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  #1  
Alt 24.11.2005, 10:33
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard Die neue Frau meines Vaters

Hallo,
auch ich habe ein Problem! Ich bin 43 Jahre alt, habe eine erwachsene Tochter, einen fast erwachsenen Sohn, bin verheiratet und sollte mich eigentlich nicht so "kindisch" aufführen!
Trotzdem!
Meine Mutter ist letztes Jahr an Lungenkrebs gestorben. Inzwischen kann ich damit "leben", gezwungenermaßen, oder vielmehr damit umgehen.
Wir, mein Bruder, mein Stiefvater und ich, werden immer um sie trauern aber das Leben geht ja weiter.
Nun hat mein Stiefvater vor ein paar Wochen eine neue Frau kenengelernt, sie sind auch schon zusammengezogen (viel zu schnell) und uns steht Weihnachten bevor. Wir haben jedes Jahr Weihnachten bei uns gefeiert, die ganze Familie und es war immer schön. Aber eines weiß ich genau! Mit dieser fremden Frau werde ich dieses Jahr Weihnachten noch nicht gemeinsam verbringen! Ich habe sie einmal gesehen, bei einer Familienfeier, und mein Bruder und ich waren vollkommen fertig! Sie ist sicherlich nett und wir gönnen unserem Vater ja auch sein neues Glück, zudem ist er durch einen Schlaganfall vor 8 Jahren körperlich stark eingeschränkt, aber es ist für uns noch viel zu früh!
Wie sage ich es meinem Vater, das wir dieses Jahr nicht gemeinsam Weihnachten verbringen werden, ohne ihn oder seine Freundin vor den Kopf zu stoßen?
Ich kann damit noch nicht umgehen. Nach dem letzten Zusammentreffen hatte ich Albträume. Die ganze Nacht vermischte sich das Gesicht meiner Mutter mit dem Gesicht der neuen Frau und die Tage danach ging es mir sehr schlecht. Alles kam wieder hoch! Nur, wie sage ich es meinem Vater?
Gruß!
Sanne

Geändert von sanne2 (24.11.2005 um 10:37 Uhr)
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  #2  
Alt 24.11.2005, 11:03
Benutzerbild von ela68
ela68 ela68 ist offline
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Standard AW: Die neue Frau meines Vaters

Hallo Sanne,

ich war vor ein paar Jahren in der gleichen Situation wie du,meine Ma starb 1990 und ende 1991 hatte mein Papa auch schon eine neue Freundin,ich fand es damals auch viel zu früh und so richtig leiden konnte ich sie auch nicht.

Die ganze Jahre über haben meine Geschwister und ich immer was an ihr auszusetzen gehabt,eine richtige Beziehung oder Freundschaft wollte ich auch nicht zu ihr aufbauen.

2002 erkrankte mein Vater,im Jan 04 bekam er ein Rezidiv und bis zu seinem Tod war ich jeden Tag bei ihm zu Hause,als mein Papa dann gestorben ist,tat es mir leid,weil wir erst dann einen intensiveren Kontakt mit ihr hatte.
Sie hatte auch angst,dass ich nach dem Tod meines Papa nicht mehr zu ihr kommen,wir haben das 1. Weihnachtsfest und das 1.Silvester miteinander gefeiert,was ich frühe nie für möglich gehalten hätte.

Was ich jetzt nur noch sagen möchte ist,akzeptiere die Partnerschaft deines Vaters,er wird deine Mama bestimmt nie vergessen,du hast deine Familie,dein Bruder auch, aber er ist abends allein,es ist niemand da ist mit dem er reden kann,vielleicht hilft diese neue Frau deinem Papa auch die Trauer zuverarbeiten.

Vielleicht hat ja auch deine Mama sie zu ihm geschickt,damit er nicht mehr allein sein muß


Leider mußte ich erst meinen Vater verlieren um dies so zu sehen,ich hab ihm oft das Leben schwer gemacht,es war sein Leben seine Partnerschaft,er redete in meiner auch nicht rein und wie gesagt heute tut es mir unendlich leid wir hätten uns einiges ersparen können.

Wünsche dir eine schöne Adventszeit und dein Papa wäre bestimmt glücklich wenn ihr sie mit in der Familie aufnimmt,sie wird niemals deine Mama ersetzen können,dass weiß dein Papa und sie auch.
Aber sie erleichtert das Leben deines Vaters


Liebe Grüße
Ela
__________________
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  #3  
Alt 24.11.2005, 11:29
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Die neue Frau meines Vaters

Hallo Ela,
danke für Deine prompte Antwort!
Da hast Du ja auch schon einiges durchmachen müssen. Wenn Ela 68 Dein Jahrgang sein sollte, warst Du noch recht jung als Deine Mutter starb.
Es tut mir leid für Dich, das Du nun schon beide Elternteile verloren hast!!
Du hast vollkommen recht mit dem was Du geschrieben hast! Mein Kopf sagt es genauso. Mein Vater war tatsächlich sehr viel alleine. Und wir haben alle unsere Familie, mein Bruder und ich. Trotzdem geht es einfach noch nicht!
Seit unserem ersten Zusammentreffen träume ich jede Nacht von dem Tod.
Sogar mein Kater ist letzte Nacht in meinem Traum gestorben.
Ich gönne es meinem Vater wirklich, das er wieder glücklich wird. Er hat lange um meine Mutter getrauert. Sehr häufig ist er mit seinem Wagen an die Orte gefahren die meine Mutter und er gemeinsam aufgesucht hatten. Und wenn es wirklich Zeichen geben sollte, dann war meine Mutter letzte Woche Samstag sehr wütend auf mich und meine Reaktion. An dem Tag ging nämlich alles schief.
Es geht trotzdem noch nicht! Es ist wie ein Verrat an meine Mutter!
Tatsächlich fand ich die Neue meines Vaters sehr sympatisch. Vielleicht ist das mein Problem. Tatsächlich trage ich mich mit dem Gedanken, mich die nächste Zeit nicht bei ihm zu melden. Vielleicht komme ich noch zu einer Lösung, die für beide Seiten annehmbar ist. Mal sehen!
Ich wünsche Dir auch einen schönen 1. Advent und eine schöne Vorweihnachtszeit!
Liebe Grüße!
Sanne
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  #4  
Alt 24.11.2005, 11:42
Benutzerbild von Kerstin63
Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Standard AW: Die neue Frau meines Vaters

Hallo Sanne,

ich kann gut verstehen dass Du mit der Situation Schwieirgkeiten hast. NATÜRLICH ist es schwer. Aber ich denke eigentlich so wie Ela: es ist das Leben Deines Vaters, und er will Euch bestimmt nicht weh tun damit, vielleicht ist es für die (erwachsenen) Kinder letztlich immer zu früh oder der falsche Zeitpunkt.

Vielleicht könnt Ihr das Weihnachtsfest in bestimmten Punkten etwas anders gestalten als früher, so dass die einzigartige Erinnerung an früher bewahrt bleibt und man vielleicht auch nicht so das Gefühl hat dies zu verraten.... und dann die neue Lebensgefährtin trotzdem einbeziehen. Vielleicht könntet ihr dieser Frau bei einem Familien-Essen in einem Restaurant begegnen, was dann noch nicht SOOO persönlich ist... vielleicht dann eben nicht Heiligabend sondern am 1. Weihnachtstag, oder so? Ich denke so etwas in der Art müsste doch akzeptabel sein, für alle die es betrifft?

Mein Vater der letztes Jahr an Darmkrebs gestorben ist, hatte sich 1989 endgültig von meiner Mutter getrennt, aber die Ehe lief davor schon viele Jahre sehr schlecht. Anfangs wussten mein Bruder und ich (obwohl erwachsen) nichts von dieser neuen Frau, mein Vater war immer hin+ hergerissen zwischen seiner alten und der neuen Familie. Ich war auch feige und habe aus z.T. Loyalität gegenüber meiner Mutter bzw. Angst vor ihren Bemerkungen stets Abstand gehalten, nachdem ich die Frau dann irgendwann mal kennengelernt hatte. Es war alles total verzwickt, mein Vater hatte ein schlechtes Verhältnis zu deren Tochter, also lehnte sie uns dann auch ab, jeder gegen jeden.... Erst als mein Vater letztes Jahr wochenlang auf der Intensiv lag und nach seinem Tod haben sie + ich uns besser kennengelernt und nachher und seitdem zusammengehalten.

Natürlich ist die Sitauation etwas anders, aber letzten Endes spielt bei Euch Loyalität ja auch eine grosse Rolle, schlechtes Gewissen vielleicht auch wenn man die "neue" nun allzu schnell akzeptiert....

Aber ich denke inzwischen, letzten Endes ist es nun mal seine Wahl. Ich bereue inzwischen, dass ich meinem Vater nicht mal gesagt habe, dass ich mich für ihn freue..... Und Dein Vater müsste sonst allein sein, wenn er sie nicht hätte. Wenn sie (egal was alle anderen von ihr denken) nun mal gut für IHN ist, dann würde ich versuchen es zu akzeptieren und ihnen (vor allem deinem Vater) nicht zu schwer zu machen. Das heisst ja nicht dass man sich und seine Gefühle verleugnen soll... aber ein bisschen aufeinander zugehen... vielleicht einen Kompromiss finden.

Bei uns ist vieles so schief gelaufen (Hallo, Ela... :-() weil keiner dem anderen entgegen kommen wollte. Wenn Du es schaffst, versuch deinem Vater doch zu erklären wie es in Dir aussieht, und dann aber nicht das Fest mit der neuen Frau komplett ablehnen sondern es etwas anders gestalten. Was sagt denn dein Bruder dazu?

Alles Gute
Kerstin
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  #5  
Alt 24.11.2005, 12:06
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Die neue Frau meines Vaters

Hallo Kerstin,
auch Dir vielen Dank für Deine schnelle Antwort!
Vielleicht wäre es wirklich eine akzeptable Lösung am !.Weihnachtstag Essen zu gehen. Soweit habe ich noch gar nicht gedacht. Es wäre nicht ganz so persönlich.
Das mit Deinem Vater tut mir sehr leid! Irgendwie sitzen wir hier alle" im selben Boot". Leider!! Zum Glück kann man sich hier sehr gut austauschen, da man ein gemeinsames Schicksal zu tragen hat.
Mein Bruder denkt übrigens genauso wie ich. Auch er leidet unter dieser neuen Situation.
Aber Ihr habt schon recht! Wir haben unsere eigenen Familien und die Hinterbliebenen ( in diesem Fall mein Vater) sind alleine.
Kerstin, Du hast schon recht indem Du sagst, der Zeitpunkt wäre nie der Richtige!
Danke für den Tipp! Auf das Nächstliegende kommt man erst einmal gar nicht.
Ich werde mich mit meinem Bruder beraten!
Auch Dir wünsche ich eine schöne Vorweihnachtszeit!
Liebe Grüße!
Sanne
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  #6  
Alt 24.11.2005, 13:00
leonore leonore ist offline
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Standard AW: Die neue Frau meines Vaters

Hallo Sanne, ich kann es gut nachvollziehen, wie es in dir aussieht. Aber ich denke nicht, dass Dein Vater jemanden ersetzen will. Ich denke es ist gut für ihn nicht mehr allein zu sein. Ich bin jetzt allein und ich weiß wie schlimm das ist. Meine Kinder kommen natürlich und die Enkel auch, aber sie gehen nach Hause in ihre Familie und ich bin dann allein. Dann ist niemand da, der zuhört oder einen anlächelt. Ersatz oder Austausch ist die neue Frau an seiner Seite sicher nicht. Er wird deine Mutter deshalb nicht weniger vermissen oder lieben. Natürlich ist es immer schwer die Mutter zu verlieren, ich war noch ein junges Mädchen als meine Mama starb. Aber ich weiß auch, dass Kinder nicht immer bei den Eltern bleiben können, wenn diese allein sind, denn meine Töchter und ihr habt ja auch Familie, die euch brauchen. Es ist vielleicht auch ein Trost, dass der Vater jetzt nicht mehr allein ist, dass da jemand ist, der für ihn sorgt und auch jemand, für den er sorgen darf. Ich hoffe, ich klinge nicht wie ein Schulmeister, aber im Moment bin ich nur noch traurig, denn mein Schatz ist vor einer Woche verstorben und gestern war die Trauerfeier. Ich denke an euch und wünsche euch, dass ihr den richtigen Weg findet. Gebt euch allen eine Chance. In diesem Sinn wünsche ich Euch einen gesegneten Advent.
Liebe Grüße Leonore
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  #7  
Alt 24.11.2005, 13:54
FridaB FridaB ist offline
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Standard AW: Die neue Frau meines Vaters

Hallo Susanne,

ich war und bin in einer ähnlichen Situation. Meine Mutter starb im März vor drei Jahren, schon im Sommer hatte mein Vater eine neue Freundin, mit der er auch gleich Weihnachten verbringen wollte. Meine Schwester und ich haben uns damals mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Wir konnten und wollten am ersten Weihnachten ohne unsere Mutter keine fremde Frau auf ihrem Platz sitzen haben, die wir nie zuvor gesehen hatten. Es gab viel Streit, weil mein Vater uns nicht verstehen wollte. Er hat damals viel kaputt gemacht. Im ersten Jahr saß er wie auf Kohlen mit uns Töchtern unterm Baum und war froh als er endlich zu seiner Freundin fahren konnte, wie ein verliebter Teenager. Seit dem feiert mein Vater mit seiner Freundin und deren erwachsenen Kindern und meine Schwester und ich verbringen Weihnachten allein. Inzwischen ist mir das egal. Aber als er im zweiten Jahr Pläne mit seiner "neuen Familie" für Weihnachten geschmiedet hat ohne seine eigenen Kinder überhaupt zu fragen, war das sehr schlimm für mich. Ich war 26 Jahre alt und ohne Partner.

Wenn du ein gutes Verhältnis zu deinem Stiefvater hast, kannst du sicher mit ihm sprechen und einen Kompromis vorschlagen. Er wird es verstehen. Du hast ein Recht auf deine Gefühle, unabhängig von dem was der Verstand dir sagt. Weihnachten ist nunmal sehr emotional, voller Erinnerungen. Für die neue Freundin ist es auch nicht schön, wenn du verheult unterm Baum sitzt, ihr kann man solche Szenen auch ersparen.

Ich hatte nie ein besonders gutes Verhältnis zu meinem Vater und sein Verhalten sollte mich auch nicht wundern. Mit ihm kann man gar nicht sprechen. Für mich persönlich war es wichtig ihm nicht alles durch gehen zu lassen und meine Gefühle nicht runterzuschlucken damit er ein schönes Leben hat, während ich leide. Du must wissen, was für dich wichtig ist.

Ich kann sehr gut verstehen, das dich der Anblick der neuen Freundin fertig macht. Bei mir war es genau so. Als sie dann das erste Mal bei einer Familienfeier dabei war, war es ausgerechnet mein Geburtstag, ebenfals der erste ohne meine Mutter und es war einfach schrecklich. Ich konnte diese Frau, die sehr nett ist, aber das spielt in dem Moment gar keine Rolle, einfach nicht ansehen. Ich kam mir vor, als würde ich meine Mutter verraten. Gefühle kann man nicht abstellen. Es wäre bestimmt besser gewesen, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte.

Ich wünsche dir alles Gute.

Lieben Gruß

FridaB
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  #8  
Alt 24.11.2005, 12:16
Benutzerbild von ela68
ela68 ela68 ist offline
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Standard AW: Die neue Frau meines Vaters

Hallo Sanne

ich kann dich schon verstehen,ich fühlte mich auch als Verräterin wenn ich die neue Frau meines Papas nett gefunden hätte oder sogar das 1. Weihnachtsfest mit ihr hätte feiern sollen.

Als mein Papa so krank war,haben meine Schwester und ich immer gesagt,dass Mama ihn noch gar nicht haben will und wenn er doch mal kommt bekommt er erstmal ärger,weil er überhaupt mir ihr zusammen war(Muß schon feststellen,wir waren schon so kleine Hexen )

Das 1. Jahr ist eh schon das schlimmste Jahr,alles erlebt man das 1. Mal ohne den lieben Menschen den man verloren hat, der 1.Winter,1.Frühling, 1. Sommer ,1. Herbst,das 1.schlimme Weihnachtsfest,es war sehr schwer für mich,ich mußte mit den Tränen kämpfen als meine Kinder mit großen Augen den Tannenbaum sahen,ihre Geschenke auspackten.

Hört sich jetzt vielleicht blöd an,aber fast immer gab es ein kleines Missgeschick,entweder holte mein Mann einen Baum,der im Wald klein aussah ,aber nicht in unser Wohnzimmer passte,weil er viel zu groß war,oder mein Mann betonierte den Baum in einen Eimer weil er immer umfiel und er die Nase voll hatte oder die Lichterkette ging kaputt wenn alle Geschäfte schon zu hatten und mein Papa hat sich immer krumm gelacht und gerade beim 1. Weihnachtsfest kommen all diese Geschichte wieder hoch,da fehlte er mir noch mehr weil er sich immer einen Spass draus gemacht hat,was dieses Mal passiert.

Unser 1.Fest ohne ihn haben wir ganz anders gefeiert und dieses Jahr kann ich dir sagen,geht es besser,ich freue mich wieder auf diese Zeit,meine Eltern bekommen auch ihr kleines geschmücktes Bäumchen und sie werden in Gedanken und in unserem Herzen dabei sein.

Vielleicht macht ihr diesmal auch was ganz anderes?

Alles Gute
Liebe Grüße
Ela
__________________
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  #9  
Alt 29.11.2005, 17:29
bettyblue bettyblue ist offline
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Beitrag AW: Die neue Frau meines Vaters

Liebe Sanne,

ich bin eine Frau "auf der anderen Seite".Ich habe vor knapp einem Jahr meinen Mann an Krebs verloren und habe in der zwischenzeit auch wieder einen lieben Menschen an meiner Seite, auch wenn wir nicht zusammen leben, was sich aber ja vielleicht irgendwann ändern wird.

Ich habe auch 3 Kinder, die allerdings noch nicht erwachsen sind und sie kommen bisher gut damit zu recht, da sie sehen, wie gut es mir tut nicht allein zu sein.
Ein neuer Partner kann aber niemals ein Ersatz für den verlorenen sein, so viel ist klar.
Auch für die Hinterbliebenen ist dies ein völlig neuer Lebensabschnitt. Auch wenn ich nun nicht mehr alleine bin, so ist doch mein Mann nicht vergessen, ganz im Gegenteil. Er war mein halbes Leben, wir haben 20 Jahre miteinander verbracht...20 Jahre, die mir niemand nimmt, die unvergessen sein werden.

Die Verantwortung, die mir nun obliegt, meine Familie zu ernähren, und gleichermaßen ein gute Mama zu sein, wird mir zumindest insofern etwas erleichtert, als dass ich einen Menschen um mich weiß, der auch einmal den Arm um mich legt, der für mich da ist, wenn es mir nicht gut geht und ich traurig bin. Auch meine Trauerarbeit ist lange nicht beendet, auch wenn wir schon ein erstes Weihnachten, ein erstes Silvester, das erste Mal all unsere Geburtstage etc. hinter uns haben...

...und ich freue mich darauf, das kommende Weihnachten nicht mit meinen Kindern allein zu sein!

Ich wünsche euch eine besinnliche Adventzeit und harmonische, friedvolle Weihnachtstage....vielleicht könnt ihr euch irgendwann darüber freuen, dass euer Vater nicht vereinsamt.
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  #10  
Alt 29.11.2005, 18:05
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Die neue Frau meines Vaters

Hallo bettyblue,
es ist sehr schön für Dich, das Du einen neuen Partner an Deiner Seite hast!
Ich freue mich für Dich! Es ist sicherlich schwierig seinen Mann zu verlieren und dann noch mit drei Kindern alleine zu sein.
Dann hast Du ja auch schon eine schwere Zeit hinter Dir.
Vielleicht sollte ich noch von meiner Seite aus eine Erklärung abgeben. Ich habe es schon oft geschrieben, nur eben nicht in diesem Thread.
Mein Mann und meine Mutter erkrankten zur gleichen Zeit an Krebs und ich denke mal, das ich meine Trauer bisher unterdrückt hatte, durch die Erkrankung meines Mannes. Eigentlich hatte ich nie die Gelegenheit um meine Mutter zu trauern. Auf ihrer Trauerfeier musste ich mich um meinen Mann kümmern, der zu der Zeit gerade Chemo bekam und es ihm sehr schlecht ging.
Später drehte sich alles nur um seine Genesung, Nachsorgetermine, Reha usw.
Mein Mann war wirklich sehr tapfer und hat versucht mich möglichst wenig in der Zeit mit seiner Krankheit zu belasten, da er mitbekam wie angegriffen auch mein Nervenkostüm war. Später überwog die Freude, als es ihm wieder besser ging. Richtig trauern konnte ich eigentlich nie um meine Mutter.
Vielleicht verarbeite ich jetzt erst ihren Tod, vielleicht ist es auch die Vorweihnachtszeit, ich weiß es nicht!
Mein Vater soll mir noch etwas Zeit zugestehen, noch habe ich nicht mit ihm darüber gesprochen. Ich bin schon 43 Jahre alt, habe zwei große Kinder und trotzdem denke ich, darf ich um meine Mutter trauern, wenn auch mit Verspätung.
Ich wünsche Dir alles Gute für Deine neue Beziehung und für Deine drei Kinder!
Wie alt sind denn Deine Kinder?
Liebe Grüße!
Sanne
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  #11  
Alt 30.11.2005, 10:19
AndreaM AndreaM ist offline
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Standard AW: Die neue Frau meines Vaters

Hallo zusammen,

interessanterweise diskutieren hier Töchter über das Verhalten von Vätern - dabei muss man berücksichtigen, Männer und Frauen gehen grundsätzlich ganz anders mit Trauer und Verlust um.

Ich möchte meine Geschichte hier dazustellen, weil ich es aus der Distanz erlebt habe. Meine Eltern wurden geschieden, da war ich noch ein Kind. Mein Vater hat wieder geheiratet, wir hatten relativ wenig Kontakt. Seine zweite Frau verstarb sehr plötzlich, die beiden Kinder, die sie mit in die Ehe gebracht hatte waren schon aus dem Haus. Als mein Vater - es wird knapp nach 2 Jahren oder so gewesen sein - wieder heiratete, haben die beiden Stiefkinder den Kontakt zu ihm abgebrochen, sie waren, wie ihr hier alle, sehr enttäuscht von seinem Verhalten.

Meine Mutter allerdings sagte nur "das habe ich mir gedacht, Dein Vater ist nicht fürs Alleinsein gemacht - das leere Haus, das würde ihn fertigmachen".

Ich selbst, die ja nicht direkt betroffen ist, bin sehr froh, dass mein Vater und seine neue Frau (ebenfalls verwitwet) sich gefunden haben, und so hoffentlich keiner von beiden allein alt werden muss. Aus der Distanz betrachtet, ist es für beide ein Glücksfall.

Ich habe die Erfahrung gemacht, Frauen stellen sich der Trauer viel eher als Männer. Männer (sehr allgemein, ich weiss) verdrängen eher und versuchen durch die Wiederherstellung des Alltags alles in den Hintergrund zu drängen, was Schmerzen bereitet. Jeder geht seinen Weg der Trauer anders, das zu akzeptieren fällt besonders innerhalb der Familie oft schwer zu akzeptieren - ich erlebe das selbst.

Habt ihr mit Euren Vätern gesprochen, ihnen gesagt, welche Gefühle dieses Verhalten bei Euch auslöst? Hatten sie eine Chance zu erklären, welche Erinnerungen sie an die Mutter haben - was sie traurig macht, was sie im Herzen behalten?

Jetzt habe ich ein echtes Plädoyer für die schwachen Männer gehalten - ich hoffe, ich bin niemandem damit zu nahe getreten, das lag keinesfalls in meiner Absicht.

Alles Gute für die kommende Weihnachtszeit
Andrea
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  #12  
Alt 30.11.2005, 19:28
gaertner gaertner ist offline
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Standard AW: Die neue Frau meines Vaters

Hallo Ihr ,

ich lese schon ein paar Tage mit und war immer am überlegen, meinen Senf dazuzugeben.

Ich kann Andrea nur beipflichten , in dem was sie schreibt.

Nachdem meine mutter vor 10 Jahren an BK gestorben war, konnte mein Vater nicht mal ein Brot einkaufen. Diese im Krieg geborene Generation hat völlig andere Vorstellungen und Werte von einer Beziehung und wenn der Partner, der die "Familie" und "Haushalt" organisiert hat nicht mehr da ist, sind sie wirklich aufgeschmissen.
Meine Schwester hat ihn dann in "Pflege" genommen, für ihn mit eingekauft , Wäsche gewaschen und manches mehr .

Nach dem Tod meiner Mutter hat uns unser Vater zusammengenommen und gesagt, ich bin sehr traurig über den verlust, doch wenn es passiert , das ich eine kennenlerne , die zu mir passt, dann wird sie auch den Platz an meiner seite einnehmen. Er verwies auf einen entfernten Verwandten, der sechs Monate nach dem Tod seiner Frau (über 30 Jahre verheiratet gewesen) wieder neu geheiratet hatte.

Was soll ich sagen, im Frühjahr starb meine mutter und im sommer im urlaub beim bier nahm man vater mich beiseite und fragte mich !!!! um rat. Zwei Frauen wären da, eine die auch sofort mit ihm das bett teilen würde und eine , da ist er sich nicht so sicher, die gefiele ihm aber charakterlich besser, doch ihm würde halt auch langsam mal "der hafer stoßen".
Die "charkterlich" liebere hat er zwei jahre später geheiratet, ist aus dem gemeinsamen haus mit meiner schwester ausgezogen und hat ein altes Bauerhaus gemeinsam mit meiner Stiefmutter wunderbar renoviert.
Wir fühlen uns alle wohl, wenn wir die beiden dort besuchen und freuen uns alle , das die zwei sich mit mitte 50 noch gefunden haben.
Am Anfang war man natürlich auch abwartend , was is das für eine , eh , da sind auch noch zwei kinder da, Enkel sogar schon.
Ich persönlich und auch meine Frau haben uns aber gesagt, das Wohl des Vaters steht im Vordergrund, er hat unserer Meinung nach ein Recht darauf sein leben so zu gestalten , wie er das für richtig hält !
Und ich habe meinem Vater vertraut, die "richtige" zu finden.

Wie richtig das alles paßt, hat sich gezeigt, wo mein Sohn Robert krank wurde. Wenn er zwischen den Chemos zu Hause war, hat meine Stiefmutter gefragt , was er Essen möchte, egal was Klöße , Kanninchen ,Ente ,Spaghetti , alles was er wollte , mitten in der Woche, hat das zu Hause gekocht, in Töpfe gepackt mit Zeitung umwickelt und die 12 km zu uns nach hause gefahren. Dann haben wir zusammen in seinem Zimmer zu Hause gespeist und seine "neue" Oma hat ihm die besten Stücke aufgetan.
Mein Vater und sie haben während dieser Zeit alle anderen in der Familie
"ausgeschaltet" , kein urlaub gemacht und standen immer "gewehr bei fuß".
Jetzt bin ich vom Thema zwar etwas abgeruscht, doch in bin froh darauf, meinem Vater nicht reingeredet zu haben, er hat entschieden, und er hat richtig entschieden.

Selbst wenn er meiner Meinung nach nicht richtig entschieden hätte, würde ich das akzeptieren, ich erwarte umgedreht von ihm ja auch, das er mich nicht mehr als seinen kleinen sohn ansieht , sondern mich als Vater meiner Familie akzeptiert und auch damit umzugehen weiß, das ich nicht alle seine wohlgemeinte ratschläge so umsezte , wie er es machen würde.

Seid großzügig gegenüber euren eltern, sie haben in ihrer jugend auch auf vieles verzichtet um euch großzuziehen , jetzt ist die gelegenheit , auch mal zurückzustecken und ihnen so etwas wiederzugeben.

lg gaertner
__________________
Jede Lebensphase hat ihren eigenen Wert

und ihr eigenes Glück.


daraus das Beste zu machen

ist der Schlüssel zur Zufriedenheit.

Geändert von gaertner (30.11.2005 um 19:32 Uhr)
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  #13  
Alt 30.11.2005, 20:19
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Die neue Frau meines Vaters

Hallo Gaertner,
ich habe von Dir und Deinem Sohn gelesen und auch Deinen Versuch mit dem Schmerz fertigzuwerden!
Dagegen sind meine Probleme und Fragen vollkommen unwichtig.
Ist es mir jetzt irgendwie auch!
Eine Trennung meiner Eltern habe ich damals, wie viele Andere auch, bereits durchgemacht. Meine Mutter hatte meinen Stiefvater bereits 4 Wochen nach der Trennung von meinem Vater kennengelernt und ich hatte mich damals für sie gefreut, so wie ich mich heute für meinen Stiefvater freue. Er könnte sie uns nur mal richtig vorstellen und nicht von uns erwarten das wir Initiative ergreifen.
Ich wünsche Dir, das Dein Schmerz irgendwann weniger wird und vielleicht besser zu ertragen!
Liebe Grüße!
Sanne
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