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Alt 09.10.2014, 11:25
Steffi_78 Steffi_78 ist offline
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Registriert seit: 20.05.2014
Beiträge: 1
Standard Gefühle "dazwischen" nach dem Verlust

Guten Morgen,

ich möchte mir einfach mal meine Gefühle von der Seele schreiben.

Mein Papa ist leider am Dienstag früh verstorben. Er war 61 Jahre alt und hatte Gallengangskarzinom mit Lebermetastasen, nach der Chemo (abgebrochen aufgrund von Nebenwirkungen) auch noch Bauchfellmetastasen / Peritonalkarzinose, Milzschwellung, extreme Leberschwellung, Aszites usw.

Kurzum: Wir hatten genau 4 Monate ab Start Chemo bis zum Tod.

Davor war es mehr ein Zufallsbefund aufgrund des hohen GGT Wert im Blutbild und anschliessendem Ultraschall, auf dem man sehen konnte, das die Leber komplett voll ist mit Metastasen. Also nicht mal eben ein oder zwei grössere- nein es sah aus wie ein Schweizer Käse.

Nun ist er vorgestern eingeschlafen, 2 Tage vorher wurde mit dem Morphin Perfusor mit 0,2 mg begonnen. Er ist erlöst, er hat endlich keine Schmerzen mehr, denn die haben ihn am Ende schon fast umgebracht. Und seine unglaubliche Schwäche, nicht mehr selbständig aufstehen geschweige denn laufen zu können. Die letzten 5 Tage waren sehr hart, wir haben uns abgewechselt. Er hat nur noch gebrochen, gestöhnt, geschlafen. Das Brechen rührte noch von einem zusätzlichen Darmverschluss her, das heisst, ihm kam der ganze sch.... dann oben raus.

Ich habe ab dem ersten Tag nach der Diagnose so für ihn gekämpft, habe alles an Informationen aus dem Internet gefiltert, biologische Möglichkeiten, schulmedizinische Möglichkeiten, wir sind in andere Kliniken gefahren für weitere Meinungen, ich habe bestimmt 15 Ärzte / Professoren in Deutschland und Österreich angeschrieben usw. Mittlerweile haben wir 2 Ordner voller Unterlagen zusammen, von Heilpraktik bis Büchertips usw. Und das alles hat nichts gebracht.

Nun sitze ich hier in meiner Küche. Einfach so. Ich habe am Dienstag morgen noch neben ihm gesessen. Er war frisch umgezogen, sauber gemacht, der Mund und die Augen geschlossen. Wir hatten eine Kerze angemacht, das Zimmer war abgedunkelt. Keine Schläuche mehr, kein Piepsen, kein Röcheln, kein Quälen. Er lag einfach da. Entspannt, fast mit einem kleinen Lächeln. Geweint habe ich. Auch den ganzen Tag. Danach mussten wir gleich zum Friedhof uns das Grab aussuchen, danach zur Pietät alles durchsprechen (immer mit meiner Mutter und jüngeren Schwester zusammen). Das lief alles ab wie in Trance. Man macht es einfach.

Gestern lag ich nur im Bett. Heute geht es etwas besser.

Aber grundsätzlich frage ich mich, wann der richtige Einbruch kommt. Ich habe es mir immer so ausgemalt, das ich (Papa-Kind) wahrscheinlich wochenlang weinen würde wenn es soweit ist. Jetzt ist da so eine Leere, wie eine Art Schockstarre und alles geht einfach so weiter. Am Montag ist die Beerdigung, am Mittwoch wird meine Tochter 3 Jahre alt. Ihr geliebter Opa wird das nicht mehr miterleben, hoffentlich von oben zusehen....

Kennt ihr das Gefühl? Ist das Erleichterung? Ist das die Anspannung der 4 Monate die von einem abfällt? Fühle mich fast schlecht das ich nicht nervlich über den Verlust am Ende bin. Was ist nur los mit mir?

Liebe Grüsse
Steffi
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