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AW: Meine Kinder trauern nicht ??? Oder doch ?
Hallo,
wie Tina habe auch ich meine Schwester durch einen Autounfall verloren - vielleicht kennt ja der/die eine oder andere meinen Thread. Ich war damals -1992 - 24 Jahre alt. Mit meiner Mutter, zu der ein wirklich sehr enges Verhältnis bestand, habe auch ich - ebenso wie mein Bruder - nie viel darüber gesprochen, sicher über das eine oder andere Erlebnis wurde mal gesprochen, doch eigentlich nie über unsere unendliche Traurigkeit, die uns seit dem begleiteten. Viel zu schmerzvoll war für meine Mutter und mich unser Verlust und den Schmerz mit ihr zu teilen, hätte m.E. ihren und meinen Schmerz nur noch weiter verstärkt. Irgendwie wollte ich meine Mutter auch vor weiterem Schmerz beschützen, es war für mich schon schlimm genug, daß sie die Todesnachricht damals von mir hörte. Stirbt ein Kind oder ein Elternteil, ändert sich dadurch oft die Stellung der Geschwister/des Geschwisters bzw. der Kinder innerhalb der Familie ganz grundlegend - ich hoffe, ihr versteht mich nicht falsch und niemand fühlt sich durch meine Worte verletzt! Die geänderte Situation kann u.U. für das jeweilige Geschwister/Kind eine 'Last' oder aber ein 'Gewinn' sein, wobei beides für einen Geschwister auch mit Schuldgefühlen verbunden sein kann. Was mag es z.B. in einem kleinen Jungen von 7 Jahren 'anrichten', wenn man ihm beim Tod des Vaters sagt, daß er nun der Mann im Hause sei - so ist es meinem Bruder passiert. Und in dieser geänderten Situation muß sich ein junger Mensch erst mal zu recht finden. Eine weitere Sache kommt vielleicht auch noch hinzu. Ich habe mal trauernde Geschwister bzw. Kinder als Trauernde 2. Ordnung bezeichnet, denn für mich sind Geschwister/Kinder oft die vergessenen Trauernden. Innerhalb der Familie funktionieren alle, Eltern unter einander bzw. mit anderen Erwachsenen reden vielleicht noch über ihren Schmerz, gegenüber den Kinder will man stark sein, redet so vielleicht nicht oder nur wenig darüber. Und für die Welt da draußen, ist der Tod eines Menschen mit der Beerdigung plus ein paar Tage erledigt. Wo bleibt da Raum für die Trauer eines Geschwisters/Kindes? Aus Sicht eines trauernden Geschwisters/Kindes scheint es den oft nicht zu geben, man glaubt, in dieser Zeit Stärke beweisen zu müssen. Geschwister/Kinder können in dieser Zeit unglaublich einsam sein! Ich weiß nicht, ob sich meine Mutter je die Frage gestellt hat, ob ich trauere. Vertraut in das, was sich Eure Kinder bzw. ein verstorbener Elternteil einem Kind bedeutet haben und seid sicher, jedes Geschwister/Kind trauert, jeder auf seine ganz eigene Art und vielleicht nicht sichtbar für Euch, aber glaubt mir, wirklich jedes Geschwister/Kind trauert. So wie ani's Kollege finde auch ich es übrigens schade, wenn wir die Verstorbenen nicht in unseren Erzählungen lebendig halten. Genau so geht es mir mit meinem Vater, den ich verlor, als ich 4 war. Deshalb bemühe ich mich auch immer bei den Kindern meiner Schwester, Erinnerungen an sie wach zu halten. LG Beate Geändert von Beate'68 (27.06.2007 um 18:37 Uhr) |
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