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  #1  
Alt 19.10.2003, 19:03
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Standard Erlöst?!

Hallo ihr alle,
eigentlich hab ich mir insgeheim gewünscht, nie in diesem forum schreiben zu müssen. auch hab ich nicht recht nen thread gefunden, wo ich so schreiben kann.ich weiss aber, alle die hier sind werden es gut kennen und verstehen, ich muss es mir einfach von der seele reden.
hier mal meine geschichte:
mein papa ist im märz 2002 an lungenkrebs erkrankt. nach chemotherapie wurde er operiert und kam zur reha.bis dahin gings eigentlich "ganz gut2 wie man so schön sagt. dann stellte man metastasen in der leber fest.bestrahlung und erneute chemo folgten. die tage wo es ihm gut ging wurden immer weniger. vor 4 wochen war meine mama und ich im krankenhaus und wir sind im gang spaziereen gegangen. er hat sogar noch bissl gewitzelt mit uns. abends aß ich garade abendbrot mit meiner mama und wollte grad nach hause, und wir wollten nur noch mal papa anrufen und ihm wie jeden tag eine gute nacht sagen. da war er am tel., konnte kaum reden und hatte nur geröchelt, dass es ihm ganz schlecht gehen würde. wir sind sofort wieder raus gefahren zu ihm. er lag im bett und konnte nix weiter sagen. wir waren ne gute stunde da, bis er schlief. von da an ging es rapide bergab. er wurde in ein einzelzimmer verlegt und man sagte uns, er hätte eine bronchitis.
er bekam solche schmerzen, dass er eine permanente morphiumpumpe angeschlossen bekam. 0,2 ml. und noch ne pumpe für die lunge.
jedenfalls ist er . er bekam dann eine luftmatratze, wegen dem aufliegen. die schmerzen wurden immer stärker und er war nur noch ca.3-4 x am tag bei sinnen. meine mama hat sogar teilweise im kh übernachtet.ich hab dann die tagschicht gemacht, weil es nervlich für uns auch kaum noch zu schaffen war. und trotzdem haben wir gehofft, das es wieder wird. vor 2 wochen hat er noch bissl was gegessen und seit 1 woche nix mehr. manchmal war er klar und manchmal hat er wirr gesprochen. wir standen stundenlang am bett. er ist total abgemagert. er war so ein lebenslustiger, atttraktiver mann. es is einfach wahnsinn, wenn man mit ansehn muss, wie ein über alles geliebter mansch immer mehr verfällt.
er hatte letzte woche vor schmerzen immerzu hilfe geschrien und wir konnten nix machen. wir haben nur gehoftt, dassesendlich vorbei sein wird.
am samstag, den 18.10.03 ist er dann eingeschlafen,leider waren wir da grad nicht da. ich hoffe dass er nicht unter schmerzen von uns gegangen ist.morgen müssen wir alles erledigen.ich weiss nicht, wie ich das alles in zukunft schaffen soll. ich muss auch stark sein für meine mama.ich weiss auch das mit niemand helfen kann. viele freunde wollen mit dem tod nix zu tun haben.
ich hab mein tel. ausgemacht, dass mich ja niemand anruft. ich will mit niemanden reden. ich hab nen horror morgen auf die arbeit, wo mich alle ansprechen werden. meine mama weint viel. ich konnte nur bissl weinen bis jetzt. aber das wird bestimmt noch kommen. als ich meinen papa zum letzten mal gesehen habe am mittwoch, hab ich ihm gesagt, dass ihn ihn ganz doll lieb habe, immer!!!! und ihn 3x auf die wange geküsst. ich hoffe er hat es gemerkt. ich kann jetzt nicht mehr schreiben, da ich jetzt ganz doll weinen muss.

liebe grüße candy
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  #2  
Alt 19.10.2003, 19:24
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Standard Erlöst?!

Liebe Candy,
ich habe meine Mama am 18.September verloren. Am Ende gleichen sich die Krankengeschichten doch immer sehr. Ich kann auch immer noch nicht so viel weinen. Wundere mich, wie gut ich eigentlich klar komme. Ich habe ein kleines Baby, das lenkt sehr sehr ab! Wenn ich mal Zeit habe dann hänge ich den Erinnerungen nach und das tut weh. Ich vermisse meine Mama dann schrecklich!! Kann mir kaum vorstellen wie ich nun mein ganzes Leben ohne sie weitermachen soll..
Was mich tröstet, und vielleicht ja Dich auch, ist einfach, daß sie nicht merh so leidet. Meine Mama wollte leben! Aber ich denke, hätte man sie gefragt, ob auch unter diesen Umständen , sie hätte wahrscheinlich gesagt:so nicht! Sie konnte auch zum Schluß kaum reden, hat fast nur geschlafen. Wir wußten noch nicht mal ob sie Schmerzen hatte oder Angst. Es war schrecklich. Sie nicht mehr so leiden zu sehen tut mir gut! Ich muß nur leider jetzt auf sie verzichten. Aber dort wo sie nun ist wird es ihr besser gehen. Hier war nicht mehr der richtige Platz für sie, trotzdem wir alle hier sind. Ich hoffe und will glauben, daß wir uns irgendwann wiedersehen. Ich liebe sie sehr!
Vielleicht helfen Dir ein paar Bücher über das Leben danach! ??
Mir tat es gut etwas darüber zu lesen. Z.B von Dr Kübler-Ross.
Liebe Grüße
Meli
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  #3  
Alt 19.10.2003, 20:01
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hallo candy,

ich kann dich so gut verstehen, mein papa ist im july 2003 gestorben, auch an lungenkrebs. es tut mir so wahnsinnig leid für dich.
ich sage mir auch immer das es besser für meinen lieben papa war. er mußte auch so leiden, ich würde jetzt mal behaupten nicht so sehr wie dein papa...mein papa hat nie darüber gesprochen...die letzten 2 wochen ging es ihm so schlecht, so wie auf knopfdruck. der krebs hatte auch noch seine leber befallen. er konnte auch nicht mehr liegen , er hatte auch so schmerzen. ach man ich könnte so schreien, weil ich so wütend und traurig bin.
ich fühle voll mit dir.
als mein papa von uns gegangen ist, waren wir 2 monate nur mit den ganzen formalitäten beschäftigt, ich habe zwar getrauert, aber ich war abgelenkt mit dem ganzen papierkram der auf uns zu kam. jetzt sind wir mit allem fertig, und ich muß sagen es geht mir beschi..en...ich könnte nur heulen, mich verkriechen...ich will ihn zurück...
aber so hart wie es ist, da müssen wir durch. und das schaffen wir auch, irgendwie.
dein papa ist jetzt endlich erlöst, er hat jetzt seine ruhe und seinen frieden und keine schmwezen mehr, ihm geht es bestimmt gut.
das buch von der Dr Kübler-Ross kann ich nur empfehlen.

mein beileid für dich, und ich drück dich ganz fest.
in gedanken bei dir
tina
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  #4  
Alt 20.10.2003, 08:16
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Standard Erlöst?!

Liebe Candy,

mein Vater ist im Febr. 2002 erkrankt und im Dez. 2002 gestorben. Ich kann so gut nachempfinden wie es dir geht. Es tut mir von herzen leid, dass ich alle diese furchtbare zeit durchmachen mußtet. am anfang konnt ich auch nicht viel weinen. alle dachten, mensch ist sie tapfer. aber das bin ich gar nicht. der gang zu arbeit ist mir auch schwer gefallen. aber eigentlich haben mich alle ziemlich in ruhe gelassen. sie kamen, haben mich einfach nur in den arm genommen und ich konnte nichts sagen. sie waren sehr verständnisvoll, auch in der zeit, als mein papa so krank war.
es ist eine schwere zeit und den einzigen trost, den man hat, ist das unsere lieben jetzt keine schmerzen mehr haben. ich denke in dieser schweren zeit an dich und hoffe du meldest dich hier, wenn du dir einfach mal alles von der seele schreiben willst. mir haben hier alle sehr geholfen.

ich drücke dich und bin im herzen bei dir.

ein stiller gruß
anja.w
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  #5  
Alt 20.10.2003, 21:04
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Standard Erlöst?!

liebe meli,tina und anja

vielen Dank für eure tröstenden worte. hab den arbeitstag heute gut überstanden. die waren alle nett zu mir und versuchten sich so normal wie möglich zu verhalten. irgendwie ist es heute komisch. warscheinlich weil ich es nicht an mich ran lassen wil, dass mein lieber papi nich mehr da sein soll.nie wieder ??????
mir kann sicher keiner ratschläge geben, wie es weiter gehen soll oder wie man das am "besten"schafft. das wird sich bei mir auch später zeigen denk ich.ich weiss auch nicht, ob ich mich trösten soll mit den worten" jetzt hat er keine schmerzen mehr und muss nicht mehr leiden". ich könnt aber auch sagen " er war erst 61 und wollte sein leben endlich geniessen. er ist aus dem arbeitsalltag rausgerissen worden , WARUM???? welche fragen sind richtig???
hab mir übrigens auch das buch bestellt, das ihr empfohlen habt. mal schaun wie ich es lese.

so ganz liebe grüße.

ciao candy
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  #6  
Alt 21.10.2003, 15:33
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Standard Erlöst?!

Liebe Candy,

welche Fragen richtig sind, kann dir wohl keiner beantworten. Und es gibt hier auch kein Richtig oder Falsch - es sind deine Gefühle und die müssen raus.

Ich habe im Juli 1999 meinen Dad verloren - er hat gerade seinen 57. Geburtstag noch erlebt. Und glaube mir, so sehr ich ihm gegönnt habe, dass er von seinen Leiden erlöst wurde, so sehr habe ich ihn dafür gehasst, dass er mich allein gelassen hat. Denn ich habe diesen Mann geliebt und verehrt und habe nicht nur meinen Dad, sondern gleichzeitig meinen allerbesten Freund verloren. Ich fühlte mich plötzlich wie ein kleines verlassenes Mädchen, das nicht wußte, wie es weitergehen soll. Dabei mußte es weitergehen, denn da war ja noch meine Mama, die nach über 30 Jahren ihren Mann verlor.

Wir wußten bereits Wochen vorher, dass mein Dad sterben wird - er hatte Prostatakrebs, wurde falsch behandelt (Laser-OP statt Total-Op und der Scheiß hat gestreut), hat noch zahlreiche Chemos und Bluttransfusionen über sich ergehen lassen und trotzdem über die Hälfte seines Gewichts abgenommen, weil er irgendwann nichts mehr essen konnte. Irgendwann war dann das gesamte Skelett befallen und dass es keine Heilung mehr gab, wußten wir alle.

Und wir alle haben ihm ab einem bestimmten Punkt einfach nur noch gewünscht, dass sein Leidensweg aufhört und er keine Schmerzen mehr haben soll. Denn ihn so leiden zu sehen, hat mir das Herz gebrochen. Als er dann aber gestorben ist, waren da eben plötzlich ganz andere Gefühle und glaube mir, so wirklich begreife ich es auch heute noch nicht, dass er nicht mehr lebt.

Ich habe ein Jahr lang Nacht für Nacht von ihm geträumt - aber immer nur von ihm während seiner Krankheit und ich hab irgendwann wirklich geglaubt, ich muß mir professionelle Hilfe suchen, wenn es nicht besser wird. Ab seinem ersten Todestag ging es dann aber langsam besser und heute kann ich einigermaßen mit dem Verlust leben. Aber auch nach über vier Jahren gibt es noch Momente, wo er mir schrecklich fehlt und wo ich seinen Rat brauchen könnte. Nun besteht bei mir der Verdacht auf beginnenden Krebs und nun werde ich eben für zwei kämpfen, denn diese scheiß Krankheit soll mich nicht auch noch kriegen.

Unterm Strich nur soviel: Finde deinen eigenen Weg, mit deiner Trauer umzugehen. Sei wütend auf deinen Dad, wenn es dir hilft und wenn dir in manchen Momenten einfach danach ist. Es wird Momente geben, da gönnst du ihm dann auch seinen Frieden. Es wird sicher noch einige Zeit ein Gefühls-Auf-und-Ab sein und das ist völlig normal. Wichtig ist nur, dass du deine Trauer zuläßt. Nur so wirst du mit dem Verlust irgendwann umgehen können. Und das braucht einfach ganz viel Zeit.

Ich wünsche dir die Kraft, die du jetzt brauchst.

Einen lieben Gruss,
Biggi
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