Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #16  
Alt 14.10.2007, 18:21
Schnucki Schnucki ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 917
Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Liebe Nicole,

Du bist halt doch ein kleiner Schnuckel - Du trauerst selbst, hilfst anderen aber auch noch mit netten Worten.

Momentan ist es okay für mich, ich hab heute auch mit einer Tante und mit einer Freundin gesprochen - ich bin noch nicht für Tumore welcher Art auch zu haben. Es ist sicher Selbstschutz, ich weiß nicht, ob ich nicht ein wirkliches Trauma bekomme, wenn das Ganze jetzt wieder von vorne losgeht.

Ich habe selbst mit kleinen gesundheitlichen Unzulänglichkeiten zu kämpfen - ich hab enormes Sodbrennen, mein Magen ist total übersäuert, was aber kein Wunder ist, ich war auch schon beim Arzt - ich bin nach wie vor sehr sehr ruhebedürftig und gönne mir auch immer wieder mal einen Mittagsschlaf oder ne Runde lesen im Bett. Ich brauche das. Und am Mittwoch werde ich auch noch an 3 Wurzelspitzen der Zähne operiert - na bravo. Kommt davon, wenn man alles aufschiebt.

Deshalb will ich mich jetzt um MICH kümmern. Aber nach dem, was ich so alles bis jetzt gelesen habe, ist es nicht so hoffnungslos wie bei meiner Mum - somit bleibt eh bloß abwarten. Und das tue ich. Solange sie meine Hilfe nicht wollen, werde ich einfach paratstehen, aber mich nicht aufdrängen.

Ob das richtig ist? Es ist mir alles zu frisch, ich bin da jetzt mal Egoist. Jetzt dürfen sich primär erstmal andere kümmern - die, die im näher sind. Wenn sie fachliche Infos brauchen - gerne - aber ich brauche etwas Abstand.

So. Jetzt muß ich mich mal an den Herd begeben - meinem Sohn ein Süppchen kochen.

LG

Astrid
Mit Zitat antworten
  #17  
Alt 14.10.2007, 18:40
Benutzerbild von teddy 34
teddy 34 teddy 34 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.03.2007
Ort: nrw
Beiträge: 846
Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Liebe Astrid

wieso nennst du dich Egoist,finde es selbstverständlich das dfu jetzt erst an dich und eine Familie denkst.
Du musst für deine Familie stark sein es hilft keine wenn du irgendwann mal zusammen klappst.

Wenn sie mehr Info wollen wurd3 ich auchden Tip geben sich hier mal umzusehn,warum solst du dich darum kümmern.

Wie alt ist dein Sohn?
meiner ist 4 Jahre alt.
Liebe Grüsse Nicole
Mit Zitat antworten
  #18  
Alt 14.10.2007, 19:08
Schnucki Schnucki ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 917
Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Liebe Nicole,

ich weiß nicht, für jeden hier ist es doch selbstverständlich, dass man sich immens um seinen Vater Sorgen würde - es gibt unzählige Threads hier mit "ich halte das nicht aus" etc. Weißt Du, was ich meine?

Und ich gehe einen anderen Weg, weil ich momentan eben noch nicht so weit bin, mir da jetzt auch immens Gedanken zu machen. Bei meiner Mum war das vor Diagnosestellung schon anders - aber mein Pa hat eben 2, die ihm wesentlich näher stehen.

Irgendwie komme ich mir halt einfach egoistisch vor - nach dem Motto: Es zählt jetzt erst mal mein Gefühl, mein Körper - und dann kommt die Krankheit meines Vaters.

Komisches Gefühl, ich kanns gar nicht beschreiben, ich weiß nicht, ob Du es nachempfinden kannst.

Vielleicht dazu noch was zum Verständnis: Ich hatte bis letztes Jahr - kurz vor der Krankheit meiner Mutter - 6 Jahre lang chronisches Pfeiffersches Drüsenfieber mit nachfolgender Autoimmunerkrankung des Blutes. Ich bin oft auf dem Zahnfleisch dahergekommen, weil ich immer erhöhte Temperatur hatte, weil es mir nicht gutging - aber als Mutter mußte man ja funktionieren.

Seit einem Jahr sind die Blutwerte jetzt okay, es geht mir auch besser. Mein Kopfweh ist mir geblieben - mehrmals die Woche - aber damit kann ich umgehen.

Jetzt möchte ich das "Gutgehen" auch mal wieder auskosten. Ich hatte dazu ja keine Gelegenheit bisher, ich hatte auch befürchtet, dass der große gesundheitliche Crash nach dem Tod meiner Mutter kommt, dass ich quasi nur keine Zeit hatte, zu schwächeln. Aber es blieb - bis auf den Magen.

Ich hab momentan einfach Angst dafür, dass ein weiteres Tüpfelchen das Fass zum überlaufen bringt. Ich kann ja wie Du nicht richtig trauern, ich kann das ganze gar nicht verarbeiten - ich scheine zu verdrängen. Und jetzt das nächste? Ich weiß nicht, momentan ist mir mein Körper wichtiger - deshalb empfinde ich es auch als egoistisch - weil man hier immer sagt: Heee, Du bist ja grad nebensächlich, es geht hier um den Krebskranken.

Das war jetzt wirr, oder?

Mein Sohn ist übrigens 10,5 und seit September auf dem Gymnasium - also viel zu tun.

LG

Astrid
Mit Zitat antworten
  #19  
Alt 14.10.2007, 23:08
bettinaco bettinaco ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 02.02.2007
Ort: Hannover
Beiträge: 1.792
Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Liebe Astrid,

hab gerade mal in deinem Thread geschaut, wie es dir geht. Ahnte es schon. So kurz nach dem Tod deiner Mutter wieder mit Krebs konfrontiert zu werden, ist einfach furchtbar. Wo soll denn so viel Kraft herkommen.
Warum musst du bloß immer so grübeln. Wo dein Bauchgefühl doch hier legendär ist. Mach, was dir gut tut. Du bist deswegen noch lange keine Egoistin, das ist eher der Selbsterhaltungstrieb. Steh dazu, dass dein Vater dir nicht so nahe steht wie deine Mutter, ohne Vergleiche zu ziehen mit anderen. Du musst auch nicht für alle immer da sein. Und du bist vieles, aber bestimmt nicht nebensächlich.
Meine Therapeutin schärft mir übrigens regelmäßig ein, dass ich mit meinen Kräften haushalten und öfter mal an mich denken muss. Und sie erinnert mich auch ab und an daran, dass ich weiterlebe, auch wenn mein Mann es nicht schaffen sollte. So hart das klingt, sie hat ja recht. Mir schlagen übrigens alle Krisen auf den Magen ...
Bitte pass auf dich auf. Vielleicht solltest du dir auch im Lungenkrebsforum mal eine Pause gönnen, auch wenn ich das sehr bedauern würde.

LG

Bettina
Mit Zitat antworten
  #20  
Alt 15.10.2007, 07:52
Schnucki Schnucki ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 917
Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Liebe Bettina,



tja, im Grübeln bin ich Weltmeister.

Ich versuche irgendwie, mich selbst zu analysieren, weil ich mich so einfach nicht kenne. Aber vielleicht ist es das, was ich während der Krankheit meiner Mum gelernt habe - auch auf mich zu schauen? Eben weil ich mich kenne. Und so kenne ich mich nicht - der Zug ist neu an mir. Ich war immer für andere da - ich hab da so ein Helfersyndrom.

Ich konnte nie NEIN sagen - auf einmal ging es, weil mein Helfersyndrom mich während der Krankheit meiner Mutter in den Ruin getrieben hätte. Es war eben kein Platz und keine Zeit und vor allem keine Nerven für die Nöte anderer da. Es war aber auch kein Platz für mich und meine Gefühle da.

Das hat mich ziemlich erschrocken, weil ich eigentlich total emotional bin (daher auch mein Schnuckibauchgefühl). Auf einmal geht das ganze mit Vernunft und Verstand ab.

Ist es das, was ich lernen mußte? Keine emotionale Verzweiflung sondern Hirn einschalten? Das vermute ich nämlich fast. Nicht jeder mag emotionale Menschen, da bin ich auch oft angeeckt. Jetzt verkneif ich mir oft, wenn mir was nicht passt, den ersten Ärger und überlege erst, ob es das wert ist, dass ich mich aufrege, dass ich spontan meinen Unmut äußere. Und stelle fest: Nein, ist es nicht, ich muß auch mal andere Menschen so nehmen, wie sie sind.

Ich kann mit dem einfach noch nicht umgehen. Deshalb zweifel ich wohl, ob alles normal ist.

Eure Reaktionen zeigen mir auch immer wieder, dass es okay ist. Das ist für mich eine ganz wichtige Rückbestätigung, weil ich unsicher bin.

Dafür danke ich Euch natürlich.

Bettina: Eine Pause im LK-Forum - ich hatte es überlegt, aber mir liegt zuviel am Adenothread - ich kann da nicht pausieren. Das hat für mich so einen Touch: He, ich hab alles hinter mir, jetzt seid Ihr mir egal. Und das ist es eben nicht. Ich fiebere mit den Betroffenen, kann vielleicht auch mal einen Tipp geben.

Meine Therapeutin von vor ein paar Jahren, als ich nach meiner Krankheit Ängste entwickelt habe, hat dasselbe gesagt wie Deine: Mit den Kräften haushalten, auch mal Zeit für einen selbst nehmen.

Wie geht es denn Deinem Mann? Ich hab schon lange nichts mehr darüber gelesen .... magst was schreiben?

LG

Astrid
Mit Zitat antworten
  #21  
Alt 15.10.2007, 11:21
Benutzerbild von tinchen71
tinchen71 tinchen71 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.10.2005
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 671
Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Liebe Astrid

ich schicke dir eine ganz feste Umarmung in den Süden !

JA Du bist absolut normal ! Rede Dir bloß nichts anderes ein, Du hast eine wahnsinnig belastende und anstrengende Zeit hinter Dir ! Du hast Deine Mama gehen lassen müssen und hast alles, aber auch wirklich alles Menschenmögliche getan, um Sie zu begleiten, ihr den Weg gangbar zu machen. Außerdem bist Du berufstätig, Ehefrau und Mutter auch in diesen Bereichen wird Dir viel abverlangt. Du warst und bist es immer noch, an den Grenzen Deiner Belastungsfähigkeit !
Du mußt bitte an Dich denken jetzt, lass die Trauer zu , auch wenn Dein Umfeld Dich nicht mehr versteht, egal ! Du brauchst das jetzt ! Es ist auch nicht egoistisch von Dir, das Du die Krankheit Deines Vaters nicht so sehr an Dich heranläßt, er hat eine Lebenspartnerin im Gegensatz zu Deiner Mutter !
Ich weiß, ich habe gut reden...bei mir hapert es auch immer noch mit der Umsetzung, aber ich arbeite daran !

Ganz lieben Gruß
Christina.
Mit Zitat antworten
  #22  
Alt 15.10.2007, 11:35
Benutzerbild von Anke LE
Anke LE Anke LE ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 07.05.2007
Ort: Leipzig
Beiträge: 182
Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Hallo Astrid,

das was Du beschreibst - es ging mir genauso. Bin ein so emotionaler Mensch. Manchmal kann das schon peinlich sein
Bei mir war es mein Papa. Ich nahm meine Eltern an die Hand und hab all das organisiert, gemanagt, was die beiden nicht konnten. Von der Trauer, dem Entsetzen, der Angst gelähmt ging bei ihnen nichts mehr. Also hab ich es gemacht.
Ich war über mich entsetzt, dass ich so kühl und distanziert viele Dinge erledigt hab: sei es die Gespräche mit den Ärzten, den Schwestern, das Organisieren der Arztberichte. Vorallem aber die Gespräche, die Nähe zu meinen Eltern.
Meine Mutti meinte letzte Woche zu mir, Papa hat es immer gut getan, wenn ich bei ihnen war. Meine Zuversicht, meine Kraft hätte ihnen beiden, vorallem aber Papa super gut getan. Ich würde gar nicht wissen, wie gut ich ihnen getan hab mit meinen positiven Gedanken. Und die hatte ich. Immer. Für mich gab es dieses Ende in so absehbarer Zeit nicht. Überhaupt kein Ende. Mama und Papa sind unsterblich! Ich wurde eines besseren belehrt....
Meine Trauer kommt jetzt in immer dichteren Abständen. Da genügt eine Sequenz von einem Film, eine Stelle in einem Buch. Manchmal aber nur der Blick auf sein Bild. Und dann ist sozusagen "Hopfen und Malz" verloren bei mir. Aber: ich bin der Ansicht, alles hat seine Zeit. Wir mussten stark sein für unsere Eltern, da konnten wir einfach nicht weinen und unsere Traurigkeit zeigen. Das Bewusstsein setzt jetzt ein, so nach und nach: keine Feier ohne ihn, kein Pilze suchen mehr, Ferien für meine Tochter "nur" noch mit Oma. Kein Lästern mehr über Mama, wenn sie uns Kinder mit ihrer Führsorge nervt ("Kind, so kannst Du doch nicht rumlaufen...."). Sein glucksendes Lachen wird mir fehlen. Und ebenso sein Duft und seine Wange, die ich immer geküsst hab.
Ich weiß, dass der Tod zum Leben gehört. Nur redet man nicht so gern darüber. Warum auch von etwas Endgültigem reden, was so unfaßbar ist.
Ich werd mich für meine Traurigkeit und meine Tränen nicht schämen, auch auf Arbeit nicht oder wenn ich unterwegs bin. Ich hab lang darauf gewartet, dass ich das kann: um meinen Papa richtig trauern. Nicht nur für den Moment der Trauerfeier und Beerdigung. Und dafür bin ich dankbar: dass ich nämlich nicht nur funktioniere, alles regeln und organisieren kann. Sondern dass meine Gefühle nicht rausdurften, dass ich meine Eltern schützen musste. Und jetzt kann ich traurig sein. Und jetzt darf ich das auch. Und das ist gut so.
Liebe Astrid, ich wünsche Dir von ganzem Herzen eine Kraft gebende Trauer. Ich bin der Ansicht, dass der Mensch als Hülle geht, aber seine Seele in und um uns herum weiter besteht. Ich bin der felsenfesten Überzeugung, das dem so ist.

Herzlichst aus Leipzig

Anke
__________________
Betroffener: mein Papa, geb. 21.11.1935
Diagnose erhalten am 5.5.07, Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Metastasen in Leber und Bauchraum

eingeschlafen am 09.07.07. friedlich, still und leise
Mit Zitat antworten
  #23  
Alt 17.10.2007, 21:25
Schnucki Schnucki ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 917
Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Hallo Ihr Lieben,

jetzt ist es raus - bei meinem Vater ist es ein bösartiger Nierentumor - morgen kommen die Niere, die Nebenniere, der Harnleiter raus. Die Blase (da hatte er vor 8 Jahren einen Blasenkrebs) wird verkleinert.

Na bravo, und nun?

LG

Astrid
Mit Zitat antworten
  #24  
Alt 17.10.2007, 23:20
Benutzerbild von Susanne28
Susanne28 Susanne28 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.02.2006
Ort: Nordhessen
Beiträge: 285
Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Liebe Astrid,
hab deinen Eintrag grad durch Zufall gelesen- es tut mir so leid, ich weiß gar nicht was ich sagen soll! Ist es denn nie genug...? Ich drücke euch alle Daumen,

liebe Grüße Susanne
__________________
Wenn nicht geschehen wird, was wir wollen,
so wird geschehen, was besser ist.
Mit Zitat antworten
  #25  
Alt 18.10.2007, 09:29
Benutzerbild von teddy 34
teddy 34 teddy 34 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.03.2007
Ort: nrw
Beiträge: 846
Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Liebe Astrid

bin schockiert das du schon wieder mit den SCh.....Krebs zu Tun hast.

Habe so für dich gehofft für dich das es kein Krebs ist.

Wie fühlst du dich jetzt?

Hoffe du hast noch genugend Kraft das mit dein Vater durch zustehn.
Aber wenn du eine Auszeit brauchst nimm sie dir.Ich weiss nicht ob ich es schaffen würde jetzt schön wieder damit umzugehn.

Aber du kannst jetzt nur mit rat deine Vater helfen,eskann ja anders ausgehn als bei deiner Ma.Geb die Hoffnung nicht auf.

Bin immer für dich da wenn was ist schreibe mir.

Lieb Grüsse Nicole
Mit Zitat antworten
  #26  
Alt 18.10.2007, 18:03
bettinaco bettinaco ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 02.02.2007
Ort: Hannover
Beiträge: 1.792
Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Liebe Astrid,
es tut mir so leid. du hättest doch wirklich ein bisschen Ruhe verdient. Wie geht es denn jetzt weiter? Ist der Krebs doch nicht auf die Niere begrenzt? Ich kenn mich mit Nierenkrebs leider gar nicht aus.
Aber ich hoffe, du bleibst dabei, dass du gut auf dich achtest und nichts tust, was dir schadet und dich krank macht.
Bei uns macht sich gerade wieder Hoffnung breit. Sind gerade von Nachuntersuchungen in Essen und Köln zurück. Die Lunge ist weiter ohne Befund; immerhin sind es jetzt fast 3 Jahre seit Therapieende. Und die Kopfbestrahlung hat gut funktioniert, der Operateur ist der Meinung, dass die Metastase jetzt inaktiv ist - man traut sich kaum, es zu glauben. Allerdings muss mein Mann nächste Woche noch mal nach Köln zur Bestrahlung. Beim Einführen oder Entfernen des Katheters mit den Strahlenseeds hat sich ein Teil der Metastase gelöst und in den Einstichkanal begeben - wo es prompt gewachsen ist in den drei Monaten. Das muss jetzt noch mal behandelt werden. Aber mein Mann sieht es gelassen, die Prozedur kennt er ja nun. Hat sie ja auch gut überstanden. Was auch gut ist: der Arzt meinte, wenn sich wieder etwas bildet, könnte auch erneut bestrahlt werden.
Meld dich bald, möchte doch wiessen, wie es dir jetzt geht.

LG

Bettina
Mit Zitat antworten
  #27  
Alt 19.10.2007, 09:09
Schnucki Schnucki ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 917
Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Hallo Ihr Lieben,

danke für Eure Worte.

Ja, mir wäre es auch lieber gewesen, wenn jetzt mal Ruhe eingekehren würde. Aber es soll nicht sein.

Ich hatte mich ja oft mit Annett ausgetauscht, dass alles seinen Sinn hat, dass wir eine Aufgabe zu bewältigen haben, dass wir gewisse Dinge lernen müssen und deshalb solche Sachen passieren.

Ich frag mich nur: Was hab ich denn bei meiner Mum nicht gelernt, dass es gleich weiter geht? Muß ich nun das Gelernte anwenden? Ist es eine Art "Abfragen" wie in der Schule?

Ihr fragt, wie es mir nun geht.

Hm, es geht mir gut. Momentan bin ich so etwas der "Verdränger". Mein Pa ist operiert worden, was genau jetzt alles rausgekommen ist, erfahre ich wohl heute abend - sofern man von genau sprechen kann, ich werde ja von der Frau meines Vaters informiert, die auch eher die Verdrängerin ist. Was da dann übrig bleibt ...... weiß ich von meiner Mum.

Aber ich denke wenig dran. Als die Diagnose meiner Mum kam, war mir klar, dass die nächsten Monate unplanbar sind. Und jetzt? Jetzt seh ich das alles ziemlich gelassen. Keine Panik, keine schlechten Gedanken - nichts. Als wäre nichts, als wäre es der von nebenan, von dem ich halt zufällig gehört habe.

Vielleicht hat das damit zu tun, dass ich gestern schon das Gefühl hatte, dass es mich im Grunde nur peripher tangiert, als mir erzählt wurde, dass die Frau meines Vaters sofort nach der OP meinen Halbbruder angerufen hat und ihn gebeten hat, mit in die Klinik zu fahren. Ich wurde nicht gebeten, ich wurde erst spätabends angerufen. Das zeigt ja doch schon mal die Richtung, wo es langgeht. Sie versuchen mich natürlich zu schonen.

Irgendwie bin ich auch momentan nicht bereit, in die Klinik zu fahren. Keine Ahnung warum, aber ich schaue quasi erstmal von außen zu.

Ich glaube, dass es viel Selbstschutz ist. Über mir schwebt natürlich jetzt das Damoklesschwert - von beiden Elternteilen Krebs - genetisch bedingt? Das beruhigt mich natürlich nicht wirklich. Bei jedem Zwacken denke ich eh die Richtung, jetzt natürlich noch viel mehr.

ABER: Das genetische wird abgeklärt. Meine Tante (Schwester meiner Mutter) hat letztes Jahr ja schon eine Untersuchung veranlasst, wo der Tumor meiner Mutter sowie ihr Blut auf Gendefekte untersucht wurde. Heute hat sie endlich mit diesem Zentrum telefoniert, die Ärztin kann für meine Tante kein erhöhtes Risiko feststellen, aber sie rät mir als Tochter mit diesem Hintergrund zu einem Gespräch. Einfach, damit ein Gutachten erstellt werden kann (auch mit Untersuchung des Tumors meines Vaters), damit ich andere Vorsorgeuntersuchungen bezahlt bekomme, ebenso mein Sohn.

Liebe Bettina: Ich bin mir sicher, auch diese Hürde mit der Bestrahlung werdet Ihr meistern. Es klingt doch ganz positiv, was Du berichtest. Schreib weiter, ich fühle sehr mit Dir.

LG

Astrid
Mit Zitat antworten
  #28  
Alt 20.10.2007, 08:54
Schnucki Schnucki ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 917
Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Liebe Annett,

tja, es sind Fragen, auf die wir nicht wirklich Antworten bekommen.

Ich hab während der Krankheit meiner Mutter versucht, wirklich alles anzunehmen, daraus zu lernen. Ich bin ruhiger geworden, weniger zickig, ich überleg mir jetzt oft, ob gewisse Emotionen, die mich im normalen Leben spontan überschwappen, auch wirklich so zu nehmen sind oder ob ich es nicht doch mit Denken probieren sollte. Also versuche ich, die Spontanität, die mir oft als Zickigkeit ausgelegt wurde, etwas zu überdenken. Ich weiß, dass es nichts bringt, sich emotional in Sachen reinzusteigern, die nicht zu ändern sind.

Ich habe bewußt versucht, auch gute Dinge eben aus der Krankheit zu ziehen, anzunehmen, dass ich was lernen muß und versucht, eben Ecken und Kanten an mir zu schleifen. Vieles, was meine Mutter auch nicht konnte - auch bis zuletzt nicht.

Jetzt kommt halt das nächste Päckchen, auch mit dem "gehe" ich um. Vielleicht kommt jetzt der Ausgleich, dass es auch noch andere gibt, die jetzt dran sind? Oder dass ich Gelerntes anwenden muß? Vielleicht hat es aber gar nichts mit mir zu tun, sondern es müssen andere lernen? Der Gedanke drängt sich mir immer wieder auf.

Mein Vater hat sich nicht gemeldet, weil er nach wie vor auf der Wachstation liegt. Er hats ja auch etwas mit dem Herzen, also wird er mehr überwacht. Der Kontakt kommt sicher, wenn er wieder auf Normalstation ist, wenn nicht, dass kann ich das auch akzeptieren.

Denn wenn ich was gelernt habe, ist es, den Weg des Betroffenen zu akzeptieren. Es ist für meinen Vater auch eine schwierige Lage, jetzt zu sondieren, ob ich dazu bereit bin oder nicht. Er will mich ja doch ein wenig schützen, das zeigen mir immer wieder die Reaktionen von ihm und seiner Frau. Er weiß, wie schwer es für mich sein muß, gleich mit der nächsten Erkrankung konfrontiert zu sein, obwohl ich die Vergangenheit noch nicht aufgearbeitet habe.

Somit kann ich eben von außen zuschauen. Es gibt momentan nichts zu tun, er bekommt die Besuche seitens seiner Familie, wenn er wieder auf Station ist oder zu hause, werde ich mich einbringen. Dosiert, so wie er es will. Ich vermute nämlich ganz ganz stark, dass er nicht wirklich sich mit der Krankheit beschäftigen will, wenn er wieder entlassen wird. Das war bei seinem Blasenkrebs so, er will ja jetzt schon nicht gerne drüber reden.

Somit ist abwarten angesagt. Sie wissen, wenn sie konkrete Hilfe brauchen, bin ich da. Aber es ist halt anders wie bei meiner Mutter: Sie wenden sich da eher an den Arzt, sie vertrauen ihnen blind. Auch ihr Weg. Ich werde einen Teufel tun und mich da einmischen, das würde nur Ärger geben. Bei meiner Mum war ich aktiv gefragt, um die Meinungen einzuholen, um zu forschen. Hier ist die Sachlage anders, ich bin mir nicht mal sicher, ob ich wirklich alles erfahre oder nur dosiert vorgesetzt bekomme.

Aber ich kann damit leben, ich grübel da auch nicht nach, weil es einfach müsig ist. Ich nehme die Nachrichten so, wie sie kommen.

LG

Astrid
Mit Zitat antworten
  #29  
Alt 21.10.2007, 20:15
Schnucki Schnucki ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 917
Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Liebe Annett,

danke für Deine Nachricht.

Meinem Pa gehts gut, er ist jetzt auf normaler Station, morgen kriegt er wohl Telefon. Er kann schon wieder rumflitzen, seine Frau sagt, er schaue besser aus als sie

Das besagte Wellness-WE geht am nächsten Freitag los, am Sonntag komm ich wieder. Am Freitag lass ich mich mit einer Aromamassage verwöhnen, am Samstag mit einer 1,5 h Gesichtsbehandlung. Dann natürlich noch rumlungern im Whirlpool, Sauna, Dampfbad - und relaxen, relaxen, relaxen.

Die Woche drauf sind hier Herbstferien, ich komme also am Sonntag heim, danach hab ich noch ne Woche frei (hat mich nur 1 Tag Urlaub gekostet). Da werde ich mich dann beim Friseur verwöhnen lassen.

Und Keller entrümpeln Aber durch die Wohnungsauflösung steht da viel kreuz und quer - da kann ich dann gemütlich entrümpeln, zumal in unserem Schulhof ein Sperrmüllcontainer über die Ferien steht.

Ich werde es genießen. Momentan bin ich recht zuversichtlich, auch wenn ich im Hinterkopf habe, dass ein Tumor auch schon gestreut haben kann. Aber ich will die gelungene OP jetzt einfach auch genießen und mich nicht sorgen. Er sorgt sich grad auch nicht. Alles auf die Niere beschränkt.

Wie gehts Dir denn mit S.? Alles stabil?

LG

Astrid
Mit Zitat antworten
  #30  
Alt 13.12.2007, 12:58
Schnucki Schnucki ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 917
Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Ich zünde heute ein Kerze für meine Mami an - heute vor 4 Monaten musste sie leider viel zu früh von mir gehen.

Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 20:21 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55