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  #16  
Alt 16.06.2012, 21:07
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nala1810 nala1810 ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Aqui;

ich kann dich nur zu gut verstehen, bei uns war es genauso als meine mum im Februar einschlief.

Nur 3 haben wirklich auch an uns Kinder gedacht, am aller schönsten fand ich die Idee meiner Cousine, die mir und meinem Brunder ein kleines Büchlein mit lieben Trauersprüchen und auch persönlichen Worten zukommen lies.

fühle dich umarmt

ich weiss was du durch machst du weisst bei meiner mum war der Krankheitsverlauf derselbe.

Liebe Grüße Nala
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  #17  
Alt 18.06.2012, 21:00
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Ihr Lieben,
hallo Michaela,

vielen lieben Dank für Eure lieben Worte und das Gedicht

Diese hinterhältige "Trauerkeule" hat mich noch nicht wirklich erwischt.

Ich gehe sowieso anders mit allem um, wie meine Mama.

Meine Mama "lernt" gerade sehr viel, weil mein Vater viel zu Hause gemacht hat. Meine Mama hat jetzt erstmal "grundlegende" Dinge gelernt, z.B: Wie tanke ich ein Auto und wie funktioniert die Waschanlage (war alles Papa´s Job). Sie macht das gut

Ich habe gelernt, Papa´s "Heiligen Rasen" zu mähen. Früher durfte ich noch nicht mal einen Gartenstuhl draufstellen, weil es einen Abdruck gegeben hätte. Er war sehr pingelig mit seinem Garten.

Also habe ich mit fast 42 Jahren das erste mal zu seinem Rasenmäher gegriffen (der ist picobello wie neu...ja, ja, das wurde alles gepflegt und gehegt) und losgemäht. Mama war verschwunden. Vorher hiess es natürlich "Der Papa hat das immer so und so gemacht...."

Ich: "Papa ist aber nicht mehr da...und nu lass mich mal versuchen...willste ein Muster oder nur Streifen?" Aber da war sie schon weg.

Als das Werk vollbracht war, habe ich sein Foto samt Rahmen mit in den Garten genommen und hin- und hergeschwenkt wie eine Kamera und gesagt "Guck mal, gar nicht schlecht für den Anfang, oder?".
Papa hat in meinem Gedanken gegrinst und Mama hat die Luft angehalten.

Meine Mutter und ich haben uns übrigens dazu entschieden, die Urne zu Hause zu halten (ja, das geht... ist ein anderes Thema). Also haben wir eine schöne Deko-Urne zu Hause (nicht so ne Blumenvase mit Deckel wie man sie aus den Schaufenstern der Bestatter kennt). Kein Mensch würde das als Urne erkennen. Davor steht ein Foto von ihm und die ganzen Trauerkarten liegen (noch) daneben. Ausserdem bekommt er jeden Tag ein frisches Blümchen aus seinem Garten daneben gestellt. Er findet es gut (da bin ich mir sicher).

Auch wenn ich zu meiner Mutter fahre, gehe ich als erstes zur der Urne und dem Foto....es ist ein schönes Foto und ich liebe es, ihn zu sehen, so blöd sich das auch anhört. Ich rede dann mit dem Bild, so als würde er vor mir sitzen...und habe immer sein Grinsen im Kopf.

Meine Mama hat nun auch "gelernt" mit ihm zu sprechen; naja, nichts Wirres. Aber wenn wir wegfahren, sagt sie der Urne und Foto "Tschö". Anfassen kann sie die Urne nur sehr schwer.

Hm, ich klopfe manchmal drauf und frage wie die Lage ist. Dann zuckt Mama immer zusammen...und wir lachen drüber. Sie hat damit noch Berührungsängste.

Aber sie meint, daß es immer besser "klappt". Anfangs hatte sie Zweifel, ob das der richtige Weg wäre; mittlerweile findet sie es toll. Sie hat sie ihn für sich alleine. Überhaupt geht es ihr sehr gut, soweit ich das beurteilen kann.
Sie ist sehr viel unterwegs, trifft sich mit Freundinnen zum Kaffee, geht einkaufen und macht (wie es eben gesundheitlich) Ihren Haushalt.
Sie lässt sich nicht gehen, pflegt sich und sieht immer gut aus. Ich weiss nicht ob es Ihre Stärke ist oder vielleicht auch der Wunsch, noch etwas aus ihrem Leben zu machen. Wenn ich sie als "Witwe" aus Spaß anspreche, verdreht sie die Augen und meint "Das hört sich so alt und böse an".

Auch hatte sie vor mindestens 6 Wochen in Schwarz rumzulaufen (andere Generation eben). Ich habe ihr versucht zu erklären, daß sich die Zeiten ändern und niemand es von ihr erwartet. Sie hat zwar die ersten Tage nach Papas Tod Schwarz getragen (ich unbewusst auch...aber es ist launenabhängig), mittlerweile pfeift sie drauf, was die Leute denken. Da kann man mal sehen.

Was sie auch gemacht hat: Ein Fotalbum angelegt.

Zur heutigen "digitalen" Zeit hat nicht jeder Papierfotos zu Hause.
Die, die ich auf meinem PC hatte, habe ich online entwickeln lassen und ihr geschenkt. Sie selber hatte noch "alte" zu Hause. Dieses Album liegt auch neben der Urne; wer zu Besuch kommt kann gerne darin stöbern (und das machen viele Bekannte/Freunde/Nachbarn gerne....und es ist auch sehr witzig; alte Schwarz-Weiss Aufnahmen mit seinem ersten Auto, ein alter Käfer). Wenn man bedenkt wie aufwändig und teuer solche Sachen damals waren. Heute wird nur auf den Knopf gedrückt....

Ausserdem kann meine Mutter gesundheitlich nicht mehr Friedhofsarbeit machen. Zudem haben wir noch 2 Gräber ( 1 x die Eltern meines Papas, 1 x die Eltern meiner Mutter)...und das ist eine ganze Menge, sowas in Schuss zu halten. Ich habe einmal mit meiner Mama einen "Ausflug" zum Friedhof gemacht (war auch immer Papa´s Job), bepackt mit 100 Litern Blumenerde und ner Pallette Blumen...wie soll man ein Grab dauerhaft Instand halten wenn man selber krank ist und 30 km entfernt wohnt?

Die Entscheidung für "zu Hause" ist auch dadurch gefallen, daß die Schwester meiner Mutter ebenfalls seit 2 Jahren bei Ihrer Tochter (meiner Cousine) zu Hause steht.

Meine Mutter konnste das nicht verstehen. Andere Generation.
Es muss ein Grab her. Wo sonst soll man seiner Schwester mal Blumen hinbringen?

Meine Cousine meinte: "Na hier, zu mir. Komm auf einen Kaffee, ich zeig Dir die Urne, habe schon Platz daneben gemacht für Deine Blumen..."

Mama hat es dann gesehen (ist ürigens die gleiche Urne, die mein Papa jetzt auch hat) und für "unüblich" aber "interessant" befunden.

Ich denke, daß die schweren Zeiten noch kommen, z.B. Weihnachten, sein Geburtstag oder ähnliche Anlässe.

Aber auch das werden wir schaffen.
Lieben Gruss
Aqui
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Man sieht die Sonne langsam untergehen; und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #18  
Alt 11.07.2012, 22:14
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard Meine Mutter kommt nicht klar...

Hallo Ihr Lieben,

aus meiner Überschrift "Denkfehler" ist nun ein weiteres Problem entsprungen.
Das Problem ist meine Mutter.

Nach dem Tod meines Papas am 19. Mai habe ich sehr viel Zeit mit meiner Mutter verbracht, ihr geholfen alles zu regeln oder in Gang zu setzen. Klar ist sie traurig, so wie ich auch.
Aber nur sie ist nun "alleine". Ich natürlich nicht. Sie leidet am meisten.

Ich bin auch alleine (keinen Mann, keine Kinder...ich kenne es nicht anders als "allein" zu sein, wobei "allein" nicht gleichbedeutend mit "einsam" sein muss).

Die letzten Wochen sind also so verlaufen, daß ich nach Feierabend zu meiner Mutter fahre. Ihr fällt auch ständig etwas ein, wieso ich unbedingt kommen muss. Ich mache es gerne, keine Frage. Allerdings habe ich auch mein eigenes Leben und bin voll berufstätig.
Meine "Freizeit" wird verplant und selbst bei den kleinsten Erledigungen will sie dabei sein.

Wir haben eine feste Uhrzeit, wann ich sie von der Arbeit aus anrufe (und es ist im Moment auch so, daß ich auch immer wissen möchte, was sie wann vor hat....wenn ihr auch noch etwas passieren sollte, habe ich niemanden mehr).

Ihre erste Frage ist dann immer: "Wann kommst Du denn heute?"
Ich habe dann immer ein Fragezeichen überm Kopf...wieso soll ich kommen, was ist denn nun schon wieder? Meine Gedanken drehen sich um meinen eigenen Haushalt, meine Hobbys, meine Freunde.
Und ich fahre trotzdem hin...und schwupps ist es wieder 21 Uhr. Der Tag ist um.

Meine Mutter meinte gestern, daß sie sich fühlt wie ein Kind jetzt...wie MEIN Kind. Weil ich viele Dinge für sie erledige und ihr helfe.
Montag musste ich Abends mit zu einem Termin, weil Versicherungsdinge geklärt werden mussten mit dem zuständigen Vertreter. Abend futsch.

Gestern Abend bin ich mit Ihr nach Feierabend den Weg zu einem Amt "probegefahren" (sie hat kein Navi und wollte wissen wie sie dahin kommt), wo sie heute Termin hatte. Abend futsch.

Heute Abend Schreibkram erledigen. Abend futsch.

Fürs Rasenmähen bin ich ihrerseits fest eingeplant.

Und natürlich kam die Frage: "Was machen WIR denn am Wochenende?"
Bei dem "WIR" bekomme ich schon Gänsehaut.

Also ICH habe einen Plan fürs Wochenende...und zwar Schlafen!
Am liebsten 2 Tage lang. Mir fehlt nur jemand, der in der Zwischenzeit meine Wohnung putzt, meine Wäsche macht und einkaufen geht.
Meine Mutter meinte gestern, ich könnte doch meine Wäsche mitbringen zum waschen und bügeln und auch natürlich bei Ihr einziehen. Das wäre ja so praktisch.

Ich habe mittlerweile einen Pfeifton im Ohr, sitze morgens zitternd am Esstisch, weil ich nicht weiss, was ihr noch für Ideen kommen.

Ich habe in einigen Beiträgen, als es meinem Vater schlecht ging, geschrieben, daß man sich selber nicht vergessen soll, weil man sonst kaputt geht.

Jetzt bin ich selber in dieser Mühle. Meine Mutter ist wie eine Krake....da kommt man so schnell nicht wieder raus.

Puh, ich musste das mal loswerden.

LG
Aqui
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Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #19  
Alt 12.07.2012, 08:39
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aqui,

was du beschreibst, das kenne ich auch. Mein Papa ist im Februar gestorben und meine Mama leidet auch sehr unter dem Verlust und hat arge Probleme, zurück ins Leben zu finden bzw. sich mit dem neuen Leben zu arrangieren. Anfangs habe ich ihr wirklich nahezu alles "Äußerliche" abgenommen, was dazu geführt hat, dass sie sich total auf mich fixierte. Ähnlich wie bei deiner Mama. Ich denke, bei euch ist es ja noch sehr frisch... Ihr seid noch in der Trauerphase und wie du schon schreibst, deine Mama ist jetzt allein. Das muss unglaublich schwer sein, wenn man eine so lange Beziehung hatte. Der andere ist einfach Teil von einem selbst und wenn er dann unfreiwillig gehen muss, stirbt man wohl selbst ein wenig mit... Es braucht seine Zeit, bis man mit der Trauer umgehen kann, ohne den Partner zu leben und sich an die neue Lebenssituation gewöhnt. Gib deiner Mutter noch ein wenig Zeit. Ihr beide habt einen großen Verlust zu verarbeiten, doch du trauerst anders als deine Mutter. Du hast deinen Papa verloren, deine Mutter ihren Partner. Noch ist es wahrscheinlich zu früh, aber ich denke, es wäre gut, wenn du deiner Mutter sanft aber bestimmt mitteilst, dass du deinen Vater nicht ersetzen kannst und auch nicht ihr Partner bist. Auch du trauerst und auch du vermisst deinen Papa unendlich. Vielleicht mag deine Mutter sich einer Trauergruppe anschließen. Dadurch hätte sie auch die Möglichkeit, andere Frauen in einer ähnlichen Situation kennen zu lernen und der Austausch mit ihnen würde ihr bestimmt helfen. Du kannst nicht all diese Bereiche abdecken und wie du schon schreibst, du hast auch dein eigenes Leben, deine Träume, deine Wünsche, deine Hoffnungen. Momentan lebst du da auf Sparflamme. Für eine Übergangszeit ist das okay, doch auf Dauer funktioniert das nicht und du spürst dies bereits... Zeit, mit deiner Mutter offen zu sprechen, dass es so nicht weitergehen kann. Du bist für sie da, jedoch nicht rund um die Uhr und ständig und auf Abruf. Vielleicht wirst du damit bei ihr auf Unverständnis stoßen, eventuell wird es Tränen geben, doch um so ein Gespräch kommt ihr beide nicht herum. Bei uns hat es Ostern während des Dänemarksurlaubs geknallt. Da habe ich mich geradezu mit meiner Mutter gefetzt und es wurde laut und schrill. Im nachhinein kann ich sagen, dass es jedoch gut war, dass wir sozusagen beide "explodiert" sind. Es war wie ein reinigendes Gewitter. Es hat zwar auch weh getan und war unangenehm, doch es war rechtzeitig. Danach hat sich vieles für uns beide geändert. Meine Mutter hat akzeptiert, dass ich ihr nicht den Partner ersetzen kann. Ich habe akzeptiert, dass der Verlust für sie ein anderer ist als für mich, dass sie schwerer daran trägt und mehr Zeit als ich benötigen wird. Sie weiß, dass ich ihr jederzeit helfe und immer für sie da bin, wenn sie mich braucht, aber dass sie nun auch lernt, allein zu sein. Wir schaffen das gemeinsam recht gut! (Ich bin übrigens 42, meine Mutter wird im august 70 und ich habe eine 14jährige Tochter, bin jedoch allein erziehend). Meine Mutter reakitiviert ihre Freundschaften, ist aufgeschlossen für neue Begegnungen, so werden wir im September an einem Trauerseminar teilnehmen. Daher möchte ich dich nur ermutigen, mit deiner Mama offen zu sprechen. Es funktioniert...

Alles Liebe
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #20  
Alt 12.07.2012, 14:06
ullawo ullawo ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Aqui,
ich schreibe jetzt als Mutter.....
Unsere Tochter war ja dabei als mein Mann starb. Sie hatte ein sehr, sehr enges Verhältnis zu ihrem Papa, wie eben viele Töchter.
Sie hat mich die nächsten Tage bei allen Erledigungen begleitet, Bestatter, Lieder für die Trauerfeier ausgesucht, Gespräch mit dem Pfarrer, Aussuchen der Grabstelle, des Steins.
So unser Sohn am WE kam hat er auch viel Zeit mit mir verbracht.
Manchmal dachte ich schon, Kinder lebt euer Leben. Ich merkte und merke immer noch, ich brauche viel Zeit für mich alleine. Ich freue mich tierisch wenn einer von beiden oder auch mal beide hier sind, aber selbst das erschöpft mich.
Ich habe also teilweise das umgekehrte Problem und denke manchmal ich muss die beiden nochmals abnabeln.
Wenn ich mal einen Tag nicht anrufe oder texte, kommt sofort Anruf/Nachricht wie es mir geht. Ich finde das total lieb und schön, aber ich sehe auch die Realität, die beiden haben ihr eigenes Leben und ich muss mir meines wieder aufbauen, ohne meinen Schatz an meiner Seite.
Ich kann Dich also gut verstehen, und es ist wichtig,, dass Du ganz einfach auch an Dich denkst. Und Du brauchst auch nicht Rechenschaft ablegen über jeden Schritt, aber das muss Deine Ma erst lernen.
Als Dank für ihre ganze Hilfe fahre ich im Dez. mit meiner Tochter eine Woche auf der AIDA. Haben wir letztes Jahr im Februar auch schon mal gemacht, hat uns gut gefallen und sie wollte es auch gerne nochmal. Sonst hätte ich mir eine Einzelkabine genommen.
Denn auch das ist etwas was gelernt werden will, alleine essen gehen, alleine etwas unternehmen, alleine in Urlaub fahren., Ganz schön schwierige dinge alles.
Liebe Grüße
Ulla
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  #21  
Alt 12.07.2012, 21:34
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard Mama kommt nicht klar...

Liebe Mirilena, liebe Ulla,

vielen Dank für Eure aufbauenden und verständnisvollen Worte.

Heute bin ich mal nicht hingefahren; wir haben nur telefoniert. "Och, kommst Du heute nicht??"

Ulla, als Du beschrieben hast, daß Du mit Deiner Tochter eine AIDA-Fahrt machst, haben sich bei mir schon wieder die Nackenhaare aufgestellt. Es wäre für mich momentan undenkbar, mit meiner Mutter 1 oder 2 Wochen auf kleinstem Raum zu verbringen. So eine Idee in etwa hatte sie nämlich schon.

Ihre Freundin hatte die Idee, 4 Tage Kurzurlaub mit ihr in einem Hotel zu machen. Ich hab Ihr gesagt, sie soll zusagen und sich mit Ihrer Freundin ein paar schöne Tage machen. Meine Mutter kam auf die Idee, daß ich ja mitkommen könnte....und dann ging es los..."Ich zahl auch das Zimmer, bitte komm mit....". Der Mann der Freundin hat die beiden hinkutschiert; ich sollte sie abholen (1 Strecke 250 km). Anstatt mit ins Hotel zu fahren habe ich das Wochenende bei Freunden in der Nähe verbracht. Da hatte ich mehr von.

Als ich am Abreisetag der beiden im Hotel ankam war alles super. Mama strahlte; es wäre soooo schön gewesen.
Kaum sind wir im Aufzug und die Türen schliessen sich (die Freundin ist Treppen gelaufen...kann meine Mama wegen COPD nicht mehr) geht es los...jammer, nörgel "Mir geht es schlecht, das war alles so anstrengend, es tut mir hier und da weh...jammer, jammer".....Aufzugtür geht wieder auf und sie strahlt wieder. Innerhalb von 10 Sekunden (1 Etage im Aufzug) zieht sie einen wieder runter. Ich war sprachlos und habe ihr auch gesagt, daß es doch nicht normal ist. Da fahre ich den ganzen Weg um sie abzuholen (OK, ich war eh an dem WE in der Nähe...aber auch nur wegen Ihr...ich habe mich quasi bei Freunden eingeladen, nur um etwas näher "dran" zu sein, damit es sich wenigstens für MICH lohnt) und dann sowas.

Nächsten Monat hat sie Geburtstag. Ich habe sie gefragt, was sie sich wünscht oder ob sie was Schönes irgendwo gesehen hat.
"Ich will, daß Papa wieder nach Hause kommt", das wäre ihr einziger Wunsch.

Die Idee mit der Trauergruppe hatte ich schonmal vorgeschlagen. Da kommt dann "Ach, was soll ich denn da? Die heulen ja alle nur rum.....".
Im Moment ist es echt schwer.

Meinen Freitag & Samstag-Nachmittag hat sie schon verplant.
Manchmal gibt sie sich auch absichtlich so hilflos, daß ich sie am liebsten mal schütteln möchte.
Manchmal meine ich, ich habe ein kleines Kind vor mir, ein anderes mal eine 100-Jährige Frau.

Dazu kommt, daß sie meinen Vater neuerdings auf eine Art "Thron" erhebt (hört sich blöd an), er wäre ein guter und toller Ehemann und Partner gewesen.
Ich weiss, daß es nicht immer so war; 40 Jahre sind schliesslich eine lange Zeit und nicht alles ist immer Friede-Freude-Eierkuchen.

Meine Mutter meinte gestern Abend noch "Komisch, daß man immer nur an die schönen Sachen denkt". Aber ich denke, das ist normal.
Bis man klar im Kopf wird und einem auch andere Dinge einfallen.

Und wenn das so weiter geht, muss ich Ihr mal den Kopf waschen. Allerdings bin ich in meiner Art immer sehr direkt...was raus muss, muss raus, auf direktem Weg.

So, genug für heute. Ich merke gerade wie ich sauer werde. Zeit aufzuhören.
LG
Aqui
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Man sieht die Sonne langsam untergehen; und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #22  
Alt 12.07.2012, 21:45
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nala1810 nala1810 ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Ach Aqui;

ja das kenne ich zu gut, mein Dad leidet auch sehr seitdem meine Mum nicht mehr bei uns is (12.02.12) , ich muss zwar nicht ständig zu ihm fahren, weil er gerade viel bei seinem Bruder, meinem Onkel ist. Dieser renoviert gerade sein Haus. Mittlerweile war er schon 12 Wochen weg, nun ich habe zwar die Kinder und meinen Mann, aber immer wenn ich dann bei meinen Eltern bin zum Blumen gießen, die Post reinholen und ähnliche Dinge, falle ich in ein tiefes Loch, bin alleine obwohl ich doch jemanden habe?!?!?!?

Mein vater wiederum, ist wenn er dann mal da ist immer auf dem Sprung, gestern kam er zum Haareschneiden (ich bin Friseurin) und nach einer knappen Stunde führ er schon wiedr heim. Er muss noch jemandem helfen, vom Sportverein, ich weiß nicht ob es stimmt, aber weg war er. Am letzten Wochenende war bei uns Stadtfest, wir halfen beim Kuchenstand des Musivereins und er kam für 40 min, aß mit den Enkelkindern eine Wurst und ging wieder, er leidet so ist immer auf der Flucht, er vermisst sie genauso wie wir alle, aber er zeigt eben wie immer leider keine Gefühlsregungen, er ist wohl so erzogen Jungen und Männer weinen nicht, ich hab keine Ahnung.

Liebe Grüße
Nala
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  #23  
Alt 12.07.2012, 21:46
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard Mama kommt nicht klar...

Liebe Mirilena, liebe Ulla,

vielen Dank für Eure aufbauenden und verständnisvollen Worte.

Heute bin ich mal nicht hingefahren; wir haben nur telefoniert. "Och, kommst Du heute nicht??"

Ulla, als Du beschrieben hast, daß Du mit Deiner Tochter eine AIDA-Fahrt machst, haben sich bei mir schon wieder die Nackenhaare aufgestellt. Es wäre für mich momentan undenkbar, mit meiner Mutter 1 oder 2 Wochen auf kleinstem Raum zu verbringen. So eine Idee in etwa hatte sie nämlich schon.

Ihre Freundin hatte die Idee, 4 Tage Kurzurlaub mit ihr in einem Hotel zu machen. Ich hab Ihr gesagt, sie soll zusagen und sich mit Ihrer Freundin ein paar schöne Tage machen. Meine Mutter kam auf die Idee, daß ich ja mitkommen könnte....und dann ging es los..."Ich zahl auch das Zimmer, bitte komm mit....". Der Mann der Freundin hat die beiden hinkutschiert; ich sollte sie abholen (1 Strecke 250 km). Anstatt mit ins Hotel zu fahren habe ich das Wochenende bei Freunden in der Nähe verbracht. Da hatte ich mehr von.

Als ich am Abreisetag der beiden im Hotel ankam war alles super. Mama strahlte; es wäre soooo schön gewesen.
Kaum sind wir im Aufzug und die Türen schliessen sich (die Freundin ist Treppen gelaufen...kann meine Mama wegen COPD nicht mehr) geht es los...jammer, nörgel "Mir geht es schlecht, das war alles so anstrengend, es tut mir hier und da weh...jammer, jammer".....Aufzugtür geht wieder auf und sie strahlt wieder. Innerhalb von 10 Sekunden (1 Etage im Aufzug) zieht sie einen wieder runter. Ich war sprachlos und habe ihr auch gesagt, daß es doch nicht normal ist. Da fahre ich den ganzen Weg um sie abzuholen (OK, ich war eh an dem WE in der Nähe...aber auch nur wegen Ihr...ich habe mich quasi bei Freunden eingeladen, nur um etwas näher "dran" zu sein, damit es sich wenigstens für MICH lohnt) und dann sowas.

Nächsten Monat hat sie Geburtstag. Ich habe sie gefragt, was sie sich wünscht oder ob sie was Schönes irgendwo gesehen hat.
"Ich will, daß Papa wieder nach Hause kommt", das wäre ihr einziger Wunsch.

Die Idee mit der Trauergruppe hatte ich schonmal vorgeschlagen. Da kommt dann "Ach, was soll ich denn da? Die heulen ja alle nur rum.....".
Im Moment ist es echt schwer.

Meinen Freitag & Samstag-Nachmittag hat sie schon verplant.
Manchmal gibt sie sich auch absichtlich so hilflos, daß ich sie am liebsten mal schütteln möchte.
Manchmal meine ich, ich habe ein kleines Kind vor mir, ein anderes mal eine 100-Jährige Frau.

Dazu kommt, daß sie meinen Vater neuerdings auf eine Art "Thron" erhebt (hört sich blöd an), er wäre ein guter und toller Ehemann und Partner gewesen.
Ich weiss, daß es nicht immer so war; 40 Jahre sind schliesslich eine lange Zeit und nicht alles ist immer Friede-Freude-Eierkuchen.

Meine Mutter meinte gestern Abend noch "Komisch, daß man immer nur an die schönen Sachen denkt". Aber ich denke, das ist normal.
Bis man klar im Kopf wird und einem auch andere Dinge einfallen.

Und wenn das so weiter geht, muss ich Ihr mal den Kopf waschen. Allerdings bin ich in meiner Art immer sehr direkt...was raus muss, muss raus, auf direktem Weg.

So, genug für heute. Ich merke gerade wie ich sauer werde. Zeit aufzuhören.
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Aqui
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Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #24  
Alt 13.07.2012, 08:05
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aqui,

oje, nachdem, was du erzählst, wird es Zeit, dass du dich mit deiner Mama aussprichst, bzw. ihr sagst, was du bereit bist zu geben und wo deine Grenzen sind. Sonst "explodierst" du demnächst und schmeißt ihr tatsächlich Dinge an den Kopf, die sie nur verletzen und die du anschließend bereust, oder du "implodierst" und dann geht gar nichts mehr. Keine der beiden Varianten ist zu empfehlen. Da hilft nur ein offenes Gespräch.

Ich habe den Eindruck, als hätten sich bei euch die Rollen vertauscht. Du übernimmst so eine Art Mutterfunktion für sie und sie benimmt sich bisweilen wie ein nörgelndes Kind... Das hatte ich mit meiner Mutter auch und dann hat es in Dänemark in unserem Ferienhaus geknallt. Als ich mal nicht ganz so verständnisvoll und liebenswert war, schmiss sie mir an den Kopf, ich würde sie schlecht behandlen und sie verstünde schon, sie wäre mir nur ein Klotz am Bein und am liebsten sei sie tot... Da ist mir der Kragen geplatzt. So viel Selbstmitleid konnt eich nicht ertragen. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass ich mich ganz doll um sie gekümmert habe, ihr wirklich alles abnahm und meine eigene Trauer mit mir ganz allein ausmachte... Ich habe sie dann auch angeschrien und gefragt, ob sie denke, sie wäre die einzige, die hier trauert. Sie erwarte zu viel von mir und ich wäre weder ihre Mutter noch ihr Partner... Wir sind dann auseinander gegangen, mein Herz raste und ich war knallrot vor Wut. Natürlich fühlte ich mich auch ganz schlecht... Aber dennoch war es ein renigendes Gewitter. Wir haben uns später noch einmal ruhig unterhalten und da kontnen wir dann vieles klären. Jetzt läufrt es bei uns wieder rund. Ich verbringe heute dennoch viel Zeit mit meiner Mutter, aber ich habe auch meine freien "Inseln". Und die brauchst du auch, Aqui!

Liebe grüße
Miriam
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  #25  
Alt 13.07.2012, 10:22
wölkchen16 wölkchen16 ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

hallo aqui,


boah, diese posts sind heftig..... ..... als ich sie zum ersten mal gelesen habe, dachte ich, das könnte auch ich geschrieben haben.... da war ich völligst geschockt und platt ......

sooooo viele gemeinsamkeiten..... und dann noch dieses beschreiben deiner mutter, dass sie nicht weiss wie tanken, weg finden, papierkram erledigen,.... geht..... *wow*


genauso ist es bei uns auch .....



mama "frisst uns auf" ..... mir fällt das gerade so dolle auf, weil sie im moment mit meiner schwester in holland ist und morgen zurück kommt.....

die "mamaauszeit" ( keine täglich stundenlangen telefonmonologe, keine verpflichtungen ihr bei alltagskram zu helfen, nicht dieses ständige unterschwellige schlechtes gewissen machen .... :"na, du MUSST doch jetzt für mich da sein, mein mann ist tot. dich um mich zu kümmern ist jetzt deine oberste pflicht !".................. ) ....tut mir so gut, es ist unglaublich, wie frei sich diese knapp 2 wochen anfühlen ......


bei mir kommt hinzu, dass ich seit dem tod meines papas alleine lebe, mich von meinem freund getrennt habe, und meine beiden schwestern eben nicht, sie leben in festen beziehungen, was deren glück ist......

mama sagt immer wieder :"DU bist doch allein! DU musst dich doch kümmern ! DU hast doch IMMER für mich zeit ! DU kannst dich doch nach mir richten ! DU hast doch keine verpflichtungen, auf deine geschwister muss ich ja rücksicht nehmen, sie haben ja ein EIGENES LEBEN ! ........ .........


boah, ich merke gerade, dass es besser ist, aufzuhören ........


liebe aqui

jetzt habe ich deinen tread vollgequatscht mit meinem zeug...... .... ich lasse es einfach unzensiert stehen,.... vielleicht kannst du was damit anfangen - sehen, dass du nicht alleine bist ......

*knuddel*
wölkchen
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  #26  
Alt 13.07.2012, 11:35
Sasa111 Sasa111 ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Aqui,

Ersteinmal mein aufrichtiges Beileid, es tut immer sehr weh ein Elternteil zu verlieren, egal in welchem Alter!!!!

zum Thema "Trauerkarten":
Es gibt etliche Menschen, die waren noch nie mit Krankheit und Tod konfrontiert... Sie wissen nicht damit umzugehen, möchten aber traditionsgemäß irgendwas loswerden.
Nach dem Tod meiner Mutter im März '12 erhielt mein Vater auch massig Kondolenzkarten. Keine einzige habe ich gelesen, denn es interessierte mich nicht was Nachbar XY, entfernter Bekannter YZ zu sagen hatte. Immer diese Standardsprüche.
Du wirst von deinen Freunden sicherlich genug Zuspruch erhalten haben. Denk lieber an die schönen Zeiten mit deinem Dad, als an Vergessene Namen auf mehr oder minder hübsch bedruckter Pappe.
Trotzdem kann ich verstehen, dass du dich übergangen gefühlt hast und gerade in so einer Zeit, in der Mann eh schon tief verletzt hast, mag das einen schneller erschüttern.

Zum Thema: Einengung durch Elternteil
Ich war ein Jahr lang (Feststellung Krebs bei Mama bis Tod) jeden! Tag nach der Arbeit bei ihr. Bis 22 Uhr... ich habe ihre Arzttermine geregelt, teilweise mitgefahren. Ich habe sie als sie nicht mehr laufen konnte 7 Monate gepflegt, alles nach der Arbeit und mir nie ein eigenes Leben zurückgewünscht.
Mein Vater hat sich meines Erachtens nicht genug gekümmert, ich habe sie gebadet, gewickelt...
Ich schweife ab....zurück zum Thema
Nun ist mein Vater alleine in dem Haus.
Seine Schwiegereltern wohnen in der Wohnung über ihm.
Meine Schwester ein paar Gehminuten entfernt.
Er ruft JEDEN Tag an, will wissen wann und ob ich komme. Meine Schwester ruft mich jeden Tag an um Trauer loszuwerden, mein Vater ebenfalls.
Meine Großeltern wollen mich auch oft sehen.
Ich habe mich mit allen an einen Tisch gesetzt und ihnen so hart es klingt gesagt, dass ich nun meine Ruge brauche. Das ich natürlich noch zu Besuch komme, ich mich aber mittlerweile wie ein Seelenmülleimer fühle und das sie sich nicht wundern müssen, wenn ich nich mehr jedes Mal den Anruf entgegen nehme.
Sie müssen den Weg ins Leben zurückfinden, doch ich muss es auch. Wenn wir nun anfangen andere ins Leben zurückzuführen, gehen wir nicht unseren eigenen Weg.
Setz Grenzen, sprich sie an. Klar wird deine Mama darüber traurig sein, aber tief im Inneren wissen, dass ich Forderungen Grenzen haben müssen und du dein eigenes Leben hast.

Alles Gute Wünsche ich dir auf deinem weiteren Weg.

LG,
Sarah
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  #27  
Alt 13.07.2012, 21:18
Aquintos Aquintos ist offline
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Ort: Krefeld
Beiträge: 109
Standard Mama kommt nicht mehr klar...

Hallo Ihr Lieben,

puh, da bin ich aber froh, daß es anderen auch so geht.
Ich dachte schon wieder, daß ich alles falsch mache oder falsch denke.

Fühle mich wie ein Egoist und merke gerade schon wieder wie ich Kiefernschmerzen bekomme (die habe ich nun ständig, weil ich Nachts oder Tagsüber mit den Zähnen knirsche wie bekloppt). Meine Knirschschiene vom Zahnarzt wird gerade einem Belastungstest unterzogen; jedenfalls Nachts. Tagsüber würde es blöd aussehen

Heute musste ich lange arbeiten, bin aber trotzdem noch zu Ihr gefahren.
1. Kommentar von Ihr "Ich habe Besuch". Aha.
Die Nachbarin war da; gerade aus dem Urlaub gekommen. Die 2 sitzen da und klönen und ich steh wie ein Depp daneben. Mein Gedanke war: Wieso sagt sie mir nicht Bescheid; dann hätte ich gar nicht "stören" brauchen....und hätte direkt nach Hause düsen können.

In der Tasche hatte ich eine Zeitschrift, die sie immer gerne liest (Kommentar: Was soll ich denn damit? Meinst Du, ich hätte nichts besseres zu tun?), 1 Brötchen (Kommentar: Ach, krieg ich wieder die Reste?). Ich hole mir Mittags schon mal Brötchen für die Pause; wenn ich nicht alles esse, nehme ich ihr das übrige mit. Sie isst es dann (normalerweise) gerne.
Die Nachbarin muss ja jetzt auch denken, ich füttere meine Mama mit "Resten".

Dann zwischendurch das Thema Rasenmähen.
Da es geregnet hat und alles nass war, haben wir es auf morgen verschoben (und so hat sie mich wieder bei sich....wie einfach).
Es gab aber noch den Nachtritt: "Schau mal wie schön der Gärtner das letztens gemacht hat. Da sieht man schon, daß das ein Profi gemacht hat. Und wie schön er letzte Wochen die Kanten abgestochen hat....."

Hm, ich bin kein Profi...aber ich versuche es halt. Stundenlanges Kantenabstechen habe ich hinter mir; eine autistische Arbeit ohne Sinn. Aber ich habe es gemacht. Aber..... alles nicht gut genug.
Morgen "darf" ich wiederkommen. Und den Rasen machen. Danke, Mama.

In 2 Wochen will sie die Nachbarn in ein Lokal zum Brunch einladen. Sie wollte wissen, ob ich mitkomme.
Ich habe "Nein" gesagt, weil ich mal einen Sonntag für mich brauche und mit den Nachbarn nicht viel am Hut habe.
Ihr Kommentar "Och, ich dachte Du kommst als mein PARTNER mit".

Dann fing es schon an, an meinem Hals zu "klopfen". Ich hatte Puls.

Egal was man sagt und tut...alles ist nicht gut genug. Dieses Gejammer und Geknatsche geht mir dermassen auf den Nerv.
Manchmal wünschte ich mir, ich hätte noch ein paar Geschwister...oder daß meine Mutter jemanden kennenlernt. Lange geht das nicht mehr gut.

Ich weiss, daß es ihr nicht gut geht; aber mein Kreuz ist nicht so breit, daß ich das alles auf Dauer aushalten kann.

Genug gejammert. Morgen ist ein neuer Tag.
LG
Aqui
__________________
Man sieht die Sonne langsam untergehen; und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #28  
Alt 15.07.2012, 16:00
lyra lyra ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aqui,
ich lese nun schon eine Weile mit-
bislang habe ich nur im Thema "Leberkrebs" geschrieben, da ich Angehörige/Hinterbliebene bin-
aber nun platzt mir langsam der Kragen.

Nein, nicht wegen Dir, sondern wegen des Verhaltens Deiner Mutter.
Ich würde es als völlig narzisstisch bezeichnen, was sie da abzieht und vermute, dass sie diese Persönlichkeitszüge auch früher schon hatte- nur da wird Dein Vater einiges "abgepuffert" haben. Vielleicht war es Dir auch gar nicht bewusst.

Überflüssig, Dir zu sagen, dass es mir leid für Dich tut, dass Dein Vater nun gegangen ist- ich bin überzeugt, dass Ihr Euch wieder sehen werdet und dass er auch jetzt bei Dir ist.

Nur: Du hast noch einiges an Leben vor Dir und es kann nicht Sinn und Zweck sein, dass Du Dir alle Energie absaugen lässt- das aber passiert anscheinend gerade.
Du musst nicht nur ständig verfügbar sein, nein, Du wirst auch noch bei jeder passenden Gelegenheit runter geputzt und scheinst nichts Recht machen zu können.
Unter dem Deckmäntelchen "einsame trauernde Witwe" manipuliert Dich Deine Mutter, um Dich dahin zu bekommen, wo sie Dich haben will.
Harte Worte?

Pass auf Dich auf
Liebe Grüße
Lyra

Geändert von lyra (15.07.2012 um 16:03 Uhr)
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  #29  
Alt 16.07.2012, 01:16
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen runter AW: Denkfehler?

Liebe Aqui und alle anderen Papa-/Mamasitter,

ich lese schon einige Zeit, was euch so alles passiert. Ich bin entsetzt und kann nur den Kopf schütteln, was euch da durch eure lieben Altvorderen zugemutet wird.

Ich bin selber verwitwet, nicht mehr ganz jung und habe zwei erwachsene Töchter. Auch ich hatte gewaltige Schwierigkeiten nach dem Tod meiner Frau vor 4 1/2 Jahren. Putzen, waschen, kochen, aufräumen, der ganze Papierkram. Dazu kommt ja das, was ich sowieso schon im und um das Haus herum immer getan hab.

Doch es wäre mir im Traum nicht eingefallen, damit meine Töchter oder deren Männer zu belämmern. Die haben doch ihr eigenes Leben mit Kindern, Haus, Beruf und was weiss ich. Ich war auch nicht ständig bei ihnen oder habe sie zu mir zitiert. Wozu? Ich bin 3 mal 7 alt und einigermaßen Herr meiner Sinne. OK, was nicht auf Anhieb geklappt hat, wurde dann halt erst im zweiten oder dritten Anlauf erledigt. Was ich heute nicht schaffe, bleibt auch mal liegen bis morgen.

Es sind meine Kinder. Sie haben natürlich in gewisser Weise auch Pflichten mir gegenüber und ich bestimmte Rechte. Doch umgekehrt wird genauso ein Schuh daraus. Sie haben gewisse Rechte und ich ebensolche Pflichten ihnen gegenüber. Dass sie mir zu Anfang gerne unter die Arme griffen, war OK. Doch irgendwann war damit Schluss. Nicht nur, weil es ihnen zu viel wurde, sondern auch weil ich das nicht auf Dauer wollte. Unser Verhältnis zueinander hat sich wieder normalisiert. Wenn einer den anderen wirklich braucht, so sind wir sofort füreinander da.

Natürlich hat sich unser Verhältnis verändert mit dem Tod ihrer Mutter und meiner Frau. Es ist ungleich intensiver als vorher. Doch jeder von uns braucht seinen Freiraum und ist ansonsten eigenverantwortlich.

Das hört sich jetzt ziemlich kalt und nüchtern an, ist jedoch das Ergebnis von vielen Gesprächen und Akzeptanz des jeweils Anderen und vielen nicht geschlafenen Nächten. Es war nicht einfach, das könnt ihr mir glauben, und so manches Missverständnis musste ausgeräumt werden. Aber das Ganze hat uns zusammen geschweißt, unser Verhältnis ist herzlicher und besser als je zuvor. Ich liebe sie und sie lieben mich. Da ist nichts kaputt gegangen. Im Gegenteil.

Man muss einfach miteinander reden und bereit sein, die Ansichten des Anderen zumindest zu verstehen. Meine Frau kann und darf und soll mir niemand ersetzen. Ginge auch gar nicht. Schon gar nicht durch meine Kinder (wollen sie auch nicht, wie denn?) und ich kann ihnen ihr Leben nicht diktieren. Menschen, die in dieser Situation so reagieren, wie ihr es beschreibt, waren nie selbstständig sondern schon immer abhängig gewesen. So leid es einem auch tun kann, dann müssen sie es halt jetzt lernen.

Das jetzt mal so von der anderen Seite, der Seite des Witwers, gesehen.


Euch allen liebe Grüße und viel Glück,

Helmut
__________________
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  #30  
Alt 16.07.2012, 09:05
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe aqui,

erstmal will ich


OK. Jetzt zum Thema.

Deine Geschichte erinnert mich ein wenig an das, was ich nach dem Tod meiner Mutter mit meinem Vater mitgemacht habe.

Ich habe damals lange überlegt, ob ich was sagen soll, habs jedoch gelassen, weil ich bei sowas auch immer SEHR (manchmal ZU) direkt bin und ich Angst hatte, mein Vater bekäme es in den falschen Hals.

Ich habe dann etwas anderes getan: Ich habe Fakten geschaffen.

Ich habe "einfach" aufgehört meine Termine und meine Pläne in die Mittagspausen und Nächte zu quetschen und sie statt dessen dahin gelegt, wo sie MIR passten. "Du kommst doch morgen wieder?" - "Nein ich muss zur Bank" / "Zum Sport" / "Bin auf einen Geburtstag eingeladen" / "muss endlich mal die Steuererklärung machen" usw. Wenn Du es Deiner Mutter erklärst, wird sie sicher verstehen, dass Deine Steuererklärung / der Geburtstag Deiner besten Freundin... auch wichtig sind... "Dich besuche ich dann morgen wieder" (man muss ja nicht gleich mit dem Kopf durch die Wand)
Außerdem habe ich meinen Vater animiert alleine vor die Tür zu gehen (ihm zB eine Konzertkarte geschenkt "Ich hab da keine Zeit, aber das klang so nett - und ich dachte bevor Du alleine zu Hause hockst, gehst Du vielleicht lieber da hin...?"



Bei "Ich kann dies und das nicht allein", habe ich nach Lösungen gesucht, die nicht beinhalten, dass ich alles mache...

Deine Mutter findet toll, wie der Gärtner den Garten macht? - Super. dann bestellt den doch gleich fest 4X im Jahr, der macht dann alles was anfällt - vielleicht findet sich auch noch ein Junge aus der Nachbarschaft, der zum Taschengeldaufbessern den Rasen mähen mag?

Deine Mutter weiß nicht, wie man tankt? - Na dann macht ihr zwei doch einen Ausflug. Geht in Ruhe zusammen tanken und Kaffeetrinken und Du zeigst und erklärst ihr in aller Ruhe wie das mit dem Tanken geht. Stehst einmal dabei, wenn sie es versucht - Beim nächsten Mal kann sies...


Ist natürlich kein Wundermittel, aber eine Art "Hilfe zur Selbsthilfe"... und mein Vater... ist inzwischen wieder verheiratet und ich kann mir nie merken wohin er als nächstes in Urlaub fährt... Rentner halt...

Viel Erfolg
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