Geschwistertod

[Sumsi1988]

Hallo ihr Lieben,

ich bin noch ganz neu hier, hab mich gerade eben erst registriert. Der Grund, warum ich das gemacht habe, ist einfach der, dass ich meinen Bruder verloren habe.

Am 23.01.2017 werden es zwar schon 6 Jahre, dass er da oben im Himmel wohnt, aber irgendwie komme ich damit noch immer nicht so klar. Gerade jetzt, wo er in zwei Tagen Geburtstag hat und ich am Samstag beim Konzert von Unheilig war.

Ich hab auch das Gefühl, dass ich mit niemanden über meine Gefühle sprechen kann, auch nicht mit meinen Eltern, mit denen rede ich sonst über alles.

Mein Bruder ist im September 2008 an ALL erkrankt, er war damals 18 und ich 20 Jahre alt. Gestorben ist er dann nach fast 2,5 Jahren harten Kampf im Jänner 2011 ...

Auch heute macht es mich noch oft fertig und ich breche in einem regelrechten Heulkrampf aus ...

Wie geht es euchmit der Trauer und dem Schmerz? Wird das alles irgendwann leichter?

liebe Grüße
Sumsi

[Jaya]

Hallo Sumsi,

ich kann mich in deinem Post wiederfinden...

1988 habe ich meinen Bruder bei einem Motorradunfall verloren und letztes Jahr starb meine Schwester an den Folgen ihrer Speiseröhrenkrebs-OP.

Auch ich habe heute noch egal ob es meine Schwester oder meinen Bruder betrifft Zeiten oder Tage an denen es mir richtig besch.... geht.
Gerade so Schlüsseltage wie Geburtstag, Todestag oder auch gemeinsame Orte oder Lieder ziehen mich manchmal total runter.

Man lernt zwar mit der Trauer umzugehen aber die Trauer selbst wird nie vergehen und hin und wieder fällt man wieder mal in ein Loch.

Wir haben einfach Menschen verloren welche uns sehr nahestanden und das hinterlässt nun einmal große Lücken.

Es gibt aber auch Tage da kann ich über die vielen erlebten Sachen mit meinem Bruder oder meiner Schwester lachen und mich freuen dass ich diese Erlebnisse mit ihnen teilen durfte.

Die Trauer wird nie vergehen - man lernt wie gesagt nur irgendwann damit umzugehen.

Liebe Grüße
Jaya

[Adlumia]

Tut mir leid, für euch beide, dass ihr eure Geschwister verloren habt.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in unserer Gesellschaft für Trauer leider oft kein Platz ist. Es soll einem gefälligst nach Zeit x besser gehen und es soll auch kein Thema mehr sein. Und meist kommt der Spruch: Das Leben geht weiter. Ich persönlich hasse diesen Spruch weil es sowieso sonnenklar ist, dass das Leben weitergeht - irgendwie. Aber die meisten Leute haben leider keine Ahnung, wie sie mit der Trauer von Anderen umgehen sollen, das ist leider so und dafür können auch die meisten nichts. Es ist einfach nur deren Hilflosigkeit.

Hoffe trotzdem, dass du vielleicht durch eine Trauerbegleitung vielleicht gewisse Dinge, die dir auf der Seele brennen, besprechen kannst.
Warum kannst du mit deinen Eltern nicht reden? Wollen sie nicht?

[Jaya]

ja wichtig ist, dass man die Trauer für sich selbst zulässt und nicht verdrängt - sie gehört ein Stück weit nun zu unserem Leben.

Schön ist es wenn man jemand hat mit dem man über diese Trauer auch reden kann... mit meinem Partner kann ich das zum Beispiel gar nicht. Aber ich habe das Glück dass ich noch weitere Geschwister habe denen es so geht wie mir und wir uns auch über unsere Gefühle etc. austauschen.

[Stoerchin]

Liebe Sumsi, liebe Jaya,

auch mir tut es sehr leid, dass Ihr Eure Geschwister so früh verloren habt. Ich habe vor drei Jahren meinen vier Jahre jüngeren Bruder verloren, der 2003 mit 22 Jahren an ALL erkrankt war. Die Leukäumie galt eigentlich als geheilt, sein Körper war aber von all den Behandlungen so geschwächt, dass eine Infektion bei ihm zu einer Sepsis wurde.

Seine Geschwister, lebenslange Weggefährten, zu verlieren, ist etwas so Schreckliches und Schmerzhaftes, dass es sich nicht in Worte fassen lässt. Oft wird die Trauer aber meiner Erfahrung nach vom Umfeld gar nicht als so schlimm eingetstuft, da es sich ja nicht um einen Partner oder ein Kind sondern "nur" um einen Bruder oder eine Schwester handelte. Ich fürchte, die Trauer hört niemals auf, sie ist nur mal mehr, mal weniger schlimm, an manchen Tagen droht sie, einen zu ersticken, an anderen ist sie erträglich und man kann sich an Dingen erfreuen.

Vielleicht mögt Ihr in dem Threat nachlesen, den ich damals hier eröffnet habe. Es haben dort viele auch Betroffene geschrieben, was mir viel Mut und Kraft gegeben hat.

Ich wünsche Euch beiden ganz viel Kraft!

Liebe Grüße Störchin

http://www.krebs-kompass.de/showthre...rn+Geschwister

[Pünge]

Hallo zusammen!
Ich finde mich in euren Worten wieder. Vor 8 Monaten habe ich meine liebe Schwester mit nur 35 Jahren verloren.
Wir waren uns unheimlich nah, ich konnte mit ihr über alles reden und ihr Tod hinterlässt ein unfassbar großes, schwarzes Loch in meinem Leben. Ich funktioniere, bekomme meinen Alltag ganz gut geregelt, habe aber oft das Gefühl, wie betäubt zu sein. Ich kann mich nicht richtig freuen, immer wieder falle ich in ein tiefes Loch.
Ein anderes Problem sind die Bilder. Ich war bis zuletzt jeden Tag stundenlang bei ihr und bekomme das nicht aus dem Kopf. Wie sie da liegt, so schwach ist und ich hilflos daneben.
Kann irgendwie mit niemandem reden, da ich versuche für meine Eltern stark zu sein. Mit meinem Partner kann ich irgendwie nicht gut reden und bei Freunden habe ich auch oft das Gefühl, dass sie denken es müsste doch jetzt mal besser werden.
Ich bin froh, dass es dieses Forum gibt und danke Euch im Voraus fürs Lesen.
Liebe grüße