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  #1  
Alt 23.11.2005, 14:15
Imke Imke ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder

Lieber Marco,

da kann mich den anderen nur anschließen. Es gibt wirklich Menschen die
einfach eine Hemmschwelle haben und diese auch nicht durchdringen
können. Wobei es wohl nich´t so schwierig sein kann mal nach dem Befinden
des Hinterbliebenden zu fragen.
Mein Onkel ist auch so jemand, er kann es einfach nicht.
Obwohl es hierbei um seine Schwester (meine Mama) geht die wir im Juli diesen Jahres verloren haben.
Andere wiederum fragen vielleicht kurz, aber hoffen darauf keine ausführliche Antwort zu bekommen.
Mein Vater, meine Schwester und ich erzählen so gerne von meiner Mama und wenn eben nur wir uns über "alte" Zeiten unterhalten.

Du hast recht, solche Aussagen wie "Das wird schon wieder" oder "Kopf hoch" oder "Zeit halt alle Wunden" oder am besten noch " Ist doch schon etwas her, müsste doch nun langsam wieder gehen"
-----So was geht gar nicht-----------

Mein Vater ist entäuscht das sich niemand bei ihm meldet. Das Telefon steht (Privat gesehen) seit über 4 Monaten fast still. (1-2 Ausnahmen)

Weißt Du, Marco, desshalb bin ich auch so dankbar für diesen Forum hier.
Es hift (mir jedenfalls) ungemein.

Ich wünsche Dir alles liebe,
gruß Imke !!!
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  #2  
Alt 23.11.2005, 15:55
Benutzerbild von Sandra!
Sandra! Sandra! ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder

Hallo Marco!

Ich kann deinen Schmerz sehr gut nachvollziehen. Ich habe am 06.10.2005 meinen Vater verloren. Zwar ist es noch nicht so lange her, aber der Schmerz tut noch so unendlich weh als wäre es erst gestern gewesen. Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass einige Freunde und Bekannte der Ansicht sind, dass nun genug Zeit ins Land gezogen ist und die Trauer nun langsam abflachen müsste. Aber dem ist leider nicht so. Wenn ein geliebter Mensch geht, kann man die Gefühle nicht einfach mal so verdrängen und abschalten.
Ich vermute auch, dass die anderen einfach nicht damit umzugehen wissen. Sie wissen es vielleicht einfach nicht besser! Vielleicht haben sie selber noch nicht so eine Erfahrung selber gemacht? Daher versuchen auch einige mit irgendwelchen Geschichten vom Thema abzulenken!? Wer weiß?! Daher nimm dir einfach die Zeit, die du brauchst.

Mein Vater und ich haben auch immer über alles geredet, außer über das Sterben. Mein Vater sagte nur zu mir, dass er noch nicht sterben wolle, da er doch noch bei uns bleiben und noch viel Zeit gemeinsam mit uns verbringen möchte. Damit war für ihn die Sache erledigt. Wir alle wussten zwar, dass ihm nicht mehr so viel Zeit bleiben würde, aber keiner sprach darüber. Mein Vater spürte auch von Anfang an, dass die Krankengeschichte nicht so positiv verlaufen würde. Denn plötzlich konnte und wollte er nachts nicht mehr schlafen. Er hatte auch Angst davor, dass ihn nachts „der Tod holen“ würde und er den Morgen nicht erleben würde. Und weißt du was, lieber Marco, so war es dann auch letztendlich gekommen. Mein Vater ist eines nachts einfach für immer ganz friedlich eingeschlafen. Und seit dem habe ich Schlafstörungen. Werde ständig nachts wach oder kann erst gar nicht abends einschlafen. Automatisch denke ich dann immer an meinen Vater. Was er wohl gerade macht oder wie es ihm geht oder ob er mir wohl gerade beim Schlafen zugeschaut hat! Das sind alles Dinge, die mich beschäftigen, über die ich aber nicht mit Freunden und Bekannten reden kann. Denn so was können sie einfach nicht nachvollziehen. Von denen kommt dann höchstens der Rat, dass ich es mal mit Schlaftabletten versuchen sollte. Aber was sollten sie mir auch sonst raten?!

Letzte Woche hatte ich Geburtstag. Es war einfach nur grausam. Der erste Geburtstag ohne meinen Vater. (Wobei ich glaube, dass der zweite Geburtstag ohne meinen Vater nicht besser bzw. einfacher wird!) Und nun kommt auch noch Weihnachten. Ich mag gar nicht dran denken.

Aber gut, dass es dieses Forum gibt! Hier ist man nie alleine und viele stehen einem gerne mit Rat und Tat zur Hilfe, das ist wirklich sehr viel wert.

Liebe Grüße
Sandra
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  #3  
Alt 24.11.2005, 00:48
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bobbel24 bobbel24 ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder

.... ja ich bin auch sehr froh das es das Forum hier gibt . Auch wenn e Sch...
ist das ich vom HK in das Hinterbliebenen Forum wechseln musste .


bis denne

Marco

...
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Irgendwann sehen wir uns wieder .
Ich freue mich auf diesen Tag .


Mein geliebter Bruder Tommy
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  #4  
Alt 24.11.2005, 08:14
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Standard AW: Mein kleiner Bruder

Hallo ,

@ Sandra , ich wünsche dir alles Gute nachträglich zu deinem Geburtstag .

Ich bin in so ein tiefes Loch gefallen , ich habe über ein Jahr gebraucht bis ich wieder einigermaßen draußen war . Ich bin ca 1 Woche nach dem Tod meines Bruders nachts zu Hause völlig durchgedreht . Meine Frau schnappte mich und brachte mich ins Krankenhaus . Nach 2 oder 3 Tagen und mehreren Verwüstungen meines Krankenzimmers stand für die Ärzte fest das ich an eine akuten Psychose leide .

Ich kann mich an 3 Wochen die ich in der Psychatrie verbracht habe überhaupt nicht errinnern . Nur das ich immer irgendwelche Stimmen gehört habe und sich ständig irgendwelche Filme vor mir abgespielt haben . Sie hatten alle was mit der Krankheit meines Bruders zu tun . Das war die Hölle.

Sie haben mich da mit allen zugepumpt was es so gibt an Antideppressiva und Phsychopharmaka . Ich habe zeitweise bis zu 10 Tabletten am Tag schlucken müssen. Nach 3 Wochen wurde ich ruhiger ,habe auch wieder meine Frau oder meine Mutter erkannt .

Für meine Familie war es besonders hart , erst mein Bruder gestorben und jetzt ich durchgedreht.

Die Ärzte sagten zu meiner Frau das es sein kann das ich nie wieder der alte werden würde . Nach 4 Monaten wurde ich entlassen ! Mit 25 kg mehr Gewicht auf den Rippen und absolut keiner Lebensfreude.Aber wenigstens waren die Stimmen im Kopf weg .

In der Zeit haben mich auch nur 5 oder 6 von meinen Freunden besucht , im Nachhinein bin ich auch froh drüber, weil ich wirklich nicht mehr ich selbst war .

Ich habe dann noch ca 3 Monate ca 6 Tabletten genommen die mich ruhigstellen sollten . Ich habe nur noch auf der Couch rumgelegen und über 13 Stunden am Tag geschlafen .

Ich habe immer mehr an Gewicht zugelegt der Höchsstand waren mal 95kg
und ich bin nur 176 groß und war immer sportlich .Im Februar habe ich die Tabletten dann auch gegen den Rat meiner Ärztin abgesetzt, und seitdem ging es bergauf .

Ich kann so froh sein das meine Frau noch bei mir ist .Meine Frau sagt ich habe über ein Jahr nicht gelacht .

Mittlerweile kann ich aber wieder lachen , habe auch wieder Lebensfreude und habe auch schon wieder über 20 kg abgenommen.Trotzdem ist durch den Verlust meines kleinen Bruders mein Lachen anders geworden .

Aber er hätte es nicht gewollt das ich mich vergrabe .



bis denne


Marco



....

Ich umarme alle die einen Nahestehenden verloren haben .....
__________________
Irgendwann sehen wir uns wieder .
Ich freue mich auf diesen Tag .


Mein geliebter Bruder Tommy
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  #5  
Alt 24.11.2005, 16:57
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Standard AW: Mein kleiner Bruder

Hallo Marco,

der Tod deines Bruders hat dich wirklich heftig aus der Bahn geworfen. Du kannst absolut glücklich darüber sein, dass du so eine starke und loyale Ehefrau hast, die dir in der ganzen schweren Zeit beigestanden und zu dir gehalten hat. In solchen extremen Situationen zeigt sich auch meist, ob der Partner wirklich zu einem steht oder ob die Beziehung einfach nur Schall und Rauch ist.
Mein Mann musste teilweise auch sehr starke Nerven beweisen, da ich auch manchmal vor lauter Wut und aus Verzweiflung sehr ausfallend und angreifend geworden bin. Im Nachhinein tat mir dann alles immer sehr leid und nahm mir dann immer vor, dass es ein nächstes Mal nicht geben würde. Aber dann verlief die Behandlung und der „Genesungsprozess“ bei meinem Vater mal wieder nicht so wie erwartet bzw. gewünscht und dann war ich wieder völlig daneben. Meinen Eltern habe ich das gegenüber nie gezeigt, meine Ausbrüche kamen immer erst als ich zu Hause war. Mittlerweile bin ich etwas ruhiger geworden. Hin und wieder überkommt mich die Traurigkeit, so dass ich dann aus heiterem Himmel weinen muss. Aber das ist gut so! Besser man lässt seinen Gefühlen freien Lauf, als dass sich alles anstaut und man irgendwann vor lauter Emotionen zusammenbricht.
Ja, die Tabletten können einen ganz schön außer Gefecht setzen. Meist auch mit der Folge, dass man ein paar Kilos zunimmt. Aber das sind nur Äußerlichkeiten, die nicht wirklich relevant sind! Was zählt sind andere Werte! Denn:
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar!
(Saint-Exupéry)

Aber schön, dass es dir nun wieder besser geht! Dein Bruder hat deinen Leidensweg bestimmt von da, wo er nun ist, mitverfolgen können und wird sich nun sicherlich auch darüber freuen, dass es bei dir nun wieder bergauf geht.
Vor allem musst du immer daran denken, dass es deinem Bruder nun viel besser geht, da er von seinem Leiden erlöst wurde. Das ist zwar nur ein kleiner Trost, aber immerhin einer, der sehr viel wert ist. Und wie du schon richtig sagst, irgendwann sehen wir uns alle wieder! Darauf freue ich mich auch!

Liebe Grüße
Sandra
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  #6  
Alt 30.11.2005, 13:26
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bobbel24 bobbel24 ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder

Ich atme Einsamkeit und werde sentimental.
Die Nacht neigt sich dem Ende zu,
meine Stimmung ist katastrophal!

Ich sitze hier im nirgendwo und starre in mein Bier.
Verloren in Gedanken stehst du vor mir!


Was du wohl machst hab' ich mich tausendmal gefragt.
Fickst du Engel, zählst du Sterne? Oder betrinkst du dich mit Liebe, den ganzen Tag?

Ich warte schon so lange auf ein Wort von dir.
Ein nie endendes Verlangen nach dir lebt in mir.
Ich warte schon so lange auf ein Wort von dir.
Der Schmerz ist vergangen, geblieben ist die Leere und der Platz neben mir!

Es ist einsam ohne dich
ohne dich mein Bruder
Ich vermisse dich!

Du kehrst wieder als mein Traum.
Nur für die Dauer eines Augenblicks bist Du real für mich.
Eines Tages folge ich dir in die Ewigkeit
Gib' mir Zeit!

Ich pflücke Rosen für dein Grab!
Du bist nicht mehr hier, doch du lebst in Mir


....


bis denne

Marco
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Irgendwann sehen wir uns wieder .
Ich freue mich auf diesen Tag .


Mein geliebter Bruder Tommy
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  #7  
Alt 03.12.2005, 14:43
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bobbel24 bobbel24 ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder

Hallo an alle ,

hab noch mal ne Frage . Wie lange habt ihr so gebraucht bis ihr mit dem Verlust eurer Lieben umgehen konntet.
Ich weiß man wird zwar nie darüber hinwegkommen .
Aber meine extreme Trauerphase hat schon über ein Jahr gedauert .Das heißt das ich mich über ein Jahr über oder auf nichts gefreut habe und mir war so ziemlich alles sch.....egal .
In der Zeit habe mich weder bei meinen Freunden und sogar manchen Verwandten gemeldet.
Ich dachte auch das ich nie wieder unbeschwert lachen kann. Ich war auch fast ein Jahr lang nicht im Internet obwohl ich davor schon fast eine Standleitung hatte .
Mein Bruder ist aber jetzt noch jeden Tag und bei allen was ich tue bei mir .
Kann mich aber erst seit ca 3 Monaten wieder auf etwas freuen und mache auch seitdem wieder Sport usw , was ich vor der Erkrankung meines Bruders sehr gern gemacht habe.

Wie sahs bei euch aus ?


bis denne


Marco


....
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Mein geliebter Bruder Tommy
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