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  #1  
Alt 07.08.2008, 11:04
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Guten Morgen!
Bitte entschuldigt, wenn ich (noch) nichts wirklich Konkretes angeben kann, aber ich habe das Gefühl, ich müsse unbedingt mit jemandem "reden", der meine Ängste und meine Hilflosigkeit nachvollziehen kann ...

Es geht um meine Mutter (jetzt 69 Jahre alt). Sie hatte vor 12 Jahren Mundbodenkrebs, nähere Infos dazu kenne ich nicht, habe leider keine Arztbriefe gesehen, und meine Eltern haben immer nur einen Teil dessen verstanden, was die Ärzte gesagt haben und (typischerweise für diese Generation) sich auch nicht getraut, nachzufragen. Ich weiß nur, dass recht großflächig operiert wurde, neben einem Teil des Mundbodens auch ein Stück Kieferknochen und die Speiseröhre entfernt wurden. Angeblich wurde damals der Tumor komplett entfernt, Metastasen wurden in all den Jahren nicht festgestellt.

Vor ca. vier Wochen wurde meine Mutter vom HA zum Röntgen geschickt, weil sie ihren "Reizhusten" nicht los wurde (sie hat ihn auf den Schimmelbefall im Schlafzimmer geschoben, aber auch nach einem Umzug wurde es nicht besser) und außerdem immer häufiger über Singultus klagte. Dabei stellte man einen "Schatten" von 7 x 10 cm im unteren rechten Lungenlappen (dorsal) fest und empfahl weitere Untersuchungen. Bisher (in letzten beiden Wochen) wurden ein Knochenszintigramm, CT von Thorax und Schädel, Bronchoskopie und Feinnadelbiopsie vorgenommen. Der bisherige Befund (nach "Übersetzung" des HA) lautet "sehr bösartiger Lungentumor mit Metastasen in den Bronchien sowie Knochenveränderungen - was auch immer das heißen mag - an Steißbein und Rippenboden." Meine Eltern haben jetzt nächste Woche noch zwei Untersuchungstermine (u. a. P.E.T), es sei noch nicht klar, um welche Form von Tumor bzw. Metastasen (kleinzellig, nicht-kleinzellig ...) es sich handele, vorher wollen die Ärzte sich nicht näher äußern. Irgendwie ist das mit der Uni eh nicht so ganz das Wahre - sie sind z. B. nicht in der Lage, zwei Untersuchungen (z. B. Szintigramm oder Bronchoskopie mit einem CT an einem Tag zusammenzulegen), so dass mein Vater jedesmal über 100 km fahren muss: das kostet Nerven, Zeit und natürlich auch Geld (Parkplätze gibt's an der Klinik nur extrem früh, so dass man an der Peripherie parken und dann ein Taxi nehmen muss, wenn man nicht wirklich gut zu Fuß ist ...). Dann haben meine Eltern gestern nur durch Zufall (der HA hat's nebenbei erwähnt), erfahren, dass sie heute einen Termin haben. Der Brief, in dem dieser Termin genannt wurde, kam nie an ....

Ich denke, dass bei der Größe des Tumors, der Metastasen, der Vorgeschichte und dem schlechten AZ meiner Mutter (sehr ungesunde Ernährung, , in den letzten Monaten ziemlich abgenommen) die Prognose denkbar ungünstig ist. Eine OP scheidet wohl aus, Strahlen- und Chemotherapie müssen vom Körper ja auch ausgehalten werden ... Eine Lungenfunktionsprüfung - die ja wohl auch wichtig für die Entscheidung über die Therapie ist - konnte nicht vorgenommen werden, anscheinend durch die Folgen der Mundboden-OP (kein Lippenschluss usw.).

Ich habe gestern meiner besten Freundin (eigentlich der einzigen, die ich als wirkliche Freundin betrachte ...) davon erzählt (sie arbeitet als Arztsekretärin, kennt sich daher auch im Medizinischen etwas aus - bei mir liegt das schon viele Jahre zurück, aber manches verlernt man ja nie ...). Ich hatte aber den Eindruck, es sei ein Fehler gewesen. Ich hatte mir etwas Aufmunterndes, Tröstendes von ihr erhofft - statt dessen hat sie meine eh schon vorhandenen Ängste mit wahren Horror-Szenarien noch geschürt. Sie meinte, ich solle mich schon mal auf das Schlimmste einstellen, müsse wohl damit rechnen, dass meine Mutter innerhalb recht kurzer Zeit qualvoll ersticken würde ... Zitat "Pfui, das ist ja wirklich extremst übel ..." ....

Ich hab jetzt einfach eine furchtbare Angst, was da alles auf uns zukommt - mein Vater (70) ist gesundheitlich auch nicht gut beeinander, Geschwister (mit denen ich meine Sorgen teilen könnte, hab ich leider nicht), unsere Kinder sind aus dem Haus - der einzige, der für mich da ist, ist mein Mann, aber der weiß natürlich auch nicht, was er sagen soll ...

Ich würde mich freuen, wenn ich - sobald wir konkrete Aussagen haben - hier immer mal wieder gewisse Details nachfragen und mich auch mal richtig ausheulen könnte ....

Habt vielen Dank schon jetzt,
Karin

Geändert von Summer 175 (18.02.2019 um 09:54 Uhr)
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  #2  
Alt 07.08.2008, 11:38
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Marita C. Marita C. ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Hallo Karin,
willkommen hier,auch wenn der Anlaß nicht so schön ist.
Es tut mir leid,das du auch mit dieser Krankheit konfrontiert wurdest.Ich bin auch Angehörige,mein Mann hat nichtkleinzelligen Adeno-Ca.
Du bist hier genau richtig,hier hören dir viele zu,schreib ruhig weiter was dich bedrückt.

Liebe Grüße Marita
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  #3  
Alt 07.08.2008, 13:25
Ypsi Ypsi ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Liebe Karin,

herzlich willkommen!
Bin auch ein "Frischling" hier und hatte, wie Du, ziehmliche Angst, ob ich hier als Angehörige (bei mir ist es mein Paps) schreiben darf.
Deine Situation ist meiner ähnlich...

Ich weiß, dass Dich im Moment das Warten auf eine Diagnose fertig macht, es lähmt einen zutiefst. Die Angst vor dem großen, bösen Unbekannten ist schrecklich. Insbesondere, wenn man sonst eher der Typ "Ich pack´ das jetzt mal an" ist.

Wie ich Dich jetzt trösten kann, weiß ich auch nicht.
Versuche aber, für Deine Eltern da zu sein. Ich hoffe, die Entfernung zwischen euch ist nicht allzu groß. Biete konkrete Hilfe an, z.B., dass Du sie begleitest, wenn das Diagnose-Gespräch statt findet.

Es gibt hier ganz viele Menschen, die Dir hier die Hand reichen - die sowohl mit handfesten Tipps und wichtigen Information, als auch einfach im wahrsten Sinne des Wortes die Hand reichen... man spürt, man ist nicht alleine und mir persönlich hilft alleine dieses Gefühl schon sehr.

LG
Ypsi
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  #4  
Alt 07.08.2008, 15:37
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Hallo, Marina und Ypsi!
Vielen Dank für eure lieben Worte!

Meine Eltern wohnen neuerdings nur zwei Häuser weiter, was einerseits praktisch ist, andererseits aber auch wieder zwangsläufig viel Nähe schaffen kann ... Ich hab ihnen auch angeboten, beim nächsten Arztgespräch dabei zu sein, aber das wollen sie (noch) nicht. Mein Vater meint, das würden sie schon schaffen, er wolle mich damit nicht noch mehr belasten - das übliche halt ... Und meine Mutter verdrängt im Moment noch äußerst erfolgreich, meint, dass das Ganze wohl mit ein paar ambulanten Chemos (alles, bloß nicht im Krankenhaus bleiben müssen ...) oder - noch besser - mit ein paar Bestrahlungen erledigt ist. Da dreht sich dann alles in mir um ....

Wenn ich ganz ehrlich bin, weiß ich nicht, was mir im Moment mehr zu schaffen macht: die Krankheit meiner Mutter oder mein Vater, der wiederum einen Riesenpacken aufgebürdet bekommt und meint, den müsse er allein tragen. Seine Hilflosigkeit und Traurigkeit gestern war für mich kaum zu ertragen ...

Diese ganze Ungewissheit ist für mich sehr schwer - ich konnte bisher mit Lebenskrisen ganz gut umgehen, wenn sie konkret waren - auch bei den beiden Autounfällen unseres Sohnes. Da konnte ich trotz allem sachlich bleiben, Dinge regeln, wo mein Mann einfach nur hilflos war ... So wie jetzt kenne ich mich gar nicht ... Am liebsten würde ich unsere Koffer packen, Mann und Hund ins Auto laden und in die Berge oder ans Meer fahren ... Oder mich in den Keller setzen und eine Decke über den Kopf ziehen ...

Dann kommt noch dazu, dass zwei Bekannte aus unserem Ort kürzlich an Brustkrebs erkrankt sind - ich habe es erst an den Folgen der Chemo bemerkt. Die beiden sind noch sehr jung, ich glaub, noch nicht mal 40, haben noch Kinder im Schulalter ... Die Frau eines ehemaligen Kollegen meines Mannes hatte ihren Brustkrebs anfängllich gut überstanden, hat jetzt überall Metastasen, trägt ein Korsett, damit ihre Wirbelsäule nicht bricht ... Wohin ich im Moment schaue, sehe ich Elend - oder wird man bei solchen Erfahrungen aufmerksamer dafür?

Vielen Dank, dass es solche Foren gibt und Menschen, die trotz eigenem Leid anderen zu helfen versuchen!
Karin

Geändert von Summer 175 (18.02.2019 um 09:56 Uhr)
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  #5  
Alt 07.08.2008, 16:19
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Marita C. Marita C. ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Liebe Karin,
wann immer du deinen Kummer loswerden willst,hier kannst du es.
Väter haben es an sich,das sie ihre Töchter nicht zuviel belasten wollen.Meiner war auch so.
Ich umarm dich......

Marita
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  #6  
Alt 09.08.2008, 15:54
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard Medikamente + Alkohol + Chemo - geht das überhaupt?

Hallo,
ich bin wieder mal total zerrissen: beschämt, wütend, verunsichert ...

Beschämt, weil ich mich auf einen etwas heftigen Disput mit meinen Eltern eingelassen habe - wütend, weil sie für nichts Vernünftiges zugänglich sind - verunsichert, weil ich nicht weiß, was ich tun soll ...

Meine Mutter nimmt schon länger einen richtigen Medikamenten-Cocktail: gegen Bluthochdruck, Diabetes 2, Schilddrüse, Hormone (weil sie vor über 30 Jahren eine Total-Op hatte, jetzt ist sie 69!), Herz-Ass, ein Antidepressivum - das sind die, von denen ich weiß ...

Der "Streit" ging darum, dass ich meinen Eltern geraten habe, am Montag eine Liste dieser Medikamente mit in die Uni zu nehmen. Ich denke mir, dass einige davon vielleicht Wechselwirkungen mit möglichen Krebs"medikamenten" zeigen könnten, oder dass es gar Gegenanzeigen gibt. Darauf zeigte mir meine Mutter eine Liste und ich stellte fest, dass ihre "Schlaftropfen" (mit dieser Bezeichnung angeblich von einer Nervenärztin verordnet - Wiederholungsrezept gibt's problemlos: anrufen, abholen, fertig - die Ärztin sieht meine Mutter so gut wie nie ...) darauf fehlten. Diese Tropfen bekommt meine Mutter schon seit zwei oder drei Jahren und ist davon so abhängig, wie man nur sein kann. Es handelt sich um Trimipramin, ein klassisches Antidepressivum, aus der Familie der Benzdiazepine - was meine Mutter aber vehement abstreitet - "das ist nur, weil ich so schlecht schlafe ..." Sie hat mir die Dinger übrigens auch schon großzügig angeboten, wenn ich mal nicht gut schlafen könne ... Als ich dankend abgelehnt und das auch mit der Suchtgefahr (und dass das Mittel nicht umsonst verschreibungspflichtig ist) begründet habe, war sie eingeschnappt. Und abhängig sei sie davon ja üüüüberhaupt nicht (die Diskussion hatten wir vor einer Untersuchung kürzlich schon mal, wo wegen einer Narkose sämtliche Medikamente angegeben werden mussten) - aber sie hat grundsätzlich immer zwei Flaschen davon im Haus, falls mal eine runterfällt, und sie vielleicht nicht am gleichen Tag ein neues Rezept bekommen könne ... Und jetzt meinte meine Mutter, sie würde von diesen Tropfen in der Uni sowieso nichts sagen - hintennach würden sie ihr die vielleicht auch noch wegnehmen ....
Was soll ich da nur machen????
Ich hab sowieso Probleme mit dem sorglosen Umgang meiner Eltern mit Medikamenten - da werden gern mal die Dosen "modifiziert" (sehr empfehlenswert gerade bei Bluthochdruck und Diabetes ...),

Jetzt schwanke ich zwischen meinen Befürchtungen, dass sich das negativ auf die Behandlung auswirken könnte, und meinem Zorn über soviel Unvernunft und dem Wunsch, einfach denken zu können "...was soll's? Sie sind ja schließlich erwachsen ..." - und dem Gedanken, ob man den jetzt überhaupt noch was verbieten oder kritisieren sollte ....
Mein Mann sagt, ich solle mich da jetzt nicht reinsteigern und meine Kräfte aufheben - die würden sicher noch in vollem Umfang gebraucht. Und meine Eltern - er kennt sie ja auch seit über 25 Jahren - wären nun mal so, die könne ich mit Sicherheit nicht ändern. Diese Diskussionen würden nur für alle unbefriedigend und für mich mit schlechtem Gewissen verlaufen ... Hat er Recht?
Kennt ihr sowas auch?
Und sollte ich mich da irgendwie einmischen? Zum Beratungsgespräch würde ich gern mitfahren, aber meine Eltern halten es nicht für nötig - vielleicht fürchten sie aber auch, ich könnte die eine oder andere (falsche) Frage stellen? Mich hinter den HA klemmen, hat wohl keinen Sinn - zu einem Allgemeinmediziner, der auf eigene Faust den vom Kardiologen verordneten Betablocker gegen einen ACE-Hemmer austauscht ("Probieren Sie mal die, vielleicht kommen Sie damit besser zurecht ..."), habe ich nicht allzuviel Vertrauen - abgesehen davon, dass er mir ja ohnehin nichts erzählen dürfte ...

Ich zähle schon die Tage, bis wir in vier Wochen für ein paar Tage zum Bergwandern fahren - ich möchte im Moment nur weg hier, außer Mann und Hund keinen um mich haben, die Natur genießen und an nichts Böses denken müssen ....

Vielen Dank schon jetzt - und bitte entschuldigt meine deutlichen Worte - das eine oder andere kommt vielleicht falsch rüber. Es ist nicht so, dass ich meine Mutter nicht liebe - aber die Innigkeit und tiefe Zuneigung, die zwischen anderen Müttern und Töchtern herrscht, vermisse ich einfach - die Gründe dafür liegen sicher schon in meiner Kindheit, das soll nichts entschuldigen, vielleicht nur etwas erklären. Auch wenn meine Mutter nie wirklich "mütterlich" mir gegenüber war - bei meinem Vater war's immer anders, deshalb tut mir auch so weh, wie er jetzt leidet -, möchte ich für sie doch nur das Beste ...

Karin

Geändert von Summer 175 (18.02.2019 um 09:58 Uhr)
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  #7  
Alt 09.08.2008, 16:44
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Medikamente + Alkohol + Chemo - geht das überhaupt?

Hallo Karin,

da ist guter Rat teuer. Grundsätzlich beginnt der Kampf gegen die Sucht im Kopf eben desjenigen, der zu Alkohol, Zigaretten, Tabletten, Drogen usw. greift. Eine gewissen Suchtproblematik scheint ja seit etlichen Jahren gegeben und ich hege da meine Zweifel, dass Deine Mutter mit einem Male von ihren "Gewohnheiten" lassen wird.

Ich kann Deine Wut, den Kummer und das Gefühl des "sich für andere schämen müssens" gut verstehen. Dir und mir ist klar, dass es sinnvoll wäre eine Liste der Medikamente zu erstellen und ganz sicher auch den Konsum des Alkohols u. bestimmter Tabletten einzustellen - aber Deine Mama, die es umsetzen muss, wird es, solange der Rat von Dir kommt aller Wahrscheinlichkeit nach, wie gehabt auf Stur stellen.

Wenn von ärztlicher Seite ein gewisser Druck ausgeübt würde, wäre es wahrscheinlich effektiver. Wenn Du dem nachfolgenden Link folgst, kannst Du Deiner Mama den untersten Beitrag ausdrucken. Dort steht schwarz auf weiß, dass alle Medis abgesprochen sein sollen und auch auf Alkohol wird eingegangen. http://www.dkmic.de/forum/chemotherapie.html

Dein Vater wird wohl, so wie Du die Situation beschreibst (Co-abhängig), kaum an Objektivität hinzugewinnen - evtl. bietet sich Dir die Möglichkeit einem Arztgespräch beizuwohnen, sodass Du dann auf die spezielle Problematik aufmerksam machen kannst. Ich halte das schon für sehr wichtig, kann aber natürlich nicht einschätzen, in wie weit Deine Eltern bereit sind, Dich für sie sprechen zu lassen.

Ich hoffe, ihr könnt eine Lösung finden. Die Tatsache so schwer erkrankt zu sein ist schlimm genug - für den Kranken, als auch für die Angehörigen - aber dann auch noch Angst haben zu müssen, dass beim "Aktivwerden" gegen die Krankheit die Karten nicht offen auf den Tisch gelegt werden, ist aus meiner Sicht vermeidbarer Ballast. Schade, dass Dir diese Sorgen zusätzlich aufgebürdet werden.

Liebe Grüße

Annika
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  #8  
Alt 09.08.2008, 17:02
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Marita C. Marita C. ist offline
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Standard AW: Medikamente + Alkohol + Chemo - geht das überhaupt?

Liebe Karin,
auch ich habe in der Familie Suchtkranke.Mein Vater war Tablettensüchtig ( schlaftabletten): Du kannst einen süchtigen nicht helfen,er selber muss sich helfen. Du gehst kaputt dabei.Ich habe Therapeuten und Phychologen gefragt,alles sagten sie diese Antwort.
Du könntest die Ärzte im KH darauf ansprechen.Ja,dein Mann hat Recht,spare deine Kräfte.

Liebe Grüße Marita
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  #9  
Alt 09.08.2008, 17:07
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Medikamente + Alkohol + Chemo - geht das überhaupt?

[QUOTE=Summer 175;587375]Hallo, Krabben!
Erst einmal vielen Dank für die deutliche Antwort. Mein Chef und seine Frau wären da eigentlich meine ersten Gesprächspartner - er ist evangelischer Pfarrer, sie arbeitet in der Suchthilfe, beiden ist absolut nichts menschliches fremd, und sie kennen auch meine Eltern schon seit Jahren durch Feiern bei uns und auch durch direkte Nachbarschaft. Leider sind die beiden derzeit in Urlaub, aber vermutlich bekomme ich da immer noch wesentlich früher einen "Termin" als bei einem Psychotherapeuten. Ich weiß, dass die "guten" bei uns sehr lange Wartezeiten haben und teilweise gar keine neuen Patienten mehr annehmen, weil meine Freundin vergangenes Jahr wirklich dringenden Gesprächsbedarf hatte und im Umkreis von 60 km keinen geeigneten Therapeuten fand - es ist auf dem Land wohl wirklich nicht so ganz einfach. Vielleicht weiß meine Hausärztin noch jemanden ... oder die Frau meines Chefs hat vielleicht ihre Beziehungen. So lange muss ich mich wohl noch gedulden - dass ein Fachmann ausgerechnet auf mich und meine Probleme wartet, ist wohl zu viel verlangt. Und einfach aus dem Branchenbuch möchte ich jetzt auch nicht suchen - ich weiß von meiner früheren Arbeit (ärztliche Schreibkraft in einer psychiatrischen Klinik) her, dass es bei Therapeuten große Unterschiede gibt ...

Liebe Annika!
Der Tipp mit dem Ausdrucken ist bestimmt gut - vielleicht nutzt es schwarz auf weiß zu lesen, wie wichtig das Wissen um Medikamente und Lebensumstände bei solchen Behandlungen ist. Ansonsten bleibt mir nur zu warten, bis ich weiß, welche Zytostatika beispielsweise eingesetzt werden und dann anhand einer Roten Liste (meine Freundin arbeitet als ärztliche Schreibkraft, die kann mir sicher helfen) zu schauen, in wie weit die Medikamente meiner Mutter da relevant sind.
Vielleicht mache ich mir einfach auch zu viele - unnötige - Gedanken, aber im Moment kreist einfach alles nur noch darum, was KANN ich tun, was SOLL ich tun, was NICHT ... Ich kann nicht mal mehr beim Spazierengehen mit unserem Hund abschalten ...

Liebe Marita!
Das mit dem Nicht-helfen-können, wenn sich der andere nicht helfen lassen WILL, weiß ich - im Kopf (ich hab früher u. a. auch für eine Suchtpsychologin gearbeitet), aber das Wissen ist das eine, das Umsetzen für mich wieder was ganz anderes ... Das Gefühl kennst du sicher auch - das "Ausklinken" ist so schwierig ...

Ich danke euch - vor allem auch für das Gefühl, hier nicht "verurteilt" zu werden ...
LG, Karin

Geändert von Summer 175 (06.06.2019 um 09:11 Uhr)
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  #10  
Alt 09.08.2008, 17:38
C. S. C. S. ist offline
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Standard AW: Medikamente + Alkohol + Chemo - geht das überhaupt?

Liebe Karin,
Dein Mann hat absolut Recht mit seiner Einschätzung.
Und es ist auch ganz typisch für Kinder abhängiger Eltern(teile) dass sie ein schlechtes Gewissen haben und sich für die angeblich mangelnde Liebe zu den Eltern entschuldigen.
Insofern hat Krabben alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt. Such Dir Hilfe für Dich!!
Du kannst stolz auf Dich sein dass Du einen gewissen Abstand zu der Problematik einhalten kannst, das schaffen viele Angehörige Suchtkranker leider nicht.
Also pack Mann und Hund ein und genieße Deinen Urlaub.
Liebe Grüße
C. S.
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  #11  
Alt 09.08.2008, 18:48
östel östel ist offline
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Standard AW: Medikamente + Alkohol + Chemo - geht das überhaupt?

Liebe Karin, auch ich bin überzeugt, dass die jahrelange Suchtproblematik sich nicht jetzt, und schon gar nicht von Dir, lösen lässt.

Ich rate Dir über den BDP Bund deutscher Psychologen einen Therapeuten zu finden. Die beurteilung "ist gut" sagt oft gar nicht so viel. Der BDP hat eine hotline für Therapiesuchende und vermittelt qualifizierte psychologische Therapeuten. Ich denke Du brauchst für Deine Empfindungen jemanden, der sich ausschließlich Dir widmet und mit Dir Kraft aufbaut für diese schwierige Situation. Wie Claudia schon sagte, leiden ja Kinder Suchtkranker immer unter dem Gefühl die Kontrolle über alles behalten zu müssen und auch die Eltern schützen zu wollen oder sie schämen sich für den Alkoholabhängigen und später schämen sie sich weiter, dass sie keine warme Liebe empfinden.

Claudias Vorschlag Mann, Hund und das Nötigste einzupacken ist in meinen Augen goldrichtig. Und die rote Liste....ob Du die wirklich brauchst.....
Liebe Grüsse regina

Geändert von östel (09.08.2008 um 18:50 Uhr)
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  #12  
Alt 09.08.2008, 20:27
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Medikamente + Alkohol + Chemo - geht das überhaupt?

Zitat:
Vielleicht mache ich mir einfach auch zu viele - unnötige - Gedanken, aber im Moment kreist einfach alles nur noch darum, was KANN ich tun, was SOLL ich tun, was NICHT ... Ich kann nicht mal mehr beim Spazierengehen mit unserem Hund abschalten ...
Dieses Gefühl kenne ich sehr gut. Selbst wenn es sich im Alltag, stressbedingt ergibt, dass die Gedanken mal nicht um dieses Thema kreisen, holt das Kopfkino einen ungewollt wieder ein. Richtig steuern kann ich das überhaupt nicht - anfangs war es ganz schlimm. Was nach wie vor geblieben ist...wenn ich abends schlafen gehe ist mein letzter Gedanke "Mama" und der erste wenn ich aufwache (auch in der Nacht, sofern ich dann mal zum Klo tappern muss ). Auch dieses nahezu zwanghafte Gefühl des unbedingt helfen wollens ist mir vertraut. Ich rück meiner Mama oft zu sehr auf die Pelle...dann kommt ein lautes und meist recht schroffes Echo und ich weiß, dass ich die Grenze dessen, was ihr wirklich gut getan hätte, offenbar überschritten habe. Aber mal ganz selbstkritisch...warum handelt man so?! Weil man sie liebt und ich finde es wesentlich schlimmer und ganz sicher bei Weitem, aus therapeutischer Sicht behandlungsbedürftiger, wenn ich hier in manchen Beiträgen lese, dass Kinder sich ihrer Elter in keinster Weise annehmen. Dann lieber so wie Du oder ich - das ist normaler als alles andere. Ich selber habe im Rahmen der Trauerbegleitung auch schon Hilfe bekommen und halte das für wichtig und wertvoll. Solange man sich soweit wie machbar immer selbstkritisch im Auge behält und nötigenfalls bereit ist Hilfe von außen anzunehmen, sind wir schon gute Töchter, glaube ich

Ach noch was...vor geraumer Zeit bin ich zu meiner Hausärztin...sehr verständnisvoll, mitfühlend, menschlich...genießt mein volles Vertrauen - hab mit ihr über alles gesprochen...konnte schlecht schlafen zu der Zeit. Ich bekam ein Medikament aus der Gruppe der Antidepressiva verschrieben---nicht wegen der Stimmungsaufhellung, sondern weil das Einschlafen dadurch verbessert werden sollte...in der Packungsbeilage stand "bei krankhafter Traurigkeit"....ich hab das hier in einem Thread schon mal geschrieben....die Dinger hab ich nie genommen, denn krankhaft hätte ich es gefunden, nicht traurig zu sein.

verständnissvolle Grüße

Annika
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  #13  
Alt 10.08.2008, 10:36
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Medikamente + Alkohol + Chemo - geht das überhaupt?

Guten Morgen!
Ich danke euch für eure klaren Worte (auch Lissi hat im anderen Thread sehr lieb und sehr deutlich geschrieben) - zum einen machen sie mich traurig, weil sie mir im wahrsten Sinne meine Hilf-Losigkeit klar machen, aber (was für mich noch viel wichtiger ist) sie geben mir auch das Gefühl, nicht zu versagen.

Mir ist dadurch klar geworden, dass ich mich wohl wirklich in gewisser Weise abgrenzen muss - mich nicht mehr verantwortlich für meine (eigentlich erwachsenen) Eltern fühlen darf, um nicht selbst unter die Räder zu kommen.



Ich sollte mir wohl auch den Satz "Herr, gib mir den Mut, Dinge zu ändern, und die Gelassenheit, hinzunehmen, was ich nicht ändern kann - und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden" an den Spiegel hängen.

Es wird für mich schon schwer werden, mich zurückzuhalten - aber es geht ja nicht nur um mich, die letztlich sinn- und nutzlosen Diskussionen helfen ja meinen Eltern auch nicht ...

Ich war immer so stolz auf mich, dass ich unsere Kinder beim Erwachsenwerden loslassen konnte - warum fällt mir das bei meinen Eltern dann so schwer ...

Ich wünsche euch alles Gute,
Karin

Geändert von Summer 175 (18.02.2019 um 10:00 Uhr)
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  #14  
Alt 10.08.2008, 10:52
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Marita C. Marita C. ist offline
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Standard AW: Medikamente + Alkohol + Chemo - geht das überhaupt?

Hallo Karin,
ich war in dieser Zeit bei einem Therapeuten,der zugleich mein HA ist.Ich hab auch über alles geredet und es hat mir gut getan.Es wäre für dich das richtige,so deine Kindheit aufzuarbeiten und abzulegen.Es wird dich sehr erleichtern und du wirst sehen,das du NICHT für deine Eltern und deren Handeln verantwortlich bist.Du wirst den richtigen Weg finden.

Einen schönen Sonntag euch allen.....Marita
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  #15  
Alt 11.08.2008, 20:06
IrisR. IrisR. ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Hallo Karin

nun melde ich mich mal bei dir. Habe mir jetzt deine Geschichte durchgelesen. Nein, das mit deiner Freundin geht ja gar nicht. Von wegen ersticken. Also ich denke es gibt immer eine Möglichkeit eine Situation zu verbessern und jemandem zumindest Erleichterung zu verschaffen und soweit seit ihr ja außerdem auch gar nicht.
Das mit sensibler sein was Krankheit betrifft, da hast du denke ich schon recht, denn seit mein Mann diese Krankheit hat melden sich viele Leute bei uns, denen es auch nicht gut geht bzw. die auch eine Krebserkrankung haben.
Sicherlich zusätzlich belastend aber auf der anderen Seite wissen diese Leute auch die Situation einzuschätzen in der man sich befindet.
Ich kann die Sprüche nicht mehr hören "ich kenne da jemanden der ist ganz schnell gestorben oder jemand lebt jetzt schon seit 3 Jahren damit". Von den vielen Tipps für Ernährung, Wunderheilern, Wundertees usw. einmal ganz abgesehen.
Im übrigen muss ich dir sagen, ich habe eine 20-jährige Freundschaft jetzt entgültig beendet, weil ich mir dieses Verhalten nicht mehr länger antun konnte.
Ich habe mir fest vorgenommen mich auf keine halbheiten in meinem Leben mehr einzulassen. Meine Kraft brauchen zur Zeit meine 2 Männer und ich kann mich nicht von anderen runter ziehen lassen.
Ich wünsche dir einen guten Tag
liebe Grüße
Iris
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