunden hab,
stell ich das hier ins KK und verrate es Dir!
Alles Liebe
Dani
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  #64  
Alt 29.04.2009, 02:42
dani33 dani33 ist offline
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Standard AW: Papa hat Flügel bekommen...

Liebe Irina,
Du hast schon länger nicht hier geschrieben,
vielleicht hilft Dir das etwas, wenn Du hier weiter schreibst.
Ich drücke Dich und wünsche Dir alles erdenklich Gute!
Dani
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  #65  
Alt 29.04.2009, 21:09
Schneekugel Schneekugel ist offline
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Standard AW: Papa hat Flügel bekommen...

Liebe Dani,

wie lieb, dass Du an mich denkst

Ja es ist schon wieder ein paar Tage her, dass ich geschrieben habe. Ich könnte sagen, dass ich keine Zeit hatte. Das wäre aber gelogen. Klar...es gab immer noch viel zu tun, aber ein paar Minuten hätte ich opfern können. Das Problem war, dass ich die letzten Tage alles von mir geschoben habe. Selbst hier zu schreiben hat mich überfordert. Ich war einfach überanstrengt ohne wirklichen Grund. Es geht halt doch irgendwann mal auf die Psyche mit so einem Verlust zurecht zu kommen. Heute sind es ganz genau 4 Wochen. Unfassbar. Es ist einen Monat her, dass ich meinen Papa verloren habe. Noch immer kommt es mir unwirklich vor. Gleich heute nach dem Aufwachen um 5 Uhr wurde mir klar: heute ist es ein Monat. Und schon sind die Bilder mir in Einzelheiten durch den Kopf geschwirrt. Wie er da so vor dem Bett gelegen haben muss. Vielleicht stundenlang ohne Hilfe. Wie er im Krankenwagen wohl gelegen hat (ich war ja nicht dabei). Wie er möglicherweise noch mal aufs Haus geblickt hat und vielleicht wusste, dass es ein Abschied für immer ist. Ich erinnere mich an die vollen Straßen, die mich dran gehindert haben schnell zu Papa zu kommen. Daran, wie ich panisch an der Info gefragt habe, wie ich zur Intensivstation komme. Wie mein Herz mir bis zum Hals geschlagen hat im Aufzug. Wie die Aufzugtür mir wie ein Tor zur Hölle vorkam. Wie ich an der Intensiv geklingelt habe und von einer jungen Ärztin abgeholt wurde. Wie sie mich fragte:"Wie geht es Ihnen?" Wie sie die Tür zu Papas Zimmer öffnete. Wie ich mit der Übertretung der Türschwelle eine Grenze zwischen Eile, Hektik, Ungewissheit und wortwörtlich himmlischer Ruhe betrat. Hinter dieser Tür gab es keine Hektik mehr. Nur noch Stille. Mama, die ohne Worte Papas Hand hielt. In dem Moment dachte ich noch, dass Papa vielleicht noch lebt. Aber man sagte mir: Eigentlich nicht mehr! Nur noch Hirnreflexe!" Obwohl ich vor 8:00 da war, stand aber später auf dem Totenschein 08:07. Kann mir das jemand erklären? War ich nun dabei als er starb oder nicht?
Ich erinnere mich an seine gelbliche Haut, einen piependen Monitor, wie ich Mamas Erleichterung spürte. Es war vorbei. Alles aus und vorbei. Fast auf den Tag genau 8 Monate zwischen Biopsie und Tod. Ich wusste von Anfang an, dass die Prognose schlecht ist, aber dass er nicht mal ein Jahr schafft...damit hätte ich nicht gerechnet.
Ich komme immer noch schwer mit der Ruhe zurecht. 8 Monate diese ständigen Fragen: Wie geht es weiter? Wie geht es ihm? Wie lange hat er noch? Wird er Weihnachten 2009 noch erleben? Wird Ostern 2009 sein letztes? Wird er je wieder essen? Was bringt das nächste CT-Ergebnis? Wann kommt der nächste Rückschlag? Hat er vielleicht doch schon Fernmetastasen?
Das alles waren Fragen, die ich mir 1000x am Tag stellte und von einer Sekunde auf die nächste ist alles vorbei. Man spürt einerseits diese ungeheure Erleichterung, weil man keine Angst mehr haben muss und andererseits wurde die schlimme Angst durch Trauer ersetzt. Man wartet irgendwie immer noch auf Neuigkeiten und es wird wohl noch ewig dauern zu begreifen, dass es nichts neues mehr geben wird. Er hat es tatsächlich nicht gepackt. Die Wahrscheinlichkeit diese Sorte Krebs zu bekommen, war schon sehr gering. Warum musste dieser scheiß Tumor auch noch so extrem schnell wiederkommen? Frühprogression hieß es damals lapidar...und war sein Todesurteil. Wie habe ich mich an der Statistik festgehalten? Mir immer wieder gesagt, dass es Menschen gibt, die auch länger leben. Doch ich wusste auch, dass sich der Durchschnitt nicht nur aus den Menschen zusammensetzt, die länger leben, sondern auch aus denen die kürzer leben. Leider hat Papa dazugehört. Er war immer so ein fitter Mann. Immer gesund und dann sowas. Immer wieder die Frage nach dem Warum und keine Antworten. Wie bei allen anderen hier im Forum. Wie kann ich nur damit leben, dass ich ihn NIE WIEDER sehen werde? Wenn doch nur einer von uns wüsste, ob wir uns nach dem Tod alle wiedersehen. Papa weiß es jetzt...
Die Beerdigung war schön.
Wir hatten einen freien Redner, da Papa aus der Kirche ausgetreten ist und ich muss sagen, dass er toll geredet hat. Es war auch keine direkte Rede, eher eine Ansprache an uns und auch an Papa. Er hat es sogar so toll gemacht, dass ich zwischendurch schmunzeln musste. Ich hatte vorher panische Angst, eben WEIL ich wusste, dass so ein Redner es persönlicher macht, als ein Pfarrer. Ich dachte immer je unpersönlicher, desto erträglicher. Doch ich muss meine Meinung revidieren. Es war einfach nur würdig und das Weinen war nicht schlimm, sondern lösend und befreiend. Und vor Allem musste ich nicht durchgehend weinen. Da wir alles so individuell wie möglich machen wollten, haben wir uns gegen Orgelmusik und für CD´s entschieden. Wer mag schon Trauerorgelmusik? Niemand! Glaube ich zumindest. Ich würde es mir für meine Trauerfeier jedenfalls nicht wünschen. Für den Beginn der Trauerfeier haben wir uns eine instrumentale Panflötenversion von Let it be und Halleluja aus Shrek ausgesucht ( http://www.youtube.com/watch?v=xR0DKOGco_o ). Am Ende haben wir uns für „Zo Fooss noh Kölle“ entschieden ( http://www.youtube.com/watch?v=ECZ7-...om=PL&index=18 ). Zum letzten Lied haben wir dann die Trauerhalle verlassen. Ich und Mama Hand in Hand vorne weg. Mama war total durch den Wind und hat sich direkt ein paar Meter vezogen und mit Trauergästen gequatscht. Dabei gab uns der Redner ein Zeichen, dass nun alle anderen aus der Halle sind und wir losgehen könnten Richtung Grab. Mama -total verpeilt- hat es nicht mitbekommen und ich wollte nicht rufen. Wäre ja etwas unpassend gewesen. Also bin ich mit meinem Freund direkt hinter diesem Bollerwagending (wie heißt das denn?) auf dem die Urne zum Grab gefahren wird, gelaufen. Die Sonne meinte es am 20.April gut mit uns und strahlte direkt auf Papa. Die dunkelblaue Urne leuchtete förmlich und sah irgendwie gar nicht so traurig aus. Und als wir ihr so hinterherliefen sagte ich zu meinem Freund: „Am liebsten würde ich jetzt die Urne schnappen und weglaufen!“ Ich glaube, wäre es erlaubt, hätte ich sie in diesem Moment mit nachhause genommen. Wir machten einen ziemlich großen Bogen von der Trauerhalle zum Grab. Und als ich am Grab ankam und sah, dass das Ende der Schlange fast noch vor der Trauerhalle war, wurde mir erst bewusst WIEVIELE Menschen für Papa gekommen sind. Es müssen so um die 80 gewesen sein. Das hat mich zutiefst berührt und ich hoffe, dass er es gesehen hat. Am Grab sagte der Redner noch ein paar Worte und dann kam der schlimmste Moment. Die Urne wurde ins Grab gelassen. Als ich ein paar Blütenblätter in sein Grab warf, habe ich gleichzeitig noch einen kleinen Kölner-Dom-Anstecker ins Grab geworfen. Ich habe den Gleichen. Papa war so heimatverbunden. Jetzt hat er wenigstens den Dom dabei…und meinen Brief in der Urne. Nachdem ich ihm noch einen Luftkuss zupustete, musste ich mich verabschieden…
Das ist nun schon wieder 1 ½ Wochen her und ich denke irgendwie mit Stolz daran zurück. Diesmal war es für mich kein Scheuklappen-Augen-zu-und-durch-Ereignis, sondern das wofür es gedacht ist: Ein Abschied.
Der heutige Tag war traurig, weil es das erste Monatsjubliäum ist. Zudem hat der Bestatter eben auch noch die Unterlagen gebracht. Dabei lag Papas Ehering mit dem Vermerk: Der Ring wurde dem Toten vom Finger abgenommen! Mama war natürlich fix und fertig. Aber ich denke, es geht jetzt wieder…
Was für ein Tag…
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*1949 +2009
Mein lieber Papa durfte nur 60 Jahre jung werden

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  #66  
Alt 29.04.2009, 21:18
Schneekugel Schneekugel ist offline
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Standard AW: Papa hat Flügel bekommen...

Mein lieber Papa,

vier Wochen schon ohne Dich. Wie die Zeit rast. Dabei kommt es mir gar nicht so vor. Ich sehe Dich noch ganau vor mir. Wie Du da gelegen hast. Erlöst von allen Ängsten. Geht es Dir jetzt gut da oben? Hast Du alle wiedergetroffen? Haben Sie Dir das Einleben erleichtert? Gut, dass Du jetzt näher an der Sonne bist. Du hast die letzte Zeit so schlimm gefroren. Ich hoffe, dass das Leben auf Erden nur eine Art Prüfung für eine bessere Welt ist. Du hast sie bestanden und bist nun hoffentlich am Ziel. Seit vier Wochen suche ich den Sinn für Deinen Tod. Ich weiß nicht, ob es einer ist, aber dank Dir haben Mama und ich ein großes Stück von der Angst vorm Tod verloren. Glaub mir: Lieber hätte ich noch furchtbare Angst und Du wärst hier, aber danach fragt ja niemand. Ach Papa...heute ist ein Monat von vielen, die folgen werden vergangen...
Ich muss lernen, dass ich Dich immer vermissen werde.

In Liebe Deine Irina
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  #67  
Alt 29.04.2009, 21:22
dani33 dani33 ist offline
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Standard AW: Papa hat Flügel bekommen...

Liebe Irina,
ich denke genauso wie Du,
ich glaub sehr viele sind uns da ähnlich.
Bei mir sind es 15 Wochen her und ich denke immernoch:
Gleich kommt sie zur Tür herein,
hab immernoch nicht realisiert was das heißt,
verdränge alles.
Hab Angst das das Dicke Ende plötzlich über mich bricht.
Ich hoffe es geht Dir bald besser,
ich schicke Dir viel Kraft dafür.
Alles Liebe
Dani
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  #68  
Alt 30.04.2009, 10:10
Benutzerbild von Mosi
Mosi Mosi ist offline
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Standard AW: Papa hat Flügel bekommen...

Hallo,

ich glaube das schreckliche Ereignis zuverarbeiten dauert lange. Mein Vati ist nun schon 5 Wochen tot und wenn ich zurückdenke, kommt es mir vor, als wenn es erst gestern war. Eigentlich glaube ich noch gar nicht, dass er nie wieder kommt. Meine Mutti hat sich Bilder von ihn überall hingestellt. Sogar noch das letzte Foto, wo er sehr geschwächt im Bett lag. Wenn ich mir das anschaue, muss ich immer heulen wie ein Schlosshund. Gestern habe ich mir wieder Fotos vom seinem offenen Sarg angesehen. Er sieht ganz anders aus wie zu Lebzeiten. Trotzdem ist mir immer noch nicht bewusst, das er endgültig von dieser Welt verschwunden ist. Zur Zeit beschäftige ich mich mit Esoterik. Viele halten es für Spinnerein, das es ein Leben nach dem Tod gibt.
Aber manchmal kommt es mir vor, als ob es bei uns spuckt. Kurz nach dem Tod hatte mein MAnn und meine Kinder ( 20 u. 12 Jahre) immer ein hohes Fiepen im Ohr. Wir haben schon alle elektr. Geräte ausgemacht ,trotzdem war es da. Ich u. meine Mutti haben es nicht gehört. Dann roch es plötzlich in dem Raum, wo mein Vati zum Schlusss lag nach Qualm, obwohl niemand Feuer angemacht hatte. In meiner Lampe brannten aufeinmal alle zwei Birnen durch, obwohl eine davon eine Energiesparburne war. Beim Handy hatte sich mit einmal das Akku total erwärmt und entladen. So etwas war noch nie passiert. Das alles passierte innerhalb 14 tage nach dem Tod. Vielleicht bilde ich mir auch alles ein und für alles gibt es eine natürl. Erklärung. Naja , es ist egal aber ich tröste mich damit.

Ich wünsche Euch noch viel Kraft.

MfG
Kathrin
__________________
Mein geliebter Vati
geb.31.05.1943 - gest. 24.03.2009
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  #69  
Alt 05.05.2009, 17:05
Schneekugel Schneekugel ist offline
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Standard AW: Papa hat Flügel bekommen...

Oh Gott...mir geht sch...!!! Ich vermisse meinen Papa soooo sehr. Momentan flammt in mir wieder so eine Informationsphase auf. Genauso wie zu Beginn von Papas Krankheit. Damals habe ich alles gelesen, was ich bekommen habe...bishin zu Doktorarbeiten. Jetzt durchsuche ich google nach "Schlaganfall, Schlaganfall Tod, Stroke-Unit" usw. Ich kann es nicht fassen. Man ist behindert, gelähmt, aber ich kannte nie jemanden der an einem Schlaganfall gestorben ist. War das wirklich nötig? War es eine weitere Qual oder muss ich für den Schlaganfall auch noch dankbar sein, weil er Papa weiteres Leid erspart hat? Ich finde keine Antwort. Mir ist seit Tagen schlecht und ich will einfach nicht wahrhaben, dass Papa tot ist. Weinen kann ich auch nicht mehr. Es würde aber so gut tun. Es klappt aber einfach nicht. Ich versuche mich abzulenken. Das hilft auch etwas, aber die Momente in denen mir alles wieder bewusst wird tun immer wieder auf´s Neue weh. Das Wetter ist auch gerade nicht sehr hilfreich. Bis jetzt schien immer die Sonne. Der Regen macht mich noch trauriger, obwohl ich Regen eigentlich mag. Jetzt irgendwie nicht. Ich habe Angst vor der Zukunft. Schon jetzt stelle ich mir Weihnachten und meinen Geburtstag im Dezember vor. Schon an meinem letzten Geburtstag habe ich nur geheult. Den nächsten würde ich am liebsten aus dem Kalender streichen. Ich fange an ihn zu hassen. Ich werde immer einsamer. Von den wirklich wichtigen Leuten (Papa, Omas, Opas) lebt kaum noch einer. Ich dachte immer, dass es bestimmt schlimm ist alt zu sein und keiner ist mehr da. Dieses Jahr werde ich 29 und bin schon allein. So früh habe ich nicht damit gerechnet. Wie soll man sich da freuen älter zu werden?
Ich hasse gerade alle und alles. Ich würde mich gerne nur noch im Bett verkriechen und heulen. Aber nicht mal das klappt...
__________________
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  #70  
Alt 05.05.2009, 21:46
dani33 dani33 ist offline
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Standard AW: Papa hat Flügel bekommen...

Liebe Irina,
ich kann Dich so gut verstehen, denke teilweise genauso wie Du und es kommt mir alles so bekannt vor. Die Schlaganfälle kamen meiner Ma auch in die Quere, denke auch oft, vielleicht würde meine Ma noch leben, wenn...
Da die Chemo gut angeschlagen ist. Aber was ist Ihr evtl. auch dadurch alles erspart geblieben? Trotz tragischen Verlauf. Es sollte einfach alles so sein, ändern kann man nichts. Meine Familie beschränkt sich nur noch auf einen Bruder, die anderen habe ich alle durch das Schalentier verloren.
Mich grault es auch vor den Geburtstagen und den Feiertagen.
Wir können uns ja zu Weihnachten hier verabreden, dann sind wir nicht ganz so alleine!
Ich schicke Dir ganz viel Kraft!
Alles Liebe
Dani
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  #71  
Alt 06.05.2009, 09:46
Schneekugel Schneekugel ist offline
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Standard AW: Papa hat Flügel bekommen...

Liebe Dani,

danke für Deine Worte. Heute geht es mir glaube ich schon etwas besser. Weiß auch nicht was gestern los war, aber ich war richtig am Boden zerstört. Gott sei Dank habe ich meine Mama ja noch. Seine Mutter zu verlieren stelle ich mir neben Kindern als das allerallerschlimmste vor. Wie schaffst Du das nur? Grausam ist bei uns, dass es eigenltich noch Familie gibt (Cousins, Cousinen, Onkel, Tanten), aber die meisten scheren sich nicht um Familie. Bei einem Onkel habe ich mich jetzt (nach Papas Trauerfeier) kurzerhand mal selbst eingeladen, weil ich weiß, dass ich ihn sonst nie mehr wieder sehen werde. ICh war noch nie bei ihm zuhause und er hat auch nie gefragt, ob ich vielleicht mal kommen möchte. Aber was ist das für eine Familie? Wenn ich komme ist es gut, wenn nicht aber auch. Deswegen sagte ich letztens,dass von den wichtigen keiner mehr da ist. Fast keiner von denen, die gerne mit mir zusammen waren. Und dieser Zustand macht die Sache für mich noch trauriger. Ich fühle mich einfach einsam.
Heute hat Mama Geburtstag. Ich habe bei ihr geschlafen, damit sie nicht allein aufwacht. Hoffentlich übersteht sie den Tag gut. Auch sie würde ihn am liebsten streichen. Es ist unglaublich wie schnell das Schalentier (gefällt mir )alles zerstören kann. Heute vor 10 Jahren noch mussten wir uns Stühle leihen, damit alle Geburtstagsgäste Platz haben. Heute sind sie nur noch Gäste, die im Herz dabei sind...
Ich wünsche Dir einen schönen Tag liebe Dani

Irina
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  #72  
Alt 06.05.2009, 09:58
Schneekugel Schneekugel ist offline
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Standard AW: Papa hat Flügel bekommen...

Lieber Papa,

ich erwische mich immer noch, wie ich leiser rede, damit Du nicht aufwachst. Wie ich draußen jemanden mit dem Schlüssel klappern höre und denke:"Papa kommt nachhause!". Wie es an der Tür klingelt und ich denke:"Ach der Pflegedienst!"
Und eine Sekunde später wird mir wieder klar, dass das alles vorbei ist. Ich werde Dich nie mehr meckern hören, nie mehr sehen, wie Du wegen Kleinigkeiten mit dem Kopf schüttelst. Ich werde niemals wieder alles wiederholen müssen, weil Du so schwer gehört hast. Nie wieder machst Du diese komischen Halsgeräusche, weil es vom Heuschnupfen juckt.
All die Sachen, die mich so genervt haben, vermisse ich jetzt. Was würde ich dafür geben sie wieder zu bekommen.
Ich erinnere mich an den Tag, als wir durch einen Arztbrief erfahren haben, dass Du Krebs hast. Noch heute verzeihe ich den Ärzten diese Taktlosigkeit nicht. Du, Mama und ich lagen uns in den Armen und haben geweint. Und wir wussten, dass wir zu dritt kämpfen werden. Leider hat es nicht geholfen. Mal wieder nicht...

Heute werde ich versuchen Mama ein bißchen abzulenken. Es ist ihr erster Geburtstag ohne Dich.

Ich vermisse Dich

Deine Irina
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  #73  
Alt 06.05.2009, 12:34
Benutzerbild von Mosi
Mosi Mosi ist offline
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Standard AW: Papa hat Flügel bekommen...

Liebe Schneekugel,

mir geht es genauso wie Dir, andauernd denke ich an mein Vati. Gestern bin ich an den Krankenhaus vorbeigefahren, wo er gestorben ist. Habe das Fenster gesehen, wo er lag. Da habe ich wieder ein Heulanfall bekommen.
Jetzt , wo alles drausen grünt, da denke ich, das sieht er nie wieder. Der Platz an den Gartentisch, wo er immer gesessen hat ist für immer leer.
Wir sind auch eine kleine Familie, Ich habe einen Mann und zwei Kinder. Meine Mutti fühlt sich sehr schlecht. Sie ist nun ganz allein in der Wohnung.
Sie hat sich sogar Bilder von seinem Grab und die Todesanzeigen an die Wand gehängt. Das ist ihre Art, den Verlust innerlich zu verdeutlichen.
Es ist eben alles Scheiße, viele denken, dass ich über den Verlust darüber weg bin, aber dass bin ich nicht. Das wird wohl lange dauern, wie lange , keine Ahnung. Auch ich möchte wissen, wie mein Vater gestorben ist. Morgen hole ich mir dieletzten Krankenhausberichte ab. Ich hoffe , ich bekomme diese.
Die Ärzte tun sich etwas schwer damit. Mein Vati hätte am 31.05. Geburtstag.
Der Tag rückt immer näher, ich darf gar nicht daran denken.
Ich denke, die Gefühle der Trauer ist bei jeden gleich, aber jeder geht anders damit um.
Ich grüße Dich herzlich

Kathrin
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Mein geliebter Vati
geb.31.05.1943 - gest. 24.03.2009
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  #74  
Alt 06.05.2009, 18:08
dani33 dani33 ist offline
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Standard AW: Papa hat Flügel bekommen...

Liebe Irina,
ich nehme Dich mal in den Arm und hoffe,
das der Tag nicht ganz so schlimm, wie vermutet war.
Alles Liebe
Dani
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  #75  
Alt 14.05.2009, 20:39
Schneekugel Schneekugel ist offline
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Standard AW: Papa hat Flügel bekommen...

Hallo,

ich muss mich mal wieder melden. Hatte die letzte Zeit arge Zahnprobleme. Vorgestern musste ich mir dann einen abgebrochenen Weisheitszahn ziehen lassen Leider bekam ich dafür Schmerzen an einem anderen Weisheitszahn, weshalb ich heute auch diesen ziehen ließ...
Ich bin erstaunt wieviel zeit schon vergangen ist. Zu Beginn habe ich immer gehofft, dass ich begreife was passiert ist. Ich habe gehofft, dass es immer klarer wird. Was soll ich sagen? Momentan schiebt sich irgendwie alles weg. Es kommt mir vor als würde alles immer unwirklicher. Ich fühle mich momentan so unbetroffen und fühle gar nichts. Keine Trauer, keine Angst...einfach als wäre nichts. Nur wenn ich ganz bewusst drüber nachdenke, dass Papa tot ist, kann ich es irgendwie glauben. Aber so im Alltag habe ich das Thema scheinbar komplett verdrängt. Vor Lurzem noch hatte ich einen riesigen Traueranfall, konnte tagelang nur heulen. Auch an Mamas Geburtstag am 6.Mai haben wir den halben Tag verheult. Aber seitdem: NIX!!! Ich könnte es als Ebbe nach der Flut beschreiben. kennt Ihr das? Ich fühle mich dabei nicht gut...eher nach "Wie kannst Du nur?"

LG Irina
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