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  #1  
Alt 31.05.2011, 22:11
sgruni sgruni ist offline
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Registriert seit: 31.05.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 6
Standard Adeno-Karzinom Stadium 4

Hallo an alle,

wir, mein Mann und ich, sind neu in diesem Forum.
Wir sind überhaupt neu auf diesem echt sch....Tripp!
09. Mai 2011: Diagnose nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom Adenokarzinom Stadium 4 mit zahlreichen Metastasen in den Lymphknoten. 27. Mai 2011: weitere Diagnose Metastasen im kompletten Beckenbereich.

Mein Mann ist 57 Jahre alt und vor 5 Wochen war die Welt für uns noch in Ordnung. Für ihn ist sie, ausser dass es ihm echt schlecht geht, immer noch in Ordnung. Für ihn ist es, glaube ich zumindest, ein kurzer Aufenthalt und danach ist alles wieder vorbei und vergessen.
Ihm gehts für sich gesehen auch gut. Er ist vollgepumpt mit Morphin und bekommt seinen Tag nur halblebig mit.

Ich habe schon bald keine Tränen mehr. Ich bin total überfordert mit der ganzen Geschichte.
Ich weiss eigentlich nur, dass es meinem Schatz richtig dreckig geht.
Ich habe solche Panik, wie es ihm geht. Aber auch, wie es mit uns weiter geht.

Vor 5 Wochen wollten wir den Kaufvertrag für unseren absoluten Traum Harley Davidson unterschreiben. Das Bike, das wir kaufen wollten, hat uns einer vor der Nase weggeschnappt.
Heute brauchen wir, glaube ich keines mehr.

Ich habe solche Angst, dass ich meinen Mann verliere. Ich habe noch überhaupt keine Ahnung über diese Scheiss-Ding auf seiner Lunge.
Ich habe solche Angst selbst zu versagen und es nicht auf die Reihe zu bringen, die Familie zu ernähren.
Ich habe solche Angst, was uns das alles bringt, wie es mit dem Leben von ihm weitergeht, wie es finanziell mit uns weitergeht.
Ich habe solche Angst.....

Letzten Dienstag hatte er seine erste pallitative (schreibt man das so?) Chemo. Am Freitag durfte er nach Hause. Er bekam am Samstag dann 38° Fieber und am Sonntag nachmittag wurde er wieder ins Krankenhaus gebracht. Starke Schwächung der Nieren und das Blutbild war katastrophal. Ich bin die Nacht über bei ihm geblieben. Er bekam unzählige Infusionen, darunter waren auch zwei Blutkonserven.
Heute ging es ihm wieder etwas besser. Er konnte sogar auch mal aufs clo gehen.

Mich macht es wahnsinnig keine genauen Angaben zu bekommen. Was ist normal nach einer Chemo, ab wann muss ich mir echt Gedanken machen, ob er nun genau in diesem Moment sterben wird. Wird er überhaupt jetzt sterben müssen....
Ich will es nicht!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Ich bin vor kurzem befördert worden in der Firma. Morgen beginne ich mein neues Aufgabengebiet. Ich weiss nicht, wie ich die nächsten Tage verbringen soll und mich neu einarbeiten soll, wenn ich ständig die Sorge habe, dass es meinem Mann so richtig, richtig schlecht geht.
Mein Mann hatte immer Frühschicht und war immer um 13.00 Uhr zu Hause. Es war so angedacht, dass er mir den Rücken frei hält, so dass ich in Ruhe meiner Tätigkeit nachgehen kann.
Jetzt braucht er mich und ich habe keine Zeit für ihn!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich weiss nicht, wie ich das alles unter einen Hut bringen soll.

Am 09.06. beginnt die Bestrahlung an den Beckenknochen, eine Woche danach schon wieder die nächste Chemo. Wird das gutgehen? Wird überhaupt alles gutgehen?

Bitte, ich brauche Antworten, Antworten, Antworten

Liebe Grüße an das World Wide Web
sguni
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  #2  
Alt 01.06.2011, 16:00
waiti waiti ist offline
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Beiträge: 26
Standard AW: Adeno-Karzinom Stadium 4

Hallo meine Liebe,
ich kann dir so nachfühlen, ich weiß auch das alle gutgemeinten Worte dir im Moment nicht viel weiter helfen. Am Anfang denkt man, die Welt bricht zusammen, ich sehe keinen Ausweg alles stürzt zusammen, unser - mein Leben, finanzielle Ängste alles ist anders.
Aber wir können nichts machen. Die Tränen, die wir vergießen in rauhen Mengen u. es werden auch später wieder Tränen fließen, können nur in gewisser Weise unsere Seele reinigen. Es muß einfach raus, weine ruhig, das befreit die Seele. Vor deinem Mann wirst du es sicherlich nicht tun.
Die Krankheit frisst auch uns auf, macht uns krank.
Du willst sicherlich etwas aufmunterndes hören, das es Hilfe gibt. Ja vielleicht gibt es die, die Hoffnung hat jeder am Anfang. Momentan kann ich dir nicht weiterhelfen, bin selber gerade in einem tiefen Loch, vielleicht hast du Zeit gehabt auch andere Geschichten zu lesen. Meinem Mann geht es seit heute auch nicht gut. Und wir hatten am Anfang auch soviel Hoffnung gehabt.
Ich habe auch Angst. Jetzt bin ich soweit, daß ich ihm wünsche, er soll nicht mehr so viel Leiden.
Vielleicht höre ich noch von dir.
LG Kerstin
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  #3  
Alt 01.06.2011, 16:12
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Adeno-Karzinom Stadium 4

Liebe Sgruni,
es tut mir so leid, was Euch passiert!!!
Das ist so eine grauenhafte Situation und gerade am Anfang ist der Schock so groß, das Gefühl, in einem unglaublichen Albtraum gefangen zu sein, das Gefühl der totalen Überforderung...

Leider habe ich auch keine wirklichen Antworten für Dich! Diese Scheixx Krankheit ist so individuell, dass jeder Krankheitsverlauf anders sein kann. Insofern können Dir die Ärzte auch keine genauen Angaben machen, sie wissen es einfach nicht...
Es gibt Fälle (hier im Lungenkrebs-Forum z.B.), die mit ähnlicher Diagnose schon Jahre mit halbwegs guter Lebensqualität leben.

Schlechtes Blutbild nach der Chemo ist leider ziemlich normal... Blutkonserven sind da das Mittel der Wahl. Bekommt er eine Cisplatin-Chemo? Die kann sehr auf die Nieren gehen - da ist es wichtig, dass genügend gespült wird und am besten auch selbst sehr viel trinken.

Ich selber habe die Erfahrung gemacht, dass es am besten geht, nicht zu weit in die Zukunft zu schauen, sondern sich auf den jetzt-Zustand zu konzentrieren. Schauen, was heute geht, was heute ansteht.

Ich kann natürlich nicht beurteilen, wie die berufliche Situation bei Dir ist - aber ich würde empfehlen, das im Job offen zu sagen, was los ist. Du wirst sicher nicht voll einsatzfähig sein und es wäre gut, wenn Deine Umgebung dafür Verständnis haben kann. Vielleicht besteht auch die Möglichkeit, Dich krank schreiben zu lassen? Ich habe selber den Zwiespalt zwischen anspruchsvollem Job und Pflege meiner krebskranken Mutter sehr massiv erlebt...

Und eine Erfahrung die ich (und viele andere auch) gemacht habe: Irgendwoher kommt die Kraft, um diese ganze furchtbare Situation durchzustehen!

Ich wünsche Euch alles Gute!
Anja
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  #4  
Alt 02.06.2011, 19:11
sgruni sgruni ist offline
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Registriert seit: 31.05.2011
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Beiträge: 6
Standard AW: Adeno-Karzinom Stadium 4

Hallo ihr beiden,

vielen Dank für eure Anteilnahme.
Ich kann mir schon denken, dass es hier im Forum allen echt mies geht. Dem einem mehr, dem anderen weniger.

Für mich war heute ein richtiger Glücksmoment. Mein Mann ist aus dem Bett aufgestanden und ganz alleine auf die Toilette. Er ist vollkommen klar im Kopf und man kann sich wieder richtig mit ihm unterhalten. Wenn es ihm soweit gut geht, geht es mir auch besser und ich kann wieder klarere Gedanken fassen.

Wir möchten weit in die Zukunft schauen, denn nur so können wir einigermaßen damit umgehen.
Heute jedenfalls hat er schon wieder begonnen zu meckern. Das macht er sehr gerne, um seine Umwelt zu schockieren Ich hätte ihn knutschen können, bis er noch blasser wird.
Trotzdem bin ich mit voller Verzweiflung dabei, ihm klar zu machen, dass er unbedingt den Sauerstoffschlauch in die Nase machen muss und dass er etwas essen muss, auch wenns gar nicht schmeckt. Was macht er: trotzt wie ein kleines Kind.

Ich danke euch, für eure Worte. Sie haben mir doch sehr geholfen.

Liebe Grüße aus Stuttgart
Iris
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  #5  
Alt 03.06.2011, 19:00
Tiina Tiina ist offline
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Beiträge: 676
Standard AW: Adeno-Karzinom Stadium 4

Liebe Iris,
das ist doch schön, dass es Deinem Mann gestern besser ging!

Das kenne ich auch noch - wie extrem die eigene Verfassung von der des Kranken abhängt...
Leider ist es sehr schwer, weit in die Zukunft zu planen - ich verstehe absolut, dass das schwer ist, aber ich glaube es ist wirklich die beste Variante, sich auf den heutigen Tag zu konzentrieren und alles positive zu genießen, was da ist.

Ich wünsche Euch, dass die Behandlungen gut anschlagen und er weiter motzt... (vielleicht ohne die Trotzanfälle...)

Alles Liebe,
Anja
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  #6  
Alt 05.06.2011, 12:38
sgruni sgruni ist offline
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Standard AW: Adeno-Karzinom Stadium 4

Liebe Anja,

ich glaube, er hat seine erste Chemo mitsamt allen Nebenwirkungen soweit überstanden. Er ist nun wieder bei mir zu Hause.
Meckernd, wie eh und je.

Er hat so Probleme mit seinen Geschmacksnerven. Alles was so richtig ungesund ist, möchte er für seine Verhältnisse in rauhen mengen zu sich nehmen.
Das ist gerade sein einziges Problem, das er für sich sieht. Das Essen!
Er war vor dem Krebs-Zeitalter schon leidig, wenn er kein Essen bekommen hat. Dieser Zustand hat sich, glaube ich ziemlich erhärtet.

Auch das werden wir überstehen.

Ich heule euch hier die Ohren voll und vergesse ganz, dass es euch auch nicht so richtig gut geht. Tut mir leid

Grüße aus Stuttgart
Iris
__________________
Liebe Grüße aus Stuttgart
Iris
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  #7  
Alt 05.06.2011, 17:54
silverlady silverlady ist offline
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Beiträge: 1.974
Standard AW: Adeno-Karzinom Stadium 4

hallo Iris

während der Chemo verändert sich der Geschmack ganz erheblich.

Wenn dein Vater Gelüste auf irgendetwas hat dann gebt es ihm. Er braucht noch jedes Kilogramm um die Behandlung durch zu stehen.

Lasst ihm seinen Willen was das Essen betrifft. Im Gegenteil, seid froh das er essen mag.

silverlady
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  #8  
Alt 07.06.2011, 10:04
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Adeno-Karzinom Stadium 4

Liebe Iris,
gut, wenn er seine erste Chemo erstmal so halbwegs überstanden hat!

Ich denke auch, dass es gut ist, wenn Dein Mann alles isst, was er mag.
Bekommt er auch Cortison? Das regt den Appetit auch sehr an.
Durch die Chemo verändert sich oft aber auch das Geschmacksempfinden, so dass es schwierig wird mit dem Essen, auch kann es Durchfall und Erbrechen geben - insofern sollte man die "guten Zeiten" nutzen, gesunde Ernährung ist da nicht so wichtig...

Ich wünsche Euch eine möglichst gute Zeit zu Hause!
Alles Liebe,
Anja
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  #9  
Alt 13.06.2011, 22:02
sgruni sgruni ist offline
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Beiträge: 6
Standard AW: Adeno-Karzinom Stadium 4

Erst mal Hallo an alle,

unsere "Zu-Hause-Zeit" war sehr kurz. In der Zwischenzeit war mein Mann nun das 3. Mal im Krankenhaus.
Er fängt sich so ziemlich jede Infektion ein, die man bekommen kann.
Letzten Samstag kam dann noch eine Lungenentzündung und Nierenversagen dazu.
Wieder einmal dachte ich, dass es das letztemal ist, dass ich ihm eine Gute Nacht wünsche.
Die Ärzte haben auch eine Dialyse und künstliche Koma zur Intubation in Erwägung gezogen. Mein Schatz hat sich mit allem was er noch in sich hat, dagegen gewehrt.
Heute geht es ihm in soweit wieder besser, dass er zumindest die Kraft zum Meckern wieder hat.
Früher hätte ich ihn hinter die Tapete kleben können, wenn er so motzig war. Heute könnte ich ich dafür knuddeln. Wie sich doch alles ändert

So ganz langsam komme ich auch von dem Gedanken des Super-Gaus weg. Ich habe nicht mehr so sehr das Gefühl, dass er gleich im nächsten Moment sterben wird. Woran das liegt? Keine Ahnung!

Im Moment mache ich mir Sorgen darüber, dass die 2. Chemo nicht begonnen werden kann, da sein Allgemeinzustand doch eher schlecht ist.
Auch mit dem Essen habe ich mich so einigermaßen zurechtgefunden. Er hat ziemliches Übergewicht. Eine Ärztin sagte mir diese Woche: sein Übergewicht kann ihm noch sehr lange das Leben retten!
Das ist doch mal eine Aussage, an der man sich echt festhalten kann.

Ich muss mich auch noch daran gewöhnen, dass ich die Ärzte mit meinen Fragen löchere. Wir sind nun seit 5 Wochen Dauergäste in der Klinik. Ich komme mir dabei aber manchmal richtig dumm vor, weil ich manchmal immer dasselbe frage. Gefallen mir die Antworten nicht, oder verstehe ich es einfach nicht?
Mein Mann interessiert das alles überhaupt nicht. Das macht mich rasend. Ich lese und lese! Und wenn ich ihm dann von irgendwas erzähle, oder ihm Ratschläge geben möchte, blockt er nur ab. Ich muss aber auch fairerweise zugeben, dass er in letzter Zeit durch das Morphin auch ziemlich daneben war.

Wie geht es euch allen?
__________________
Liebe Grüße aus Stuttgart
Iris
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