Nun ist der Stein da.....

[Imke]

Hallo Ihr Lieben !

Gestern war ich auf dem Friedhof, komme um die Ecke, durch zwei Büsche und sehe den Stein.
Er ist jetzt da. Meine Mama ist seit 3,5 Monaten tot. Ich weiß es zwar,
doch ertappe ich mich immer wieder dabei das ich denke, nein, das stimmt alles gar nicht.
Und doch, es stimmt...........
Nun stehe ich da, vor diesem Stein. Es steht mein Nachname darauf. Das ist schon komisch. Dann steht dort noch Christa drauf, ihr Geburtsdatum und dann noch ein Datum mit dem ich zuvor nie etwas verbinden konnte.
Doch nun werde ich dieses Datum nie wieder vergessen.......

Es ist nun noch ein Stückchen endgültiger......
Ich weiß nicht so recht, begreift man es überhaupt irgendwann ???

Liebe grüße,
Imke !!!

[Stina]

Liebe Imke, ja, auch für mich war es sehr schwer, den Namen meines Vaters auf dem Grabstein zu lesen, "schwarz auf weiß", es zu lesen und doch nicht zu begreifen. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft.

[Kerstin63]

Hallo Imke,

ich kenne das auch, dieses Gefühl der Unwirklichkeit. Mein Vater ist letztes Jahr im Juni gestorben und der Grabstein wurde ca. im Oktober aufgestellt. Am Anfang war es sehr schwer, das auszuhalten, ich fand es so grausam den Namen da immer vor Augen zu haben, ich hab auch sehr oft + immer wieder gedacht es KANN, es KANN, es KANN einfach nicht sein.... Aber so blöd sich das anhört, man gewöhnt sich an alles... Man gewöhnt sich auch an den Stein... trotzdem habe ich manchmal noch so Gedankenblitze die mir einflüstern dass es irgendwie nicht sein KANN, er war doch immer da, natürlich weiss ich dass es so ist, aber irgendetwas in meinem Kopf sucht immer noch nach einem Ausweg wie man es irgendwie hinkriegen könnte dass er doch noch da ist....

Das sind Gedanken die man "normalen" Menschen (die nicht in der Situation sind wie wir alle hier) eigentlich nicht erklären kann. Hätte ich früher auch nicht nachvollziehen können, aber nun ist eben alles anders.

Es ist ein Schock, den Stein am Anfang zu sehen. Aber auch das wird besser. Ich war dann am Anfang andauernd am Grab, und irgendwann ging es dann besser... ich nehme gern Blumen und kleine Geschenke (Engel oder so Stäbe mit Herz oder Sonnenblume dran) mit zum Grab und mach es so schön wie möglich. Das hilft mir immer wieder ein bisschen. Und jetzt wo es früher dunkel wird zünde ich so oft es geht dort Kerzen an, sieht auch schön aus, besonders in der Dämmerung. Hier in Norddeutschland machne das nur wenige, hat bei mir auch nicht mit Glauben zu tun, ich finde es nur schön, kleine Laternchen und Kerzen..... Früher hatte ich einen Horror vor Friedhöfen, jetzt fühle ich mich dort fast am sichersten. Natürlich sehne ich meinen Vater zurück, aber das Grab und der Stein haben ihren Schrecken verloren. Klar ist es bei jedem anders, ich wollte nur erzählen dass sich die Gefühle verändern können, der Schock lässt irgendwann nach. Aber verstehen kann ich Dich auf jeden Fall.

Alles Gute
Kerstin

[Imke]

Hallo und vielen Dank Euch beiden.
Ja, Kerstin, das mit den Kerzen ist mir auch schon aufgefallen.
Früher (vor Juli diesen Jahres) bin ich super selten auf Friedhöfen gewesen.
Und heute wo ich natürlich öfter da bin (leider auch nicht so oft wie ich gerne würde, da ich nicht gleich um die Ecke wohne) habe ich das mit den Kerzen auch bemerkt.
Ich komme aus Hamburg.
Ich habe mir vorgenommen, so eine schwarze kleine (wie nennt man die?)
Standleuchte für eine Kerze zukaufen und werde diese dann öfter anzünden.
Hoffendlich wird die nicht geklaut. Ist dort schon öfter vorgekommen, leider.
Kann man sich gar nicht vorstellen das jemand sowas macht, oder ?

Liebe Grüße,
Imke !!!

[Kerstin63]

Hallo Imke,

kleiner Tipp als "Diebstahlsicherung": den Stab der Lampe (wir haben eine zum Dranhängen an eien Stab) mit Blitzzement in eine Konservendose stecken. Und dann das ganze eingraben. Ausserdem ist die Lampe dadurch stabiler und kippt nicht so leicht um und man kann sie nicht so ohne weitere unauffällig schnell rausziehen. Mit Gewalt geht das natürlich trotzdem.... wir sind auf einem Dorffriedhof, da ist zum Glück noch nie was weggekommen, habe ich aber aus Städten schon oft gehört. Mit Lackstift mit Namen markieren (Rück- oder Unterseite?) hilft vielleicht auch dass jemand sich die nicht in den Garten stellt....

Es gibt auch so ganz günstige kleine Grabwindlichter mit Deckel wo man so kleine Öllichter reinstellen kann, da ist es dann nicht so schlimm wenn die wegkommen... Am liebsten mag ich es sowieso wenn mehrere Kerzen brennen.

LG
Kerstin

[Miezmauz]

Liebe Imke und alle anderen,

mein Vater verstarb letztes Jahr im August.
Er bestand schriftlich auf eine anonyme Einäscherung für die ich natürlich verständniss hatte,denn es war ja sein Wunsch.Doch wenn ich heute auf den Friedhof gehe,starre ich auf eine Wiese oder auf ein kleines Stück Rasen unter dem er liegt.Mittlerweile wünsche ich mir etwas zu lesen oder zu sehen was an meinem Vater erinnert.Aber er ist total aus der Öffentlichkeit weggelöscht und das tut mir sehr weh.
Aber ich kann euch auch total verstehen es ist immer ein abscheuliches Gefühl auf dem Friedhof einen Geliebten Menschen zu besuchen.Ich finde es so unreal und kann es bis heute noch nicht glauben das er dort unter der Erde liegt.

Ich wünsche euch von Herzen alles Gute
Liebe Grüße
Tina

[Imke]

Hallo Tina !

Da hast Du völlig recht. Ich habe immer noch "geschimpft" und es nicht verstanden das meine Schwiegermutter ihre Mutter (gegen ihren Willen) Anonym gestatten hat lassen. (Sie ist einen Tag nach meiner Mutter gestorben.)
Ich sagte immer schon ich möchte gerne einen Platz haben an dem ich meine Familie (wen auch immer) besuchen kann und weiß wo der jenige liegt.
Das ist auch gut so und der Stein ist wirklich hübsch.

Nur es ist eben das erste mal gewesen das ich ihren Namen mit den Daten dort gesehen habe und das hat mich einfach noch einmal etwas zurück geworfen......

Liebe grüße,
Imke !!!

[Tanja_k.]

Hallo Imke!

Waren am Samstag mit meiner Schwester beim Natursteinfritzen und haben Mamas Stein raus gesucht.
Ist mir schwerer gefallen als ich dachte da ich seit Mamas Urnenbeisetzung auch nicht mehr auf dem Friedhof war. Bei Papa war das gar nicht so schlimm, da wir (Mama, Diana und ich) das gemeinsam machten. Aber als ich den Rohentwurf sah war ich richtig gerührt. Haben ihr ein Granitherz mit ihrem Bild drauf machen lassen aber wie es ist wenn er wirklich da ist.....will ich gar nicht dran denken!!!! Für mich ist es fast so als wäre sie im Urlaub oder so!
Denke wie du, das wird man nie akzeptieren können und es will auch gar nicht in den Kopf!

Wünsch dir alles, alles Gute für dich und deine Familie!!!

Liebe Grüße,
Tanja

Ach, zu deiner Idee wegen der Lampe.....Hab da was ganz tolles gefunden:
Die Grabotilie (Ein Behälter den man in die Erde eingräbt und nur der Deckel raus schaut. Sind alle Utensilien zur Grabpflege dabei!)!!! Darauf wird die Lampe gebohrt (Kann man natürlich auch schöne Figuren anbringen) und schon kann sie keiner mehr klauen!

[naddel]

Hallo Imke!
Ich weiß genau,was Du durch machst.
Ich habe meine Mama am 11.Juni 05 verloren...
Ich hatte von Anfang an ein Problem damit,auf den Friedhof zu gehen,seit der Stein da ist,ist es noch viel viel schwerer geworden.
Ich kann und will es einfach nicht glauben..
Du bist nicht allein Imke,
gruß,naddel

[Imke]

Hallo naddel,

ich bin nicht alleine. Ja, da hast Du recht. Das ist auch das was mich
in diesem Forum hät. Es gibt so viele ähnliche Schicksale und bei so manch einer "Geschichte" die ich hier lese, merke ich wie sich meine eigenen Gedanken und Erlebnisse wiederspiegeln.
Es ist traurig, aber auch beruhigend.....

Alles Liebe,
Imke !!!

[Miezmauz]

Hallo Imke,Naddel und alle anderen,

ja es ist traurig aber auch beruhigend.
Ich stimme euch voll und ganz zu.Hier im Forum zu sein bedeutet für mich,viel Verständniss,viel Wärme und ganz viel Vertrauen.Das alles ist für mich ein besonders schönes Gefühl.
Ich verlasse das Forum immer mit sehr viel innerer Zufriedenheit,auch wenn viele Themen mich zum Weinen und Nachdenken bringen.

Euch weiterhin alles Liebe
Tina

[Wolke]

Hallo Imke,

ich gucke auch immer schon von der Ferne, ob dieses Holzteil noch da ist mit dem Namen oder schon der Stein.

Meine Mutter ist allerdings auf einer Wiese beerdigt wo sich das halbanonym nennt. Das heißt der Stein ist vom Friedhof vorgegeben und wird etwas tiefer in den Rasen eingelassen. Dann kann im Sommer einfach mit dem Rasenmäher drüber gemäht werden. Meine Mutter hatte sich das für sich gewünscht, weil sie niemanden mit der Grabpflege belasten wollte. Der Nachteil ist halt, dass man eigentlich keine Blumen hinbringen darf, wo sie doch Blumen so geliebt hat. Aber momentan stecken wir kleine Röhrchen mit einer Rose in die Erde und da sagt keiner was.

Der Stein ist also vorgegeben, ebenso die Schrift und was drauf steht. Name, Geburts- und Sterbetag. Er soll wohl innerhalb von drei Monaten kommen. Da bald der Frost kommt, rechne ich bei jedem Besuch damit. Ich hoffe es wirft mich nicht auch zurück. Weil ein kleines Schild mit Namen und Datum steckt schon jetzt drauf. Aber ich finde es auch komisch meinen Nachnamen dort zu lesen.

Vielleicht kannst du versuchen dich an dem Stein auch ein wenig zu erfreuen. Schließlich ist er ja auch so eine Art Grabschmuck.

Eine Kerze möchte ich auf jedenfall zu Weihnachten auch aufstellen. Im Norden ist das eher nicht so üblich, da die meißten evangelisch sind.

Liebe Grüße und viel Kraft beim nächsten Besuch.

Wolke

[naddel]

Hallo Ihr Liebe,hallo Imke!
Ist diese vorweihnachtliche Zeit auch so grauenvoll für Euch?
Seit der Stein da ist,kann ich noch weniger zu Mamas Garten gehen,und alles redet von Weihnachten und ich würde am liebsten nur in die Welt hinaus schreien,wie schlecht es mir geht und wie sehr ich Mama vermisse...
Kopf hoch Mädels und unsere Mamas sind bei uns!!
naddel

[Wolke]

Unsere Mamas sitzen vermutlich irgendwo zusammen und haben uns im Blick. Bestimmt tauschen sie sich über uns aus und sind nicht gerade fröhlich, wenn sie sehen, wie es uns geht.

Also Kopf hoch und durch. Auch diese Zeit vergeht und wir werden es überstehen.

Kämpferische Grüße von Wolke

[Imke]

Hallo Ihr,

ja, das ist eine schöne Vorstellung. Alle unsere verstorbenen Lieben zusammen im Himmel und beobachten uns...........

Ich war gestern nach 1,5 Wochen wieder auf dem Friedhof.
Hatte schon richtig ein schlechtes Gewissen. Aber meine Kinder sind krank, ich bin krank, Auto war kaputt und ich brauch immer ca. 45 min zum Friedhof.

Dann liegt mein Papa zur Zeit im Krankenhaus, ist operiert worden und wo ich ihn besucht habe, kommt doch ein blödes"Krankenhausgefühl" wieder hoch. (Obwohl es ein anderes Krankenhaus war.)

Heute gehts mir richtig schlecht. Nicht nur der Schnupfen und Husten.
Ich saß vorhin im Wohnzimmer und auf einmal aus heiterem Himmel
musste ich nur noch weinen.
Ich dachte warum ist das so ungerecht. Warum durfte ich meine Mama nur
30 Jahre kennen? Als meine Oma vor 2 Jahren starb war meine Mutter 63, mehr als doppelt so alt wie ich jetzt.
Was ist in 20 oder 30 Jahren ?
Dann bin ich (vermutlich) noch hier, aber meine Mama ist immer noch "weg"!
Erinnern sich meine Kinder (fast 8 und 4,5 ) später noch an ihre Oma ?

Man ist das alles sch......!

Ich wünsche Euch trotzdem noch einen schönen Abend.
Alles Liebe,
Imke !!!